DIE WEISSAGUNG DES JESAJA - WDR
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PROGRAMM JÜDISCHE KOMPOSITIONEN ZUM FESTJAHR »1700 JAHRE JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND« JEAN-YVES DANIEL-LESUR VIKTOR ULLMANN LE CANTIQUE DES DREI JIDDISCHE CANTIQUES MÄNNERCHÖRE (Das Hohelied Salomos) a cappella für 12-stimmigen gemischten I. As der Rebe elimelech Chor a cappella II. Scha schtil I. Dialogue III. Fregt di welt II. La Voix du Bien-Aimé III. Le Songe BOHUSLAV MARTINŮ IV. Le Roi Salomon DIE WEISSAGUNG DES JESAJA V. Le Jardin Clos für Soli, Männerchor, Viola, VI. La Sulamite Trompete, Klavier und Pauken VII. Epithalame Bruno de Sá Sopranist VIKTOR ULLMANN David Feldman Countertenor ZWEI HEBRÄISCHE CHÖRE Tal Koch Tenor für gemischten Chor a cappella Marc-Olivier Oetterli Bariton I. Anu olim arza Justyna Sliwa Viola (Wir ziehen in das Land) Bruno Feldkircher Trompete II. Elijahu hanawi Robert Schäfer Pauke (Elijahu, der Prophet) Agapi Triantafyllidi Klavier WDR Rundfunkchor PETR EBEN Nicolas Fink Leitung CHAD GADYOH Susanne Herzog/WDR 3 (Ein Lämmchen) Moderation für Männerchor a cappella IM VIDEO-LIVESTREAM YOUTUBE.COM/WDRKLASSIK FACEBOOK.COM/WDRSINFONIEORCHESTER WDR-RUNDFUNKCHOR.DE IM RADIO WDR 3, DI 18. JANUAR 2022, 20.04 UHR ZUM NACHHÖREN 30 TAGE IM WDR 3 KONZERTPLAYER
ZUM PROGRAMM Seit nunmehr 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Zeugnis dieser langen Geschichte ist ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin, das auf den 11. Dezember 321 datiert ist. Darin wurde festgelegt, dass Juden städtische Ämter in den römischen Stadträten bekleiden durften – und sollten. Dieses Edikt belegt eindeutig, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Das Programm dieses Konzerts vereint Kompositionen, die sowohl die geistliche als auch die weltliche jüdische Kultur spiegeln. Jean-Yves Daniel-Lesur (1908 – 2002) studierte Orgel und Komposition bei Charles Tournemire, den er zudem zehn Jahre als Assistent an der Pariser Kirche Sainte-Clotilde unterstützte, bevor er Organist an der Benediktinerabtei Sainte-Marie wurde. Ab 1935 unterrichtete Daniel-Lesur als Professor an der Pariser Schola Cantorum, deren Direktor er von 1957 bis 1961 war. Gemeinsam mit Olivier Messiaen und anderen war er Mitglied der Groupe Jeune France, die dem damals etablierten Neoklassizismus eine expressive Tonsprache entgegenset- zen wollte. Sein »Cantique des Cantiques« (Das Hohelied Salomos) komponierte Daniel-Lesur im Jahr 1953. Der Text aus dem Alten Tes- tament der Bibel ist eines der bewegendsten Zeugnisse zärtlicher und erotischer Liebeslieder in der Menschheitsgeschichte. Die beiden Liedersammlungen Viktor Ullmanns (1898 – 1944) entstan- den 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. 1942 war der österreichische Komponist dorthin deportiert worden, nachdem er sich als einer der vielversprechendsten Komponisten in der Nachfolge Arnold Schönbergs etabliert hatte. Im Theresienstädter Kulturleben, das die Nationalsozialisten zu Propagandazwecken förderten, beklei- dete Ullmann als Leiter des Studios für Neue Musik ein maßgebendes Amt. Schon vor seiner Geburt waren seine Eltern zum katholischen Glauben übergetreten, doch in der Theresienstädter Zwangssituation fand er Interesse an einem jüdischen Liederbuch, aus dessen Texten und Melodien er 1943 insgesamt zehn jiddische und hebräische Chöre schuf. Die beiden hebräischen Chöre enthalten eine kurze Huldigung an Lied und Gesang sowie die Erwartung des Propheten Elijahu und des Messias. Die drei jiddischen Lieder erzählen vom geselligen Leben: vom fröhlichen Rabbi Elimelech, von Tanz und von Lebensbejahung.
Ein Jahr nach dem Komponieren dieser Chöre wurde Ullmann ins Konzentrationslager Auschwitz verlegt, wo er ermordet wurde. Ein großer Teil der Familie von Petr Eben (1929 – 2007) kam in The- resienstadt ums Leben. Er selbst, sein Vater und sein Bruder über- lebten ihre Internierung im Konzentrationslager Buchenwald. Nach seinem Studium in Prag hatte Eben einen Lehrauftrag an der dortigen Karls-Universität inne. Durch seine kritische Einstellung zum kom- munistischen Regime konnten die meisten seiner Werke nur im west- lichen Ausland aufgeführt werden. Nach der sogenannten Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei 1989 erlebte Eben eine späte Genugtuung und wurde Kompositionsprofessor an der Akademie der musischen Künste in Prag sowie Präsident des Festivals Prager Frühling. Sein weltlicher Männerchor »Chad Gadyoh« (Ein Lämm- chen) ist ein doppelbödiger Spaß, dessen Stimmung kurzzeitig ins Bedrohliche kippt. Ebens Landsmann Bohuslav Martinů (1890 – 1959) studierte in Prag bei Josef Suk und in Paris bei Albert Roussel. Kurze Zeit vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris floh er in die USA, wo er an verschiedenen Institutionen Komposition unterrichtete. 1945 wurde ihm vom tschechoslowakischen Staat eine Professur verliehen, die er jedoch ablehnte. Bis 1953 lebte Martinů in Amerika, seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Schweiz. »Die Weissagung des Jesaja« entstand auf Anregung des deutsch-israelischen Musik- wissenschaftlers Peter Gradenwitz, der ihm nahelegte, ein biblisches Werk zu komponieren, das »in der Sprache und im Land der Bibel erscheinen sollte«. Bereits schwer an Krebs erkrankt, machte sich Martinů an die Arbeit, konnte aber nur noch zwei von geplanten drei Teilen vollenden. So sind nur die Textpassagen in Musik gesetzt, in denen Jesaja die Zerstörung der Erde verkündet, während die Worte von Erlösung und Versöhnung unvertont bleiben mussten. Dem Tod ins Auge blickend, komponierte Martinů ein letztes großes Werk, dessen Klangsuggestion tief erschüttert. Otto Hagedorn
BRUNO DAVID DE SÁ FELDMAN \ brasilianischer Sopranist \ israelischer Countertenor \ 2015 Debüt als Sesto in \ Studium unter anderem an Mozarts »La clemenza di der Schola Cantorum Basi- Tito« am Teatro São Pedro liensis bei Evelyn Tubb und in São Paolo Anthony Rooley \ 2018 Gewinner des 19. Con- \ Solist beim La Cetra Barock- corso Spiros Argiris in Sarza- orchester Basel, beim Jerusa- na (Italien) lem Baroque Orchestra, bei \ in der Spielzeit 2019/20 unter der Phoenix Early Music So- anderem Barbarina in »Le ciety und beim Barrocade nozze di Figaro« (Theater Baroque Collective Basel, Leitung: Christian \ Auftritte als Opernsänger in Curnyn), Sesto in Händels Partien wie Ruggiero in Hän- »Giulio Cesare« (Oper Halle, dels »Alcina« (Theatro São Regie: Peter Konwitschny, Pedro), Caino in »La Morte Leitung: Michael Hofstetter) d’Abel« von Caldara und in sowie Isacio in Hasses »Ire- Purcells »The Fairy Queen« ne« (Theater an der Wien, (Theater Basel) Leitung: Aapo Häkkainen) \ Konzerte unter anderem im \ in der Saison 2020/21 Gestal- Concertgebouw Amsterdam, tung der Partie des Berardo im Konzerthaus Berlin, im Pa- in Porporas »Carlo il Calvo« lau de la Música Catalana in (Bayreuth Baroque, Regie: Barcelona, im Metropolitan Max Emanuel Cenčić, Lei- Museum of Art in New York, tung: George Petrou) bei den Internationalen Hän- \ OPER! Award 2020 als bester del-Festspielen Göttingen Nachwuchskünstler des Jahres und beim Israel Festival in \ CD-Debüt als Aci in Giovanni Jerusalem Bononcinis »Polifemo« unter \ CD-Debüt auf einem der Leitung von Dorothee Grammy-nominierten Album Oberlinger des La Cetra Barockorches- ters Basel unter der Leitung von Andrea Marcon
MARC- TAL OLIVIER KOCH OETTERLI \ klassische Gesangsausbildung \ geboren in Genf \ Absolvent der Rimon School \ Studium an der Hochschule of Jazz and Contemporary der Künste Bern bei Jakob Music in Ramat Hasharon Stämpfli und des Levinsky College of \ auf der Opernbühne unter Education in Tel Aviv anderem Partien wie Don \ vielfältiges Repertoire von Magnifico in Rossinis »La Bach (Weihnachtsoratorium) Cenerentola« (Opéra National über Puccini bis zu Ariel Ramí- de Bordeaux), Nick Shadow rez (»Misa Criolla«) in Strawinskys »The Rake’s \ Auftritte am israelischen Natio- Progress« (Lucerne Festival), naltheater Habimah und mit Achilla in Händels »Giulio dem Israeli Vocal Ensemble Cesare in Egitto« (Opéra de \ als Tenor und Komponist Mit- Marseille) glied im Trio »Die Drei Kanto- \ Solist bei Orchestern wie dem ren« und im Ensemble »Kolot« Orchestre de la Suisse Ro- \ 2021 Gründung seines eigenen mande, dem Sinfonieorches- Ensembles »Jarock« ter Basel, dem Orchestre de \ Gedenkprojekt am Mahnmal Chambre de Lausanne, dem Gleis 17 im Berliner Bahnhof Tonhalle-Orchester Zürich Grunewald \ Zusammenarbeit mit Dirigen- \ tätig auch als Singer-Song- ten wie Charles Dutoit, Gerd writer im populären Bereich Albrecht, Christopher Hog- \ noch in diesem Jahr Veröffent- wood, Fabio Luisi, Jakub lichung zweier Alben, das Hrůša und Gennady Rozh- eine mit »Die Drei Kantoren«, destvensky das andere mit eigenen Lie- \ CD-Produktion von Tschai- dern kowskys »Jolanthe« unter \ lebt in Berlin und arbeitet Dmitrij Kitajenko (»Opernauf- auch in Hannover und Paris nahme des Jahres« beim Inter- als Kantor national Classical Music Award 2016)
NICOLAS FINK in der Berliner Philharmonie (2017), bei den European Choir Games in Riga (2017) und beim Chortreffen »Europa Cantat« in Schaffhausen (2019) \ besonderes Interesse an inter- disziplinären Aufführungsfor- men, etwa bei zwei Sasha- Waltz-&-Guests-Produktio- \ Chefdirigent des WDR Rund- nen: »human requiem« (2012) funkchores seit 2020/21 und »Figure Humaine« (als \ Chordirektor des Schleswig- choreografische Raumerkun- Holstein Musik Festival dung zur Eröffnung der Elb- Chores sowie Künstlerischer philharmonie 2017) Leiter des Schweizer Jugend- \ hochgelobte CD-Einspielungen chores der großen A-cappella-Werke \ Zusammenarbeit unter ande- von Rachmaninow: die »Ganz- rem mit dem MDR-Rundfunk- nächtliche Vigil« (WDR Rund- chor, dem Rundfunkchor funkchor) und die »Liturgie Berlin, dem Chœur de Radio des heiligen Johannes Chry- France, dem Vocalconsort sostomus« (Rundfunkchor Berlin und dem Cor de Cam- Berlin) bra del Palau de la Música \ nominiert für zahlreiche Prei- Catalana in Barcelona se mit der Fernsehproduktion \ gesuchter Partner für bedeu- von Rachmaninows »Ganz- tende Dirigenten wie Simon nächtlicher Vigil« mit dem Rattle, Valery Gergiev, Marek WDR Rundfunkchor in der Janowski und Daniele Gatti choreografierten Fassung \ internationale Gastspiele un- von Enrique Sánchez Lansch ter anderem in Bergen (2014: \ geboren 1978 in Bern norwegische Erstaufführung \ musikalische Ausbildung: von Frank Martins »Le vin Chorleitungsstudium und herbé« mit dem Edvard Grieg Konzertdiplom als Bariton an Kor in einer visuellen Umset- der Musikhochschule Luzern zung des Fotografen Magnus \ weitere Studien in Meister- Skrede), beim Hong Kong kursen, unter anderem als Arts Festival (2016) und beim »conducting fellow« am Klarafestival in Brüssel (2016) Tanglewood Music Center \ vielbeachtete Mitsingprojekte des Boston Symphony wie beim Grand Prix of Nations Orchestra (2006)
WDR RUNDFUNKCHOR \ Profi-Chor mit rund 40 Berufs- \ Auftritte bei internationalen sänger:innen vermittelt be- Festivals wie den Berliner wegende Chorerlebnisse und Wiener Festwochen, \ neue Leitung seit der Saison dem Festival Internacional 2020/2021 – Chefdirigent: de Música de Canarias, den Nicolas Fink, Kreativdirektor: Salzburger Festspielen, der Simon Halsey Biennale Venedig, dem Festi- \ Chefdirigenten der Vergan- val MUSICA in Straßburg, genheit: Bernhard Zimmer- dem Festival van Vlaanderen mann, Herbert Schernus, und den BBC Proms in London Helmuth Froschauer, Anton \ Konzertreisen nach New Marik, Rupert Huber, Stefan York, Zürich, M ailand, Paris, Parkman London, Athen, Rom, Brüssel, \ Repertoire: von der Musik Genf, Jerusalem, Tel Aviv, des Mittelalters bis zu zeitge- Boston, Cleveland, Washing- nössischen Kompositionen, ton, Osaka, Tokio, Kairo, A-cappella-Konzerte, groß Alexandria und nach China besetzte Oratorien mit Or- \ »Stimme« des WDR Sinfonie- chester, solistisch besetzte orchesters und des WDR Vokalmusik, sinfonisches Funkhausorchesters sowie Repertoire, Filmmusik und weltweit gefragter sinfoni- Oper scher Chor bei Konzerten, \ schreibt mit Ur- und Erstauf- live vor Ort, im Studio, in führungen (bislang mehr als Radio und Fernsehen sowie 150) und innovativen P ro- bei CD-Produktionen jekten Musikgeschichte \ singt mit den renommiertes- ten Solist:innen, Orchestern und Dirigent:innen
Der WDR Rundfunkchor singt am 6. November 2021 in folgender Besetzung: SOPR AN TENOR Benita Borbonus Christian Dietz Sabine Kallhammer Dirk Heidingsfelder Simone Krampe Kay Immer Anke Lambertz Thomas Jakobs Insun Min Kwon-Shik Lee Christiane Rost Boris Pohlmann Nadezda Senatskaya Giovanni da Silva Aisha Tümmler * Joachim Streckfuß Dong-Hi Yi You Zuo Hiltrud Kuhlmann * Wolfgang Reisert * Sunja Wehmeier * ALT BASS Pauline Bourke Manfred Bittner Elisabeth Graf Martin Krasnenko Margit Hungerbühler-Luther Hee-Kwang Lee Beate Koepp Richard Logiewa-Stojanovic Maria de Moel Felix Rathgeber Claudia Nüsse Alexander Schmidt Kanako Sakaue Arndt Schumacher Marietta Schwittay-Niedzwiecki Daniel Weiler Iva Danova * Christian Backhaus * Milena Haunhorst * Tobias Schlierf * * Gäste
VORSCHAU SO 14. November 2021 Kulturzentrum Herne / 19.00 Uhr TAGE ALTER MUSIK IN HERNE Henry Purcell The Fairy Queen Masque in fünf Akten (London 1692) David Feldman Countertenor Solist:innen aus dem WDR Rundfunkchor WDR Rundfunkchor Christian Rohrbach Einstudierung l’arte del mondo Stefan Parkman Leitung BILDNACH W EISE Titel: WDR Rundfunkchor © WDR/Christian Palm Innenteil: Bruno de Sá © STIG, David Feldman © Oleg Roitbord, Tal Koch © Niv Shimon, Marc-Olivier Oetterli © Kaupo Kikkas, Nicolas Fink © WDR/Marco Kitzing, WDR Rundfunkchor © WDR/Christian Palm IMPRESSUM Herausgegeben von Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts Marketing 50600 Köln Verantwortliche Redaktion Birgit Heinemann, Otto Hagedorn Redaktion und Produktion des Konzerts Carola Anhalt Oktober 2021 Änderungen vorbehalten Das Mitschneiden von Bild und Ton während des Konzerts ist aufgrund des Urheberrechts nicht gestattet.
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