Elektronische post - Dr. med. Ulrich Paschen

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IQ Institut für Qualität-Systeme in Medizin und Wissenschaft GmbH, Hamburg

                         elektronische post
                          Beiträge zur Guten Praxis in Medizin und Wissenschaft

                          Sendung 10                        Hamburg, den 8. Mai 2006

Dr. med. Ulrich Paschen
Qualitätsberichte im Netz – und was kommt jetzt?

Zusammenfassung                             Rangliste erstellen und allen läge vor
Die Qualitätsberichte haben nicht die       Augen, was gut, was schlecht ist – und
Erwartungen erfüllt. Grund dafür ist        das sogar bundesweit!. Wer die Veröf-
eine Fehlkonzeption. Die Daten kön-         fentlichung seiner Daten verweigert,
nen eine rationale Entscheidung nicht       gerät in Verdacht, er habe etwas zu ver-
stützen, weil sie der Leistung betrifft,    bergen.
nicht die Institution. Bei Leistungen       Nun stehen die Qualitätsberichte fast
kann zwischen den beiden Beiträgen          aller deutschen Krankenhäuser im
zur Qualität – dem „Design“ einer           Netz und doch macht sich Ratlosigkeit
Krankenhausbehandlung und ihrer             breit ii. Der Aufwand für die Kranken-
Ausführung, der „Performance“ – in          häuser war nicht unerheblich. Wer
einer Rangliste nicht unterschieden         aber nutzt die Daten? Welche Patien-
werden. Die verglichenen Leistungs-         tenströme werden nun neu gelenkt?
gruppen sind für eine statistische Aus-     Bisher gibt es kaum Beweise dafür,
sage zu klein, die Datenerfassung ohne      dass so viel Öffentlichkeit nennens-
Überprüfung unzuverlässig. Patienten        werte Effekte auf Patientenentschei-
entscheiden nicht nach objektiven           dungen hat oder Krankenhäuser davon
Messzahlen, sondern nach subjektiv          profitieren oder darunter leiden wür-
wahrnehmbaren Merkmalen der An-             den. iii iv
nehmbarkeit. An einer unabhängigen          Hier sollen die Grenzen im Konzept
Bewertung führt kein Weg vorbei.            der Qualitätsberichterstattung zusam-
                                            mengefasst werden. Sie liegen offen zu
Einleitung                                  Tage. Man braucht keine Sorge mehr
Es schien so einfach wie überzeugend:       zu haben, als bloßer Bedenkenträger
Auf der Suche nach einem "guten"            denunziert zu werden. Bei aller Kritik
Krankenhaus wähle man das mit den           darf aber nicht übersehen werden, dass
besten Ergebnissen und geringsten           kaum jemand (nicht einmal die Prota-
Komplikationen aus i. Wenn die Daten        gonisten der Qualitätsberichterstat-
der Krankenhäuser zugänglich wären,         tung) die Qualität unserer Kranken-
könnte jeder Patient (zumindest durch       häuser objektiv messen wollte v vi. Man
seinen Arzt beraten) eine begründete        wollte durch ein "shopping for quality"
Entscheidung fällen. Man könnte eine        Druck zur Qualitätsverbesserung und
Annehmbarkeit und Patientenzufriedenheit                                            Seite 2

Kostensenkung erzeugen. Wenn argu-                  bettenführenden Abteilungen, entge-
mentiert wird, dass die eingesetzten                gen der Lebenswirklichkeit.
Ressourcen ohne Effekt verpuffen wer-               In den Qualitätsberichten werden die
den, so muss erklärt werden, wie dies               Leistungen der Abteilungen getrennt
Ziel eher erreicht kann.                            dargestellt. Die Folge ist, dass dadurch
Das Krankenhaus und seine                           eine Fülle von Daten entsteht, die bei
                                                    der Empfehlung eines Krankenhauses
Produkte                                            differenziert aufgearbeitet werden
Man kann Krankenhäuser nicht pau-                   muss. Bei der Erstellung der Berichte
schal empfehlen oder von ihnen abra-                haben wir zudem schnell bemerkt, dass
ten.                                                längst nicht mehr alle Behandlungen
Krankenhäuser haben kein abstraktes                 entlang der Abteilungsstruktur ablau-
„Produkt“ wie „Gesundheit“ oder „Ver-               fen. Man hat Zentren gebildet (Brust-
sorgung des Landkreises mit chirurgi-               zentrum), man hat Fächer zusammen-
schen Leistungen“. Hier werden Auf-                 gelegt (internistische Gastroenterolo-
gabe und Leistung verwechselt. Kran-                gie und Visceralchirurgie) oder als sta-
kenhäuser sind Leitungserbringer sehr               tionäre Einheiten ganz aufgelöst (Be-
unterschiedlicher      Dienstleistungen             legabteilungen und ambulante Versor-
(sogenannter „intangibler Produkte“)                gung in der HNO oder Augenheil-
wie diagnostische, therapeutische,                  kunde.)
pflegerische und sonstige Leistungen.               Selbst eine getrennte Bewertung von
Niemand ist bei allen Leistungen gleich             Abteilungen würde nicht reichen. Für
gut und immer der Erste in der Reihe.               eine begründete Entscheidung brau-
Die Leistungsverantwortung liegt auch               chen wir Daten zu den einzelnen Leis-
nicht in einer Hand, sondern verteilt               tungen. Daten zur Qualität sind erst
sich auf Abteilungen mit eigenen Chef-              brauchbar, wenn wir konsequent bis
ärzten als Produktverantwortlichen.                 auf die Produktebene hinabsteigen.
Krankenhäuser sind keine Marken-                    Wer ein guter Traumatologe ist, kann
Hersteller. Sie ähneln eher Kooperati-              als Orthopäde vom Pech verfolgt sein.
ven, deren Mitglieder weitgehend in ei-             Wer bei der Implantation einer Hüft-
gener Verantwortung arbeiten. Ihre                  Endoprothese als erste Adresse gilt,
Qualität kann gar nicht von gleichem                empfiehlt sich nicht automatisch für
Rang, nur vom selben Anspruch ange-                 die Knieprothese. In den ersten Quali-
spornt sein. Wo eine HNO-Abteilung                  tätsberichten vii war schon deutlich ge-
ganz oben steht, gilt das nicht automa-             worden, dass Hitlisten der 10 häufigs-
tisch auch für Kardiologen oder Gynä-               ten Operationen dafür nicht reichen.
kologen - und anders herum. Die ihnen               Sie machen nur ca. 20 % der Gesamt-
gemeinsame Schnittmenge aus Labor,                  leistung aus. Selbst bei z.B. einer trau-
Röntgen, Physiotherapie, Anästhesie                 matologischen Universitätsklinik fin-
oder Intensivmedizin liegt außerhalb                den sich da so alltägliche Dinge wie
des eigentlichen Leistungsgeschehens.               konservative Behandlung im Bett, Ma-
Sie haben – unbestreitbar –einen Ein-               terialentfernung oder Radius-Reposi-
fluss auf die Qualität. Sie können aber             tion. Niemand kann daraus die Leis-
aus schlechter Medizin keine gute ma-               tungsfähigkeit der Institution ablesen.
chen. Leider sind sie in der Qualitäts-             Schließlich interessiert sich der Patient
berichterstattung zu kurz gekommen –                nicht dafür, ob das Krankenhaus als
alle Welt konzentriert sich auf die

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Annehmbarkeit und Patientenzufriedenheit                                             Seite 3

Ganzes empfehlenswert ist. Er möchte                 Standardisierung oder einem Rückzug
wissen, ob das für seine Erkrankung                  auf einen Kern von bewährten Verfah-
notwendige Verfahren angeboten und                   ren das Wort geredet werden – ganz im
geschickt ausgeführt wird.                           Gegenteil. Man wüsste aber gerne, was
                                                     denn genau gemacht wird (wie das
Die Krankenhausleistung und
                                                     Verfahren konfiguriert ist) und ob die
ihr "Design".                                        Aussagen zur Wirksamkeit und Sicher-
Die Unterschiede im Angebot von Be-                  heit durch valide Daten gestützt wer-
handlungsverfahren sind erheblich.                   den können. Selbst wenn das noch
In der Endoprothetik werden unter-                   nicht möglich ist, weiß man jedenfalls,
schiedliche Prothesen verwandt - ze-                 worauf man sich einlässt. Auch wenn
mentiert oder nicht zementiert. Es                   die Unterschiede nicht immer so offen-
wird ein Antibiotikum gegeben oder                   sichtlich sind wie bei einer offenen o-
nicht. Manche arbeiten sogar ohne                    der einer laparoskopischen Cholezys-
Thromboseprophylaxe! Da gibt es                      tektomie, dürften solche Informatio-
postoperativ mehr oder weniger Physi-                nen doch für die Empfehlung der einen
otherapie usw. Die Qualitätssicherung                oder anderen Fachabteilung den Aus-
spricht vom „Design“ eines Verfah-                   schlag geben.
rens: so, wie es "an sich" ausgeführt                Die Durchführung der Be-
werden soll. Und was den Preis aus-
macht. Um der notwendigen Individu-                  handlung, ihre "Performance"
alisierung Raum zu lassen spricht man                Ob nun ein Operateur geschickter ist
besser von Behandlungsmustern und                    als ein anderer, lässt sich nur beurtei-
nicht von schmalen Behandlungspfa-                   len, wenn beide dasselbe sorgfältig
den. Schriftlich niedergelegte Spezifi-              charakterisierte Verfahren durchfüh-
kationen sind nur selten vorweisbar,                 ren.
selbst für operative Behandlungen                    Natürlich bestehen Unterschiede in
nicht, bei denen das noch am ehesten                 der Durchführung - der „Perfor-
möglich erscheint, oder bei der Strah-               mance“, wie die Qualitätssicherer sie
lentherapie, bei der die Gerichte das                vom Design unterscheiden. Genau hier
für sehr hilfreich halten viii. Wenn wir             liegt die Crux der Datenvergleiche.
von Cholezystektomie oder Hernioto-                  Operative Abteilungen und einzelne
mie sprechen, so glauben wir meistens                Chirurgen beherrschen viele Eingriffe.
naiv, es handle sich um ein und das-                 Selbst bei häufigen Eingriffen errei-
selbe. Wenn man sich der Mühe unter-                 chen sie selten die Mindestmengen, die
zieht, die Konfiguration von Behand-                 für einen validen statistischen Ver-
lungsverfahren zu prüfen, so erkennt                 gleich notwendig wären. Selbst wenn
man oft erhebliche Unterschiede, die                 man Gruppen bildet wie „alle Eingriffe
einen Vergleich der Ergebnisse proble-               an großen Gelenken“ reichen die Zah-
matisch erscheinen lassen.                           len nicht. Endoprothetik ist keine ho-
Selbst in den operativen Fächern gibt                mogene Gruppe. Nicht einmal die
es eine große Zahl von Behandlungs-                  Knieprothese. Am ehesten gilt das
verfahren, die nicht "evidence based"                noch für den koronaren Bypass – aber
sind. Sie sind nie validiert worden.                 auch da ist Vorsicht geboten
Manche gelten als Außenseiter-Metho-                 Ein weiterer Umstand wird gerne über-
den oder originelle Erfindungen ihres                sehen: Zur Beurteilung der Perfor-
Anbieters. Damit soll keiner starren                 mance werden in den meisten Fällen

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Annehmbarkeit und Patientenzufriedenheit                                              Seite 4

keine Langzeitergebnisse, sondern Si-                 emphatische Rede von „Ergebnissen“
cherheitsdaten herangezogen, wie In-                  in die Irre führt. Mehr noch als beim
fekthäufigkeit, Embolien, kardiale o-                 Erkenntnisgewinn sind wir auf unan-
der respiratorische Komplikationen                    fechtbare Aussagen angewiesen – sie
postoperativ. Glücklicherweise sind                   müssen sogar vor Gericht standhalten.
solche Ereignisse selten – so dass man                Denn da machen wir uns nichts vor:
noch weit größere Gruppen braucht,                    wenn die Konkurrenz zwischen Kran-
um Vergleiche anzustellen, die über                   kenhäusern erst angeheizt ist, wird das
den bloßen Zufall erhaben sind ix. Er-                eine Krankenhaus dem anderen die
schwert werden solche Datensamm-                      Publikation seines kühnen Zahlen-
lungen zudem dadurch, dass die Kom-                   werks zur Qualität untersagen wollen.
plikationen nicht unmissverständlich
                                                      Entscheidungen und Daten
und eindeutig definiert sind. Die Er-
fahrungen mit der externen Qualitäts-                 Selbst wenn wir über genaue, zuverläs-
sicherung haben deutlich gemacht, wo                  sige und vollständige Daten verfügen
die Probleme liegen.                                  würden, die eine statistisch valide Aus-
                                                      sage erlauben, wird selbst der infor-
Man darf nicht übersehen, dass alle
                                                      mierte Patient mit ihnen nicht umge-
Daten extra in eine Datenverarbeitung
                                                      hen können.
eingepflegt werden müssen. Wir wis-
sen inzwischen alle, dass dies keine                  Wir dürfen das auch nicht von ihm er-
Aufgabe ist, die man nach Feierabend                  warten. Selbst sein Arzt, den er viel-
schnell noch erledigt. Wir sollten zuge-              leicht um Rat und Hilfe bittet, ist damit
ben, dass diese Aufgabe nicht in der                  überfordert. Arzt und Patient setzen
Hand des behandelnden Arztes liegen                   schlicht voraus, dass Behandlungen im
sollte. Einmal wegen seiner immer                     Krankenhaus wirksam und sicher sind.
kostbar werdenden Arbeitszeit, zum                    Sie erwarten das genauso wie bei Arz-
anderen wegen der geforderten unab-                   neimitteln, Medizinprodukten, Diag-
hängigen Bewertung. Wir sollten die                   nostika und sogar Lebensmitteln. Sie
Professionalität der Datenextraktion                  können und wollen sich nicht vorstel-
respektieren lernen. Jede Datenerfas-                 len, dass die Kostenträger als Vertrags-
sung ist Interpretation und Abstrak-                  partner für Leistungen eintreten, de-
tion und sollte speziell trainierten Per-             ren Wirksamkeit fraglich ist. Sie stellen
sonen überlassen werden. x                            sich vor, dass berufene Organisationen
                                                      wie die Kammern oder die Fachgesell-
Ohne eine externe oder interne, auf je-
                                                      schaften, der Staat oder die Presse dar-
den Fall aber unabhängige Überprü-
                                                      über wachen, dass unsichere Praktiken
fung (ein Daten-Audit) hat Datenerfas-
                                                      entdeckt und unterbunden werden.
sung keinen Wert. Schließlich wollen
wir Unterschiede bei seltenen Ereig-                  Wir sollten uns nicht wundern, dass
nissen in kleinen Kollektiven heraus-                 für Arzt und Patient das dritte, leider
finden. Da kann jeder kleine Irrtum ein               zu wenig beachtete Qualitätsmerkmal
Ergebnis verzerren. Aus der klinischen                einer Krankenhausbehandlung, ihre
Forschung ist das längst bekannt xi.                  „Annehmbarkeit“, den Ausschlag bei
Aus derselben Quelle der Erfahrung                    der Entscheidung geben wird. Liegt
wissen wir, wie wichtig die Unterschei-               das Krankenhaus in der Nähe? Wie
dung von „Studien-Design“ und „Stu-                   lang ist die Warteliste? Habe ich zu den
dien-Performanz“ ist, ohne die die                    dort behandelnden Ärzten Vertrauen?
                                                      Bringt man mir Respekt entgegen?

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Annehmbarkeit und Patientenzufriedenheit                                            Seite 5

Solche ganz ohne Daten auskommen-                   validiert müssen sie sein! Woher sonst
den Kriterien sind keineswegs irratio-              soll man etwas über Risiken und Ne-
nal. Wenn Wirksamkeit und Sicherheit                benwirkungen wissen?
vorausgesetzt oder nicht beurteilt wer-             Wir möchten wissen, wie groß die
den können, bleibt gar keine andere                 "Produktpalette" des Krankenhauses
Entscheidungsgrundlage. Die An-                     ist, nicht nur, was in der Alltagsroutine
nehmbarkeit hat obendrein den Vor-                  seine Hauptlast ist. Ist das Kranken-
teil, dass man sie selbst beurteilen                haus auf diesen Eingriff in weiser
kann.                                               Kenntnis seiner Grenzen spezialisiert?
Kriterien für die Auswahl                           Verfügt es über einen ausgewiesenen
                                                    Könner? Oder ist es ein Generalist? Bei
Wie also wird ein Patient, dem Zeit für
                                                    delikaten und komplexen Verfahren
eine Entscheidung bleibt, vorgehen?
                                                    wird man den Spezialisten bevorzugen,
Aufgrund welchen Wissens wird der
                                                    je robuster ein Verfahren jedoch ist,
Arzt seine Empfehlung aussprechen?
                                                    um so eher wird man sich ohne ein Ri-
Zunächst werden sie überlegen, ob das               siko einem Generalisten anvertrauen
Therapieverfahren auch angemessen                   dürfen. Ich lasse mich gerne in einem
ist. Die Indikation sollte unabhängig               Krankenhaus an der Schilddrüse ope-
von dem gestellt werden, der den Ein-               rieren, wo bei den - sagen wir 30 – Ein-
griff anbietet. Das schließt eine Bera-             griffen der Chef selbst am Tisch steht.
tung mit dem Krankenhausarzt nicht                  Nicht aber in einer Großklinik, in der
aus. Die Trennung sollte analog dem                 dieselbe Anzahl von Operationen auf
verschreibenden Arzt und dem Arznei-                10 Assistenten verteilt wird.
mittel verkaufenden Apotheker beach-
                                                    Es würde uns interessieren, wie die
tet werden. Wer erst einmal dem Kran-
                                                    Durchführung, die Performance über-
kenhaus zur Indikationsstellung ange-
                                                    wacht wird. Überzeugt sich die Leitung
boten wurde, bleibt auch drin. So ein-
                                                    durch Visiten oder Fallkonferenzen
fach ist der Lauf der Dinge.
                                                    über das Leistungsgeschehen? Gibt es
Wir würden gerne wissen, was denn                   ein Fehlermanagement, dass sich auf
genau gemacht wird und ob das Kran-                 ein Berichtsystem von Unerwünschten
kenhaus das Behandlungsverfahren                    Ereignissen stützt? Werden Fallanaly-
personell und apparativ beherrscht.                 sen der hoffentlich seltenen Ereignisse
Meistens empfiehlt der Arzt ein Kran-               durchgeführt? Wer überwacht die Um-
kenhaus, in dem er zumindest früher                 setzung der daraus abzuleitenden Kon-
aus eigener Erfahrung sich davon                    sequenzen? Nimmt die Abteilung an
überzeugt hat. Zuverlässiger wäre es,               einem Programm zum Vergleich von
wenn wir über schriftliche Konfigurati-             Performance-Daten teil wie z. B. der
onen der Behandlungsmuster verfügen                 externen Qualitätssicherung? Besser
würden und nachlesen könnten.                       als auf die jährliche Auswertung zu
Sind die Aussagen über das Verfahren                warten, wäre die kontinuierliche Über-
validiert? Der Arzt kann das aus eige-              wachung von Performance-Indikato-
ner Fachkenntnis am besten beurteilen               ren in Qualitäts-Kontrollkarten, um
oder in der Literatur nachprüfen.                   zeitnah zu erkennen, ob eine Entwick-
Manchmal wird man sich für ausgefal-                lung aus dem Ruder läuft. Die neuere
lene oder innovative Verfahren ent-                 Software lässt so etwas zu.
scheiden. Ein Rückzug auf Standard-
verfahren ist nicht notwendig. Aber

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Annehmbarkeit und Patientenzufriedenheit                                                   Seite 6

Kurz: Wie überzeugt sich die Leitung                    wem auch immer diese durchgeführt
selbst von der Qualität ihrer Leistungs-                und mit einer Urkunde abgeschlossen
erbringung? Stellt sie sich den Er-                     wird. Auf diese Weise sollten die gra-
kenntnissen daraus oder nicht? Nur so                   vierenden Unterschiede in der Leis-
wird sie bei Arzt und Patient das nötige                tungserbringung so verkleinert wer-
Vertrauen erzeugen, ohne dass es bei                    den, dass sie sich in statistisch relevan-
der Auswahl eines Krankenhauses nun                     ten Differenzen nicht mehr nieder-
einmal nicht geht.                                      schlagen. Man kann erwarten, dass die
Man erkennt leicht, dass die meisten                    Bedenken der Krankenhäuser gegen
Fragen nur durch eine unabhängige                       eine verfälschende Interpretation
und unvoreingenommene Überprü-                          publizierter Daten damit gegenstands-
fung beantwortet werden können, von                     los werden.

                                                        quality improvement efforts? Health Aff
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                                                Nachdruck
                                            © U. Paschen 2021
                Nachdruck unter Quellenangabe und Abgabe eines Belegexemplars erlaubt.
                                elektronische post gibt´s unregelmäßig von
                        Dr. U. Paschen QM-Beratung in Medizin und Wissenschaft
                                        Dorfstr. 38 24857 Fahrdorf
                 Telefon. 04621 4216208 Mobile 0177 2125058 E-Mail upaschen@web.de
                                 Verantwortlich: Dr. med. Ulrich Paschen

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