Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
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Prof. Dr. Sabine Walper Familiale Einkommensknappheit – ein zentraler Risikofaktor für ein Deutsches Jugendinstitut e. V. Nockherstraße 2 D-81541 München Postfach 90 03 52 gutes Aufwachsen von Kindern D-81503 München Telefon +49 89 62306-0 Fax +49 89 62306-162 www.dji.de Bundeskongress Elternbegleitung, 29. November 2018 in Berlin
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 2
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 3
Armut hat viele Gesichter: Absolute Armut: existenzielle Gefährdung von Grund- bedürfnissen – in Deutschland selten Aber: Betrifft 14,7 % aller Kinder 2015, Relative Armut insgesamt 1,93 Mio. Kinder (knapp 6 Mio. Personen in D) 5. Armuts- & Reichtumsbericht 2017; Sozialhilfe / Hartz IV: Bertelsmann-Stiftung, 2016 bekämpfte versus verdeckte Armut 850.000 Kinder (DKSB, BT-Drucksache 19/2804) Einkommensarmut weniger als 50 % des durchschnittlichen bedarfsgewichteten pro-Kopf- Einkommens Strenge Armut: < 40 % Armutsrisikoquote Minderjähriger Armutsrisiko: < 60 % 2016: 15,4 % (rund 2,5 Mio.) Statistisches Bundesamt, 2017 Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 4
Das Risiko relativer Armut ist weder insgesamt noch speziell für Familien mit minderjährigen Kindern gesunken. Quelle: WSI (2017), Verfügbar unter: https://www.boeckler.de/wsi_111307.htm# Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 6
Nach wie vor ist das Armutsrisiko nicht nur an fehlende Qualifikationen und Erwerbslosigkeit geknüpft, sondern auch an den Migrationsstatus und familienstrukturelle Merkmale. Quelle: World Vision (2018), 4. Kinderstudie Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 7
Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp in % im Zeitvergleich 43 43,8 43,6 42,8 42,2 41,9 41,9 39,3 39 39,7 40,1 38,6 37 25,6 26,4 25,6 26,2 26,3 26,5 24,1 25,1 29,1 23,2 23,1 23,7 23,8 26,3 21,7 27,4 24,3 24,5 24,1 24,3 24,6 25,2 23,8 23,2 23,5 22,4 12 11,6 11,1 10,9 11,5 11,3 10,5 10,6 10,7 10,4 10,8 10,6 10,8 11,6 11,4 10,7 10,4 10,2 9,6 9,8 9,5 9,5 9,6 9,8 9,4 9,2 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Einpersonenhaushalt Alleinerziehende Zwei Erwachsene mit einem Kind Zwei Erwachsene mit zwei Kindern Zwei Erwachsene mit drei und mehr Kinder Daten: Statistisches Bundesamt (2018), Mikrozensus von Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 2005-2017, eigene Darstellung 8
Materielle Entbehrung 2016: Anteil der Bevölkerung (in %), der sich aus finanziellen Gründen Folgendes nicht leisten kann: Allein- Paar mit Gesamt erziehende Kind(ern) Unerwartete Ausgaben ab 985 € aus eigenen finanziellen Mitteln 62,7 28,4 30,4 bezahlen Eine Woche Urlaub pro Jahr woanders als zuhause 39,1 16,2 18,6 Jeden 2. Tag eine vollwertige Mahlzeit 14,2 3,9 6,8 Angemessenes Heizen der Wohnung 9,2 3,1 4,0 Quelle: European Union Statistics on Income and Living Conditions“, EU-SILC, 2015; Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2018/Alleinerziehende/Pressebroschuere_alleinerziehende.pdf?__blob=publicationFile Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 9
Quelle: WSI, Eurostat. Verfügbar unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut- Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 in-deutschland-und-europa-die-vermessung-von-not-und-mangel-a-1176890.html
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 11
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche auf vielfältige Weise: • Nachteile für die kognitive Entwicklung und Bildungsverläufe … Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010, Angaben in Prozent Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 12
Armut, Instabilität der Familie und kognitive Entwicklung der Kinder (2011) Vokabular in Abhängigkeit von Armutserfahrung in den ersten 5 Lebensjahren 56 Armut erfasst im 54 Alter von 52 • 9 Monaten, 50 • 3 Jahren und 48 • 5 Jahren 46 n= nicht arm 44 A=Armut 42 nnn nnA nAn nAA Ann AnA AAn AAA Signifikante Nachteile bei Armut auch unter Kontrolle der Familienform und deren Veränderung, des Alters der Mutter, der höchsten beruflichen Qualifikation der Eltern, Hausbesitz und Crowding Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 13
(2015) Vermutete Wirkfaktoren: schlechte Ernährung, fehlende Anregung, Stress … Hirn- Wachstum Intelligenz, Armut schulische Entwicklung Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 14
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche auf vielfältige Weise: • Nachteile für die kognitive Entwicklung und Bildungsverläufe • vermehrte Gesundheitsprobleme der Kinder und Jugendlichen. Geburtsrisiken in Abhängigkeit vom Einkommen geringes Geburtsgewicht Frühgeburt 10,00 9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 untere 20% mittlere 30% obere 20% (Madden, 2014) Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 15
Armut und Gesundheitsverhalten Lampert & Rosenbrock, 2017 Mütterliches Rauchen Nie gestillt Nicht alle U-Untersuchungen In der Schwangerschaft (U3-U9) Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017 16
Gross & Jehles, 2015 Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 17
Armut und Gesundheit Lampert & Rosenbrock, 2017 Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017 18
Zur Rolle finanzieller Knappheit im Zeitverlauf: Depressivität Jugendlicher aus nicht deprivierten Familien, „Einsteigern“, „Aussteigern“ und dauerhaft deprivierten Familien T1 T2 2 1,9 1,8 1,7 1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1 nicht depriviert nur T2 nur T1 T1+T2 depriviert depriviert depriviert Nicht „Ein- „Aus- längerfristig (Walper, 2005) Depriviert steiger“ steiger“ depriviert Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 19
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche auf vielfältige Weise: • Nachteile für die Bildungsverläufe • vermehrte Gesundheitsprobleme der Kinder und Jugendlichen • eingeschränkte soziale Teilhabe, sei es in Vereinen oder in Beziehungen zu Gleichaltrigen Vereinsmitgliedschaft von Kindern (6 bis 11 Jahre) je nach sozialer Herkunft 100 95 88 90 78 80 70 64 60 50 42 40 30 20 10 0 Unterschicht Mittelschicht Oberschicht Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010, Angaben in Prozent Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 20
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 21
Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3) des NZFH 88 285 (3) (12) Nationale 52 185 (7) 164 Hauptstudie (2) 575 (20) (7) 425 (15) Verteilung der 190 (6) teilnehmenden Familien und Arztpraxen 516 (16) 238 577 (7) (18) 358 (12) 170 1024 (6) (36) 1057 (38) 8063 Familien (271 Arztpraxen) Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 22
Armut kommt selten allein. Vielfach kumulieren in Armutslagen Risikofaktoren, die Eltern und Kinder belasten. Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3) des NZFH Distale Risikofaktoren nach Armut 50 ***46,8 *** *** 41,8 40 30 in % 21,7 20 15,3 7,0 8,4 10 0 ungeplante Schwangerschaft niedrige Bildung Erfahrungen von harter Bestrafung in eigener Kindheit keine Armut Armut / SGB II-Bezug 50 *** *** * 40 32,3 30 in % 23,7 20 10 3,2 3,2 1,2 2,3 0 Alleinerziehende Junge Mutter (
Armut kommt selten allein. Vielfach kumulieren in Armutslagen Risikofaktoren, die Eltern und Kinder belasten. Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3) des NZFH Proximale Risikofaktoren nach Armut 50 40 *** *** *** 30 in % 19,4 22,2 20 15,6 11,2 10 3,2 6,1 0 Explosivität (Gefühl innerer Wut) Kind hat Schreiprobleme Erhöhte elterliche Stressbelastung (EBI) keine Armut Armut/SGBII-Bezug 50 40 *** *** *** 30 in % 23,0 20 11,4 6,3 8,5 10 5,5 3,2 0 Gewalterfahrung in Beziehungen Häufige lautstarke Hohes Angst- / Depressionsrisiko (Lebenszeit) Auseinandersetzungen Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 24
Ergebnisse der Hauptstudie (1) Verteilung von Risikofaktoren* nach Armut (KiD 0-3) 100 80 60 0 Risikofaktoren (n=2546) 53,8 1 Risikofaktor (n=1367) in % 2 Risikofaktoren (n=730) 40 3 Risikofaktoren (n=393) 25,9 28,2 4 oder mehr Risikofaktoren (n=431) 21,0 21,0 20 16,6 11,7 13,2 5,2 3,5 0 keine Armut Armut/SGBII-Bezug * Auf der Basis von 12 Risikofaktoren [Datenquelle: KiD 0-3 Hauptstudie] Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 25
Zur Wirkung von Armut: Kumulation von Risikofaktoren Gewalt/ Armut Vernachlässi- gung Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 26
Zur Wirkung von Armut: Kumulation von Risikofaktoren Gewalt/ Armut Vernachlässi- gung Explosivität Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 27
Für Kinder und Jugendliche zählen nicht nur die finanzielle Knappheit und der Verzicht auf kostenpflichtige Unternehmungen und Anschaffungen. Sie leiden auch und vor allem unter Beeinträchtigungen des Familienklimas, die vielfach in Armutslagen entstehen. Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 28
„Bestens mit den Eltern auskommen“ nach sozialer Schichtzugehörigkeit 50 45 40 35 30 25 20 15 10 Quelle: 5 Shell-Jugendstudie 2006, S. 60 0 Unterschicht Mittelschicht Oberschicht Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 29
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern Bindungsforschung: Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 30
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern Bindungsforschung: Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter Erziehungsforschung: Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz Nachteile: autoritäre Erziehung, Vernachlässigung Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 31
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern Bindungsforschung: Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter Erziehungsforschung: Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz Nachteile: autoritäre Erziehung, Vernachlässigung Systemische Perspektiven auf Familie: Vorteile einer harmonischen Paarbeziehung der Eltern Bedeutung positiver Generationenbeziehungen Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 32
Wie Armut Geringes pro-Kopf- Negat. Kinder beeinflusst: Einkom- finanz. men Ereignisse Das Familien-Stress-Modell Finan- zieller (Conger et al., 2002; 2010) Druck Psych. Psych. Belastg. Belastg. Mutter Vater Partner- schafts- konflikte Erzieh- ungs- Probleme Entwicklung der Kinder Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 33
Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut Armut in der Familie Belastungen der Mangelnder Einschränkungen Beziehungen und Zugang zu im Konsum Interaktionen Statussymbolen Geringer Fehlernährung, Geringere außerfam. Anregungsgehalt beeinträchtigtes Partizipations- familialer Aktivitäten Gesundheitsverhalten möglichkeiten Entwicklungsbelastungen der Kinder im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 34
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 35
Familiale, individuelle und kontextuelle Ressourcen Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut Armut in der Familie Belastungen der Mangelnder Einschränkungen Beziehungen und Zugang zu im Konsum Interaktionen Statussymbolen Geringer Fehlernährung, Geringere außerfam. Anregungsgehalt beeinträchtigtes Partizipations- familialer Aktivitäten Gesundheitsverhalten möglichkeiten Entwicklungsbelastungen der Kinder im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 36
Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut Finanz. Zuwendungen Zugang zu guter Arbeit Familiale, individuelle und kontextuelle Ressourcen Armut in der Familie Unterstützungsangebote für Eltern Belastungen der Mangelnder Einschränkungen Beziehungen und Zugang zu im Konsum Interaktionen Statussymbolen Geringer Fehlernährung, Geringere außerfam. Anregungsgehalt beeinträchtigtes Partizipations- familialer Aktivitäten Gesundheitsverhalten möglichkeiten Außerfam. Angebote für Kinder Entwicklungsbelastungen der Kinder im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 37 Erweiterung zu Walper (2008), eigene Abbildung
Unterstützungsangebote für Eltern können diese in der Elternrolle stärken, erreichen aber vielfach Familien in Armutslagen weniger gut. An dieser Stelle darf sich die soziale Schere nicht noch stärker öffnen. Keine Armut Armut 100 *** 89,6 *** *** *** 80 74,5 67,1 59,7 60 in % 40 34,5 29,9 20 14,7 10,1 0 Geburtsvorbereitungskurs Hebammenhilfe Eltern-Kind-Gruppen Familien- oder Stadtteilzentrum [***p
Außerfamiliale Angebote können wesentliche kompensatorische Funktionen übernehmen. Insofern sind Kita und Schule, aber auch Vereine wichtige Kooperationspartner in der Bekämpfung von armutsbedingten Nachteilen der Kinder. Ohne eine gute Allianz zwischen Elternhaus und Kita oder Schule laufen Anstrengungen der Institutionen oft ins Leere. Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 39
Übersicht (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen? (2) Folgen für die Kinder (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut (5) Fazit Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 40
Fazit: Belastungen und Bedarfe • Ansprüche an Elternschaft sind gestiegen! Damit gewinnen die sozio- ökonomischen, sozialen und personalen Ressourcen der Eltern an Gewicht. • Armut in der frühen Kindheit hat dauerhaft nachteiligen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern in vielen Bereichen. • Ausschlaggebend ist die Kumulation von Risikolagen in prekären sozio-ökonomischen Lebenslagen komplexe Unterstützungs- Leistungen sind erforderlich • Belastung der Familienbeziehungen sind ein wesentlicher „Transmissionsriemen“ für armutsbedingte Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung. Erhöhter Stress und mangelnde Anregung mindern die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder. Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 41
Fazit: Belastungen und Bedarfe • Insofern muss die Prävention von armutsbedingten Belastungen der Kinder auch an einer Stabilisierung der Eltern und deren Stärkung in der Elternrolle ansetzen. • Der erfolgreiche Zugang zu Familien in prekären sozioökonomischen Lage, die vertrauensvolle Kooperation mit ihnen und die Verfügbarkeit wirksamer Angebote liegen in öffentlicher Verantwortung. • Elternbegleitung ist ein zentrales Mittel, um auch sozial benachteiligte Familien besser zu erreichen und zu unterstützen. Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 42
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Und Dank an: Christoph Liel & Simon Lorenz (NZFH) Kontakt: walper@dji.de Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018 43
Quellen: • Abbildung „21 Prozent aller Kinder in Deutschland leben dauerhaft oder wiederkehrend in Armutslagen“, Bertelsmann Stiftung (2017). https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle- meldungen/2017/oktober/kinderarmut-ist-in-deutschland-oft-ein-dauerzustand/ • Abbildung „SGB II-Quote unter Kindern (in Prozent), Dezember 2011-Juni 2017“. WSI Wirtschaftswissenschaftliches Institut. https://www.boeckler.de/wsi_111307.htm#. Düsseldorf: Hans Böckler Stiftung. • Abbildung „Kinder mit konkreten Armutserleben nach Migrationshintergrund“, Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010., https://paedagokick.de/2018/02/16/kinder-armut-fluechtlinge/. • Abbildung „ Armut von Familien mit Kindern nach früherer Staatsangehörigkeit (in Prozent“), WSI Wirtschaftswissenschaftliches Institut. https://www.boeckler.de/wsi_63011.htm • Abbildung „Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp in Prozent im Zeitvergleich“, basierend auf den Daten des Statistisches Bundesamtes (2018). Armutsgefährdung. .Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp in Prozent im Zeitvergleich, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Soziales/Sozialberichterstattung/Tabellen/06AGQ_ ZVBM_Haushaltstyp.html • Tabelle “Materielle Entbehrung 2016”. Daten basierend auf European Union Statistics on Income and Living Conditions“, EU-SILC, 2015, S. 42; Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2018/Alleinerziehende/Pressebroschuere _alleinerziehende.pdf?__blob=publicationFile • Abbildung „Absoluter Mangel in Deutschland: bei Einkommensknappheit, aber nicht nur“, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-in-deutschland-und-europa-die-vermessung-von-not-und- mangel-a-1176890.html • Abbildung „Bildungsaspiration und Armutserleben“ aus Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010 • Abbildung “Vokabular in Abhängigkeit von Armutserfahrungen aus Schoon I1, Jones E, Cheng H, Maughan B. (2011). Family hardship, family instability, and cognitive development. J Epidemiol Community Health, 66(8):716-22.
• Nicole L. Hair, PhD; Jamie L. Hanson, PhD; Barbara L.Wolfe, PhD; Seth D. Pollak, PhD (2015).Association of Child Poverty, Brain Development and Academic Achievement, https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2381542 (eigene Darstellung) • Abbildung “Geburtsrisiken in Abhängigkeit vom Einkommen”, Daten aus Madden, D. (2014). The relationship between low birth weight and socioeconomic status in Ireland. Journal of biosocial science. DOI:10.1017/S0021932013000187 • Abbildung “Association of Child Poverty, Brain Development, ….” aus Lampert, T./Rosenbrock, R. (2017). Armut und Gesundheit. Abbildung 2 „Frühkindliche Einflussfaktoren der Gesundheit nach Sozialstatus der Familie“. In: Paritätischen Gesamtverbandes (Hrsg.) Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017, https://www.isl- ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf • Abbildung „Frühkindliche Einflussfaktoren der Gesundheit nach Sozialstatus…“ aus: Der Paritätische Gesamtverband (Hrsg.) (2017). Menschenwürde ist Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland. S. 102. https://www.isl-ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf • Abbildung „Entwicklungsmerkmale von Kindern und Sozialgeldbezug“ von Bertelsmannstiftung 2015, Abbildung unter https://www.bertelsmann- stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/77_Kein_Kind_zuruecklassen/B03g_EntwicklungsmerkmaleKindernSozialgeldbezug.jp g. • Abbildung „Allgemeiner Gesundheitszustand…“ aus: Der Paritätische (Hrsg.) (2017). Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland. S. 103. https://www.isl-ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf • Abbildung „Zur Rolle finanzieller Knappheit im Zeitverlauf…“ aus Walper, S. (2005). Tragen Veränderungen in den finanziellen Belastungen von Familien zu Veränderungen in der Befindlichkeit von Kindern und Jugendlichen bei? Zeitschrift für Pädagogik, 51, 170-191. • Abbildung „Vereinsmitgliedschaft von Kindern“ aus Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010. • Abbildungen NZFH: https://www.fruehehilfen.de/forschung/ • Ilona Renner/ Nationales Zentrum Frühe Hilfen (2016). Abbildung „Verteilung der teilnehmenden Familien und Arztpraxen“. In: Nationales Zentrum Frühe Hilfen (Hrsg.) Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3). https://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user_upload/fruehehilfen.de/pdf/Renner_Vortrag_KiD_0_3_Praevalenzforschung_2 016.pdf • Abbildung „Bestens mit den Eltern auskommen“ nach sozialer Schichtzugehörigkeit. Basis der Daten der Shell- Jugendstudie 2006, S. 60 • Conger, Conger & Martin (2010). Socioeconomic Status, Family Processes, and Individual Development. J Marriage Fam. 2010 Jun; 72(3): 685–704. • Conger, Wallace, Sun, Simons, McLloyd & Brody (2002). Economic pressure in African American families: a replication and extension of the family stress model. Dev Psychol. 2002 Mar;38(2):179-93.
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