Die Marmorierte Baumwanze - im Südtiroler Apfelanbau Markus Ladurner
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Die Marmorierte Baumwanze im Südtiroler Apfelanbau Markus Ladurner Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau Obstbautag Rheinland-Pfalz, 27. Jänner 2021
WANZEN IM SÜDTIROLER APFELANBAU ➢ Familie der Baum- oder Schildwanzen Michael Unterthurner Michael Unterthurner Michael Unterthurner Grüne Stinkwanze Reiswanze Beerenwanze Palomena prasina Nezara viridula Dolycoris baccarum
WANZEN IM SÜDTIROLER APFELANBAU ➢ Familie der Baum- oder Schildwanzen Fritz Geller Grimm Michael Unterthurner Michael Unterthurner Michael Unterthurner Rotbeinige Baumwanze Getreidewanze „Spitzling“ Streifenwanze Pentatoma rufipes Aelia acuminata Graphosoma lineatum
WANZEN IM SÜDTIROLER APFELANBAU ➢ Familie der Baum- oder Schildwanzen Olaf Leillinger Michael Unterthurner Graue Feldwanze Marmorierte Baumwanze Raphigaster nebulosa Halyomorpha halys
Heimische Wanzen 2020 Artenverteilung in % (Burggrafenamt) P. prasina 2 2 1 1 N. viridula 9 1 R. nebulosa 34 C. marginatus G. acuteangulatus D. baccarum 50 P. lituratus A. custos
Marmorierte Baumwanze ADULTTIER - MERKMALE 1. Antennen schwarz-weiß gestreift mit „Knick“ 2. Unterhalb des Halsschildes befinden sich 5 helle Punkte 3. Schwarz-weißer Saum um den Hinterleib http://www.halyomorphahalys.com 4. Beine schwarz-weiß gebändert 5. Langgestreckte schwarze Flecken auf dem dünn- häutigen, durchsichtigen Teil der Flügel
Marmorierte Baumwanze UNTERSCHIEDE ZUR GRAUEN FELDWANZE Flecken Olaf Leillinger Marmorierte Baumwanze Punkte Graue Feldwanze Halyomorpha halys Raphigaster nebulosa
Marmorierte Baumwanze UNTERSCHIEDE ZUR GRAUEN FELDWANZE Brustdorn http://www.halyomorphahalys.com Punkte Marmorierte Baumwanze Graue Feldwanze Halyomorpha halys Raphigaster nebulosa
Marmorierte Baumwanze LEBENSZYKLUS Überwinterungsquartier 2. Generation 1. Generation nach L. Maistrello Uni Modena Fotos: T. Haye
28 Eier pro Gelege
L1
L1 L2
L3
L4
Adulttier
Entwicklung ist temperaturabhängig Nielsen et al. (2008)
Entwicklungsdauer bei 25°C Eigelgege 1. Stadium 2. Stadium 3. Stadium 4. Stadium 5. Stadium Adult 3-6 Tage 3-5 Tage ~7 Tage ~7 Tage ~7 Tage ~14 Tage S. Fischnaller, VZL
Käfigversuche unter Freilandbedingungen (S. Fischnaller, VZL): Laimburg 2018 eb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov D Aktivität Adulte "Wintertiere" Eiablage "Wintertiere" Nymphen F1 Imago F1 (gehäutet) Eiablage F1 Nymphen F2 Imago F2 (gehäutet) Beginn Eiablage: Tageslänge ~15:00 h Gleichzeitiges Vorkommen mehrere Generationen „Aktivität“ abhängig von Temperatur und Tageslänge (Photoperiode): ➢ Verlassen Überwinterungsqartiere wenn max. Tagestemperaturen >14°C (Costi, 2017) ➢ Beendigung Diapause: zwischen 13-15h Tageslänge ➢ Entwicklungsstopp >15°C und
H. Halys - Verbreitung global (EPPO, 01/21)
H. halys – Auftreten in Europa • Seit 2004 in Europa nachgewiesen • in Oberitalien seit 2012 • Schäden im Obstbau seit 2014 (Modena, Pfirsich) • 2015, 2016 und 2017 teils massive Schäden in der Emilia Romagna, Friaul, Piemont, Lombardei • 2016 erstes Auftreten in Südtirol, auch in Apfelanlagen (28 Funde, davon 19 im Freiland) • Seit 2016 Monitoring, Produzenteninformation
März 2016: Erste Funde in Südtirol
Expansionspotential (L. Maistrello) • Invasive Art → wenige Gegenspieler • Hohes Reproduktionspotential (2 Gen./a, bis zu 13 Gelege/Weibchen F0) • Frisst nahezu alles, schneller Wirtswechsel • Läuft schnell, fliegt gut (5 km/d) • Nymphen mehrere m/d
2016: Beginn Monitoring
August 2018
August 2018
05.09.2018 16.10.2018 Wilde Weinrebe Wilde Weinrebe Efeu Foto: Abler Seppl
24.08.2018
Verschleppung
Marmorierte Baumwanze Kontrollen SBR Apfelanlagen 2020 Anzahl Individuen (Klopfproben + visuell) 500 450 400 350 300 L2 L3 L5 12.06. 24.06. 8.07 27. Mai 15. Juli . 250 200 150 100 50 0 April Mai Juni Juli August September Oktober Nymphen Adulte
Risikofaktor Unterbewuchs Gräben Grenzzonen Freie Flächen
PRAXISBEISPIEL ZUR BEKÄMPFUNG 2020 ▪ Standort: Algund ▪ Sorte: Rosy Glow ▪ Behandlungen: 20.07. Phosmet, 16.08. Acetamiprid ▪ Info: Eine Fahrgasse mit Kartoffeln beflanzt Foto: Dreamstime.com Fruchtbefall: 2,5 % 21 % 2,5 %
PRAXISBEISPIEL ZUR BEKÄMPFUNG 2020 ▪ Standort: Leifers ▪ Sorte: Braeburn ▪ Behandlungen: 06.06./02.07./17.07./16.08. Acetamiprid + 03.09. Etofenprox ▪ Info: Randreihe angrenzend an Etschdamm Fruchtbefall: 0% 54 %
Schäden in Südtirol ➢2018 erstmals spürbare Schäden • Randzonen, oberer Baumbereich • Lokal begrenzt, Frühsorten ohne Schäden ➢2019 erstmals Schäden in großem Ausmaß • Randzonen, oberer Baumbereich • Gesamte Talsohle betroffen • Auch bereits Gala • Anlagenteile mit Totalausfall ➢2020 deutlich ruhiger, vereinzelt mehr
24.08.2018
24.08.2018
10.09.2018
04.10.2018 24.08.2018
Wanzenschäden – verschiedene Schadbilder S. Fischnaller, VZL Rückdatierung möglich???? Starke Verformung 1 darunter Oxidation (braune Verfärbung) Einstich + oberflächliche 2 Einsenkung darunter Oxidation Einstich, aber ohne 3 Delle Darunter Oxidation = “Einstich frisch” 42
WANZENSCHÄDEN TALSOHLE Burggrafenamt, Etschtal, Unterland, Leifers % Befall, Auswertung vom Boden 10 9 8,7 8 7 6 5 4 3,2 3 2 1,3 1 0,4 0 2019 Anlagenmitte Anlagenrand 2020
WANZENSCHÄDEN 2020 Vorernteauswertungen nach Sorte Ø % Befall 12 2019 2020 11 10 9 8 7 6 5 5 4 3,3 3 4 2 2 2 1,4 1,2 0,9 1 0,7 0,7 0,4 0,2 0,2 0,2 0
Freilandfunde 2019, Hausgärten Ab letzter Maiwoche massiver Befall bei Kirschen. Später auch Pfirsich, Nektarine, Marille, Zwetschge. Steinobst tw. für Hausgebrauch 23.05.2019 12.09.2019 nicht verwendbar.
BEKÄMPFUNGSMÖGLICHKEITEN Physische Barrieren Integrierte Strategien Gegenspieler Hagelnetz (auch WG PSM) Alternierende T. japonicus Reihenbehandlung T. mitsukurii Hagelnetz mit Anlagenrandbehandlung A. bifasciatus Seitenschluss O. telenomicida Einzelreiheneinnetzung Attract & Kill Fangpflanzen IPM-CPR https://projects.sare.org/project-reports/one14-217/
Einnetzungs-Laborversuch Durchlässigkeit nach Stadien L2 L3 L4 L5 Imago 100 S. Caruso 90 80 70 Durchlässigkeit [%] 60 G. Vaccari 50 40 30 20 10 L. Maistrello 0 2,2 x 2,2 mm 5,0 x 1,3 mm 4,5 x 2,0 mm 7,0 x 3,0 mm Maschenweite
Netz über Vorgewende Hagelnetz Insektennetz Zusätzlicher Bedarf von 2 m im Wendebereich 2m 4,5 m 2m
Nachträgliche Montage von breiten Netzbahnen über Vorgewende, Spannung mit Expandern Expander Insektennetz
Mittelprüfung 2015 Consorzio Fitosanitario Provinciale di Reggio Emilia, Modena % Wirkungsgrad Adulte direkt Larven direkt Adulte 24h Larven 24h 100,0 88,9 84,1 83,4 78,1 74,3 73,1 71,2 80,0 67,8 67,2 65,3 60,0 34,1 40,0 29,2 16,2 20,0 9,3 6,2 5,9 5,8 5,1 4,5 4,1 3,9 3,1 2,2 1,6 0,0
Chem. Bekämpfung im Apfelanbau Probleme Nur Kontaktmittel, geringe Persistenz • Wiederbefall bereits wenige Tage nach Behandlung Eingreifschwelle? Erhöhter Einsatz breitenwirksamer Insektizide im Sommer und Herbst • Nützlingsschädigung • Rückstände • Abdrift • Umwelt • Phytotoxizität ➢ Mittel wirken nur gegen Larvenstadien zuverlässig. Einfliegende Adulte werden kaum beeinträchtigt.
Langfristige Lösung: Schlupfwespen! 2020 künstliche Vermehrung & Freisetzung N.B.: Insgesamt schwacher Befallsdruck durch Wanzen! • T. japonicus • Staatlich koordiniert, in Südtirol vom VZL durchgeführt • 42 Freisetzungsstandorte in 23 Gemeinden • 2 – 3 Freisetzungen von jeweils 100 Weibchen und 10 Männchen • In 17 von 23 Gemeinden erfolgreiche Wiederauffindung! • Vermehrung nicht in Obstanlagen • Parasitierung heimischer Wanzenarten • A. bifasciatus • Privat finanziert (Obstwirtschaft), von Fa. Bioplanet durchgeführt • 5 Freisetzungsstandorte • Messbar höherer Parasitierungsanteil an Freisetzungsstandorten • Insgesamt jedoch eher wenig, wurde z.B. von T. mitsukurii regelmäßig übertroffen Beide Projekte werden 2021 fortgesetzt.
Parasitoide in Südtirol 2019 8 Arten aus gesammelten Eigelegen von H. halys geschlüpft: M. Falagiarda, VZL Trissolcus mitsukurii (45%) Anastatus bifasciatus (46%) Acroclisoides sinicus (9%) (
Empfehlungen: ➢ Hagelnetze lückenlos schließen, seitlicher Bodenschluss ➢ Unterbewuchs niedrig halten ➢ Früchte möglichst einzeln stellen ➢ Saumpflanzen mit geringer Attraktivität bevorzugen (?) ➢ Nützlinge schonen ➢ Chemische Bekämpfung zur rechten Zeit, evtl. Randbehandlungen ➢ Anlagen ab Frühsommer in kurzen Abständen mittels Hebebühne und Klopftrichter kontrollieren. Sorte? Randzone?...
Feldkontrollen!
Fazit • PSM – Behandlungen: – Befall trotz mehrerer Einsätze, v.a. im Rand- und Gipfelbereich – Wirkung auf Nymphen – Problem Zuflug Adulte von außen • Bekämpfungsmöglichkeiten – Kulturmaßnahmen – Einnetzung – Chemisch – Natürliche Gegenspieler • Mit Schäden in den nächsten Jahren ist zu rechnen.
Vielen Dank für die Dank an: Aufmerksamkeit! Markus Ladurner markus.ladurner@beratungsring.org +39 335 7253401 Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau Andreas-Hofer-Straße 9/1 39011 Lana (BZ) info@beratungsring.org
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