Grafiken des Monats 2. Halbjahr 2020 - BGF-Institut
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Eitel Sonnenschein? Hautkrebs – die Schattenseite der Sonne Grafik des Monats Juli 2020 Sommer, Sonne, Stimmungshoch. Am 20. Juni hat der kalendarische Sommer begonnen, die Sonne hat ihren Höchststand erreicht und scheint wieder mit aller Kraft. Und der Sonnenschein sorgt für Wohlbefinden und gute Laune, denn das Son- nenlicht fördert die Vitamin-D-Bildung und die Ausschüttung von Glückshormonen im Körper. Das Sommerwetter sollte man jedoch nur gut geschützt genießen: Ob im Schwimmbad, beim Sonnen auf dem Balkon oder beim Sport im Freien - Sonnenschutz ist ein Muss, denn mit jedem Sonnenbrand steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Die Entstehung bösartiger Hautveränderungen wird vor allem durch zu viel Sonneneinstrahlung begünstigt, also durch starke UV-Belastung und wiederkehrende Sonnenbrände. Dabei ist das Risiko für Kinder und für Menschen hellen Hauttyps besonders hoch; eine erbliche Komponente scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. Auch manche Chemi- kalien und Medikamente werden im Zusammenhang mit der Entstehung von Hautkrebs gesehen. In Deutschland erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs. Zwischen 2003 und 2018 hat sich nach Hochrechnungen der AOK Rheinland/Hamburg die Zahl der AU-Fälle aufgrund von Hautkrebs mehr als verdoppelt. Das Risiko, an Haut- krebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Da die Menschen im Durchschnitt immer älter werden, nimmt auch die Zahl der Betroffenen zu. Auch der Klimawandel ist einer der möglichen Gründe für den drastischen Anstieg, denn mehr warme Sonnentage bedeuten mehr Tage mit gesundheitsgefährdend hoher UV-Strahlung. Bösartiges Melanom (C43), sonstige bösartige Neubildungen der Haut (C44) Fälle je 1000 VJ 2 1,5 1 0,5 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 C43 C44 Ab dem Alter von 35 Jahren haben die Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg Anspruch auf die „Früherkennungs- untersuchung auf Hautkrebs“. Während des Check-ups wird gezielt nach Hautveränderungen gefragt und die Haut des gesamten Körpers untersucht. Laut Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung nutzen jedoch nur rund 30 Prozent der Anspruchsberechtigten das Angebot der Hautkrebs-Früherkennung. Das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung bietet Ihnen Maßnahmen an, mit denen Sie die Gesundheit Ihrer Beschäftigten gezielt fördern können. Wir stehen Ihnen auch mit digitalen Angeboten zur Verfügung – sprechen Sie uns gerne an! Petra Meisel Pappelallee 22-26 T 040 2390873-13 22089 Hamburg E petra.meisel@bgf-institut.de www.bgf-institut.de
Lockdown – Gift für die Seele? Grafik des Monats August 2020 Die mit der Coronavirus-Pandemie verbundenen Einschränkungen und Ängste stellen insbesondere für psychische labile Menschen eine große Herausforderung dar. Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperren und die Schließung vieler Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens haben die sozialen Kontakte über viele Wochen auf ein Mindestmaß reduziert. Alltägliche Routinen wie der Weg zur Arbeit oder Pausen im Kollegenkreis existierten plötzlich nicht mehr, dafür kamen jedoch neue, zum Teil sehr belastende Herausforderungen wie Homeschooling, Kinderbetreuung oder das Umsorgen älterer Menschen in der Familie hinzu. Bei Menschen mit Hang zu Depressionen können sich diese plötzlichen Veränderungen im Leben zusätzlich negativ auf ihre psychische Verfassung auswirken. Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten Formen psychischer Störungen und sind die häufigste Ursache für Suizide und Frühberentungen. Außerdem sind sie – nach den Rückenschmerzen – die Diagnose mit der höchsten Anzahl krankheitsbedingter Fehltage. Geschätzt leiden etwa 5,3 Mio. Menschen in Deutschland unter einer Depression. Krankheitsbedingte Ausfälle aufgrund von Depressionen haben sich bei den AOK-versicherten Beschäftigten im Rheinland von 2004 bis 2019 mehr als verdoppelt. Die rezidivierenden depressiven Störungen nahmen in diesem Zeitraum sogar um ein Dreifaches zu. Prozentualer Anstieg der Depressionen und der rezidivierenden depressiven Störungen 450 400 350 Rezividierende 300 depressive Störung 250 Depressive Episode 200 150 100 50 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Jan–Mai 2020 Die ersten Zahlen des Jahres 2020 (Jan–Mai) zeigen deutlich einen negativen Trend: sowohl bei den Depressionen als auch bei den rezidivierenden depressiven Störungen scheint es in Zeiten von Corona wieder einen deutlichen Anstieg zu geben. Mit Sicherheit kann man das erst am Ende des Jahres sagen, wenn alle Werte für 2020 vorliegen, aber momentan sprechen die Zahlen für sich. Die AOK Rheinland/Hamburg und das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung beraten Sie im Umgang mit psychisch gefährdeten Beschäftigten. Das Angebot reicht von Seminaren zur Sensibilisierung von Führungskräften bis zu Beratungen an Gesundheitstagen. Mit unseren (Online-) Seminaren unterstützen wir Sie dabei, Resilienz und Achtsamkeit ihrer Beschäf- tigten zu stärken sowie Glück und Sinnerleben greifbar zu machen. Zudem bietet das BGF-Institut psychisch gefährdeten Menschen Schulungen zum Stressmanagement und zur Burnout-Prävention an. Sprechen Sie uns gerne an! Nils Torsten Krüger Neumarkt 35-37 T 0221 27180-119 50667 Köln E nils-torsten.krueger@bgf-institut.de www.bgf-institut.de
Immer müde Schlafstörungen haben sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht Grafik des Monats September 2020 Gut schlafen und ausgeruht aufwachen: Für viele ist das selbstverständlich, für immer mehr Menschen ist das jedoch eine Wunschvorstellung. Etwa jeder dritte Erwachsene leidet unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Halten die Schlafprobleme länger als drei bis vier Wochen an und sind Leistungsfähigkeit und Tagesbefindlichkeit stark beeinträchtigt, spricht man von einer chronischen Schlafstörung. Nahezu jeder zehnte Erwachsene findet nachts keine Ruhe und ist am Tag müde und energielos. Dauerhafter Schlafmangel wirkt sich negativ auf den Organismus aus, insbesondere auf das Immunsystem, den Stoffwechsel, Herz und Kreislauf, aber auch auf das Gehirn – das Risiko für ernsthafte Erkrankungen steigt. Neben psychisch bedingten Schlafstörungen, verursacht durch beruflichen Stress, besondere Belastungssituationen, private Konflikte oder eine psychische Erkrankung wie zum Beispiel eine Depression, gibt es zahlreiche organische Ursachen für einen gestörten Schlaf. Die Fallhäufigkeit der Schlafprobleme organischen Ursprungs hat bei den AOK-versicherten Beschäftigten im Rheinland und Hamburg innerhalb der letzten 15 Jahre um das 3,5fache zugenommen. Anstieg der attestierten Schlafstörungen 2004-2019 Fälle je 100 VJ 2 1,5 1 0,5 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Organische Schlafstörungen G47 Psychische Schlafstörungen F51 Die häufigsten organischen Ursachen einer Schlafstörung sind Herz-/Kreislauferkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder Schädigungen von Niere, Leber und Lunge. Aber auch Schilddrüsenerkrankungen oder neurologische Diagnosen wie z.B. das Restless-Legs-Syndrom wirken sich oft negativ auf den Schlaf aus. In der Gruppe der Krankheiten des Nervensys- tems und der Sinnesorgane stehen organische Schlafstörungen auf Platz zwei der häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle und rangieren somit direkt hinter der Migräne. Bei Schlafproblemen, denen weder psychische noch organische Ursachen zugrunde liegen, sind die Gründe für den ge- störten Schlaf häufig im persönlichen Verhalten der Betroffenen zu finden. Müdigkeit und Schlaf werden stark vom Licht gesteuert. So hemmt die Helligkeit von Smartphones oder E-Book-Readern die Ausschüttung des Schlafhormons Mela- tonin. Auch der Konsum von Kaffee oder Alkohol sowie schwer verdauliche Speisen am Abend können die Schlafqualität beeinträchtigen. Das Einhalten regelmäßiger Schlafenszeiten, frische Luft im Schlafzimmer, eine bildschirmfreie Zeit vor dem Zubettgehen und das Erlernen von Abendritualen oder Entspannungstechniken können die Schlaffähigkeit verbes- sern, den Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisieren und somit ernsthaften Erkrankungen vorbeugen. Die Experten des BGF-Instituts bieten Ihnen und Ihren Beschäftigten Einzelberatungen, Impulsvorträge und Workshops zum gesunden Schlaf an. Sprechen Sie uns gerne an. Petra Meisel Pappelallee 22-26 T 040 2390873-13 22089 Hamburg E petra.meisel@bgf-institut.de www.bgf-institut.de
Gut gerüstet fürs Homeoffice? Grafik des Monats Oktober 2020 Für viele Berufstätige hat die Corona-Krise zu einer radikalen Veränderung ihrer Arbeitsbedingungen geführt. Abgesehen von flexiblen Arbeitszeitmodellen und Kurzarbeit fanden sich viele Beschäftigte zumindest für einen Teil der Arbeitszeit auf einmal in den eigenen vier Wänden statt wie gewohnt im Büro wieder. Auch der persönliche Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten konnte plötzlich nicht mehr stattfinden, sondern musste der digitalen Kommunikation weichen. Für die Beschäftigten bietet die Arbeit im Homeoffice neue Freiheiten, sie geht jedoch auch mit großen Herausforderungen einher: Selbstorganisation und persönliches Zeitmanagement sind dabei zentrale Elemente einer gesunden Work-Life- Balance. Ein weiterer oft unterschätzter Faktor für das reibungslose Arbeiten im Homeoffice ist die EDV-Ausstattung, denn nur mit dem passenden Equipment lassen sich die Arbeitsaufgaben erfolgreich umsetzen. Stellt der Arbeitgeber den Beschäftigten Diensttelefon und -laptop zur Verfügung? Gibt es Möglichkeiten, via Remote Desk- top-Verbindung oder Virtual Private Network (VPN) auf Dateien und digitale Arbeitsmaterialien zuzugreifen? Sind Tools zur digitalen Kommunikation im Team etabliert? Das BGF-Institut führt im Auftrag seiner Kunden regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durch. Sie dienen dazu, aus erster Hand wertvolle Informationen unter anderem über die Arbeitsabläufe, die Kommunikation, das Betriebsklima, die Stärken und Verbesserungspotenziale der Unternehmen zu erhalten. Im Jahr 2019 haben insgesamt 3.812 Personen an Mitarbeiter- befragungen des BGF-Instituts teilgenommen. Eine der zentralen Fragen beleuchtet die Zufriedenheit mit den Arbeits- mitteln, die den Beschäftigten vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. EDV-Ausstattung ausreichend 21% 25% 24% 12% 8% alle Arbeitsmittel vorhanden 42% 28% 19% 7% 3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% trifft zu trifft eher zu trifft teilweise zu trifft weniger zu trifft nicht zu Im Jahr 2019 zeigte sich, dass insgesamt 20% der Befragten ihre EDV-Ausstattung als wenig zufriedenstellend oder nicht ausreichend beurteilten. Diese Ergebnisse stammen noch aus Vor-Corona-Zeiten und es wurde nicht zwischen der EDV- Ausstattung im Büro und im Homeoffice unterschieden. Es ist anzunehmen, dass die Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrer EDV-Ausstattung zu Hause im Zuge von Corona noch geringer ausfällt. Steht ein ausreichend großer Computerbild- schirm zur Verfügung? Sind Webcam und Mikrofon für virtuelle Kunden- oder Teambesprechungen vorhanden? Gibt es im Homeoffice die Möglichkeit zu scannen? Neben den Herausforderungen einer improvisierten EDV-Umgebung kann auch eine wenig ergonomische Büroeinrichtung zu Hause gesundheitsgefährdende Belastungen verursachen. Mit unserem Online-Seminar Effizient im Homeoffice und der digitalen Ergonomie-Beratung ergo@work unterstützen wir Sie dabei, die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu stärken. Sprechen Sie uns gerne an. Dr. Dario Zaremba Neumarkt 35-37 T 0221 27180-127 50667 Köln E dario.zaremba@bgf-institut.de www.bgf-institut.de
Pflege am (Corona-)Limit Stark erhöhte Belastungen in Zeiten der Pandemie Grafik des Monats November 2020 Der Pflegeberuf hatte bereits vor Corona einen schweren Stand in Deutschland: Befragte Pflegekräfte geben schon seit vielen Jahren ein hohes Belastungsniveau an - gleichzeitig erhöht sich die Anzahl der unbesetzten Stellen in der Pflege- branche. Auch wenn Pflegekräfte ihren Beruf schätzen und als wichtigen Sinngeber bewerten, denken viele Beschäftigte aufgrund der hohen Arbeitsbelastung schon länger daran, sich beruflich zu verändern und aus der Branche auszusteigen. Wie veränderte sich die Arbeitsbelastung durch Corona? Um dieser Frage nachzugehen, haben Dr. Hower, Dr. Pförtner und Prof. Dr. Pfaff vom Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität Köln deutschlandweit 4.333 Pflegeeinrichtungen angeschrieben. 525 Führungskräfte standen für die Beantwortung der Fragen zur Verfügung. Belastungen in der Pflege 80% Angst um das Wohlergehen der Pflegebedürftigen 70% 60% Durchführen von Dienst- 50% besprechungen 40% Einnahmeausfälle 30% Hohe Erwartungshaltung 20% von Angehörigen 10% 0% Überbelastung der Mitarbeiter keine bis mäßige Belastung starke bis sehr starke Belastung Die Grafik bildet fünf der Hauptsorgen dieser Führungskräfte in Zeiten der Coronapandemie ab. Bei der Angst um das Wohlergehen der Pflegebedürftigen steht insbesondere die Sorge um die Vereinsamung der Bewohner im Fokus – Betretungsverbote haben dazu geführt, dass viele Menschen in Pflegeeinrichtungen wesentlich weniger Besuch ihrer Familien empfangen durften. Die Kontaktaufnahme zwischen Pflegekräften und Bewohnern ist, insbesondere bei demen- tiell veränderten Menschen, aufgrund des Mund-Nasen-Schutzes erschwert. Zudem kommt es durch wegfallende Dienst- besprechungen und verminderten Kontakt im Team verstärkt zu Kommunikationsproblemen und zu einer Verringerung des Wir-Gefühls. Sorgen aufgrund von Einnahmeausfällen zeigen sich vor allem in ambulanten Pflegediensten, da viele Klienten aus Angst vor Ansteckung auf die Hilfe der Dienste verzichten und die dadurch entstehenden finanziellen Einbußen nicht durch den Pflegerettungsschirm aufgefangen werden. Hinzu kommen eine erhöhte Reizbarkeit der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen sowie wenig Verständnis seitens der Familien für die erforderlichen Schutzmaßnahmen. In der Summe führen diese Faktoren zu einer physischen und psychischen Mehrbelastung der Beschäftigten in einer sehr strapaziösen, aber überlebenswichtigen Branche. Die Verän- derungen der Belastung in diesen Feldern durch die Coronakrise zeigt die folgende Grafik: Veränderung der Belastung durch Corona 90% 80% Angst um das Wohlergehen der Pflegebedürftigen 70% 60% Durchführen von Dienst- 50% besprechungen 40% Einnahmeausfälle 30% Hohe Erwartungshaltung 20% von Angehörigen 10% 0% Überbelastung der Mitarbeiter geringer gleich mehr Das BGF-Institut bietet individuell gestaltete Konzepte für Ihre Beschäftigten im Pflegesektor an. Kontaktieren Sie uns gerne. Quelle: Dr. Hower Kira Isabel, PD. Dr. Timo-Kolja Pförtner, Prof. Dr. Holger Pfaff (2020). Pflegerische Versorgung in Zeiten von Corona - Drohender System- kollaps oder normaler Wahnsinn? Wissenschaftliche Studie zu Herausforderungen und Belastungen aus der Sichtweise von Leitungskräften. https://kups.ub.uni-koeln.de/11201/ Regine Ehrgott Neumarkt 35-37 T 0221 27180-112 50667 Köln E regine.ehrgott@bgf-institut.de
Die 2te Welle – treibt die Jugend die Zahlen hoch? Grafik des Monats Dezember 2020 Die so genannte zweite Corona-Welle hat Deutsch- land fest im Griff. Inzwischen ist deutlich geworden, dass die seit Anfang November geltenden Beschrän- Covid-19-Fallzahlen nach kungen nicht ausreichend waren, um den Anstieg Geschlecht und Alter (Jan 2020– Okt 2020) der Infektionszahlen zu bremsen – Deutschland geht erneut in einen Lockdown. 4,50 Aber was sind die Gründe für die Entwicklung der 4,00 letzten Wochen? Während beim ersten Lockdown 3,50 keine bestimmte Altersgruppe für den Anstieg der 3,00 Fallzahlen verantwortlich gemacht wurde, muss zur 2,50 Zeit häufig die junge Generation als „Corona-Sünden- 2,00 bock“ herhalten. Ein Blick auf die Arbeitsunfähigkeits- 1,50 zahlen der AOK-versicherten Beschäftigten bestätigt 1,00 diese Vermutung vorerst. So sind die Fallzahlen in den 0,50 jüngeren Altersstufen deutlich überdurchschnittlich. 0,00 Im Alter nehmen diese dann kontinuierlich ab. Zudem bis 19 20-29 30-39 40-49 50-59 60+ ist zu erkennen, dass die Fallhäufigkeit bei den weib- männlich weiblich lichen Beschäftigten in allen Altersstufen über dem Niveau der Männer liegt. Doch ist es wirklich eine in den Medien oft angesprochene fehlende gesamtgesellschaftliche Verantwortung der jüngeren Generation, die die Zahlen nach oben treibt? Oder sind die höheren Zahlen in den jüngeren Altersgruppen vielleicht auch durch die Beschäftigungsstruktur zu erklären? Fakt ist, dass viele systemrelevante Branchen, wie etwa das Gesundheitswesen, der Einzelhandel oder der Bereich Bildung und Erziehung – welche meist nicht die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbei- ten - häufig von einer jüngeren und frauendominierten Struktur geprägt sind. Und genau in diesen Branchen finden sich auch die höchsten Fallzahlen. Anzahl der AU-Fälle (je 100 VJ) durch Covid-19 in den größten Branchen der AOK Rheinland/Hamburg (Jan 2020– Okt 2020) Pflegebranche 3,02 Gesundheitswesen 2,70 Erziehung und Unterricht 2,49 Allg. öffentl. Verwaltung 2,21 Nahrungsmittelherstellung 2,05 Einzelhandel 1,86 Vermittlung von Arbeitskräften 1,85 Metallerzeugung- und bearbeitung 1,84 Finanzen/Versicherungen 1,84 Ver- und Entsorgung 1,82 Maschinenbau/Fahrzeugbau 1,80 Chemische Industrie 1,79 Herstellung Metallwaren 1,66 Handel/Reparatur KFZ 1,66 Baugewerbe 1,57 Verkehr/Lagerei 1,56 Großhandel 1,51 sonst. Dienstleistungen 1,45 Gebäudebetreuung 1,39 Information/Kommunikation 1,22 Gastgewerbe 0,92 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 So sind die Fallzahlen bei Lehrerinnen, Erzieherinnen, im Gesundheitswesen und in der Pflegebranche mit Abstand am höchs- ten. Auch im Einzelhandel, einer Branche mit deutlich unterdurchschnittlichem Altersdurchschnitt, liegt die Fallzahl erkennbar über dem Rheinlandniveau. Das bedeutet, dass man bei der Diskussion über vermeintlich unverantwortliches Verhalten jün- gerer Menschen diese Fakten mit einbeziehen sollte. Wie maßgeblich die Branchenstruktur die Höhe der Fallzahl beeinflusst, kann man bisher jedoch noch nicht beurteilen. Hierzu sind noch keine Studien bekannt. Die repräsentative Studie Junge Deutsche 2021, welche die Lebens- und Arbeitswelten von 14 bis 39-Jährigen in Deutschland erforscht, hat zumindest herausgefunden, dass sich junge Menschen in Deutschland in der Corona-Krise zumeist rücksichtsvoll verhalten. Es steht zu hoffen, dass diese Erkenntnisse die Kluft zwischen Alt und Jung wieder etwas verringern können. Nils Torsten Krüger Neumarkt 35-37 T 0221 27180-119 50667 Köln E nils-torsten.krueger@bgf-institut.de www.bgf-institut.de
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