Fang-Wiederfang-Schätzung der Abundanz und Dichte des Luchses im Oberwallis IVe im Winter 2019/20 - KORA Bericht Nr. 95
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KORA Bericht Nr. 95 November 2020 ISSN 1422-5123 Fang-Wiederfang-Schätzung der Abundanz und Dichte des Luchses im Oberwallis IVe im Winter 2019/20
2 KORA Bericht Nr. 95 KORA Bericht Nr. 95 Fang-Wiederfang-Schätzung der Abundanz und Dichte des Luchses im Oberwallis IVe im Winter 2019/20 Autoren Fridolin Zimmermann, Ralph Manz, Jonas Auteurs Räber, und Florin Kunz Authors Bearbeitung Fridolin Zimmermann & Florin Kunz Adaptation Editorial Bezugsquelle Als PDF: www.kora.ch Source Source KORA Thunstr. 31 CH-3074 Muri +41 (0)31 951 70 40 info@kora.ch Titelbild B796 fotografiert am 19. Februar 2020 bei Page de titre Lanzibode im Gantertal. © Josef Theler Front cover picture DJFW / KORA Vorgeschlagene Zitierung/Citation proposée/Suggested citation: Zimmermann, F., Manz, R., Räber, J. & Kunz, F. 2020. Fang-Wiederfang-Schätzung der Abundanz und Dichte des Luchses im Oberwallis IVe im Winter 2019/20 KORA Bericht 95, 23pp. Anzahl Seiten/Pages: 23 ISSN 1422-5123 © KORA November 2020
November 2020 3 Fang-Wiederfang-Schätzung der Abundanz und Dichte des Luchses im Oberwallis IVe im Winter 2019/20 Fridolin Zimmermann, Ralph Manz, Jonas Räber, und Florin Kunz
4 KORA Bericht Nr. 95 Danksagung Wir danken allen ganz herzlich, die uns bei der Durchführung des deterministischen Fotofallen-Durchgangs im Referenzgebiet Oberwallis IVe in irgendeiner Form unterstützt haben. Besonders danken wir: • allen Wildhütern und Freiwilligen, die uns bei der Wahl der Standorte sowie bei den Kontrollen und beim Auf- und Abbau der Fotofallen geholfen haben, insbesondere: Helmut Anthamatten, Richard Bellwald, Martin Brantschen, Richard Imboden, Stefan Imhof, Rolf Kuonen, Anton Marx, Adrian Schmid, Josef Theler, Bruno Tscherrig, Urs Zimmermann und Stefan Zurschmitten; • allen Verantwortlichen der beteiligten kantonalen und eidgenössischen Institutionen, namentlich Sascha Wellig, Sven Wirthner, Peter Scheibler, Mirjam Pewsner und Reinhard Schnidrig für ihre professionelle Unterstützung; • Rafael Bräm, Sven Signer, Luc Le Grand und Roland Bürki für ihre Hilfe beim Einlesen und bei der Kontrolle der Fotofallenbilder in der KORA Datenbank; • Lea Maronde für das Gegenlesen des Berichts. Digitale geografische Daten: Gewässer und politische Grenzen: GEOSTAT, © Bundesamt für Statistik; Euromaps, © Bartholomew; Bevölkerungsdichte: GEOSTAT, © Bundesamt für Statistik; Siedlungen, Verkehrswege und Wald: Vector 200, © Bundesamt für Landestopographie; Euromaps, © Bartholomew; Digitales Höhenmodell: DHM 5, RIMINI, © Bundesamt für Landestopographie; MONA Pro Europe 50 m, © GEOSYS DATA; Landnutzung: AS85r, AS97, © Bundesamt für Statistik GEOSTAT; CORINE Land Cover, © Bundesamt für Statistik GEOSTAT für die Schweiz und Europäische Umweltagentur für die übrigen Gebiete; Grenzen des Alpenraumes gemäss der Alpenkonvention: © Réseau Alpin des Espaces Protégés.
November 2020 5 Inhalt Danksagung ................................................................................................................................ 4 Inhalt .......................................................................................................................................... 5 Zusammenfassung...................................................................................................................... 6 Résumé ....................................................................................................................................... 6 Abstract ...................................................................................................................................... 6 1. Einleitung ................................................................................................................................ 7 2. Referenzgebiet ....................................................................................................................... 7 3. Material und Methode ........................................................................................................... 8 4. Resultate und Diskussion ..................................................................................................... 10 4.1. Minimale Anzahl Luchse und Dichte ............................................................................. 10 4.2. Vergleich der Dichte mit den Werten in den anderen Referenzgebieten .................... 14 4.3. Weitere während des Durchgangs erfasste Grossraubtiere ......................................... 14 Referenzen ............................................................................................................................... 17 Anhang I: Erfassungen von anderen Tierarten während des Durchgangs............................... 18
6 KORA Bericht Nr. 95 Zusammenfassung Das Fotofallen-Monitoring des Luchses (Lynx lynx) im Oberwallis IVe wurde während 60 Nächten, vom 19. Februar 2020 bis am 19. April 2020, durchgeführt. Fotofallen wurden paarweise an 73 Standorten aufgestellt. Die Fotofallen funktionierten während 4’250 der theoretisch möglichen 4’380 Fallennächte (97%). Im ganzen Referenzgebiet (1’975 km2) wurden während der zwei Monate bei 6 Ereignissen an 4 Standorten (ein bis mehrere Ereignisse pro Standort) 2 selbständige Luchse nachgewiesen. Diese Stichprobe ist zu gering, um die Anzahl Luchse mittels Fang-Wiederfang Modelle zu schätzen. Neben den Fotofallen-Standorten, die im Rahmen des deterministischen Luchsmonitorings im Einsatz waren, hat die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere des Kantons Wallis mehrere Standorte mit Infrarotblitz-Fotofallen im Rahmen des Wolfmonitorings betrieben. An einem dieser Standorte gab es während des Durchgangs drei Erfassungen vom Luchs B785. Somit befanden sich während der ganzen Dauer des Durchgangs mindesten drei verschiedene selbständige Luchse im Referenzgebiet, was einer minimalen Dichte von 0,27 selbständigen Luchsen pro 100 km2 geeignetem Habitat entspricht. Résumé Le piégeage photographique du lynx (Lynx lynx) a été effectué durant 60 nuits, du 19 février 2020 au 19 avril 2020, dans le Haut-Valais IVe. Des pièges-photos y ont été placés par paires sur 73 sites. Les pièges-photographiques ont fonctionné pendant 4’250 des 4’380 nuits potentielles (97%). Dans l’ensemble de l’aire de référence de 1’975 km2, 6 évènements sur 4 sites (un à plusieurs évènements par site) correspondants à 2 lynx indépendants ont été répertoriés. Cet échantillon est trop petit pour estimer le nombre de lynx en utilisant des modèles de capture-recapture. En plus des sites équipés de pièges-photographiques dans le cadre du monitoring déterministe du lynx, le Service de la Chasse, de la Pêche et de la Faune du canton du Valais a installé plusieurs pièges photographiques à flash infrarouge dans le cadre du monitoring du loup. Le lynx B785 a été photographié sur l’un des sites à trois reprises. Ainsi, au moins trois lynx indépendants différents se trouvaient dans l’aire de référence pendant toute la durée de la session, ce qui correspond à une densité minimale de 0,27 lynx indépendants pour 100 km2 d'habitat favorable. Abstract Camera-trapping of Eurasian lynx (Lynx lynx) was carried out during 60 nights, from 19th February 2020 to 19th April 2020. in the Upper Valais IVe. Camera-traps were set pairwise at 73 sites. The camera traps operated during 4’250 of the theoretically 4’380 capture nights (97%). In the whole reference area of 1’975 km2, 6 events at 4 camera trap sites (one to several lynx events per site) of 2 independent lynx were recorded. This sample is too small to estimate the number of lynx by means of capture-recapture models. In addition to the sites equipped with camera-traps as part of the deterministic lynx monitoring, the Hunting, Fishing and Wildlife Service of the canton of Valais has installed several infrared flash camera-traps in the frame of the wolf monitoring. The lynx B785 was photographed on one of the sites three times. Thus, at least three different independent lynx were present in the reference area during the entire session, which corresponds to a minimum density of 0.27 independent lynx per 100 km2 favourable habitat.
November 2020 7 1. Einleitung Das Fotofallen-Monitoring gehört zu den Standardmethoden, um Populationsgrössen von heimlich lebenden Arten zu erheben. Absolute Zählungen einer Population sind unmöglich. Zum Beispiel werden bei einer Zählung von Rehen nur 30-50% des effektiven Bestands erfasst (z.B. Andersen 1953; Cederlund et al. 1998). Die Fang-Wiederfang-Methodik wurde entwickelt, um dieses Problem anzugehen (siehe https://www.kora.ch/index.php?id=240). Wenn Tiere anhand natürlicher oder künstlicher Merkmale identifizierbar und von anderen Individuen unterscheidbar sind, kann man aufgrund von Wiederfängen (hier: wiederholtem Fotografieren) ihre Anzahl (inkl. die Individuen, die nie fotografiert worden sind), ihre Fangwahrscheinlichkeit und die entsprechenden statistischen Fehler (95% Konfidenzintervall 1) schätzen (Jennelle et al. 2002; Karanth 1995). Bei gefleckten Tierarten wie dem Luchs, die auf guten Bildern individuell identifiziert werden können, bietet diese nicht-invasive Methode daher ein sehr grosses Potenzial (Zimmermann & Foresti 2016). In der Schweiz wird das deterministische Fotofallen-Monitoring seit 1998 eingesetzt, um die Abundanz und Dichte der Luchse in sogenannten Referenzgebieten zu schätzen. Im Rahmen des neuen Luchs Konzepts Schweiz (BAFU 2016) wurde die Schweiz in Haupt- und Teilkompartimente eingeteilt, in welchen die Bestände regional überwacht werden sollen. Der fotografische Fang-Wiederfang innerhalb der Grossraubtiermanagement- Kompartimente dient mehreren Zwecken: Er ermöglicht 1) die Schätzung des Luchsbestandes und -dichte im Referenzgebiet, die für das gesamte (Teil-)Kompartiment repräsentativ sein sollten, 2) die Entwicklung des Bestandes im Verlauf der Zeit zu dokumentieren und 3) den Populationsstatus (Dichte) zwischen den verschiedenen Referenzgebieten zu vergleichen. Der vorliegende Bericht stellt die ersten Ergebnisse des intensiven Fotofallen-Monitorings im Oberwallis (Teilkompartiment-IVe) im Winter 2019/20 vor. 2. Referenzgebiet Das 1’975 km2 grosse Referenzgebiet Oberwallis IVe ist begrenzt durch den Wildstrubel, den Kanderfirn, den Mönch und das Finsteraarhorn im Norden, das Grosse Wannenhorn, Ernen, das Ofenhorn, den Simplonpass, den Pizzo d’Andolla im Osten, die Dufourspitze, den Monte Moro Pass, das Matterhorn im Süden und die Dent Blanche, das Weisshorn, das Turtmanntal und Leuk im Westen (Abb. 1, blaues Polygon). Die Fläche des geeigneten Luchs-Habitats innerhalb des Referenzgebiets beträgt 1’120 km2 (grüne Flächen, Abb. 1), berechnet anhand eines Luchs-Habitat-Modells (Zimmermann 2004). 1 Die Schätzung liegt mit 95% Wahrscheinlichkeit innerhalb des jeweils oberen und unteren angegebenen Werts (siehe 3. Material und Methode)
8 KORA Bericht Nr. 95 3. Material und Methode Innerhalb des Referenzgebiets Oberwallis IVe wurden in Zusammenarbeit mit den Wildhütern 73 für Fotofallen geeignete Standorte, vorwiegend entlang von Forststrassen und Wanderwegen, ausgewählt 2. Die gewählten Standorte wurden für die Dauer von 60 Nächten (19. Februar 2020 bis am 19. April 2020) mit je zwei Fotofallen bestückt, um beide Flanken der Luchse für die individuelle Bestimmung zu erhalten. In den Resultaten geben wir die Zahl der „selbständigen Luchse“ an, das heisst, die der residenten adulten und der noch nicht sesshaften subadulten Luchse. Jungluchse werden zwar bestimmt, werden aber aufgrund ihrer geringen Entdeckungsrate und hohen Verschwinderate (Mortalität und Dispersal) nicht in den Schätzungen der Abundanz und Dichte berücksichtigt. In diesem Durchgang wurden jedoch keine Jungluchse erfasst. Die Theorie der angewandten Fang-Wiederfang Methodik zur Berechnung der Populationsdichte ist auf der Webseite von KORA beschrieben (https://www.kora.ch/index.php?id=105). 2 Die Fotofallen-Verteilung wurde anhand eines 2,5 x 2,5 km Rasters etabliert, welches bei allen Referenzgebieten standardisiert angewandt wird. Nur bewaldete Zellen mit mindesten 1/3 ihrer Fläche unterhalb 2’300 m wurden berücksichtigt. In jedem zweiten Raster wurde ein optimaler Standort gewählt, ausser in Rastern, die im Winter unzugänglich oder keine optimale Bedingung für einen Fotofallen-Standort aufwiesen (sehr geringer Waldanteil ohne Wege oder Strassen).
November 2020 9 Abb. 1. Lage des Referenzgebiets Oberwallis IVe (1’975 km2, blaues Polygon). Standorte ohne () und mit mindestens einer () Erfassung eines Luchses. Die grünen Bereiche bezeichnen das geeignete Luchshabitat (1’120 km2) aufgrund eines Luchs-Habitat-Modells (Zimmermann 2004). Schwarze Linien kennzeichnen die Teilkompartiments-Grenzen. Siedlungsgebiete sind als orange Flächen dargestellt.
10 KORA Bericht Nr. 95 4. Resultate und Diskussion Die potenzielle Anzahl der Fallennächte lag bei 4’380. An einem Standort (nahe Fieschertal) wurden die Fotofallen gestohlen. Zusätzlich reduzierten technische Defekte und Fehler in der Programmierung die potenziellen Fallennächte auf einen effektiven Wert von 4’250, was 97% des Potenzials entspricht. Dieser Wert liegt im obersten Bereich anderer Fotofallen- Untersuchungen, wo wir Werte zwischen 84,2% (Jura Nord, Winter 2006/07) und 99,7% (Nordwestalpen, Winter 2015/16) hatten. 4.1. Minimale Anzahl Luchse und Dichte An 4 der 73 Standorte (5,5%) wurden Luchsbilder aufgenommen (Abb. 1). Die positiven Standorte sind nicht gleichmässig über das Referenzgebiet verteilt. Luchserfassungen gab es nördlich des Rottens oberhalb Erschmatt und Visp und südlich des Rottens in der Nähe von Binn und im Gantertal. Im gesamten Referenzgebiet wurden während der 60 Nächte im Referenzgebiet bei sechs Ereignissen zwei selbständige Luchse (B796 und B797) fotografiert (Tab. 1, Abb. 2). Ein Nachweisereignis umfasst alle Fotos eines Luchsindividuums an einem Standort, bei welchen die zeitliche Differenz höchstens 30 min beträgt. Es gab in diesem Durchgang keine Luchsbilder, welche aufgrund schlechter Bildqualität nicht bestimmt werden konnten. B797 wurde bereits kurz bevor alle Fotofallen im Referenzgebiet aufgestellt waren − was den tatsächlichen Beginn des Durchgangs markiert – einmal fotografisch erfasst. Während der 60 Nächte des Durchgangs (19. Februar 2020 – 19. April 2020) wurde B796 fünf Mal fotografisch erfasst (Abb. 1): am 19.03.2020 um 14:37 und 18:03 bei einem Standort im Gantertal (östlichste Standort seines Streifgebiets), am 25.02.2020 oberhalb Finnen (mittlere Standort), und am 26.02.2020 und 06.04.2020 oberhalb Feschel (westlichste Standort). Nachdem die ersten Fotofallen abmontiert wurden – was das tatsächliche Ende des Durchgangs markiert – wurden keine weiteren Luchse fotografiert. B796 wurde zum ersten Mal in diesem Durchgang fotografisch erfasst, während B797 bereits seit Januar 2019 aus dem opportunistischen Fotofallen-Monitoring aus derselben Region (Bezirk Raron) bekannt war. Diese Stichprobe ist zu gering, um die Anzahl Luchse mittels Fang-Wiederfang Modelle zu schätzen.
November 2020 11 Abb. 2. Fotofallen-Monitoring im Oberwallis IVe im Winter 2019/20. Referenzgebiet = blaue Linie. Die Kreise stellen Fotofallenstandorte ohne () und mit mindestens einer () Luchsaufnahme dar. Die farbigen Polygone umfassen Standorte, wo derselbe Luchs fotografiert wurde. Schwarze Linien kennzeichnen die Teilkompartiments-Grenzen. Siedlungsgebiete sind als orange umrandete Flächen dargestellt.
12 KORA Bericht Nr. 95 Tab. 1. Fotografierte Luchse während des Durchgangs (19.02.2020-19.04.2020) mit biologischen Eckdaten, Anzahl Ereignissen und Kantonen, in welchen sie in diesem Durchgang fotografiert wurden. Fett markiert sind Luchse, welche in diesen Durchgängen das erste Mal erfasst wurden. Luchs-ID Geschlecht Bekannt Geburts- Anzahl Kanton(e) Mutter seit jahr Ereignisse B796 ? 19.02.2020 ? ? 5 VS B797 m 02.01.2019 ? ? 1 VS Neben den Fotofallen Standorten, die im Rahmen vom Luchsmonitoring im Einsatz waren, hat die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere des Kantons Wallis (DJFW) mehrere Standorte mit Infrarotblitz-Fotofallen im Rahmen des Wolfmonitorings betrieben. An einem dieser Standorte oberhalb Gampel gab es während des Durchgangs drei Erfassungen vom Luchs B785. Dieser war zwar aus früheren Monitorings bekannt, wurde jedoch nicht an den Standorten des deterministischen Fotofallen-Monitorings Oberwallis IVe 2020 erfasst. B785 wurde zum ersten Mal am 25.02.2018 in der Nähe von Broc im Kanton Freiburg während des deterministischen Fotofallen-Monitorings im Referenzgebiet Simme-Saane erfasst. Damals hiess er noch L276, weil nur seine linke Flanke bekannt war. Im Kanton Wallis wurde er zum ersten Mal am 20.01.2019 bei Ausserberg erfasst, dann mehrmals (26.-28.02.2019 und 13.03.2019) oberhalb Filet in der Gemeinde Mörel. Mitte Mai, sowie im Oktober und November 2019 wurde er zum ersten Mal bei Raft erfasst. Während des Durchgangs wurde er am 23.03.2020, am 25.03.2020 und am 05.04.2020 ebenfalls bei Raft erfasst. Am 20.04.2020, einen Tag nach dem Ende des Durchgangs, ist er bei Jolital in eine Fotofalle getappt (Abb. 3). Neben der Aufnahmen vom Luchs B785 löste am 16.02.2020, kurz vor Beginn des Durchgangs, ein Luchs eine Fotofalle der DJFW in der Gemeinde Termen aus. Auf Grund der schlechten Qualität des Bildes konnte dieser Luchs nicht individuell bestimmt werden. Somit wurden während der ganzen Dauer des Durchgangs drei verschiedene selbständige Luchse erfasst, was einer minimalen Dichte von 0,15 selbständigen Luchsen pro 100 km2 oder 0,27 pro 100 km2 geeignetem Habitat entspricht.
November 2020 13 Abb. 3. Abwanderung von B785 aus dem Greyerzerland ins Oberwallis (25.02.2018-20.04.2020). Die gestrichelten rosa Linien verbinden die fotografischen Erfassungen von B785 in chronologischer Reihenfolge. Sie entsprechen nicht der reellen Abwanderungsroute von B785 ins Wallis. Das grüne Dreieck kennzeichnet den Standort oberhalb Gampel, an welchem B785 drei Mal während den 60 Nächten dieses Durchgangs von einer Fotofalle der DJFW erfasst wurde. Referenzgebiet = blaue Linie. Die Kreise stellen die Fotofallenstandorte dar. Schwarze Linien kennzeichnen die Teilkompartiments-Grenzen.
14 KORA Bericht Nr. 95 4.2. Vergleich der Dichte mit den Werten in den anderen Referenzgebieten Die berechnete Luchs-Dichte von 0,27 selbständige Luchse pro 100 km2 geeignetem Habitat im Referenzgebiet Oberwallis IVe ist die zweitniedrigste registrierte Dichte (Tab. 2). Tab. 2. Geschätzte Dichten − selbständige Luchse pro 100 km2 geeignetem Habitat mit 95% Konfidenzintervall (95% KI) − der neusten Monitoring Durchgänge in den neun Referenzgebieten innerhalb der Kompartimente (Komp.). Die Dichten sind in absteigender Reihenfolge sortiert. Fett: Die Werte des in diesem Bericht behandelten Durchgangs. Komp. Referenzgebiet - Winter Dichte 95% KI Teilkompartiment [Ind. pro 100 km2 geeignetem Habitat] I Jura Süd Ia 2017/18 3,48 2,16−4,80 IV Rhone-Nord IVc VD 2017/18; VS 18/19 3,29 2,55−4,03 IV Simme-Saane IVa 2017/18 3,16 2,54−3,78 IV Berner Oberland Ost IVb 2019/20 3,13 2,62−3,64 I Jura Nord Ib 2018/19 2,55 1,91−3,19 II Nordostschweiz II 2017/18 2,53 1,94−3,13 III Zentralschweiz Mitte IIIb 2019/20 2,19 1,81−2,58 III Zentralschweiz West IIIa 2018/19 1,44 1,37−1,50 IV Oberwallis IVe 2019/20 0,27 − IV Unterwallis-Süd IVd 2018/19 0,0 − 4.3. Weitere während des Durchgangs erfasste Grossraubtiere Während dieses Durchgangs wurden 35 Wolfsbilder, die 15 Ereignissen entsprechen, an 12 der 73 Standorte aufgenommen (Abb. 4). Die Wölfe wurden vor allem im Lötschental, bei Erschmatt, Ergisch, Unterbäch, nördlich von Brig, in Fiesch, Bellwald und Goms fotografisch erfasst (Abb. 4). Bei zwei Ereignissen vom 29.03. und 13.04.2020 wurden zwei Wölfe zusammen erfasst, beide Male beim Standort ob Ergisch. Die beiden Wölfe wurden nicht zusammen auf demselben Foto abgelichtet, aber anhand der sehr kurzen Bildfolge von ca. einer Minute und der Fellfärbung kann von zwei Individuen ausgegangen werden (Abb. 5). Während dieses Durchgangs wurden keine anderen Arten von Grossraubtieren oder Goldschakalen fotografisch nachgewiesen.
November 2020 15 Abb. 4. Erfassungen von Wölfen (Canis lupus, rote Punkte) im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. Eine "2" erscheint neben dem Standort, an dem es zwei Ereignisse von einer Gruppe von zwei Wölfen gab.
16 KORA Bericht Nr. 95 Abb. 5. Zwei aufeinander folgende Wölfe beim Fotofallenstandort ob Ergisch VS am 29.03.2020. Die Fotos liegen eine Minute auseinander, wobei auffällt, dass der zweite Wolf die Schritte genau gleich setzt, wie der erste. Die Fellfärbung unterscheidet sich leicht bei den zwei Fotos. Das Geschlecht ist aber leider nicht sichtbar © Richard Imboden DJFW / KORA. a) b)
November 2020 17 Referenzen Andersen, J. 1953. Analysis of the Danish roe deer population based on the extermination of the total stock. Danish Review of Game Biology 2:127–155. BAFU (2016): Konzept Luchs Schweiz – Vollzugshilfe des BAFU zum Luchsmanagement in der Schweiz. 22S. Cederlund, G., J. Bergqvist, P. Kjellander, R. Gill, J.M. Gaillard, B. Boisaubert, P. Ballon & P. Duncan. 1998. Managing roe deer and their impact on the environment: maximising the net benefits to society. Pages 337–371 in R. Anderson, P. Duncan & J.D.C. Linnell, editors. The European Roe Deer: The Biology of Sucess. Scandinavian University Press. Jennelle, C. S., M. R. Runge, &D. I. MacKenzie. 2002. The use of photographic rates to estimate densities of tigers and other cryptic mammals: a comment on misleading conclusions. Animal Conservation 5: 199–120.Karanth, K. U. 1995. Estimating tiger Panthera tigrispopulations from camera-trap data using capture-recapture models. Biological Conservation 71: 333–338. Zimmermann, F. 2004. Conservation of the Eurasian lynx (Lynx lynx) in a fragmented landscape – habitat models, dispersal, and potential distribution. PhD Thesis, Department of Ecology and Evolution, University of Lausanne, Switzerland. Zimmermann, F & Foresti, D. 2016. Chapter 7: Capture-recapture methods for density estimation. In: F. Rovero and F. Zimmermann (eds), Camera trapping for Wildlife Research. Exeter: Pelagic Publishing. pp. 95-141. Zimmermann, F., Fattebert, J. Breitenmoser-Würsten, Ch. & Breitenmoser, U. 2007. Abundanz und Dichte der Luchse: Fang-Wiederfang-Schätzung mittels Fotofallen im nördlichen Schweizer Jura. KORA-Bericht 37d: 1–24.
18 KORA Bericht Nr. 95 Anhang I: Erfassungen von anderen Tierarten während des Durchgangs Hier fassen wir die Anzahl Bilder aller Tierarten zusammen, welche während dieses Durchgangs fotografiert wurden (Abb. A.1). Es ist besonders zu berücksichtigen, dass die Standorte in erster Linie auf den Luchs und seine Bewegungsmuster ausgewählt wurden. Die Erfahrung zeigt, dass z.B. Fotofallen auf Waldstrassen in der Regel Raubtiere wesentlich besser erfassen als Paarhufer wie Rehe oder Gämsen. Es können deshalb keine direkten Schlüsse von der Anzahl Fotos einer Art auf deren Häufigkeit gezogen werden. Dies sollte unbedingt bei der Interpretation der hier dargestellten Resultate beachtet werden. Unter Berücksichtigung aller Bilder beider Fotofallen pro Standort wurden in diesem Durchgang 15’647 Tierbilder erfasst, davon war bei 15’176 eine Artbestimmung möglich. Wie gewohnt wurden auf den meisten Bildern Füchse erfasst (27%; n=4’093). In diesem Durchgang machen Luchse nur 0,05% (n=8) aller Bilder aus. Abb. A.1. Anzahl erfasste Bilder pro Tierart im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. Der rote Pfeil zeigt die Fokustierart Luchs an.
November 2020 19 Abb. A.2. Erfassungen von Hauskatzen (Felis catus, rote Punkte) im Winter Abb. A.3. Erfassungen von Steinböcken (Capra ibex, rote Punkte) im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe.
20 KORA Bericht Nr. 95 Abb. A.4. Erfassungen von Gämsen (Rupicapra rupicapra, rote Punkte) im Abb. A.5. Erfassungen von Rehen (Capreolus capreolus, rote Punkte) im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe.
November 2020 21 Abb. A.6. Erfassungen von Rotfüchsen (Vulpes vulpes, rote Punkte) im Winter Abb. A.7. Erfassungen von Feldhasen (Lepus europaeus, rote Punkte) und 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. Schneehasen (Lepus timidus, grüne Dreiecke) im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe.
22 KORA Bericht Nr. 95 Abb. A.8. Erfassungen von Rothirschen (Cervus elaphus, rote Punkte) im Winter Abb. A.9. Erfassungen von Baummardern (Martes martes, rote Punkte) und 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. Steinmardern (Martes foina, grüne Dreiecke) im Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe.
November 2020 23 Abb. A.11. Erfassungen von Eichhörnchen (Sciurus vulgaris, rote Punkte) im Abb. A.10. Erfassungen von Dachsen (Meles meles, rote Punkte) im Winter Winter 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe. 2019/20 im Referenzgebiet Oberwallis IVe.
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