PORTFOLIO 2018 - 2020 Tobias Rüetschi - Zürcher Hochschule der Künste
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Links erste Performance Snippet 1 erste Performance Snippet 2 erste Performance Snippet 3 zweite Perfomance Snippet Pure Data Screenshot Quarantine Drones (2020) ca. 90 Minuten, Live-Stream Performance, Pure Data Patch, Node.js Server, Java- Script Quarantine Drones ist eine konzeptionelle Weiterführung meiner Arbeit Harsh Noise Pillows, welche ich Aufgrund des COVID-19 Lockdowns nie öffentlich aufführen konn- te. Mit Quarantine Drones transponiere ich die partizipativen und kollaborativen As- pekte meiner Kissen-Performance in den virtuellen Raum und reagiere gleichzeitig auf Regler-Seite Screenshot, Version 1 für kapsel.space die neu entstehende Livestream-Konzertkultur, um mit den Parametern zu spielen, die ein solches virtuelles Konzert ausmachen. Die Performance dauert 90 Minuten und besteht aus einem Livestream und einer Website. Sobald die Website aufgerufen wird, wird ein Drone (ein sich immer wieder wiederholender Klang) generiert, der sich mit Hilfe der zwölf Regler, die auf dieser Seite angezeigt werden, verändern lässt. Die Klänge, die so mit Hilfe eines Pure Data Patches auf meinem Computer generiert werden, sind in Echtzeit im Live-Stream zu hören. Um herauszufinden, welchen Drone man nun kontrolliert, muss man mit den Reglern interagieren und genau zuhören, was sich verändert. So entsteht ein kollabo- ratives Stück, dass sich mit der Zeit und der von der Teilnehmer*innen immer grösser werdenden Regler-Expertise entwickelt. Die Uraufführung fand am 10.4.2020 auf kapsel.space statt, eine zweite Performance fand am 1.5.2020 für die digitale Instagram-Ausstellung bildimbildimbild statt. Regler-Seite Screenshot, Version 2 für bildimbildimbild 3 4
Links Performance Snippet Harsh Noise Pillows, 2020, Ansicht Künstlerhaus Bregenz, Foto: S. Lendenmann. Harsh Noise Pillows (2020) ca. 50 Minuten, Live-Performance, acht Kissen, gefüllt mit Styroporkügelchen und präpa- riert mit Piezo-Tonabnehmern, Pure Data Patch, zwei bis vier Speaker Harsh Noise Pillows probiert die hierarchische und konservative Natur der Konzert- situation aufzubrechen, in dem ein alternatives Konzertsetting erschaffen wird. Dabei wird der Fokus von der performenden Person auf das klangerzeugende Materia ver- schoben und die Zuhörer*innen werden eingeladen, am ‚Spielen der Musik‘ teilzuneh- men. In Harsh Noise Pillows orchestrieren Künstler, Kissen und Besucher*innen gemein- sam ein ambient noise Konzert, dabei werden die Kissen zu Instrumenten. Jedes Kissen ist mit Styroporkügelchen gefüllt und durch ein Kontaktmikrophon mit einem selst programmierten Granular-Synthesizer verbunden. Mit dem Synthesizer werden die Audiosignale verfremdet und eine Klangkulisse geformt. Währenddessen ist das Publikum eingeladen, mit den Kissen im Raum zu interagieren. Jede noch so kleine Berührung des Kissens erzeugt ein Geräusch, das dann Teil vom ganzen Stück wird. Die Zuhörer*innen werden durch das unkonventionelle Konzert-Setup motiviert, sich frei im Raum zu bewegen, das Klangerlebnis mitzugestalten indem Normen und un- geschriebene Regeln einer normalen Konzertsituation aufgebrochen und reflektiert werden. 5 6
Links Videodokumentation Still aus der Videodokumentation Jamming With My Bubble (2019) ca. 20 Minuten - Pure Data patch, durch ein Python-Script gesteuert, Video- Performance Ein mit der Programmiersprache Python geschriebener Bot scrollt durch meinen persönlichen Instagram Feed und benutzt die verfügbaren Daten (Farbinformationen, Textlänge der Beschreibung, Anzahl views oder likes), um einen digitalen, mit Pure Data programmierten Synthesizer zu steuern. Währenddessen probiere ich, mit meinem Bass auf die Klänge zu reagieren, und kreiere so in Zusammenarbeit mit meiner Social-Media Bubble ein Musikstück. Die Arbeit ist ein Versuch, die digitalen Informa- tionen in eine körperlich-sinnliche, akustische Erfahrung zu übersetzen um unseren Datenkonsums spielerisch zu reflektieren. Die Performance lässt mich so anders mit Instagram umgehen, als von der Platform ei- gentlich vorgesehen. 7 8
Links Performance Snippet Visuals: Tobias Rüetschi Live-Performance This Way, We Must Come Together (2018) ca. 30 Minuten, Live-Performance mit Visuals This Way, We Must Come Together ist eine experimentelle Neuerzählung der antiken Sage von Narziss und der Nymphe Echo für das Kunstfestival DAS RICHTFEST in Radolfzell (DE). Das Projekt enstand in Kollaboration mit David Nägeli. Die Arbeit erschafft mit einer verspielt ironischen Rhe- torik einen Link zwischen der Utopie des antiken Griechenland und einer durchtechnologisierten Zukunftsvision der Silicon Valley-Predigern, in dem sie ein auf einem Baustellen-Altar platziertes Amazon Echo Device die antike Fabel erzählen lässt, begleitet von einer aus diversen Samples kreierten, von dem im Internet entstandenen Genre Vaporwave inspirier- Visuals: Tobias Rüetschi ten Soundscape. 9 10
Links Online Part des Zines Render eines Fahrstuhls einer Mall Eto, (2019) Zine, 148x210 mm, Auflage von 20, Website Das Zine Eto, (jp., ein Verzögerungslaut, im Deutschen üblicherweise mit äh, ähm oder mhh, übersetzt) beschäftigt sich mit Kommunikation und öffentlichen Räumen in Tokyo. Es entstand im Rahmen einer Kollabora- tion zwischen der Zürcher Hochschule der Künste und der Polytechnic University of Tokyo. Das Zine setzt Fotografien von Kaho Yanagi, Mischa Schlegel und Rintaro Kurotaki mit 3D-Renders von mir in einen Dialog und wird erweitert durch eine Website, die den Entstehungsprozess und die Kommunikation zwischen den Student*innen von Zürich und Tokyo reflektiert. Auf meinen Rendern zeige ich öffentliche und halb-öffentliche Räume in Tokyo, die zwar ein extrem grosses Kommunikationspotential haben, dieses wird aber aufgrund kulturell bedingter Verhaltensetiketten nie augeschöpft wird. Die surrealle Stimmung, die an diesen Orten ensteht, Zine Eto, verstärke ich, in dem ich die Szenen grösstenteils untexturiert lasse. Die Verbindung zu den Fotografien ensteht hierbei durch die von den Foto- graf*innen gewählten Konzepte, die immer mit Kommunikation zu tun haben. Kommunikation war auch auf Grund der Sprachbarierre ein Thema, das automatisch unser Werk einfärbte. Das Layout sowie der Titel des Zines sind eine Reflektion dieser Kommunikation in der Gruppe. Das Wort Eto, sowie dessen deutsches Equivalänt ähm, tauchte während des Layou- ting, des Betrachtens und Besprechens der Fotos immer wieder auf und wurde darum als passendster Titel fur unser Zine uber Kommunikation ausgewählt. Die Website, die ich zum Zine programmiert habe, setzt die Bilder aller Beteiligten bei jedem Besuch in einen zufälligen Dialog mit- einander, genau so wie dies von uns auch am Anfang des Entstehungs- prozesses getan wurde. Render der Tokyo Metro 13 14
Links ORB Bildschirmaufnahme ORB Installation-Test ORB Installation-Mockup ORB Installationstest ORB Mockup ORB (2018) Unity App, programmiert in C#, ein bis drei Flatscreens, Grösse variabel Ein schwebende, digitale Kugel, die sich konstant dreht und verformt. Die Stärke und Frequenz der Verformung wird von einem Script kontrolliert, das in Echtzeit Tweets sammelt und diese zu einer von Google kreierten künstlichen Intelligenz schickt, die einen toxicity- und profanity-Wert für jeden Textinhalt kalkuliert. Dieser Mechanismus verändert die Parame- ter, bzw. den Grad der Verformung der Kugel, wobei die Häufigkeit ankom- mender Tweets die Anzahl ihrer Umdrehungen bestimmt. Die Stichworte, nach denen das Script die Tweets durchsucht, bleiben verborgen, damit die Zuschauer*innen den ‚free-for-all‘-Diskurs, der online herrscht, in ei- ner abstrakten Art erfahren können. Die App kann auch als Tool genutzt werden, um Stimmungen zu gewissen Themen gezielt und experimentell zu erforschen. ORB in Aktion 15 16
Links Installation Setup Online Version, funktioniert am besten auf Browser, die Autoplay unterstützen Standalone Version, Screenshot Browser-Version, Screenshot Down The Rabbit Hole (2018) Python-Script auf Raspberry Pi, Flatscreen (standalone), JavaScript (Web- browser Version) Ein Ansatz, den YouTube-Algorithmus auszutricksen und Licht in die di- gitale Obskurität zu bringen. Den Betrachter*innen bleibt keine Möglich- keit zum Eingreifen, während ein Script zufällig für sie ein trending video der YouTube Homepage auswählt. Das Script klickt sich dann durch die related videos und wählt immer das Video aus, das die wenigsten Clicks hat. Man kann zuschauen, wie die Videos im Zehn-Sekunden-Takt vorbei- zappen, und bevor man es realisiert, findet man sich in den verborgensten Winkeln der YouTube-Subkulturen wieder. Erreicht das Script ein Video mit weniger als 20 Klicks oder bleibt es in einem Loop hängen, fängt das Ganze wieder von vorne an. 17 18
ARTIST STATEMENT Mit meiner künstlerischen Praxis positioniere ich mich an der Schnitt- stelle zwischen Musik und Fine Arts. Dafür nutze ich verschiedene Me- dien wie Installation, Performance, Video und Coding. In meinen Arbeiten beschäftigte ich mich mit Sound als Medium sowie mit Musik als ge- sellschaftlichem Phänomen. Meine Fragestellungen kommen aus mei- ner eigenen Erfahrung als Musiker. Mit meiner Praxis thematisiere ich soziale Muster und konventionelle, unzeitgemässe Verhaltensweisen in der Welt der Musik um diese sichtbar zu machen. Ich will dabei die Art hinterfragen, wie wir Sound und Musik generieren, rezipieren und welche Rolle diese spielt. Zu diesem Zweck experimentiere ich mit den Parame- tern, die beispielsweise das Verhältnis zwischen musikschaffenden und musikhörenden Person definieren. Nebst dieser musikalischen Praxis beschäftige ich mich auch mit Co- ding sowie dem Internet, beziehungsweise den immensen Datenmengen, die von Usern ab- und unabsichtlich generiert werden. Ich erforsche, wie diese auf verschiedene Arten erfahren werden können. Dafür benutze ich Programmiersprachen wie Python, JavaScript, C#, Pure Data oder Processing als Werkzeuge und Ausdrucksmittel. Die Konzepte für diese Arbeiten zielen meist auf den überwältigenden Informationsfluss der sozialen Medien und dessen Übersetzung von der virtuellen in die nicht- virtuelle Realität. 19 20
Tobias Rüetschi Broteggstrasse 11 8500 Frauenfeld +41 78 656 15 04 tober@tober.org http://tober.org
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