IPCC AR5 Gletscher im Klimawandel - Bachelorseminar 2014 Felix Gödde
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Inhalt: 1. Motivation 2. Infos rund um den Gletscher 3. Messmethoden 4. Beobachtete Veränderungen 5. Gletschersterben – Zukunftsprognose 6. Kernaussagen des IPPC AR5
Warum sind Gletscher wichtig? • Wirtschaftsfaktor – Skigebiete, Sommertourismus • Erosion – Gletscher stabilisieren den Berg • Beitrag zur Meeresspiegelerhöhung – Gefährdung von Küsten- und Inselregionen • Wasserversorgung – Süßwasserspeicher, speist Flüsse • Wichtiger und sensibler Klimaindikator
Definitionen • Der Gletscher – Eismasse aus Schnee entstanden die sich eigenständig bewegt • IPCC Bericht – Gletscher + Eiskappe = „Gletscher“ – Tal- , Berg- , Kalbende- und kleine Gletscher • Eiskappe (Plateaugletscher) – Bedeckt festes Land kleiner als 50.000 km2
Funktionsprinzip eines Gletschers Massengewinn (+) und Einfaches Gletschermodell Massenverlust (-) • Fester (+) und flüssiger(+/-) Niederschlag • Lawinen (+/-) • Schmelzen (-) • Sublimation (-) • Kalben (-)
Aktuelle Daten • Daten aus RGI 2.0 (Randolph Glacier Inventory) Stand 2013 – rund 170.000 Gletscher weltweit – Bedeckte Fläche von 730.000 km2 (~ 2x Fläche Deutschlands) – Gesamtmasse zwischen 114.000 und 192.000 Gt (likely 66-100%) – Meeresspiegeläquivalent 314 – 529 mm
Messmethoden zur Untersuchung verschiedener Gletschereigenschaften • Glaziologische Zeitrechnung • Längenänderung • Flächenänderung • Volumen- und Massenänderung
Das Glaziologische Haushaltsjahr • Zeitraum: 1. Oktober bis 31. September • Akkumulationsperiode – Oktober bis Mai Massengewinn • Ablationsperiode – Mai bis September Massenverlust • Bilanz am Ende des Haushaltsjahres
Bestimmung von Längenänderungen • Allgemeines – 500 regelmäßig welweit beobachtet – Global koordinierte Messungen seit 1894 • Methoden – In-Situ Messungen – Luft- und Satellitenbilder – Rekonstruktion: alte Karten, Gemälde, Datierung von Moränen (Radiokarbonmethode) 3500 Jahre
Bestimmung von Flächenänderungen Methoden 1. Wiederholte Satellitenmessungen(Bilder) gute Abdeckung aber kurze Zeitreihen (40 Jahre) 2. Rekonstruktion bis zu 150 Jahre Luftfotografie, alte Karten Kartierte und datierte Moränen
Bestimmung von Volumen- und Massenänderungen Methoden: 1. In-Situ Messung – Direkte Bestimmung der Massenbilanz – Nur 37 vollständige Zeitreihen von über 40 Jahren
Vorbereitungen für ein Messungen zur neues Haushaltsjahr Wintermassenbilanz (Anfang Oktober) (Anfang Mai)
2. Änderung der Oberflächenhöhe – Luftbilder – ICESat Messungen (Ice, Cloud and Land Elvation) – Geodätische Vermessung Erstellung von 3D Modellen Volumen Eisdichte Masse Dichtedaten begrenzt Fehlerquelle 3. Gravimetrie (seit 2003) – GRACE Mission (Gravity Recovery and Climate Experiment) – Geeignet für große Eisflächen
Beobachtete Gletscherveränderungen (regional und global) • Länge • Masse und Volumen
Längenänderungen • Deutliche Variabilität – Verschiedene Adaptionszeiten (größenabhängig) – Lokal differierende Bedingungen (z.B. Schuttbedeckung) – Größenordnung 5-20 m Verlust pro Jahr in mittleren Breiten – In Einzelfällen bis 100m pro Jahr • Insgesamt global homogener Rückzugstrend
Kumulative Längenänderung (IPCC, AR5) • Erstellt aus In-Situ Messungen • Zusätzliche Messpunkte aus Rekonstruktion • Messpunkte mit geraden Linien verbunden • Rückgang seit Mitte des 19. Jh (kleine Eiszeit)
Volumen- und Massenänderung • AR4: Extrapolation von In-Situ Messungen • Verbesserungen in AR5: – Assimilation geodätischer Volumenmessungen • konsistentere Abdeckung • Bessere Repräsentation kalbender Gletscher – Nahezu Vollständige Gletscherinventar (RGI) • „Medium Confidence“ bei regionalem und Globalem Massenverlust (Unsicherheiten)
Fehleranalyse: Gardner et al. 2013 • Periode 2003-2009 • GRACE vs. ICESat – Geringe oder zerstreute Eisbedeckung Fehler bei GRACE • In-Situ vs. ICESat – In-Situ Messungen tendenziell in Sub-Regionen mit überdurchschnittlichem Eisverlust
Globaler Massenverlust (IPCC, AR5)
Fazit • Globales Gletscherschrumpfen (high confidence, robust evidence) • Verstärkter Eisverlust in letzten 20 Jahren (likely) • Fließgeschwindigkeit global verlangsamt • Akkumulationsflächen zu klein für aktuelle Gletschergröße Gletscher im Ungleichgewicht mit aktuellem Klima künftiges schrumpfen ohne Erwärmung!
FAQ: Werden Gletscher in Bergregionen verschwinden? Diskussion am Beispiel des Aletschgletschers • Gleichgewichtsmodell • Aletschgletscher
Einflussfaktoren auf künftige Gletscherentwicklung • Größe bedingt Adaptionszeit • Höhenregion • Verteilung der Fläche mit der Höhe • Oberflächencharakteristiken (z.B. Schuttdecke) • Topographische Bedingungen – Exposition, Gefälle • Zukünftige Klimaentwicklung
Einfaches Gleichgewichtsmodell • Große Zeitskalen lokale Details spielen geringere Rolle genaue Modellrechnungen • ELA (Equilibrum Line Altitude) abhängig von Temperatur und Niederschlag • Drei verschiedene Gletschertypen • Gleichgewicht mit Klima
„Schnelle“ Klimaerwärmung • ELA steigt an • Gletscher im Ungleichgewicht • Äderung von Akkumulations- und Ablationsfläche
Anpassung an neue Klimabedingungen • Gletscher wieder im Gleichgewicht • Ablationsfläche angepasst • Volumen und Länge geschrumpft
Paper: Modelling the retreat of Grosser Aletschgletscher, Switzerland, in a changing climate (Jouvet et al. 2011) Der Große Aletschgletscher • Lage: Wallis, Schweiz, 100km südl. von Bern • Länge: 23.2km Fläche: 83km2 (1999) • Volumen: rund 15km3 • Höchster Punkt: 3800 m • Maximale stärke der Eisdecke: über 800 m
Klimaszenarien Modellrechnung Jouvet et al. (2011) Tab 1.
Szenario ENSmed • 90% Volumenverlust (16,4 km3) • Verlust der gesamten Zunge • Gletscherrest auf über 3300m (2100)
Szenario 2DEG • 66% Volumenverlust(12,3 km3) • Rückzug um 9km (2100)
Szenario MP20 (Mittel 1989-2008) • 41% Volumenverlust (7,6 km3 ) • Rückzug um 6km (2100)
Antwort • Schicksal des einzelnen Gletschers von spezifischen Charakteristika abhängig • Weitere werden verschwinden falls ELA über Berggipfel gestiegen ist oder es noch tun wird • Andere Gletscher werden Großteil ihrer Masse verlieren aber weiter existieren • Manche werden sich möglicherweise nicht verändern ( Karakorum)
Kernaussagen IPCC AR5 • Seit AR4 sind nahezu alle Gletscher weltweit in Länge, Masse und Volumen geschrumpft • Hauptverursacher des Meeresspiegelanstiegs • 2003-2009 verursachten Regionen 1, 3-5, 13- 15 und 17 80% des globalen Massenverlusts • Unsicherheiten bleiben groß (Messmethoden, Antarktische Gletscher) • Gletscher mit aktuellem Klima im Ungleichgewicht zukünftiger Rückgang
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