BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG - Nr. 123-2 vom 1. Oktober 2021

 
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BULLETIN
                                DER
                          BUNDESREGIERUNG
                           Nr. 123-2 vom 1. Oktober 2021

Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier

bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
zum Tag der Deutschen Einheit
am 1. Oktober 2021 in Berlin:

Wir setzen heute Vormittag eine wunderschöne Tradition fort, die Richard von
Weizsäcker einst vor dreißig Jahren begründet hat, damals noch in der Villa Hammer­
schmidt in Bonn. Seitdem ehrt der Bundespräsident jedes Jahr zum Tag der Deut­
schen Einheit engagierte Bürgerinnen und Bürger, die den Zusammenhalt in unserem
Land und in Europa stärken.

„Ein Land, das in sich so vielgestaltig ist wie Deutschland“, hat der Kunsthistoriker Neil
MacGregor geschrieben, „wird von seinen Dichtern, Malern, Propheten und Geschich­
tenerzählern ebenso zusammengehalten wie von seinen Regierungen und Grenzen.“
Ich freue mich, heute 14 Frauen und Männer auszeichnen zu können, die sich in her­
ausragender Weise um Kunst und Kultur verdient gemacht haben, die sich für ein gu­
tes Miteinander einsetzen oder das Gespräch zwischen den Verschiedenen fördern.
Ihnen allen ein herzliches Willkommen heute Morgen im Schloss Bellevue.

Die Pandemie hat uns bewusst gemacht, welche Bedeutung, welchen Wert Kunst und
Kultur für uns haben – für das Leben jedes und jeder Einzelnen, aber auch für unsere
Gesellschaft und unsere Demokratie.

Literatur, Theater, bildende Kunst, Film, Tanz und Musik öffnen uns eine ganze Welt.
Sie stiften Sinn, spenden Trost, geben uns Halt und Orientierung, gerade dann, wenn
wir uns einsam fühlen oder nicht weiterwissen. Sie wecken Mut, gerade dann, wenn
wir auf der Suche sind und einen neuen Anfang brauchen. Sie schenken uns eine
Heimat und eine Zukunft, und sie helfen uns, die Welt mit den Augen des anderen zu
Bulletin Nr. 123-2 v. 1. Okt. 2021 / Bpräs. – Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit, Berlin

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sehen, Empathie zu entwickeln, die wir in unserer vielfältigen Gesellschaft so dringend
brauchen.

Während des Lockdowns haben wir auch erfahren, dass es etwas grundsätzlich an­
deres ist, ob wir Kultur gemeinsam mit anderen in öffentlichen Räumen genießen oder
allein zu Hause vor dem Bildschirm. Im Konzert- oder Theatersaal fühlen wir uns in
der Gemeinschaft aufgehoben, ohne unsere Individualität, unsere eigenen Gedanken
und Träume aufgeben zu müssen. Die verbindende Kraft der Kunst kann sich dort
entfalten, weil wir alle, so verschieden wir sind, im selben Augenblick eine Erfahrung
machen und unmittelbar in den Austausch darüber eintreten.

Ich bin und bleibe überzeugt: Kultur ist eine Grundbedingung für das Gelingen der
Demokratie. Eine lebendige Demokratie, die von ihren vielen verschiedenen Bürgerin­
nen und Bürgern gemeinsam getragen wird, die fähig zur Selbstkorrektur ist und offen
für eine bessere Zukunft, eine solche Demokratie ist ohne Kunst und Kultur nicht zu
haben. Wir brauchen die Begegnung bei Kulturveranstaltungen, und wir brauchen die
Freiheit und die Vielfalt der Kunst, um als Gesellschaft im Gespräch zu bleiben und
uns über uns selbst zu verständigen – über das, was gelingt und uns erfreut, aber auch
über das, was schiefläuft oder fehlt.

Kultur macht leises Unbehagen vernehmbar und verstärkt die Stimmen derer, die nicht
gehört werden. Sie lässt Erfahrungen lebendig werden, überschreitet Grenzen, irritiert
gewohnte Sichtweisen, bringt uns zum Nachdenken, manche zum Umdenken. Sie
lässt uns erleben, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir kommen können,
kundschaftet das Neue aus, macht Möglichkeiten sichtbar, ohne dabei auf irgendwel­
che Ziele verpflichtet zu sein.

Nicht zuletzt birgt die Kultur immer wieder neues Potenzial für Kritik: Kritik an unwür­
digen politischen Zuständen, an beschämenden sozialen Missständen, an Unrecht
und Unfreiheit. Auch damit gibt sie vielen Menschen in vielen Ländern dieser Welt
etwas Lebensnotwendiges, zeigt Haltung und hilft, Angst oder Resignation zu über­
winden. All das macht die Kraft der Kultur aus, all das macht sie so unverzichtbar für
die Zukunft unserer Demokratie.
Bulletin Nr. 123-2 v. 1. Okt. 2021 / Bpräs. – Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit, Berlin

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Die Coronakrise hat alle, die für die Kultur arbeiten und von ihr leben, besonders hart
getroffen. Dass Kinos, Theater und Konzertsäle geschlossen, Festivals und Ausstel­
lungen abgesagt werden mussten, hat Zehntausende in existenzielle Not gestürzt.
Manche, die sich mit Brotjobs über Wasser halten mussten, waren vom Ausschluss
aus der Künstlersozialkasse bedroht. Nicht wenige haben darüber nachgedacht, die
Kunst als Beruf ganz aufzugeben, weil sie keine Zukunft mehr für sich selbst sahen.
Ich weiß, viele Künstlerinnen und Künstler sind immer noch verzweifelt, manche sind
wütend, viele zornig auf die Politik.

Diese Ordensveranstaltung heute soll deshalb auch ein Zeichen sein: Wir dürfen nicht
zulassen, dass einzelne Zweige unserer Kultur nach der Coronakrise verdorren oder
absterben. Die Politik ist weiterhin gefordert, sich den Künstlerinnen und Künstlern zu­
zuwenden, besonders denen, die freiberuflich tätig sind und bis heute keine oder kaum
Auftrittsmöglichkeiten haben. Wir müssen sie weiterhin unterstützen. Wir müssen Lö­
sungen finden, um sie besser sozial abzusichern. Und wir müssen auch jetzt, nach der
Bundestagswahl, weiter darüber diskutieren, was uns Kultur in Zukunft wert sein soll.
Das schulden wir den Künstlerinnen und Künstlern. Aber wir schulden es auch uns
selbst und der Zukunft der Demokratie!

Ich freue mich, dass der „Neustart Kultur“ an vielen Orten und in vielen Einrichtungen
geglückt ist. Und da, wo er noch nicht geglückt ist, muss weiter Starthilfe geleistet wer­
den. Denn unser Land braucht diesen Neustart, um wieder Kraft zu schöpfen und auf
die Beine zu kommen. Ich wünsche mir aber auch, dass sich noch mehr Menschen
impfen lassen, damit auch jetzt im Herbst und im Winter möglichst viele an einem mög­
lichst freien Kulturleben teilnehmen können.

In diesen Tagen erleben wir, wie zerbrechlich der Zusammenhalt in unserem Land ist,
wie schnell Risse entstehen, ja: wie dünn der Firnis der Zivilisation tatsächlich ist. Wir
erleben, dass eine kleine Minderheit von Menschen, die die Existenz des Virus leug­
nen oder seine Gefährlichkeit bestreiten, an den Rand der Gesellschaft rückt, sich ent­
fremdet und wie geblendet, ja gefangen wirkt von einem Kult des Irrationalen. Wir er­
leben, dass sektiererische Gruppen sich radikalisieren und das wichtigste Prinzip un­
serer Demokratie missachten: Das Prinzip, Konflikte gewaltfrei, in friedlicher, respekt­
voller Diskussion zu lösen und Entscheidungen mit Mehrheitsbeschluss zu finden.
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Wenn Menschen, die darum bitten, schützende Coronaregeln einzuhalten, mitten in
unserem Land beschimpft, verprügelt oder – wir können es immer noch nicht fassen –
erschossen werden; wenn ein entsetzlicher Mord im Internet von manchen völlig un­
gehemmt bejubelt wird; wenn Frauen und Männer, die sich impfen lassen wollen, be­
drängt, beleidigt und eingeschüchtert werden; wenn Bürgermeisterinnen und Abgeord­
nete immer wieder Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt sind, wenn auf Wahlplaka­
ten dazu aufgerufen wird, Politikerinnen und Politiker aufzuhängen, wenn die Spitzen­
kandidaten der Parteien als Leichen dargestellt werden – dann, spätestens dann ist
der Punkt erreicht, an dem wir als Demokratinnen und Demokraten die Unvernunft und
den Hass nicht länger dulden dürfen! Dann ist der Punkt erreicht, an dem wir, über
Parteigrenzen hinweg, aufstehen und Farbe bekennen müssen, an dem wir gemein­
sam das verteidigen müssen, was wir nie wieder verlieren wollen: ein in Recht und
Freiheit geeintes Land, eine offene, vielfältige und friedliche Gesellschaft, eine liberale
Demokratie!

Wenn wir Gewalt in die Schranken weisen, wenn wir das Recht und den inneren Frie­
den verteidigen, wenn wir nicht zulassen, dass Hass und Angst unser öffentliches Le­
ben vergiften, dann ermöglichen wir auch das, was Kunst und Kultur so dringend brau­
chen: eine freie Gesellschaft, die sich durch nichts und niemanden einschüchtern lässt.

Kunst und Kultur müssen niemandem zu Diensten sein, auch nicht der Demokratie,
auch nicht der Vernunft. Aber Sie alle hier tragen mit Ihrer Kunst oder Ihrem Engage­
ment dazu bei, dass wir uns in unserer vielfältigen Gesellschaft näherkommen und
einander besser verstehen. Sie alle machen auf Ihre ganz eigene Weise Mut, dass wir
Mauern überwinden und in Einheit und Freiheit in die Zukunft gehen können.

Beginnen möchte ich mit einem Gast, der kein Künstler ist, sich aber in herausragen­
der Weise für eine politische Kultur der Toleranz einsetzt, besonders für ein respekt­
volles Miteinander von Menschen verschiedener Religionen. Wir ehren heute den Prä­
sidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, einen ebenso besonnenen wie
streitbaren Geist, der unermüdlich gegen Vorurteile, Unwissenheit, Hass und Gewalt
kämpft und sich um das jüdische Leben in unserem Land und damit um unser ganzes
Land verdient gemacht hat.
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In diesem Jubiläumsjahr, in dem wir in Deutschland 1.700 Jahre jüdisches Leben fei­
ern, haben uns viele großartige – oft digitale –Veranstaltungen noch einmal vor Augen
geführt, wie Jüdinnen und Juden unsere Geschichte geprägt und unsere Kultur zum
Blühen gebracht haben. Und das, obwohl sie immer wieder zu Fremden gemacht, ge­
demütigt, ausgegrenzt und entrechtet wurden.

Dass es nach der Shoah, dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden,
überhaupt wieder jüdisches Leben in unserem Land gibt, dafür sind wir zutiefst dank­
bar. Und es ist ein unermessliches Glück, dass dieses jüdische Leben heute wächst
und gedeiht, auch dank der Menschen, die aus der ehemaligen Sowjetunion kamen,
und dank der vielen jungen Israelis, die es nach Deutschland zieht, ganz besonders
hier nach Berlin.

Aber es beschämt mich, dass jüdisches Leben in Deutschland noch immer keine
Selbstverständlichkeit ist. Es macht mich zornig, dass antisemitischer Hass und anti­
semitische Hetze in Deutschland wieder zum Alltag gehören, dass Jüdinnen und Ju­
den auf offener Straße beschimpft, bedroht oder sogar angegriffen werden, dass Ter­
roristen Synagogen ins Visier nehmen. Und es lässt mir keine Ruhe, dass die Gruppe
derjenigen, die an antisemitische Verschwörungstheorien oder andere irrationale Ge­
spinste glauben, in der Coronazeit offenbar weiter gewachsen ist.

Dafür zu sorgen, dass Jüdinnen und Juden sich in unserem Land ganz zu Hause füh­
len, das ist ein historischer Auftrag an alle Menschen, die in Deutschland leben. Es ist
und bleibt unsere Pflicht als Deutsche, die Erinnerung an die Shoah wachzuhalten und
uns Antisemitismus entgegenzustellen, und zwar ganz gleich, wo und in welcher Form
er uns begegnet. Das ist meine große Bitte zum Tag der Deutschen Einheit: Lassen
Sie uns gemeinsam die Stimme erheben gegen Menschenfeindlichkeit, Hass und Ge­
walt!

Gegen das Vergessen engagiert sich auch einer der beiden Fotografen, die wir heute
auszeichnen. Er ist Sohn italienischer Einwanderer, lebt in Mannheim und hat Men­
schen porträtiert, die die Shoah überlebt haben. Seine großformatigen Bilder, die er
auf Straßen und Plätzen ausstellt, haben Passanten in vielen Städten der Welt bewegt
und gerade jungen Menschen geholfen, einen Zugang zur Geschichte zu finden.
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Der zweite Fotograf, den wir ehren, kam in Oxford zur Welt, hat in Nigeria und Deutsch­
land studiert und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Wie ein Wanderer durchstreift er die
Millionenstädte der Welt, um mit seiner Kamera Geschichten des Alltags zu erzählen
und uns vor allen Dingen Ungereimtheiten, Ungleichheiten vor Augen zu führen. Seine
Bilder machen uns bewusst, dass wir in unserer Welt aufeinander angewiesen sind.
Nicht zuletzt bringen sie uns Afrika näher und haben dazu beigetragen, dass wir uns
endlich auch unserer eigenen Kolonialgeschichte zuwenden, die in der kollektiven Er­
innerung fast aller europäischen Staaten viel zu lange ein blinder Fleck war.

Hier im Saal ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, die im sozialistischen Ungarn auf­
gewachsen ist, als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit. Nach der Friedli­
chen Revolution ging sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt. Ihre Romane und Erzäh­
lungen handeln von Unterdrückung und Gewalt, vom Fortgehen und der Sehnsucht,
irgendwo anzukommen, von Fremdheit und der Suche nach Zugehörigkeit. Als eben­
falls preisgekrönte Übersetzerin ungarischer Literatur bahnt sie uns Wege in die Kultur
ihres Geburtslandes, über dessen politische Entwicklung nicht nur sie besorgt ist.

Wege bahnen, Brücken bauen, Grenzen überwinden – das ist auch das Thema des
tschechischen Schriftstellers, der heute bei uns ist. Er lebt in Tschechien und in
Deutschland, schreibt auf Tschechisch und auf Deutsch – gern auch in der Eisenbahn,
wo wir uns gerade getroffen haben –, und er lässt Tschechen und Deutsche einander
näherkommen, indem er uns die gemeinsame Geschichte aus unterschiedlichen Per­
spektiven vor Augen führt. Unermüdlich kämpft er gegen die grassierende Geschichts­
losigkeit, die es, wie er sagt, Populisten erleichtere, Hass und Zwietracht zu säen.

Wir zeichnen einen der ganz großen Theater- und Filmschauspieler unseres Landes
aus, dem es wie kaum einem anderen gelingt, unsere wechselvolle Geschichte, die so
unbegreiflich ist, besser begreifbar zu machen. Ob er einen prügelnden Pastor im spä­
ten Kaiserreich spielt, einen Polizeichef, der in der Nazi-Zeit den Widerstandskämpfer
Georg Elser verhört, oder den Juristen Fritz Bauer, der in der Bundesrepublik für die
Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen kämpft: Mit seiner Kunst lässt er uns verstehen und
erleben, wie etwas und wer jemand war.
Bulletin Nr. 123-2 v. 1. Okt. 2021 / Bpräs. – Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit, Berlin

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Historisches Bewusstsein weckt auch der Regisseur und Drehbuchautor, den wir
heute ehren. Er ist einer der wichtigsten Köpfe des deutschen Autorenkinos, und seine
Filme bringen uns Menschen nahe, die von der Geschichte gezeichnet sind – von der
Shoah, dem Terrorismus der RAF, von der DDR, von Flucht vor Gewalt und Diktatur.
Seine Figuren zeigen uns, wie wichtig es ist, die Vergangenheit im Blick zu haben,
wenn wir in eine bessere Zukunft aufbrechen wollen.

Ein Aufbruch zum Besseren, auch das hat uns die Coronakrise gelehrt, kann nur ge­
lingen, wenn wir über Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Ich freue mich, dass heute
ein Cellist bei uns ist, ein Star der internationalen Musikszene, der fest in seiner säch­
sischen Heimat verwurzelt ist und die verbindende Kraft der Musik nutzt, um zur welt­
weiten Verständigung beizutragen.

Wir haben heute eine gefeierte Blockflötenvirtuosin hier, deren Repertoire von der Ba­
rock- bis zur Popmusik reicht und der es mit Temperament und Leidenschaft gelingt,
junge Menschen für die Musik zu begeistern und unser musikalisches Erbe in die Zu­
kunft zu tragen.

Wir ehren eine vielfach ausgezeichnete Tänzerin und Choreografin, in deren Ensem­
ble Frauen und Männer mit und ohne körperliche Besonderheiten zusammen tanzen
und das Publikum mit einzigartigen Ausdrucksformen begeistern. Ihre Tanzcompany
DIN A 13 führt uns vor Augen, dass es keine Norm gibt für das Menschsein.

Nicht zuletzt ehren wir heute die Engagierten der Kultur, die während der Pandemie
selbst ihre Solidarität unter Beweis gestellt haben: Bei uns ist die Leiterin der Bremer
Shakespeare Company, die trotz Corona einen Kultursommer ins Leben gerufen hat,
natürlich unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln. Bei uns ist die ehemalige Lei­
terin des AMO-Kulturhauses in Magdeburg, die seit mehr als zwanzig Jahren Musik­
veranstaltungen für Seniorinnen und Senioren organisiert und während des Lock­
downs Konzerte vor Alten- und Pflegeheimen aufführen ließ. Und bei uns sind eine
Sommelière und ein Kochkünstler aus Berlin, die in ihrem Sternerestaurant täglich
warme Mahlzeiten für Menschen in systemrelevanten Berufen gekocht haben, vor al­
Bulletin Nr. 123-2 v. 1. Okt. 2021 / Bpräs. – Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit, Berlin

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lem für das Personal in den Krankenhäusern. Mit ihrem Team helfen sie weiterhin de­
nen, die es besonders brauchen – seien es Menschen ohne Obdach in Berlin oder
Menschen, die von der Flutkatastrophe im Juli betroffen waren.

Was für ein großartiges Ensemble heute hier in diesem Saal. Sie alle miteinander füh­
ren uns vor Augen, wie reich unser Land ist – und wie wichtig es ist, diesen Reichtum
wahrzunehmen, wertzuschätzen, zu schützen und zu mehren. Sie alle haben sich ver­
dient gemacht – um unser Kulturland und um das Zusammenleben in unserer vielfälti­
gen Gesellschaft. Dafür danke ich Ihnen von Herzen. Und ich freue mich, Sie nun mit
dem Verdienstorden der Bunderepublik Deutschland auszuzeichnen zu dürfen.

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