Alles über die Schweizer - Lid.ch
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Kühe gehören einfach Hinter Milch und Milchprodukten Wenn Kühe und Kälber auf der zur Schweiz stehen zehntausende von Bauern Weide grasen, pflegen und schüt- und hunderte von Käsereien und zen sie die Landschaft. Ohne sie Eine Kuh macht Muh – viele Kühe Molkereien. Am Anfang der würde das Land verwildern. Kühe machen Mühe, könnte man «Milchstrasse» steht der Bauer. gehören einfach zur Schweiz, meinen. Mühe machen sie den Jeder vierte Franken, den die auch wenn sie auf den Strassen Bauern keine, die rund 710’000 Bauern verdienen, kommt direkt hie und da etwas liegen lassen. Kühe in der Schweiz, etwas Arbeit aus der Milchproduktion. allerdings schon. Ihre Milch gehört bereits zum täglichen Frühstück. Denn ohne Milch müsste der Kaffee schwarz getrunken und das Müesli trocken gegessen werden. Zudem gäbe es ohne Milch weder Käse noch Butter, Joghurt oder Schokolade. 2 3
Auf der Weide ... Fast 20 Liter Milch Die Milchleistung hängt aber sehr Diese zehn Monate nennt der Frühmorgens macht sich der Die Maschine melkt wie ein Kalb pro Tag stark von der Rasse der Kuh ab. Bauer Laktationszeit. Gleich nach Spitzentiere geben jährlich einige dem Kalben gibt eine Kuh einige Bauer auf den Weg zur Weide, Wenn der Bauer die Kühe von Hand melkt, presst er die Milch Ein Bauer hält durchschnittlich tausend Liter mehr. Liter Milch mehr, gegen Ende der wo die Kühe die Nacht verbracht aus der Zitze. Die Melkmaschine hingegen melkt die Milch 40 Stück Rindvieh, davon sind Normalerweise bringen Kühe Laktationszeit einige Liter weniger. haben. Nur bei schlechtem Wetter aus den Eutern, genau so, wie es ein Kalb macht. Die kleinste, 18 Kühe, der Rest Kälber, Rinder, jedes Jahr ein Kalb auf die Welt. übernachten die Kühe im Stall. aber immer noch meist verbreitete Melkmaschine ist die Ochsen und Stiere. Während der letzten acht Wochen Eimer-Melkanlage. Dabei trägt der Bauer die Milch nach dem Durchschnittlich gibt eine vor der Geburt werden die Kühe Liebesbeziehungen Melken in die grosse Milchkanne. Bei der Rohrmelkanlage ins Ausland ... und im Stall hingegen fliesst die Milch durch Röhren in einen zentralen Schweizer Kuh 6’170 Liter Milch nicht mehr gemolken; der im Jahr. Das sind rund 20 Liter Landwirt stellt sie «trocken». Im Stall werden die Kühe gemol- Behälter. Immer mehr werden die Kühe in einem speziell Damit die Kühe mehr Milch pro Tag. Darum geben Kühe nur während ken. Es gibt heute kaum mehr eingerichteten Raum, dem Melkstand, gemolken. Diese Art geben, werden sie mit auslän- zehn Monaten im Jahr Milch. Bauern, die von Hand melken; zu melken erspart dem Landwirt viel Zeit. dischen Rassen gekreuzt. das gleichmässige Ticken der Man versucht aber nicht nur die Melkmaschine ist aus dem Kuh- Milchleistung, sondern auch stall nicht mehr wegzudenken. Braune, Gefleckte und Schwarze die Fleischleistung der Tiere zu Auch Melkroboter gibt es in verbessern. Kühe, die viel Milch Kühe lassen sich in drei Gruppen einteilen. Es gibt Zwei Schweizer Milchviehställen geben, liefern normalerweise nutzungsrassen, Milchrassen und Mastrassen. zu sehen. Die Kühe geben weniger wertvolle Fleischstücke. Zweinutzungsrassen liefern viel Milch und viel Fleisch, heute mehr Milch als früher. Milchrassen sehr viel Milch und Mastrassen vor allem Mit privatrechtlichen Verträgen Fleisch von besonderer Qualität. Zu den Zweinutzungsrassen wird bestimmt, wie viel Milch gehören das Original Braunvieh, das Simmentaler- und das jeder Bauern abliefern kann. Fleckvieh. Die meisten Kühe in der Schweiz gehören zum Braun- oder Fleckvieh. Zu den Milchrassen gehören die schwarz gefleckten Holstein-Kühe, die rot gefleckten Red- Holstein-Kühe und die braunen Brown-Suisse-Kühe. Mastrassen werden unter anderem in der Mutter- und Ammenkuhhaltung eingesetzt. Eine Mutterkuh ist eine Kuh, die nicht gemolken wird und dafür ihr Kalb selber aufzieht. Eine Ammenkuh zieht im Normalfall zwei Kälber auf. Eine Spezialität des Wallis ist das Eringervieh, das auch für Kuhkämpfe eingesetzt wird. 4 5
Vom Hof in die Auch wird die Milch nach dem täglich ab. Bei Molkereien wird Strenge Kontrollen Sammelstelle Melken gleich abgekühlt. In die Milch in der Regel ein- Käsereien liefern die Bauern die mal innerhalb von zwei Tagen Die Milch sämtlicher Verkehrsmilch Der Bauer liefert die Milch in die Milch normalerweise zweimal abgeholt. produzenten wird 24-mal im Jahr Sammelstelle, wo sie gewogen von Kontrolleuren auf die Keim und in grossen Kühltanks gelagert belastung, den Zellgehalt, auf wird. Von den Sammelstellen wird Rückstände von Hemmstoffen die Milch in Tankwagen in die Der Weg der Milch Milchmenge und Milchpreis sowie den Gefrierpunkt geprüft. Molkereien und Verarbeitungs Die Leute sollen immer und überall Milch und Milchprodukte Früher hatte jeder Bauer ein Milchkontingent, worin festgelegt Die Verarbeiter sind zudem stellen geführt. kaufen können. Deshalb haben die Milchproduzenten die war, wie viel Milch er pro Jahr abliefern konnte. Die Milch verpflichtet, jeden Milcheingang Immer mehr Landwirte lassen Sammlung und Verarbeitung der Milch vor 100 Jahren selber kontingentierung ist im Frühling 2009 aufgehoben worden. zu prüfen. Sind die Ergebnisse die Milch auf dem Hof von einem in die Hand genommen. Der Dachverband heisst: Schweizer Nun bestimmt der Markt, welchen Preis der Bauer für die Milch ungenügend, erhält der Bauer Tankwagen abholen, der direkt Milchproduzenten SMP. erhält. In der Branchenorganisation Milch, in der die Milchver weniger Geld für die Milch. zur Molkerei fährt. Gesamthaft arbeiter und die Milchbauern zusammensitzen, werden die Periodisch werden auch die Ställe gesehen liefern die Bauern jedes Richtpreise ausgehandelt. Wird zu viel Milch produziert, sinken kontrolliert. Kleine weisse Mäuse Jahr etwa 3,4 Millionen Tonnen die Produzentenpreise, hat es zu wenig, steigen die Preise werden nicht geduldet. Milch ab. Würde man diese wieder an. So soll sich die von den Bauern produzierte Milch- 4 Mio. Tonnen Verkehrsmilch pro Jahr Menge in Güterwagen laden, menge selber regulieren. ergäbe dies einen über 500 22’000 Milchproduzenten Bergbauern sind auf Kilometer langen Zug. Kühe angewiesen Auf Betrieben in den Bergen Mäuse unerwünscht 90 Molkereien 1400 Alpkäsereien 590’000 Milchkühe können die Bauern häufig keinen 600 Dorfkäsereien Weil Milch nur beschränkt haltbar Ackerbau betreiben. Es ist zu ist, müssen alle an der Milch kalt, es regnet zu viel oder das produktion Beteiligten sehr sauber Gelände ist zu steil. Darum arbeiten. Darum wird die Milch sind die Bauern dort darauf auf ihrem Weg zwischen dem angewiesen, Kühe zu halten und Bauernhof und dem Verkaufsladen Milch produzieren zu können. immer streng kontrolliert und stets gekühlt. Der Bauer muss sehr sorgfältig melken, damit nicht das kleinste Stückchen Schmutz in das kostbare Gut gelangt. Mäuse beispielsweise haben in der Milchkanne nichts zu suchen. 6 7
100 Kilogramm Gras Wasser, etwas Salz und etwa Ein gemütlicher Stall Zudem soll der Bau eines Stalles oder 20 Kilogramm Heu 2 Kilogramm Zusatzfutter, haupt- für den Winter nicht allzu teuer sein. In der sächlich Getreide. Schweiz kostet das Bauen wegen Auf dem Menüplan der Kühe Wenn Kühe auf der Weide sind, den höheren Material- und steht weder Rösti noch Brot oder Wenn eine Kuh mehr Milch geben ist dies natürlich und gesund. Im Lohnkosten mehr als im Ausland. Cornflakes, dafür Gras, Heu soll, muss sie besseres Raufutter Spätherbst und im Winter aber, Ein Stallplatz für eine Kuh oder Silage und etwas Getreide. und mehr Getreide erhalten. Je wenn es kälter wird und kein Gras kostet in der Schweiz bis zu Anbindeställe Eine Kuh frisst im Sommer jeden geschmackvoller und reichhaltiger mehr wächst, bleiben die Kühe im 20’000 Franken. Je nach Standort und Laufställe Tag etwa 100 Kilogramm frisches das Futter ist, desto mehr frisst Laufhof oder im Stall. Damit sie und Lage des landwirtschaft- Gras und im Winter 20 Kilogramm eine Kuh und umso mehr Milch sich darin wohl fühlen, brauchen lichen Gebäudes können die Bau- Es gibt zwei verschiedene Arten von Ställen, Anbinde- und Heu, so genanntes Raufutter. kann sie geben. sie genügend Platz und Licht kosten aufgrund von strengeren Laufställe. In Anbindeställen stehen, fressen und liegen Dazu kommen 50 bis 100 Liter sowie frische Luft. Ein Stall sollte Gesetzgebungen (z. B. Natur- die Kühe an ihren Plätzen, in Laufställen können sie sich frei der natürlichen Lebensweise der und Landschaftsschutz) etwas zwischen einzelnen Bereichen bewegen. Die Zahl von Kühe entsprechen. Gleichzeitig höher ausfallen. Die Auswahl Laufställen steigt in der Schweiz im Vergleich zu den Anbin- muss der Bauer aber auch zügig eines geeigneten Platzes für den deställen ständig. In Laufställen leben die Kühe frei zusammen. arbeiten können. Neubau eines solchen Gebäudes Das kann gelegentlich Probleme geben: Schwächere Tiere muss der Bauer daher sehr werden von stärkeren verdrängt. Aus diesem Grund werden genau überdenken und prüfen. Kühen, die in Laufställen gehalten werden, oft schon im «Kälber-Alter» die Hörner entfernt. 8 9
Nur Gras … Weniger Betriebe und Ohne Kälber keine den geschlachtet, bevor sie aus- In weiten Teilen der Schweiz ist Die Schweiz ist ein Grasland weniger Bauern Milch gewachsen sind. Aus dem Gras, das die Kühe gefressen haben, es im Winter sehr kalt, und das 58 Prozent des Schweizer Kulturlandes wird als Naturwiese Seit Jahren nimmt die Zahl der Kühe geben nur Milch, wenn sie wird Milch und Fleisch. ganze Jahr durch regnet es viel. genutzt. Nicht eingerechnet sind die Alpweiden. Auf Natur Bauern und Bauernhöfe in der Kälber zur Welt bringen können. Der Bauer muss daran denken, wiesen wird – im Gegensatz zu Kunstwiesen – nichts angesät. Schweiz ab. Während 1965 noch Von den rund 700’000 Kälbern, wenn er bestimmt, was auf Es wird Gras geerntet. 12 Prozent des Kulturlandes sind über 450’000 Männer und Frauen die pro Jahr in der Schweiz ge seinem Land angebaut werden Kunstwiesen und 26 Prozent Ackerland. Auf den restlichen in der Landwirtschaft tätig waren, boren werden, kann nicht jedes soll. Deshalb wächst auf einem 4 Prozent werden Reben, Obstbäume und Gemüse angepflanzt. waren es im Jahr 2013 noch als Kuh oder Stier aufgezogen von drei Schweizer Landwirt- Die Natur- und Kunstwiesen liefern den 1,5 Millionen Stück 100’000 oder knapp 2 Prozent werden, sonst gäbe es bald mehr schaftsbetrieben nur Gras. Rindvieh – davon 590’000 Milchkühe – auf den 38’000 rindvieh- der Bevölkerung. Kühe und Stiere als Menschen. haltenden Betrieben in der Schweiz das tägliche Brot – äh Gras. Die verbleibenden Bauernbetriebe Nur knapp jedes dritte Kalb wird … oder auch Weizen … werden dafür immer etwas grossgezogen. Die anderen wer grösser. Ein hauptberuflicher Im Mittelland ist das Klima milder Schweizer Landwirt bewirtschaf- und das Gelände flacher. Deshalb tet rund 23,3 Hektaren Land. sind hier Betriebe verbreitet, auf Diese Fläche ist etwa so gross denen auch Ackerbau betrieben wie 25 Fussballfelder. Knapp drei wird. Die wichtigste Ackerfrucht Viertel der 55’000 Bauernhöfe ist der Weizen. In der Schweiz werden von hauptberuflichen wächst auf rund 85’000 Hektaren Bäuerinnen und Bauern geführt. ÖLN und Bio Weizen. Auf etwa 70’000 Hektaren Die Bauernhöfe in der Schweiz Der Bund motiviert die Landwirte, nicht möglichst hohe Erträge wird Futtergetreide wie Gerste, sind meist kleiner als jene im anzustreben, sondern in erster Linie Natur und Landschaft Mais und Hafer angebaut, Ausland. zu pflegen. Für diese Anstrengungen werden die Bauern mit das später wiederum den Tieren Direktzahlungen belohnt. Mehr als 99 Prozent aller Schweizer verfüttert wird. Landwirtschaftsbetriebe erbringen den für den Bezug von Direktzahlungen notwendigen ökologischen Leistungsnachweis … oder beides? (ÖLN). Sie verpflichten sich damit, Mineraldünger und Pflanzen- schutzmittel so wenig wie möglich einzusetzen und die Auflagen Sinnvoll ist es, wenn auf einem der strengen schweizerischen Tierschutzbestimmungen ein Betrieb Tiere leben und daneben zuhalten. Rund 10 Prozent aller Bauern gehen sogar noch einen Ackerkulturen angebaut werden. Schritt weiter und produzieren biologisch. Sie verzichten ganz Tiere produzieren Mist und Gülle. auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel. Kuhmist und Gülle können auf den Feldern als Dünger eingesetzt werden. Dann wächst mehr Gras, das von den Tieren gefressen und wieder ausgeschieden wird. 10 11
Im Tankwagen zur Gemeinsam billiger Der Verband der Schwei Andere Organisationen Molkerei Aus 40 Prozent der Milch wird Käse anbieten zer Milchproduzenten Nebst dem SMP und den regio- Gut 3,4 Millionen Tonnen Milch Rund 40 Prozent der Schweizer Milch werden in den Käsereien Im Laufe der Zeit haben sich als Dachorganisation nalen Milchverbänden gibt es noch und Molkereien zu Käse verarbeitet. 16 Prozent der Milch andere Organisationen, die sich bringen die Bauern jährlich in die verschiedene Milchverarbeiter Die regionalen Milchverbände werden zu Butter verarbeitet, 7,5 Prozent zu Rahm, 12,8 Prozent mit dem Handel von Milchpro- Sammelstellen und Käsereien. zusammengeschlossen. Dadurch gründeten 1907 den Zentral werden als Konsummilch getrunken und der Rest geht an die dukten und Käse beschäftigen. Die Würde die gesamte Milchmenge entstanden Grossmolkereien, verband schweizerischer Milch Lebensmittelindustrie, wo die Milch in Milchpulver, Frischkäse, Branchenorganisation Milch, in getrunken, müsste jede Person welche günstiger arbeiten produzenten (ZVSM) als Joghurt und andere Frischprodukte umgewandelt wird. der die Bauern und die Verarbeiter in der Schweiz jeden Tag 1,2 Liter können als die kleinen Käsereien Dachorganisation. Der Verband zusammengeschlossen sind, Milch trinken. Als Konsummilch und Molkereien. Sie können setzt sich für die Interessen der will das Milchangebot der Nach- in den Handel kommt jedoch ihre Milchprodukte darum auch Milchbauern ein. Seit 1999 frage anpassen. Dafür gibt die nur 13 Prozent der Milch. Rund günstiger verkaufen. Durch heisst dieser Verband Schweizer Branchenorganisation in regelmäs- 80 Prozent der Milch wird zu Daneben garantieren die Laboran- Bauern schliessen sich ihre Grösse können sie auch die Milchproduzenten (SMP). sigen Abständen einen Richtpreis Käse, Butter, Rahm und anderen tinnen und Laboranten durch viele zusammen Gestaltung des Produzenten- für die Milch heraus. Für den Milchprodukten verarbeitet. verschiedene Untersuchungen preises stark beeinflussen. Käse übernimmt der Käser-Verband die Qualität der Milchprodukte. Ende des 19. Jahrhunderts Fromarte die Interessensvertretung. Ganz wichtig ist dabei die Lage- beschlossen die Bauern, in Die Arbeit in der rung. Die Aufgabe des Lageristen Genossenschaften zusammen- Sortenorganisationen wie zum Molkerei Beispiel Emmentaler Switzerland ist es, die richtige Menge zuarbeiten. Nach 1900 schlos- oder Raclette Suisse kümmern rechtzeitig und kostengünstig sen sich die Genossenschaften Wer in der Molkerei arbeitet, muss sich um den Schutz und die Rein- am richtigen Ort bereitzustellen. zu regionalen Milchverbänden an komplizierten technischen heit der Sorte. zusammen. Anlagen und am Umgang mit In grösseren Mengen exportiert Lebensmitteln Freude haben. Die werden die Käsesorten Emmen Molkeristin und der Molkerist taler, Gruyère, Appenzeller, Tête de steuern, überwachen und Moine, Raclette, Tilsiter und Sbrinz. kontrollieren die Herstellung der Produkte. 12 13
Modernste Technik Die kleinen Fettkügelchen in der auf über 70 Grad Celsius erhitzt. Rahm herstellen oder Vorzugs-, Käserei- oder «Die Butter»? Milch steigen an die Oberfläche Dieser Vorgang macht Milch ei- «Wäsche auswinden» Wer eine grosse Molkerei besucht, und bilden eine Rahmschicht. Um nige Tage haltbar, allerdings muss Vorzugsbutter wird aus 100 Prozent Milchrahm hergestellt. staunt nicht schlecht: Obwohl das zu verhindern, wird die Milch sie gekühlt aufbewahrt werden. Rahm wird im selben Arbeitsgang Käsereibutter entsteht aus Milchrahm und Sirtenrahm, der bei hier tonnenweise Milchprodukte homogenisiert. Die Fettkügelchen hergestellt wie Magermilch. In der Produktion von Käse aus der Molke gewonnen wird. hergestellt werden, ist kein Trop- werden so weit zerkleinert, bis grossen Zentrifugen wird Milchfett Es gibt auch gesalzene Butter und Lightbutter. Gesalzene Butter fen Milch zu sehen. Dafür stehen sie nicht mehr aufsteigen können. ... und uperisieren von den anderen Milchbestand ist keine neue Erfindung. überall Stahltanks und Leitungen Soll die Milch länger und unge- teilen getrennt. Das geschieht auf Das Salz hatte früher die Aufgabe, die Butter länger haltbar zu mit pfeifenden Ventilen und Pum- kühlt aufbewahrt werden können, ähnliche Weise wie beim Wäsche machen. Lightbutter hat einen tieferen Fettgehalt als die anderen pen. Von der Kommandozentrale ... pasteurisieren ... muss sie uperisiert werden. Dabei auswinden, wo das Wasser aus Butterprodukte. Daneben gibt es viele Spezialitäten: aus werden die verschiedenen Gleichzeitig mit dem Homogeni- wird sie kurz auf über 135 Grad der Wäsche geschleudert wird. Honigbutter, Senfbutter, Kräuterbutter … Anlagen mit Hilfe von Computern sieren wird die Milch stets auch Celsius erhitzt. Im Weitern haben Zurück bleibt einerseits die ent- gesteuert und überwacht. pasteurisiert oder uperisiert. Beim Milchtrinker die Wahl zwischen rahmte Milch – die Magermilch Pasteurisieren wird die Milch kurz verschieden hohem Fettgehalt – und andererseits der Rahm. Aus der Milch werden in der ihres Muntermachers: Neben der Molkerei unter anderem Käse, Vollmilch gibt es teilentrahmte, Joghurt und Quark hergestellt. halbentrahmte oder entrahmte Aus Rahm wird Butter Joghurt entsteht, Solche Milchprodukte wurden Milch. Schlägt man Rahm immer weiter, wenn Milch gerinnt vor langer Zeit erfunden, um die vereinigen sich die Fettbestand- Joghurt wird aus pasteurisierter Milch haltbar zu machen. Erst teile zu Butterkörner. Diese Vollmilch oder entrahmter Milch im 20. Jahrhundert wurde es scheiden sich von der Butter- hergestellt. Joghurtkulturen möglich, Trinkmilch, Rahmglace milch; es entsteht Butter. 22 Liter lassen Milch gerinnen. Wenn und Desserts herzustellen. Milch braucht es, um 1 Kilo- der so entstandene Joghurt dick Diese Produkte werden Frisch- gramm Butter herzustellen. geworden ist, muss er gekühlt milchprodukte genannt. werden, damit er nicht verdirbt. Je nach Bedarf werden dem Homogenisieren ... Joghurt Früchte, Aromastoffe und andere Zutaten beigegeben. Wenn Milch frisch ab Kuh stehen gelassen wird, rahmt sie auf: 14 15
Über 9’000 Menschen Für starke Frauen und Gut zwei Stunden später kann die 1000 Kilogramm Milch Die Herstellung von Käse braucht Gruyère aus der machen täglich Käse Männer Käsemasse in die Pressformen für einen Emmentaler viel Milch. Für einen Laib von West- und Sbrinz aus abgefüllt werden, wo sie unter 85 Kilogramm Emmentaler Alleine in den rund 600 Käsereien, Der Arbeitstag in einer Käserei Druck und mehrmaligem Wenden Etwa 40 Prozent der Milch, welche beispielsweise werden etwa der Zentralschweiz den 90 Molkereien und im beginnt am Morgen früh. Zuerst bis zum nächsten Morgen ver die Bauern abliefern, wird zu Käse 1000 Kilogramm Milch benötigt. Gruyère wird vor allem in der Käsehandel arbeiten etwa nimmt der Käser von den Bauern bleibt. Damit ist die Käseher verarbeitet. Die am meisten pro- Das entspricht etwa der Westschweiz hergestellt und 9’000 Personen. Dazu kommen die Milch entgegen und kontrol- stellung abgeschlossen. Nun duzierten Käsesorten sind der Milchmenge, die 53 Kühe wird immer wichtiger. Der Sbrinz die Leute, die den Käse trans liert die Qualität. Seine Helfer beginnt die Arbeit im Käsekeller: Emmentaler und der Gruyère. durchschnittlich an einem Tag ist eine extraharte Käsespeziali portieren und ihn schliesslich nehmen in der Zwischenzeit die Jeder Käse muss ein- bis zweimal liefern. tät aus der Zentralschweiz. verkaufen. Neben den 22’000 grossen Emmentaler-Laibe vom wöchentlich gewendet und ab Neben diesen Hartkäsen gibt es Schweizer Milchbauern und ihren Vortag aus den Pressformen. gerieben werden. Daneben halbharte Käsesorten wie den Familien verdienen noch viele gilt es aufzupassen, dass einem Appenzeller, den Tilsiter oder den andere Menschen ihr Geld Dann wird gekäst: Die Milch wird der Käse nicht geklaut wird. Raclette-Käse sowie zahlreiche im Zusammenhang mit Milch über eine Rohrleitung in das Kessi Weichkäsesorten. Insgesamt und Käse. gepumpt. Dann wird sie mit dem werden in der Schweiz über 450 Lab – einer Substanz, welche Käsesorten hergestellt. die Milch dick werden lässt – und den Bakterienkulturen versetzt und auf ungefähr 50 Grad Celsius erhitzt. Nach 30 Minuten ist die Milch zu einer gallertartigen Masse geronnen, die der Käser mit der Käseharfe zerschneidet. 16 17
Immer frisch auf dem Knapp ein Viertel der inländischen gesetzlich geregelt. Heute ent- Der Staat gibt den werden, weil diese sonst im Teurer als im Ausland Tisch Milchproduktion wird als Käse scheidet der Markt selber, wohin Bauern Geld – davon Laden viel zu teuer wären. Aus Im Vergleich zu ihren Kolleginnen exportiert. Knapp ein Fünftel der wie viel Milch fliesst. Die Bauern diesem Grund unterstützt der Jeden Tag beliefern die Molke- in der Schweiz konsumierten müssen günstiger produzieren, profitieren wir alle Bund unsere Bauern mit Direkt- und Kollegen in anderen Ländern produzieren die Schweizer reien und Käsereien tausende Milchprodukte stammt aus dem damit sie gegenüber dem Ausland Die Produktion und die Weiter- zahlungen, damit sie umwelt Bäuerinnen und Bauern in einem von Detailgeschäften sowie die Ausland. Dies sind vor allem konkurrenzfähiger sind. Der verarbeitung von Milchprodukten gerechte, aber trotzdem zahlbare teureren Umfeld. Unsere Löhne Grossverteiler. Damit die leicht Käsespezialitäten aus Italien und Bund gewährt eine beschränkte sind in der Schweiz ziemlich Nahrungsmittel produzieren sind höher als jene in den Nach- verderblichen Milchprodukte Frankreich. Unterstützung, weil sonst das teuer. Dazu kommt der Auftrag können. barstaaten. Daher sind Lebens- immer pünktlich und frisch an Überleben vieler Bauern gefähr- des Staates an die Bauern, mittel aus dem Ausland oft billiger ihren Bestimmungsort gelangen, det wäre. Wer würde dann die die Landschaft zu pflegen und als die eigenen. Dieser Preisdruck arbeiten zahlreiche Menschen Der Markt regelt den Landschaft pflegen? Und wer die strengen Tierschutzvor- macht unseren Bauern das Leben bei der Lagerung, im Vertrieb Lauf der Milch würde noch in den abgelegenen schriften einzuhalten. All diese zusätzlich schwerer. oder im Verkauf. Auch hier wird Gegenden der Schweiz wohnen Kosten können nicht direkt modernste Technik eingesetzt. Früher war die Milchproduktion wollen, abgesehen von Vögeln auf die Produkte geschlagen während vielen Jahrzehnten stark und einigen kleinen Mäusen? «Grossbaustelle» Landwirtschaft Die schweizerische Milchwirtschaftspolitik befindet sich ständig im Wandel. Nicht umsonst spricht man von der «Grossbaustelle Landwirtschaftspolitik». Die staatliche Milchkontingentierung ist im Frühjahr 2009 aufgehoben worden. Die Grenzen zum Ausland werden je länger je offener: Der Bundesrat möchte ein Agrarfrei- handelsabkommen mit der Europäischen Union abschliessen. Das würde bedeuten, dass billige Produkte wie Milch und Fleisch aus dem Ausland frei in die Schweiz importiert werden könnten. Die Milchbranche und mit ihr die ganze Landwirtschaft ist durch die Politik stark gefordert. 18 19
Neun Kannen Milch für Ein durchschnittlicher Emmen- Halbhartkäse Spezialitäten im jeden Schweizer taler-Laib wiegt 85 Kilogramm. Einkaufswägeli Halbhartkäse enthalten deutlich Weniger als die Hälfte davon mehr Wasser als Hartkäse. Die Molkereien bringen immer Jeder Tropfen Milch, den wir wiegt ein Gruyère-Laib, der auch Zwischen dem flachen, 8 Kilo wieder neue Spezialitäten aus konsumieren, hat eine lange viel kleinere Löcher hat. gramm schweren Freiburger frischer Milch auf den Markt. Den Reise in Kannen, Rohrleitungen Milch im Tetra-Pack Daneben gibt es eine Reihe wei- Vacherin und dem hohen, knapp ersten Rang bei den Frischmilch- und Tankwagen hinter sich. oder direkt ab Hof terer Hartkäse aus dem Jura 1 Kilogramm schweren Tête de produkten nimmt der Joghurt ein. Jede Schweizerin und jeder und den Berner, Innerschweizer Moine sind viele Variationen an Heute wird rund dreimal mehr Schweizer konsumiert im Jahr Pastmilch und uperisierte Milch kommen in unterschiedlichen und Bündner Alpen. zutreffen. Zu den bekanntesten Joghurt konsumiert als vor 40 durchschnittlich gut 65 Liter «Kleidern» auf den Tisch oder in den Laden. Die häufigste Halbhartkäsen zählen der Jahren. Auch Quark, Produkte aus Milch, 21 Kilogramm Käse und Milchverpackung ist die Tetra-Packung. Bei einigen Bauern Appenzeller, der Tilsiter und der Sauermilch, Desserts, Glace und Schmelzkäse, 5,5 Kilogramm kann die Milch auch frisch und unverpackt direkt ab Hof gekauft Raclette-Käse. Gesamthaft gibt es verschiedene Erfrischungs- und Butter, 18 Kilogramm Joghurt und werden. weit über 150 Halbhartkäsesorten Energiedrinks werden immer be- fast 8,4 Kilogramm Rahm. Dazu in der Schweiz. liebter. Zu den Milch- und Rahm- kommen noch einige Kilogramm spezialitäten zählen Produkte Milch, die in anderen Produkten wie Rahm- und Früchtequark, wie Quark, Glace, Schokolade Harter und extra harter Hartkäse sind nach etwa acht bis Weich- und Frischkäse Mischgetränke, Patisserie und und Desserts «versteckt» sind. Käse zehn Monaten vollreif. Zu den Weichkäse werden vorwiegend Müesli. Gefragt sind seit einigen Zusammen gibt das rund Hartkäsen gehört der Emmentaler, aus pasteurisierter Milch herge- Jahren auch die Bifidus-Produkte 400 Kilogramm Vollmilch oder Extrahartkäse wie Sbrinz, Hobel der vor allem durch die Grösse stellt. Auch beim Weichkäse sind und probiotische Getränke. Ferner fast neun grosse Milchkannen. käse und verschiedene lokale seiner Laibe und wegen der gros- über 100 einheimische Sorten möchten die Konsumenten ver- Im internationalen Vergleich liegt Alpkäse reifen während anderthalb sen Löcher imponiert. bekannt. Der Wichtigste unter mehrt tier- und umweltfreundlich die Schweiz damit im Mittelfeld. bis zwei Jahren. Sie enthalten sehr ihnen ist der Vacherin Mont d’Or. hergestellte Produkte kaufen. Die Es wird weniger Milch getrun- wenig Wasser und sind deshalb Im Weiteren gibt es noch eine Bauern und die Milchverarbeiter ken als früher, dafür mehr Käse lange haltbar. Während der Reife- Anzahl von Frischkäsesorten wie haben dies erkannt und stellen gegessen. zeit wird Eiweiss abgebaut. Darum Hüttenkäse oder Mascarpone. die gefragten Produkte bereit. können Extrahartkäse besonders leicht verdaut werden. 20 21
Wie viel erhält der Der Rest des Preises verschlingt 72 Rappen für einen Direktzahlungen für zum Beispiel für umweltscho- Nur gemeinsam lassen sich neue Bauer vom die Verarbeitung, die Lagerung Liter Milch vielfältige Leistungen nende Produktion oder die Pflege Lösungen finden, die sowohl und der Handel. Der Bauer erhält der Landschaft. Die Land- und den Anliegen der Bauern als auch Konsumentenfranken? immer weniger vom Konsumen- Je nachdem, wo und zu was die der Landwirtschaft Milchwirtschaft sorgt dafür, dass jenen der Konsumenten, der Wenn ein Joghurt im Laden tenfranken, da immer mehr ver Milch verarbeitet wird, erhält der Wie kann erreicht werden, dass sich auch ländliche Gebiete wirt- Naturschützer und dem Bund 1 Franken kostet, heisst das noch arbeitete Produkte gefragt sind. Bauer unterschiedlich viel Geld. das Einkommen der Bauern dem schaftlich entwickeln und dass gerecht werden. lange nicht, dass der Bauer auch Zum Vergleich: In den Fünfziger- Für Milch, die in der Molkerei anderer Werktätiger entspricht? die Leute dort Arbeit finden und Wer sieht, wie viel die Bäue- diesen Betrag in sein Porte jahren gingen von jedem Kon verarbeitet wird, erhält der Bauer Eine Lösung wäre, dass die Geld verdienen können. Die rinnen und Bauern zum Wohl der monnaie stecken kann. Zurzeit sumentenfranken durchschnittlich derzeit etwa 60 Rappen pro Liter; Bauern mehr Lebensmittel Agrarpolitik muss sich mit den gesamten Bevölkerung beitragen, verdient der Bauer von einem noch 65 Rappen direkt an den für Milch, die zu Käse verarbeitet herstellen würden. Dies ist aber Problemen unserer Zeit aus muss zugeben: Gut gibt’s die Franken, den der Konsument für Bauern. wird, rund 70 Rappen pro Liter. zurzeit nicht erwünscht. Die einander setzen. Dazu gehören Schweizer Bauern. Lebensmittel ausgibt, dursch- Für Biomilch bekommt der Bauer niedrigen Produktionspreise Überschüsse, Umweltprobleme, schnittlich zwischen 20 und 30 etwas mehr als für Milch, die werden deshalb zum Teil durch europäische und globale Integra Rappen. nach den Massstäben des Öko- Direktzahlungen ausgeglichen. tion und die Abwanderung vom logischen Leistungsnachweises Diese erhält der Bauer vermehrt Lande. Die Bauern wollen mit (ÖLN) produziert wird. Bei der für Leistungen, die der ganzen dem Bund und vor allem mit den Verarbeitung der Milch werden Bevölkerung zugute kommen, Konsumenten zusammenarbeiten. die meisten Arbeiten ausserhalb des bäuerlichen Hofes ausgeführt. Die Kosten und Löhne ausserhalb der Landwirtschaft sind in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. 2013 kostete ein Liter Pastmilch durchschnittlich Fr. 1.60. Davon erhält der Bauer etwa 37 Prozent. Der Rest wird vom Detailhandel, von der Molkerei, der Sammlung und vom Transport beansprucht. 22 23
Impressum Die Schweiz ist ein Milch- und Grasland Herausgeber: LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst Die Landwirtschaft prägt das Bild der Schweiz. Die Milch Weststrasse 10, 3000 Bern 6 wirtschaft ist entscheidend daran beteiligt, denn auf einem Tel. 031 359 59 77, Fax 031 359 59 79 E-Mail: info@lid.ch, Internet: www.lid.ch grossen Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche wächst nur Konzept und Text: LID Gras. Die Kühe verwandeln das Gras zu Milch und Fleisch. Illustration: Beat Sigel Knapp ein Viertel des bäuerlichen Einkommens liefert die Milch. Von Milch leben auch Molkereien und Käsereien. Im Durch- Ausgabe Dezember 2014 schnitt konsumieren die Schweizerinnen und Schweizer jährlich 65 Liter Milch, 21 Kilogramm Käse und Schmelzkäse, Weitere Informationen 5,5 Kilogramm Butter, 18 Kilogramm Joghurt und 8,4 Liter Rahm. – www.landwirtschaft.ch – www.swissmilk.ch – www.switzerland-cheese.ch – «Landwirtschaftsleckerbissen» Verzeichnis mit Lernangeboten für Schulen, erhältlich beim LID 24
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