Die Schweiz und die Corona-Krise - 24.03.2020 | Monitoring der Bevölkerung - SRF
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Auftraggeber Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR Auftragnehmer Forschungsstelle sotomo Dolderstrasse 24 8032 Zürich Autor/innen (alphabetisch) Lorenz Bosshardt Gordon Bühler Sarah Bütikofer Julie Craviolini Michael Hermann David Krähenbühl Eliane Müller Bruno Wüest Titelbild @ Anna Shvets Zürich, März 2020
INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 1 Monitoring einer Ausnahmesituation 4 2 Mobilität und Kontakte 5 2.1 Gründe zum Verlassen des Hauses . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Verkehrsmittelnutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Kontakte mit anderen Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3 Gesundheit und Gesundheitswesen 10 3.1 Einschätzung des persönlichen Gesundheitsrisikos . . . . . . . . 10 3.2 Betroffenheit durch COVID-19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4 Belastung des Gesundheitswesens 13 5 Arbeitsplatz und Beruf 15 5.1 Situation am Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.2 Auswirkungen nach Tätigkeitsfeldern . . . . . . . . . . . . . . . 16 5.3 Von Zuhause aus arbeiten – Home Office . . . . . . . . . . . . 18 6 Alltag in der Corona-Krise 19 6.1 Gemütsverfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 6.2 Auswirkungen im Alltagsleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 6.3 Persönliche Befürchtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6.4 Nachbarschaft und Zwischenmenschliches . . . . . . . . . . . . 23 7 Politik und Öffentlichkeit 25 7.1 Einschätzung politischer Massnahmen . . . . . . . . . . . . . . 25 7.2 Reaktionsgeschwindigkeit der Regierung . . . . . . . . . . . . . 27 7.3 Vertrauen und Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 7.4 Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 8 Die Krise und ihre Folgen 32 8.1 Gesellschaftliche Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 8.2 Dauer der ausserordentlichen Massnahmen . . . . . . . . . . . . 33 9 Datenerhebung und Methode 34 3
1 MONITORING EINER AUSNAHMESITUATION 1 Monitoring einer Ausnahmesituation Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist die Schweiz in sehr kurzer Zeit in eine zuvor kaum denkbare Ausnahmesituation geraten. Die Pandemie stellt die Welt und auch die Schweiz auf fast allen Ebenen vor grosse Herausforderungen. Sie betrifft speziell das Gesundheitswesen zugleich aber auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes. Der Wandel vollzieht sich dabei in einem atem- beraubenden Tempo. Die vom Bundesrat beschlossenen «ausserordentlichen Massnahmen» zur Dämpfung der Ausbreitung des Virus’ erforderten in kurzer Zeit in vielen Bereichen eine Umstellung der Lebensweisen und Gewohnheiten. Einstellungen, Wahrnehmungen und Normen wurden und werden neu justiert. Die wirtschaftlichen Folgen sind noch kaum abschätzbar. Mit diesem Monitoring im Auftrag der SRG soll ein zeitnaher Einblick in die Auswirkungen der Krise auf den Alltag, die Stimmungslage und die Haltungen der Bevölkerung in der Corona-Krise gewährt werden. Wie bewältigen die Menschen ihre veränderte Lebenssituation? Wie steht es um ihren Arbeitsplatz? Wie schätzen sie die gesundheitliche Gefahr durch das Virus ein? Und: welche Erwartungen haben sie an die Politik? Alles deutet gegenwärtig darauf hin, dass die Krisensituation nicht in wenigen Wochen ausgestanden ist. Es ist davon auszugehen, dass steigende Fall- und Todeszahlen, anhaltende Einschränkungen der persönlichen Freiheit sowie eine zunehmende Belastung der Wirtschaft sich auf die Stimmungs- und Meinungslage in der Bevölkerung auswirken werden. Mit diesem Monitoring soll die Entwicklung des Meinungsbildes mit Hilfe von periodischen Bevölkerungsbefragungen erfasst und nachgezeichnet werden. Die vorliegende erste Befragung des SRG Monitors «Die Schweiz und die Corona- Krise» wurde am Wochenende des 21./22. März und damit in der ersten Woche nach Ausrufung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat erhoben (16. März 2020). An der Befragung haben 30 460 Personen aus der gesamten Schweiz teilgenommen. Die Ergebnisse der Befragung sind repräsentativ für die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren. 4
2 MOBILITÄT UND KONTAKTE 2 Mobilität und Kontakte Aus Sicht des Bundesamts für Gesundheit BAG ist das räumliche Distanzhalten zu anderen Personen («Social Distancing») ein zentraler Aspekt für die Ein- dämmung der Ausbreitung des Coronavirus’. Das Treffen von Menschengruppen mit mehr als fünf Personen ist seit dem 16. März 2020 untersagt. Die Präven- tionskampagnen des BAG forderten zunächst einen Abstand von mindestens zwei Metern bei längerdauerndem Kontakt, mittlerweile wird die Aufforderung «Bleiben Sie zu Hause» propagiert. Wie wirken sich diese Rahmenbedingungen auf das Mobilitätsverhalten und die Kontakthäufigkeit der Bevölkerung aus? Alle der folgenden Fragen beziehen sich auf die Woche vom 16. bis zum 22. März 2020. Aufgrund der aktuellen rechtlichen und moralischen Gebote in diesem Themenbe- reich stellt sich hier im besonderen Mass die Frage, wie weit das Antwortverhalten durch soziale Erwünschtheit verzerrt ist. Grundsätzlich gilt es dabei festzuhalten, dass der Effekt der sozialen Erwünschtheit bei Online-Befragungen geringer ist als bei Befragungen mit einem persönlichen Gegenüber. Dennoch ist wichtig zu beachten, dass es sich bei den folgenden Antworten nicht um das tatsächliche Verhalten, sondern um eine Selbsteinschätzung handelt. 2.1 Gründe zum Verlassen des Hauses 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat in der vergangenen Woche (und damit teilweise vor dem Start der «Bleiben Sie-zu Hause»-Kampagne des BAG) das eigene Zuhause verlassen, am häufigsten um einzukaufen. Abbildung 1: Wofür man zurzeit das Haus verlässt Einkaufen 77 Spaziergänge 47 Arbeit 40 Sport 18 Arztbesuch oder ähnliches 12 Wanderungen 7 Freunde/Bekannte in anderen Wohnungen treffen 5 Freunde/Bekannte draussen treffen 5 Ausflüge an andere Orte Ich bleibe zuhause 16 0% 20% 40% 60% 80% «Wofür haben Sie diese Woche Ihre Wohnung / Ihr Haus verlassen?» Obwohl die meisten Menschen nicht durchwegs zuhause geblieben sind, zeigt Abbildung 1 dennoch eine deutliche Einschränkung der ausserhäuslichen Aktivitä- 5
2 MOBILITÄT UND KONTAKTE ten der Menschen in der Schweiz. 40 Prozent arbeiten ausser Haus. Daneben wurden kaum soziale Kontakte von Angesicht zu Angesicht gepflegt. Neben dem Einkaufen und der Arbeit ist das sich bewegen (Spaziergänge, Wanderungen, Sport) klar der wichtigste Grund, um das eigene Zuhause zu verlassen. Abbildung 2: Wofür man zurzeit das Haus verlässt – nach Alter 82 82 80 75 65 66 62 55 53 Anteil [%] 50 49 49 49 45 45 42 33 25 23 25 25 18 18 15 15 14 9 5 5 2 0 15-24 25-34 35-44 45-64 65-75 75+ Einkaufen Spaziergänge Arbeit Sport Ich bleibe zuhause «Wofür haben Sie diese Woche Ihre Wohnung / Ihr Haus verlassen?» Der Aufruf, das eigene Zuhause nicht mehr zu verlassen, richtet sich insbesondere an die ältere Bevölkerung, die besonders von schweren Verläufen der COVID- 19-Erkrankung betroffen ist. Die Befragung zeigt, dass die über 65-Jährigen in der vergangenen Woche zwar etwas häufiger zuhause geblieben sind als die Jüngeren, dennoch haben drei Viertel von ihnen durchaus das eigene Zuhause verlassen. Etwa zwei Drittel haben Einkäufe selber erledigt und rund die Hälfte hat Spaziergänge unternommen. Die Gründe, das eigene Zuhause zu verlassen, gleichen sich in den drei grösseren Sprachregionen. Dennoch fällt auf, dass in der von der Corona-Krise zurzeit am stärksten betroffenen Sprachregion, der italienischen Schweiz, am wenigsten Aktivitäten ausser Haus getätigt werden. In der Deutschschweiz scheint der Drang nach draussen dagegen am grössten zu sein. Die Menschen im deutschsprachigen Teil des Landes gehen insbesondere häufiger spazieren als jene in den lateinischen Regionen. 6
2 MOBILITÄT UND KONTAKTE Abbildung 3: Wofür man zurzeit das Haus verlässt – nach Sprachregion Einkaufen 74 79 Spaziergänge 34 39 50 Arbeit 29 38 41 Sport 8 16 Arztbesuch oder ähnliches 7 13 Wanderungen 3 8 Freunde/Bekannte in anderen Wohnungen treffen 26 Freunde/Bekannte draussen treffen 3 Ausflüge an andere Orte 1 Ich bleibe zuhause 15 19 25 0% 20% 40% 60% 80% Deutschschweiz Romandie Tessin «Wofür haben Sie diese Woche Ihre Wohnung / Ihr Haus verlassen?» 2.2 Verkehrsmittelnutzung Die Corona-Krise wirkt sich sehr asymmetrisch auf die Wahl der Verkehrsmittel aus. Die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel ist massiv eingebrochen. Demgegenüber werden die anderen Verkehrsmittel weiterhin in ähnlichem Umfang wie vor der Krise verwendet. Die Auswertung sagt dabei allerdings nichts über die zurückgelegten Strecken aus. 7
2 MOBILITÄT UND KONTAKTE Abbildung 4: Nutzung verschiedener Verkehrsmittel 59 Auto / Motorrad 55 43 Zu Fuss 42 22 Velo / E-Bike / Scooter 19 35 Tram / Bus 8 31 Zug 6 1 Keine 12 0% 10% 20% 30% 40% 50% Verkehrsmittelwahl vor Corona-Krise Verkehrsmittelwahl aktuell «Welche Verkehrsmittel haben Sie vor der Corona-Krise (Anfang 2020) mehrmals pro Woche genutzt?» / «Welche Verkehrsmittel haben Sie diese Woche mehrmals genutzt?» 2.3 Kontakte mit anderen Personen Ein wichtiger Aspekt der Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus’ ist die Zahl der Kontakte mit anderen Menschen. Wir haben der Bevölkerung deshalb folgende Frage gestellt: «Mit wie vielen Menschen, die nicht mit Ihnen zusammenleben, hatten Sie diese Woche näheren Kontakt (länger als 15 Minuten, näher als 2 Meter)?». Die Distanz- und Zeitangaben entsprechen den Richtlinien des BAG. Abbildung 5: Anzahl Kontakte in der vergangenen Woche 0 38 1−2 25 3−5 18 6−10 9 Ø 2,7 11−20 4 21+ 6 0% 10% 20% 30% 40% «Mit wie vielen Menschen, die nicht mit Ihnen zusammenleben, hatten Sie diese Woche näheren Kontakt (länger als 15 Minuten, näher als 2 Meter)? Denken Sie dabei an alle Begegnungen in der Nachbarschaft, bei der Arbeit oder unterwegs.» Das bemerkenswerte Resultat ist, dass die Befragten, gemäss Selbstangabe, nur mit einer oder zwei Personen ausserhalb des eigenen Haushalts engeren Kontakt hatten. Und zwar in der gesamten Woche. Insgesamt 80 Prozent geben an, in der 8
2 MOBILITÄT UND KONTAKTE gesamten Woche vom 16. März 2020 mit maximal fünf Personen ausserhalb des eigenen Haushalts näheren physischen Kontakt gehabt zu haben. Das heisst, vier Fünftel der Bevölkerung hatte weniger als einen Fremdkontakt am Tag (flüchtige Kontakte sind davon ausgenommen). Die durchschnittliche Kontaktzahl liegt bei 2,7 Personen ausserhalb des eigenen Haushalts. Zwei Faktoren gilt es bei diesen Zahlen zu beachten: Zum einen der oben erwähnte Faktor der sozialen Erwünschtheit und zum anderen die Möglichkeit, dass nicht alle näheren Kontakte bewusst wahrgenommen wurden. Die massive Einschränkung des öffentlichen Lebens führt allerdings dazu, dass die Übersichtlichkeit der möglichen Kontaktsituationen stark zugenommen hat. Schliesslich gibt es keine Sitzungen, Restaurants, Bars, Coiffeurtermine, Trainingsstunden und Anlässe mehr und der öffentliche Verkehr wird nur noch von einer kleinen Minderheit benutzt. Dieses Resultat ist zumindest ein starkes Indiz dafür, dass die aktuellen Massnahmen zu einer überaus deutlichen Reduktion der physischen Kontakte in der Schweiz geführt haben. Abbildung 6: Anzahl Kontakte in der vergangenen Woche, nach Alter 15−34 35−64 65+ 50 40 Anteil [%] Ø 3,3 Ø 2,7 Ø 1,3 30 55 20 39 28 26 25 26 22 10 19 11 13 9 6 6 5 4 4 0 2 6− 5 6− 5 0 + 0 + 0 + 0 0 0 5 2 2 11 10 11 10 11 10 1− 3− 1− 3− 1− 3− −2 −2 −2 21 21 21 6− «Mit wie vielen Menschen, die nicht mit Ihnen zusammenleben, hatten Sie diese Woche näheren Kontakt (länger als 15 Minuten, näher als 2 Meter)? Denken Sie dabei an alle Begegnungen in der Nachbarschaft, an der Arbeit oder unterwegs.?» Wie oben gezeigt, verlässt die ältere Bevölkerung zwar immer noch regelmässig das eigene Zuhause. Die Anzahl der näheren räumlichen Kontakte ist jedoch deutlich geringer als bei der jüngeren Bevölkerung. Insofern besteht durchaus ein spezifischer Ansteckungsschutz dieses besonders vulnerablen Bevölkerungsseg- ments. 9
3 GESUNDHEIT UND GESUNDHEITSWESEN 3 Gesundheit und Gesundheitswesen Die Corona-Krise betrifft fast alle Bereiche der Gesellschaft, am unmittelbarsten jedoch die Gesundheit und das Gesundheitswesen. Im folgenden Abschnitt geht es um die eigene Erfahrung mit dem Coronavirus, die Wahrnehmung des damit verbundenen Gesundheitsrisikos sowie um die Einschätzung der Herausforderungen für das Gesundheitswesen. 3.1 Einschätzung des persönlichen Gesundheitsrisikos Abbildung 7: Einschätzung der Gefahr für sich selbst Gesamt 20 52 24 4 Nach Alterskategorien 15-24 24 58 15 25-34 20 58 19 3 35-44 19 59 18 3 45-64 17 53 26 4 65-75 21 36 36 7 75+ 23 31 35 11 Nach Geschlecht Frau 18 53 24 4 Mann 22 51 23 3 Nach Sprachregion Deutschschweiz 15 60 22 4 Romandie 35 31 28 5 Tessin 12 48 37 4 0% 25% 50% 75% 100% Ich mache mir keine Gedanken darüber Ich gehe von einem milden Verlauf aus Ich befürchte einen schweren Verlauf Ich befürchte einen tödlichen Ausgang «Wie schätzen Sie die Gefährlichkeit des Coronavirus (COVID-19) für sich selber ein?» Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung befürchtet bei einer COVID-19 Erkrankung einen schweren Verlauf. 4 Prozent befürchten einen tödlichen Ausgang im Falle einer Erkrankung. Erwartungsgemäss sind die Befürchtungen bei den älteren Personen grösser als bei den jüngeren. Dennoch fällt auf, dass mehr als die 10
3 GESUNDHEIT UND GESUNDHEITSWESEN Hälfte der über 75-Jährigen keine Erkrankung mit schwerem Verlauf befürchtet. Auffällig sind auch die sprachregionalen Unterschiede. Je grösser die Fallzahl im eigenen Sprachraum, desto grösser ist die Furcht, selber schwer zu erkranken. 3.2 Betroffenheit durch COVID-19 Der überwiegende Teil der Bevölkerung war bis zum Wochenende des 21./22. März 2020 nicht selber von COVID-19 betroffen, bzw. war sich dessen zumindest nicht bewusst. Auch wenn relativ viele Befragte (12%) angeben, an grippeähnlichen Symptomen zu leiden, sind nur 1 Prozent der Ansicht, dass es sich bei ihren Symptomen um typische COVID-19 Merkmale handelt. Abbildung 8: Eigene Betroffenheit von COVID-19 Typische Symptome der COVID-Erkrankung Krankheitssymptome wie bei einer Erkältung oder Grippe 1 12 Bisher keine Erkrankung und keine Symptome 86 «Sind oder waren Sie selber vom Coronavirus (COVID-19) betroffen?» Nur der kleinste Teil der Befragten hat tatsächlich einen Test durchgeführt. Wie Abbildung 9 zeigt, haben jedoch bereits 4 Prozent der Schweizer Bevölkerung vergeblich versucht, sich testen zu lassen. Dazu gehört die Hälfte der Befragten mit typischen COVID-19-Symptomen. Wer sich testen lässt, wird zumeist negativ getestet. 11
3 GESUNDHEIT UND GESUNDHEITSWESEN Abbildung 9: Erfahrung mit Coronavirus-Tests Gesamt 95 4 Nach auftretenden Symptomen Keine Symptome 98 Symptome wie bei Erkältung oder Grippe 81 15 4 Symptome wie bei COVID-19 44 49 7 0% 25% 50% 75% 100% Kein Test beabsichtigt Negativ getestet Nicht zum Test zugelassen Positiv getestet «Haben Sie bereits versucht einen COVID-19-Test zu machen?» 87 Prozent der Befragten kennen niemanden im näheren Umfeld, der oder die an COVID-19 erkrankt ist. 11 Prozent kennen jemanden im eigenen Umfeld, der oder die mit einem milden Verlauf erkrankt ist. Nur 2 Prozent der Bevölkerung kennen jemanden mit einem schweren Verlauf. Abbildung 10: COVID-Fälle im näheren Umfeld Keine Fälle bekannt 87 Mit mildem Verlauf 11 Mit schwerem Verlauf 2 Mit tödlichem Verlauf 0 0% 25% 50% 75% «Wie ist Ihr näheres Umfeld durch das Coronavirus (COVID-19) betroffen? Welche Fälle gibt es?» 12
4 BELASTUNG DES GESUNDHEITSWESENS 4 Belastung des Gesundheitswesens In Italien und dabei insbesondere in der Lombardei sind aufgrund des sehr raschen Anstiegs der Fallzahlen vielerorts Spitäler überlastet. 28 Prozent der Befragten erwarten allerdings auch in den Schweizer Spitälern lombardische Verhältnisse. Insgesamt drei Viertel der Schweizer Bevölkerung sind heute zumindest eher der Ansicht, dass das hiesige Gesundheitswesen ein annähernd ähnliches Schicksal erwartet. Es sind dabei insbesondere die jüngeren Altersgruppen, welche diese Einschätzung teilen. Auch hier zeigt sich ein deutliches Generationengefälle: Die Jüngeren fürchten zwar, wie oben gezeigt, weniger häufig einen schweren Verlauf, sie erwarten jedoch gravierendere Konsequenzen. Demgegenüber ist es ausgerechnet die besonders vulnerable Gruppe der über 75-Jährigen, welche die Situation am wenigsten dramatisch einschätzt. Obwohl die italienische Schweiz bereits stärker direkt von COVID-19 betrof- fen ist als die anderen Sprachregionen, unterscheidet sich die Einschätzung im Tessin aber nicht grundsätzlich von der übrigen Schweiz. Auffällig ist hingegen, dass insbesondere in der Romandie viele Befragte der Ansicht sind, dass unser Gesundheitswesen lombardische Verhältnisse erwartet. 13
4 BELASTUNG DES GESUNDHEITSWESENS Abbildung 11: Überlastung der Spitäler erwartet Gesamt 28 46 22 3 Nach Alterskategorien 15-24 32 48 19 25-34 35 45 17 35-44 34 44 19 45-64 27 46 23 3 65-75 17 48 32 4 75+ 13 47 34 6 Nach Geschlecht Frau 30 47 21 Mann 27 45 24 4 Nach Sprachregion Deutschschweiz 25 47 24 3 Romandie 38 43 17 Tessin 29 50 19 0% 25% 50% 75% 100% Ja Eher nein Eher ja Nein «Denken Sie, dass die Schweizer Spitäler auch bald so überlastet sind wie die Spitäler in der Lombardei?» 14
5 ARBEITSPLATZ UND BERUF 5 Arbeitsplatz und Beruf Die ausserordentlichen Massnahmen des Bundesrats haben unmittelbare Auswir- kungen auf grosse Teile der Wirtschaft, entweder aufgrund des vorübergehenden Verbots, gewisse Tätigkeiten auszuüben oder aufgrund von indirekten Folgen der Corona-Krise. Dazu kommt das Gebot, von zuhause aus zu arbeiten. Die Befragung zeigt dabei zurzeit sehr asymmetrische Folgen der Krise. Besonders sticht jedoch die dramatische Situation der Selbstständigen im Vergleich zu den Angestellten heraus. 5.1 Situation am Arbeitsplatz Nur gerade ein Viertel der Erwerbstätigen nehmen gegenwärtig keine unmittel- baren Folgen der Corona-Krise auf ihre Arbeitsbelastung wahr. Bei rund einem Drittel der Erwerbstätigen macht sich ein Rückgang des Arbeitsvolumens am eigenen Arbeitsplatz bemerkbar. Ebenfalls bei einem Drittel führt die Corona-Krise gegenwärtig zu einer beruflichen Mehrbelastung aufgrund der damit verbundenen Umstellungen. Bei 8 Prozent der Erwerbstätigen führt die Drosselung der Wirt- schaftstätigkeit zu einem gegenteiligen Effekt: Sie arbeiten mehr, weil die Krise zu mehr Aufträgen bzw. mehr Nachfrage führt. Abbildung 12: Veränderung des Arbeitsvolumens Reduktion des Arbeitsvolumens 34 Mehrarbeit aufgrund von Corona-Umstellungen 34 Weniger Kapazitäten wegen Betreuungspflichten 10 Mehrarbeit wegen verstärktem Auftragsvolumen 8 Keine Veränderung 25 0% 10% 20% 30% 40% «Wie hat sich Ihre berufliche Arbeitsbelastung in den letzten 30 Tagen verändert?» (Erwerbstätige, mehrere Antworten möglich) Trotz der massiven Veränderungen sind gegenwärtig noch immer 89 Prozent der Angestellten in einer festen Anstellungssituation. Die übrigen sind entweder in Kurzarbeit, beurlaubt oder es steht eine Entlassung an. 15
5 ARBEITSPLATZ UND BERUF Abbildung 13: Angestellte: Situation am Arbeitsplatz Feste Anstellung 89 Kurzarbeit 6 Beurlaubt 4 Entlassung erwartet Neue Stelle gefunden / in Aussicht Entlassung ausgesprochen 0% 25% 50% 75% «Wie ist Ihre aktuelle Situation am Arbeitsplatz?» (Angestellte) Dramatisch ist die Situation dagegen bereits jetzt bei den Selbständigerwerbenden. 28 Prozent von ihnen sind gegenwärtig mit einem Totalausfall konfrontiert. Weitere 38 Prozent haben weniger Aufträge als vor der Krise. Die Situation in der lateinischen Schweiz ist dabei noch gravierender als im deutschsprachigen Landesteil. Abbildung 14: Selbständige: berufliche Situation Gesamt 5 24 38 28 5 Nach Sprachregion Deutschschweiz 5 28 38 25 4 Romandie 5 16 38 35 7 Tessin 9 14 38 37 0% 25% 50% 75% 100% Mehr Aufträge Weniger Aufträge Weiss nicht Keine Veränderung Totalausfall «Wie hat sich Ihre berufliche Arbeitsbelastung in den letzten 30 Tagen verändert?» (Selbständig Erwerbende) 5.2 Auswirkungen nach Tätigkeitsfeldern Es ist naheliegend, dass sich die Krise gegenwärtig sehr unterschiedlich auf Branchen und Tätigkeitsfelder auswirkt. Es fällt auf, dass neben «Sport, Wellness, Schönheit» sowie «Tourismus, Gastgewerbe» insbesondere auch der Bereich «Gestaltung, Kommunikation» betroffen ist. 16
17 To ur S is po m rt us , W St ,G e G rate G as llne es g es tg ss u ie Anteil [%] ta ew , S ltu e Anteil [%] Er nd , F 0 20 40 60 0 20 40 60 80 zi he üh ng rbe chö M ehu it, S run , K , H nh g Pr o o e 54 76 ed n od ie g, ozia uk Be mm tel it n, U n e l tio ra u ler n i 52 73 Po Jo ter s n, Tra tun ika e lit urn ric Ad R n g, ti a h 52 52 Ko ik m ep sp Ve on nt , V lism t in a or rk ro e rw u is ra t, tra tu V au 40 49 Be lle, al s t r e f Ad ra Sic tun M ion , Re rke m 37 40 tu h g ed , O in hr in n e ie rg ig is Fin g, rhe tra a V n u 34 37 Ko , J an ng tio nz erk it nt ou isa An n en a Er ro rna tio n 32 36 al Tr , O , R uf zi lle y a r eh , S lism Pr se ns ga ech o , T p n Ko un ic u 31 34 sowie im Gesundheits- und Bildungswesen. To du Fo ec or isa t ns Po g, her s ur kt rs hn , V tio t l tru iti Un he 30 33 is ion ch ik e n m kt k, V te it io r us , R ung , In rke n, erw rich 27 32 , G ep , E for hr a m Ba a t l 5 G as ra ntw at An G Fin ug tun i ik e a e 27 32 es tg tu Abbildung 15: Tätigkeitsfelder mit reduziertem Arbeitsvolumen ta ew r, R ckl al su nz w g K ltu e e u n ys nd en erb r e, 26 32 La on ng be inig g Fo Str heit , R e nd str , K , H un rs ate , S ech 25 31 w uk om ote g ir ti La ch g o t m l un ie, zia Sp tsch on, un leri nd g F le 22 25 or af Ba ika e w T ,E ü s t, t, irt ec n hr W Fo uge tion sc h tw un 22 25 el rs w ha nik ic g ln tw er ft, , I klu Abbildung 16: Tätigkeitsfelder mit Mehrarbeit aufgrund von Corona-Umstellungen es ir be Fo nfo ng 19 25 «Wie hat sich Ihre berufliche Arbeitsbelastung in den letzten 30 Tagen verändert?» (Erwerbstätige) «Wie hat sich Ihre berufliche Arbeitsbelastung in den letzten 30 Tagen verändert?» (Erwerbstätige) s, tsc rs rm Sc ha tw a 18 24 hö ft irt tik nh sc ei ha 11 16 t ft ARBEITSPLATZ UND BERUF keitsfeldern. Besonders betroffen sind Personen im Bereich «Strategie, Führung» Mehrarbeit aufgrund der Corona-Umstellung findet sich in den meisten Tätig-
5 ARBEITSPLATZ UND BERUF Nur wenige profitieren von Mehraufträgen aufgrund der Corona-Krise. Dazu zählen 16 Prozent derer, die im Bereich «Beratung, Verkauf» arbeiten. Dazu kommen Personen im Transportwesen sowie im Bereich «Sicherheit». Abbildung 17: Tätigkeitsfelder mit Mehraufträgen Anteil [%] 20 16 12 11 11 11 10 8 7 6 5 5 5 4 4 4 4 0 ar ou zia t irt tr ik, inig s lle Ve uf r n, ie eit R t Te ur ali s s, te t al on Po ors üh ik e, ru litik wir ung ha eg for g g ng , O ic e m sch , B rwa aft , G rz om nis g or ew g, ika n W erb Unt tion hö ie t R n, , S ech tio ed dh n, ei es Ho rich ei G in ic eh u at rn le sc at In un G ist ng aug ltun ltu n tw rb us E , K rga lun Sp ast hun un tio F at Sc ller a ch , R sm uk M un nze erh nh n e h nt or rk , S rk ta tio En we ft, ie, m m a r Fo ktio , V tsc el e, er k e h o e Ko sp , V n e ro t, an g t Tr tun es a ep J es ra , F ra ln F Be u ie S g Ad r ys st t, in w An K nd m La od is Pr ur To «Wie hat sich Ihre berufliche Arbeitsbelastung in den letzten 30 Tagen verändert?» (Erwerbstätige) 5.3 Von Zuhause aus arbeiten – Home Office Eine Mehrheit der Erwerbstätigen arbeitet seit Ausbruch der Corona-Krise zumin- dest teilweise von zuhause aus. Ein Drittel hat ganz auf Home Office umgestellt. Nur relativ wenige (3%) geben an, dass sie zwar gerne von ihrem Zuhause aus arbeiten würden, aber von ihren Vorgesetzten daran gehindert werden. Abbildung 18: Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten Nein, das ist in meinem Beruf nicht möglich 40 Ja, nur noch 33 Ja, jetzt zum Teil 17 Ja, zuvor schon regelmässig 6 Nein, die Vorgesetzten erlauben es nicht 3 0% 10% 20% 30% 40% 50% Home Office nicht möglich Home Office möglich «Arbeiten Sie aufgrund der Corona-Krise von zuhause aus bzw. im Home Office?» (Erwerbstätige und in Ausbildung) 18
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE 6 Alltag in der Corona-Krise Die vom Bundesrat am 16. März 2020 beschlossenen ausserordentlichen Mass- nahmen wirken sich unmittelbar auf das Leben der meisten Menschen in der Schweiz aus. Deutliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit verbinden sich mit einem stark eingeschränkten Konsumangebot. Die Schliessung von Schulen und Ausbildungseinrichtungen führt bei Familien zu einer Mehrfachbelastung. Die Wahrnehmung und das Meistern des Alltags in der Corona-Krise ist Thema des folgenden Abschnittes. 6.1 Gemütsverfassung Die Krise wirkt sich auf die Gemütsverfassung der Schweizer Bevölkerung aus. 51 Prozent geben an, dass es ihnen vor der Krise sehr gut gegangen ist. Dieser Anteil hat sich auf 31 Prozent reduziert. Nur rund 5 Prozent geben jedoch an, dass es ihnen heute schlecht geht. Abbildung 19: Gemütszustand im Zeitvergleich Vor der Krise 53 39 6 Aktuelle Situation 31 41 22 4 0% 25% 50% 75% 100% Sehr gut Sehr schlecht «Wie geht es Ihnen zurzeit?» / «Wie ging es Ihnen vor Beginn der Corona-Krise?» Auffällig ist, dass sich die Krisensituation stärker auf die Gemütsverfassung der jüngeren Erwachsenen auswirkt. Abbildung 20 zeigt den Durchschnittswert für alle Altersgruppen. Die grösste negative Veränderung zeigt sich bei den 25- bis 34-Jährigen, derjenigen Altersgruppe, die sich im Privat- und im Berufsleben in einer anspruchsvollen Übergangsphase befindet. 19
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE Abbildung 20: Gemütszustand im Zeitvergleich 2 1.55 1.4 1.4 1.45 1.43 1.36 1.27 1.25 1 0.84 0.83 1.01 0.82 0 -1 -2 15-24 25-34 35-44 45-64 65-75 75+ Vor der Krise Aktuelle Situation «Wie geht es Ihnen zurzeit?»/«Wie ging es Ihnen vor Beginn der Corona-Krise?» – Durchschnittswert von -2: «sehr schlecht» bis 2: «sehr gut» 6.2 Auswirkungen im Alltagsleben Der überwiegende Teil der Bevölkerung nimmt eine deutliche Veränderung des Lebens aufgrund der COVID-19-Pandemie wahr. Die wahrgenommenen Verände- rungen sind bei Jüngeren grösser als bei Älteren und sie sind bei Frauen grösser als bei Männern. 20
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE Abbildung 21: Auswirkungen der Krise auf den Alltag Gesamt 18 58 23 Nach Alterskategorien 15-24 16 54 30 25-34 17 59 24 35-44 16 58 26 45-64 18 59 23 65-75 23 60 17 75+ 30 56 14 Nach Geschlecht Frau 16 58 27 Mann 21 59 20 Nach Sprachregion Deutschschweiz 19 59 22 Romandie 15 58 27 Tessin 21 52 27 0% 25% 50% 75% 100% Zum grössten Teil gleich geblieben Vieles hat sich verändert Fast alles ist anders «Wie hat sich Ihr Alltag aufgrund der Corona-Krise verändert?» (Mehrfachnennungen möglich) Aufgrund der ausserordentlichen Massnahmen zur Begrenzung der Übertragungs- raten des Coronavirus’ wird der Bewegungsradius vieler Menschen eingegrenzt. Die Aufforderung der BAG-Präventionskampagne, zuhause zu bleiben, hat zur Folge, dass das häusliche Leben mehr Gewicht erhält. Dies kann unterschiedliche Auswirkungen haben. Nur gerade 12 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Corona-Krise keine Auswirkungen auf das Leben zuhause hat. Der Be- wegungsmangel wird mit 43 Prozent am häufigsten als Folge genannt. Neben diesem eher negativen Effekt stechen gegenwärtig auch zwei positive Folgen heraus. Gut ein Drittel ist der Ansicht, dass die Veränderungen bei ihm oder bei ihr zu mehr Ruhe und Entspannung führen. Fast ebenso viele sehen eine Stärkung der Familie oder der Partnerschaft. Während mehr als ein Viertel der Befragten (27%) sich eingesperrt fühlt, sind Spannungen und Konflikte derzeit nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung (13%) relevant. 21
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE Abbildung 22: Auswirkungen auf das Zuhause Bewegungsmangel 43 Mehr Ruhe und Entspannung 35 Gestärkte Familie/Partnerschaft 34 Eingesperrt fühlen 27 Langeweile 20 Gestärkte Nachbarschaft 20 Einsamkeit 18 Mehr Spannungen und Konflikte 13 Überforderung mit Kinderbetreuung 8 Keine speziellen Auswirkungen 12 0% 10% 20% 30% 40% 50% Negative Auswirkungen Positive Auswirkungen «Wie wirkt sich die aktuelle Situation bei Ihnen zuhause aus?» (Mehrfachnennungen möglich) 6.3 Persönliche Befürchtungen Geht es um persönliche Befürchtungen in Zusammenhang mit der COVID-19- Pandemie, so steht gegenwärtig eine mögliche eigene Erkrankung im Vordergrund. An zweiter Stelle stehen Einschränkungen der persönlichen Freiheit. Bemerkens- wert ist, dass trotz wirtschaftlicher Ausnahmesituation gegenwärtig «nur» 15 Prozent den Verlust des Arbeitsplatzes als grosse Befürchtung nennen. Abbildung 23: Persönliche Befürchtungen COVID-19-Erkrankung 48 11 Eingeschränkte Freiheiten 38 18 Finanzielle Einbussen 33 20 Arbeitsplatzverlust 15 38 Konflikte im privaten Umfeld 10 40 60% 30% 0% 30% 60% Grosse Befürchtungen Keine Befürchtung «Vor welchen Folgen der Corona-Krise auf persönlicher Ebene fürchten Sie sich besonders? Vor welchen fürchten sie sich nicht?» (Mehrfachnennungen möglich) Die Wahrnehmung möglicher negativer Folgen der Corona-Krise unterscheidet sich relativ deutlich zwischen den Altersgruppen. 22
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE Abbildung 24: Persönliche Befürchtungen nach Altersgruppen COVID-19-Erkrankung Eingeschränkte Freiheiten 60% 30% 25 20 14 13 18 18 14 13 12 9 7 0% 33 37 37 34 44 45 43 45 46 53 56 52 30% 60% Finanzielle Einbussen Arbeitsplatzverlust 60% 30% 46 35 36 40 35 36 37 30 23 19 15 17 0% 9 12 14 19 17 22 31 37 41 37 30% 60% 4 4 4 4 5 4 4 4 4 5 + + -2 -3 -4 -6 -7 -2 -3 -4 -6 -7 75 75 15 25 35 45 65 15 25 35 45 65 Grosse Befürchtungen Keine Befürchtung «Vor welchen Folgen der Corona-Krise auf persönlicher Ebene fürchten Sie sich besonders? Vor welchen fürchten sie sich nicht?» (Mehrfachnennungen möglich) 6.4 Nachbarschaft und Zwischenmenschliches Dieser Tage werden viele Beispiele zwischenmenschlicher Solidarität in den Medien gezeigt. Tatsächlich wird das Zwischenmenschliche in der Corona-Krise auch von den Befragten gegenwärtig insbesondere als solidarisch und auch als freundlich beschrieben. 23
6 ALLTAG IN DER CORONA-KRISE Abbildung 25: Auswirkungen auf zwischenmenschliche Kontakte Solidarisch 62 Freundlich 45 Egoistisch 26 Misstrauen 24 Interessiert 20 Vertrauen 15 Desinteressiert 10 Aggressiv 7 0% 20% 40% 60% Negative Auswirkungen Positive Auswirkungen «Wie nehmen Sie den zwischenmenschlichen Umgang in der aktuellen Situation wahr?» (Mehrfachnennungen möglich) Geht es um die eigene Nachbarschaft, zeigt sich die Krisen-Solidarität nur teilweise. 47 Prozent der Befragten nehmen keine Veränderung im Vergleich zur Zeit vor der Krise wahr. Ein Drittel der Befragten nimmt wahr, dass man sich vermehrt aus dem Weg geht. 14 Prozent der Befragten erleben in ihrer Nachbarschaft jedoch eine grössere gegenseitige Unterstützung. Abbildung 26: Auswirkungen auf nachbarschaftliches Zusammenleben Keine spürbaren Veränderungen 47 Man geht sich vermehrt aus dem Weg 32 Mehr Kontakte und Gespräche 17 Mehr Unterstützung 14 Mehr Konflikte und Spannungen 0% 10% 20% 30% 40% 50% Negative Veränderungen Positive Veränderungen «Wie wirkt sich die Corona-Krise auf ihre Nachbarschaft aus?» (Mehrfachnennungen möglich) 24
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT 7 Politik und Öffentlichkeit Eine zentrale Rolle in der Bewältigung der Corona-Krise spielt die politische Führung und dabei insbesondere die Exekutive. Wie schätzt die Bevölkerung das Vorgehen und die Massnahmen des Bundesrats ein? Wie gross ist das Vertrauen und wie wird die Kommunikation bewertet. Es zeigt sich dabei, dass die Bevölkerung mehrheitlich hinter den Massnahmen des Bundesrats steht und Vertrauen in dessen Vorgehen hat. 7.1 Einschätzung politischer Massnahmen Die an der Befragung teilnehmenden Personen wurden zu fünf Massnahmenfel- dern befragt, ob sie mit dem Vorgehen der Exekutive einverstanden sind, ob sie weitergehende Massnahmen befürworten würden oder der Ansicht sind, dass der Bundesrat zu weit geht. In allen fünf Bereichen ist eine Mehrheit der Bevölkerung der Ansicht, dass die Massnahmen angemessen seien. Nur ganz wenige Befragte gehen gegenwärtig von einer überzogenen Reaktion der politischen Führung aus. Die grösste Differenz zum Bundesrat besteht bei der Frage der Einschränkung der Bewegungsfreiheit. 42 Prozent sind der Ansicht, dass die gegenwärtigen Massnahmen zu wenig weit gingen, 54 Prozent sind der Ansicht, dass sie ange- messen sind. Nur eine kleine Minderheit findet, dass die Massnahmen zu wenig weit gehen. 25
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 27: Akzeptanz politischer Massnahmen Massnahmen, die die persönliche Bewegungsfreiheit einschränken (Verbot von Ansammlungen mit mehr als fünf Personen, 16 26 54 Besuchsverbot usw.) Massnahmen zur Stützung des Gesundheitswesens (Aufstockung Intensivstationen, Rekrutierung Pflegepersonal, Mobilmachung 9 28 62 Militär) Massnahmen zur Abfederung von Lohnausfällen (Entschädigung für Eltern mit betreungspflichtigen Kindern, Soforthilfe für 9 25 64 Selbstständige usw.) Massnahmen zur Stützung der Gesamtwirtschaft 7 22 67 (40-Milliarden-Massnahmenpaket, Bürgschaften, Darlehen) Massnahmen, die in die Wirtschaft eingreifen (Schliessen von 8 14 69 7 Geschäften und anderen Dienstleistungsangeboten) 0% 25% 50% 75% 100% Gehen viel zu wenig weit Gehen eher zu wenig weit Sind angemessen Gehen eher zu weit Gehen viel zu weit Überblick über alle abgefragten Massnahmen Die Haltung zu weitergehenden Beschränkungen der Bewegungsfreiheit unter- scheidet sich allerdings in verschiedenen Segmenten der Gesellschaft teilweise erheblich. Es sind interessanterweise insbesondere die jüngeren Befragten, die nach mehr Bewegungsbeschränkungen verlangen. Bei den älteren ist eine über- wiegende Mehrheit mit der Linie des Bundesrats einverstanden. Zudem zeigen sich starke sprachregionale Differenzen. In der Romandie ist gegenwärtig eine Mehrheit der Bevölkerung der Ansicht, der Bundesrat gehe zu wenig weit in Bezug auf Bewegungsbeschränkungen. 26
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 28: Massnahmen, die die persönliche Bewegungsfreiheit einschränken Gesamt 16 26 54 Nach Alterskategorien 15-24 17 31 47 4 25-34 22 31 43 35-44 21 27 48 45-64 15 25 56 65-75 8 20 68 75+ 5 14 78 Nach Geschlecht Frau 17 27 53 Mann 16 25 55 3 Nach Sprachregion Deutschschweiz 13 25 58 3 Romandie 28 31 39 Tessin 8 22 67 0% 25% 50% 75% 100% Gehen viel zu wenig weit Gehen eher zu wenig weit Sind angemessen Gehen eher zu weit Gehen viel zu weit Massnahmen, die die persönliche Bewegungsfreiheit einschränken (Verbot von Ansammlungen mit mehr als fünf Personen, Besuchsverbot usw.) 7.2 Reaktionsgeschwindigkeit der Regierung Die Schweizer Bevölkerung ist geteilt bei der Beurteilung, ob der Bundesrat rechtzeitig gehandelt hat. Es sind wiederum vor allem die jungen Erwachsenen, die sich eine dezidiertere Reaktion erwünscht hätten. Auffällig ist auch hier der sprachregionale Gegensatz. Es ist dabei insbesondere die Bevölkerung der italienischen Schweiz, die überwiegend der Ansicht ist, der Bundesrat hätte zu spät reagiert. In der Deutschschweiz, die noch am wenigsten von der COVID-19- Pandemie betroffen ist, ist eine deutliche Mehrheit der Ansicht, das Tempo der Reaktion sei angemessen gewesen. 27
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 29: Reaktionsgeschwindigkeit des Bundesrats Gesamt 49 49 Nach Alterskategorien 15-24 58 39 25-34 61 37 35-44 55 43 45-64 44 54 65-75 33 65 75+ 27 71 Nach Geschlecht Frau 51 48 Mann 47 51 Nach Sprachregion Deutschschweiz 42 56 Romandie 64 35 Tessin 68 31 0% 25% 50% 75% 100% Zu langsam Genau richtig Zu überhastet «Ganz grundsätzlich: Wie beurteilen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit des Bundesrats in der Corona-Krise?» Nach Alter, Geschlecht und Sprachregion 7.3 Vertrauen und Kommunikation Die gezeigten Unterschiede in der Einschätzung der Lage spiegeln sich im Ver- trauen in die politische Führung. Insgesamt haben 63 Prozent der Schweizer Bevölkerung grosses oder sehr grosses Vertrauen in die politische Führung. Bei den Jüngeren ist das Vertrauen tiefer als bei den Älteren. Markant ist aber vor allem der Vertrauensgraben zwischen der deutschsprachigen und der lateinischen Schweiz. Während das Vertrauen in der Deutschschweiz bei 71 Prozent gross ist, sind es nur 43 Prozent der Menschen in der französischsprachigen Schweiz, die grosses Vertrauen haben. In der italienischen Schweiz sind es 46 Prozent. Der Anteil mit einem geringen Vertrauen in die Regierung liegt in der lateinischen Schweiz bei rund einem Viertel. 28
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 30: Vertrauen in die politische Führung Gesamt 6 9 22 40 23 Nach Alterskategorien 15-24 6 11 21 39 23 25-34 7 13 24 37 19 35-44 8 11 22 37 22 45-64 5 8 22 41 25 65-75 3 5 21 44 26 75+ 4 6 20 45 26 Nach Geschlecht Frau 5 9 23 39 24 Mann 7 10 20 41 22 Nach Sprachregion Deutschschweiz 4 7 19 42 28 Romandie 11 15 29 34 11 Tessin 9 12 33 32 13 0% 25% 50% 75% 100% Sehr klein Sehr gross «Wie gross ist Ihr Vertrauen in die politische Führung der Schweiz in Bezug auf die Bewältigung der Corona-Krise?» Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beurteilung der Kommunikation der Ent- scheidungsträger. Diese wird insgesamt als gut beurteilt. Es zeigen sich hier ebenfalls sprachregionale Unterscheide, diese sind jedoch weniger markant als beim Vertrauen. 29
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 31: Beurteilung der Kommunikation durch die Entscheidungsträger Gesamt 5 9 22 38 27 Nach Alterskategorien 15-24 4 10 23 36 27 25-34 6 13 23 37 21 35-44 6 11 23 37 24 45-64 4 8 21 38 29 65-75 4 6 19 40 31 75+ 3 17 43 35 Nach Geschlecht Frau 4 9 23 37 29 Mann 5 10 20 39 25 Nach Sprachregion Deutschschweiz 3 8 19 39 31 Romandie 7 14 27 34 17 Tessin 6 14 25 37 18 0% 25% 50% 75% 100% Sehr schlecht Sehr gut «Wie beurteilen Sie die Kommunikation durch Regierung und Verwaltung?» 7.4 Medien Insgesamt positiv wird die Arbeit der Medien wahrgenommen. Die Mehrheit nimmt die Information als umfassend wahr, während nur 22 Prozent die «Dauer- berichterstattung» als übertrieben beurteilen. Ausgeglichener ist die Beurteilung der Art der Information. 29 Prozent sind der Ansicht, die Medien ordnen sachlich ein, immerhin ein Viertel der Bevölkerung findet, dass die Medien zur Panik beitragen. 30
7 POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT Abbildung 32: Beurteilung der Berichterstattung in den Schweizer Medien Sie informieren umfassend 51 Sie ordnen sachlich ein 29 Sie tragen zu Panik bei 25 Sie übertreiben mit ihrer Dauerberichterstattung 22 Sie unterschätzen das Ausmass der Krise 9 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Positive Beurteilung Negative Beurteilung «Wie beurteilen Sie die Berichterstattung der Schweizer Medien zum Coronavirus insgesamt?» (Mehrfachantworten möglich) 31
8 DIE KRISE UND IHRE FOLGEN 8 Die Krise und ihre Folgen Im letzten Abschnitt dieser Studie geht es um einen ersten Ausblick. Wie schätzt die Bevölkerung die mittel- und langfristigen Folgen der Corona-Krise ein? Wann erwartet sie ein Ende der eingeschränkten Bewegungsfreiheit? Geht es um die generelle Einschätzung des Ausgangs der Krise, halten sich optimistische und pessimistische Einschätzungen die Waage. Auffällig ist, dass sich viele nicht für das eine oder andere entscheiden können. Dies zeigt die grosse Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Krise. Abbildung 33: Optimismus/Pessimismus bezüglich dem Ausgang der der Corona-Krise Gesamt 4 21 41 28 7 Nach Alterskategorien 15-24 4 20 41 28 7 25-34 19 38 32 8 35-44 4 19 38 30 9 45-64 4 21 40 27 8 65-75 4 24 47 21 5 75+ 3 24 49 20 4 Nach Geschlecht Frau 17 44 29 8 Mann 4 24 37 27 7 Nach Sprachregion Deutschschweiz 4 23 44 25 4 Romandie 3 19 37 30 10 Tessin 4 18 44 26 8 0% 25% 50% 75% 100% Sehr optimistisch Sehr pessimistisch «Wie optimistisch oder pessimistisch sind Sie in Bezug auf den Verlauf und Ausgang der Corona-Krise?» 8.1 Gesellschaftliche Folgen Geht es um die aktuellen persönlichen Sorgen, steht die COVID-19 Erkrankung im Vordergrund. Geht es um die Folgen der Krise, herrscht die Sorge über die wirtschaftlichen Konsequenzen vor. 32
8 DIE KRISE UND IHRE FOLGEN Abbildung 34: Furcht vor Folgen der Corona-Krise Wirtschaftskrise 7 45 Zusammenbruch des Gesundheitswesens 9 29 Langfristiger Verlust persönlicher Freiheiten 38 10 Gesellschaftliche Konflikte 18 6 Internationale Konflikte 15 6 Keine 13 3 60% 30% 0% 30% 60% Folge, die man am wenigsten fürchtet Folge, die man am meisten fürchtet «Welche mögliche Folge der Corona-Krise fürchten Sie am meisten/am wenigsten?» 8.2 Dauer der ausserordentlichen Massnahmen Nur eine Minderheit rechnet damit, dass mit dem vorläufigen Ende der ausser- ordentlichen Massnahmen am 19. April 2020 der normale Alltag zurückkehren wird. In der Bevölkerung besteht jedoch eine grosse Hoffnung, dass man sich zu Beginn des Sommers, im Juni 2020, in der Schweiz wieder ohne Einschränkungen bewegen kann. Die Zukunft wird es weisen. Abbildung 35: Rückkehr des normalen Alltages 30 28 20 Anteil [%] 20 16 10 13 7 4 0 2 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 21 21 21 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 /2 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 «Was denken Sie, wann werden wir uns in der Schweiz wieder ohne Einschränkungen bewegen können?» 33
9 DATENERHEBUNG UND METHODE 9 Datenerhebung und Methode Datenerhebung und Stichprobe Die Datenerhebung zur ersten Befragung des SRG Monitors «Die Schweiz und die Corona-Krise» fand zwischen dem 21. und 23. März 2020 statt. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren. Die Befragung erfolgte online. Die Rekrutierung der Befragten fand einerseits über die Webportale von SRG SSR, andererseits via Online-Panel von sotomo statt. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 30‘460 Personen für die Auswertung verwendet werden. Repräsentative Gewichtung Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (opt-in), ist die Zu- sammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Es werden räumliche (Wohnort), soziodemographische (Alter, Geschlecht, Bildung, Haushaltsform) und politische Gewichtungskriterien (Partei- präferenz) beigezogen. Durch die Gewichtung wird eine hohe Repräsentativität für die Schweizer Bevölkerung erzielt. Der Stichprobenfehler, wie er für Zufallss- tichproben berechnet wird, lässt sich nicht direkt auf gewichtete opt-in Umfragen übertragen. Die Repräsentativität dieser Befragung ist jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1,1 Prozentpunkten (für 50% - Anteil und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit). 34
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