Die heißesten Kandidaten für den Tesla-MAIESTAS ...

 
WEITER LESEN
Die heißesten Kandidaten für den Tesla-MAIESTAS ...
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

   1/4

                                                                AKTIENSPLIT

            Die heißesten Kandidaten für den Tesla-
                            Trick
       Nach Apple hat auch der E-Auto-Pionier einen Aktiensplit angekündigt.
        Prompt machten die Kurse einen Sprung nach oben. Die Unternehmen
      demonstrieren damit Zuversicht. Wie Anleger auf die spannendsten Aktien
                                      setzen.

                                              Von Daniel Eckert, Holger Zschäpitz

     Copyright: Infografik WELT

https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              1/6
Die heißesten Kandidaten für den Tesla-MAIESTAS ...
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

     Die Börse entdeckt gerade ein altes Erfolgsrezept neu. Für die Unternehmen
     selbst ist es ein eher technischer Vorgang, doch auf die Kurse am
     Aktienmarkt wirkt es wie Aphrodisiakum. Apple hat es angewendet, und
     jetzt auch Tesla. Das Wundermittel heißt Split. Dabei werden jedem
     Aktionär Gratisaktien eingebucht. Statt einer Aktie hat er dann zum Beispiel
     vier oder fünf im Depot, wodurch sich die Gesamtzahl der ausgegebenen
     Anteilsscheine vervielfacht. Der Clou: Optisch verbilligt sich die Firma an
     der Börse, statt 1000 Dollar kostet eine Aktie dann vielleicht nur noch 200
     oder 500 Dollar. Und das regt die Kauflaune der Investoren an. Obwohl sich
     am eigentlichen Unternehmenswert nichts ändert , wird ein Split von vielen
     privaten Sparern in positivem Licht gesehen. Gerade in einer Zeit, in der
     viele Kleinanleger an den Börsen mitmischen und mit ihrem Agieren die
     Kurse beeinflussen, kann es sich für vorausschauende Investoren lohnen,
     mögliche Kandidaten für den nächsten Aktiensplit ausfindig zu machen.

     Wie lukrativ das sein kann, offenbaren die jüngsten Kursgewinne. Apple will
     seine Aktien im Verhältnis vier zu eins splitten. Ende August werden dann
     viermal so viele Papiere des iPhone-Erfinders gehandelt wie derzeit. Statt
     rund 450 Dollar wird das Papier dann nur noch etwas mehr als 100 Dollar
     kosten. Die Ankündigung des Splits hat den Apple-Kurs vor ein paar Tagen
     in die Höhe schießen lassen, nachbörslich um fast sechs Prozent. Da wollte
     sich Tesla-Chef Elon Musk nicht lumpen lassen, dessen Aktie bei mehr als
     1400 Dollar notiert. Der E-Auto-Pionier will ebenfalls Ende August die Aktie
     teilen, aber im Verhältnis 5 zu 1. Das Papier, ohnehin eines der
     bestgelaufenen dieses Jahres, legte am Mittwoch in einer ersten Reaktion
     um sieben Prozent zu.

https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              2/6
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

     Copyright: Infografik WELT

     „Aktiensplits machen den Wert ‚leichter‘ und ermöglichen somit auch
     Privatanlegern einen Zugang zu dem Titel. Insofern sind Aktiensplits zwar
     kein Garant für weiterhin steigende Kurse, aber immerhin eine gute
     Grundlage“, sagt Frank Wieser, Portfolioverwalter bei PMP
     Vermögensmanagement in Düsseldorf. Das Management würde damit die
     positiven Zukunftsaussichten unterstreichen. „Die Aktienbewertung bleibt
     zwar unverändert, aber allein die Tatsache, dass es zu einem Split kommt,
     sorgt regelmäßig für sofortige Kurssteigerungen. Das erinnert manchmal an
     eine ‚Sich selbst erfüllende Prophezeiung‘“.

     Der bekannte US-Börsenkommentator Jim Cramer begrüßte den Tesla-Split
     ausdrücklich. Der Gesamtmarkt profitiere davon, weil dadurch auch das
     Interesse junger Leute gesteigert werde. So könnten Jüngere an den
     Aktienmarkt herangeführt werden, die „nicht einer Gehirnwäsche hin zu
     bloßen Anlage in Indexfonds unterzogen wurden“. Zwar räumt auch Cramer
     ein, dass ein Split am fundamentalen Wert eines Unternehmens nichts

https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              3/6
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

     ändert, doch wenn mehr Anleger die Börse für sich entdecken, sei das
     großartig.

     Apple und Tesla dürften nicht die letzten Unternehmen bleiben, die einen
     Aktiensplit planen. Auch anderen Firmen dürfte die aphrodisierende
     Wirkung nicht entgangen sein. Bei der Suche nach Split-Kandidaten sind
     zwei Kriterien wichtig. Eine Aktie sollte nicht nur optisch teuer sein, also
     mehr als 400 Dollar oder 400 Euro kosten. Der Kurs sollte sich außerdem in
     den vergangenen Monaten stark nach oben bewegt haben. Auf diese Weise
     schließen Anleger solche Papiere aus, die schon seit Jahren oder gar
     Jahrzehnten drei- oder gar vierstellig notieren, ohne dass irgendeine
     Splitting-Phantasie im Spiel wäre. Einfach weil es den Managern oder
     Mehrheitseigentümern nicht wichtig ist. Bestes Beispiel ist die Aktie der
     Holding Berkshire Hathaway, für die ein Käufer aktuell mehr als 300.000
     Dollar zahlen muss.

     Copyright: Infografik WELT

     Der Gründer der Holding, Warren Buffett, hat sich immer geweigert, bei
     „seiner Aktie“ einen Split durchzuführen, vielmehr sollte der hohe Kurs den
https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              4/6
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

     langfristigen Erfolg der von ihm vertretenen Anlageprinzipien
     demonstrieren. Im Jahr 1964 kostete sie erst 19 Jahre.

     Anwärter für einen Split sind die gefragten Tech-Werte, die wie Tesla oder
     Apple jenseits von 400 Dollar notieren. Allen voran ist das der Online-
     Händler Amazon, dessen Aktie aktuell für knapp 3100 Dollar gehandelt wird.
     Die Firma von Jeff Bezos hat zwar Ende der 1990er-Jahre Splits
     durchgeführt, seither aber nicht mehr. Nach der starken Rallye der letzten
     Jahre gehört Amazon zu den „schwersten“ Aktien am amerikanischen
     Aktienmarkt überhaupt. Allein seit Jahresanfang ging es mehr als 70 Prozent
     in die Höhe.

     Auch Alphabet liegt eine Verbilligung des Aktienkurses nahe. Der
     Suchmaschinen-Riese, der 2004 seine Aktien zu 85 Dollar an die Börse
     brachte, hat erst einen Split durchgeführt. Seither gibt es zwei verschiedene
     Alphabet-Papiere. Beide handelten zuletzt bei rund 1500 Dollar.

     Zu den absoluten Lieblingen der Privatanleger zählt auch Netflix, vor allem
     wegen des leicht verständlichen Geschäftsmodells. Wäre die Aktie in den
     Jahren 2004 und 2015 nicht gesplittet worden, würde sie heute bei mehr als
     10.000 Dollar notieren. Doch mittlerweile kostet sie bereits schon wieder
     rund 470 Dollar und wäre damit reif für eine erneute Verbilligung. Das
     gleiche gilt für die beiden erfolgreichen Tech-Konzerne Nvidia und Adobe.

     Das Online-Reisebüro Booking gehört an der Börse zu den optisch teuersten
     Aktien. Der Kurs rangiert aktuell bei rund 1800 Dollar, nachdem das Papier
     zwischenzeitlich schon einmal auf mehr als 2200 Dollar gestiegen war. Seit
     2013 notiert die Aktie ununterbrochen vierstellig. Nun könnte das
     Management unter Druck kommen, anderen Online-Giganten zu folgen und
     den Kurs optisch zu verbilligen. Doch nicht nur der Tech-Sektor neigt dazu,
     das Aphrodisiakum zu nutzen. Auch erfolgreiche Firmen aus etablierten
     Branchen haben Split-Potenzial. Dazu zählt etwa der amerikanische
     Autozulieferer Autozone, der US-Versicherer Markel, die Anlagegesellschaft
     Blackrock, der Medizintechnik-Ausrüster Thermo Fisher oder die
     Schnellrestaurantkette Chipotle.

https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              5/6
13.8.2020                                  WELT Edition - Aktiensplit: Die heißesten Kandidaten für den Tesla-Trick - 13.08.20

     Deutschland könnte sich ebenfalls vom Splitting-Fieber anstecken lassen.
     Ein möglicher Split-Kandidat in Deutschland ist die Aktie des
     Küchenherstellers Rational, die im MDax gelistet ist. Mit einem Kurs von
     fast 600 Euro gehört das Unternehmen zu den optisch teuersten am
     deutschen Kurszettel. Rasant präsentiert sich die Kursentwicklung des
     Kreditvermittlers Hypoport, für deren Aktien Anleger aktuell 500 Euro
     zahlen.

     Für den Gesamtmarkt ist ein um sich greifendes Split-Fieber nicht ohne
     Risiko. Gerade zur New-Economy-Blase Ende der 1990er-Jahre befeuerten
     die zahlreichen optischen Verbilligungen von Firmen, die weit von
     Gewinnen entfernt sind, die Spekulationsblase. Petra Ahrens gibt
     Entwarnung. Technologiefirmen seien heute anders als 1999 extrem
     profitabel, was sich im Kurs niederschlage. „Hätte Apple keine Aktiensplits
     gemacht, würde der Kurs heute bei circa 24.000 Dollar notieren“, rechnet sie
     vor.

     © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten

                                                    Ausgabe vom 13. August 2020
                                          © WeltN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten

https://edition.welt.de/issues/213298280/finanzen/article/213428314                                                              6/6
Sie können auch lesen