Gründonnerstag & Karfreitag 2021 - Ev. Kirchengemeinde ...
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Gründonnerstag & Karfreitag 2021 Texte, Gebete, Impulse für den Gottesdienst zu Hause Pfarrer Friedemann Knizia "Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR." (Psalm 111,4) Im Namen Gottes, des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Mit einem Mahl Psalm 111 Uwe Seidel Die Nachricht dringt in mein Ohr: Groß sind die Werke des Herrn. Mit Brot und Wein verändert er die Welt und stiftet ein Gedächtnis, in dem er lebendig ist. Mit einem Zeichen seiner Liebe erneuert er die Verbindung zwischen sich und denen, die ihm verbunden sind. Mit Brot und Wein stärkt er unseren Glauben, bewahrt er unsere Liebe, beschützt er unsere Hoffnung. Mit einem Mahl verwandelt sich unsere Selbstsucht in Fürsorge, mit einem Mahl erfahren wir ein neues Bewusstsein: Der Glanz der Mächtigen verteilt sich auf das ganze Volk, die Barmherzigkeit gilt als neues Handlungsmotiv; der Überfluss der einen wird zum gerechten Ausgleich für die anderen; die Nahrung reicht aus für alle. Jeder kommt zu seinem Recht, keiner kommt mehr zu kurz, jeder bekommt reichlich; niemand kommt mehr um, kein Mensch hungert mehr. Mit einem Mahl – verändert ist die Welt. (Hanns-Dieter Hüsch, Uwe Seidel: Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage)
TAGESGEBET Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, VELKD Du lädst uns zu deinem Mahl, Jesus. Wir strecken die Hände nach deinem Brot aus. Brot des Lebens ist dieses Brot. So soll es sein: Brot des Lebens für die ganze Welt - Brot für die Hungernden, Brot für die Verzweifelten, Brot für die, die in Angst gefangen sind, Brot für die, denen der Boden unter den Füßen wegbricht. Brot für die, denen die Kräfte schwinden. Brot für die Kranken, für die Verletzten, für die Gefangenen. Du bist das Brot. Teile du selbst dich aus und erbarme dich. Du lädst uns zu deinem Mahl, Jesus. Du teilst mit uns den Kelch. Du füllst uns den Becher mit Heil. So soll es sein: Der Kelch des Heils für die ganze Welt - Heilung für die, die schuldig wurden. Heilung für die, die sich versöhnen lassen. Heilung für die Opfer. Heilung, damit die Freudenfeste des Todes aufhören. Heilung, damit endlich Frieden wird. Heil und Leben für deine Gemeinde, für dein Volk Israel, für unsere Kinder. Du bist das Leben. Teile du selbst dich aus und erbarme dich. Heute, in diesen heiligen Tagen und an allen Orten dieser Welt. Amen. LIED EG 98 Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt. Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn – Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. PREDIGTEXT Matthäus 26, 17-30 DAS ABENDMAHL Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s? Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es. Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Gründonnerstag & Karfreitag 2021 Impuls zum Predigttext- Friedemann Knizia Es ist wahrscheinlich so etwas wie eine innere Zerreißprobe, dieser letzte Abend Jesu, der Abschiedsabend von seinen Freunden. Wie die kleine Runde ihren Festsaal findet, ist schon ungewöhnlich. Aber, was und wie dann gefeiert wird, das hat etwas Vertrautes und Gewohntes; es folgt den traditionellen Abläufen des jüdischen Passahfestes: das Erinnern an die Befreiung aus der ägyptischen Fronarbeit, die Gebete, der Wein, das Brot, der Segen. Vertraut und verlässlich, verbindend und bergend, ein Erleben tiefer Zusammengehörigkeit in der familiären und freundschaftlichen Festrunde und genauso im großen Strom der Tradition des jüdischen Volkes. Erst im Rückblick auf diesen Abend werden Zwischentöne und Differenzen spürbar. Jesus gestaltet an diesem Abend eine Atmosphäre besonderer Nähe, dichter Intimität und herzlicher Vertrautheit – und gleichzeitig liegen Abschied, Vertrauensbruch und ein Weg in bedrohliche Einsamkeit und quälende Gotteszweifel in der Luft. Unter der Geborgenheit des Festes werden Bruchlinien sichtbar: der Lieblingsjünger mit dem Gestus der Zärtlichkeit sitzt am Tisch – und genauso der kühl mit den Silberstücken kalkulierende Verräter. Es wird das Leben gefeiert – und die Schatten der Todesahnung vorausgeworfen. Es erklingt die großartige alte Geschichte der Befreiung aus Ägypten – und es wird visionär das Reich des Vaters in den Horizont gezeichnet. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft beieinander auf dem Höhepunkt eines
gemeinsamen Weges – und doch ist einer schon einen Schritt weiter, im Übergang auf einen Weg, den er nur alleine gehen kann. Es ist die Ursprungsgeschichte unserer Abendmahlsfeier. Wir haben in den letzten Jahrzehnten verstehen und schätzen gelernt, wieviel jüdische Gottesgewissheit und Freiheitsliebe in dieser neutestamentlichen Erzählung vom Abschiedsmahl leuchtet. Aber in der dichten Reihenfolge der Festtage von Gründonnerstagabend bis zum Ostermorgen prägen noch weitere Erinnerungen und Erwartungen unser inneres Erleben. Und in der Feier des Abendmahls werden sie in uns wach und lebendig: Die Christusverbundenheit. Die Gemeinschaft im Kirchraum mit Vertrauten, Unterschiedlichen und Fremden. Die Brennpunkte unserer Lebensgeschichte. Die Erinnerung an den Glanz der Feste und an die Trauerstrecken des Lebens. Im Abendmahl, wenn wir Brot und Wein teilen, wird die Grundstruktur unseres Lebens verstehbar. In Brot und Wein materialisiert sich, was wir zum Leben brauchen: Festfreude, Erinnerung und Wegzehrung. Und so lese und höre ich die Abendmahlserzählung jedes Jahr aufs Neue als ein Echo auch meines eigenen Lebens. Ich spüre die Widersprüchlichkeit und die Bruchstückhaftigkeit meines Lebens. Ich erinnere die Zerreißproben mancher Entscheidungen. Ich muss akzeptieren, dass nicht jede Lebensbilanz glatt aufgeht. Ich bin nicht gefeit gegen die Abschiede, die Sterben, Konflikte und der Lauf der Zeit mir auferlegen. Ich weiß, dass Übergänge zum Leben dazugehören, dass es schon mal gilt, loszulassen und aufzubrechen. Und ich spüre, wie Brot und Wein zur Wegzehrung werden. Christus. Für mich. Mut zum Leben. In den Anforderungen des Lebens erwachsen mir neue Kräfte. Ich lasse die Hoffnung nicht sinken. Ich wage Neues. Ich weiß mich gehalten und spüre Geborgenheit. Es gibt eine bleibende Verbundenheit mit Menschen. Ich sehe rückschauend Sinn auch in einigen rätselhaften Wegkreuzungen. Ich glaube, dass aus einer anderen, höheren Perspektive, auch das Bruchstückhafte meines Lebens letztendlich nicht auseinanderfällt. Jede und jeder von uns hat hier die je eigenen Erinnerungen und Erfahrungen. Am Abendmahlstisch wird dies wahrhaftig als Brot des Lebens und als Kelch des Heils. Und also vermissen wir dies einmal mehr schmerzlich. Die Kirchentüren bleiben schon wieder geschlossen. Trotzdem: Öffnen Sie in diesen Tagen ganz bewusst den Wein und teilen das Brot. Lesen Sie die Abendmahlgeschichte vor oder sprechen Sie den Lobpreis. Und spüren sie diesem unauflöslich geheimnisvollen Ineinander von Festtag und Wegzehrung nach. Oder Sie schauen am Ostermorgen bei der Petrikirche oder der Stephanuskirche vorbei und lassen sich aus dem Osterbrotkorb beschenken. So oder so. Die Ursprungsgeschichte von Passah und Abendmahl ist ja nicht gebunden an sakrale Räume, sondern an das Erinnern und Feiern im familiären Raum der Hausgemeinschaft. In Köln seit 1700 Jahren. LIED EG 667 Wenn das Brot, das teilen als Rose blüht 1. Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, (Kehrvers) dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt, in der Liebe, die alles umfängt. 2. Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt
und die Not, die wir lindern, zur Freude wird, (Kehrvers) 3. Wenn die Hand, die wir halten, uns selber hält und das Kleid, das wir schenken, auch uns bedeckt, (Kehrvers) 4. Wenn der Trost, den wir geben, uns weiter trägt und der Schmerz, den wir teilen, zur Hoffnung wird, (Kehrvers) 5. Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist und der Tod, den wir sterben, vom Leben singt, (Kehrvers) LOBPREIS Gepriesen seist Du, Herr unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es uns zum Brot des Lebens werden Gepriesen seist Du, Herr unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Wein des ewigen Reiches werden. Wie die Körner, einst verstreut in den Feldern und die Beeren, einst zerstreut auf den Bergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so, Herr, lass Deine ganze Kirche bald versammelt werden von den Enden der Erde in Deinem Reich. VATER UNSER & SEGEN Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unser Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.
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