AKTIONÄRSZAHLEN DES DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS - 2017 ANZAHL DER AKTIENBESITZER IN DEUTSCHLAND STEIGT DEUTLICH AUF ÜBER 10 MILLIONEN - Deutsches ...

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AKTIONÄRSZAHLEN DES DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS - 2017 ANZAHL DER AKTIENBESITZER IN DEUTSCHLAND STEIGT DEUTLICH AUF ÜBER 10 MILLIONEN - Deutsches ...
AKTIONÄRSZAHLEN DES 1
DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS
2017

                     ANZAHL DER
              AKTIENBESITZER IN
            DEUTSCHLAND STEIGT
            DEUTLICH AUF ÜBER
              10 MILLIONEN
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      ANZAHL DER
AKTIEN­A­NLEGER AUF
  10-JAHRESHOCH
                                   Die Anzahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist im Jahr 2017
                                   deutlich gestiegen. Im Jahresdurchschnitt lag sie um fast 1,1 Mio. höher
                                   als noch im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 12,1 Prozent.
                                   Insgesamt besaßen 2017 rund 10 Mio. Bürger oder 15,7 Prozent der
                                   Bevölkerung Aktien oder Aktienfonds, das heißt rund jeder sechste. Damit
                                   hat die Anzahl der Aktienanleger wieder denselben Stand wie vor der
                                   Finanzkrise erreicht.

    So erfreulich die Entwicklung in 2017 war,     sein (siehe Spezial am Ende), dennoch steht der Lack-
    Entwarnung für die Aktienkultur bedeutet       mustest einer längeren Phase fallender Kurse oder stei-
    dies nicht. Denn erstens ist das Niveau im     gender Zinsen auf Alternativanlagen noch aus.
    Vergleich zu anderen Industrienationen,
    in denen eine bessere Aktienakzeptanz          Drittens legte der Aktienbesitz zwar über fast alle
    vorherrscht, immer noch viel zu niedrig.       Bevölkerungsschichten zu, doch lange nicht im glei-
    Gleiches gilt für den Anteil von Aktien und    chen Maße. Das Gros des Mehr an Aktionären und
    Aktienfonds am Geldvermögen der Bevöl-         Aktienfonds­ besitzern entfällt auf Menschen im Alter
    kerung, der nach Daten der Deutschen Bun-      von über 50 Jahren bzw. Personen mit einem Netto-
    desbank mit 8,8 Prozent im Vergleich zum       haushaltseinkommen von über 3.000 Euro im Monat.
    Vorjahr nur moderat gestiegen ist.             Diese waren schon vorher vergleichsweise aktienaffin,
                                                   so dass sich die demographischen Muster des Aktienbe-
    Zweitens haben die sehr gute Kursentwick-      sitzes eher verstärkt haben.
    lung sowie die extrem niedrigen Zinsen
    der vergangenen Jahre sicher zu einem
    wachsenden Interesse an der Aktie bei den
    Anlegern beigetragen. Entsprechend ist es      POLITIK WEITER GEFORDERT
    zu früh, um zu beurteilen, ob der positive
    Trend auch bei einem Umfeld steigender         Die Politik ist damit nach wie vor in zweierlei Hinsicht
    Zinsen anhält. Denn die Anleger haben sich     gefordert. Zum einen müssen die Rahmenbedingungen
    in der Vergangenheit häufig prozyklisch        für die Aktienanlage so gestaltet werden, dass es attraktiv
    verhalten, indem sie der Kursentwicklung       ist, in Aktien anzulegen. Zum anderen muss nach Wegen
    nachgelaufen sind und sich bei fallenden       gesucht werden, breitere Anlegerkreise zu erreichen.
    Kursen wieder von ihren Anlagen getrennt       Besonders jüngere Menschen und Menschen mit nied-
    haben. Dieser Effekt scheint zwar seit der     rigerem Einkommen müssen dabei stärker erreicht und
    letzten Finanzkrise schwächer geworden zu      unterstützt werden.
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ANZAHL DER AKTIONÄRE UND BESITZER VON AKTIENFONDS AUF 10-JAHRESHOCH
in Tausend                                                                                              nur Aktien        Aktien und Aktienfonds            nur Aktienfonds
14.000

                                          12.853

12.000                           11.828
                                                   11.549
                                          7.159             11.127
                                                                              10.796
                                 5.617                               10.504            10.314 10.317
                                                   6.549                                                                                                                         10.061
10.000                                                      6.081                                                                       9.490
                                                                              6.052                     9.317
                                                                     5.899                                                                                      9.007   8.977
                                                                                       6.074    6.270           8.811                           8.921
                                                                                                                                8.477                   8.441
                         8.231                                                                                          8.385                                                    5.143
                                                                                                                                        4.958
 8.000                                                                                                  5.764
                                                                                                                                                4.361
                                                                                                                5.187
                                                                                                                                4.586                   4.298   4.598   4.601
                                                                                                                        4.731
                 6.789   3.226

 6.000
         5.601
                 2.274

                                 2.748
         1.681                            2.607
                         1.518
 4.000           911                               2.088    2.086
                                                                                                                                        1.662                                    2.025
         627                                                         1.944    2.014                                                             1.749           1.516   1.731
                                                                                       1.874    1.677                                                   1.669
                                                                                                                                1.534
                                                                                                        1.365   1.405   1.305

 2.000
         3.293   3.604   3.487   3.463    3.087    2.912    2.960    2.661    2.730    2.366   2.370    2.188   2.219   2.349   2.357   2.870   2.811   2.474   2.893   2.645    2.893

         1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Abbildung 1: Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds*                                                                                   *Aktienfonds einschließlich Mischfonds

Ansatzpunkte für eine Verbesserung des Aktiensparens gibt es dabei viele:

■	Am wichtigsten ist mit Sicherheit das System der                                                ganzer Linie. Geld für die Altersvorsorge muss
     Altersvorsorge. Dieses ist in Deutschland nach                                                endlich in Instrumente fließen, die ausreichend
     wie vor zu einseitig auf die umlagefinanzierte                                                Rendite erwirtschaften. Andere hochentwickelte
     staatliche Rente ausgerichtet. Allen politischen                                              Nationen wie die USA, die Niederlande und
     Beteuerungen zum Trotz wird dieses System in                                                  Schweden machen uns vor, wie die Aktie zum
     absehbarer Zeit an die Grenzen seiner Leistungs-                                              Einsatz kommen kann – und zwar in der langen
     und Finanzierbarkeit kommen. Grund ist der                                                    Frist des Aufbaus von Altersvorsorgevermögen
     demographische Wandel, durch den immer mehr                                                   quasi ohne Verlustrisiko.
     Rentenempfänger immer weniger Beitrags­
     zahlern gegenüberstehen. Um den Lebensstan-                                               ■	
                                                                                                 Die    steuerliche Diskriminierung der Aktienan-
     dard im Alter zu sichern, sind die Menschen                                                   lage muss endlich beseitigt werden. Gewinne
     daher auf eine ergänzende private und betriebli-                                              aus Aktien werden heute uneingeschränkt auf
     che Altersvorsorge angewiesen. Hierbei muss die                                               Unternehmens- und Anlegerebene besteuert.
     Aktie wegen ihrer überlegenen Rendite-Risiko-                                                 Insgesamt ergibt sich hieraus für den Anleger
     Eigenschaften einen weit prominenteren Platz                                                  ein Steuersatz von rund 50 Prozent, während
     einnehmen als bisher. Die Politik muss hierfür die                                            für festverzinsliche Wertpapiere nur die Abgel-
     richtigen Anreize setzen. Der nun vorliegende                                                 tungsteuer von maximal 25 Prozent anfällt
     Koalitionsvertrag enttäuscht diesbezüglich auf                                                (ohne Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag).
4

                Dieses Missverhältnis muss durch Entlastungen                                           Einschränkung des Beratungsangebots – gerade
                auf Anlegerebene beseitigt werden, etwa indem                                           in Bezug auf Aktieninvestments. Setzt sich dieser
                nur ein Teil der Dividenden und Kursgewinne                                             Trend – etwa in Folge der Umsetzung der Euro-
                versteuert wird. Um besonders den langfristigen                                         päischen Finanzmarktrichtlinie II (MIFID II) – fort,
                Vermögensbesitz mit Aktien attraktiver zu gestal-                                       steht zu befürchten, dass Banken als Multiplika-
                ten, ist über die Steuerfreiheit für Veräußerungs-                                      toren für eine verbesserte Aktienkultur ausfallen.
                gewinne nach einer bestimmten Haltefrist nach-                                          Den Schaden hätten vor allem die Anleger mit
                zudenken.                                                                               kleineren und mittleren Sparbeträgen, für die
                                                                                                        individuelle Beratungsangebote schlicht nicht
          ■	Die     Regelungen zur Wertpapierberatung gehören                                          mehr wirtschaftlich darzustellen sind. Ein erster
                auf den Prüfstand. Die Mehrheit der Anleger                                             Schritt der Vereinfachung ist das allgemeine Pro-
                will Anlageentscheidungen nicht ohne Beratung                                           duktinformationsblatt für Aktien, die an einem
                durch eine Bank treffen. Wir beobachten daher                                           organisierten Markt gehandelt werden. Dieses
                mit Sorge, dass Banken immer mehr Mühe                                                  steht den Banken alternativ zum Produktinforma-
                haben, die wachsenden regulatorischen Anfor-                                            tionsblatt für Einzelaktien ab Mitte 2018 zur Ver-
                derungen an die Kundenberatung mit vertret-                                             fügung und reduziert den Compliance-Aufwand.
                barem Aufwand umzusetzen. Die Folge ist eine                                            In diese Richtung sollte weitergedacht werden.

ANZAHL DER DIREKTANLEGER STEIGT AUF FAST 5 MILLIONEN

in Tausend                                                                                                               Aktionäre ohne Belegschaftsaktien
                                                                                                                         Belegschaftsaktionäre mit weiteren Aktien
7.000
                                                                                                                         Belegschaftsaktionäre ohne weitere Aktien

                                6.211
6.000
                                        5.694

                                4.610
                        5.005                   5.000   5.046                                                                                                           4.918
5.000                                   4.235
                                                                        4.744
                                                                4.605                                                                   4.560
                4.515                                                                                                           4.532
                                                                                                                                                        4.409   4.376   3.664
                        3.406                   3.526   3.698                   4.240                                                           4.143
        3.920                                                                           4.047
4.000                                                                   3.472                                           3.891
                                                                3.399                                                                   3.321           3.332   3.274
                2.857                                                                                           3.654           3.247
                                                                                                3.553   3.624
                                                                                3.174
                                                                                                                                                3.325
        2.458                                                                           3.018
                                                                                                                        2.734
3.000                                                                                                           2.666
                                                                                                2.607   2.633

2.000

                361
        309             369     511
                                        488     495
                                                         489            329                                                     398     364                             335
1.000                                                            433                                                    394                             183     274
                                                                                314     229             253     294
                                                                                                236                                             201
        1.153   1.297   1.230   1.090   971     979      859     773    943     752     800     710     738     694     763     887     875     617     894     828     919

        1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Abbildung 2: Anzahl der Aktionäre
5

ERNEUTES PLUS BEI DEN ANLEGERN IN AKTIENFONDS
 in Tausend                                                                               nur Aktienfonds           Aktienfonds und Mischfonds               nur Mischfonds

 10.000                                   9.766

                                                  8.637
                                  8.365   2.633           8.167           8.066
                                                                  7.843           7.948     7.947
  8.000
                                  1.764           2.575                                                                                                                       7.168
                                                                                                    7.129
                                                          2.923           2.774
                                                                                  2.772    2.686            6.592                    6.620
                                                                  2.678                                                                                               6.332
                                          1.097                                                                              6.120           6.110            6.114           2.137
                                                                                                                     6.036                           5.967
  6.000                            952                                                              3.138                                                             1.720
                                                                                                            2.723                    2.633
                                                  1.177                                                                                                       2.131
                                                                                                                             2.261           2.418   2.248
                          4.744                                                                                      2.413
                                                          864             975               748
                                                                  842             933                                                                                         872
                          1.162                                                                                                                                        722
  4.000
                                                                                                    551                              578                       662
                  3.185                                                                                      576             658
                           391                                                                                       631                     691     788
          2.308   727

          557     236
  2.000
          160

          1.591   2.222   3.191   5.649   6.036   4.885   4.380   4.323   4.317   4.243    4.513    3.440   3.293    2.992   3.201   3.409   3.001   2.931    3.321   3.890   4.159

          1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Abbildung 3: Anzahl der Anleger in Aktienfonds

ERGEBNISSE FÜR DAS JAHR 2017 IM DETAIL

Abbildung 1 zeigt die Gesamtanzahl der Aktionäre und                                    sind als Belegschaftsaktionäre am Aktien­     kapital
Besitzer von Aktienfonds im Zeitablauf. Im Jahr 2017                                    „ihres“ Unternehmens beteiligt (Abbildung 2) – ein
hielten in Deutschland knapp über 10 Mio. Personen                                      Plus von rund 150.000. 919.000 davon halten nur
ein Aktieninvestment. Dies entspricht einem Anteil von                                  Belegschaftsaktien, 335.000 halten Belegschafts- und
15,7 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre. Im Ver-                                     weitere Aktien. Ausschließlich Aktien anderer Unter-
gleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Aktienbesitzer                                  nehmen besitzen insgesamt knapp 3,7 Mio. Menschen.
an der Bevölkerung damit um 12,1 Prozent. In absoluten
Zahlen konnte ein Zuwachs von beinahe 1,1 Mio. Anle-                                    Diese positive Entwicklung besteht auch in Bezug auf
gern verzeichnet werden. Die Aktionärszahlen erlebten                                   die Besitzer von Aktienfonds- oder Mischfondsantei-
damit den stärksten Zuwachs seit fünf Jahren und befin-                                 len, das heißt Fonds, die neben anderen Instrumenten
den sich auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren.                                       auch Aktien enthalten. Der Anstieg von rund 836.000
                                                                                        Personen innerhalb eines Jahres ist sogar der höchste
Die Struktur des Aktienbesitzes hat sich dabei nur                                      seit 2001 (Abbildung 3). Zwar liegt die Gesamtanzahl
geringfügig verändert. Beinahe 5 Mio. Menschen haben                                    der Aktienfondsanleger noch immer weit unter den
als Aktionäre von Unternehmen ein direktes Invest-                                      Höchstständen der Jahrtausendwende. Der positive
ment (7,7 Prozent der Bevölkerung). Die Anzahl der Akti-                                Trend hat aber seit dem Jahr 2014 an Stabilität gewon-
enfondsbesitzer ist mit einem Wachstum von 13,2 Pro-                                    nen. Dabei ist auch das Interesse an Investitionen in
zent im Vergleich sogar stärker gestiegen und erreichte                                 reine Aktienfonds erneut gestiegen und hat sich dem
2017 knapp 7,2 Mio. (11,2 Prozent der Bevölkerung).                                     Vorkrisenniveau angenähert. Die Anzahl derjenigen,
Insgesamt ist die Gruppe derjenigen, die sowohl Aktien                                  die reine Aktienfonds besitzen, ist um 419.000 auf
als auch Aktienfondsanteile besitzen, um knapp 17                                       5 Mio. gestiegen (7,9 Prozent der Bevölkerung). Auch
Prozent auf rund 2 Mio. Anleger am stärksten gestiegen.                                 die Anzahl der Besitzer von Anteilen an Mischfonds
                                                                                        legte zu. Mit rund 3 Mio. Personen (4,7 Prozent der
Auch innerhalb der Gruppe der Aktienbesitzer hat sich                                   Bevölkerung) konnte damit der tiefste Punkt seit der
strukturell wenig verändert: Gut 1,2 Mio. Menschen                                      Jahrhundertwende wieder verlassen werden.
6

          2017 VERSTÄRKT LANGFRISTIGES DEMOGRAPHISCHES MUSTER

          Die Demographie des Aktienbesitzes ist seit einigen           Altersgruppe von 14 bis 39 Jahren sind Aktionäre,
          Jahren recht stabil. Überproportional viele Aktionäre         wobei der Anteil innerhalb dieser Gruppe rapide
          und Aktienfondsbesitzer haben ein relativ hohes Bil-          abnimmt, je jünger die Anleger sind.
          dungsniveau, ein überdurchschnittliches Haushalts-
          einkommen, leben im Westen der Bundesrepublik                 Bei den Über-60-Jährigen, der in absoluten Zahlen
          und sind über 50 Jahre alt.                                   stärksten Aktionärsgruppe, konnte im Jahr 2017 der
                                                                        weitaus größte Anstieg von knapp 400.000 verbucht
          Die größte Affinität zu Aktien besitzen die Alters-           werden, so dass mittlerweile 3,4 Mio. Aktienbesit-
          gruppen von 40 bis 49 Jahren und von 50 bis 59 Jahren         zer in diese Altersgruppe fallen (Abbildung 4). Nicht
          mit jeweils rund 19,2 Prozent bzw. 20,8 Prozent der           zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung
          Bevölkerungsgruppe, gefolgt von der Altersgruppe              in Deutschland hat diese Gruppe mit einem Plus von
          ab 60 Jahren (16,3 Prozent). Die Jüngeren halten hier         635.000 Aktionären das Vorkrisenniveau von 2007
          nach wie vor nicht mit. Lediglich 10,5 Prozent der            mittlerweile weit überholt.

MEHR AKTIENBESITZ BEI JUNG UND ALT

 in Tausend                   2015     2016   2017
                                                                                                                       3.473

                                                                                                       3.179
                                                                                                               3.075
3.000

                                                                                             2.491
2.500
                               2.192                                               2.140
                      1.952                                                2.028
2.000                                           1.934           1.905
              1.865                                     1.810

1.500

1.000

    500

      0
                      14-39                             40-49                      50 - 59                 60 und älter

 Abbildung 4: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Altersgruppen

          Mit einem Zuwachs von 240.000 ist auch die Anzahl             Auch zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise
          der jüngeren Anleger bis 39 Jahre weiter gestiegen.           liegt die Anzahl der Aktionäre in dieser Altersgruppe
          Damit hat sich der Trend aus den Vorjahren bestä-             noch weit unter dem damaligen Niveau.
          tigt: Mehr jüngere Menschen kaufen Aktien. Dies ist
          erfreulich, denn gerade für diese Altersgruppe sind           Die Aktionärsquoten in West- und Ostdeutsch-
          der eigenverantwortliche Vermögensaufbau und                  land gingen 2017 weiter auseinander. So nahm die
          die private Altersvorsorge mit der Aktie besonders            Anzahl der Aktienbesitzer in Westdeutschland im
          wichtig, um den Lebensstandard im Alter zu sichern.           vergangenen Jahr um 12,9 Prozent zu (ein Plus von
          Jedoch haben die Krisen hier Spuren hinterlassen.             ca. 1 Million), im Osten dagegen „nur“ um 7,8 Prozent
7

(ein Plus von ca. 110.000). Entsprechend liegt der                     raum und verfolgen tendenziell noch kurzfristigere
Anteil der Aktienbesitzer in Ostdeutschland mit 11,2                   Sparziele. Ihr geringeres Aktienengagement ist damit
Prozent der Bevölkerung wieder deutlicher unter dem                    erklärbar. Auch das West-Ost-Gefälle lässt sich teilweise
Anteil in Westdeutschland mit 16,9 Prozent (Abbil-                     mit Unterschieden in der Wirtschaftskraft und daraus
dung 5), nachdem sich zwischenzeitlich die Quoten                      resultierenden Einkommensunterschieden erklären.
deutlich aufeinander zubewegt hatten.
                                                                       Die Zunahme der Aktionärszahlen im Jahr 2017
Rund 4 Mio. Aktienbesitzer verfügen über ein monat-                    verstärkt diese langfristigen Muster eher noch. Abbil-
liches Haushaltsnettoeinkommen von über 4.000                          dung 7 zeigt, dass sich der Zuwachs von knapp 1,1 Mio.
Euro und stehen damit für 40 Prozent aller Aktienbe-                   Aktienbesitzern weitgehend auf Personen beschränkt,
sitzer (Abbildung 6). Jeder Dritte (33,6 Prozent) dieser               die aus dem Westen stammen (ein Plus von 978.000),
Einkommensgruppe hält Aktien oder Aktien­­fonds. 2,6                   über 50 Jahre alt sind (ein Plus von 749.000) und über
Mio. Aktienbesitzer haben ein monatliches Haushalts-                   ein monatliches Nettohaushaltseinkommen von über
nettoeinkommen von 3.000 bis 4.000 Euro. Das sind                      3.000 Euro verfügen (ein Plus von 1 Mio.).
20 Prozent dieser Einkommensgruppe. Unterhalb die-
ser Grenze nimmt der Anteil der Aktienbesitzer in der                  Es bleibt also weiterhin eine Herausforderung, insbe-
jeweiligen Einkommensklasse spürbar ab: mit 13,1                       sondere die jüngeren und die einkommensschwä-
Prozent bzw. 5,9 Prozent bei einem monatlichen Haus-                   cheren Schichten der Bevölkerung in Deutschland
haltsnettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 Euro bzw.                      an die Aktienanlage heranzuführen. Mit tragfähigen,
unterhalb von 2.000 Euro.                                              attraktiven Lösungen muss auch in diesen Bevölke-
                                                                       rungsschichten der Aktienbesitz verbreitet werden,
Die soziodemographischen Merkmale sind nicht                           damit alle Bürger von den langfristigen Vorteilen des
unabhängig voneinander, sondern überlappen sich                        Vermögensaufbaus mit Aktien profitieren. Dies sollte
zum Teil. Typischerweise stehen zum Beispiel jüngere                   auch aufgrund der wachsenden Problematik der Ren-
Menschen noch am Anfang ihres Berufslebens, haben                      tenfinanzierung sowie der Gerechtigkeitsdebatte
daher weniger Einkommen und finanziellen Spiel-                        höchste politische Priorität haben.

AKTIENKULTUR IN OST- UND WESTDEUTSCHLAND DRIFTET WIEDER AUSEINANDER

 in Prozent der jeweiligen Bevölkerung                       West       Ost

 16 %          15,8 %                                                                                                16,9 %

                                         14,8 %                                                   14,9 %
                                                                                14,4 %
 14 %                                                      13,8 %

                                                                                         12,6 %
 12 %
                                                                                                                              11,2 %
                        10,6 %
                                                  10,2 %            10,3 %                                 10,3 %
 10 %

  8%

  6%

  4%
                   2012                    2013              2014                  2015               2016               2017

 Abbildung 5: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Regionen
8

AKTIENBESITZ VON HAUSHALTEN MIT HOHEM EINKOMMEN STEIGT ÜBERPROPORTIONAL
 in Prozent der jeweiligen Bevölkerung                        2015    2016   2017

 35 %                                                                                                                   33,6 %

 30 %                                                                                                 29,4 %
                                                                                                               28,4 %

 25 %

 20 %                                                                                 19,8 % 20,0 %
                                                                             18,6 %

 15 %
                                           13,1 %            13,1 %
                                                    12,1 %

 10 %

              6,2 % 5,9 % 5,9 %
    5%

    0%
                     unter 2.000                2.000 - 3.000                    3.000 - 4.000             über 4.000
                                                      Haushaltsnettoeinkommen (in Euro)

Abbildung 6: Entwicklung des Aktienbesitzes nach Einkommen

GENERATION 50+ UND PERSONEN MIT HOHEM EINKOMMEN SPEISEN POSITIVEN TREND
in Tausend (abweichende Summen aus Rundungen)

1.200

1.000                                               Ost
                                                    107
                                                                                 Über 60
                                                                                  398
    800

                                                                                                       Über 4.000
                                                                                                          894
    600             Gesamt
                     1.084                                                       50 – 59
                                                 West                             351
                                                 978
    400

                                                                                 40 – 49
                                                                                   95
    200
                                                                                                      3.000 – 4.000
                                                                                                          179
                                                                                 14 – 39
                                                                                  240                 2.000 – 3.000
                                                                                                          115
     0

                                                                                                       Unter 2.000
                                                                                                          -95
 -200
                   Gesamt                       Ost/West                            Alter              Einkommen

 Abbildung 7: Entwicklung des Aktienbesitzes 2016 auf 2017
9

Spezial:
Zwei Krisen,
zwei Verhaltens­muster?
Der Zuwachs der Aktienbesitzer der letzten Jahre fiel                                         globalen Finanzmarktkrise nach 2008 war das Ver-
in ein Umfeld steigender Kurse. Das wirft die Frage                                           halten dagegen deutlich weniger prozyklisch, denn
auf, ob Privat­anleger letztlich nur der Kursentwick-                                         bereits kurz nach dem Fall von Lehman Brothers im
lung folgen und damit tendenziell zu teuer kaufen,                                            September 2008 kauften die Privatanleger wieder
um später zu billig zu verkaufen.                                                             zusätzliche Aktien. Diese Zukäufe setzten sich bis
                                                                                              ins Jahr 2011 – also bis in die Mitte der europäischen
Abbildung 8 stellt dazu die Kursentwicklung des DAX                                           Staatsschuldenkrise – fort. Rückblickend betrachtet
den Käufen und Verkäufen der privaten Haushalte                                               haben die Anleger hier folglich ein besseres Timing
von börsennotierten Aktien seit 1999 gegenüber;                                               bewiesen und sich insbesondere bei fallenden Kur-
Fondsanlagen sind dabei nicht berücksichtigt.1 Diese                                          sen nicht prozyklisch verhalten.
langfristige Perspektive erlaubt einen Vergleich des
Verhaltens der Privatanleger in den beiden großen                                             Insgesamt unterschied sich damit das Verhalten der
Finanzmarktkrisen.                                                                            Anleger in den beiden Finanzmarktkrisen seit 2000.
                                                                                              Während sie sich in der ersten Krise deutlich prozyk-
So haben sich die Anleger nach dem Platzen der                                                lischer verhalten und gute Einstiegschancen verpasst
Blase am Neuen Markt im März 2000 tatsächlich weit-                                           haben, wurde der Zeitraum der Finanzmarktkrise
gehend prozyklisch verhalten. Bis zum Kurstief im                                             von 2008 bis 2010 für Zukäufe genutzt. Entsprechend
März 2003 haben sie sich in hohem Umfang bei fal-                                             stehen deutlichen Nettoverkäufen nach dem „Dot.
lenden Kursen von ihren Aktienbeständen getrennt.                                             com-Crash“ Nettozukäufe während der Finanzmarkt-
Auch während des späteren Kursanstiegs der Jahre                                              krise gegenüber.
2003 bis 2007 fanden weiterhin überwiegend Ver-
käufe statt. Erst kurz vor dem Ausbruch der Finanz-                                           Die Phase der ungebrochenen Hausse am Aktien-
krise 2007 waren erste Zukäufe zu verzeichnen.                                                markt seit dem 4. Quartal 2011 ist dagegen ambiva-
Gute Einstiegsmöglichkeiten während der Phase                                                 lent zu betrachten. Bis heute sind zwar von den priva-
niedriger DAX-Stände in den Jahren 2002 bis 2004                                              ten Haushalten rund 38 Mrd. Euro zusätzlich in Aktien
wurden dagegen verpasst. Parallel zu der fallenden                                            investiert worden. Davon entfallen aber gut 30 Mrd.
Anzahl von Aktienbesitzern kam es damit über den                                              auf die Jahre 2015 bis 2017, als der DAX sein Vor-
gesamten Zeitraum des Kurszyklus von Anfang 2000                                              krisenniveau bereits weit hinter sich gelassen hatte.
bis Mitte 2007 zu Abflüssen aus der Direktanlage in                                           In den Jahren 2012 bis 2014 haben die Anleger im
Aktien in Höhe von rund 50 Mrd. Euro. Im Verlauf der                                          Rückblick dagegen gute Einstiegschancen verpasst.

1
     atengrundlage für dieses Kapitel bildet die Finanzierungsrechnung der Deutschen
    D
    Bundesbank. Der indirekte Aktienbesitz ist der Kapitalmarktstatistik der Deutschen Bun-
    desbank entnommen. Dabei rechnen wir vereinfachend das gesamte Fondsvermögen
    der Aktienfonds den privaten Haushalten zu.
10

       BESSER: KONTINUIERLICHES SPAREN STATT STREBEN NACH PERFEKTEM TIMING

       Ein perfektes Timing stellt nicht nur den professionellen      Ein regelmäßiges Aktiensparen der Bevölkerung
       Investor vor große Herausforderungen. Es überfordert           würde auch den Anteil der Aktie am Geldvermögen
       erst recht den Privatanleger, der regelmäßig nicht             insgesamt erhöhen. Die zusätzlichen Mittel, die zuletzt
       über die Zeit und Expertise für eine fundierte Aktien-         erfreulicherweise in die Aktie geflossen sind, machen
       analyse verfügt. Die Frage nach dem idealen Einstiegs-         nämlich nur einen Bruchteil der Ersparnisse aus, die
       zeitpunkt sollte den Privatanleger daher nicht zu viel         Jahr für Jahr in Bankeinlagen fließen (siehe hierzu
       beschäftigen. Wichtiger ist vielmehr ein langfristiges         Aktionärszahlen 2014). Es wundert daher nicht, dass
       Aktieninvestment mit kontinuierlichen, monatlichen             die Aktienquote am Geldvermögen der Bundesbürger
       Sparraten. Dies ist zum Beispiel mit Aktien- oder Aktien­      mit 5,5 Prozent (bei Einbeziehung von Aktienfonds
       fondssparplänen einfach zu realisieren.                        8,8 Prozent) im Vergleich zum Bank- und Versicherungs­
                                                                      sparen (jeweils knapp unter 40 Prozent) vernachlässig-
                                                                      bar ist – und das trotz historisch niedriger Zinserträge.

ZUFLÜSSE IN DIE AKTIE HÄNGEN VON DER KURSENTWICKLUNG AB

 Zu- und Abflüsse (in Mrd. Euro)                                                              Aktien    DAX

 25
                   „dot.com“-Krise                            Globale Finanzkrise
                    (2000 – 2003)                             (2007/2008 – 2010)
 20

 15

 10

  5

  0

  -5

 -10

 -15

 -20
     1999–01              2002-01        2005-01            2008-01                2011-01         2014-01           2017-01

Abbildung 8: Käufe und Verkäufe von Aktien privater Haushalte und Entwicklung des DAX von 1999 bis 2017
11

SYSTEMATIK UND METHODIK DER AKTIONÄRSSTRUKTURSTATISTIK

Das Deutsche Aktieninstitut zählt alle Anleger als
„Aktienbesitzer“, die entweder direkt mit Aktien
oder indirekt mit Aktienfonds an der Entwicklung
des Aktienmarktes partizipieren. Wegen der mög-
lichen Überschneidungen der beiden Gruppen
                                                                                              nur
– ein Anleger kann neben Aktien auch Anteile an                                           Aktien­fonds
Aktienfonds besitzen – können die beiden Gruppen                                                                         Anleger in
in der Darstellung nicht einfach addiert werden.                                                                         Aktien­fonds
                                                          Aktienbesitzer
Deshalb unterscheidet die Statistik des Deutschen
                                                          (= alle Aktien­
Aktieninstituts:
                                                          investments)                     Aktien und
   (1) Menschen, die nur Aktien, nicht aber Fonds-                                       Aktienfonds
                                                                                          Aktien­ und
                                                                                          Aktien­fonds
        anteile halten („nur Aktien“),
   (2) Menschen, die nur Fondsanteile, nicht aber
        Aktien besitzen („nur Aktienfonds“), und                                                                           Aktionäre
   (3) Anleger, die sowohl Aktien als auch Anteile an                                     nur Aktien
       Aktienfonds besitzen („Aktien und Aktien­
       fonds“).

Die gleiche logische Struktur in den Überschneidun-
gen findet sich innerhalb der Gruppen der Aktionäre
und der Anleger in Aktienfonds.                          Fonds besitzt. Es bedeutet ausdrücklich nicht, dass er außer Aktien gar
                                                         keine andere Anlageform nutzt. Dies würde das Deutsche Aktieninsti-
Bei den Aktionären wird unterschieden zwischen           tut auch grundsätzlich nicht empfehlen.
  (1) Belegschaftsaktionären, die ausschließlich
       Belegschaftsaktien, aber keine anderen            Methodisch beruht die Aktionärsstrukturstatistik des Deutschen
       Aktien halten,                                    Aktieninstituts auf einer repräsentativen Umfrage von KANTAR TNS.
  (2) Aktionären, die gar keine Belegschafts­aktien     Hierzu werden in insgesamt 12 Wellen jährlich ca. 28.000 Anleger im
       halten, und                                       Alter von mindestens 14 Jahren zufällig ausgewählt und weitgehend
  (3) Aktionären, die sowohl Belegschafts- als          in einem persönlichen Interview nach ihrem Anlageverhalten befragt.
       auch andere Aktien besitzen.                      Entsprechend beziehen sich Prozentangaben im Text auch auf die
                                                         Bevölkerung ab 14 Jahren. Die Erhebungen von KANTAR TNS erlau-
Die Anleger in Aktienfonds gliedern sich in              ben keine weitere Differenzierung der Angaben – etwa im Hinblick auf
  (1) Menschen, die nur Aktienfonds halten,             Aktiensparpläne im Rahmen der Riester-Rente.
  (2) Menschen, die ausschließlich Anteile an
       Gemischten Fonds halten, und                      Die Aktionärszahlen unterscheiden sich methodisch von anderen
  (3) Anleger, die sowohl Anteile an Gemischten         Erhebungen mit ähnlicher Zielrichtung. So erhebt die Deutsche Bun-
       Fonds als auch an Aktienfonds besitzen.           desbank unter dem Stichwort „Private Haushalte und ihre Finanzen“
                                                         in regelmäßigen Abständen Daten zum Vermögen und Sparverhalten
Die Gruppe der Besitzer von „Aktienfonds­anteilen“       der privaten Haushalte, bezieht die Aussagen aber anders als wir auf
wird also weit abgegrenzt. Sie umfasst Aktienfonds       die Zahl der Haushalte. Unterschiedliche Angaben zum Aktienbesitz
im engeren Sinne und Gemischte Fonds, die Aktien         aus verschiedenen Quellen müssen immer vor diesem Hintergrund
enthalten.                                               bewertet werden.

Inwiefern die Anleger in den verschiedenen Un­ter­­      Mit Beginn des Jahres 2013 hat das Deutsche Aktieninstitut zudem die
gruppen auch andere Anlageformen nutzen, z.B.            Statistik generell auf Ganzjahreswerte umgestellt. Trotz der breiten sta-
Anleihen, Anteile an Renten- oder Immobilienfonds,       tistischen Grundlage unterliegen die Halbjahreszahlen insbesondere
Geldmarktkonten oder Versicherungen, geht aus der        der verschiedenen Untergruppen größeren Schwankungen, die häufig
Statistik des Deutschen Aktieninstituts nicht hervor.    statistisch bedingt sind und die Interpretation erschweren.
Dass ein Anleger nach unserer Untersuchung zum
Beispiel „nur Aktien“ hält, bedeutet also lediglich,     Die dieser Studie zugrundeliegenden Daten können beim Deutschen
dass er keine Anteile an Aktien- oder Gemischten         Aktieninstitut angefordert werden.
Frankfurt am Main | 19. Februar 2018
Dr. Gerrit Fey | Tel. +49 69 92915-41 | fey@dai.de
Michaela Hohlmeier | Tel. +49 69 92915-31 | hohlmeier@dai.de

Deutsches Aktieninstitut e.V.
Senckenberganlage 28 | 60325 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 92915-0 | Fax +49 69 92915-12
www.dai.de
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