Die Komponistinnen Lili Boulanger, Nadia Boulanger und Grazyna Bacewicz im Portrait - WIR IST PLURAL

 
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Die Komponistinnen Lili Boulanger, Nadia Boulanger und Grazyna Bacewicz im Portrait - WIR IST PLURAL
Zum Internationalen Frauen*tag

       Die Komponistinnen Lili Boulanger,
       Nadia Boulanger und Grazyna Bacewicz
       im Portrait

      Kammermusikalische Werke der Komponistinnen
vorgetragen von Studierenden des Dr. Hoch’s Konservatoriums

          Literarische und biographische Schriften
             gelesen von Dr. Mareike Kajewski

    In Zusammenarbeit mit dem Archiv Frau und Musik

        08. März 2020, 11:30 Uhr
       Engelbert-Humperdinck-Saal
           Eintritt frei, um Spenden wird gebeten

                                     Archiv Frau und Musik
Lili Boulanger (1893-1918)
                                 Als erste Frau gewann die französische Komponistin Lili Boulanger
                                 im Alter von 20 Jahren den Grand Prix de Rome und damit
                                 einhergehend ein Stipendium sowie Aufenthalt in der Villa Medici.
                                 Dank ihres stark musikalischen Umfelds – die Boulangers hatten in
                                 Paris den Ruf einer exzellenten Musikerfamilie – erhielt Lili früh
                                 Privatunterricht bei Louis Vierne in Orgel, Geige, Violoncello, Harfe
                                 und Klavier. Aufgrund einer chronischen Lungenkrankheit und stetig
                                 schwankendem Gesundheitszustand war Lili nie fest
                                 eingeschriebene Studentin. Jedoch begleitete sie ihre Schwester
                                 Nadia gelegentlich ins Conservatoire de Paris und betrieb viele
                                 Selbststudien. Später wurde Gabriel Fauré ihr Kompositionslehrer.
                                 Selbstkritisch vernichtete Lili ihre frühen Werke vollständig; an
                                 ihrem herausragenden Talent besteht dennoch kein Zweifel: Ihr
Auftritt und ihre Leistung beim Wettbewerb bewirkte, dass ab sofort auch Komponistinnen in der
Villa Medici leben und arbeiten durften. Trotz oder gerade aufgrund ihres Bewusstseins um ihre
fortschreitende Krankheit komponierte sie unermüdlich bis zu ihrem Tod mit 25 Jahren.

                                  Nadia Boulanger (1887-1979)
                                   Nadia Boulanger, ältere Schwester Lili Boulangers, war
                                   Musikpädagogin, Komponistin, Pianistin, Dirigentin – sie leitete
                                   1938 als erste Frau das Boston Symphonie Orchestra. Nach erstem
                                   Unterricht bei ihrem Vater in Orgel und Komposition ging Nadia ans
                                   Pariser Konservatorium. Bereits mit 16 Jahren wurde sie
                                   stellvertretende Organistin für Gabriel Fauré an der Orgel der
                                   Kirche „La Madeleine“. Nach intensivem Komponieren widmete
                                   Nadia Boulanger sich jedoch vor allem der Musikpädagogik,
                                   Orchesterleitung und der Verbreitung des Werks ihrer Schwester
                                   Lili Boulanger. Sie wurde eine der berühmtesten
                                   Kompositionslehrerinnen des 20. Jahrhunderts. Zu ihren
                                   Student*innen an der École Normale de Musique und dem
Conservatoire Américain in Fontainebleau - wo sie als Professorin und Leiterin tätig war - zählen viele
namhafte Musiker*innen und Komponist*innen. Darunter Grazyna Bacewicz, Igor Markevitch,
Priaulx Rainier, Henryk Szering, Julia Pery, Leonhard Bernstein, Maurice Journeau, Aaron Coplan,
Astor Piazolla, Krzysztof Meyer. Während des 2. Weltkriegs lebte sie als Lehrerin in den USA, wo sie
bereits in früheren Jahren Meisterkurse gab. 1946 kehrte sie nach Paris zurück. Sie übernahm eine
Professur am Pariser Konservatorium, wo sie bis zu ihrem Tod unterrichtete.
Grazyna Bacewicz (1909-1969)
                                  Als eine der bedeutendsten Vertreterin der modernen polnischen
                                  klassischen Musik wurde sie zum Vorbild für viele
                                  Komponist*innen. Sowohl als Komponistin als auch Violinistin
                                  wurde sie mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

                                  Grazyna Bacewicz wurde 1909 in Lódź, Polen in eine musikalische
                                  Familie geboren. Schon von früh wurde von ihrem Vater
                                  musikalisch gefördert. Bacewicz studierte zunächst am
                                  Warschauer Konservatorium Geige, Klavier und Komposition, wo
                                  sie wichtige Impulse von Karol Szymanowski (1882-1937) erhielt.
                                  Seit Anfang der 1930er Jahre studierte sie in Paris Komposition bei
                                  Nadia Boulanger und Violine bei André Touret und Carl Flesch.
                                  Nachdem sie als Geigerin noch vor dem 2. Weltkrieg in ganz
                                  Europa konzertierte – sowohl solo als auch als Konzertmeisterin
                                  des polnischen Rundfunkorchesters- widmete sie sich immer mehr
dem Komponieren. Ihr Leben und die Bedingungen, unter denen sie komponierte, waren von der
nationalsozialistischen Besatzungszeit und später von der sowjetischen Machtübernahme geprägt.
Unter der deutschen Besatzung wurden mehrere Manuskripte von ihr vernichtet. Ihr Werk ist von
Kreativität, Eigensinn und enormer Produktivität geprägt. Letzteres zeigt ihr außergewöhnlich
umfangreiches Œuvre (darunter 4 Sinfonien, 7 Violinkonzerte, 7 Streichquartette, 5 Violinsonaten
sowie Kammermusik, Lieder…) das heute noch vorliegt.
Programm

Lili Boulanger: Clairières dans le Ciel (Francis Jammes) : Elle est gravement gaie, für Gesang und
Klavier (Entstehung 1914)
«Ma petite Miki [Piré] » gewidmet
        Maria Ignacia Deisen Pinto – Sopran (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Sonja Ehrhardt - Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)

Begrüßung

Heike Matthiesen, Vorstand Internationaler Arbeitskreis Frau und Musik

Lili Boulanger: D’un matin de printemps für Violine und Klavier, Entstehung 1917-1918
        Miriam Dietenberger – Violine (Klasse MinJung Kang)
        Anna-Sophie Sattler - Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)
Lili Boulanger: Attente (Maurice Maeterlinck), Gesang und Klavier, Entstehung 1912
Madame J. Montjovet gewidmet
        Matthieu Segui – Tenor (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Ae-Nok Lee – Klavier (Klasse Claudia von Lewinski)

Nadia Boulanger über ihre Schwester Lili Boulanger (Monsaingeon 1985)

Lili Boulanger : Clairières dans le Ciel (Francis Jammes) : Si tout ceci n’est qu’un pauvre rêve,
Entstehung 1914
«Mon grand ami Monsieur Tito Ricordi » gewidmet
        Matthieu Segui – Tenor (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Helena Hofelich – Klavier (Klasse Evelyn Wentz)

Nadia Boulanger über ihre Schwester Lili Boulanger (Monsaingeon 1985)

Lili Boulanger: Nocturne für Flöte (oder Geige) und Klavier, Entstehung 24.-25.09.1911
« Ma chère Marie-Danielle Parenteau » gewidmet
        Luis Leonard König – Querflöte (Klasse Delphine Roche)
        Mellissa Anggello – Klavier (Klasse Marc Pierre Toth)
Zeitschrift Musica 1913 (Rosenstiel 1978)

Lili Boulanger: D’un Jardin Clair, Klavier solo, Entstehung Juni 1914, Villa Medici, Rom
Ninette Salles gewidmet
        Anna-Sophie Sattler - Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)
Lili Boulanger: D’un Vieux Jardin, Klavier solo, Entstehung Mai-Juni 1914, Villa Medici, Rom
Lily Jumel gewidmet
        Anna-Sophie Sattler - Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)
Lili Boulanger: Cortège, Violine (oder Flöte) und Klavier, Entstehung 04.-05.06.1914, Villa Medici,
Rom
Yvonne Astruc gewidmet
        Miriam Dietenberger Violine (Klasse MinJung Kang)
        Anna-Sophie Sattler - Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)

                                                 ***

Nadia Boulanger (Monsaingeon 1985)

Nadia Boulanger: 12 mélodies für Singstimme und Klavier: Chanson (Delaquys), Entstehung 1909
        Fernanda d’Almeida – Sopran (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Kathleen Ottomann – Klavier (Klasse Marc Pierre Toth)

Zu Nadia Boulangers Situation als Komponistin (Rieger 1993)

Nadia Boulanger: 12 mélodies für Singstimme und Klavier: Cantique (Maeterlinck), Entstehung
1909
        Fernanda d’Almeida – Sopran (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Kathleen Ottoman – Klavier (Klasse Marc Pierre Toth)

Nadia Boulanger (Monsaingeon 1985)
Nadia Boulanger: Mélodies pour voix moyenne: Versailles (Albert Samain) für Singstimme und
Klavier, Entstehung 1909
        Hannah Saal – Mezzosopran (Klasse Barbara Zechmeister)
        Sonja Ehrhardt – Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)

                                             ***Pause***

Nadia Boulanger : Mélodies pour voix moyenne: Soleil couchants (Paul Verlaine) für Singstimme
und Klavier, Entstehung 1909
        Maria Ignacia Deisen Pinto – Sopran (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Sonja Ehrhardt – Klavier (Klasse Stefana Chitta-Stegemann)

Nadia Boulanger: On Teaching (Monsaingeon 1985)

Nadia Boulanger : Les heures claires (E. Verhaeren) : C’etait un juin, für Sopran und Klavier in
Zusammenarbeit mit Raoul Pugno, Entstehung 1910
        Fernanda d’Almeida – Sopran (Klasse Yoo-Chang Nah)
        Helena Hofelich – Klavier (Klasse Evelyn Wentz)

Nadia Boulanger (Monsaingeon 1985)

                                                     ***

Grazyna Bacewicz : Kaprys Polski für Violine Solo, Entstehung 1949, Uraufführung 1949
        David Baban – Violine (Klasse MinJung Kang)

Grazyna Bacewicz (Briel 2001)

Grazyna Bacewicz: Sonate für Oboe und Klavier, Entstehung 1936, Uraufführung 1936, Warschau
„Herrn Professor Seweryn Snieckowski gewidmet“
1. Allegro man non troppo
        Anele Schmidt – Oboe (Klasse Nora-Gudrun Spitz-Zipper)
        Julia Korf – Klavier (Klasse Evelyn Wentz)
Zur Situation unter der nationalsozialistischen Besatzung (Briel 2001)

Grazyna Bacewicz: Suite für 2 Violinen, Entstehung 1943, Uraufführung 1943, Warschau
1. Allegro
        Ayelen Quispe (Klasse MinJung Kang)
        Miriam Dietenberger (Klasse MinJung Kang)

Grazyna Bacewicz 1947 an ihren Bruder Vytautas Bacevičius (Letters of Grazyna Bacewicz to
Vytautas Bacevičius)

Grazyna Bacewicz: Suite für 2 Violinen, Entstehung 1943, Uraufführung 1943, Warschau
2. Andante
        Ayelen Quispe (Klasse MinJung Kang)
        Miriam Dietenberger (Klasse MinJung Kang)

Zur Situation unter der sowjetischen Machtpolitik (Briel 2001)
Grazyna Bacewicz 1947 an ihren Bruder Vytautas Bacevičius (Letters of Grazyna Bacewicz to
Vytautas Bacevičius)

Grazyna Bacewicz: Suite für 2 Violinen, Entstehung 1943, Uraufführung 1943, Warschau
4. Tempo di menuetto
        Ayelen Quispe (Klasse MinJung Kang)
        Miriam Dietenberger (Klasse MinJung Kang)

Grazyna Bacewicz in ihrer autobiographischen Erzählung „Sie redet schon dummes Zeug“ (Briel
2001)

Grazyna Bacewicz: Suite für 2 Violinen, Entstehung 1943, Uraufführung 1943, Warschau
7. Allegro
        Ayelen Quispe (Klasse MinJung Kang)
        Miriam Dietenberger (Klasse MinJung Kang)

Grazyna Bacewicz in ihrer autobiographischen Erzählung „Ob eine Komponistin Kinder haben
darf?“ (Briel 2001)
Grazyna Bacewicz: Quartett für vier Violinen, Entstehung 1949, Uraufführung 1950, Krakau
„Den Studenten des Musikkonservatoriums gewidmet“
1. Allegretto – Allegro giocoso
        Miriam Dietenberger (Klasse MinJung Kang)
        Ayelen Quispe (Klasse MinJung Kang)
        Sigune Neumann-Heyme
        Alisa Gartner (Klasse Barbara Kummer-Buchberger)

Konzertankündigung:
Frauen der Musik: Komponistinnen im Portrait
06. November 2020, 19:30 Uhr

Workshop zum Konzert: 23.-25.10.2020
Bei Interesse an der Mitwirkung, bitte melden bei:

Miriam Dietenberger, Sonja Ehrhardt, Marisa Algari (Projektkoordination)
Kontakt: frauendermusik@web.de
Literatur
Blankenburg, Mascha (1988): Grazyna Bacewicz. In: Blankenburg, Mascha (Hrsg.) Kontrapunkt: Musikkalender.
Kassel: Furore-Verlag.

Blankenburg, Mascha (1988): Lili Boulanger. In: Blankenburg, Mascha (Hrsg.) Kontrapunkt: Musikkalender.
Kassel: Furore-Verlag.

Blankenburg, Mascha (1988): Nadia Boulanger. In: Blankenburg, Mascha (Hrsg.) Kontrapunkt: Musikkalender.
Kassel: Furore-Verlag.

Briel, Grazyna (2001): Thematisches Verzeichnis der Werke von Grazyna Bacewicz mit einem biographischen
Essay. Aachen: Shaker Verlag.

Kisielewski, Stefan (1975): Grazyna Baceiwcz 1913-1969. In: Polish music/Polnische Musik. Warschau: Authors
Agency. 11-15.

Léonie Rosenstiel (1993): Wer war Lili Boulanger?. In: Mosler, Kathrin (Hrsg.): Bremer Lili Boulanger-Tage 1993.
Boulanger, Lili: Festschrift. Ottersberg: Froben Druck GmbH & Co. KG. 13-15.

Letters of GraŜyna Bacewicz to Vytautas Bacevičius. Online: https://www.gko.uni-
leipzig.de/fileadmin/user_upload/musikwissenschaft/institut/arbeitsgemeinschaft/musikerbriefe/18_1_JanSly
1.pdf (aufgerufen am 26.02.2020)

Monsaingeon, Bruno (1985): Mademoiselle Conversations with Nadia Boulanger. Boston: Notheastern
University Press.

Rieger, Eva (1993): Nadia Boulanger – Eine Ausnahmepädagogin. In: Mosler, Kathrin (Hrsg.): Bremer Lili
Boulanger-Tage 1993. Boulanger, Lili: Festschrift. Ottersberg: Froben Druck GmbH & Co. KG. 40-47.

Rosen, Judith (1983): Grazyna Bacewicz: Her Life and Works. Online:
https://polishmusic.usc.edu/research/publications/polish-music-journal/vol5no1/grazyna-bacewicz-
life-and-works/ (aufgerufen am 25.02.2020).

Rosenstiel, Léonie (1978): The Life and Works of Lili Boulanger. Cranbury/New Jersey: Associated University
Presses.

Sharon Guertin Shafer (1992): The Contribution of Grazyna Bacewicz (1909-1969) to polish musik.
Lewiston/Queenston/Lampeter: The Edwin Mellen Press.

The Musical Leader, 31. Juli 1913
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