AKTIONÄRSZAHLEN DES DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS - 2017 ANZAHL DER AKTIENBESITZER IN DEUTSCHLAND STEIGT DEUTLICH AUF ÜBER 10 MILLIONEN - Deutsches ...
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AKTIONÄRSZAHLEN DES 1 DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS 2017 ANZAHL DER AKTIENBESITZER IN DEUTSCHLAND STEIGT DEUTLICH AUF ÜBER 10 MILLIONEN
2 ANZAHL DER AKTIENANLEGER AUF 10-JAHRESHOCH Die Anzahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist im Jahr 2017 deutlich gestiegen. Im Jahresdurchschnitt lag sie um fast 1,1 Mio. höher als noch im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 12,1 Prozent. Insgesamt besaßen 2017 rund 10 Mio. Bürger oder 15,7 Prozent der Bevölkerung Aktien oder Aktienfonds, das heißt rund jeder sechste. Damit hat die Anzahl der Aktienanleger wieder denselben Stand wie vor der Finanzkrise erreicht. So erfreulich die Entwicklung in 2017 war, sein (siehe Spezial am Ende), dennoch steht der Lack- Entwarnung für die Aktienkultur bedeutet mustest einer längeren Phase fallender Kurse oder stei- dies nicht. Denn erstens ist das Niveau im gender Zinsen auf Alternativanlagen noch aus. Vergleich zu anderen Industrienationen, in denen eine bessere Aktienakzeptanz Drittens legte der Aktienbesitz zwar über fast alle vorherrscht, immer noch viel zu niedrig. Bevölkerungsschichten zu, doch lange nicht im glei- Gleiches gilt für den Anteil von Aktien und chen Maße. Das Gros des Mehr an Aktionären und Aktienfonds am Geldvermögen der Bevöl- Aktienfonds besitzern entfällt auf Menschen im Alter kerung, der nach Daten der Deutschen Bun- von über 50 Jahren bzw. Personen mit einem Netto- desbank mit 8,8 Prozent im Vergleich zum haushaltseinkommen von über 3.000 Euro im Monat. Vorjahr nur moderat gestiegen ist. Diese waren schon vorher vergleichsweise aktienaffin, so dass sich die demographischen Muster des Aktienbe- Zweitens haben die sehr gute Kursentwick- sitzes eher verstärkt haben. lung sowie die extrem niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre sicher zu einem wachsenden Interesse an der Aktie bei den Anlegern beigetragen. Entsprechend ist es POLITIK WEITER GEFORDERT zu früh, um zu beurteilen, ob der positive Trend auch bei einem Umfeld steigender Die Politik ist damit nach wie vor in zweierlei Hinsicht Zinsen anhält. Denn die Anleger haben sich gefordert. Zum einen müssen die Rahmenbedingungen in der Vergangenheit häufig prozyklisch für die Aktienanlage so gestaltet werden, dass es attraktiv verhalten, indem sie der Kursentwicklung ist, in Aktien anzulegen. Zum anderen muss nach Wegen nachgelaufen sind und sich bei fallenden gesucht werden, breitere Anlegerkreise zu erreichen. Kursen wieder von ihren Anlagen getrennt Besonders jüngere Menschen und Menschen mit nied- haben. Dieser Effekt scheint zwar seit der rigerem Einkommen müssen dabei stärker erreicht und letzten Finanzkrise schwächer geworden zu unterstützt werden.
3 ANZAHL DER AKTIONÄRE UND BESITZER VON AKTIENFONDS AUF 10-JAHRESHOCH in Tausend nur Aktien Aktien und Aktienfonds nur Aktienfonds 14.000 12.853 12.000 11.828 11.549 7.159 11.127 10.796 5.617 10.504 10.314 10.317 6.549 10.061 10.000 6.081 9.490 6.052 9.317 5.899 9.007 8.977 6.074 6.270 8.811 8.921 8.477 8.441 8.231 8.385 5.143 4.958 8.000 5.764 4.361 5.187 4.586 4.298 4.598 4.601 4.731 6.789 3.226 6.000 5.601 2.274 2.748 1.681 2.607 1.518 4.000 911 2.088 2.086 1.662 2.025 627 1.944 2.014 1.749 1.516 1.731 1.874 1.677 1.669 1.534 1.365 1.405 1.305 2.000 3.293 3.604 3.487 3.463 3.087 2.912 2.960 2.661 2.730 2.366 2.370 2.188 2.219 2.349 2.357 2.870 2.811 2.474 2.893 2.645 2.893 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 1: Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds* *Aktienfonds einschließlich Mischfonds Ansatzpunkte für eine Verbesserung des Aktiensparens gibt es dabei viele: ■ Am wichtigsten ist mit Sicherheit das System der ganzer Linie. Geld für die Altersvorsorge muss Altersvorsorge. Dieses ist in Deutschland nach endlich in Instrumente fließen, die ausreichend wie vor zu einseitig auf die umlagefinanzierte Rendite erwirtschaften. Andere hochentwickelte staatliche Rente ausgerichtet. Allen politischen Nationen wie die USA, die Niederlande und Beteuerungen zum Trotz wird dieses System in Schweden machen uns vor, wie die Aktie zum absehbarer Zeit an die Grenzen seiner Leistungs- Einsatz kommen kann – und zwar in der langen und Finanzierbarkeit kommen. Grund ist der Frist des Aufbaus von Altersvorsorgevermögen demographische Wandel, durch den immer mehr quasi ohne Verlustrisiko. Rentenempfänger immer weniger Beitrags zahlern gegenüberstehen. Um den Lebensstan- ■ Die steuerliche Diskriminierung der Aktienan- dard im Alter zu sichern, sind die Menschen lage muss endlich beseitigt werden. Gewinne daher auf eine ergänzende private und betriebli- aus Aktien werden heute uneingeschränkt auf che Altersvorsorge angewiesen. Hierbei muss die Unternehmens- und Anlegerebene besteuert. Aktie wegen ihrer überlegenen Rendite-Risiko- Insgesamt ergibt sich hieraus für den Anleger Eigenschaften einen weit prominenteren Platz ein Steuersatz von rund 50 Prozent, während einnehmen als bisher. Die Politik muss hierfür die für festverzinsliche Wertpapiere nur die Abgel- richtigen Anreize setzen. Der nun vorliegende tungsteuer von maximal 25 Prozent anfällt Koalitionsvertrag enttäuscht diesbezüglich auf (ohne Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag).
4 Dieses Missverhältnis muss durch Entlastungen Einschränkung des Beratungsangebots – gerade auf Anlegerebene beseitigt werden, etwa indem in Bezug auf Aktieninvestments. Setzt sich dieser nur ein Teil der Dividenden und Kursgewinne Trend – etwa in Folge der Umsetzung der Euro- versteuert wird. Um besonders den langfristigen päischen Finanzmarktrichtlinie II (MIFID II) – fort, Vermögensbesitz mit Aktien attraktiver zu gestal- steht zu befürchten, dass Banken als Multiplika- ten, ist über die Steuerfreiheit für Veräußerungs- toren für eine verbesserte Aktienkultur ausfallen. gewinne nach einer bestimmten Haltefrist nach- Den Schaden hätten vor allem die Anleger mit zudenken. kleineren und mittleren Sparbeträgen, für die individuelle Beratungsangebote schlicht nicht ■ Die Regelungen zur Wertpapierberatung gehören mehr wirtschaftlich darzustellen sind. Ein erster auf den Prüfstand. Die Mehrheit der Anleger Schritt der Vereinfachung ist das allgemeine Pro- will Anlageentscheidungen nicht ohne Beratung duktinformationsblatt für Aktien, die an einem durch eine Bank treffen. Wir beobachten daher organisierten Markt gehandelt werden. Dieses mit Sorge, dass Banken immer mehr Mühe steht den Banken alternativ zum Produktinforma- haben, die wachsenden regulatorischen Anfor- tionsblatt für Einzelaktien ab Mitte 2018 zur Ver- derungen an die Kundenberatung mit vertret- fügung und reduziert den Compliance-Aufwand. barem Aufwand umzusetzen. Die Folge ist eine In diese Richtung sollte weitergedacht werden. ANZAHL DER DIREKTANLEGER STEIGT AUF FAST 5 MILLIONEN in Tausend Aktionäre ohne Belegschaftsaktien Belegschaftsaktionäre mit weiteren Aktien 7.000 Belegschaftsaktionäre ohne weitere Aktien 6.211 6.000 5.694 4.610 5.005 5.000 5.046 4.918 5.000 4.235 4.744 4.605 4.560 4.515 4.532 4.409 4.376 3.664 3.406 3.526 3.698 4.240 4.143 3.920 4.047 4.000 3.472 3.891 3.399 3.321 3.332 3.274 2.857 3.654 3.247 3.553 3.624 3.174 3.325 2.458 3.018 2.734 3.000 2.666 2.607 2.633 2.000 361 309 369 511 488 495 489 329 398 364 335 1.000 433 394 183 274 314 229 253 294 236 201 1.153 1.297 1.230 1.090 971 979 859 773 943 752 800 710 738 694 763 887 875 617 894 828 919 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 2: Anzahl der Aktionäre
5 ERNEUTES PLUS BEI DEN ANLEGERN IN AKTIENFONDS in Tausend nur Aktienfonds Aktienfonds und Mischfonds nur Mischfonds 10.000 9.766 8.637 8.365 2.633 8.167 8.066 7.843 7.948 7.947 8.000 1.764 2.575 7.168 7.129 2.923 2.774 2.772 2.686 6.592 6.620 2.678 6.332 1.097 6.120 6.110 6.114 2.137 6.036 5.967 6.000 952 3.138 1.720 2.723 2.633 1.177 2.131 2.261 2.418 2.248 4.744 2.413 864 975 748 842 933 872 1.162 722 4.000 551 578 662 3.185 576 658 391 631 691 788 2.308 727 557 236 2.000 160 1.591 2.222 3.191 5.649 6.036 4.885 4.380 4.323 4.317 4.243 4.513 3.440 3.293 2.992 3.201 3.409 3.001 2.931 3.321 3.890 4.159 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 3: Anzahl der Anleger in Aktienfonds ERGEBNISSE FÜR DAS JAHR 2017 IM DETAIL Abbildung 1 zeigt die Gesamtanzahl der Aktionäre und sind als Belegschaftsaktionäre am Aktien kapital Besitzer von Aktienfonds im Zeitablauf. Im Jahr 2017 „ihres“ Unternehmens beteiligt (Abbildung 2) – ein hielten in Deutschland knapp über 10 Mio. Personen Plus von rund 150.000. 919.000 davon halten nur ein Aktieninvestment. Dies entspricht einem Anteil von Belegschaftsaktien, 335.000 halten Belegschafts- und 15,7 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre. Im Ver- weitere Aktien. Ausschließlich Aktien anderer Unter- gleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Aktienbesitzer nehmen besitzen insgesamt knapp 3,7 Mio. Menschen. an der Bevölkerung damit um 12,1 Prozent. In absoluten Zahlen konnte ein Zuwachs von beinahe 1,1 Mio. Anle- Diese positive Entwicklung besteht auch in Bezug auf gern verzeichnet werden. Die Aktionärszahlen erlebten die Besitzer von Aktienfonds- oder Mischfondsantei- damit den stärksten Zuwachs seit fünf Jahren und befin- len, das heißt Fonds, die neben anderen Instrumenten den sich auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren. auch Aktien enthalten. Der Anstieg von rund 836.000 Personen innerhalb eines Jahres ist sogar der höchste Die Struktur des Aktienbesitzes hat sich dabei nur seit 2001 (Abbildung 3). Zwar liegt die Gesamtanzahl geringfügig verändert. Beinahe 5 Mio. Menschen haben der Aktienfondsanleger noch immer weit unter den als Aktionäre von Unternehmen ein direktes Invest- Höchstständen der Jahrtausendwende. Der positive ment (7,7 Prozent der Bevölkerung). Die Anzahl der Akti- Trend hat aber seit dem Jahr 2014 an Stabilität gewon- enfondsbesitzer ist mit einem Wachstum von 13,2 Pro- nen. Dabei ist auch das Interesse an Investitionen in zent im Vergleich sogar stärker gestiegen und erreichte reine Aktienfonds erneut gestiegen und hat sich dem 2017 knapp 7,2 Mio. (11,2 Prozent der Bevölkerung). Vorkrisenniveau angenähert. Die Anzahl derjenigen, Insgesamt ist die Gruppe derjenigen, die sowohl Aktien die reine Aktienfonds besitzen, ist um 419.000 auf als auch Aktienfondsanteile besitzen, um knapp 17 5 Mio. gestiegen (7,9 Prozent der Bevölkerung). Auch Prozent auf rund 2 Mio. Anleger am stärksten gestiegen. die Anzahl der Besitzer von Anteilen an Mischfonds legte zu. Mit rund 3 Mio. Personen (4,7 Prozent der Auch innerhalb der Gruppe der Aktienbesitzer hat sich Bevölkerung) konnte damit der tiefste Punkt seit der strukturell wenig verändert: Gut 1,2 Mio. Menschen Jahrhundertwende wieder verlassen werden.
6 2017 VERSTÄRKT LANGFRISTIGES DEMOGRAPHISCHES MUSTER Die Demographie des Aktienbesitzes ist seit einigen Altersgruppe von 14 bis 39 Jahren sind Aktionäre, Jahren recht stabil. Überproportional viele Aktionäre wobei der Anteil innerhalb dieser Gruppe rapide und Aktienfondsbesitzer haben ein relativ hohes Bil- abnimmt, je jünger die Anleger sind. dungsniveau, ein überdurchschnittliches Haushalts- einkommen, leben im Westen der Bundesrepublik Bei den Über-60-Jährigen, der in absoluten Zahlen und sind über 50 Jahre alt. stärksten Aktionärsgruppe, konnte im Jahr 2017 der weitaus größte Anstieg von knapp 400.000 verbucht Die größte Affinität zu Aktien besitzen die Alters- werden, so dass mittlerweile 3,4 Mio. Aktienbesit- gruppen von 40 bis 49 Jahren und von 50 bis 59 Jahren zer in diese Altersgruppe fallen (Abbildung 4). Nicht mit jeweils rund 19,2 Prozent bzw. 20,8 Prozent der zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung Bevölkerungsgruppe, gefolgt von der Altersgruppe in Deutschland hat diese Gruppe mit einem Plus von ab 60 Jahren (16,3 Prozent). Die Jüngeren halten hier 635.000 Aktionären das Vorkrisenniveau von 2007 nach wie vor nicht mit. Lediglich 10,5 Prozent der mittlerweile weit überholt. MEHR AKTIENBESITZ BEI JUNG UND ALT in Tausend 2015 2016 2017 3.473 3.179 3.075 3.000 2.491 2.500 2.192 2.140 1.952 2.028 2.000 1.934 1.905 1.865 1.810 1.500 1.000 500 0 14-39 40-49 50 - 59 60 und älter Abbildung 4: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Altersgruppen Mit einem Zuwachs von 240.000 ist auch die Anzahl Auch zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise der jüngeren Anleger bis 39 Jahre weiter gestiegen. liegt die Anzahl der Aktionäre in dieser Altersgruppe Damit hat sich der Trend aus den Vorjahren bestä- noch weit unter dem damaligen Niveau. tigt: Mehr jüngere Menschen kaufen Aktien. Dies ist erfreulich, denn gerade für diese Altersgruppe sind Die Aktionärsquoten in West- und Ostdeutsch- der eigenverantwortliche Vermögensaufbau und land gingen 2017 weiter auseinander. So nahm die die private Altersvorsorge mit der Aktie besonders Anzahl der Aktienbesitzer in Westdeutschland im wichtig, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. vergangenen Jahr um 12,9 Prozent zu (ein Plus von Jedoch haben die Krisen hier Spuren hinterlassen. ca. 1 Million), im Osten dagegen „nur“ um 7,8 Prozent
7 (ein Plus von ca. 110.000). Entsprechend liegt der raum und verfolgen tendenziell noch kurzfristigere Anteil der Aktienbesitzer in Ostdeutschland mit 11,2 Sparziele. Ihr geringeres Aktienengagement ist damit Prozent der Bevölkerung wieder deutlicher unter dem erklärbar. Auch das West-Ost-Gefälle lässt sich teilweise Anteil in Westdeutschland mit 16,9 Prozent (Abbil- mit Unterschieden in der Wirtschaftskraft und daraus dung 5), nachdem sich zwischenzeitlich die Quoten resultierenden Einkommensunterschieden erklären. deutlich aufeinander zubewegt hatten. Die Zunahme der Aktionärszahlen im Jahr 2017 Rund 4 Mio. Aktienbesitzer verfügen über ein monat- verstärkt diese langfristigen Muster eher noch. Abbil- liches Haushaltsnettoeinkommen von über 4.000 dung 7 zeigt, dass sich der Zuwachs von knapp 1,1 Mio. Euro und stehen damit für 40 Prozent aller Aktienbe- Aktienbesitzern weitgehend auf Personen beschränkt, sitzer (Abbildung 6). Jeder Dritte (33,6 Prozent) dieser die aus dem Westen stammen (ein Plus von 978.000), Einkommensgruppe hält Aktien oder Aktienfonds. 2,6 über 50 Jahre alt sind (ein Plus von 749.000) und über Mio. Aktienbesitzer haben ein monatliches Haushalts- ein monatliches Nettohaushaltseinkommen von über nettoeinkommen von 3.000 bis 4.000 Euro. Das sind 3.000 Euro verfügen (ein Plus von 1 Mio.). 20 Prozent dieser Einkommensgruppe. Unterhalb die- ser Grenze nimmt der Anteil der Aktienbesitzer in der Es bleibt also weiterhin eine Herausforderung, insbe- jeweiligen Einkommensklasse spürbar ab: mit 13,1 sondere die jüngeren und die einkommensschwä- Prozent bzw. 5,9 Prozent bei einem monatlichen Haus- cheren Schichten der Bevölkerung in Deutschland haltsnettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 Euro bzw. an die Aktienanlage heranzuführen. Mit tragfähigen, unterhalb von 2.000 Euro. attraktiven Lösungen muss auch in diesen Bevölke- rungsschichten der Aktienbesitz verbreitet werden, Die soziodemographischen Merkmale sind nicht damit alle Bürger von den langfristigen Vorteilen des unabhängig voneinander, sondern überlappen sich Vermögensaufbaus mit Aktien profitieren. Dies sollte zum Teil. Typischerweise stehen zum Beispiel jüngere auch aufgrund der wachsenden Problematik der Ren- Menschen noch am Anfang ihres Berufslebens, haben tenfinanzierung sowie der Gerechtigkeitsdebatte daher weniger Einkommen und finanziellen Spiel- höchste politische Priorität haben. AKTIENKULTUR IN OST- UND WESTDEUTSCHLAND DRIFTET WIEDER AUSEINANDER in Prozent der jeweiligen Bevölkerung West Ost 16 % 15,8 % 16,9 % 14,8 % 14,9 % 14,4 % 14 % 13,8 % 12,6 % 12 % 11,2 % 10,6 % 10,2 % 10,3 % 10,3 % 10 % 8% 6% 4% 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 5: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Regionen
8 AKTIENBESITZ VON HAUSHALTEN MIT HOHEM EINKOMMEN STEIGT ÜBERPROPORTIONAL in Prozent der jeweiligen Bevölkerung 2015 2016 2017 35 % 33,6 % 30 % 29,4 % 28,4 % 25 % 20 % 19,8 % 20,0 % 18,6 % 15 % 13,1 % 13,1 % 12,1 % 10 % 6,2 % 5,9 % 5,9 % 5% 0% unter 2.000 2.000 - 3.000 3.000 - 4.000 über 4.000 Haushaltsnettoeinkommen (in Euro) Abbildung 6: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Einkommen GENERATION 50+ UND PERSONEN MIT HOHEM EINKOMMEN SPEISEN POSITIVEN TREND in Tausend (abweichende Summen aus Rundungen) 1.200 1.000 Ost 107 Über 60 398 800 Über 4.000 894 600 Gesamt 1.084 50 – 59 West 351 978 400 40 – 49 95 200 3.000 – 4.000 179 14 – 39 240 2.000 – 3.000 115 0 Unter 2.000 -95 -200 Gesamt Ost/West Alter Einkommen Abbildung 7: Entwicklung des Aktienbesitzes 2016 auf 2017
9 Spezial: Zwei Krisen, zwei Verhaltensmuster? Der Zuwachs der Aktienbesitzer der letzten Jahre fiel globalen Finanzmarktkrise nach 2008 war das Ver- in ein Umfeld steigender Kurse. Das wirft die Frage halten dagegen deutlich weniger prozyklisch, denn auf, ob Privatanleger letztlich nur der Kursentwick- bereits kurz nach dem Fall von Lehman Brothers im lung folgen und damit tendenziell zu teuer kaufen, September 2008 kauften die Privatanleger wieder um später zu billig zu verkaufen. zusätzliche Aktien. Diese Zukäufe setzten sich bis ins Jahr 2011 – also bis in die Mitte der europäischen Abbildung 8 stellt dazu die Kursentwicklung des DAX Staatsschuldenkrise – fort. Rückblickend betrachtet den Käufen und Verkäufen der privaten Haushalte haben die Anleger hier folglich ein besseres Timing von börsennotierten Aktien seit 1999 gegenüber; bewiesen und sich insbesondere bei fallenden Kur- Fondsanlagen sind dabei nicht berücksichtigt.1 Diese sen nicht prozyklisch verhalten. langfristige Perspektive erlaubt einen Vergleich des Verhaltens der Privatanleger in den beiden großen Insgesamt unterschied sich damit das Verhalten der Finanzmarktkrisen. Anleger in den beiden Finanzmarktkrisen seit 2000. Während sie sich in der ersten Krise deutlich prozyk- So haben sich die Anleger nach dem Platzen der lischer verhalten und gute Einstiegschancen verpasst Blase am Neuen Markt im März 2000 tatsächlich weit- haben, wurde der Zeitraum der Finanzmarktkrise gehend prozyklisch verhalten. Bis zum Kurstief im von 2008 bis 2010 für Zukäufe genutzt. Entsprechend März 2003 haben sie sich in hohem Umfang bei fal- stehen deutlichen Nettoverkäufen nach dem „Dot. lenden Kursen von ihren Aktienbeständen getrennt. com-Crash“ Nettozukäufe während der Finanzmarkt- Auch während des späteren Kursanstiegs der Jahre krise gegenüber. 2003 bis 2007 fanden weiterhin überwiegend Ver- käufe statt. Erst kurz vor dem Ausbruch der Finanz- Die Phase der ungebrochenen Hausse am Aktien- krise 2007 waren erste Zukäufe zu verzeichnen. markt seit dem 4. Quartal 2011 ist dagegen ambiva- Gute Einstiegsmöglichkeiten während der Phase lent zu betrachten. Bis heute sind zwar von den priva- niedriger DAX-Stände in den Jahren 2002 bis 2004 ten Haushalten rund 38 Mrd. Euro zusätzlich in Aktien wurden dagegen verpasst. Parallel zu der fallenden investiert worden. Davon entfallen aber gut 30 Mrd. Anzahl von Aktienbesitzern kam es damit über den auf die Jahre 2015 bis 2017, als der DAX sein Vor- gesamten Zeitraum des Kurszyklus von Anfang 2000 krisenniveau bereits weit hinter sich gelassen hatte. bis Mitte 2007 zu Abflüssen aus der Direktanlage in In den Jahren 2012 bis 2014 haben die Anleger im Aktien in Höhe von rund 50 Mrd. Euro. Im Verlauf der Rückblick dagegen gute Einstiegschancen verpasst. 1 atengrundlage für dieses Kapitel bildet die Finanzierungsrechnung der Deutschen D Bundesbank. Der indirekte Aktienbesitz ist der Kapitalmarktstatistik der Deutschen Bun- desbank entnommen. Dabei rechnen wir vereinfachend das gesamte Fondsvermögen der Aktienfonds den privaten Haushalten zu.
10 BESSER: KONTINUIERLICHES SPAREN STATT STREBEN NACH PERFEKTEM TIMING Ein perfektes Timing stellt nicht nur den professionellen Ein regelmäßiges Aktiensparen der Bevölkerung Investor vor große Herausforderungen. Es überfordert würde auch den Anteil der Aktie am Geldvermögen erst recht den Privatanleger, der regelmäßig nicht insgesamt erhöhen. Die zusätzlichen Mittel, die zuletzt über die Zeit und Expertise für eine fundierte Aktien- erfreulicherweise in die Aktie geflossen sind, machen analyse verfügt. Die Frage nach dem idealen Einstiegs- nämlich nur einen Bruchteil der Ersparnisse aus, die zeitpunkt sollte den Privatanleger daher nicht zu viel Jahr für Jahr in Bankeinlagen fließen (siehe hierzu beschäftigen. Wichtiger ist vielmehr ein langfristiges Aktionärszahlen 2014). Es wundert daher nicht, dass Aktieninvestment mit kontinuierlichen, monatlichen die Aktienquote am Geldvermögen der Bundesbürger Sparraten. Dies ist zum Beispiel mit Aktien- oder Aktien mit 5,5 Prozent (bei Einbeziehung von Aktienfonds fondssparplänen einfach zu realisieren. 8,8 Prozent) im Vergleich zum Bank- und Versicherungs sparen (jeweils knapp unter 40 Prozent) vernachlässig- bar ist – und das trotz historisch niedriger Zinserträge. ZUFLÜSSE IN DIE AKTIE HÄNGEN VON DER KURSENTWICKLUNG AB Zu- und Abflüsse (in Mrd. Euro) Aktien DAX 25 „dot.com“-Krise Globale Finanzkrise (2000 – 2003) (2007/2008 – 2010) 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 1999–01 2002-01 2005-01 2008-01 2011-01 2014-01 2017-01 Abbildung 8: Käufe und Verkäufe von Aktien privater Haushalte und Entwicklung des DAX von 1999 bis 2017
11 SYSTEMATIK UND METHODIK DER AKTIONÄRSSTRUKTURSTATISTIK Das Deutsche Aktieninstitut zählt alle Anleger als „Aktienbesitzer“, die entweder direkt mit Aktien oder indirekt mit Aktienfonds an der Entwicklung des Aktienmarktes partizipieren. Wegen der mög- lichen Überschneidungen der beiden Gruppen nur – ein Anleger kann neben Aktien auch Anteile an Aktienfonds Aktienfonds besitzen – können die beiden Gruppen Anleger in in der Darstellung nicht einfach addiert werden. Aktienfonds Aktienbesitzer Deshalb unterscheidet die Statistik des Deutschen (= alle Aktien Aktieninstituts: investments) Aktien und (1) Menschen, die nur Aktien, nicht aber Fonds- Aktienfonds Aktien und Aktienfonds anteile halten („nur Aktien“), (2) Menschen, die nur Fondsanteile, nicht aber Aktien besitzen („nur Aktienfonds“), und Aktionäre (3) Anleger, die sowohl Aktien als auch Anteile an nur Aktien Aktienfonds besitzen („Aktien und Aktien fonds“). Die gleiche logische Struktur in den Überschneidun- gen findet sich innerhalb der Gruppen der Aktionäre und der Anleger in Aktienfonds. Fonds besitzt. Es bedeutet ausdrücklich nicht, dass er außer Aktien gar keine andere Anlageform nutzt. Dies würde das Deutsche Aktieninsti- Bei den Aktionären wird unterschieden zwischen tut auch grundsätzlich nicht empfehlen. (1) Belegschaftsaktionären, die ausschließlich Belegschaftsaktien, aber keine anderen Methodisch beruht die Aktionärsstrukturstatistik des Deutschen Aktien halten, Aktieninstituts auf einer repräsentativen Umfrage von KANTAR TNS. (2) Aktionären, die gar keine Belegschaftsaktien Hierzu werden in insgesamt 12 Wellen jährlich ca. 28.000 Anleger im halten, und Alter von mindestens 14 Jahren zufällig ausgewählt und weitgehend (3) Aktionären, die sowohl Belegschafts- als in einem persönlichen Interview nach ihrem Anlageverhalten befragt. auch andere Aktien besitzen. Entsprechend beziehen sich Prozentangaben im Text auch auf die Bevölkerung ab 14 Jahren. Die Erhebungen von KANTAR TNS erlau- Die Anleger in Aktienfonds gliedern sich in ben keine weitere Differenzierung der Angaben – etwa im Hinblick auf (1) Menschen, die nur Aktienfonds halten, Aktiensparpläne im Rahmen der Riester-Rente. (2) Menschen, die ausschließlich Anteile an Gemischten Fonds halten, und Die Aktionärszahlen unterscheiden sich methodisch von anderen (3) Anleger, die sowohl Anteile an Gemischten Erhebungen mit ähnlicher Zielrichtung. So erhebt die Deutsche Bun- Fonds als auch an Aktienfonds besitzen. desbank unter dem Stichwort „Private Haushalte und ihre Finanzen“ in regelmäßigen Abständen Daten zum Vermögen und Sparverhalten Die Gruppe der Besitzer von „Aktienfondsanteilen“ der privaten Haushalte, bezieht die Aussagen aber anders als wir auf wird also weit abgegrenzt. Sie umfasst Aktienfonds die Zahl der Haushalte. Unterschiedliche Angaben zum Aktienbesitz im engeren Sinne und Gemischte Fonds, die Aktien aus verschiedenen Quellen müssen immer vor diesem Hintergrund enthalten. bewertet werden. Inwiefern die Anleger in den verschiedenen Unter Mit Beginn des Jahres 2013 hat das Deutsche Aktieninstitut zudem die gruppen auch andere Anlageformen nutzen, z.B. Statistik generell auf Ganzjahreswerte umgestellt. Trotz der breiten sta- Anleihen, Anteile an Renten- oder Immobilienfonds, tistischen Grundlage unterliegen die Halbjahreszahlen insbesondere Geldmarktkonten oder Versicherungen, geht aus der der verschiedenen Untergruppen größeren Schwankungen, die häufig Statistik des Deutschen Aktieninstituts nicht hervor. statistisch bedingt sind und die Interpretation erschweren. Dass ein Anleger nach unserer Untersuchung zum Beispiel „nur Aktien“ hält, bedeutet also lediglich, Die dieser Studie zugrundeliegenden Daten können beim Deutschen dass er keine Anteile an Aktien- oder Gemischten Aktieninstitut angefordert werden.
Frankfurt am Main | 19. Februar 2018 Dr. Gerrit Fey | Tel. +49 69 92915-41 | fey@dai.de Michaela Hohlmeier | Tel. +49 69 92915-31 | hohlmeier@dai.de Deutsches Aktieninstitut e.V. Senckenberganlage 28 | 60325 Frankfurt am Main Tel. +49 69 92915-0 | Fax +49 69 92915-12 www.dai.de
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