Die Generation Y mit bAV und Zeitwertkonten ansprechen
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BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG
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Die Generation Y mit bAV und
Zeitwertkonten ansprechen
Der Stellenwert, den die Altersversorgung für die Generation Y hat, wird häufig unter-
schätzt. Inwieweit sich die Anforderungen der Generation Y mit der bAV vereinbaren las-
sen, hängt stark vom gewählten Durchführungsweg ab.
D
ie Generation Y ist auf dem Arbeitsmarkt angekom- Der Wunsch nach Anerkennung
men. In den letzten Jahren strömten massenhaft, jun-
ge, bestens ausgebildete Fachkräfte auf den deut- Aufgrund der Globalisierung und ge-
schen Arbeitsmarkt. Bereits im Jahr 2020 wird diese Gene- sellschaftlicher sowie bildungspoliti-
ration die Hälfte aller Erwerbstätigen weltweit ausmachen. schen Entwicklungen, wird diese Gene-
ration zudem vor unzählige Wahlmög-
Doch „Personaler“ und „Recruiter“ stoßen bei ihr oft an lichkeiten gestellt. Dies bietet die Chan-
Grenzen. Allein mit Geld lassen sich die Nachwuchskräfte ce seine Talente bestmöglich einzuset-
nicht mehr gewinnen. Die Generation Y ist anspruchsvoll zen und zu entfalten, allerdings löst die
wenn es um den Job geht. Begriffe wie „Work-Life-Balance“ Vielzahl an Alternativen bei Vielen
und „Altersversorgung“ stehen bei ihr hoch im Kurs. Spe- auch eine Überforderung und daraus
ziell die Altersversorgung wird in ihrer Bedeutung für diese resultierende Orientierungslosigkeit
Generation häufig unterschätzt. aus. Der eingeschlagene Weg wird stän-
dig überprüft und hinterfragt. Man
Fakt ist jedoch, dass Probleme wie Altersarmut und die Siche- spricht hier auch von einer Sinnkrise.
rung des Generationenvertrages bei dieser Generation bereits Für die meisten zählt dann nicht mehr
ausführlich in der Gemeinschafts- und Sozialkunde bekannt die erreichte Führungsposition, son-
sind. Themen dern es geht ihnen um Anerkennung
also, welche für ihre Arbeit und der Ausgewogen-
Die Generation Y ist anspruchsvoll wenn es um den Angehörige heit zwischen Arbeits- und Privatleben.
Job geht. Begriffe wie „Work-Life-Balance“ und dieser Genera-
„Altersversorgung“ stehen bei ihr hoch im Kurs. Spe- tion von „klein Wie jede Generation ist auch die Gene-
ziell die Altersversorgung wird in ihrer Bedeutung für auf “ begleitet ration Y von den Vor- und Vorvorgän-
diese Generation häufig unterschätzt. haben, mit gergenerationen, also den Eltern, ge-
welchen sie so- prägt. Da die Eltern wiederum von ih-
zusagen aufge- ren Eltern geprägt wurden und diese da-
wachsen sind. Die Erfüllung des Generationenvertrages stellt mals nur wenig Zeit für ihren Nach-
wohl das größte Problem dieser Generation dar, welche ne- wuchs hatten, wollten die Eltern die ver-
benbei noch das Klima retten soll, auf wessen Kosten sich die lorenen Zeit an die Ypsiloner zurückge-
Vorgängergenerationen ihren Wohlstand verschafft haben. ben, in dem sie diese sehr behütet groß-
1 August 2019
zogen und ihnen somit ständig das Ge- Das erwartet die Gen Y von der bAV
fühl vermittelten, etwas ganz Besonde-
res zu sein. Die Eltern der Ypsiloner
werden deshalb auch häufig als „Heli-
kopter-Eltern“ bezeichnet. Auch wur-
den die Ypsiloner schon von Kindesbei-
nen zur Mitbestimmung und freien
Meinungsäußerung ermutigt.
Belohnung für die Trophy Kids
Das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu
sein, wurde dann noch verstärkt, in dem
die Ypsiloner für jede Anstrengung ge-
lobt und belohnt wurden. Sogar für mä- So erfüllen die bAV-Durchführungswege die Anforderungen der Generation Y.
ßige Leistungen bei den Bundesjugend-
spielen gab es noch eine Teilnehmerur- Problemfaktor Flexibilität?
kunde. Die Generation Y wird deshalb
auch als „Throphy Kids“ bezeichnet, da Insgesamt lässt sich die bAV mit ihren arbeits-, steuer- und so-
sie für alle und jede Leistung eine Aus- zialversicherungsrechtlichen Vorgaben nur sehr schwer bis
zeichnung erhielten. Anerkennung und überhaupt nicht mit der gewünschten Flexibilität der Genera-
Wertschätzung ist den Ypsilonern daher tion Y verbinden. Dennoch kann sie dem wohl größten Pro-
äußerst wichtig. blem, der drohenden Altersarmut entgegen wirken. In den
Punkten Sicherheit und Zweckmäßigkeit erfüllen alle die An-
Arbeitet man die Probleme, Wünsche forderungen. Unterschiede lassen sich in der Beitragsflexibili-
und Bedürfnisse der Generation Y tie- tät sowie Portabilität feststellen.
fergehend aus, so kommt man zu fol-
genden Punkten, welche ein betriebli- Bei einer arbeitnehmerfinanzierten Form der bAV gehen aus
ches Versorgungsmodell erfüllen sollte: Sicht der Generation Y die Durchführungswege Direktversi-
Zweckmäßigkeit, Flexibilität, Wahrung cherung, Pensionskasse und Pensionsfonds als Sieger hervor,
von ethisch- und moralischer Grund- da der Beitrag hier ohne größeren Probleme reduziert oder
sätze bei der Anlageform, qualifizierte unterbrochen werden kann. Bei arbeitgeberfinanzierten For-
Aufklärung und Beratung, sofort und men sind es die beiden anderen Durchführungswege, da diese
einfach umsetzbar, Motivation- und der Höhe nach nicht bzw. kaum begrenzt sind.
Belohnungseffekt.
Was den Punkt Portabilität angeht, so würde sich die Genera-
Anforderungen der Generation Y an tion Y wohl zunächst für einen der drei versicherungsförmi-
die betriebliche Altersversorgung gen Durchführungswege entscheiden, zumal hier ein Rechts-
anspruch auf Übertragung des Übertragungswertes und die
Inwieweit die Anforderungen der Gene- Möglichkeit einer privaten Fortführung besteht. Bedenkt
ration Y mit der betrieblichen Alters- man jedoch, dass eine einvernehmliche Übernahme durch
versorgung zu vereinbaren sind, hängt den neuen Arbeitgeber auch in den Durchführungswegen
stark vom gewählten Durchführungs- Unterstützungskasse und Pensionszusage besteht, so wird das
weg ab. Möchte man Ypsiloner mit Hilfe Ganze wieder etwas relativiert. O
der betrieblichen Altersversorgung mo-
tivieren und langfristig für sein Unter-
nehmen gewinnen, müssen die Anfor-
derungen dieser Generation größten-
teils erfüllt werden.
Betrachtet man es aus Sicht der Zweck-
mäßigkeit, erfüllen sicherlich alle der fünf
Durchführungswege diese Anforderung.
Alle eignen sich zur Schließung bzw. Re-
duzierung der Versorgungslücke im Al-
ter. In den Punkten Flexibilität und Si-
cherheit gibt es allerdings Unterschiede,
welche die Bestimmungen der einzelnen Von Daniel Röber,
Durchführungswege mit sich bringen. Geschäftsführer der Röber Consulting GmbH
August 2019 2
Ein bAV-Modell für die Generation Y effekt sind erfüllt. Zusätzlich kann der Arbeitnehmer ei-
nen Entgeltumwandlung über einen versicherungsförmi-
Um ein geeignetes bAV-Modell für die gen Durchführungsweg, zum Beispiel der Direktversiche-
Generation Y zu finden, müssen zu- rung in Anspruch nehmen.
nächst die einzelnen Durchführungs-
wege der betrieblichen Altersversor- Somit hat der Arbeitgeber auch seinen gesetzlichen An-
gung mit den Anforderungen der spruch auf Entgeltumwandlung erfüllt. Im Rahmen einer
Ypsiloner verglichen werden. Danach Sozialversicherungsersparnis durch den Arbeitgeber sollte
stellt sich die Frage, was die betriebli- diese vollumfänglich an der Arbeitnehmer weitergegeben
che Altersvorsorge der Generation Y werden. Dadurch wird eine zusätzliche Förderung zum
zu bieten hat. Aufbau einer zusätzlichen Altersversorgung über den Ar-
beitgeber erbracht.
Um Fach- und Führungskräfte der Ge-
neration Y zu motivieren bzw. für ein
Unternehmen, mit Hilfe der betriebli- Ein bAV-Stufenmodell für die Gen Y
chen Altersversorgung zu gewinnen,
müssen Anreize geschaffen werden. Es
braucht allerdings Anreize, welche
sich mit den Grundwerten der Gene-
ration Y decken und eine der größten
Sorgen dieser Generation, der drohen-
den Altersarmut nehmen. Der Beloh-
nungs- und Motivationseffekt spielt
hier eine ganz entscheidende Rolle.
An dieser Stelle sei nochmals der Be-
griff „Trophy Kids“ erwähnt. Die Ge-
neration Y möchte belohnt und ge- Einer 35-jährigen Fach- oder Führungskraft winkt eine Betriebsrente von bis zu 600
schätzt werden. Somit kommt bei ei- Euro monatlich bei einer Betriebszugehörigkeit von über 13 Jahren. Quelle: Daniel Röber
nem bAV-Modell nur eine arbeitge-
berfinanzierte Variante in Frage. Der Zeitwertkonten für die Generation Y
Punkt der Beitragsreduzierung oder
Unterbrechung in Bezug auf die Flexi- Eine wichtige Anforderung der Generation Y ist zeitliche
bilität ist somit zu vernachlässigen. Es Flexibilität bzw. die „Work-Life-Balance“. Die betriebliche
muss vielmehr auf die unbegrenzte Altersversorgung kann diese Anforderung aufgrund ihrer
steuer- und sozialversicherungsfreie Zweckmäßigkeit und gesetzlichen Verfügungsbeschrän-
Einzahlungsmöglichkeit geachtet wer- kungen nicht erfüllen. Hierfür eignet sich hervorragend
den. Der Belohnungseffekt könnte eine Ergänzung in Form eines Zeitwertkontenmodells.
sich zum Beispiel an der Betriebszu- Durch die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten wie
gehörigkeit orientieren. Der Ypsiloner zum Beispiel für Weiterbildung, Altersteilzeit, Elternzeit
könnte sich somit über die Jahre hin- oder ein „Sabbatical“ kann eventuell die unter Ypsiloner
weg eine lukrative zusätzliche Alters- weit verbreitete Sinnkrise vermieden werden.
versorgung aufbauen.
Ein Modellbeispiel Ein Zeitwertkontenmodell für die Gen Y
Hier sei ein Beispiel für ein Modell
zur Rekrutierung und Motivation von
Fach- und Führungskräften der Ge-
neration Y durch betriebliche Alters-
versorgung skizziert: Wir haben ei-
nen Arbeitnehmer 35 Jahre alt,
Durchführungsweg: rückgedeckte
Unterstützungskasse, Tarif: „grün“,
Kapitalwahlrecht, Endalter 67. Le-
bensjahr, flexible Abrufphase ab 62.
Lebensjahr. Zweckmäßigkeit, Sicher-
heit, Flexibilität (bei Auszahlung),
ökologischer Faktor und Belohnungs- In Ergänzung zur bAV eignet sich für die Generation Y ein Zeitwertkonten-
modell, dass zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten bietet. Quelle: Daniel Röber
3 August 2019
Fazit: bAV ergänzt durch ein Zeitwertkontenmodell
Stuttgarter bAV-Preis
Die Generation Y ist anspruchsvoll und fordernd. Sei es in den
Anforderungen an einen möglichen Arbeitgeber oder an die bAV. Jährlich vergibt die Stuttgarter Lebensver-
sicherung a.G. den „Stuttgarter bAV-Preis“
Um Fach- und Führungskräfte dieser Generation durch ein Ver-
für herausragende Hochschularbeiten zur
sorgungsmodell zu gewinnen und zu halten, bedarf es eines über- bAV. 2018 überzeugte Daniel Röber die
legten Motivations- und Belohnungsmodells. Kann die bAV zwar Jury mit seiner Arbeit zum Thema „Rekru-
die Versorgungslücke im Alter schließen, so ist sie doch bei der so tierung und Motivation von Fach- und
zwingenden Forderung nach Flexibiltät sehr eingeschränkt. Führungskräften der Generation Y durch
betriebliche Altersversorgung und Zeit-
Es ist daher umso wichtiger, die weiteren Anforderungen dieser wertkonten“. Laut Dr. Henriette Meissner,
Generation zu erfüllen. Dazu zählen der ethisch-ökologische Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsor-
Faktor und die Sicherheit. Findet dann noch die Kombination ge-Management GmbH und Generalbe-
vollmächtigte bAV der Stuttgarter Lebens-
bzw. Ergänzung durch eine Zeitwertkontenmodell statt, kommt
versicherung a.G., stelle die Arbeit auf
man den Anforderungen der Generation Y schon sehr nahe. überzeugende Weise die Bedürfnisse der
Ein Arbeitgeber, der ein solches Modell umsetzt, wird für Fach- Generation Y den Besonderheiten der bAV
und Führungskräfte dieser Generation immer interessant sein und der Zeitwertkonten gegenüber und
und vor allem auch auf Dauer bleiben. W zeige, wo ein Matching vorhanden sei.
Nachgefragt bei Daniel Röber, Geschäftsführer der Röber Consulting GmbH
Herr Röber, wie kommt das Modell bei Arbeitgebern und Mit- EStG zwar erweitert, was diesbezüglich
arbeitern denn bislang an? ein guter Ansatz war. Allerdings betrifft
diese Erhöhung nur die Steuer- und
Bisher kommt das Modell sowohl bei Arbeitgebern, Mitarbei- nicht die Sozialversicherungsfreiheit.
tern als auch Betriebsräten sehr gut an. Oft geht sogar eine
Komplettsanierung der bereits bestehenden bAV damit einher, Nun legt die Generation Y auch großen
um erstmal vorhandene Risiken aufzuzeigen, zu begrenzen Wert auf Sicherheit. Wie ist das Ihrer
und einen klaren Rahmen zu schaffen. Meinung nach mit dem Sozialpartner-
modell zu vereinbaren?
Kann man Ihrer Meinung nach mit bAV tatsächlich die
„junge“ Generation erreichen? Hier müsste im Bezug auf Garantien
nachgebessert werden. Dies gibt die reine
Auf jeden Fall. Man muss die Belange der jungen Mitarbeiter Beitragszusage aber nicht her. Der deut-
kennen und verstehen lernen,um dann ein passendes bAV- schen Gen Y sind Garantien und somit
Konzept für sein Unternehmen zu schaffen. Des Weiteren muss Sicherheit im Bezug auf die Altersversor-
das Konzept gut verständlich sein. Wichtig ist dann noch die gung wichtig. Das mag uns von anderen
professionelle Umsetzung. Eine ehrliche und vor allem kom- Nationen unterscheiden. Hierin sehe ich
petente Beratung findet leider nicht immer statt. Weder auf auch einen entscheidenden Punkt, warum
Arbeitgeber- noch auf Arbeitnehmerseite. sich das Sozialpartnermodell bisher
nicht durchsetzen konnte. Die „alte“
Laut Ihren Ausführungen ist die bAV allein derzeit für die bAV-Welt ist in diesen Punkten für die
Ansprüche der Generation Y zu unflexibel. Muss hier Gen Y am besten geeignet und damit
nachgebessert werden? Und an welchen Stellschrauben aktuell wesentlich zukunftsträchtiger als
sollte man ansetzen? ein Sozialpartnermodell oder ein öffent-
lich verwalteter Fonds. Dieser aktuelle
Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an und was man Vorschlag der Grünen-Bundestagsfrak-
mit der bAV erreichen möchte. Zudem ist nicht jeder Durch- tion offenbart deren Unverständnis der
führungsweg gleich gut geeignet. Möchte man die Belange der eigentlichen Problematik und ist ein
Gen Y zu 100% erfüllen, führt kein Weg an einer Ergänzung weiterer Schritt in die falsche Richtung.
durch ein Zeitwertkonto vorbei. Ob das für das jeweilige Unter- Die Politik sollte hier ansetzen und die
nehmen dann sinnvoll und umsetzbar ist, muss vorab geprüft Belange der Generation unterstützen,
und besprochen werden. Des Weiteren sehe ich Verbesserungs- welche das Thema Altersarmut am
potenzial bei der Portabilität sowie der Einzahlungsmöglichkeit. stärksten betreffen wird, indem sie die
Letztere betreffend vor allem über die gesetzlichen Höchst- bestehende bAV weiter fördert und nicht
grenzen hinaus. Das BRSG hat die Höchstgrenzen des § 3/63 versucht, das Rad neu zu erfinden. W
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