Erste Bilder von Jungtieren der Rosada-Drusenköpfe Wie ist der gesundheitliche Zu- stand der Singvögel auf den Ga- lápagos-Inseln? Ein Leben für ...
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G Frühling 2023 A L Á P A G O S I N Erste Bilder von Jungtieren der Rosada-Drusenköpfe T Wie ist der gesundheitliche Zu- E stand der Singvögel auf den Ga- lápagos-Inseln? R Ein Leben für den Vogelschutz N Information der Freunde der Galápagos Inseln (Schweiz)
Editorial Inhaltsübersicht Die Galápagos-Inseln gehören zu den weltweit am 3 Hoffnung für eine neue Kolonie der besten erforschten Inseln. Seit Charles Darwin die Galápagos-Albatrosse Inseln im Jahr 1835 besuchte, erweckt die einzigar- tige Flora und Fauna des Archipels das Interesse von 4 Erste Bilder von Jungtieren der Rosa- Forscherinnen und Forschern auf der ganzen Welt. da-Drusenköpfe Man könnte daher meinen, dass es auf Galápagos nur noch wenig Neues zu entdecken gibt. 5 Haben Sie schon von den Reisratten gehört? Doch weit gefehlt! Wir freuen uns sehr, Ihnen in dieser Ausgabe von «Galápagos Intern» die ersten Fotos 6 Wie ist der gesundheitliche Zustand von jungen pinken Landleguanen zeigen zu können. der Singvögel auf den Galápagos- Diese Reptilien leben ausschliesslich in einem kleinen Inseln? Areal am Vulkan Wolf, dem höchsten Vulkan auf der Insel Isabela. Dort wurde die Art erst im Jahr 2009 von 7 Lösungen für das Plastik-Problem von Dr. Gabriele Gentile entdeckt. Galápagos In dieser Ausgabe berichten wir zudem über die Fort- 9 Die Geschichte der Galápagos-Landle- schritte der Studie zum Plastikmüll auf dem Archipel, guane und ein weiterer Forscher, Dr. Enzo M. R. Reyes, lässt 10 Ein Abend im Namen der Invasiven uns an seiner Begeisterung für die Floreana Spott- drosseln teilhaben. Er erläutert, wie er mit seiner Arten Forschung das Projekt der Renaturierung der Insel 11 Ein Leben für den Vogelschutz Floreana unterstützt. Auch der Spendenaufruf die- ser Ausgabe erfolgt im Zusammenhang mit diesem 12 Galápagos News Renaturierungsprojekt, einem aktuellen und sehr wichtigen Naturschutzprojekt in den Galápagos. Impressum: Dr. Birgit Fessl, Koordinatorin für Vogelschutz an der Freunde der Galápagos Inseln (Schweiz) Charles Darwin Research Station, musste feststellen, c/o Zoo Zürich AG, Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich dass auf den Inseln Floreana und Santa Cruz die Vo- Telefon: 044 254 26 70 gelbestände stark abnehmen. Neben invasiven Insek- E-Mail: freunde.galapagos@zoo.ch ten- und Wirbeltierarten, welche die Eier und Küken Homepage: www.galapagos-ch.org der Vögel bedrohen, können auch eingeschleppte Vogelkrankheiten für den massiven Rückgang der Mitarbeit an dieser Ausgabe: Tiere verantwortlich sein. Daher arbeitet Dr. Fessl Lukas Keller, Patrick Schmitz, Claudia Haas, Veronika mit Ihrem Team daran, weit über 1200 Proben von Huebl, Doris Hölling, Karin Ramp. Gedruckt auf FSC- Sing- und Nutzvögeln der beiden Inseln auf Krank- zertifiziertem Papier. heitserreger zu untersuchen. So soll ein Überblick über die Verbreitung von Vogelkrankheiten unter den Landvögeln gewonnen werden. Dieses Wissen ist für Die nächste Ausgabe des das Projekt der Renaturierung der Insel Floreana von grosser Bedeutung, denn als Teil des Renaturierungs- Galápagos Intern projekts sollen lokal ausgestorbene Vogelarten wie- erscheint im Herbst 2023 der auf Floreana angesiedelt werden. Um diese Tiere bestmöglich schützen zu können, ist ein Verständnis der Vogelkrankheiten in den Galápagos zentral. Follow us also on Social Media Trotz langjähriger Forschung verstehen wir viele Zu- sammenhänge und Abläufe in Flora und Fauna der Galápagos-Inseln noch nicht umfassend, auch weil neu eingeschleppte Arten und Krankheiten die Situ- freundegalapagos friendsofgalapagos ation immer wieder verändern. Um die einzigartige Natur des Archipels für spätere Generationen er- Titelbild halten zu können, müssen wir unser Verständnis der für die Natur wichtigsten Prozesse laufend verbessern. Ich danke Ihnen im Namen unseres Vereins für Ihre grosszügige Unterstützung der wichtigen Forschung auf den Galápagos-Inseln. Ich wünsche Ihnen eine interessante und ab- wechslungsreiche Lektüre. Galápagosbussard, © Amy McLeod Dr. Lukas Keller, Präsident 2 Galápagos Intern
Hoffnung für eine neue Kolonie der Galápagos-Albatrosse Wenn man in der Garúa-Zeit, also der kühleren, vom ten. Starts und Landungen sind für Albatrosse auf- Humboldtstrom geprägten klimatischen Phase zwi- grund ihrer Grösse und ihres Gewichts eine beson- schen Mai und November, mit einem Schnellboot dere Herausforderung und sind für die Vögel wegen zwischen den Inseln des Galápagos-Archipels un- der imminenten Verletzungsgefahr nicht ungefähr- terwegs ist, sieht man zahlreiche Seevögel auf und lich. So elegant sie auch durch die Lüfte gleiten: über dem Wasser. Und wenn man genau hinsieht, ist Bei ihren Starts und Landungen und auch bei der die Wahrscheinlichkeit gross, dass man zwischen all Fortbewegung am Boden purzeln und watscheln den Sturmvögeln, Tölpeln und Möwen einen grös- sie eher linkisch und unbeholfen dahin und bewe- seren Vogel in der Menge ausmacht, einen gelben gen sich insgesamt möglichst wenig fort. Zwei Al- Schnabel leuchten sieht, einen geschmeidigen Seg- batrosse sassen im Gebüsch direkt neben unserem ler erkennt, der fast nie Flügelschläge braucht und Weg und umschnabelten sich zärtlich. Albatrosse sich vornehm und elegant über den Wellenkämmen paaren sich fürs Leben und vollführen regelmässig von der Luft tragen lässt. Das ist dann ein Galápa- genau festgelegte Balztänze. Ein paar Meter neben gos-Albatros. den turtelnden Albatrossen sass ein Jungvogel. Er Der Galápagos-Albatros ist eine von 21 Albatros- war in seinem braunen Lockengewand noch gut Arten und in Galápagos endemisch. Seine Heimat getarnt zwischen den braunschwarzen Lavafelsen, ist die Insel Española im äussersten Südosten des aber schon ganz schön gross und behäbig. Ein Stück Archipels. Albatrosse ernähren sich vor allem von weiter an der Klippe stand ein anderer Jungvogel, Tintenfischen und kleineren Fischen und legen oft dessen Flaum am Hals bereits langsam dem elegan- zur Nahrungssuche enorme Strecken zurück. Wäh- ten weissen Federkleid wich, und übte nahe am Ab- rend der Brutzeit kehren sie aber immer wieder zu grund Flügelbewegungen. Bald würde er losstarten ihrer Heimatinsel zurück und füttern das dort war- können – und das auch nicht zu früh, denn der Ab- tende Jungtier. Wenn der Humboldtstrom rund um flug zur Festlandküste stand kurz bevor. die Galápagos-Inseln schwächer wird und damit das Wasser weniger Nahrung für die Albatrosse enthält, Im April kommen sie wieder zurück und legen ihr Ei verlassen sie den Archipel und verbringen die Zeit auf dem nackten Lavaboden ab. Die Albatrosse sind zwischen Dezember und April weiter südlich vor der da anspruchslos – und damit in guter Gesellschaft: Küste des südamerikanischen Festlandes. Auf der Ebene im Südwesten Españolas wohnen ne- ben ihnen noch Blaufuss- und Nazcatölpel, auch sie Eindrucksvolle Erlebnisse brüten einfach auf dem Boden. Er muss noch nicht Bei unserem Besuch auf Española Anfang Dezem- mal eine Kuhle aufweisen. Die Galápagos-Seevögel ber sahen wir die Albatrosse aus nächster Nähe. Wir sind offensichtlich fast alle keine grossen Nestbau- konnten einige abgebrochene Landeanflüge und er – wozu auch, so völlig ohne natürliche Fressfein- sogar eine ziemlich gelungene Landung beobach- de? Albatros-Küken, © Veronika Huebl Albatros-Paar beim umschnabeln, © Veronika Huebl Galápagos Intern 3
Viele Gefahren catölpel sowie auch Galápagos-Albatrosse. Gemäss Trotz fehlender Fressfeinde ist der Galápagos-Albat- Schätzungen brüten etwa 20 Albatros-Paare auf La ros vom Aussterben bedroht. Vor allem die Langlei- Plata, aber genaue Daten zu Überleben der Jungtie- nen-Fischerei wird ihm oftmals zum Verhängnis. Die re, Populationsdynamik oder auch Interaktion mit Charles Darwin Foundation schätzt die Population invasiven Ratten fehlen. Ein Projekt sammelt nun auf etwa 9600 Brutpaare mit einem Fortpflanzungs- mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Ga- erfolg von 25 Prozent und einem Rückgang von un- lápagos-Inseln in der Schweiz solche Daten mit dem gefähr 6 Prozent pro Jahr. Etwa 27 Kilometer vor der Ziel, die Albatros-Population von La Plata zu stärken ecuadorianischen Küste liegt eine kleine, nur knapp und sie zu einer «Versicherungspopulation» für die sechs Quadratkilometer grosse Insel namens La Pla- Galápagos-Albatrosse aufzubauen. ta. Sie bietet ähnlich wie Galápagos einer Vielfalt von Tieren Heimat, darunter Blaufuss-, Rotfuss- und Naz- Veronika Huebl Erste Bilder von Jungtieren der Rosada-Drusenköpfe Es ist eine kleine Sensation. Dem Forscher Dr. Jorge (Conolophus marthae) zu beobachten und auch deren Carrión ist es erstmals gelungen, junge Rosa Landle- Brutplätze zu ermitteln. guane zu entdecken und zu fotografieren. Die Population der Rosada-Drusenköpfe wird auf Ein Team von Forschern und Rangern der Galápa- 200-300 Tiere geschätzt und daher auf der Roten Liste gos-Nationalparkbehörde (GNPD) hatte vor einigen der Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben Jahren gut versteckt Wildtierkameras und Fotofallen bedroht geführt. Die rosa Hautfarbe der Leguane um den Rand des Vulkans Wolf auf der Insel Isabela entsteht, weil die Blutgefässe durch die teilweise nicht angebracht. Ihr Ziel war es, die Aktivitäten der dort pigmentierte Haut der Tiere durchscheinen. lebenden und extrem seltenen Rosa Landleguane Mitte des Jahres 2021 gelang es Dr. Gabriele Gentile, die ersten Nistplätze der seltenen Tiere zu lokalisieren. Wir haben darüber bereits im Herbst 2021 berichtet. Bei einer weiteren Expedition zum Vulkan Wolf war es dem Forscher Dr. Jorge Carrión dann sogar möglich, einen jungen Landleguan zu fangen, der sich optisch von den bekannten Jungtieren unterschied. Das Tier hatte eine grüne Haut, einen langen Schwanz und eine kurze Schnauze. Eingehende Untersuchungen zeigten dann, dass es sich tatsächlich um ein Jungtier der Rosada-Drusenköpfe handelte. Umso grösser war die Freude als die Forscher bei einer Erkundung der Nistplätze auf ein Gelege trafen, in dem gerade junge Leguane schlüpften. So konnten die ersten Bilder von frisch geschlüpften jungen Rosa Landleguanen aufgenommen werden. Besorgniserregend war allerdings, dass durch die Fo- Erwachsener Rosa Landleguan, © Giuliano Colosimo tofallen offensichtlich wurde, wie verwilderte Katzen sich vor den Leguan-Nestern versammeln und die jungen Leguane töten, wenn diese das Nest verlassen wollten. Die Forscher vermuten daher, dass diese invasiven Katzen der Grund sind, warum die Population der Ro- sada-Drusenköpfe in den letzten 10 Jahren stagniert. Eine am Rand des Vulkans Wolf eingerichtete dauer- haft besetzte Forschungsstation soll nun sicherstellen, dass die Nistplätze vor wildernden Tieren und Tierfän- gern geschützt werden. Wir freuen uns sehr, dass es neue Erkenntnisse über diese seltenen Tiere gibt und so die langfristige Siche- Junger Rosa Landleguan, © GNPD/Galápagos Conservancy rung ihres Überlebens realistisch scheint. 4 Galápagos Intern
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