Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance

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Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Prof. Dr. Sabine Walper

Familiale Einkommensknappheit
– ein zentraler Risikofaktor für ein                           Deutsches Jugendinstitut e. V.
                                                               Nockherstraße 2
                                                               D-81541 München

                                                               Postfach 90 03 52

gutes Aufwachsen von Kindern                                   D-81503 München

                                                               Telefon +49 89 62306-0
                                                               Fax +49 89 62306-162

                                                               www.dji.de
Bundeskongress Elternbegleitung, 29. November 2018 in Berlin
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018              2
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018              3
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Armut hat viele Gesichter:
Absolute Armut: existenzielle Gefährdung von Grund-
      bedürfnissen – in Deutschland selten
Aber:                                                      Betrifft 14,7 % aller Kinder 2015,

Relative Armut                                          insgesamt 1,93 Mio. Kinder (knapp 6
                                                                  Mio. Personen in D)
                                                                         5. Armuts- & Reichtumsbericht 2017;
           Sozialhilfe / Hartz IV:                                               Bertelsmann-Stiftung, 2016

            bekämpfte versus verdeckte Armut                           850.000 Kinder
                                                                      (DKSB, BT-Drucksache 19/2804)
           Einkommensarmut
            weniger als 50 % des durchschnittlichen bedarfsgewichteten pro-Kopf-
            Einkommens
            Strenge Armut: < 40 %                  Armutsrisikoquote Minderjähriger
           Armutsrisiko:  < 60 %                            2016: 15,4 %
                                                                        (rund 2,5 Mio.)
                                                                                   Statistisches Bundesamt, 2017

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                         4
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018   5
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Das Risiko relativer Armut ist weder insgesamt noch speziell für
   Familien mit minderjährigen Kindern gesunken.

          Quelle: WSI (2017), Verfügbar unter: https://www.boeckler.de/wsi_111307.htm#

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                   6
Familiale Einkommensknappheit- ein zentraler Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern - Elternchance
Nach wie vor ist das Armutsrisiko nicht nur an fehlende Qualifikationen und
      Erwerbslosigkeit geknüpft, sondern auch an den Migrationsstatus und
      familienstrukturelle Merkmale.

Quelle: World Vision (2018), 4. Kinderstudie

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                              7
Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach
Haushaltstyp in % im Zeitvergleich
                                                                                 43                   43,8        43,6       42,8
                                                                42,2   41,9                41,9
39,3                    39         39,7       40,1
                                                         38,6
            37

                                                                       25,6     26,4       25,6       26,2        26,3       26,5
                                              24,1              25,1                                                         29,1
23,2                   23,1        23,7                  23,8
26,3       21,7                                                                                                   27,4
           24,3                    24,5       24,1                              24,3       24,6       25,2
                       23,8                              23,2          23,5
                                                                22,4

 12        11,6        11,1                                     10,9                                              11,5       11,3
                                   10,5       10,6       10,7          10,4     10,8       10,6       10,8
11,6       11,4        10,7        10,4       10,2       9,6    9,8    9,5       9,5        9,6        9,8                    9,4
                                                                                                                  9,2

2005      2006        2007        2008        2009       2010   2011   2012    2013       2014        2015       2016       2017

      Einpersonenhaushalt                                               Alleinerziehende
      Zwei Erwachsene mit einem Kind                                    Zwei Erwachsene mit zwei Kindern
      Zwei Erwachsene mit drei und mehr Kinder                           Daten: Statistisches Bundesamt (2018), Mikrozensus von
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018
                                                                                                  2005-2017, eigene Darstellung     8
Materielle Entbehrung 2016:
Anteil der Bevölkerung (in %), der sich aus finanziellen Gründen Folgendes nicht leisten kann:

                                                                     Allein-                       Paar mit                     Gesamt
                                                                   erziehende                      Kind(ern)
 Unerwartete Ausgaben ab 985 €
 aus eigenen finanziellen Mitteln                                         62,7                          28,4                       30,4
 bezahlen
 Eine Woche Urlaub pro Jahr
 woanders als zuhause                                                     39,1                          16,2                       18,6

 Jeden 2. Tag eine vollwertige
 Mahlzeit                                                                 14,2                           3,9                        6,8

 Angemessenes Heizen der
 Wohnung                                                                   9,2                           3,1                        4,0

 Quelle: European Union Statistics on Income and Living Conditions“, EU-SILC, 2015; Verfügbar unter:
 https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2018/Alleinerziehende/Pressebroschuere_alleinerziehende.pdf?__blob=publicationFile

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                                                  9
Quelle: WSI, Eurostat. Verfügbar unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018          in-deutschland-und-europa-die-vermessung-von-not-und-mangel-a-1176890.html
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018              11
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche
     auf vielfältige Weise:
   • Nachteile für die kognitive Entwicklung und Bildungsverläufe …

                         Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010, Angaben in Prozent

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                    12
Armut, Instabilität der Familie und
      kognitive Entwicklung der Kinder
                                                                                           (2011)

                    Vokabular in Abhängigkeit von Armutserfahrung in
                                den ersten 5 Lebensjahren
          56                                                                           Armut erfasst im
          54                                                                           Alter von
          52                                                                           • 9 Monaten,
          50                                                                           • 3 Jahren und
          48                                                                           • 5 Jahren
          46                                                                           n= nicht arm
          44                                                                           A=Armut
          42

                 nnn          nnA         nAn            nAA   Ann   AnA   AAn   AAA
      Signifikante Nachteile bei Armut auch unter Kontrolle der Familienform und deren
      Veränderung, des Alters der Mutter, der höchsten beruflichen Qualifikation der Eltern,
      Hausbesitz und Crowding
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                    13
(2015)

                Vermutete
              Wirkfaktoren:
          schlechte Ernährung,
           fehlende Anregung,
                 Stress …

                                                           Hirn-
                                                         Wachstum
                                                                              Intelligenz,
                  Armut                                                       schulische
                                                                             Entwicklung

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                       14
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche
     auf vielfältige Weise:
   • Nachteile für die kognitive Entwicklung und Bildungsverläufe
   • vermehrte Gesundheitsprobleme der Kinder und Jugendlichen.

                                   Geburtsrisiken in Abhängigkeit vom Einkommen
                                                geringes Geburtsgewicht      Frühgeburt
                        10,00
                         9,00
                         8,00
                         7,00
                         6,00
                         5,00
                         4,00
                         3,00
                         2,00
                         1,00
                         0,00

                                 untere 20%                   mittlere 30%                obere 20%

                                                                                     (Madden, 2014)

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                15
Armut und Gesundheitsverhalten
Lampert & Rosenbrock, 2017

                               Mütterliches Rauchen      Nie gestillt    Nicht alle U-Untersuchungen
                               In der Schwangerschaft                               (U3-U9)

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018   Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017   16
Gross & Jehles, 2015
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                          17
Armut und Gesundheit
Lampert & Rosenbrock, 2017

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018   Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017   18
Zur Rolle finanzieller Knappheit im Zeitverlauf:
                           Depressivität Jugendlicher
         aus nicht deprivierten Familien, „Einsteigern“, „Aussteigern“ und
                          dauerhaft deprivierten Familien
                                                                  T1   T2
                     2

                    1,9

                    1,8

                    1,7

                    1,6

                    1,5

                    1,4

                    1,3

                    1,2

                    1,1

                     1

                          nicht depriviert                nur T2         nur T1      T1+T2 depriviert
                                                         depriviert     depriviert
                          Nicht                          „Ein-           „Aus-         längerfristig    (Walper, 2005)

                          Depriviert                     steiger“       steiger“       depriviert
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                   19
Armut belastet die Entwicklung von Kindern und Jugendliche
     auf vielfältige Weise:
   • Nachteile für die Bildungsverläufe
   • vermehrte Gesundheitsprobleme der Kinder und Jugendlichen
   • eingeschränkte soziale Teilhabe, sei es in Vereinen oder in
     Beziehungen zu Gleichaltrigen

                                      Vereinsmitgliedschaft von Kindern (6 bis 11 Jahre)
                                      je nach sozialer Herkunft
                                     100                                                                           95
                                                                                                   88
                                       90
                                                                                    78
                                       80
                                       70                           64
                                       60
                                       50           42
                                       40
                                       30
                                       20
                                       10
                                        0
                                              Unterschicht                   Mittelschicht                  Oberschicht
                                            Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010,
                                            Angaben in Prozent

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                    20
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei
              Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018          21
Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3)
des NZFH

            88                 285
            (3)                (12)                                                  Nationale
    52
                                                 185
                                                 (7)     164
                                                                                    Hauptstudie
    (2)
                         575 (20)                        (7)
                                                                    425
                                                                    (15)
                                                                                       Verteilung der
                                              190
                                              (6)                                teilnehmenden Familien
                                                                                      und Arztpraxen
                                                         516 (16)
                                       238
                      577              (7)
                      (18)
        358
        (12)

 170                                       1024
 (6)                                       (36)
                    1057
                    (38)
                                                                           8063 Familien (271 Arztpraxen)
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                      22
Armut kommt selten allein. Vielfach kumulieren in Armutslagen
 Risikofaktoren, die Eltern und Kinder belasten.

Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3) des NZFH
Distale Risikofaktoren nach Armut
          50
                                 ***46,8                               ***                            ***
                                                                             41,8
          40
          30
   in %

                                                                                                            21,7
          20              15,3
                                                                 7,0                                8,4
          10
           0
                ungeplante Schwangerschaft                     niedrige Bildung          Erfahrungen von harter Bestrafung
                                                                                                in eigener Kindheit

                                               keine Armut        Armut / SGB II-Bezug
          50                     ***                                   ***                            *
          40
                                    32,3
          30
   in %

                                                                             23,7
          20
          10               3,2                                   3,2                                1,2     2,3
           0
                       Alleinerziehende                  Junge Mutter (
Armut kommt selten allein. Vielfach kumulieren in Armutslagen
 Risikofaktoren, die Eltern und Kinder belasten.
Befunde der Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3) des NZFH
 Proximale Risikofaktoren nach Armut

          50
          40                ***                                ***                                ***
          30
   in %

                                    19,4                              22,2
          20                                                   15,6
                          11,2
          10                                                                                    3,2     6,1
           0
               Explosivität (Gefühl innerer Wut)         Kind hat Schreiprobleme     Erhöhte elterliche Stressbelastung
                                                                                                     (EBI)

                                                 keine Armut     Armut/SGBII-Bezug
          50
          40
                            ***                                ***                                ***
          30
   in %

                                    23,0
          20
                                                                       11,4
                                                                6,3                                      8,5
          10               5,5                                                                   3,2
           0
               Gewalterfahrung in Beziehungen               Häufige lautstarke        Hohes Angst- / Depressionsrisiko
                        (Lebenszeit)                      Auseinandersetzungen
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                    24
Ergebnisse der Hauptstudie (1)

Verteilung von Risikofaktoren* nach Armut (KiD 0-3)

          100

           80

           60                                                                              0 Risikofaktoren (n=2546)
                   53,8
                                                                                           1 Risikofaktor (n=1367)
   in %

                                                                                           2 Risikofaktoren (n=730)
           40                                                                              3 Risikofaktoren (n=393)

                          25,9                                                      28,2   4 oder mehr Risikofaktoren (n=431)
                                                                 21,0 21,0
           20                                                                16,6
                                 11,7                     13,2
                                        5,2   3,5
            0
                            keine Armut                       Armut/SGBII-Bezug

                * Auf der Basis von 12 Risikofaktoren [Datenquelle: KiD 0-3 Hauptstudie]

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                     25
Zur Wirkung von Armut:

                                               Kumulation von
                                               Risikofaktoren

                                                                   Gewalt/
                Armut                                           Vernachlässi-
                                                                    gung

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                          26
Zur Wirkung von Armut:

                                               Kumulation von
                                               Risikofaktoren

                                                                           Gewalt/
                Armut                                                   Vernachlässi-
                                                                            gung

                                                         Explosivität

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                  27
Für Kinder und Jugendliche zählen nicht nur die finanzielle Knappheit und
   der Verzicht auf kostenpflichtige Unternehmungen und Anschaffungen. Sie
   leiden auch und vor allem unter Beeinträchtigungen des
   Familienklimas, die vielfach in Armutslagen entstehen.

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                         28
„Bestens mit den Eltern auskommen“
         nach sozialer Schichtzugehörigkeit
                                       50
                                       45
                                       40
                                       35
                                       30
                                       25
                                       20
                                       15
                                       10
Quelle:                                  5
Shell-Jugendstudie
2006, S. 60
                                         0
                                              Unterschicht   Mittelschicht   Oberschicht
  Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                   29
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und
      Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

Bindungsforschung:
Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung
Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und
Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                 30
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und
      Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

Bindungsforschung:
Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung
Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und
Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Erziehungsforschung:
Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz
Nachteile: autoritäre Erziehung, Vernachlässigung

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                 31
Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und
      Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

Bindungsforschung:
Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung
Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und
Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Erziehungsforschung:
Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz
Nachteile: autoritäre Erziehung, Vernachlässigung

Systemische Perspektiven auf Familie:
Vorteile einer harmonischen Paarbeziehung der Eltern
Bedeutung positiver Generationenbeziehungen
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                 32
Wie Armut                                                Geringes
                                                         pro-Kopf-                   Negat.
Kinder beeinflusst:                                       Einkom-                    finanz.
                                                            men                    Ereignisse
Das Familien-Stress-Modell                                             Finan-
                                                                       zieller
(Conger et al., 2002; 2010)
                                                                       Druck
                                                           Psych.                   Psych.
                                                          Belastg.                 Belastg.
                                                          Mutter                    Vater
                                                                      Partner-
                                                                      schafts-
                                                                      konflikte

                                                                      Erzieh-
                                                                       ungs-
                                                                     Probleme

                                                                     Entwicklung
                                                                      der Kinder

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                          33
Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut

                                                         Armut in der Familie

                             Belastungen der                                           Mangelnder
                                                              Einschränkungen
                             Beziehungen und                                            Zugang zu
                                                                 im Konsum
                               Interaktionen                                         Statussymbolen

                                 Geringer                      Fehlernährung,      Geringere außerfam.
                             Anregungsgehalt                  beeinträchtigtes        Partizipations-
                           familialer Aktivitäten           Gesundheitsverhalten      möglichkeiten

                                    Entwicklungsbelastungen der Kinder
                      im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                   34
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018              35
Familiale, individuelle und kontextuelle Ressourcen            Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut

                                                                                     Armut in der Familie

                                                              Belastungen der                                      Mangelnder
                                                                                          Einschränkungen
                                                              Beziehungen und                                       Zugang zu
                                                                                             im Konsum
                                                                Interaktionen                                    Statussymbolen

                                                                  Geringer                 Fehlernährung,      Geringere außerfam.
                                                              Anregungsgehalt             beeinträchtigtes        Partizipations-
                                                            familialer Aktivitäten      Gesundheitsverhalten      möglichkeiten

                                                                        Entwicklungsbelastungen der Kinder
                                                          im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                               36
Familiäre und kontextuelle Risikofaktoren für Armut

                                                          Finanz. Zuwendungen                      Zugang zu guter Arbeit
    Familiale, individuelle und kontextuelle Ressourcen

                                                                                      Armut in der Familie
                                                          Unterstützungsangebote                   für Eltern

                                                               Belastungen der                                            Mangelnder
                                                                                           Einschränkungen
                                                               Beziehungen und                                             Zugang zu
                                                                                              im Konsum
                                                                 Interaktionen                                          Statussymbolen

                                                                   Geringer                 Fehlernährung,           Geringere außerfam.
                                                               Anregungsgehalt             beeinträchtigtes             Partizipations-
                                                             familialer Aktivitäten      Gesundheitsverhalten           möglichkeiten

                                                              Außerfam. Angebote                   für Kinder
                                                                         Entwicklungsbelastungen der Kinder
                                                           im gesundheitlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich
Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                                                                                                  37
                                                                                                       Erweiterung zu Walper (2008), eigene Abbildung
Unterstützungsangebote für Eltern können diese in der Elternrolle
        stärken, erreichen aber vielfach Familien in Armutslagen weniger gut.
        An dieser Stelle darf sich die soziale Schere nicht noch stärker öffnen.

                                               Keine Armut                    Armut

       100                ***                      89,6   ***                      ***               ***
        80                                                 74,5
                   67,1
                                                                                59,7
        60
in %

        40                  34,5                                                         29,9
        20                                                                                        14,7     10,1
         0
             Geburtsvorbereitungskurs            Hebammenhilfe             Eltern-Kind-Gruppen    Familien- oder
                                                                                                 Stadtteilzentrum
                                             [***p
Außerfamiliale Angebote können wesentliche kompensatorische
    Funktionen übernehmen. Insofern sind Kita und Schule, aber auch Vereine
    wichtige Kooperationspartner in der Bekämpfung von armutsbedingten
    Nachteilen der Kinder.

     Ohne eine gute Allianz zwischen
     Elternhaus und Kita oder Schule
     laufen Anstrengungen der
     Institutionen oft ins Leere.

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                        39
Übersicht
          (1) Armut in Deutschland – Wer ist betroffen?

          (2) Folgen für die Kinder

          (3) Was erklärt diese Folgen? Zur Kumulation von
              Risikofaktoren und innerfamiliärem Stress bei Armut

          (4) Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen und die
              Inanspruchnahme von Hilfen bei Armut

          (5) Fazit

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018              40
Fazit: Belastungen und Bedarfe
• Ansprüche an Elternschaft sind gestiegen! Damit gewinnen die sozio-
  ökonomischen, sozialen und personalen Ressourcen der Eltern an
  Gewicht.

• Armut in der frühen Kindheit hat dauerhaft nachteiligen Einfluss auf
  die Entwicklung von Kindern in vielen Bereichen.

• Ausschlaggebend ist die Kumulation von Risikolagen in prekären
  sozio-ökonomischen Lebenslagen  komplexe Unterstützungs-
  Leistungen sind erforderlich

• Belastung der Familienbeziehungen sind ein wesentlicher
  „Transmissionsriemen“ für armutsbedingte Beeinträchtigungen der
  kindlichen Entwicklung. Erhöhter Stress und mangelnde Anregung
  mindern die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder.

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                   41
Fazit: Belastungen und Bedarfe
• Insofern muss die Prävention von armutsbedingten Belastungen der
  Kinder auch an einer Stabilisierung der Eltern und deren Stärkung
  in der Elternrolle ansetzen.

• Der erfolgreiche Zugang zu Familien in prekären sozioökonomischen
  Lage, die vertrauensvolle Kooperation mit ihnen und die
  Verfügbarkeit wirksamer Angebote liegen in öffentlicher
  Verantwortung.

• Elternbegleitung ist ein zentrales Mittel, um auch sozial
  benachteiligte Familien besser zu erreichen und zu unterstützen.

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018                42
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

                    Und Dank an:
                    Christoph Liel & Simon Lorenz (NZFH)

                    Kontakt: walper@dji.de

Vortragende: Prof. Dr. Sabine Walper Datum: 29.11.2018     43
Quellen:
•   Abbildung „21 Prozent aller Kinder in Deutschland leben dauerhaft oder wiederkehrend in Armutslagen“,
    Bertelsmann Stiftung (2017). https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-
    meldungen/2017/oktober/kinderarmut-ist-in-deutschland-oft-ein-dauerzustand/
•   Abbildung „SGB II-Quote unter Kindern (in Prozent), Dezember 2011-Juni 2017“. WSI
    Wirtschaftswissenschaftliches Institut. https://www.boeckler.de/wsi_111307.htm#. Düsseldorf: Hans Böckler
    Stiftung.
•   Abbildung „Kinder mit konkreten Armutserleben nach Migrationshintergrund“, Leven/Schneekloth 2010,
    Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010., https://paedagokick.de/2018/02/16/kinder-armut-fluechtlinge/.
•   Abbildung „ Armut von Familien mit Kindern nach früherer Staatsangehörigkeit (in Prozent“), WSI
    Wirtschaftswissenschaftliches Institut. https://www.boeckler.de/wsi_63011.htm
•   Abbildung „Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp in Prozent im
    Zeitvergleich“, basierend auf den Daten des Statistisches Bundesamtes (2018). Armutsgefährdung.
    .Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesmedian nach Haushaltstyp in Prozent im Zeitvergleich,
    https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Soziales/Sozialberichterstattung/Tabellen/06AGQ_
    ZVBM_Haushaltstyp.html
•   Tabelle “Materielle Entbehrung 2016”. Daten basierend auf European Union Statistics on Income and Living
    Conditions“, EU-SILC, 2015, S. 42; Verfügbar unter:
    https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2018/Alleinerziehende/Pressebroschuere
    _alleinerziehende.pdf?__blob=publicationFile
•   Abbildung „Absoluter Mangel in Deutschland: bei Einkommensknappheit, aber nicht nur“,
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-in-deutschland-und-europa-die-vermessung-von-not-und-
    mangel-a-1176890.html
•   Abbildung „Bildungsaspiration und Armutserleben“ aus Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision
    Kinderstudie 2010
•   Abbildung “Vokabular in Abhängigkeit von Armutserfahrungen aus Schoon I1, Jones E, Cheng H, Maughan B.
    (2011). Family hardship, family instability, and cognitive development. J Epidemiol Community Health,
    66(8):716-22.
•   Nicole L. Hair, PhD; Jamie L. Hanson, PhD; Barbara L.Wolfe, PhD; Seth D. Pollak, PhD (2015).Association of Child
    Poverty, Brain Development and Academic Achievement,
    https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2381542 (eigene Darstellung)
•   Abbildung “Geburtsrisiken in Abhängigkeit vom Einkommen”, Daten aus Madden, D. (2014). The relationship between low
    birth weight and socioeconomic status in Ireland. Journal of biosocial science. DOI:10.1017/S0021932013000187
•   Abbildung “Association of Child Poverty, Brain Development, ….” aus Lampert, T./Rosenbrock, R. (2017). Armut und
    Gesundheit. Abbildung 2 „Frühkindliche Einflussfaktoren der Gesundheit nach Sozialstatus der Familie“. In: Paritätischen
    Gesamtverbandes (Hrsg.) Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017, https://www.isl-
    ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf
•   Abbildung „Frühkindliche Einflussfaktoren der Gesundheit nach Sozialstatus…“ aus: Der Paritätische Gesamtverband
    (Hrsg.) (2017). Menschenwürde ist Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland. S. 102.
    https://www.isl-ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf
•   Abbildung „Entwicklungsmerkmale von Kindern und Sozialgeldbezug“ von Bertelsmannstiftung 2015, Abbildung unter
    https://www.bertelsmann-
    stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/77_Kein_Kind_zuruecklassen/B03g_EntwicklungsmerkmaleKindernSozialgeldbezug.jp
    g.
•   Abbildung „Allgemeiner Gesundheitszustand…“ aus: Der Paritätische (Hrsg.) (2017). Bericht zur Armutsentwicklung in
    Deutschland. S. 103. https://www.isl-ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf
•   Abbildung „Zur Rolle finanzieller Knappheit im Zeitverlauf…“ aus Walper, S. (2005). Tragen Veränderungen in den
    finanziellen Belastungen von Familien zu Veränderungen in der Befindlichkeit von Kindern und Jugendlichen bei?
    Zeitschrift für Pädagogik, 51, 170-191.
•   Abbildung „Vereinsmitgliedschaft von Kindern“ aus Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie
    2010.
•   Abbildungen NZFH: https://www.fruehehilfen.de/forschung/
•   Ilona Renner/ Nationales Zentrum Frühe Hilfen (2016). Abbildung „Verteilung der teilnehmenden Familien und
    Arztpraxen“. In: Nationales Zentrum Frühe Hilfen (Hrsg.) Prävalenz- und Versorgungsstudie (KiD 0-3).
    https://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user_upload/fruehehilfen.de/pdf/Renner_Vortrag_KiD_0_3_Praevalenzforschung_2
    016.pdf
•   Abbildung „Bestens mit den Eltern auskommen“ nach sozialer Schichtzugehörigkeit. Basis der Daten der Shell-
    Jugendstudie 2006, S. 60
•   Conger, Conger & Martin (2010). Socioeconomic Status, Family Processes, and Individual Development. J Marriage Fam.
    2010 Jun; 72(3): 685–704.
•   Conger, Wallace, Sun, Simons, McLloyd & Brody (2002). Economic pressure in African American families: a replication
    and extension of the family stress model. Dev Psychol. 2002 Mar;38(2):179-93.
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