Ein Schaf unter Wölfen - Die Europäische Union und der Freihandel - Gabriel Felbermayr - Wirtschaftsbeirat der Union e.V.

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Ein Schaf unter Wölfen - Die Europäische Union und der Freihandel - Gabriel Felbermayr - Wirtschaftsbeirat der Union e.V.
Gabriel Felbermayr                                 1   1

  Ein Schaf unter Wölfen – Die Europäische
          Union und der Freihandel

                         Gabriel Felbermayr
                           @GFelbermayr
                          Wirtschaftsbeirat
                     München, am 31. Januar 2019
Ein Schaf unter Wölfen - Die Europäische Union und der Freihandel - Gabriel Felbermayr - Wirtschaftsbeirat der Union e.V.
Gabriel Felbermayr                                                                                2             2

BESTAND VERZERRENDER MAßNAHMEN
Deutschland, kumulierte Nettoanzahl von Maßnahmen seit 2009
  800
                     Exportanreize                                                • Verschärfung Anti-Dumping
  700                                                                               Regeln
                     Importmaßnahmen
  600                                                                             • Neue Zölle auf bestimmte
  500                                                                               Früchte
  400                                                                             • Safeguards auf Stahl und
  300
                                                                                    Aluminium
                                                                                  • Verschärfung
  200
                                                                                    Importlizensierung Stahl
  100
                                                                                  • Hermes Versicherungen
     0
                                                                                  • Investitionsgarantien
            2009
                   2010
                          2011
                                 2012
                                        2013
                                               2014
                                                      2015
                                                             2016
                                                                    2017
                                                                           2018

                                                                                  • Staatshilfen
Quelle: Global Trade Alert, https://www.globaltradealert.org                      • …
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HANDELSSCHUTZINSTRUMENTE, I
   Anti-Dumping Zölle
   • Elektrische Fahrräder (20-80%), Fahrräder (10-80%)
   • Bioethanol, Biodiesel
   • Reifen für Busse und LKW (22,3%)
   • Thermopapier (104,46€/t)
   • Viele Stahl und Metallprodukte (z.B. Betonstahl)
   • Sämischleder
   • Solarpanele (bis 65%)
   • Sperrholzplatten (bis 23,5%)
   • Glasfaserkabeln (19,9%)
   • Keramikfliesen (bis 69,7%)
   • …
Quelle: EU Kommission
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HANDELSSCHUTZINSTRUMENTE, II
   Countervailing tariffs (Strafzölle)
   • Regenbogenforellen aus Türkei
   Schutzzölle (safeguard tariffs)
   • Reis (Cambodia, Myanmar: 175€/t)
   • Stahl und Aluprodukte (erga omnes)
   • Bananen (Peru, Guatemala)

   Gegenzölle
   • Juncker Liste

Quelle: EU Kommission
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BESTAND VERZERRENDER MAßNAHMEN
Deutschland, kumulierte liberalisierende Maßnahmen seit 2009

Quelle: Global Trade Alert, https://www.globaltradealert.org
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BESTAND VERZERRENDER MAßNAHMEN
Deutschland, kumulierte protektionistische Maßnahmen seit 2009

Quelle: Global Trade Alert, https://www.globaltradealert.org
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ANGEWANDTE MFN -ZÖLLE (%)
Heterogenität über Länder und Zeit

Ausgewählte Entwicklungsländer

                                                                                                    83
 Bangladesh                             20
                                   14
                                                                      51
     Pakistan                        17
                                   14
                                                       35
         Kenia                     15
                                  13                                                                                      1993
                                                      35                                                                  2003
     Ägypten                                   27
                                     17                                                                                   2013
                                                      34
       Nigeria                                   29
                                  12
                                   14
     Vietnam                         17
                              9
                     0               20                 40                 60                 80                100

 Quelle: Bown & Crowley (2016). Einfache (= ungewichtete) angewandte durchschnittliche MFN Zölle. Nur ad valorem Zölle.
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Gabriel Felbermayr                                                                                          8                    8

ANGEWANDTE MFN -ZÖLLE (%)
Heterogenität über Länder und Zeit

Ausgewählte G20 Schwellenländer

        Indien                                                                                                  56
                                                               27
                                         13
         China                                                                     39
                                       11
                                     10
 Indonesien                                       18
                                7
                               7
    Südafrika                                  16
                              6
                                7                                                                                         1993
     Brasilien                             14
                                           14
                                           14                                                                             2003
      Mexiko                               14
                                                  18
                                 8                                                                                        2013
Argentinien                           11
                                          14
                                         13
        Türkei                      9
                                     10
                                      11
    Russland                      8
                                      11
                                   9
                     0            10              20              30              40              50              60

 Quelle: Bown & Crowley (2016). Einfache (= ungewichtete) angewandte durchschnittliche MFN Zölle. Nur ad valorem Zölle.
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Gabriel Felbermayr                                                                                          9                    9

ANGEWANDTE MFN -ZÖLLE (%)
Heterogenität über Länder und Zeit

Reiche G20-Länder

                                                                                                          12.1
 Saudi-Arabien                                                      6.0
                                                        4.6
                                                                                                      11.7
             Korea                                                                                    11.6
                                                                                                        12.2
                                                                                    9.0
          Kanada                                              5.1
                                                  3.7                                                                     1993
                                                                                   8.8                                    2003
       Australien                                    4.2
                                           2.7                                                                            2013
                                                                          7.0
                 EU                                     4.4
                                                        4.4
                                                                5.6
               USA                                3.7
                                                 3.5
                       0            2            4              6           8            10          12           14

 Quelle: Bown & Crowley (2016). Einfache (= ungewichtete) angewandte durchschnittliche MFN Zölle. Nur ad valorem Zölle.
Ein Schaf unter Wölfen - Die Europäische Union und der Freihandel - Gabriel Felbermayr - Wirtschaftsbeirat der Union e.V.
Gabriel Felbermayr                                                                       10                    10

EU AUSSENZÖLLE
Durchschnittszölle über Produktgruppen, %
                 Dairy products                                                                         35.4
    Sugars and confectionery                                                      23.6
       Beverages and tobacco                                               19.6
               Animal products                                      15.7
    Cereals and preparations                                 12.8
         Fish and fish products                            12.0
                        Clothing                          11.5
  Fruit, vegetables and plants                          10.5
                         Textiles                    6.5
                     Coffee, tea                    6.1
           Other manufactures                       6    Landwirtschaft: handelsgewichteter   : 8.5%
         Oilseeds, fats and oils                   5.6
                      Chemicals                 4.5
         Transport equipment                    4.3
         Leather, footwear etc                 4.1
  Other agricultural products                 3.6
           Electrical machinery             2.8
                      Petroleum            2.5
           Minerals and metals            2.0
    Non-electrical machinery             1.9
              Wood, paper etc          0.9 Nicht-Agrar: handelsgewichteter  : 2.3%
                          Cotton     0.0
Source: WTO World Tariff Profiles 2017, p82
                                                                                                               10
Gabriel Felbermayr                                                                                        11                               11

ZOLLEINNAHMEN DER EU
               Zolleinnahmen (exkl.                                            in % der EU Einnahmen
              Zuckerabgaben, Mrd. €)
25                                                                    18%
                                                                      17%
                                                                      16%
20
                                                                      15%
                                                                      14%
                      • 1.1.2015: Zollerhöhung                        13%
15                      gegenüber China +4 Mrd. €
                      • 2019: Brexit + 4-5 Mrd. €                     12%
                                                                      11%
10                                                                    10%
       2000
              2002
                     2004
                            2006
                                   2008
                                          2010
                                                 2012
                                                        2014
                                                               2016

                                                                            2000
                                                                                   2002
                                                                                          2004
                                                                                                 2006
                                                                                                        2008
                                                                                                               2010
                                                                                                                      2012
                                                                                                                             2014
                                                                                                                                    2016
 Quelle: Europäische Kommission, Dez. 2018.
Gabriel Felbermayr                            12   12

GSP LÄNDER – UNILATERALE PRÄFERENZEN

 Quelle: Europäische Kommission, Dez. 2018.
Gabriel Felbermayr                                                     13                  13

ZÖLLE IN EU PRÄFERENZSYSTEMEN
                     Durchschnittszoll                 Anteil zollbefreiter Zolllinien
15                                               100
                                      Alle

12                                    Agr.        80
                                      Non-Agr.

  9                                               60

  6                                               40

  3                                               20

  0                                                0
           MFN          GSP    GSP+      LDCs           MFN      GSP        GSP+   LDCs
                                         (EBA)                                     (EBA)
 Quelle: WTO.
Gabriel Felbermayr                                                        14                14

ZÖLLE IN EU FREIHANDELSABKOMMEN
                     Durchschnittszoll                    Anteil zollbefreiter Zolllinien
15                                                  100
                                         Alle
12                                       Agr.        80
                                         Non-Agr.

  9                                                  60

  6                                                  40

  3                                                  20

  0                                                   0

 Quelle: WTO.
Gabriel Felbermayr                     15   15

RASFF-ZURÜCKWEISUNGEN VON AGRI-FOOD
Alle extra-EU Lieferungen

Chinesische Lieferungen an die EU

 Quelle: Beestermöller et al., 2016.
Gabriel Felbermayr                     16                16

AGRARPOLITIK DER EU
Durchschnitte über EU Länder

 80%
 70%
 60%                           Preisdistorsion
                               Prämie der heimischen
 50%                           Produzentenpreise über
 40%                           den Weltmarktpreisen,
                               %
 30%
 20%
                               CAP-Zahlung, Anteil des
 10%                           Bruttoeinkommens
   0%                          Anteil der Subventionen
          1986
          1988
          1990
          1992
          1994
          1996
          1998
          2000
          2002
          2004
          2006
          2008
          2010
          2012
          2014
          2016
                               am Bruttoeinkommen
                               der Landwirte,%

 Quelle: OECD.
Gabriel Felbermayr                17   17

OECD SERVICES RESTRICTIVENESS INDEX
2017, 1=max, 0=min, Deutschland

Source: OECD.
Gabriel Felbermayr                                      18              18

DIGITAL SERVICES TAX
   Digital Services Tax (DST)
   = 3% Umsatzsteuer auf Unternehmen mit „user value creation“
   • v.a. Plattform-Unternehmen (Facebook, Instagram, etc.)
   • Nur große Unternehmen:
     weltweiter Umsatz > 740 Mio €, > 50 Mio € in EU
    Eigentliche eine Umsatzsteuer, keine Gewinnsteuer! Wer trägt die
      Steuerlast?
   Digitale Betriebsstätte
   • Unternehmen mit einer signifikanten digitalen Präsenz:
        Mehr als 7 Mio. € Umsatz in der EU
        Mehr als 100.000 Nutzer
        Mehr als 3.000 abgeschlossene Verträge
   • Teil der Gewinnbesteuerung „an der Quelle“

Quelle: Johannes Becker, Universität Münster.
Gabriel Felbermayr                19   19

DST: TRIFFT VOR ALLEM US TECH-FIRMS

                        ca. 40%

      ca. 50%

Quelle: ifo Institut.
Gabriel Felbermayr       20   20

Aber
• FRA (5%, ab 1/2019)
• ITA (6%, ab 4/2019)
• UK (2%, ab 4/2020)
• ESP (3%, ab 2/2019*)
• AUT
haben DST eingeführt,
oder werden dies tun
Gabriel Felbermayr                   21     21

DER OECD FDI RESTRICTIVENESS INDEX
2016, 1=max, 0=min

                              0.36
                       0.02

                0.09
                                     0.41

Source: OECD.
Gabriel Felbermayr                                                                                                  22           22

MNEs UNTER STAATLICHER KONTROLLE:
CHINA, RUSSLAND UND DIE EU !

Quelle: UNCTAD; top-1500 SO-MNEs. SO-MNEs are entities (separate from public administration) that have a commercial
activity where the government has a controlling interest (full, majority or significant minority) whether listed or not on the
stock exchange. SOE’s are not pools of investable capital as such, but they may finance investments via their earnings, fiscal
appropriations from the government, or from debt markets.
Gabriel Felbermayr               23

TOP 25 (NON-FINANCIAL) SO-MNEs

Quelle: UNCTAD.
Gabriel Felbermayr                                        24              24

ZUSAMMENFASSUNG
 Many shades of gray …
  Was ist Protektionismus? Antwort hängt oft von der Perspektive
   ab. Nicht alles was die WTO nicht explizit verbietet, ist in Ordnung
  Die EU – und vor allem Deutschland – ist extrem offen für
   ausländische Investitionen
  Die Durchschnittszölle sind niedrig, aber es existieren stark
   geschützte Bereiche, und die EU verwendet Handelsschutz-
   instrumente, die häufig protektionistisch wirken
  Manche Dienstleistungsbereiche in Deutschland bleiben stark
   geschützt – Flugverkehr, Rechtsdienstleistungen, Audiovisual …
  Die EU verwendet Subventionen (Agrarsektor, Energiewende) und
   unterhält viele Staatsunternehmen
Gabriel Felbermayr                  25        25

        Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

                     @GFelbermayr
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