Die Zusatzleistungen zur AHV und IV - Eine Informationsbroschüre für Rentnerinnen und Rentner in der Stadt Bern 17. Auflage 2015
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Die Zusatzleistungen zur AHV und IV Eine Informationsbroschüre für Rentnerinnen und Rentner in der Stadt Bern 17. Auflage 2015
Liebe Bernerinnen und Berner Etwa 20 Prozent der Rentnerin- nen und Rentner in der Stadt Bern verfügen im Alter oder bei Invalidität nur über ein äusserst bescheidenes Einkommen. Sehr oft reicht dieses nicht aus, um für das Allernotwendigste aufzu- kommen. Für sie ist diese Bro- schüre gedacht. Sie zeigt die Möglichkeiten zum Bezug von sogenannten Ergänzungsleistun- gen und Zuschüssen gemäss Dekret. Das sind Leistungen, die Rentnerinnen und Rentner erhal- ten, wenn sie bestimmte gesetzli- che Vorgaben erfüllen. Nehmen Sie sich deshalb Zeit und lesen Sie die folgenden Seiten in aller Ruhe. Wenn Sie annehmen, dass Sie Anspruch auf Zusatzleistun- gen haben, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern an der Seilerstrasse 8. Hier klären Fachleute gerne Ihren An- spruch ab. Freundliche Grüsse Die Direktorin für Bildung, Sozia- les und Sport der Stadt Bern Franziska Teuscher 1
Inhaltsverzeichnis Einleitung S. 3 1. Was fällt unter den Begriff „Zusatzleistungen“? S. 4 2. Wie werden die Ergänzungsleistungen berechnet? S. 5 3. Welche Ausgaben werden bei der Bemessung der Ergänzungsleistungen berücksichtigt? S. 6 4. Welche Einnahmen werden bei der Bemessung der Ergänzungsleistungen berücksichtigt? S. 8 5. Wie werden die Ergänzungsleistungen bei einem Heimaufenthalt berechnet? S. 10 6. Welche Bedeutung kommt dem Vermögen zu? S. 12 7. Was ist im Fall einer Schenkung oder eines Erbvorbezuges? S. 14 8. Wie verhält es sich mit der im ZGB vorgesehenen Verwandtenunterstützung? S. 15 9. Müssen Zusatzleistungen von mir / meinen Nachkommen zurückerstattet werden? S. 16 10. Wo kann ich mehr über die Zusatzleistungen erfahren? S. 17 11. An wen kann ich mich wenden, wenn ich die Zusatzleistungen beantragen will? S. 18 Anhang 1: Berechnungsbeispiele S. 19 Anhang 2: Übersicht Maximale Heimkosten S. 25 Anhang 3: Berechnungsblatt zur Überprüfung des eigenen Anspruches (Wohnung) S. 26 Anhang 4: Berechnungsblatt zur Überprüfung des eigenen Anspruches (Heim) S. 27 Antwortkarte S. 28 2
Einleitung Mit der in der Bundesverfassung verankerten Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge soll das Existenzminimum für Rentnerinnen und Rentner, die in der Schweiz leben, gesichert werden. Was nun, wenn die Einnahmen im Rentenalter oder bei Invalidität nicht ausreichen, um einen bescheidenen Lebensstandard zu finan- zieren – sei es zuhause oder in einem zweckmässigen Heim - z.B. weil die Pensionskassenrente zu klein ist und kein Geld in die 3. Säu- le einbezahlt werden konnte? In diesem Fall besteht unter Umständen ein Rechtsanspruch auf zusätzliche Leistungen. Ergänzungsleistungen werden ausgerichtet, wenn der Existenzbedarf durch die Einnahmen unter Berücksichtigung eines allfälligen Vermö- gens nicht gedeckt ist. Falls diese Leistungen immer noch nicht ge- nügen, können noch bis Ende 2015 Zuschüsse nach Dekret zuge- sprochen werden. Diese Broschüre zeigt Ihnen, wie die Zusatzleistungen berechnet werden. Mittels Anhang 3 und 4 können Sie selber überprüfen, ob Sie diese möglicherweise beanspruchen können. Gerne stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alters- und Versicherungsamts der Stadt Bern beratend zur Seite. Martin Messerli Leiter ad interim Alters- und Versicherungsamt 3
1. Was fällt unter den Begriff „Zusatzleistungen“? Weil die Renten der AHV und IV in vielen Fällen nicht existenzsi- chernd waren, führte der Bund auf den 1. Januar 1966 die Ergän- zungsleistungen (EL) ein. Seit 2008 sind die Ergänzungsleistungen auch in der Bundesverfassung verankert. So machen heute ungefähr 20 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner von ihrem Recht Ge- brauch und beziehen Ergänzungsleistungen. Bei der Berechnung der Ergänzungsleistungen gelangen verschiede- ne Pauschal- und Grenzbeträge zur Anwendung. Dies kann dazu füh- ren, dass trotz Ausschöpfung aller gesetzlichen Möglichkeiten nach wie vor eine finanzielle Lücke besteht. Deshalb beschloss der Grosse Rat des Kantons Bern im Jahre 1971 die Einführung von Zuschüssen nach Dekret (ZuD). Es handelt sich gewissermassen um die «Ergän- zungsleistungen zu den Ergänzungsleistungen». Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alters- und Versicherungsamtes überprüfen die Anspruchsberechtigung bei der Behandlung eines Gesuches um Aus- richtung oder Anpassung von Ergänzungsleistungen automatisch. Sind Zuschüsse offensichtlich geschuldet (z.B. Miete bei Mehrperso- nenhaushalt), werden die betroffenen Rentnerinnen und Rentner be- nachrichtigt. Durch den Beschluss des Grossen Rates des Kantons Bern wurde das Zuschussdekret allerdings per 01.01.2016 aufgeho- ben. Im weiteren kann auch die Hilflosenentschädigung (HE) der AHV und IV als Zusatzleistung bezeichnet werden. Wer bei alltäglichen Lebensverrichtungen wie Ankleiden, Aufstehen, Absitzen, Essen, Körperpflege etc. die Hilfe anderer Menschen benötigt, kann eine HE erhalten. Als „hilflos“ gelten auch Versicherte, die zu Hause leben und dauernd auf lebenspraktische Begleitung angewiesen sind. Je nach Ausmass der Hilflosigkeit werden drei Schweregrade – leicht, mittel und schwer – unterschieden. Der Anspruch auf eine HE entsteht frü- hestens nach Ablauf einer einjährigen Wartezeit. 4
2. Wie werden die Ergänzungsleistungen berechnet? Ein Anspruch auf Ergänzungsleistungen besteht, wenn die anerkann- ten Ausgaben unter Anwendung bestimmter Pauschal- und Grenzbe- träge grösser sind als die Einnahmen. Mit anderen Worten handelt es sich um eine Vergleichsrechnung. Dabei ist zu beachten, dass nur wenig Raum besteht, individuelle Besonderheiten zu berücksichtigen. Die Ergänzungsleistungen sind so ausgestaltet, dass den Bezügerin- nen und Bezügern nach Bezahlung der Miete (bis zu vorgegebenen Maximalbeträgen) und der Krankenkassenprämie (obligatorische Grundversicherung) der Betrag zur Bestreitung der übrigen Lebens- haltungskosten bei Alleinstehenden Fr. 1‘607.-- und bei Ehepaaren Fr. 2‘411.-- pro Monat zur Verfügung steht. Die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich im Interesse ei- ner möglichst transparenten Darstellung darauf, lediglich die wichtigs- ten Berechnungspositionen zu erläutern. Im Anhang 1 sind mehrere Beispiele aufgeführt. Mit Hilfe der Berechnungsblätter in den Anhän- gen 3 und 4 sollte es den Leserinnen und Lesern nach Studium dieser Broschüre möglich sein, ihren Anspruch auf Zusatzleistungen annä- herungsweise selbst zu berechnen. Die gesetzlichen Bestimmungen bleiben jedoch in jedem Fall vorbehalten. Ebenso kann auf der Homepage von Pro Senectute ein provisorischer Anspruch auf Ergänzungsleistungen berechnet werden. www.pro-senectute.ch/ergaenzungsleistungsberechnung.html 5
3. Welche Ausgaben werden bei der Bemessung der Ergänzungsleistungen berücksichtigt? Die Ausgaben gemäss der nachfolgenden Aufzählung werden bei der Bemessung der Ergänzungsleistungen berücksichtigt. Die massge- benden Beträge können in das Berechnungsblatt im Anhang 3 einge- tragen werden. 3.1 Miete (Ziffer 1.1 Berechnungsblatt) Die Bruttomiete, höchstens aber Fr. 1'100.-- bei Alleinstehenden und Fr. 1‘250.-- bei Ehepaaren, fliesst in die Berechnung ein. In begründeten Ausnahmefällen kann der über den vorstehend er- wähnten Maximalbeträgen liegende Teil der Miete mittels Zuschüssen nach Dekret - zumindest bis eine günstigere Wohnung gefunden wird - finanziert werden. 3.2 Krankenkassenprämie (Ziffer 1.2 Berechnungsblatt) Für die obligatorische Grundversicherung wird ein Pauschalbetrag von Fr. 481.-- pro Person und Monat berücksichtigt. Dieser entspricht der durchschnittlichen Krankenkassenprämie in der Prämienregion 1 des Kantons Bern. Vor Überweisung der monatlichen Ergänzungsleis- tungen wird die individuelle Prämienverbilligung in Abzug gebracht. Diese wird direkt den Krankenkassen vergütet. Die auf allfällige Zu- satzversicherungen entfallenden Prämien können nicht berücksichtigt werden. Sie gehen somit zulasten der Pauschale für die übrigen Le- benshaltungskosten (Ziffer 3.3). 3.3 Übrige Lebenshaltungskosten (Ziffer 1.3 Berechnungsblatt) Für die übrigen Lebenshaltungskosten, d.h. für Nahrungsmittel, Klei- der, Elektrizität, Steuern, Taschengeld usw. stehen die folgenden Be- träge zur Verfügung: • Alleinstehende Fr. 1'607.-- • Ehepaare Fr. 2'411.-- 6
3.4 Krankheitskosten (Ziffer 1.4 Berechnungsblatt) Krankheitskosten werden aufgrund der Rechnungs- und Abrech- nungskopien nach effektivem Aufwand neben allfälligen monatlichen Ergänzungsleistung vergütet. Reichen die Einnahmen zur Deckung der Ausgaben gemäss Ziffer 3.1 bis Ziffer 3.3. knapp aus, können zu- sätzlich anfallende Krankheitskosten zu einmaligen Zahlungen führen. Im Zusammenhang mit der Überprüfung eines möglichen Anspruchs auf Zusatzleistungen mit Hilfe des Berechnungsblattes in Anhang 3 und 4 geht es darum zu schätzen, welche von der Krankenkasse in der Regel nicht oder nicht vollständig übernommenen Kosten durch- schnittlich pro Monat anfallen. Dabei handelt es sich namentlich um folgende Positionen: • Kostenbeteiligung der Krankenkasse (Franchise und 10% Selbstbehalt, max. Fr. 1‘000 p/Jahr) • Zahnbehandlungskosten • Pflege und Betreuung zu Hause oder in Tagesstätten • Hilfe im Haushalt (ärztlich verordnet) • Temporärer Heimaufenthalt • Bade- und Erholungskurse (ärztlich angeordnet) • Transporte an den nächstgelegenen Behandlungsort 7
4. Welche Einnahmen werden bei der Bemessung der Ergänzungs-leistungen berücksichtigt? Die Einnahmen gemäss nachfolgender Aufzählung werden bei der Bemessung der Zusatzleistungen berücksichtigt. Die massgebenden Beträge können in das Berechnungsblatt im Anhang 3 und 4 einge- tragen werden. 4.1 AHV/IV-Rente (Ziffer 2.1 Berechnungsblatt) Die monatlich zur Auszahlung gelangende Rente der AHV/IV. 4.2 Pensionskassenrente (Ziffer 2.2 Berechnungsblatt) Der auf einen Monat entfallende Betrag einer allfälligen Pensionskas- senrente. 4.3 Vermögensverzehr (Ziffer 2.3 Berechnungsblatt) Der Vermögensverzehr basiert auf der Überlegung, dass es zumutbar ist, einen Teil des Vermögens zur Bestreitung der Lebenshaltungs- kosten auszugeben. Dies gilt jedoch nur, sofern die folgenden Freibe- träge überschritten werden: • Alleinstehende Fr. 37’500.-- • Ehepaare Fr. 60’000.-- Von den effektiv vorhandenen Reserven wird der vorstehend erwähn- te Freibetrag abgezogen. Vom übrig bleibenden Nettovermögen wird pro Jahr 1/10 (bei einem Heimaufenthalt 1/5) berücksichtigt. Bei Be- zügerinnen und Bezügern einer Invaliden- oder Hinterlassenenrente beläuft sich der massgebende Betrag lediglich auf 1/15 pro Jahr. Wei- tere Informationen dazu folgen unter Ziffer 6. 8
4.4 Vermögensertrag (Ziffer 2.4 Berechnungsblatt) Pro Monat fliesst 1/12 des im vorangegangenen Kalenderjahr erziel- ten Ertrages auf dem gesamten Vermögen in die Berechnung ein. 4.5 Übrige Einnahmen (Ziffer 2.5 Berechnungsblatt) Allfällige weitere Einnahmen wie z. B. Unterhaltszahlung eines ge- schiedenen Ehegatten oder ein Erwerbseinkommen müssen ebenfalls mit einbezogen werden. Erwerbseinkommen werden nur teilweise an- gerechnet. Vom monatlichen Nettoeinkommen wird ein Freibetrag von Fr. 83.-- bei Alleinstehenden und Fr. 125.-- bei Ehepaaren abgezo- gen. Vom übrig bleibenden Betrag werden 2/3 berücksichtigt. 9
5. Wie werden die Ergänzungsleistungen bei einem Heimaufenthalt berechnet? Bei der Berechnung der Ergänzungsleistungen werden die in Rech- nung gestellten Heimkosten bis zu einem Höchstbetrag berücksichtigt (Anhang 2). Es wird nicht zwischen öffentlichen und privaten Heimen unterschieden. Hinzu kommen eine Pauschale für die Krankenkas- senprämie (481 Franken pro Monat – Prämienregion 1) und ein fixer Betrag für persönliche Auslagen. Dieser beläuft sich auf 367 Franken pro Monat (Ziffer 5.2). Von diesen Auslagen werden sämtliche Ein- künfte abgezogen. Ein allfällig vorhandenes Vermögen wird dabei ebenfalls berücksichtigt. Ein Teil davon muss für die Finanzierung des Heimaufenthaltes ausgegeben werden (Ziffer 4.3 und Ziffer 6). Wenn und so weit diese Einnahmen die gesamten Ausgaben nicht zu de- cken vermögen, wird eine Ergänzungsleistung ausgerichtet. Finanzie- rungslücken entstehen, wenn Vermögen ganz oder teilweise ver- schenkt wurde. Der Zeitpunkt der Schenkung ist dabei nicht relevant (Ziffer 7). Die massgebenden Beträge können in das Berechnungsblatt im An- hang 4 eingetragen werden. 5.1 Heimkosten (Ziffer 1.1 Berechnungsblatt) Die vom Heim in Rechnung gestellten Kosten, höchstens aber die in Anhang 2 erwähnten Maximalbeträge, fliessen in die Berechnung ein. Sie treten an Stelle der unter Ziffer 3.1 beschriebenen Miete. 5.2 Persönliche Auslagen (Ziffer 1.3 Berechnungsblatt) Es wird ein Pauschalbetrag von 367 Franken für persönliche Ausla- gen berücksichtigt. Dieser Betrag ersetzt die unter Ziffer 3.3 erwähnte Pauschale für die übrigen Lebenshaltungskosten. 10
5.3 Krankenkassenleistungen Die Krankenkassen sind verpflichtet, bei einem Aufenthalt in einem Heim, welches auf der kantonalen Pflegeheimliste aufgeführt ist, aus der Grundversicherung Leistungen auszurichten. Der Umfang hängt von der Pflegestufe ab. Diese Einnahmen bleiben ausserhalb dieser Berechnung. Die Leistungen werden vom Krankenversicherer an die Heime direkt überwiesen. Es gibt auch Zusatzversicherungen, welche für Heimaufenthalte Leis- tungen vorsehen. Fliessen aus diesen Zusatzversicherungen jetzt o- der nach Ablauf einer bestimmten Wartefrist Leistungen, werden die Prämien als Ausgabeposten berücksichtigt und die Leistungen als Einnahmen. 5.4 Kantonsbeitrag Pflege Durch die seit 2011 geltende Neuordnung der Pflegefinanzierung werden die selber zu tragenden Pflegekosten limitiert. Mit der neuen Kostenbeteiligung finanziert die öffentliche Hand einen wesentlichen Anteil der Pflegekosten. Die Leistungen des Kantons werden direkt den Pflegeheimen ausge- richtet und betreffen die Berechnung der Ergänzungsleistungen nicht. 5.5 Hilflosententschädigung (HE) Befindet sich eine versicherte Person in einem Heim, wird bei einer Hilflosigkeit leichten Grades keine HE ausgerichtet. Bei Heimbewoh- nenden wird die HE für eine mittlere und schwere Hilflosigkeit bei der Berechnung der Ergänzungsleistungen als anrechenbares Einkom- men berücksichtigt. 11
6. Welche Bedeutung kommt dem Vermögen zu? Auch Rentnerinnen und Rentner, welche über ein Vermögen verfü- gen, können je nach ihren übrigen wirtschaftlichen Verhältnissen durchaus Ergänzungsleistungen beanspruchen. Dies gilt ganz beson- ders bei einem Heimaufenthalt. Es ist nicht erforderlich, das Vermö- gen bis zu einem bestimmten Betrag aufzubrauchen, bevor Ergän- zungsleistungen erhältlich gemacht werden können. Übersteigt das Vermögen bei Alleinstehenden Fr. 37’500.-- und bei Ehepaaren Fr. 60’000.--, wird bei der Bemessung der Ergänzungsleis- tungen ein sogenannter Vermögensverzehr als Einnahme angerech- net. Einzelheiten dazu sind in der Ziffer 4.3 dieser Broschüre be- schrieben. In jedem Fall, d.h. unabhängig vom Umfang der vorhande- nen „Reserven“, fliesst der auf dem Vermögen erzielte Ertrag in die Berechnung der Ergänzungsleistungen ein. Selbstbewohnte Liegen- schaften zählen nur soweit zum Vermögen, wie der amtliche Wert über Fr. 112'500.-- liegt. Der Freibetrag bei selbstbewohnten Liegen- schaften, wenn ein Ehegatte im Heim und ein Ehegatte zu Hause lebt, beträgt Fr. 300‘000.--. 12
Beispiel Eine AHV-Rentnerin besitzt eine Eigentumswohnung mit einem amtli- chen Wert von Fr. 200'000.--. Es besteht eine Hypothek von Fr. 50'000.--. Sie selbst lebt in der Wohnung. Darüber hinaus verfügt sie über Ersparnisse von Fr. 40'000.--. Amtlicher Wert Fr. 200'000.-- ./. Freibetrag Liegenschaften Fr. 112'500.-- Saldo Fr. 87'500.-- ./. Hypothek Fr. 50'000.-- Wert Liegenschaft Fr. 37'500.-- Ersparnisse Fr. 40'000.-- Vermögen brutto Fr. 77'500.-- ./. Freibetrag Fr. 37'500.-- Anrechenbares Vermögen Fr. 40'000.-- Der Vermögensverzehr beläuft sich auf 1/10 der Fr. 40'000.—pro Jahr. Somit werden bei der Bemessung der Zusatzleistungen Fr. 333.—pro Monat als „Einnahme“ berücksichtigt (Ziffer 2.3 Berech- nungsblatt). 13
7. Was ist im Falle einer Schenkung oder eines Erbvorbezuges? Allfällige Schenkungen (inklusive Erbvorbezüge) werden wie noch vorhandenes Vermögen behandelt (siehe Ziffer 4.3, 4.4 und 6). Dies gilt mit einer wichtigen Einschränkung. Seit dem 1. Januar 1990 wird die getätigte Schenkung im Umfang von Fr. 10’000.-- pro Kalender- jahr reduziert. Beispiel Eine Rentnerin überlässt ihren beiden Kindern im März 2012 je Fr. 20’000.--. Am 24. April 2015 beantragt sie die Ausrichtung von Ergän- zungsleistungen. Per 1. Januar 2014 und 1. Januar 2015 wird die Schenkung von ur- sprünglich Fr. 40’000.-- um je Fr. 10’000.-- also um insgesamt Fr. 20’000.-- reduziert. Für die Berechnung der Ergänzungsleistung im Jahr 2015 verbleiben somit noch Fr. 20’000.-- (siehe Kasten). Auf den 1. Januar 2017 sind die Fr. 40’000.-- vollständig abgetragen. Ab die- sem Zeitpunkt existiert die Schenkung für die Ergänzungsleistungen nicht mehr. Datum Schenkungsbetrag März 2012 Fr. 40'000.-- 1. Januar 2013 Fr. 40'000.-- 1. Januar 2014 Fr. 30'000.-- 1. Januar 2015 Fr. 20'000.-- 14
8. Wie verhält es sich mit der im Zivilgesetzbuch (ZGB) vorgesehenen Verwandtenunterstützung? Ergänzungsleistungen gehören zu den Sozialversicherungen. Damit gehen sie allfälligen Unterstützungsleistungen von Verwandten nach dem Zivilgesetzbuch (ZGB) vor. Werden solche ausgerichtet, bleiben sie ausserhalb der EL-Berechnung. Sie stehen somit den Rentnerin- nen und Rentnern zusätzlich zur freien Verfügung. Die vorstehenden Ausführungen gelten ausschliesslich für die Ergän- zungsleistungen. Bei den Zuschüssen gelangen andere Bestimmun- gen zur Anwendung. 15
9. Müssen Zusatzleistungen von mir oder meinen Nachkommen zurückerstattet werden? Rechtmässig bezogene Ergänzungsleistungen müssen in keinem Fall zurückerstattet werden. Dies gilt sowohl für die Bezügerinnen und Bezüger selbst als auch für ihre Nachkommen. Anders verhält es sich bei Zuschüssen. Diese müssen grundsätzlich von den Erbinnen und Erben zurückbezahlt werden. Dies allerdings nur soweit nach Abzug aller Todesfall- und Erbgangskosten ein Net- tonachlass besteht. Eine Rückerstattungspflicht besteht zudem bei einem grösseren Vermögensanfall (z.B. Erbschaft). 16
10. Wo kann ich mehr über die Zusatzleistungen erfahren? Das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern führt jedes Jahr 2 öffentliche Informationsveranstaltungen über die Zusatzleistungen durch. Dabei werden die wichtigsten Bestimmungen anhand von Be- rechnungsbeispielen erläutert. Selbstverständlich wird ausführlich auf die Fragen aus dem Publikum eingegangen. Im zweiten Teil der Ver- anstaltung besteht die Möglichkeit, eine individuelle Beratung durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter des Alters- und Versiche- rungsamtes in Anspruch zu nehmen. Die nächsten Veranstaltungen finden statt: Freitag, 27. März 2015, 14.00 bis ca. 16.00 Uhr, Kirchliches Zentrum Bürenpark, Bürenstrasse 8, 3007 Bern (Tram Nr. 9 Wabern bis Halstestelle Sulgenau) und Dienstag, 20. Oktober 2015, 14.00 bis ca. 16.00 Uhr, Quartierzentrum Tscharnergut, Waldmannstrasse 17a, 3027 Bern (Tram Nr. 8 Brünnen Westside, Bahnhof bis Haltestelle Tscharnergut) 17
11. An wen kann ich mich wenden, wenn ich die Zusatzleistungen beantragen will? Anträge um Ausrichtung von Zusatzleistungen nimmt die AHV- Zweigstelle des Wohnortes entgegen. Für die Rentnerinnen und Rentner der Stadt Bern ist dies das Alters- und Versicherungsamt, Seilerstrasse 8 (bis ca. Ende Oktober 2015 nachher Bundesgasse 33), 3011 Bern. Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, ist eine Vo- ranmeldung unter Telefonnummer 031 321 66 89 sehr zu empfehlen. Sie können aber auch einfach die Antwortkarte, welche sich am Schluss dieser Informationsschrift befindet, einsenden. 18
Anhang 1: Berechnungsbeispiele Beispiel 1 AHV-Rentner, lebt allein zu Hause AHV-Rente Fr. 1’800.--, Pensionskassenrente Fr. 500.--, Zins Sparkonto Fr. 120.--, Vermögen Fr. 20’000.--, Nettomiete Fr. 1‘030.-- und Nebenkosten Fr. 150.--, Krankenkassenprämie Fr. 450.-- AUSGABEN Miete Fr. 1‘100.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 481.-- 2 Übrige Lebenshaltungskosten Fr. 1’607.-- Fr. 3’188.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 1’800.-- Pensionskassenrente Fr. 500.-- Vermögensertrag Fr. 10.-- 3 Fr. 2’310.-- Ausgabenüberschuss= Ergänzungsleistungen im Monat Fr. 878.-- ./. individuelle Prämienverbilligung Fr. 200.-- Ergänzungsleistungen netto Fr. 678.-- 1 Maximalbetrag 2 Pauschalbetrag 1 3 /12 von Fr. 120.-- 19
Beispiel 2 AHV-Rentner, lebt allein zu Hause AHV-Rente Fr. 1’800.--, Pensionskassenrente Fr. 500.--, Zins Spar- konto Fr. 420.--, Vermögen Fr. 70’000.--, Nettomiete Fr. 1‘030.-- und Nebenkosten Fr. 150.--, Krankenkassenprämie Fr. 450.-- ERSPARNISSE Sparguthaben Fr. 70‘000.-- ./. Freibetrag Fr. 37‘500.-- Netto-Vermögen Fr. 32’500.-- AUSGABEN Miete Fr. 1‘100.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 481.-- 2 Übrige Lebenshaltungskosten Fr. 1’607.-- Fr. 3’188.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 1’800.-- Pensionskassenrente Fr. 500.-- Vermögensverzehr Fr. 270.-- 3 Vermögensertrag Fr. 35.-- 4 Fr. 2’605.-- Ausgabenüberschuss= Ergänzungsleistungen im Monat Fr. 583.-- ./. individuelle Prämienverbilligung Fr. 200.-- Ergänzungsleistungen netto Fr. 383.-- 1 Maximalbetrag 2 Pauschalbetrag 1 3 /10 von Fr. 32‘500.-- : 12 Monate 1 4 /12 von Fr. 420.-- 20
Beispiel 3 Ehepaar mit AHV-Rente, lebt zu Hause AHV-Rente Fr. 2‘900.--, Pensionskassenrente Fr. 1‘300.--, Zins Sparkonto Fr. 120.--, Vermögen Fr. 20’000.--, Nettomiete Fr. 1‘000.-- und Nebenkosten Fr. 150.--, Krankenkassenprämie Fr. 950.-- AUSGABEN Miete Fr. 1‘150.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 962.-- 2 Übrige Lebenshaltungskosten Fr. 2’411.-- Fr. 4’523.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 2’900.-- Pensionskassenrente Fr. 1‘300.-- Vermögensertrag Fr. 10.-- 3 Fr. 4’210.-- Ausgabenüberschuss Fr. 313.-- Ergänzungsleistungen im Monat Fr. 400.-- 4 ./. individuelle Prämienverbilligung Fr. 400.-- Ergänzungsleistungen netto Fr. 0.-- 1 Effektive Miete 2 Pauschalbetrag 1 3 /12 von Fr. 120.-- 4 Ab 1.1.2013 entspricht der Mindestbetrag für Ergänzungsleis- tungen der maximalen individuellen Prämienverbilligung. 21
Beispiel 4 Ehepaar mit AHV-Rente, lebt zu Hause AHV-Rente Fr. 3’100.--, Pensionskassenrente Fr. 1‘200.--, Zins Spar- konto Fr. 1‘200.--, Vermögen Fr. 100’000.--, Nettomiete Fr. 1‘000.-- und Nebenkosten Fr. 150.--, Krankenkassenprämie Fr. 950.-- ERSPARNISSE Sparguthaben Fr.100‘000.-- ./. Freibetrag Fr. 60‘000.-- Netto-Vermögen Fr. 40’000.-- AUSGABEN Miete Fr. 1‘150.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 962.-- 2 Übrige Lebenshaltungskosten Fr. 2’411.-- Fr. 4’523.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 3’100.-- Pensionskassenrente Fr. 1‘200.-- Vermögensverzehr Fr. 333.-- 3 Vermögensertrag Fr. 100.-- 4 Fr. 4’733.-- Einnahmenüberschuss Fr. 210.-- Es besteht kein Anspruch auf Ergänzungsleistungen 1 Effektive Miete 2 Pauschalbetrag 1 3 /10 von Fr. 40‘000.-- : 12 Monate 1 4 /12 von Fr. 1‘200.-- 22
Beispiel 5 AHV-Rentnerin, lebt im Heim AHV-Rente Fr. 2‘050.--, Pensionskassenrente Fr. 525.--, Zins Sparkonto Fr. 120.--, Vermögen Fr. 20’000.--, Tagestaxe Heim Fr. 183.05 (Pflegestufe 4), Krankenkassenprämie Fr. 450.-- AUSGABEN Heimkosten Fr. 5‘568.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 481.-- 2 Persönliche Auslagen Fr. 367.-- 3 Fr. 6’416.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 2’050.-- Pensionskassenrente Fr. 525.-- Vermögensertrag Fr. 10.-- 4 Fr. 2’585.-- Ausgabenüberschuss= Ergänzungsleistungen im Monat Fr. 3‘831.-- ./. individuelle Prämienverbilligung Fr. 200.-- Ergänzungsleistungen netto Fr. 3‘631.-- 1 365 x 183.05 : 12 2 Pauschalbetrag 3 Pauschalbetrag 1 4 /12 von Fr. 120.-- 23
Beispiel 6 AHV-Rentnerin, lebt im Heim AHV-Rente Fr. 2’050.--, Pensionskassenrente Fr. 525.--, Zins Spar- konto Fr. 1‘500.--, Vermögen Fr. 137’500.--, Tagestaxe Heim Fr. 183.05 (Pflegestufe 4), Krankenkassenprämie Fr. 450.-- ERSPARNISSE Sparguthaben Fr.137‘500.-- ./. Freibetrag Fr. 37‘500.-- Netto-Vermögen Fr.100’000.-- AUSGABEN Heimkosten Fr. 5‘568.-- 1 Krankenkassenprämie Fr. 481.-- 2 Persönliche Auslagen Fr. 367.-- 3 Fr. 6’416.-- EINNAHMEN AHV-Rente Fr. 2’050.-- Pensionskassenrente Fr. 525.-- Vermögensverzehr Fr. 1‘666.-- 4 Vermögensertrag Fr. 125.-- 5 Fr. 4’366.-- Ausgabenüberschuss= Ergänzungsleistungen im Monat Fr. 2‘050.-- ./. Individuelle Prämienverbilligung Fr. 200.-- Ergänzungsleistungen netto Fr. 1‘850.-- 1 365 x 183.05 : 12 2 Pauschalbetrag 3 Pauschalbetrag 1 4 /5 von Fr. 100‘000.-- : 12 Monate 1 5 /12 von Fr. 1‘500.-- 24
Anhang 2: Übersicht maximale Heimkosten Bei der Bemessung der Ergänzungsleistungen werden höchstens die unten aufgeführten Beträge pro Tag berücksichtigt. Pflegestufe 0 Fr. 161.45 1 Fr. 162.90 2 Fr. 174.80 3 Fr. 183.05 4 Fr. 183.05 5 Fr. 183.05 6 Fr. 183.05 7 Fr. 183.05 8 Fr. 183.05 9 Fr. 183.05 10 Fr. 183.05 11 Fr. 183.05 12 Fr. 183.05 25
Anhang 3: Überprüfung eines möglichen Anspruches auf Zusatzleistungen (Wohnung) 1. Ausgaben 1.1 Miete (siehe Ziffer 3.1) Fr. ___________ 1.2 Krankenkassenprämie (siehe Ziffer 3.2) Fr. ___________ 1.3 Übrige Lebenshaltungskosten (siehe Ziffer 3.3) Fr. ___________ 1.4 Krankheitskosten (siehe Ziffer 3.4) Fr. ___________ Total Ausgaben: Fr. ___________ 2. Einnahmen 2.1 AHV/IV-Rente (siehe Ziffer 4.1) Fr. ___________ 2.2 Pensionskassenrente (siehe Ziffer 4.2) Fr. ___________ 2.3 Vermögensverzehr (siehe Ziffer 4.3) Fr. ___________ 2.4 Vermögensertrag (siehe Ziffer 4.4) Fr. ___________ 2.5 Übrige Einnahmen (siehe Ziffer 4.5) Fr. ___________ Total Einnahmen: Fr. ___________ 3. Vergleichsrechnung Total Ausgaben: Fr. ___________ ./. Total Einnahmen: Fr. ___________ Differenz: Fr. ___________ Zeigt die vorstehende Vergleichsrechnung, dass die Einnahmen die Ausgaben nicht zu de- cken vermögen, sollten Sie nicht zögern, Ihre Ansprüche auf Zusatzleistungen vom Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern abklären zu lassen. Benutzen Sie dazu die Antwortkar- te auf der letzten Seite oder vereinbaren Sie telefonisch einen Besprechungstermin. Wählen Sie dazu bitte die Telefonnummer 031 321 66 89. 26
Anhang 4: Überprüfung eines möglichen Anspruches auf Zusatzleistungen (Heim) 1. Ausgaben 1.1 Heimkosten (siehe Ziffer 5.1) Fr. ___________ 1.2 Krankenkassenprämie (siehe Ziffer 3.2) Fr. ___________ 1.3 Persönliche Auslagen (siehe Ziffer 5.2) Fr. ___________ 1.4 Krankheitskosten (siehe Ziffer 3.4) Fr. ___________ Total Ausgaben: Fr. ___________ 2. Einnahmen 2.1 AHV/IV-Rente (siehe Ziffer 4.1) Fr. ___________ 2.2 Pensionskassenrente (siehe Ziffer 4.2) Fr. ___________ 2.3 Vermögensverzehr (siehe Ziffer 4.3) Fr. ___________ 2.4 Vermögensertrag (siehe Ziffer 4.4) Fr. ___________ 2.5 Übrige Einnahmen (siehe Ziffer 4.5) Fr. ___________ Total Einnahmen: Fr. ___________ 3. Vergleichsrechnung Total Ausgaben: Fr. ___________ ./. Total Einnahmen: Fr. ___________ Differenz: Fr. ___________ Zeigt die vorstehende Vergleichsrechnung, dass die Einnahmen die Ausgaben nicht zu de- cken vermögen, sollten Sie nicht zögern, Ihre Ansprüche auf Zusatzleistungen vom Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern abklären zu lassen. Benutzen Sie dazu die Antwortkar- te auf der nächsten Seite oder vereinbaren Sie telefonisch einen Besprechungstermin. Wäh- len Sie dazu bitte die Telefonnummer 031 321 66 89. 27
Antwortkarte Haben Sie den Eindruck, einen Anspruch auf Zusatzleistungen zu be- sitzen? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten können, so rufen Sie uns doch einfach an (Telefon 321 66 89) oder füllen Sie diese Antwortkarte aus und senden sie an das Alters- und Versicherungs- amt der Stadt Bern, Seilerstrasse 8, 3011 Bern. Ich möchte ein Gesuch um Ausrichtung von Zusatzleistungen einreichen. Bitte lassen Sie mir die notwendigen Formulare zu- kommen. Bemerkungen: Ort: Datum: Unterschrift: Absender: Name: Vorname: Strasse: PLZ/Ort: Telefonnummer: 28
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