Dokumentation - Zukunftsforum Familie eV

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Dokumentation - Zukunftsforum Familie eV
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     Fachtagung „Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf“
     06. Mai 2021

Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf

D
     ie Vereinbarkeit von Pflege und Beruf   Zuwendung zu schenken, stehen keine          Im Mittelpunkt der Fachtagung stand die
     ist eine der zentralen familienpoli-    Regelungssysteme gegenüber, welche die       Frage, wie Konzepte für eine gute Verein-
     tischen Herausforderungen unserer       Vereinbarkeit von familiärer Pflege und      barkeit aussehen können und wie der Weg
Zeit. Die Mehrheit der pflegebedürftigen     Erwerbstätigkeit nachhaltig unterstützen.    zu einer Gesellschaft beschritten werden
Menschen in Deutschland wird zu Hau-         Die Situation hat sich unter den Bedingun-   kann, die die Sorge um pflegedürftige
se gepflegt und überwiegend von Ange-        gen der Corona-Krise weiter verschärft. In   Menschen als ihre gemeinsame Aufgabe
hörigen versorgt. Die meisten Menschen       der Folge sind viele pflegende Angehörige    begreift. n
wollen diese Aufgabe übernehmen. Doch        – überwiegend Frauen – enormen finanzi-
dem Bedürfnis, füreinander Verantwor-        ellen, physischen und psychischen Belas-
tung zu übernehmen, Sorge zu tragen und      tungen ausgesetzt.
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S e i t e 2 | F a c h t a g u n g „Ve r e i n b a r k e i t v o n F a m i l i e, P f l e g e u n d B e r u f “

Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf:

Handlungsempfehlungen
aus dem Fachtag

Perspektiven auf die familiäre                                            gen ist es unerlässlich, eine geschlech-    rung einer Entgeltersatzleistung für pfle-
Sorge für Pflegebedürftige                                                tergerechte Teilhabe in der Erwerbs- und    gende Angehörige aus:
                                                                          Sorgearbeit zu ermöglichen und zu för-      - Er schlägt einen Rechtsanspruch auf
• Die Sorge für Pflegebedürftige ist eine                                 dern.                                         Freistellung von bis zu 36 Monaten pro
  gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Es liegt                                                                             pflegebedürftiger Person (ab Pflegegrad
  in öffentlicher Verantwortung, für gute                             • Das Wissen darüber, wer und unter wel-          2) vor, die von einer oder mehreren Per-
  Rahmenbedingungen für privat wie be-                                  chen sozioökonomischen Bedingungen              sonen in Anspruch genommen werden
  ruflich erbrachte Pflege zu sorgen. Die                               Angehörige pflegt, muss dringend ausge-         können. Die Mindestarbeitszeit für die
  Entscheidung von Angehörigen darüber,                                 baut werden. Nur auf Basis eines guten          pflegenden Angehörigen soll durch-
  ob privat gepflegt wird oder nicht, muss                              Kenntnisstandes ist es möglich, hilfrei-        schnittlich 15 Wochenarbeitsstunden
  respektiert und unterstützt werden.                                   che und zielgenaue Instrumente für die          betragen. In diesem Zeitraum soll es
                                                                        Unterstützung pflegender Angehöriger            zusätzlich möglich sein, bis zu sechs
• Es muss möglich sein, die Erwerbstätig-                               umzusetzen.                                     Monate vollständig oder mit einer Min-
  keit neben der familiären Pflege aufrecht-                                                                            destarbeitszeit von unter 15 Stunden
  zuerhalten. Auch vor dem Hintergrund                                                                                  pro Woche aus der Erwerbstätigkeit
  einer geschlechtergerechten Verteilung                                                                                auszusteigen.
  der Sorgearbeit ist dies zentral.                                   Gute Rahmenbedingungen                          - Erwerbstätige privat Pflegende sollen
                                                                      für die Vereinbarkeit                             durch eine Lohnersatzleistung finanzi-
• Die Rahmenbedingungen für die Verein-                               von Pflege und Beruf                              ell unterstützt werden, die analog zum
  barkeit von Pflege und der Berufstätigkeit                                                                            Elterngeld ausgestaltet wird und bis
  müssen verbessert werden, denn die be-                              • Pflegende Angehörige brauchen verlässli-        zu 36 Monate in Anspruch genommen
  stehenden gesetzlichen Regelungen, wie                                che Regelungen, um die eigene Erwerbs-          werden kann.
  Pflege- oder Familienpflegezeit, sind zeit-                           tätigkeit mit der Pflegesituation vereinba-   - Für eine kurzzeitige Arbeitsverhinde-
  lich zu eng befristet und nicht existenzsi-                           ren zu können. Der Unabhängige Beirat           rung auf Grund von Pflege (§ 2 Pflege­
  chernd.                                                               für die Vereinbarkeit von Pflege und Be-        zeitgesetz) soll die finanziell abgesi-
                                                                        ruf spricht sich für die Ausweitung von         cherte Auszeit auf bis zu 10 Arbeitstage
• Die Organisation von Pflegefragen be-                                 Freistellungsoptionen und die Einfüh-           pro Jahr ausgeweitet werden.
  rührt das Geschlechterverhältnis, denn
  auch bei der Sorge pflegebedürftiger
  Menschen übernehmen Frauen den Lö-
  wenanteil der privaten Sorgearbeit. Bei
  der Gestaltung guter Rahmenbedingun-

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F a c h t a g u n g „Ve r e i n b a r k e i t v o n F a m i l i e, P f l e g e u n d B e r u f “ | S e i t e 3

                                             Die Organisation von Pflegefragen berührt das Geschlechterverhältnis,
                                             denn auch bei der Sorge pflegebedürftiger Menschen übernehmen Frauen
                                             den Löwenanteil der privaten Sorgearbeit.

Pflegesensible                                 pflegende Angehörige zu entlasten und                         mations- und Beratungsangebote sowie
Unternehmenskultur                             die Vereinbarkeit mit dem Beruf zu er-                        ehrenamtliche Netzwerke.
                                               möglichen. Diese Angebote müssen be-
• Unternehmen müssen eine pflegesensib-        zahlbar, wohnortnah, muttersprachlich                      • Beratungsangebote, auch online, müssen
  le Unternehmenskultur und -kommu-            und kultursensibel ausgerichtet sein.                        dringend quantitativ, aber auch bspw.
  nikation aufbauen. Nach wie vor ist die      Arbeitgeber bieten Tagespflegeplätze in                      kultur- und sprachsensibel ausgebaut
  Pflege von Angehörigen am Arbeitsplatz       Kooperation mit Leistungserbringern der                      werden, um niedrigschwellig zugänglich
  oft tabuisiert und so werden Bedarfe und     Pflege an und entlasten ihre Mitarbeiten-                    zu sein. Pflegende Angehörige können
  Belastungen der Mitarbeitenden unzurei-      den auf diesem Wege sehr.                                    dort, wo es diese Angebote bereits gibt,
  chend erfasst.                                                                                            konkrete Fragen klären und Sorgen ab-
                                             • Ein kommunales Case-Management für                           bauen.
• Führungskräfte und Betriebsräte müssen       pflegende Angehörige muss aufgebaut
  für das Thema Vereinbarkeit von Pflege       werden, welches zugehend gestaltet ist,
  und Beruf sensibilisiert werden.             frühzeitig ansetzt, geschlechtersensibel
                                               agiert und Begleitung „aus einer Hand“
• Erwerbstätige mit Pflegeverantwortung        gewährleistet. Hierdurch kann es gelin-
  brauchen Angebote flexibler Arbeitszeit      gen, gesundheitsgefährdende Belastun-
  und flexibler Arbeitsortgestaltung. Be-      gen pflegender Angehörigen zu verrin-                             Unabhängiger
  triebliche Beratungsangebote sollten Be-     gern. Gleichzeitig muss gute Beratung                             Beirat für die
  schäftigte aktiv informieren, bspw. über     immer auch Grenzen aufzeigen, ab wel-                             Vereinbarkeit
  Pflegelotsen.                                chen eine stationäre Pflege besser geeig-                         von Pflege und Beruf
                                               net ist.
• Modelle der beruflichen Wiedereingliede-                                                                       Der Unabhängige Beirat für die Ver-
  rung nach längeren Pflegephasen müssen     • Neben der familiär erbrachten Pflege sind                         einbarkeit von Pflege und Beruf be-
  ermöglicht werden.                           ambulante und (teil-)stationäre Unterstüt-                        steht aus 21 Mitgliedern und befasst
                                               zungsangebote zentral, um pflegende                               sich ehrenamtlich mit Fragen der
                                               Angehörige in so genannten gemischten                             Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
                                               Betreuungsarrangements vor Ort zu un-                             und ihrer gesetzlichen Umsetzung.
Infrastrukturelle Unterstüt-                   terstützen. Entlastungsangebote müs-                              2019 hat er seinen ersten Bericht
zungsangebote                                  sen niedrigschwellig und kultursensibel                           veröffentlicht.
                                               ausgestaltet sein. Zur Unterstützung er-
• Es muss ein ausreichendes Angebot an         werbstätiger pflegender Angehöriger ge-                           www.wege-zur-pflege.de/beirat
  sozialen Diensten vorhanden sein, um         hören daneben niedrigschwellige Infor-

                                                                                                                                                               0 8 / 2 0 21
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                                                  Pflegende Angehörige sind der größte Pflege­
                                                  dienst unseres Landes, trotzdem wird ihre Leis­
                                                  tung zu selten gesehen. Besonders erwerbstätige
                                                  Angehörige sind einer enormen Belastung aus­
                                                  gesetzt, denn Pflege kostet Zeit, Geld und Kraft.
                                                  Pflegende Angehörige sind wichtige Stützen in
                                                  den Familien und sie brauchen unsere Unter­
                                                  stützung. Deswegen werbe ich für die Weiter­
                                                  entwicklung der Familienpflegezeit und die Idee
                                                  eines Familienpflegegeldes als Lohnersatzleis­
                                                  tung analog zum Elterngeld.“

                                                  Franziska Giffey
                                                  Bundesfamilienministerin a. D.

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 Vortrag

              Vor welchen                       deutlich öfter als nicht gut und sehen sich                  Perspektive vor. Mit Blick auf die Wirkung
                                                stärker seelischen Belastungen ausgesetzt.                   mehrerer Differenzkategorien in der Pflege-
       Herausforderungen                        Eine spezifische Herausforderung stellt die                  organisation wird auf Basis der geführten
                                                Situation von Menschen dar, die noch mit                     Interviews mit Angehörigen deutlich, dass
stehen pflegende Angehö-                        minderjährigen Kindern im Haushalt leben                     der sozio-ökonomische Status (SÖS) bei den
rige? Aktueller Stand und                       und bereits Verantwortung für pflegedürf-
                                                tige ältere Angehörige übernehmen. Diese
                                                                                                             Befragten den stärksten Ausschlag gibt, ob
                                                                                                             privat geleistete Pflege als gelingend be-
politische Perspektiven                         Gruppe ist derzeit zahlenmäßig eher klein                    trachtet wird oder nicht. Dieser ist jedoch
                                                – es bleibt zu beobachten, wie sie sich wei-                 nie alleine verantwortlich und kann bspw.
                                                terentwickelt.                                               durch familiäre Netzwerke kompensiert
Prof. Dr. Andreas Hoff, Hochschule Zittau/                                                                   werden. Allerdings kann der SÖS etwa
Görlitz, stellvertretender Vorsitzender des     Vor dem Hintergrund der beschriebenen                        von innerfamiliären Abhängigkeitsverhält-
Unabhängigen Beirats für die Vereinbarkeit      Herausforderungen hat der Unabhängige                        nissen negativ überlagert werden. Der Mi-
von Pflege und Beruf                            Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und                  grationshintergrund spielt auf Grund der
                                                Beruf, der durch das BMFSFJ eingesetzt                       Heterogenität der Befragten nur dann eine
Das deutsche Care-Regime weist der Fami-        wurde, 2019 im Rahmen seines Berichts                        Rolle, wenn die zu pflegende Person selbst
lie traditionell eine zentrale Rolle bei der    Handlungsempfehlungen zur Verbesse-                          eine Migrationsgeschichte hat und etwa auf
Pflege von Angehörigen zu, führt Prof. Dr.      rung der Rahmenbedingungen für pflegen-                      kultursensible soziale Dienste angewiesen
Andreas Hoff in den Vortrag ein. Laut Sta-      de Angehörige bei der Vereinbarkeit mit                      ist. Eine Erwerbstätigkeit der Pflegeperson
tistischem Bundesamt wurden Ende 2019           einer Erwerbstätigkeit formuliert (vgl. Seite                ist v. a. mit Blick auf die Aufrechterhaltung
etwa 80 % aller 4,1 Millionen Pflegebedürf-     2 – 3). n                                                    der eigenen Lebensvorstellungen sowie als
tigen zu Hause versorgt, allein durch An-                                                                    Ausgleich zur häuslichen Pflege bedeutend,
gehörige (51,3 %) oder in Zusammenarbeit                                                                     kann aber auch eine zusätzliche zeitliche
mit bzw. durch ambulante Dienste (24 %).                                                                     Belastung der Angehörigen darstellen. Das
Dabei stehen pflegende Angehörige, eben-                                                                     Geschlecht spielt bei erwerbstätigen Pfle-
so wie Eltern mit minderjährigen Kindern,                                                                    gepersonen mit hohem SÖS keine heraus-
oft vor der Herausforderung, diese Aufgabe                                                                   ragende Rolle. Es kommt aber insbesondere
mit dem Beruf zu vereinbaren. Allerdings                                                                     bei der prekären Pflegebewältigung zum
ist Pflege i. d. R. mit Blick auf ihre Dauer                                                                 Tragen, v. a. durch die Rollenerwartung
oder den zeitlichen Umfang weniger plan-
bar.
                                                                            Vortrag                          an Frauen, die Sorge für pflegebedürftige
                                                                                                             Angehörige, unabhängig von persönlichen
                                                                                                             Wünschen, übernehmen zu müssen.
Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
ist zudem mit Herausforderungen verbun-
den, die insbesondere Frauen treffen. Sie
                                                Intersektionale                                              Aus den Forschungsergebnissen lassen sich,
                                                                                                             laut Auth, Bedarfe sorgender Angehöriger
übernehmen den Großteil der privaten            Perspektive auf                                              bei der Vereinbarkeit mit einer Berufstätig-
Sorgearbeit und reduzieren im Vergleich                                                                      keit ableiten. Zentral sind Regelungen, die
zu Männern in größerem Umfang ihre              pflegende Angehörige                                         die Aufrechterhaltung einer Erwerbstätig-
Erwerbsarbeit. Dies schlägt sich u. a. in ge-                                                                keit neben der familiären Pflege unterstüt-
ringeren Alterseinkünften nieder („gender                                                                    zen, etwa eine Lohnersatzleistung analog
pension gap“). Daneben wirkt sich die Über-     Prof. Dr. Diana Auth, FH Bielefeld                           zur Elternzeitregelung. Daneben werden
nahme familiärer Pflege negativ auf die ge-                                                                  Bedarfe im Betrieb, auf kommunaler Ebene
sundheitliche Situation familiär Pflegender     Prof. Dr. Diana Auth stellt Ergebnisse einer                 bei sozialen Diensten sowie hinsichtlich Be-
aus. So beschreiben pflegende Angehörige        qualitativen Studie zur Pflegebewältigung                    ratungs- und Informationsangeboten sicht-
ihren allgemeinen Gesundheitszustand            sorgender Angehöriger aus intersektionaler                   bar (vgl. Seite 2 – 3). n

                                                                                                                                                                  0 8 / 2 0 21
Dokumentation - Zukunftsforum Familie eV
S e i t e 6 | F a c h t a g u n g „Ve r e i n b a r k e i t v o n F a m i l i e, P f l e g e u n d B e r u f “

                                                                                       Statement

Britta Altenkamp
Vorsitzende Zukunftsforum Familie e.V.
                                                                                                          nachhaltig unterstützen: Die derzeitigen Instrumente
                                                                                                          reichen nicht aus, sind zeitlich zu eng befristet, nicht
„Viele Menschen, die familiäre Pflege übernehmen,                                                         existenzsichernd und werden teilweise kaum in An­
müssen diese Aufgabe mit ihrer Berufstätigkeit verein­                                                    spruch genommen. Nur wenn wir die Pflege für Ange­
baren. Vor allem Frauen reduzieren dafür ihre Er­                                                         hörige als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen
werbsarbeit oder geben diese ganz auf. Dem Wunsch,                                                        und entsprechend absichern, können wir uns auf den
Verantwortung zu übernehmen, stehen keine Rege­                                                           Weg zu einer solidarischen, geschlechtergerechten und
lungssysteme gegenüber, die pflegende Angehörige                                                          familienfreundlichen Gesellschaft machen.“

                                     Statement
                                                                                                          Brigitte Döcker
                                                                                                          Vorstandsmitglied
                                                                                                          AWO Bundesverband e.V.

                                                                                                          Wir setzen uns ein für die Einführung einer Pflegezeit,
                                                                                                          die sich an der Elternzeit orientiert. Zum zweiten sind
                                                                                                          Arbeitgeber*innen in der Verantwortung. Schließlich
„3,4 Millionen, also 80 % der Menschen mit Pflegebe­                                                      müssen Kommunen ein Netz an Unterstützung und ein
darf werden zu Hause gepflegt. Dahinter stehen die                                                        gutes Case-Management vor Ort aufbauen. Die AWO
pflegenden Angehörigen, die dieses ermöglichen und                                                        setzt sich dafür ein, dass Kommunen finanziell in der
das oftmals unter sehr schwierigen Bedingungen. Pfle­                                                     Lage sind, diese Angebote vorzuhalten. Gemeinsam
gende Angehörige brauchen deutlich spürbare Ent­                                                          müssen wir dafür kämpfen, dass pflegende Angehörige
lastungen, sowohl finanziell als auch durch gute An­                                                      aus dem sozialpolitischen Schatten heraustreten kön­
gebote vor Ort. Hier ist zum einen der Bund gefragt.                                                      nen und die Unterstützung erhalten, die sie brauchen!“

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Dokumentation - Zukunftsforum Familie eV
F a c h t a g u n g „Ve r e i n b a r k e i t v o n F a m i l i e, P f l e g e u n d B e r u f “ | S e i t e 7

Blitzlicht: Online-Pflege- und
Senioren­b eratung der AWO
Gudula Wolf
Referentin für Online Pflege- und Senio-      geboten, zu Fragen aktiver Lebensgestal-                     eigenen Rechte und Ansprüche Bescheid
renberatung, AWO Bundesverband e. V.          tung oder gesundheitlichen Fachthemen.                       wissen und Leistungen deswegen teilweise
                                              Die Anfragen können anonym per Email,                        nicht in Anspruch genommen werden.
                                              im Einzel-Chat oder im themenbezogenen

D
     ie Online-Pflege- und Seniorenbera-      Expert*innen-Chat erfolgen. Dabei wen-                       Ergänzt wird das Online-Pflegeberatungs-
     tung des AWO Bundesverbandes ist         den sich Ratsuchende häufig mit Fragen                       angebot auf der Webseite awo-pflegebe-
     ein niedrigschwelliges, vertrauliches,   zu Versorgungsmöglichkeiten in akuten                        ratung.de durch einen Pflegeratgeber mit
kostenloses, digitales sowie orts- und zei-   Situationen wie einer bevorstehenden                         leicht verständlichen Informationsblättern,
tunabhängiges Angebot für Ratsuchende         Krankenhausentlassung oder einer plötz-                      die einen umfassenden Überblick zu ver-
oder Interessierte rund um das Thema          lich eintretenden Pflegebedürftigkeit von                    schiedenen Pflegefragen und gesetzlichen
Pflege und Alter(n), erklärt Gudula Wolf.     Angehörigen an die Online-Pflegeberatung.                    Leistungsansprüchen für Pflegebedürftige,
Die fachlichen Berater*innen beim AWO         Auffällig sei, so Frau Wolf, dass viele fami-                pflegende Angehörige oder Nahestehende
Bundesverband beantworten Anfragen zu         liär Pflegende selbst bei jahrelanger priva-                 geben und laufend weiterentwickelt wer-
Leistungsansprüchen, Dienstleistungsan-       ter Pflegeverantwortung nicht über ihre                      den. n

Blitzlicht: Herausforderungen
im Unternehmen
Sabine Barleben
Leiterin des Familienbüros der Charité        Initiative „Work & Care“ ins Leben gerufen,                  rité Schulungen zur Sensibilisierung von
Universitätsmedizin Berlin, stellvertreten-   die Sabine Barleben in ihrem Vortrag vor-                    Führungskräften an, um ein Verständnis
de Zentrale Frauen- und Gleichstellungs-      stellt.                                                      von Sorgearbeit zu etablieren, das über Kin-
beauftragte                                   27 % der Beschäftigten der Charité, die an                   derbetreuung hinausgeht. Um den sehr in-
                                              der Befragung „Work & Care“ 2019/20 teilge-                  dividuellen Bedarfen der Beschäftigten zu
                                              nommen haben, pflegen Angehörige (davon                      begegnen, setzt die Charité auf Beratung,

D
    Mit der Zahl der Berufstätigen, die ne-   85 % Frauen). Da etwa die Hälfte ihre aktu-                  Unterstützung, Vermittlung sowie auf den
    ben ihrer Erwerbstätigkeit Angehörige     elle Arbeitsfähigkeit als eher eingeschränkt                 Ausbau von Angeboten bei psychischen Be-
    pflegen, steigen auch die Anforderun-     einschätzt und es für unwahrscheinlich                       lastungen, Best-Practice-Austausch, einen
gen an Unternehmen, entsprechende Rah-        hält, diese aufrechtzuerhalten, sind Arbeits-                Empowerment-Gesprächskreis sowie die
menbedingungen zu schaffen. Die Charité-      befreiungen und flexible Arbeitszeiten be-                   Prüfung und Einführung von Dienstleis-
Universitätsmedizin Berlin hat dazu die       sonders relevant. Weiterhin bietet die Cha-                  tungsangeboten. n

                                                                                                                                                                0 8 / 2 0 21
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S e i t e 8 | F a c h t a g u n g „Ve r e i n b a r k e i t v o n F a m i l i e, P f l e g e u n d B e r u f “

                                                                                                                     Impressum

AWO Bundesverband e.V.                                               Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt         Herausgeber:
Blücherstr. 62/63                                                    vertritt die fachpolitischen Interessen         Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF) /
10961 Berlin                                                         des Gesamtverbandes auf der bundespo-           AWO Bundesverband e.V.
Telefon: (+49) 30 - 263 09 - 0                                       litischen und der europäischen Ebene. Er        Texte:
Telefax: (+49) 30 - 263 09 - 325 99                                  nimmt darüber hinaus die Außenvertre-           Alexander Nöhring, Lisa Sommer,
E-Mail: info@awo.org                                                 tungen in Stiftungen, Hilfswerken, anderen      Ulrike Mewald
Internet: awo.org                                                    Fachverbänden und Netzwerken auf der na-
Verantwortlich:                                                      tionalen und europäischen Ebene wahr. n         Redaktion:
apl. Prof. Dr. jur. habil. Jens M. Schubert,                                                                         Lisa Sommer
Vorsitzender des Vorstandes                                                                                          Fotos:
                                                                                                                     Titel: istock.com/mrPliskin, S. 2/3 AveCalvar/
                                                                                                                     photocase.de, S. 4 BMFSFJ, S. 6 oben SPD-
                                                                                                                     Landtagsfraktion NRW, S. 6 unten AWO
                                                                                                                     Bundesverband e.V., S. 8 Edyta Pawlowska/
                                                                                                                     photocase.de
                                                                     Das ZFF wurde 2002 auf Initiative der Ar-
                                                                                                                     Gestaltung:
                                                                     beiterwohlfahrt gegründet. Der familienpo-
                                                                                                                     büro G29, Aachen
                                                                     litische Fachverband setzt sich für die In-
Zukunftsforum Familie e.V.                                           teressen von Familien ein und kämpft für        Druck:
Michaelkirchstraße 17–18                                             soziale Gerechtigkeit in der Familienpolitik.   KOMAG mbH, Berlin
10179 Berlin                                                         Für das ZFF ist Familie dort, wo Menschen
Telefon: (+49) 30 - 2592728 - 20                                     füreinander Verantwortung übernehmen,           Berlin, August 2021
Telefax: (+49) 30 - 2592728 - 60                                     Sorge tragen und Zuwendung schenken.
E-Mail: info@zukunftsforum-familie.de                                Neben Gliederungen der AWO sind im ZFF
Internet: zukunftsforum-familie.de                                   weitere Verbände und Selbsthilfeorganisati-           Gefördert vom
Verantwortlich:                                                      onen organisiert, die mit und für Familien
Alexander Nöhring, Geschäftsführer                                   arbeiten. n

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