Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer

Die Seite wird erstellt Kevin Völker
 
WEITER LESEN
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
Berit Schlosser, WS 2011/12

Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer…

Ende August hieß es mal wieder: bye bye geliebte Heimat! Und es ging auf in ein neues
Abenteuer. Diesmal mit dem Ziel: Kanada!
Genauer ging es nach Vancouver Island, einem riesigen Inselchen im Pazifik, direkt vor
Vancouver gelegen. (Insel ist hier auch ein unangemessener Begriff…die „Insel“ ist sehr viel
größer als zum Beispiel die Niederlande…es ist eben alles etwas größer^^). Dort ging es in
die Hafenstadt Nanaimo. Ich werde an der Vancouver Island University (VIU) ein Semester
studieren. Voraussichtliche Rückreise ist also grob für Weihnachten angesetzt. In
Deutschland studiere ich den Master in Sportmanagement. Durch diverse Praxiserfahrungen
habe ich festgestellt, dass besonders im online, oder auch „E-“ Bereich noch Nachholbedarf
im Ausbildungswesen an Deutschen Universitäten besteht. Demzufolge habe ich an der
kanadischen Universität versucht möglichst Kurse im Bereich Online Marketing oder E-
Management zu belegen. Da der Bachelor in Kanada ein Jahr länger studiert wird als in
Deutschland, hieß es für mich auch wieder Bachelor Kurse belegen! Denn im ersten Master-
Jahr in Deutschland ist man im letzten Bachelor-Jahr in Kanada. Folglich habe ich mich für
den Bachelor of Business Administration eingeschrieben. Dort hatte ich Glück und habe in
allen meiner drei Wunsch-Kurse einen Platz bekommen: „Online-Marketing“, „E-
Management“ und „Advertising and Promotion“. Das kanadische System ist im Vergleich
zum deutschen System stark unterschiedlich aufgebaut. Man geht während des Semesters
nicht bloß in Vorlesungen um dann am Ende in der Prüfungsphase je eine Klausur zu
schreiben – Nein! In Kanada muss während des gesamten Semesters durchgehend
gearbeitet werden. Dafür zählt das Examen am Ende – wenn es das überhaupt gibt – nicht
alleine für die Gesamtnote. Es werden viele Hausaufgaben benotet, Zwischenprüfungen,
Beteiligung während des Kurses, Midterm, Gruppen-Projekt-Arbeiten und dann, je nach
Kurs, noch ein Final Examen. Es ist eben alles ein bisschen Größer…selbst die Berechnung
der Gesamtnote für einen Kurs an der Universität!

1: Die VIU - Blick auf die Bibliothek

                                                      2: Die VIU - Blick aus der Bibliothek
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
In Nanaimo angekommen wurde ich sehr warmherzig von meiner Gastfamilie empfangen.
Noch recht erschöpft vom langen Flug, der Fahrt durch Vancouver und dem anschließenden
Fähr-Trip zur Insel, freute ich mich endlich anzukommen. Es war mittlerweile Abend und ich
wurde gleich mit einem köstlichen Dinner und – weil ich ja aus Deutschland bin – mit einem
Bier überrascht! Nach einem tollen Sommerabend auf dem Balkon mit meiner „Gastmutter“
und Ihrer Schwester bin ich dann übermüde, satt und glücklich ins Bett gefallen!! Die
nächsten Tage war noch keine Uni, da hieß es dann erstmal die Gegend erkunden,
Einkaufen gehen, Familie besser kennen lernen und und und…..und es war Sommer!!
Unfassbar. Ende August in Kanada und man fühle sich wie in der Karibik! Die unglaublich
schönen Seen, direkt in den Bergen, waren warm genug zum Schwimmen. Gleiches galt für
den Pazifik! Es war ein unfassbar tolles Gefühl im angenehmen und vor allem kristallklaren
und sauberen Wasser zu plantschen und auf eine Bergkulisse mit weißen Schneekuppen zu
schauen!

3: Westwood Lake in Nanaimo

                                              4: Pipers Lagoon - Baden im Pazifik direkt in Nanaimo

Begeistert und vollkommen überwältigt von der Schönheit Kanadas wurde, sobald ich ein
paar Kontakte in der Uni geknüpft hatte, die Freizeit entsprechend geplant. Über die VIU
konnten im „Outdoor Recreation“ Programm oder auch bei Angeboten für internationale
Studierende viele Schnäppchen geschlagen werden! So fuhr ich relativ preiswert zum
Wochenend-Surftrip nach Tofino, DEM Surferdorf auf Vancouver Island. Erlebte ein
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
unvergesslich tolles River Rafting im kanadischen Herbst und durfte in den Genuss eines
echten NHL Spieles in der Rogers Arena in Vancouver kommen!
Weiter mache ich Ausflüge auf eine kanadische Farm – natürlich angemessen gruselig zur
Halloweenzeit im Mais-Labyrinth, eine Wandertour auf der direkt vorgelagerten Insel
„Newcastle Island“ oder einen Tagesausflug nach Victoria, der Hauptstadt von British
Columbia, die auch auf der Insel gelegen ist. Nicht zu vergessen ist auch das „Whale
Watching“ welches wir in einer kleinen Gruppe auf einem noch kleinerem Zodiac Boot
erlebten – unzählige Orcas direkt vor unserer Nase!!!! Zusätzlich organisierten wir uns im
privaten Kreise noch einige Ausflüge und Road-Trips! So ging es einige male übers Wasser
nach Vancouver – für gewöhnlich mit der Fähre; aber einmal gönnte ich mir zusammen mit
einer Freundin den Flug mit einem Wasserflugzeug – 20 Minuten (statt 1,5 - 2 Stunden mit
der Fähre) direkt nach Vancouver Downtown! Welches ein bisschen dem gewöhnlichen
Eindruck widerspricht: es ist zwar alles riesig – aber komischerweise alles gut zu Fuß zu
erreichen…(vielleicht ist doch nicht alles irgendwie etwas größer?!?) Obwohl die
Begeisterung über die Stadt (schön, sehr sauber, Berge, Wasser, Schnee, Strand…) ins
Unermessliche gewachsen ist!!! Außerdem machten wir eine Tour nach Seattle (shoppen!!),
nach Whistler (Winterwonderland!!), oder einfach mit dem Auto quer über die Insel mitten
rein in die wirklich unberührte Natur!

 5: Whale watching                                  6: mit der Seaplane nach Vancouver - Sicht auf Downtown!

7: Whistler!
                                                    8: NHL in der Rogers Arena
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
Das mag jetzt alles so klingen, als ob studieren überhaupt nicht stattgefunden hat. Aber das
ging hervorragend zu kombinieren. Das studieren war schon sehr intensiv und auch
zeitaufwendig. Aber wenn man wusste, dass man alles in einem gewissen Zeitrahmen
schaffen muss, um dann eben noch viel mehr Kanada sehen zu können, klappte das auch!
Alles eine Frage der Organisation ;)

7: Surfcamp in Tofino

Apropos Organisation! Mit der Organisation dieses unvergesslichen Auslandsaufenthaltes
habe ich frühzeitig begonnen. Eigentlich schon ein gutes Jahr im Voraus. In meinem
Studiengang ist es nicht Pflicht ein Auslandssemester zu absolvieren. Aber ich persönlich
wollte diese Erfahrung unbedingt machen – zumal es sicherlich heutzutage sehr sinnvoll ist
diese Chance während des Studiums wahrzunehmen. So begann ich mich im Internet
darüber zu Informieren. Da ich schon immer gerne nach Kanada wollte versuchte ich
herauszufinden, an welche Universitäten in Kanada man von Deutschland aus gut gelangen
kann. Dabei bin ich auf das International Student Office Germany (ISO) in Aachen gestoßen.
Diese Organisation betreut nicht nur die VIU sondern noch ein paar andere Universitäten aus
anderen Ländern. Es ist sozusagen ein „Auslandsbüro“ für Deutsche Studenten die gerne an
der VIU in Nanaimo studieren möchten. Dort wurden mir alle meine Fragen beantwortet und
ich konnte meine Bewerbungsunterlagen direkt nach Aachen schicken. Das Team dort hat
geprüft ob alles vollständig ist und diese dann weitergeleitet nach Kanada. Schon bald erhielt
ich ein Schreiben, dass ich den Studienplatz bekommen habe – vorausgesetzt ich würde die
Studiengebühren überweisen (auch diese sind in Kanada leider etwas „größer“…). Nachdem
ich das getan hatte bekam ich den „Letter of Acceptance“ und hatte somit mein
Auslandssemester sicher!
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
Nun hieß es: alles andere Organisieren! Mit Hilfe der VIU bekam ich eine Gastfamile
vermittelt, ich buchte meine Flüge mit Unterstützung eines studentenfreundlichen Online-
Reisebüros, und sicherte mich mit Versicherungen (Auslandskrankenversicherung,
Haftpflicht…Rückreise…) für alle- hoffentlich nicht eintretenden- Fälle ab! Nun stand dem
Abenteuer nichts mehr im Wege – außer der Finanzierung. Auch dafür informierte ich mich
umfangreich im Internet. Leider lag ich genau an der Grenze zum Auslands-Bafög und
bekam dieses nicht zugesprochen. Daher habe ich mich auf das PROMOS Stipendium
beworben - erfreulicherweise mit Erfolg! Ein Urlaubssemester habe ich für meinen
Auslandsaufenthalt nicht beantragt. Da die Studiengebühren seit dem Semester so oder so
nicht mehr anfielen und ich mir die Option offenhalten wollte im Februar in Deutschland
Prüfungen ablegen zu können, schrieb ich mich auch für das Semester normal an der
Universität in Deutschland ein.

Dann war es endlich soweit: Ende August 2011 ging es zum Frankfurter Flughafen!! Ich
verabschiedete mich von Freunden und Familie und stieg in den Flieger auf direktem Wege
bis nach Vancouver!! Dort angekommen wurde ich vom Transportservice für Studenten in
Empfang genommen. Dieser sorgte dafür dass es mir gut geht und ich sorgenfrei mit
meinem Gepäck vom Flughafen auf die richtige Fähre gelange und meine Gastfamile auf der
anderen Seite der Fähre mich in Empfang nahm! Das klappte reibungslos – ein guter Start!!
Und wie oben beschrieben ging alles so wunderbar gut weiter! Letzten Endes habe ich
wirklich jede Sekunde in Kanada genutzt und genossen. Ich habe unglaublich viel erlebt und
gesehen! Die Zeit ging wie so oft leider viel zu schnell zu Ende, so dass der Abschied in
Kanada tränenreicher wurde als der Abschied vier Monate zuvor in Deutschland. Denn man
weiß nicht so genau, wann man wieder kommen kann….aber eins ist sicher: ich werde
wieder kommen!!

 8: Letzter Tag auf dem Grose Mountain in Vancouver
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
Ich kann einen Auslandsaufenthalt nur empfehlen! Auch wenn man denkt, man würde das
alles nicht schaffen, nicht bezahlen können oder aus anderen Gründen nicht machen können
– man kann!! Wenn man wirklich will, und man davon träumt, sollte man nichts unversucht
lassen sich diesen Traum zu erfüllen. Es lohnt sich!! Es ist ein unvergessliches Erlebnis weit
weg von zuhause: neue Freunden zu finden, ein völlig anderes Leben kennen zu lernen und
natürlich ganz spielend und nebenbei die Sprache mehr und mehr zu verinnerlichen. Ich
kann sehr glücklich sagen: meine Erwartungen und Träume sind alle in Erfüllung gegangen –
nicht zuletzt weil ich immer daran geglaubt habe und alles versucht habe mir dies zu
ermöglichen. Wenn ich eines in Kanada auf jeden Fall gelernt habe: alles ist möglich und das
sogar vollkommen entspannt! In Kanada ist eben alles ein bisschen größer….auch der
Optimismus und die Gelassenheit…. Oh Canada!!!

 9: bye bye Canada!
Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer Oh Canada! Oder: Irgendwie ist alles ein bisschen größer
Sie können auch lesen