Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2018/1 - WegenerNet
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2018/1 Zum Titelbild: WegenerNet Station Nr. 154 am Kapfensteiner Kogel. (Foto: Wegener Center 2018) Österreichische Gesellschaft für Meteorologie
ÖGM bulletin 2018/1 1 Impressum Inhalt Herausgeber und Medieninhaber: Österreichische Gesellschaft für Vorwort Meteorologie Fritz Neuwirth . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1190 Wien, Hohe Warte 38 Die ZAMG bei den Olympischen Spielen - http://www.meteorologie.at/ INCA Kurzfristprognosen für Pyeongchang Redaktion: 2018 Fritz Neuwirth Benedikt Bica . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Österreichische Gesellschaft für WegenerNet – Klimaforschungsregion seit Meteorologie mehr als 10 Jahren 1190 Wien, Hohe Warte 38 Thomas Kabas, Jürgen Fuchsberger, Gott- fritz.neuwirth@gmx.at fried Kirchengast, Christoph Schlager und Michael Kuhn Christoph Bichler . . . . . . . . . . . . . . . 8 Institut für Atmosphären- und Die Prognose der 2-m Temperatur im Kryosphärenwissenschaften, ECMWF-Modell Universität Innsbruck Thomas Haiden . . . . . . . . . . . . . . . 16 6020 Innsbruck, Innrain 52 Gerhard Wotawa Habilitation von Dr. Douglas Maraun Zentralanstalt für Meteorologie und Fritz Neuwirth . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Geodynamik Bericht zur 11. Klimatagung des DWD 1190 Wien, Hohe Warte 38 Ernest Rudel . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Technische Umsetzung: Neuigkeiten aus der Europäischen Meteoro- Christian Maurer logischen Gesellschaft EMS Fritz Neuwirth . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Redaktionsschluss für das ÖGM Bulletin 2018/2 ist der 30. Oktober 2018. Um Beiträge Bericht über die 38. Sitzung des Rats der wird gebeten. Wenn möglich, verwenden Sie Europäischen Meteorologischen Gesellschaft bitte LATEX! Eine Vorlage samt Style-File ist auf EMS der ÖGM-Website verfügbar. Fritz Neuwirth . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Buchrezension Fritz Neuwirth . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Universitätsabschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Geburtstage 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Wien, im Juni 2018
8 ÖGM bulletin 2018/1 Wegener Center WegenerNet – Klimaforschungsregion seit mehr als 10 Jahren Thomas Kabas, Jürgen Fuchsberger, Gottfried Kirchengast, Christoph Schlager und Christoph Bichler Einleitung wurde im Jahr 2006 beginnend mit 150 Messstationen errichtet. Die nunmehr 155 S eit 2007 wird die kleinregionale Wetter- und Klimaentwicklung im Rahmen des WegenerNets beobachtet. Anfangs in der Messstationen bilden ein engmaschiges Netz – eine Station pro ca. zwei Quadratkilo- Südoststeiermark in der Fokusregion Feld- meter – und erstrecken sich insgesamt über bach aufgebaut, erfolgte ab 2010 eine Er- ein Gebiet von ca. 22 km x 16 km. 153 von gänzung durch das kleinere Schwesternetz den 155 Messstationen werden vom Wege- Johnsbachtal im Gebiet Nationalpark Ge- ner Center und zwei Stationen vom Österrei- säuse/Ennstal, sodass nunmehr in zwei Re- chischen Hydrographischen Dienst (AHYD) gionen hoch aufgelöste Daten von meteo- betrieben. Die zeitliche Grundauflösung der rologischen Variablen erhoben werden. Der Messwerte beträgt 5 Minuten. Die Stations- nun vorliegende Datensatz von mehr als standorte sind in Anlehnung an ein Stati- einem Jahrzehnt stellt bereits eine einma- onsraster angeordnet (siehe Abbildung 1). lige neue Ressource für eine Vielzahl an Die mittlere Distanz zur nächstgelegenen Forschungs- und Anwendungsmöglichkei- Nachbarstation beträgt ungefähr 1,4 km. Es ten dar. Auf den nachfolgenden Seiten erfol- wird zwischen mehreren Stationstypen un- gen eine kurze Vorstellung des WegenerNets terschieden, an welchen unterschiedliche und eine Zusammenschau von ausgewähl- Sensoren installiert sind. Die Grundpara- ten Studienergebnissen mit weiterführender meter stellen dabei Lufttemperatur, Nieder- Literatur. Detaillierte Beschreibungen zum schlag und relative Luftfeuchte dar. Diese WegenerNet finden sich in Kirchengast et al. werden an 128 Basisstationen und nahezu (2014) sowie auf der WegenerNet Homepage allen weiteren Stationen erhoben. An 11 Ba- www.wegcenter.at/wegenernet (inklusive sisspezialstationen werden außerdem Bo- Publikationsliste von genannten und weite- denparameter, an 13 Primärstationen auch ren Studien). Windparameter und an der Referenzstation eine Reihe weiterer Parameter wie Luftdruck WegenerNet Feldbachregion und Strahlungsbilanz gemessen. In Abbil- dung 1 sind die Stationen des Partnerbetrei- Die WegenerNet Feldbachregion (FBR) bers AHYD und auch der ZAMG markiert,
ÖGM bulletin 2018/1 9 deren Daten eine wichtige Ergänzung und Vergleichsmöglichkeit in der Datenaufberei- tung darstellen. Abb. 2: Übersichtskarte der Messstationen im WegenerNet Johnsbachtal. Kennzeichnung der Stationen in Grün (abwärts gerichtete Dreie- cke: Wegener Center Stationen, aufwärts ge- Abb. 1: Übersichtskarte der Messstationen in richtete Dreiecke: AHYD, Kreise: Nationalpark der WegenerNet Feldbachregion. Kennzeich- Gesäuse, Quadrate: ÖBB/Lawinenwarndienst, nung der Basisstationen als rote Kreise, Basis- Stern: ZAMG), des Einzugsgebiets Johnsbachtal spezialstationen als abwärts gerichtete Dreiecke, in Blau, der Grenze des Nationalparks Gesäuse Primärstationen als aufwärts gerichtete Dreie- in Rot und der Umrandung des Kerngebiets in cke, Referenzstation als Quadrat, Stationen des Schwarz. (Grafik: Wegener Center 2018) Österreichischen Hydrographischen Dienstes als grüne Kreise und Vergleichsstationen der ZAMG als blaue Sterne. (Grafik: Wegener Center 2018) Datenprozessierungs-System WegenerNet Johnsbachtal Die Datenaufbereitung erfolgt in einem au- tomatisierten Prozessierungssystem. Dieses Das WegenerNet Johnsbachtal (JBT) um- reicht von der Datenübertragung und Ein- fasst 11 meteorologische Stationen (plus ei- speisung in eine Datenbank, über die Qua- ne hydrographische Station), welche vom litätskontrolle bis hin zur Erstellung von Da- Wegener Center und weiteren Partneror- tenprodukten. Um Wetter- und Klimadaten- ganisationen in einem Höhenbereich von produkte zu erhalten, werden die Daten zu- unter 700 m bis über 2100 m betrieben nächst einer ganzen Reihe von automati- werden (siehe Abbildung 2). Als Grund- sierten Qualitätstests unterzogen. Bei ein- parameter werden Lufttemperatur, Nieder- wandfreier Qualitätsmarke fließen die nati- schlag, Luftfeuchte, Schneehöhe sowie eini- ven Daten dann in die zeitliche Aggregati- ge Wind- und Strahlungsparameter gemes- on (Mittelung bzw. Aufsummierung) ein. Für sen. Die zeitliche Grundauflösung beträgt 10 FBR und JBT stehen die Wetter- und Kli- Minuten und Messwerte liegen teilweise seit madaten danach als qualitätsgeprüfte Sta- Oktober 2010, teilweise seit Januar 2007 vor. tionsdaten zur Verfügung. Für die FBR er- folgt zudem die weitere Ableitung und Auf-
10 ÖGM bulletin 2018/1 bereitung von Gitterdaten (200 m x 200 m fortabel lange Zeiträume analysiert werden. UTM-Koordinatensystem). Für beide Gebie- Abbildung 3 zeigt Beispiele für Datenportal- te werden außerdem hochaufgelöste Wind- Grafiken der Niederschlagsdaten dreier felder (100 m x 100 m UTM) berechnet (sie- Messstationen mit zunehmender zeitlicher he Abschnitt Forschungsbeispiele). Eine nä- Auflösung. Zunächst in Abbildung 3A die here Beschreibung der Datenaufbereitung Jahresdaten für die 10 Jahre 2007 bis 2016, findet sich in Scheidl (2014) und Fuchsber- wo das Jahr 2009 mit einer Niederschlags- ger et al. (2018) sowie auf der Website www. summe von 1390 mm an Station 54 (westli- wegcenter.at/wegenernet . cher Rand der Region) hervorsticht. Auffällig ist auch, dass am östlichen Rand der Regi- WegenerNet Datenportal on (Station 84) mit rund 1200 mm fast 200 mm weniger Niederschlag gemessen wurde. Der Zugriff auf die Daten erfolgt über das Abbildung 3B zeigt die Monatsdaten rund WegenerNet Datenportal, das seit 2017 in um das Jahr 2009; auffällig hier der Juni 2009 neu entwickelter moderner Form zur Ver- mit über 250 mm Niederschlag. Die Tages- fügung steht (www.wegenernet.org ). Dort daten für dieses Ereignis sind in Abbildung können einerseits die Stationsdaten als 3C zu sehen, wo einerseits der Zeitraum 22.- Zeitreihen geplottet und andererseits die 24. Juni mit ca. 130 mm und andererseits Gitterdaten als Felder dargestellt werden. auch der Zeitraum 3.-4. August mit ungefähr Außerdem ist ein Download der Daten mög- der gleichen Menge Niederschlag herausra- lich. Die Auswahl der gewünschten Sta- gen. Weitere Details sind in den Stunden- tionen erfolgt benutzerfreundlich über ei- und 5-Minuten-Daten (Abbildung 3D und ne zoombare Karte (mit wählbarem Hin- Abbildung 3E) zu sehen. tergrund wie z.B. Basemap, OpenStreetMap und Orthofotos). Die aktuellen Messwerte Forschungsaktivitäten und Ausblick werden in einer Stations-Detailansicht an- gezeigt, wo auch die Stationskoordinaten Da das WegenerNet als Langzeit- und weitere Informationen einsehbar sind. Feldexperiment für hochauflösendes Moni- Detaillierte Zeitreihen der einzelnen Mess- toring von Wetter und Klima angelegt ist, Parameter werden als zoombares Diagramm können viele Forschungsaktivitäten zum ausgegeben. Es können verschiedene zeit- Klima- und Umweltwandel und seinen Aus- liche Auflösungen (von 5-Minuten über wirkungen von diesen verlässlich verfügba- Halbstunden-, Stunden-, Monats-, Saison- ren Daten profitieren. Eine in den letzten bis zu Jahresdaten) ausgewählt werden. Er- Jahren zunehmend an Bedeutung gewin- gänzend können zusätzliche hilfreiche Kar- nende Anwendung der WegenerNet Daten ten bzw. Gitterdatensätze wie zur Topo- ist beispielsweise die Nutzung zu Evaluie- graphie (digitales Geländemodell) und zur rungszwecken. Begründet in der räumlich Landbedeckung/Landnutzung herunter ge- und zeitlich hohen Auflösung sowie der fort- laden werden. schreitenden Länge des FBR-Datensatzes wurden Ergebnisse aus dem WegenerNet in Visualisierungsbeispiel – Niederschlagsdaten einer ganzen Reihe an Analysen eingebun- den. Nachfolgend werden ausgewählte Stu- Durch die Möglichkeit, die Daten am Da- dien für den Parameter Niederschlag und – tenportal in unterschiedlicher zeitlicher Auf- als weiteres Entwicklungsbeispiel – die Ab- lösung abzurufen, können schnell und kom- leitung von Windfeldern angeführt, ehe ab- schließend noch ein kurzer Ausblick erfolgt.
ÖGM bulletin 2018/1 11 Abb. 3: Niederschlag an drei West bis Ost über das Gebiet verteilten WegenerNet Stationen (54, Westrand; 77, Zentrum; 84, Ostrand) mit zunehmender zeitlicher Auflösung (A-E). (Grafik: Wegener Center 2017) Forschungsbeispiele – Niederschlagsanalysen Tagesdaten des WegenerNet 2007-2014 mit Messwerten der ZAMG und des Österreichi- schen Hydrographischen Dienstes (AHYD) Zur Beurteilung der Datenqualität sei auf durch. Als Referenz dienten zwei ZAMG und den unerlässlichen Vergleich mit Messer- drei AHYD Stationen, deren Niederschlags- gebnissen aus einer unabhängigen Refe- daten jeweils mit den vier umliegenden We- renz hingewiesen. Beispielsweise führten O generNet Stationen verglichen wurden. In et al. (2018) eine Gegenüberstellung von
12 ÖGM bulletin 2018/1 den Resultaten zeigte sich eine hohe li- schlagsstrukturen, wie sie durch die Kom- neare Korrelation zwischen den Datensät- bination von Wetterradar basierten Messda- zen, wobei die WegenerNet Stationen aber ten mit Daten aus herkömmlichen Boden- zu einer Unterschätzung der Niederschlags- Niederschlagssensoren erfolgt, ist für vie- menge tendierten. Unter der Annahme ei- le Anwendungen von großem Interesse. In nes systematischen Bias und der Korrektur- Kann et al. (2015) wurden Resultate aus Nutzung des linearen Zusammenhangs (li- dem Forecast-System rapid-INCA (rapid In- near regression-slope correction) konnte je- tegrated Nowcasting through Comprehen- doch eine Reduktion der Abweichung um sive Analysis) mit den hoch auflösenden ca. 80 % erzielt werden (siehe Abbildung Messungen aus dem WegenerNet vergli- 4). Auf Basis der Ergebnisse führten wei- chen. Sowohl in Einzelereignis-Fallstudien tere Analysen zu einer verbesserten Da- als auch in einer längeren Validierungsperi- tenaufbereitung und somit einer Qualitäts- ode (Sommerhalbjahr 2011, April bis Sep- steigerung der Niederschlagsdaten sowie zu tember) konnte dabei eine deutliche Un- einer 2016 komplettierten Erneuerung der terschätzung der Niederschlagsmenge in Niederschlags-Sensoren. rapid-INCA Analysen gezeigt werden (Un- terschätzung der 5-min-Regensummen von über 30 % im Sommerhalbjahr). In O et al. (2017) erfolgte in Zusammen- arbeit mit der NASA eine Evaluierung von Satellitenmessungen (Kombination aktiver und passiver Mikrowellensensoren sowie In- frarotsensoren) aus dem Global Precipita- tion Missions (GPM) Programm Für zwei Gitterzellen (0,1 x 0,1 Grad) der Integrated Multi-satellite Retrievals for GPM (IMERG) Datenprodukte wurden halbstündliche Nie- derschlagsdaten im Zeitraum April-Oktober 2014 und 2015 mit WegenerNet Daten eva- Abb. 4: Evaluierung der Niederschlagsmessun- luiert (rund 40 WegenerNet Stationen je Git- gen von ausgewählten WegenerNet Stationen ge- terzelle). Die Ergebnisse, in denen u.a. Ten- genüber Messstellen von ZAMG (Z298, Z244) denzen zur Unterschätzung durch IMERG und AHYD (H4102, H4100, H4150). Dargestellt bei höheren Niederschlagsraten und Ab- sind die absolute Abweichung (bias), der relati- weichungen in zeitlichen Ereignis-Verläufen ve Bias (rbias) und die Steigung (slope) resultie- deutlich werden, liefern einen wichtigen rend aus einer linearen Regressionsgeraden vor Beitrag für ein besseres Verständnis von (x) bzw. nach (o) einer Bias-Korrektur. Verschie- Unsicherheiten und zur Verbesserung des dene Niederschlagssensoren sind farblich mar- quasi-global (60 °N bis 60 °S) verfügba- kiert (schwarz, blau, orange). Mittelwerte sind angegeben (Beschriftung rechts, ave_b vor, ave_a ren Satellitendatensatzes für künftige Ana- nach Korrektur) und als rote Linie eingezeich- lysen. Auch die kürzlich erschienene Stu- net; vor Korrektur (punktiert) bzw. nach Korrek- die von Tan et al. (2018), in welcher Nieder- tur (strichliert). (Quelle: O et al. 2018) schlagsraten aus dem GPM Dualfrequenz- Radar gegenüber drei Niederschlagsmess- Die Analyse von konvektiven Nieder- netzen von hoher räumlicher Dichte evalu- iert wurden, profitierte maßgeblich vom We-
ÖGM bulletin 2018/1 13 generNet. Dieses stellte die beste und um- nig vertikaler Bewegung der Luftmassen, fassendste Referenzdatenqualität bereit und wie z.B. bei einer Inversionswetterlage, um- zeigte u.a. systematische Biase der Satelli- strömt der von Süden kommende Wind den tendaten auf. In der Studie wurde auch jener Steinberg (Abbildung 5b). Im Vergleich dazu Zeitversatz sichtbar, den der Niederschlag verursachen instabile Wettersituationen ei- aus Wolkenhöhen bis hinunter zur Erdober- ne Überströmung der hügelförmigen Erhe- fläche benötigt. bung (Abbildung 5a). Abschließend sei an dieser Stelle zum Die Modellergebnisse wurden anhand einen auf eine Sensitivitätsanalyse zu Ex- unabhängiger Winddaten der ZAMG Statio- tremniederschlägen in Südostösterreich von nen und ausgewählter WegenerNet Statio- Schroeer et al. (2017) verwiesen und zum an- nen evaluiert. Die Statistiken in der FBR zei- deren auf die Studie von Hohmann et al. gen aufgrund des sehr dichten Stationsnetz- (2018), welche für das Einzugsgebiet Stei- werkes eine gute Übereinstimmung der mo- risches Raabtal anhand des Hydrologiemo- dellierten und gemessenen Windgeschwin- dells WaSiM untersucht hat, wie die Dürre- digkeiten und Windrichtungen. Der WPG er- neigung in der Südoststeiermark bei Klima- zeugt automatisch für beide Regionen alle 30 wandel weiter zunimmt. Eine Auflistung von Minuten Windfelder in einem Raster von je- weiteren Arbeiten ist auf der WegenerNet weils 100 m x 100 m. Diese sind für die FBR Homepage bereitgestellt (www.wegcenter. ab 2007 und für das JBT ab 2012 am Da- at/wegenernet). tenportal des WegenerNets abrufbar (www. wegenernet.org). Forschungsbeispiele – Windfeldapplikation Ausblick Eine neu entwickelte Windfeld-Applikation (der Wind Product Generator, kurz WPG) Die angeführten Studien sind nur einige ermöglicht nun neben den bestehenden Beispiele dafür, dass viele Projekte zur Erfor- Wetter- und Klimadatenprodukten die au- schung des Klima- und Umweltwandels und tomatische Erzeugung von hochaufgelösten seiner Auswirkungen, aber auch die Wet- Luftströmungsfeldern der beiden Regionen. terbeobachtung und hydrologische Anwen- Der WPG zieht die Daten der Windstationen dungen, vom WegenerNet profitieren. Ei- als Ankerpunkte heran und berechnet (mit ne ganze Reihe weiterer Studien und An- dem diagnostischen Modell “CALMET“) un- wendungen sind schon geplant, was hier ter Berücksichtigung der geografischen Ge- für einige Nutzungen seitens des Wegener gebenheiten, wie Berge und Täler, Landbe- Centers, gemeinsam mit PartnerInnen, noch deckung, Sonneneinstrahlung, Temperatur kurz als Ausblick angeführt wird; dies soll und Luftdruck, flächenhafte Luftströmun- auch zu weiteren Nutzungen anregen. gen in 10 m Standardhöhe und nach Bedarf Diese Studien nutzen die Forschungs- auch darüber (Schlager et al. 2017). Laborregion „Einzugsgebiet Steirisches Eine Windfeld-Berechnung rund um den Raabtal“ unter anderem für Fragestellun- Steinberg in der FBR verdeutlicht Luft- gen zu hydrologischen Änderungen durch strömungsänderungen in Abhängigkeit von Klimawandel in der jüngeren Vergangenheit Wetterbedingungen (siehe Abbildung 5). und in Zukunft. Unter stabilen Bedingungen und damit we-
14 ÖGM bulletin 2018/1 Abb. 5: Südströmung in Richtung des Steinbergs südöstlich der Stadt Feldbach bei (a) instabiler (10. August 2008) und (b) stabiler (7. Februar 2011) bodennaher Luftschichtung; gezeigt sind horizon- tale (v, schwarz) und vertikale (w, blau) Windkomponenten in 10 m (oben) und 50 m (mittig) über Grund. Vertikalschnitt der v-w Windvektoren in Nord-Süd-Richtung in 10- und 50-m Höhenschich- ten über dem Steinberg (unten), inklusive farbig schattierter Temperaturkonturen. (Quelle: Schlager et al. 2017)
ÖGM bulletin 2018/1 15 Beispielsweise starteten sechs neue diese auch das WegenerNet JBT, eine zweite wich- Region nutzende Dissertationen im Jahr tige Untersuchungsregion. 2018. Alle diese Arbeiten kooperieren im Daneben wird 2018 bis 2021 in ver- Rahmen des bzw. stehen in enger Beziehung schiedenen Projekten beispielsweise die zum FWF Doktoratskolleg Klimawandel Verbesserung von Wetterradardaten (u.a. (http://dk-climate-change.uni-graz. Zirbitzkogel-Radar für West- und Südost- at), für das 2017 eine Verlängerungsphase Steiermark, Forschungsradar des Insti- bis 2022 bewilligt wurde. Dieses wird vom tuts für Geographie) sowie von Satelliten- Wegener Center führend mitgetragen und Niederschlagsdaten voran getrieben (NASA befasst sich interdisziplinär mit Unsicher- Zusammenarbeit, vgl. O et al. 2017; Tan et al. heiten und Schwellenwerten bei Klimaän- 2018). Auch ist geplant, gemeinsam mit der derungen sowie mit Strategien zur Bewälti- ZAMG an der Verbesserung der hoch auflö- gung des Klimawandels. Für Fragen zu Kli- senden Wetter-Analysen des INCA Systems maänderungen sowie zu Wetter- und Kli- weiter zu arbeiten. Mit Blick auf all diese Vor- maextremen (z.B. Starkniederschläge, Dür- haben, und zahlreiche weitere, bleibt nur ren, Hangrutschungen) ist neben dem Stei- mehr dem WegenerNet auch für das zwei- rischen Raabtal mit dem WegenerNet FBR te Jahrzehnt eine weiter so gedeihliche Ent- auch das Steirische Ennstal, insbesondere wicklung und Nutzung zu wünschen! Literatur: Fuchsberger, J., G. Kirchengast, and T. Kabas (2018): Release Notes for Version 7 of the WegenerNet Processing System (WPS Level-2 data v7), WegenerNet Tech. Report No. 1/2018, 20 p., Wegener Center, Univ. Graz, Graz, Austria (online at: https://wegenernet.org/ downloads/Fuchsberger-etal_2018_WPSv7-release-notes.pdf, last access 28 May 2018). Hohmann, C., G. Kirchengast, and S. Birk (2018): Alpine foreland running drier? Sensitivity of a drought vulnerable catchment to changes in climate, land use and water management. Clim. Chang., 147, 179-193. doi: 10.1007/s10584-017-2121-y. Kann, A., I. Meirold-Mautner, F. Schmid, G. Kirchengast, J. Fuchsberger, V. Meyer, L. Tüchler, and B. Bica (2015): Evaluation of high- resolution precipitation analyses using a dense station network. Hydrol. Earth Syst. Sci., 19, 1547-1559. doi: 10.5194/hess-19-1547- 2015. Kirchengast, G., T. Kabas, A. Leuprecht, C. Bichler, and H. Truhetz (2014): WegenerNet: a pioneering high-resolution network for monito- ring weather and climate. Bull. Amer. Meteorol. Soc., 95, 227-242. doi:10.1175/BAMS-D-11-00161.1. O, S., U. Foelsche, G. Kirchengast, J. Fuchsberger, J. Tan, and W. A. Petersen (2017): Evaluation of GPM IMERG Early, Late, and Final rainfall estimates using WegenerNet gauge data in southeastern Austria. Hydrol. Earth Syst. Sci., 21, 6559–6572. doi: 10.5194/hess-21-6559- 2017. O, S., U. Foelsche, G. Kirchengast, and J. Fuchsberger (2018): Validation and correction of rainfall data from the WegenerNet high density network in southeast Austria. J. Hydrol., 556, 1110–1122. doi: 10.1016/j.jhydrol.2016.11.049. Scheidl, D. (2014): Improved quality control for the WegenerNet and demonstration for selected weather events and climate. Scient. Rep. No. 61-2014, Wegener Center Verlag, Graz, Austria, ISBN: 978 3 9503608 8 2. Schlager, C., G. Kirchengast, and J. Fuchsberger (2017): Generation of high-resolution wind fields from the dense meteorological station network WegenerNet in south-eastern Austria, Wea. Forecasting, 32, 1301–1319. doi: 10.1175/WAF-D-16-0169.1. Schroeer, K., and G. Kirchengast (2018): Sensitivity of extreme precipitation to temperature: the variability of scaling factors from a regio- nal to local perspective. Clim. Dyn., 50, 3981-3994. doi: 10.1007/s00382-017-3857-9. Tan, J., W. A. Petersen, G. Kirchengast, D. C. Goodrich, and D. B. Wolff (2018): Evaluation of Global Precipitation Measurement Rainfall Estimates against Three Dense Gauge Networks. J. Hydrometeorol., 19, 517–532. doi: 10.1175/JHM-D-17-0174.1.
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