FINK DIFFERENT - Wharfedale
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Lautsprecher › STANDBOX FINK DIFFERENT Optisch bleibt die Neuauflage der Wharfedale Diamond 12.4 linientreu, doch ins Innere hat der deutsche Entwickler Karl-Heinz Fink frischen Wind gebracht. ■ Von Stefan Schickedanz D ie Wharfedale-Diamond-Se- rie trat bereits zu einigen Tests in der AUDIO an und schnitt dabei immer sehr or- dentlich ab. Jetzt kommt der britische Traditionshersteller mit einer komplett neuen Modellpalette unter dem glamourösen Namen. Die neue Modellreihe besteht aus drei Kompakt- boxen, zwei Standlautsprechern und ei- nem Centerspeaker. Wir haben die Standbox 12.4 zum Test gebeten. Obwohl Wharfedale mit seiner bis in die 30er-Jahre zurückreichenden Ge- schichte für die Grundwerte des engli- schen Lautsprecherbaus steht, steckt hinter der neuen Serie ein deutscher Entwickler. Die Briten vertrauen dem il- lustren Karl-Heinz Fink aus Essen. Der Routinier zeichnet für eine ellenlange Liste von Lautsprechern aus traditions- SCHLICHT UND GUT: ZEITLOSES DESIGN reichen deutschen Boxenschmieden verantwortlich. Man denke nur an Mar- ken wie ALR. Spätestens seit der Zu- sammenarbeit mit Naim Audio schätzt man Fink auch auf der Insel. Den Einfluss des deutschen Hünen erkennt man an den Chassis der neuen Modellreihe, während die Gehäuse der Diamonds der bisherigen Anmutung treu bleiben. Wie ihre fünf Geschwister hüllt sich die 12.4 in ein schlichtes, Strengquader-förmiges Gehäuse mit einer schmalen, glänzend lackierten Schallwand und folierten Seitenwänden. Der Käufer hat die Wahl zwischen Weiß, Eiche Weiß, Schwarz oder Walnuss. Im Inneren des 1,10 Meter hohen Gehäu- 28 www.audio.de ›12 /2020
Lautsprecher › STANDBOX EDLES DETAIL: Vergoldete Bi-Wiring- Klemmen mit massiven vergoldeten Brücken sorgen für perfekten Kontakt. ses hinterließ Fink anders als beim De- sign deutliche Spuren. Sein sogenann- tes „Intelligent Spot Bracing“ verbindet gegenüberliegende Wände mit einer speziellen Holzstrebe, um eine optimale Reduzierung der Gehäuseresonanz zu erreichen. Die Verstrebungen wurden durch Computersimulation präzise an gepasst, um die Resonanz zwischen Schallwand und Rückwand zu übertra- gen und sie dabei herunterzudämpfen. STAND IN SICHT Bei der Diamond 12.4 handelt es sich um einen 2,5-Wege-Bassreflexlautspre- cher, der pro Stück 22,4 Kilo auf die Waage bringt. Seine schlanke Form mit der nur 20 cm breiten Schallwand ver- dankt er seinen kompakten 15-cm-Ko- nus-Chassis. Das obere davon widmet sich nur den Mitten, während das untere auch den Bass abdeckt. Oberhalb von 2100 Hz übernimmt eine 2,5-cm-Gewe- bekalotte. Dank Finks immensem Know- how – der Entwickler setzte als einer der ersten auf komplexe Computersimula tionen – gibt es zu den einzelnen Trei- bern einiges zu erzählen. Und auch zur Frequenzweiche. Wharfedale benutzt für die beiden Konus-Membranen das neue Material „Klarity“, das aus einer Mischung aus Polypropylen und Mica besteht. Dieser Verbundwerkstoff erhöht die Stabilität, um im Zusammenspiel mit rillenförmi- gen Versteifungen Verbiegungen zu re- duzieren und ermöglicht einen leichten Konus mit hoher Steifigkeit. Damit will www.audio.de ›12 /2020 29
Lautsprecher › STANDBOX 12/20 DURCHDACHTES KONZEPT: Der PREIS/LEISTUNG Hochtöner vertraut auf eine 2,5-cm-Gewebe- kalotte, deren Frontplatte auf Effizienz und möglichst freie Abstrahlung getrimmt ist. man Verfärbungen minimieren und das Ansprechen auf Impulse beschleuni- gen. Der Klarity-Konus wird eingefasst von einer dämpfungsarmen Sicke. Auch sind eine geringe Klangkoloration und eine eindrucksvolle Dynamik die Ziele. Die endgültige Lösung fand der Ent- wickler durch die Simulation vieler Konus-Varianten und das Hinzu fügen von Rippen zur weiteren zuteil. Im Zusammenspiel aus Versteifung. elektronischen Filtern und aku stischem Roll-off werden 24 POWER PUR dB Flankensteilheit erreicht. Als Antrieb dient ein präzise Fink setzt in der erschwing abgestimmtes und gefertigtes lichen Diamond 12.4 Luftkern- Magnetsystem. Mit seinem spulen ein, wie sie üblicher- Aluminiumkompensationsring weise in High-End-Lautspre- soll es den Einfluss von Induk chern zu finden sind, um Verzer- tionsschwankungen auf die rungen minimal zu halten. Da de- Schwingspule auf ein Minimum RAUM UND ren Widerstand höher liegt als bei begrenzen. Das Ziel dahinter: Verzer- AUFSTELLUNG Spulen aus laminiertem Stahl oder rungen und Intermodulation durch das Raumgröße solchen mit Ferritkern, passte Fink die Motorsystem so weit wie möglich zu kmg mg Akustik Tiefmitteltöner in der Impedanz an, um verringern. Als Schwingspulenträger eine Kompensation zu erzielen. Bei alle- nutzt Wharfedale mit Epoxy-Glasfaser- tah ahAufstellung dem achtete Fink auch auf einen unkriti- Verbundwerkstoff eine in dieser Klasse schen Impedanzverlauf, um die Box nicht alltägliche Lösung, die Wirbelströ- dwf f röhrentauglich zu machen. me vermindern und eine höhere Belast- Zudem steht der Essener Konstruk- barkeit ermöglichen soll als bei einem Frei aufstellen, Brillanz teur bekanntlich auf einen schnellen, durch Anwinkeln zum Hörer Aluminiumspulenträger. Laut Wharfe regeln, Akustik neutral, sauberen Bass – den wollte er auch der dale ist diese Konstruktion auch stabiler Hörabstand ab 2,5 m. Diamond 12.4 angedeihen lassen. Von Die Aufschlüsselung der Symbole als der verbreitete Kapton-Spulenträger. finden Sie auf Seite 130. solchen Anstrengungen bekommt der Die 2,5-cm-Kalotte besteht aus ei- Benutzer von außen nichts zu Gesicht. nem gewebten Polyesterfilm mit einer dämpfenden Beschichtung. Um breite Streuung und minimale Kompression zu MESSLABOR erreichen, optimierte Wharfedale das Magnetsystem und legte die Frontplat- te flach aus, sodass die Kalotte mög- lichst freisteht. Nur ein sehr kurzer Waveguide-Kanal auf der Frontplatte sorgt für einen Schalldruckpegel-Boost. Dank Finks Kniffen bei der Treiber konstruktion frohlockt der Hersteller, dass die Diamond-12-Serie neue Maß- Die Wharfedale musiziert mit leichter Bassbetonung (ca. 4 dB bei 100 Hz), ansonsten stäbe setzen soll. Damit die Neukon verläuft ihr Frequenzgang ausgewogen. Die nahe beieinanderliegenden Winkel-Fre- struktionen auch perfekt zusammen quenzgänge zeugen von einer homogenen Schallabstrahlung. Die Maximallautstärke spielen, wurde der Frequenzweiche bei im Grundton beträgt 100 dBSPL, im Bass sind sogar 105 dBSPL drin. Rund 100 Watt an 4 Ohm genügen der Wharfedale zum Maximalpegel. AUDIO-Kennzahl 73. der Entwicklung hohe Aufmerksamkeit 30 www.audio.de ›12 /2020
Lautsprecher › STANDBOX FORTSCHRITTLICH: Die Tiefmitteltöner enstanden von der Membran bis zum starken Antrieb am Computer. Entwickler Karl-Heinz Fink greift stets zu modernsten Methoden. STECKBRIEF WHARFEDALE DIAMOND 12.4 Vertrieb IAD Tel. 0800 2345007 www. audiolust.de Listenpreis 900 Euro Garantiezeit 5 Jahre sivität absolut nichts anbrennen. Der Maße B x H x T 20 x 115,5 x 35 cm Bass wirkte reichlich satt im Bereich um Gewicht 22,4 kg Furnier/Folie/Lack – /• /• 100 Hz und bot gleichzeitig zünftigen Farben Weiß, Schwarz, Walnuss u.a. Tiefgang. Damit vermochte es die Dia- Arbeitsprinzipien Bassreflex Da kann man die Bi-Wiring-Terminals auf mond 12.4, ein mitreißendes Rhythmus- Raumanpassung – Besonderheiten Vergoldete Bi-Wiring-Klemmen der Rückseite mit ihren soliden vergolde- gefühl mit akustischen Drums wie mit ten Anschlüssen und den ebenfalls ver- Elektrobeats zu vermitteln und besaß AUDIOGRAMM 12/2020 goldeten Metallbrücken als vertrauens- gleichzeitig das Fundament, um mit Åimpulsiver, präziser Ífür Freunde luftig-ätheri- bildende Maßnahme sehen. mächtigen Kesselpauken bei Klassik- Lautsprecher mit scher Klänge nicht ganz ideal Freunden zu punkten. anspringendem Sound Neutralität (2x) 80 KLINGT VERTRAUT Flapsig ausgedrückt, könnte man die Detailtreue (2x) 80 Im Hörtest gaben wir uns mit Single- Britin als Verkörperung eines Deut- Ortbarkeit 85 Räumlichkeit 85 Wiring an zwei unterschiedlichen Ver- schen namens Hans Dampf bezeich- Feindynamik 85 stärkern zufrieden. Wir hörten die nen. Wer allerdings auf eine extrem luf- Maximalpegel 80 Bassqualität 85 Wharfedale Diamond 12.4 sowohl am tige und weiträumig breite Bühnendar- Basstiefe 80 neuen Denon PMA-A110 (Test in diesem stellung steht, der muss angesichts des Verarbeitung gut Heft) als auch an unserer Hörraum-Refe- stürmischen, direkten Charakters der KLANGURTEIL 82 PUNKTE renz T+A PA 3100 HV. Diamond 12.4 gewisse Abstriche in PREIS/LEISTUNG ÜBERRAGEND Unabhängig von diesen 3500 respek- Kauf nehmen. Trotzdem wussten Plasti- tive 18 000 Euro teuren Antrieben offen- zität, Auslotung der Tiefe des Raums FAZIT barte der neue Lautsprecher aus dem und die Stabilität der Abbildung zu über- altehrwürdigen britischen Haus Wharfe zeugen. Und auch beim entscheiden- Stefan Schickedanz dale eine Charakteristik, die Kenner der den Punkt Neutralität war hier alles im AUDIO-Mitarbeiter Szene unweigerlich mit dem deutschen grünen Bereich. Mit ihrer natürlichen Tausendsassa Karl-Heinz Fink verbin- und differenzierten Stimmwiedergabe den. Soll heißen, die Performance der empfiehlt sich die neue Wharfedale Den Spagat zwischen Party-Box schlanken Standbox bot gehörigen Drive Diamond 12.4 ganz besonders für alle und einem Vehikel zum ernst und ließ in Sachen Timing sowie Impul- Gesangsliebhaber. haften Musikhören beherrscht die Wharfedale Diamond 12.4 mit Bravour. Als jemand, der die Werke von Altmeister Karl-Heinz Fink gute 30 Jahre lang in HiFi- Hörtests erleben durfte, sehe ich die Abstimmung der neuen Wharfedale Diamond 12.4 aller- dings eher in einer Linie mit anderen „Fink-Boxen“ als mit ihren direkten Vorgängern der vorherigen Diamond-Serie. RÜCKENWIND: Wharfedale verlegt das Bassreflexrohr mit LEICHT UND STEIF: Rippen versteifen seinem beachtlichen Durchmes- die aus Polypropylen und Mica gefertigten ser auf die Rückseite der Box. Konus-Membranen zusätzlich. 32 www.audio.de ›12 /2020
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