Feuer & Flamme mit Händen & Füssen - Ein Projekt der zuwebe 2010-2012
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Vorwort Mit dem Projekt Feuer & Flammen mit Händen & Füssen bekamen die Klienten und das Personal der zuwebe die Gelegenheit, mit ihrem persönlichen Beitrag gemeinsam etwas Grosses und Nachhaltiges zu erschaffen. Der „Vorgarten“ der zuwebe wurde gestaltet und geprägt und somit in Besitz genommen. Während des Projektes standen immer wieder die Begegnungen mit anderen Menschen und die sinnliche Erfahrungen mit dem Material Feuer und Ton im Vordergrund. Diese bleibenden Erfahrungen sind es letztlich, die dieses Projekt ausmachten. Die beiden kreisrunden Tonobjekte stehen nun im Eingangsbereich der zuwebe und ziehen Blicke auf sich. Kinder und Passanten werden in ihren Bann gezogen – und welche Faszination löst es bei Ihnen aus? Ich bedanke mich bei den Teilnehmern dieses „feurigen“ Projektes und den verschiedenen Sponsoren, die dies erst ermöglicht haben. Hugo Niederberger P Hugo HugoNiederberger Niederberger Projektleiter P 02 2
Inhaltsverzeichnis Einleitung ............................................................................ 4 Ein erstes Glimmen ............................................................ 5 Der Funke springt über ..................................................... 7 Feuer und Flamme; der Brennevent ................................. 9 Konservendosenöfen ...................................................... 10 Rauchbrand..................................................................... 11 Papierofen ....................................................................... 12 Rakubrand....................................................................... 13 Grubenbrand ................................................................... 14 Aus der Asche................................................................... 17 Mit Händen & Füssen ....................................................... 19 Einweihung........................................................................ 20 Ein letztes Glimmen.......................................................... 21 Impressionen & Organisation.......................................... 22 03 33
Einleitung Beachte immer, dass nichts bleibt, wie es ist und denke daran, dass die Natur immer wieder ihre Formen wechselt. (Marcus Aurelius) Dieses Zitat von Marcus Aurelius erscheint mir eine gute Einleitung in Das Resultat lässt sich heute vor dem Haupteingang der zuwebe in Inwil die vorliegende Dokumentation. Einige Zeit ist bereits vergangen, seit D bewundern. Ständig in der Auseinandersetzung mit der Natur verändert das Projekt Feuer & Flamme mit Händen & Füssen durchgeführt wurde. es sich weiter und gestaltet sich neu. Zwei Tonnen Ton wurden zu 320 steinähnlichen Tonobjekten mit einem Durchmesser von 5 – 50 cm durch 180 bis 200 Klientinnen, Klienten und Die vorliegende Dokumentation soll den Werdegang dieses Projektes das Personal mit Händen & Füssen geformt. In fünf verschiedenen darlegen und Erinnerungen an diese Zeit wecken. Brennvarianten im Freien, sowie 51 Brände im Elektro-Ofen, fanden die Tonobjekte ihr Aussehen und Charakter. Fabian Schalch Verantwortlicher Dokumentation V 04
I Ein erstes Glimmen Interview I Fabian Schalch Ich traf mich mit Lea Georg und Verena IMonn an einem sonnigen planung mit„Vom Innen und einbeziehen Aussen, wollten. vom Kommen Darauf aufbauendund G kristallisierten sich als Leitfaden der Überlegungen die Dienstag an ihrem Arbeitsplatz, dem Atelier im Werkstattbereich der zuwebe. Überall im Raum waren grössere und kleinere, angefangene Themen „Vom „VomInnen undund Innen Aussen, vom Aussen, vomKommen Kommenundund und bereits vollendete Kunstobjekte von Bewohnerinnen und Bewohnern Gehen“ G sowie das sinnliche Erleben des „Spuren M der zuwebe zu sehen. Man spürte sofort, dass in dieser Räumlichkeit hinterlassens“ heraus. Das Projekt sollte auf dieund „Vom Innen und Aussen, vom Kommen G Bedeutung des Beweglichen, des stets sich Verändernden das künstlerische Herz sehr stark pulsiert. Mir wurde ein Platz am grossen Holztisch angeboten und nach einem aufmerksam machen. Daher auch die Wahl des Materials M Ton. Ton steht symbolisch für das unmittelbare kurzen Wortwechsel begannen Verena und Lea zu erzählen, wie das M Projekt Feuer & Flamme mit Händen & Füssen seinen Anfang fand: Aufnehmen von Spuren jeglicher Art, ob ganz fein und zart, oder kraftvoll unkontrolliert, alles wird festgehalten Verena Monn: Die ursprüngliche Idee von Medea bis es sich durch die nächste Bewegung wieder verändert. Anfang Schuler, Leitung 2010 vom Woh- visionären nen, Mitglied der Geschäftsleitung, eine Feuerskulptur zu P Verena Monn: Viele Wünsche und Kriterien, wie Machbarkeit, Sicherheit bauen, entwickelte sich Anfang 2010 vom visionären und nachhaltiger Nutzen mussten mit Verwandlung, Anfang 2010 vom visionären Phantasieren über das Diskutieren und Reflektieren hin Vergänglichkeit und möglichen, eindrücklichen Erleb- D P Anfang 2010 vom visionären zum konkreten Projektauftrag. nissen kombiniert werden. Ohne Überforderung sollten P alle die Gelegenheit bekommen, ein Teil eines Ganzen zu Lea Georg: Das Vorhaben war anfänglich als „Wohnen-Plus“-Projekt D geplant und hat sich im Laufe der ersten Sitzungen zu sein. D einem Gesamt-zuwebe-Projekt weiterentwickelt. Ich Schnell wurde uns klar, dass wir in jeder Hinsicht unsere erklärte mich bereit, die Projektidee auszuarbeiten. Nach Ressourcen gezielt einsetzen mussten, da das Projekt einer differenzierten Situationsanalyse war klar, dass wir eine Dimension angenommen hatte, die uns organisa- den Eingangsbereich inhaltlich bewusst in die Projekt- torisch forderte. Lea war für die künstlerischen Aspekte und ich für die technischen Belange verantwortlich. 5 05 5 5 5
Lea Georg: Wir schlugen vor verschieden grosse, steinähnliche „Feuer“ für Klienten und Personal sinnlich erlebbar werden Tonkugeln mit Klienten und Personal zu formen und diese konnte. Verena erklärte sich bereit, die Leitung der Kugel- mit dem Abdruck je eines Fusses der Gestaltenden zu Produktion zu übernehmen. versehen. Schliesslich sollten diese zu einem konkaven und einem konvexen kreisrunden Objekt Verena Monn: Nun ging es darum, die Geschäftsleitung und den zusammengestellt werden. Wir planten die grösseren Vorstand davon zu überzeugen, einen Zeitplan Teile im Elektro-Ofen, die kleineren Tonkugeln in aufzustellen, ein Budget genehmigen zu lassen und vor selbstgebauten Öfen im Freien zu brennen, damit nicht allem die Klienten und Mitarbeiter zu begeistern, ihre nur das Element „Erde“ sondern auch das Element Spuren zu hinterlassen. 06
Konservendosenöfen Verantwortliche leiten die Klienten an, wie und wo die Löcher in die leeren Konservendosen gemacht werden. Mit Hammer und Ahle werden die Dosen gelöchert und so als Öfen vorbereitet. In die gelochten Konservendosenöfen werden die hergestellten Tonperlen eingefüllt. Anschliessend werden die Dosen mit Holz gefüllt und das Holz angezündet. Diese Tonperlen schaffen die Verbindung zu den grossen Tonkugeln, welche das zentrale Element des Brennevents sind. 10
Rauchbrand Das Fass wird mit Brennmaterial und Brenngut (Tonkugeln) eingefüllt. Nach dem Anzünden wird das Feuer bzw. der Brand durch die Verantwortlichen und die Helfer überwacht. Die Schwelbrände in den Fässern werden bis zum nächsten Tag andauern und die Tonkugeln brennen. 11 11
Papierofen P Aus Eisenstangen, Armierungseisen und Drahtgitter entsteht ein Rost. Dieser Rost wird auf vier Ziegelsteine gestellt. Danach wird eine Schicht Holzkohle auf das Drahtgitter geschüttet. Auf die erste Schicht Holzkohle werden die Keramikobjekte gelegt. Danach folgt die zweite Schicht Holzkohle und darauf wiederum die Tonobjekte. In der Mitte wird ein Zylinder aus Drahtgeflecht positioniert und mit Holzkohle gefüllt. Rundherum werden lange Holzscheite, eng aneinander gestellt und ein kegelförmiger Ofen entsteht. Zum Schluss wird der Ofen mit 15 Schichten, in Schlicker getränktem Papier, eingepackt. Mit glühender Holzkohle wird nun der Ofen von unten entfacht. Sobald der Kamin in der Mitte Rauch ausstösst, werden die Ziegelsteine entfernt. Nun steht der Ofen direkt auf der Erde. So kann die Temperatur im Ofen besser kontrolliert werden. Das langsame Abbrennen dauert die ganze Nacht und muss immer wieder überprüft werden. Das Ergebnis wird am nächsten Morgen ausgegraben und begutachtet. 12
Rakubrand Rohgebrannte Tonobjekte werden in einem Rakuofen – einem holzgefeuerten, isolierten, mit einem Abzugrohr versehenen Kehrichtkübel – auf ca. 800°-1000°C erhitzt. In einem zweiten Schritt werden die glühenden Objekte aus dem Ofen genommen und in brennbares Material, z.B. Sägemehl, Heu, Laub oder Stroh gesetzt. Dieses wird sofort in Brand gesetzt und erzeugt einerseits eine sauerstoffarme Atmosphäre (Oxyde reagieren mit Reduktion) und anderseits entsteht Kohlestoff, der den unglasier- ten Scherben grau bis schwarz färbt. Anschliessend wird das Ganze mit Wasser abgeschreckt und somit konserviert. 13 13
Grubenbrand In der ersten Phase des Grubenbrandes wird die Grube ausgehoben und, je nach Witterung der vorangegangenen Tage, mit einem Feuer ausgetrocknet. Die Grube wird anschliessend für den Brand vorbereitet. Boden und Wände werden mit Holz ausgelegt und das Brenngut eingefüllt. Danach wird gefeuert. Sehr langsam wird das Feuer von kleiner Flamme zu grossem Brand gebracht, indem ständig etwas Holz nachgelegt wird. Nachdem das Feuer die richtige „Grösse“ hat, sollte es acht Stunden lang brennen. 14
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Aus der Asche Der nächste Tag bringt das Resultat ans Licht 17
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Mit Händen & Füssen Die Tonobjekte finden ihre Plätze 19 19
Einweihung 20
F Ein letztes Glimmen Fortsetzung Interview Zum Abschluss der vorliegenden Dokumentation möchte ich gerne brannten, konnte man sich über einen rundum erneut die beiden Projektverantwortlichen Lea Georg und Verena Monn glücklichen, unfallfreien Tag freuen. Ich hätte die Welt zu Wort kommen lassen. Ich habe sie bei unserem Gespräch auch umarmen können. gefragt, wie sie heute auf das Projekt Feuer & Flamme mit Händen & Füssen zurückblicken, wie sie sich fühlen und was ihnen in Erinnerung Lea Georg: Als ich die Projektidee ausarbeitete, beschäftigte ich mich bleiben wird. intensiv mit der Bedeutung von Kommen und Gehen. Dies führte mich gedanklich auch zum Kreislauf von Leben und Verena Monn: Ein erstes Highlight war: In vier Wochen rund zwei Tod. Dass wir kurz vor dem Brennevent von einem Tonnen Ton, mit ca. 200 Klienten und Personal, zu langjährigen Klienten der zuwebe Abschieddienehmen Kugeln Kugeln von 10 – 50 cm Durchmesser zu formen. Es war vmussten, berührt mich sehr. So bedeuten mir die Kugeln eine Herausforderung, genügend „Steine“ mit 40cm viel, die zumimPhilosophieren kalten Winterund zersprungen sind. Weiterdenken an.Sie regen Durchmesser zu tonen, doch für alle eine sinnliche, Amich zum Philosophieren und Weiterdenken an. erdende Arbeit, die auch ganz schön schweisstreibend Auf der anderen Seite entwickelte sich seit dem sein konnte. Brennevent ein spezieller Kontakt zu einem Klienten. Der zweite Höhepunkt war der Brennevent. Trotz Regen Immer wenn wir uns auf dem Gang begegnen, klatschen am Morgen war die Stimmung bei allen Beteiligten stets wir miteinander den Rhythmus, der am Brennevent in der harmonisch, zufrieden und sehr motiviert. Musik-Werkstatt einstudiert wurde. Als am Nachmittag die Sonne schien und die Feuer 21
Impressionen von Klienten und Personal Organisation „Es ist schon toll, was man mit Ton alles machen kann, sogar Steine.“ Projektleitung Hugo Niederberger „Ist er nicht schön mein schwangerer Stein?“ „Man muss schon wegen der Luft schauen, man muss den Kopf Künstlerische Leitung Lea Georg beieinander haben.“ Technische Leitung Verena Monn Eine halbtags Teilnehmerin beim „Steine“ tonen: „Schade ist der Morgen nicht auch am Nachmittag.“ Leitung Brennevent Thomas Grünenfelder Eine Teilnehmerin sagt zur Anderen: „Was du da machst, so hat mein erster Teller ausgesehen, den ich gemacht habe aus Ton.“ Diese erwidert Fotos Sandra Tres entrüstet: „Das wird aber ein Stein!“ Die 3. sagt: „Er weiss es nur noch nicht.“ Gérard Genet Einer sagt beim Verstärken der zu dünnen Wände: „So bäschele mit dem Ton ist einfach schön.“ Darauf antwortet ein Tischnachbar: Dokumentation Fabian Schalch „Schöner als mit einer Frau!“ Dreht sich erschrocken um und sagt: Hugo Niederberger „Oh ich dachte in einer Männerrunde zu sein.“ „Nein meine Füsse mit den Pilzen, das geht nicht auf den Ton.“ Einweihung Seelsam Zug „Es ist wichtig, dass man auf den Sauerstoff schaut beim Feuer.“ Es bleibt die Erinnerung an all die lachenden Gesichter und die vielen Hauptsponsor Nussbaumer-Simonin schmutzigen Hände und Füsse. Stiftung Zug 22
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