Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti - ev ...

Die Seite wird erstellt Greta Rothe
 
WEITER LESEN
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

Wir sind zusammen, über alle Grenzen hinaus,
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

WOCHENSPRUCH
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit
wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
(1.Petrus 1,3)

Lied: Christ ist erstanden (EG 99)

Psalm 116
Du hast meine Seele vom Tode errettet,
und meine Tränen getrocknet, Halleluja!
Ich liebe und preise dich, Gott,
du hörst auf meine Stimme.
Du neigst dein Ohr zu mir
und vernimmst selbst das, was ich noch gar nicht gesagt habe.
Darum wage ich es,
und wende mich zu dir im Gebet.
Ich will dich anrufen mein Leben lang.
Die Stricke des Todes hatten mich schon gefangen,
die Schatten der Unterwelt waren schon auf mich gefallen.
Ich war in Jammer und Not geraten.
Aber als ich zu dir rief,
da rettetest du mich wie durch den Tod hindurch.
Du bist gnädig und gerecht,
voller Liebe und Barmherzigkeit.
Du kümmerst dich um mich
wie eine Mutter um einen Säugling.
Bei dir darf ich schwach sein,
du hilfst mir und machst mich wieder stark.
Du hast meinen Fuß mit starker Hand vor dem Straucheln bewahrt.
Darum ist meine Seele voll Dank,
darum werde ich vor dir wandeln
und im Lande der Lebendigen bleiben immerdar.
Du hast meine Seele vom Tode errettet,
und meine Tränen getrocknet, Halleluja!

GEBET
Du Gott des Lebens,
wir kommen heute zu dir mit unseren Fragen und Sorgen.
Wir kommen mit unseren Zweifeln.
Wir bitten dich,
schenke uns Augen, die recht sehen,
Hände, die begreifen,
und Finger, die den Sieg des Lebens ertasten.

                                       Seite 1
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

Wir bitten dich,
hilf uns dir zu vertrauen,
wehre unserem Zweifel
und lass uns trotz allem glauben.
Dies bitten wir im Namen deines Sohnes Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und Leben schenkt in Ewigkeit.
Amen

Schriftlesung: Johannes 20, 24-29
24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als
Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen.
Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und
lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's
nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und
Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt
mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas:
Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und
lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas
antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm:
Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch
glauben!
Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren, Halleluja.

Halleluja

MEDITATION
Thomas, ich kann dich gut verstehen.
du kannst nicht einfach glauben.
Du willst mit eigenen Augen sehen,
mit deinen Händen fühlen,
im Herzen spüren.
Thomas, ich kann dich gut verstehen,
du kannst den Worten der anderen nicht einfach glauben.
Du willst dich selbst vergewissern,
willst das Unbegreifliche begreifen,
den Sieg des Lebens mit allen Sinnen empfinden.
Thomas, ich kann dich gut verstehen;
auch mir fällt es schwer, zu glauben ohne zu schauen,
auch ich kann kaum erfassen,
dass der Gestorbene nicht im Tode geblieben ist.
Auch mich quälen Fragen und Zweifel.
Thomas, wie gern würde ich wie du verstehen.
Du darfst mit eigenen Augen das Unglaubliche sehen.
Du darfst deine Finger in die Wunde legen,
mit eigener Hand die Spuren des Todes ertasten
und zugleich den Sieg des Lebens spüren.

Lied: Wir wollen alle fröhlich sein (EG 100)1-5

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott…

                                        Seite 2
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

Liebe Gemeinde,

Ostern ist wahrscheinlich kein besonders gutes Fest für Feiglinge. Man braucht
schon ziemliches Durchhaltevormögen, um bei allem Elend die Hoffnung und den
Glauben an die Auferstehung zu behalten.

Daran erinnern uns auch die Worte aus dem ersten Brief des Petrus im 1. Kapitel:
Lesung: 1. Petrus 1,3-9

 3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner
großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die
Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und
unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch,
5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die
bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. 6 Dann werdet ihr euch
freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei
Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde
als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre,
wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch
lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen
mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens
erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
„Ich glaube nur, was ich sehe“, tönt Herbert, nennen wir ihn mal so … wieder einmal,
Herbert. Wann immer er mich trifft oder jemand auf Gott zu sprechen kommt,
sprudeln diese Worte aus ihm heraus. Dabei kann das ja kaum stimmen.
Und man muss ihm entgegenhalten: „Herbert, wenn du nur glauben würdest, was du
siehst, dann müsstest du glauben, dass die Erde eine Scheibe ist. Oder hast du die
Erde schon mal aus dem Weltraum als Kugel gesehen? Hat er natürlich nicht. Er
glaubt ja auch das, was er gelernt hat, glaubt der Wissenschaft. Herbert ist nicht
doof, aber er kann beim besten Willen nicht sehen, wie die Welt aussieht oder wie sie
entstanden ist. Er glaubt, dass die Theorien vom Urknall und der Evolution stimmen.
Ich auch. Aber genau wissen tun wir es nicht, niemand weiß es. Es sind eben
Theorien. Wer nicht gerade Astrophysikerin ist, kann die Wahrscheinlichkeit dieser
Theorien kaum nachprüfen.
 Gerne bekommt man von Leuten wie Herbert unterstellt, dass man ja nur an Gott
glauben würde, damit man nicht so viel nachdenken muss. Was auch immer wir
gläubige Menschen nicht verstehen oder verstehen wollen, könnten wir ja bequem
dem Herrgott in die Schuhe schieben und dann hätten wir unsere Ruhe.
Dabei ist Herbert einer, der nicht so gerne nachdenkt, zumindest nicht über Religion.
Denn auch Glauben geht nicht, ohne darüber nachzudenken – am besten
miteinander im Gespräch und der Diskussion. Sonst könnte sich tatsächlich jeder
sein eigenes wirres Zeug zusammenglauben: Elvis lebt. Die Erde ist eine Scheibe. In
Physik schreibe ich nur Fünfen, wenn ich meine Glücksunterhose nicht anhabe.
 Darum gibt es auch den Religionsunterricht oder den Konfirmandinnenunterricht: Es
geht nicht ums Auswendiglernen oder Nachplappern frommer Sprüche, sondern ums

                                         Seite 3
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

Nachdenken, gerade über den Glauben. Und das Nachdenken kann zum Glauben
führen. auch zum Glauben an die Dinge, die man nicht sieht: Die Liebe. Die Würde.
Der Trost. „Herbert“, denke ich, „es wäre klüger, wenn du mehr glauben würdest, was
du nicht siehst.“
„Ich glaube nur, was ich sehe.“ – behauptet auch Thomas, von dem wir vorhin gehört
haben. Wo hat der sich eigentlich herumgetrieben? Alle Apostel sind da, nur Thomas
nicht. So …, und nun hat er wieder alles Wichtige verpasst: Jesus – der
Auferstandene – erscheint bei den Jüngern zu Hause. Sie alle können es sehen.
Dabei haben sie es vielleicht auch so schon spüren können, und sie haben den
Frauen geglaubt, die davon berichtet hatten.
Aber ausgerechnet „Ich-glaube-nur-was-ich-sehe-Thomas“ glänzte durch
Abwesenheit. Also bekommt er seine persönliche Vorher-Nachher-Show, die er
einfordert: Jesus kommt zu ihm und zeigt ihm seinen geschundenen Körper –
Narben, Fleischwunden, Striemen.
Dabei stellen wir uns den auferstandenen Jesus doch eher unversehrt, ohne
Wunden vor, er hat ja schließlich den Tod überstanden. Wie auch immer: Es ist
anders: die Wunden sind zu sehen – Thomas muss sie natürlich auch noch
anfassen, weil, wie gesagt, er glaubt nur, was er sieht oder fühlt.
Thomas sieht und fühlt. Aber manchmal, wenn es drauf ankommt ist er nicht da:
Nicht bei der Auferstehung, nicht am Karfreitag, nicht unter dem Kreuz. Wo ist
eigentlich Thomas, wenn es wichtig wird? Irgendwo…
Und dann steht er da, tönt herum: Ihr seid doch alle Spinner. Ich glaube nur, was ich
sehe! Los, liefert mir Beweise … aber eindeutige!
Zu fragen bleibt: Hat die Begegnung mit dem Auferstandenen seinem Glauben auf
die Beine geholfen? Und wenn ja, wie? Hilft Thomas hier das Sehen und Fühlen?
Das glaube ich nicht, ich vermute etwas Anderes: aus Beweisen entsteht kein
Glaube! Welche Beweise dafür, dass der Tote lebendig ist oder dass Gott existiert,
kann ich denn gelten lassen.
Wer nicht an Gott glaubt oder die Auferstehung, hält jeden möglichen Beweis für
Betrug.
Was Thomas hier geschieht, ist seine eigene Auferstehung, sein eigenes Ostern. Die
Auferstehung seines Glaubens. Er war tot und wird lebendig … nicht vom Sehen
eines bekannten Gesichtes … nicht vom Fühlen einer Narbe.
Der leblose Glaube lebt auf – durch die Nachricht der anderen: Er war hier bei uns!
Thomas‘ Glaube lebt auf durch die Begeisterung der Gläubigen. Er sieht, was sie
sehen, was sie begeistert, was sie verändert hat, was sie beseelt. Er spürt, was sie
spüren.
So ist Thomas einer von uns … noch 2.000 Jahre danach. Ich sehe, was sie damals
sehen. Ich spüre, was sie spüren. Du Thomas in uns: es tut der Seele gut, wenn du
wieder glaubst, was du nicht siehst.

                                        Seite 4
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

„Ich glaube nur, was ich sehe!“ – Petrus sieht das auch so. Das macht der Predigttext
deutlich: Glaubende sind „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“, die sich
darauf gründet, dass Jesus auferstanden ist. Das ist es, was er, was Petrus sieht.
Die lebendige Hoffnung.
Darüber gerät der noch ein paar Tage davor Jesus verleugnende Petrus ganz aus
dem Häuschen. Er schreibt einen Brief an die Jesus-Freunde voller Begeisterung.
Ja, auch Petrus glaubt nur, was er sieht. Und was er sieht, lässt ihn jubeln und
dankbar sein. Er sieht die Not, die kleine Zeit der Traurigkeit seiner Freundinnen und
Freunde, wie er es beschreibt – er ist Realist.
Aber er glaubt, weil er sieht. Er sieht, dass der Glaube nicht mit den Händen zu
begreifen ist – auch nicht mit dem Verstand allein. Petrus ist ein wenig wie der kleine
Prinz – er sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen
unsichtbar.
 Für unser Leben brauchen wir unsere Sinne und auch ein bisschen Verstand. Das
hilft sehr, den Horizont zu erweitern – in jeder Beziehung.
Aber die lebendige Hoffnung, dass mein Leben im Kern und in der Ausdehnung
weder begriffen noch vermessen werden kann, das ist Herzenssache.

„Ihr liebt Gott … und habt ihn nie gesehen.“ Diese Liebe bringt die volle Rettung.
Diese Liebe ist die Erprobung des Glaubens. Aber glücklicherweise schwärmt Paulus
nicht von heilloser Überforderung, sondern eher von einem kleinen, kostbaren Schatz
des Glaubens: vom Liebhaben und vom Vertrauen, dass Gott auch die Not sieht.
 Ich glaube nur, was ich sehe. – Herbert, Thomas, Petrus. … Du, Sie, ich. Wir
glauben nur, was wir sehen, das ist ein Glaubensbekenntnis – ein österliches
Glaubensbekenntnis.
Und was Du und Ich sehe ist eine lebendige Hoffnung … sie war tot … sie sieht
krank aus … ich sehe eine lebendige Hoffnung … nicht mit Augen. Ich begreife sie
nicht mit Händen oder meinem Verstand. Doch ich sehe … Gott sei Dank, der uns so
viel mehr Empfinden gegeben hat. Amen.
Und der Friede…
Lied: 552, 1-5 Einer ist unser leben

FÜRBITTEN
Du Gott des Lebens,
du hast deinen Sohn, Jesus Christus, nicht im Tode gelassen,
sondern auferweckt, damit auch wir leben.
Wir danken dir, dass durch die Kraft der Auferstehung
der Stachel des Todes besiegt ist.
Wir bitten dich, lass uns den Sieg des Lebens spüren
und die Kraft der Auferstehung erfahren.
Wir bitten dich für offene Ohren,
die die Hinweise des Lebens verstehen und recht deuten.
Wir bitten dich für wache Augen,
                                        Seite 5
Gottesdienst zum Mitnehmen am 11.4.2021 Quasimodogeniti

damit wir die Spuren der Auferstehung auch in unserem Leben
finden.
Wir bitten dich, dass wir den Wert des Lebens begreifen
und es mit unseren Händen schützen und bewahren.
Wir bitten dich, dass wir den Geruch des Lebens wahrnehmen
und mit unserer Kraft dazu beitragen, es zu erhalten.
Und wir bitten dich, dass wir die Frucht deiner Auferstehung
schmecken
in jedem Brot, das wir essen, und in jedem Schluck, den wir trinken.
Du Gott des Lebens,
du hast deinen Sohn, Jesus Christus, nicht im Tode gelassen,
sondern auferweckt, damit auch wir leben.

Vaterunser
.
Lied: EG 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
Segen
So segene und behüte und bewahre euch,
Gott der Barmherzige und Allmächtige,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

                                        Seite 6
Sie können auch lesen