Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie - Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team - KompetenzForum NRW
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Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 1
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Inhalt 1. Die No-COVID Strategie gewinnt den Vergleich 03 2. Die Strategie der Grünen Zonen 04 3. Warum eine No-COVID-Strategie im Interesse der Kultur- & Freizeitbranche ist 04 4. Häufigsten Einwände und Kommentare Mythos 1: Das Grüne Zonen Modell ist unrealistisch. 05 Mythos 2: Deutschland ist nicht mit „No-COVID Ländern“ vergleichbar. 06 Mythos 3: No-COVID fordert den Mega-Lockdown, der mehr Schaden als Nutzen anrichtet. 07 Mythos 4: Die No-COVID-Strategie schadet der Wirtschaft. 07 Mythos 5: No-COVID führt zu noch mehr Schulschließungen. 07 Mythos 6: Die bisherige europäische Strategie ist die richtige für eine freie Gesellschaft. 08 Mythos 7: Impfung löst alle Probleme. 09 Mythos 8: Selbst wenn No-COVID das Richtige wäre, die Menschen glauben nicht daran. 10 Mythos 9: Öffnung ist nötig, es gibt ja ein Hygienekonzept. 11 Kommentar: Sogar Kontaktnachverfolgung funktioniert besser bei kleine Zahlen 11 Literatur und Kommentare 12 Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 02
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie 1. Die No-COVID-Strategie gewinnt den Vergleich Länder, die sich für die No-COVID-Strategie entschieden haben, stehen heute in jeglicher Hinsicht besser da als Länder, die versuchen, mit dem Virus zu ko- existieren und lediglich seine Ausbreitung zu verlangsamen: No-COVID-Länder haben nicht nur weitaus weniger Tote und Infizierte oder geringere wirtschaftli- che Einbußen - auch konnten sie die meisten Einschränkungen für die Bevölke- rung wieder aufheben und ihr eine Rückkehr zur Normalität ermöglichen. Zu den klaren Gewinnern zählen v.a. Australien, Neuseeland, Taiwan, China und viele mehr. Im März 2021 befinden sich ca. 23% der Weltbevölkerung in einem COVID- freien oder fast COVID-freien Gebiet. Cumulative confirmed COVID-19 Cumulative confirmed COVID-19 deaths per million people Abb. 1 Anzahl Ver- deaths per million people storbener im Vergleich Limited testing and challenges in the attribution of the cause of death means that the number of confirmed deaths may not be an accurate count of the true number of deaths from COVID-19. Schweden, Deutsch- land und Finnland. Schweden 1.200 1.000 Germany 800 600 400 200 Finnland 0 Mar 9, 2020 Apr 30 Jun 19 Aug 8 Sep 27 Nov 16 Jan 5 Mar 9, 2021 Source: Johns Hopkins University CSSE COVID-19 Data – Last updated 10 March, 10:03 (London time) CC BY Mar 9, 2020 Mar 9, 2021 Dagegen schneiden Europa und die USA vergleichsweise schlecht ab. Aber auch hier lassen sich Rückschlüsse auf die beste Strategie aus den unterschiedlichen Herangehensweisen schließen. Finnland geht den Weg einer entschiedeneren Eindämmung und hat so sechsmal weniger Tote zu verzeichnen als Nachbar Schweden und knapp fünfmal weniger als Deutschland. Es ist eigentlich ganz einfach: Jeder Schritt in Richtung kleiner Infektionszahlen ist ein Schritt in die richtige Richtung und jeder Schritt davon weg ist ein Schritt in die fal- sche, denn er führt über kurz oder lang zum Lockdown. Diese Beispiele zeigen also, dass es eine klare Gewinner-Strategie gibt: Das Virus maximal zurückzudrängen, anstatt mit ihm zu leben. Die Frage ist nicht, ob No-COVID möglich ist, sondern wie man zu No-COVID gelangt. Dies führt zum Konzept der Grünen Zonen. Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 03
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie 2. Die Strategie der Grünen Zonen No-COVID ist eine lokale, regional differenzierte Öffnungsstrategie auf Ebene der Landkreise oder sogar der Gemeinden (je nach den Voraussetzungen vor Ort). Sobald eine Inzidenz von 10 erreicht ist, erfolgen erste Öffnungen. Sobald die Pandemie unter Kontrolle ist und es 14 Tage lang null Neuinfektionen unbekann- ten Ursprungs oder mit unbekannten Kontakten gibt („Risikoinzidenz“), werden die Beschränkungen des Alltagslebens weitestgehend aufgehoben („Grüne Zone“). In Regionen, in denen es lokale Infektionen außerhalb von Quarantäne oder Isolation gibt – sog. „Roten Zonen“ – können Öffnungen nicht-essenzieller Bereiche nicht empfohlen werden. Um Grüne Zonen (GZ) zu schützen, wird der Reiseverkehr von Roten Zonen in Grüne Zonen beschränkt. Menschen aus Roten Zonen sollen Grüne Zonen nur aus essenziellen Gründen besuchen dürfen. Diese einfache Regel wird klar kommuni- ziert. Kontrollen werden stichprobenartig durchgeführt. Pendler zwischen Grünen und Roten Zonen und ihre Arbeitgeber unterliegen be- sonderen Kontrollen und Auflagen (u.a. regelmäßigen Tests, (3)). Unkontrollierte Ausbrüche werden gezielt und konsequent bekämpft, indem Maß- nahmen kurzzeitig regional verschärft werden, bis alle Infektionsketten wieder nachvolllziehbar sind. Dies steht im starken Kontrast zu anderen Strategien, bei denen Inzidenzwerte beliebig als „noch annehmbar“ definiert werden können und man dem Virus immer nur hinterherläuft. No-COVID steht für einen proakti- ven Ansatz, also für das klare Ziel, VOR das Virus zu kommen und somit in einer Pole-Position zu sein, wenn das Virus sich verändert und neue Eigenschaften aufweist (wie neue Varianten, die z.B. eine höhere Übertragbarkeit haben oder unserer Antikörperantwort entgehen können). Das Erreichen von GZ ist nicht nur realistisch, sondern in vielen Gebieten längst Realität. Am Ende dieses Papiers gehen wir auf die typischen Einwände ein. Aber im nächsten Abschnitt geht es zunächst konkret um No-COVID und Kultur. 3. Warum eine No-COVID-Strategie im Interesse der Kultur- & Freizeitbranche ist Die Kultur- & Freizeitbranche – Musik, Theater, Kino, Comedy, Kunst, Tanz, Mu- seen, sowie Food, Lifestyle & Travel – sind Teil derjenigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektoren, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Kulturelle (Groß)Veranstaltungen, Gastronomie- & Tourismus-Sektor gehören zu denen, die die stärksten Einbußen hatten, und werden wahrscheinlich die Letzten sein, die wieder aktiv werden dürfen. Dies ist zwei Gründen geschuldet: Was üb- licherweise einen wesentlichen Teil des Kulturgenusses ausmacht, nämlich unter Menschen zu kommen und Erlebnisse vor Ort zu teilen, wird in der Pandemie zu einem hohen infektiologischen Risiko, insbesondere in Innenräumen. Zugleich wird die Bedeutung der Kultur im Vergleich zu anderen Bereichen, etwa den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen oder der industriellen Fertigung, Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 04
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie als nachrangig eingeschätzt – obwohl es sich dabei um einen wichtigen Wirt- schaftszweig und um ein wesentliches, auch psychologisch wichtiges und identi- tätsstiftendes Element unserer Gesellschaft handelt. Grundsätzlich ist es zwar vorstellbar, dass die politischen Entscheidungsträger* innen sporadisch Kulturveranstaltungen mit entsprechenden Hygienekonzepten trotz höherer Inzidenz zulassen werden. Dies wird aber, auch das zeigt die Erfah- rung, nur vereinzelt, über begrenzte Zeiträume hinweg (bis zur nächsten Ver- schärfung der Maßnahmen oder bis zum nächsten Superspreaderereignis) und mit stark reduzierten Publikumsobergrenzen stattfinden können. Die Planungs unsicherheit, sprich das Risiko, dass die Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden muss, kommt als weiterer Faktor hinzu, der die Aktivitäten an sich, aber auch die Ticketkäufe im Voraus, hemmt. Solange die Infektionszahlen hoch sind oder es immer wieder neue Infektionswellen gibt, ist ein Kulturbetrieb in einem einigermaßen angemessenen Umfang nicht zu erwarten. Im Unterschied zu dieser aktuellen Lage bietet die No-COVID-Strategie gerade für den Kulturbereich drei Chancen: Erstens kann damit insgesamt die Niedrigin- zidenz erreicht werden, die die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme eines stabilen Kulturbetriebs mit geringen Infektionsschutzmaßnahmen bietet. Zwei- tens können in kleineren Grünen Zonen erste Kulturveranstaltungen stattfinden, bevor sie etwa auf Ebene der Bundesländer oder gar bundesweit möglich sind. Neben einer dadurch erreichten Signalwirkung, die zur Nachahmung der Grüne- Zonen-Strategie motiviert, können Kulturveranstaltungen drittens auch da- durch selbst zur Bekämpfung der Pandemie beitragen, dass ihre Durchführung an umfassende Testkonzepte gebunden wird und dadurch der Anreiz entsteht, eine größere Anzahl von Menschen zu testen (3). 4. Häufigsten Einwände und Kommentare Anzahl Kreise Anzahl Kreise 400 Mythos 1 Anzahl Kreise 400 Das Grüne Zonen Modell ist 400 unrealistisch. Anzahl Kreise 400 Anzahl Kreise Anzahl Kreise 400 300 23% 400 der Weltbevölkerung leben No-COVID. 300 Wichtiger noch, Deutschland selbst war – und ist in Teilen immer noch 300 – faktisch eine Grüne Zone oder ist diesem 300 Zustand sehr300 nah. 100-150 LK be 200 300 200 100-150 LK beifürNull über 6 Wo Anzahl Kreise 100-150 LK bei für Null über 6 Wochen Grüne Zon 400 200 Abb. 100-150 LK für 2 bei über Grüne Zonen Null 6 Wochen gab es 200 Grüne bereits in Deutschland und Zonen 100-150 LKfür beiüber Null6 Wochen Grüne Zonen 100 könnten mit verbesserten 200 200 100-150 LKfür beiüber Null6 Wochen Grüne Zonen Teststrategien, effizienter und 100 300 für100über 6 Wochen Grüne Zonen lückenloser Kontaktverfolgung 100 Grüne Zonen und Hygieneregeln vermutlich 100 wieder erreicht und gehalten 200 100-150 LK bei Null werden. Feb Mär Apr Mai Jun Jul 100 für über 6 Wochen Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Grüne Zonen Feb Mär Apr Mai Fälle je 100.000 Einwohner Jun Jul Aug Sep Okt Nov Fälle je 100.000 Einwohner 100–200 Feb Mär Apr Mai Jun Jul Mehr Aug als 200 FälleSep Okt Fälle Nov 50–100 Fälle Dez 3 100 Fälle je 100.000 Einwohner Mehr als 200 Fälle 100–200 Fälle 50–100 Fälle 35–50 Fälle 0–35 Fä Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Fälle je 100.000 EinwohnerMehr als 200 Fälle 100–200 Fälle 50–100 Fälle 35–50 Fälle 0–35 Fälle 0 Fälle Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Mehr als 200 Fälle Fälle je 100.000 Einwohner 100–200 Fälle 50–100 Fälle 35–50 Fälle 0–35 Fälle 0 Fälle Fälle je 100.000 Einwohner Mehr als 200 Fälle 100–200 Fälle 50–100 Fälle 35–50 Fälle 0–35 Fälle 0 Fälle Feb Mär Apr Mehr als Mai200 FälleJun 100–200 Jul Fälle Aug 50–100 Fälle Sep Okt 35–50 Fälle Nov Dez 0–35 Fälle 0 Fälle Fälle je 100.000 Einwohner Mehr als 200 Fälle 100–200 Fälle 50–100 Fälle 35–50 Fälle 0–35 Fälle 0 Fälle Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 05
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Selbst zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich viele lokale und regionale Gebiete im oder in der Nähe des Status Grüner Zonen, sobald man die tatsäch- lichen lokalen Fallzahlen betrachtet. Das derzeit angewandte Orientierungsmo- dell der 7-Tage-Inzidenzen ist für Gemeinden deutlich unter 100.000 Einwohnern irreführend. Taucht zum Beispiel in einer Gemeinde mit 1.000 Einwohnern ein einziger Infizierter auf, steigt die Inzidenz sprunghaft von 0 auf 100. Der Blick auf beispielsweise Sachsen zeigt aber, dass sich etwa ⅔ der Gemeinden in der Nähe einer Grünen Zone befinden. Würde man bei ihnen alle „ungefährlichen“ Infektio nen abziehen, d.h. solche, in denen die Infektionsketten (Quelle und Kontakte) bekannt und in Isolation sind, würde sich ca. ⅓ der Bevölkerung Sachsens schon heute in einer Grünen Zone befinden und freier leben können. Sachsen neue Fälle in den letzten Tagen Abb. 3 Zahl der tatsächlichen Neuinfektionen in Sachsen auf Gemeindeebene. Es gibt der lokalen Bevölkerung und Behör- den ein realistisches Bild über die Situation vor Ort. Inzidenzen (pro 100.000) führen in kleinen Gemeinden schnell zu einem ver- Sachsen neue Fälle in den letzten Tagen Sachsen neue Fälle in den letzten Tagen zerrten Bild. 0 (14 Tage) 0 (14 Tage) 0 (7 Tage) 0 (7 Tage) 1-10 (7 Tage) Stand: 20.3.2021. 1-10 (7 Tage) Aktuelle Darstellung: 11-35 (7 Tage) 11-35 (7 Tage) 36-100 (7 Tage) 36-100 (7 Tage) >100 (7 Tage) https://www.endcoronavirus.org/ >100 (7 Tage) community-rankings-saxony Mythos 2: Deutschland ist nicht mit „ No-COVID Ländern“ vergleichbar. Im Sommer 2020 hatten bereits große Teile Deutschlands den Zustand Grüner Zonen erreicht, es aber versäumt, diesen Zustand zu erhalten (Abb. 2). In an- deren Regionen der Welt wurde das No-COVID-Konzept jeweils unter völlig unterschiedlichen Bedingungen politischer, geographischer und wirtschaftlicher Natur umgesetzt. Die jeweiligen Unterschiede verlangen zwar eine Anpassung der Maßnahmen an die Situation vor Ort, sind aber kein Grund anzunehmen, dass die No-COVID-Strategie generell nicht durchgeführt werden kann. Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 06
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Mythos 3: No-COVID fordert den Mega-Lockdown, der mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Ein primäres Ziel der No-COVID-Strategie ist es, flächendeckende Lockdowns dauerhaft zu beenden. Die Grüne-Zonen-Strategie ist darauf ausgerichtet, dort wo niedrige Infektionszahlen vorliegen, möglichst alle Beschränkungen aufzu heben und die Gegend entsprechend so zu schützen, dass sie offen bleiben kann. Kommt es in diesen Zonen doch mal zu einem unkontrollierten Ausbruch, kann durch schnelles und sehr gezieltes regionales Handeln in der Regel ein flächendeckender Lockdown verhindert werden. Es kommt also nur kurz und lokal zu notwendigen Einschränkungen, die an die Situation angepasst und verhält- nismäßig sind. Mythos 4: Die No-COVID-Strategie schadet der Wirtschaft. Im Gegenteil. Hohe Infektionszahlen und Unsicherheit durch lange, wieder kehrende,flächendeckende Lockdowns schaden der Wirtschaft. In der interdiszi plinären No-COVID-Initiative wirken namhafte Ökonomen des ifo Instituts in München sowie Kollegen aus Australien mit. Auch die Analysen anderer Öko nom*innen fallen deutlich aus: Damit die Wirtschaft funktionieren kann, braucht die Bevölkerung Sicherheit und Planbarkeit. Viele Menschen gehen bei hohen Infektionszahlen nur verhalten essen und einkaufen, die Unternehmen investie- ren nicht. Planbarkeit bekommt man nur durch eine klare proaktive Strategie. Die Abwartetaktik der letzten 12 Monate hat zu großen Schäden bei andauern- den Beschränkungen geführt. Länder, die den No-COVID-Weg eingeschlagen haben, stehen ökonomisch in großer Mehrheit deutlich besser da. Mythos 5: No-COVID führt zu noch mehr Schulschließungen. Nein. No-COVID verfolgt die Strategie, die Schulen und Kitas als erste aller Instituti- onen zu öffnen. Aber nur kleine Infektionszahlen können dauerhafte Öffnungen gewährleisten. Es ist weder im Sinne der Schüler*innen noch im Sinne der Fami- lien, wenn Schulen regelmäßig und kurzfristig geschlossen werden oder häufige Quarantänen notwendig sind. Öffnet man die Schulen bei kleinem Infektionsgeschehen, guter Teststrategie und Kontaktnachverfolgung, können Schulen das bieten, was Schüler*innen und Familien benötigen: Planbarkeit (1). Dazu haben wir die Kontaktnetzwerkstruk- tur von Schulen analysiert und Strategien entwickelt, wie man durch Reduktion der Kontakt-Knotenpunkte (Fachlehrer*innen, ÖPNV, Freundesnetzwerke) und gezieltes Testen an Schulen und in Betrieben die Schule sicher durch die Pande- mie führen kann. Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 07
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Mythos 6: Die bisherige europäische Strategie ist die richtige für eine freie Gesellschaft. „Mit dem Virus leben (UK, Germany)“ 5+ Monate bereits im Lockdown Seit 1 Jahr ein Leben mit Einschränkungen 10+ Wochen geschlossene Schulen 7+ Wochen 1 Tag Schule pro Woche „NO-COVID-Strategie (Neuseeland)“ No-COVID in 65 Tagen Seit 8 Monaten quasi normales Leben 5 Wochen Lockdown 4 Wochen geschlossene Schulen Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 08
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Mythos 7: Impfung löst alle Probleme. Die Impfung ist ein wichtiger Baustein, aber sie bietet keine schnelle und kurz- fristige Lösung. 1 Eine großer Teil der Bevölkerung (z. B. Kinder und Jugendliche) können bisher überhaupt nicht geimpft werden. 2 Von den Personengruppen, für die die Impfung zugelassen ist, werden sich nicht alle impfen lassen 3 Menschen aus bestimmten Risikogruppen können nicht geimpft werden 4 Es ist nicht klar, wie lange die Immunität besteht. 5 Es ist nicht klar, wie effektiv die Impfung gegen neue Varianten ist und sein wird. Die Punkte 1–5markieren Fragezeichen hinter der Idee der Herdenimmunität durch Impfung. Daneben gibt es einige weitere: 6 Globale Gesundheit: Zugang zur Impfung bei Weitem nicht überall gleich; insbesondere in den Entwicklungsländern könnte die Durchimpfung erst nach Jahren möglich sein. 7 Selbst wenn keines der oben genannten Probleme auftritt, nehmen wir in den Monaten bis zur Durchimpfung mit der aktuellen Strategie viele Tau- send mehr Tote in Kauf, eine enormen Anzahl von Aufenthalten auf der Intensivstation und viele ungeklärten Langzeitfolgen (Long-Covid). 8 Der Impfstoff ist neben der Reduktion infektiöser Kontakte eines unserer besten Instrumente gegen das Virus. Doch dieses Instrument schwächen wir, wenn wir hohe Infektionszahlen akzeptieren. Ein unkontrolliertes, hohes Infektionsgeschehen gibt dem Virus viele Möglichkeiten, eine Variante zu bilden, gegen die die Impfung nicht mehr die erhoffte Wirkung zeigt. Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 09
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Mythos 8: Selbst wenn No-COVID das Richtige wäre, die Menschen glauben nicht daran. Einer Studie vom 13. März 2021 (dem COVID-19 Snapshot Monitoring der Uni- versität Erfurt) zufolge sieht die Bevölkerung die Belastungen durch eine No- COVID Strategie NICHT als größere Belastung an als den von der Regierung vor- geschlagenen Stufenplan (2). Außerdem gaben lediglich 14% der Befragten an zu glauben, dass die Infektionen sinken werden, d.h. die große Mehrheit erkennt die gefährliche Lage, in der wir uns befinden. Weiter wird die No-COVID-Strategie in allen Belangen dem Stufenplan der Regierung als überlegen betrachtet. Sie wird als a) geeigneter, b) einfacher, c) langfristiger, d) klarer und e) motivierender angesehen. Abb. 5 COSMO Umfrage Aktueller Stufenplan vs. No-Covid zum Vergleich von No- Aktueller Stufenplan Aktueller Stufenplan vs. vs. No-COVID No-COVID COVID und dem aktuellen Durchschnittliche Bewertung der Strategie Durchschnittliche Bewertung der Strategie Stufenplan Als (Erläuterun- Als wie belastend empfinden sie Bewertung des jeweiligen Szenarios auf Skalen von 1 (keine Zustimmung) bis 7 (starke Zustimmung). daswie belastend empfinden beschriebene vorgehen? sie Bewertung Mittelwertedes undjeweiligen Szenarios auf Skalen 95% Konfidenzintervalle. von 1 vom Erhebung (keine Zustimmung) bis 7 (starke Zustimmung). 09.03.2021 gen imdas Text) . beschriebene vorgehen? Bewertung des jeweiligen Szenarios auf Skalen Mittelwerte und 95% Konfidenzintervalle. Erhebung vom 09.03.2021 Bewertung des jeweiligen von 1 (gar nicht belastend)Szenarios bis 7 (sehrauf Skalen n belastend). Dieses Vorgehen... von 1 (gar nicht belastend) bis 7 (sehr belastend). n Dieses Vorgehen... No-COVID wird alseffizientere effizientere 7 7 No-Covid wird No-COVID wird als als effizientere 6 Öffnungsstrategie Öffnungsstrategie bei Öffnungsstrategie beiähnlicher bei ähnlicher ähnlicher 6 antizipierterBelastung antizipierter Belastung eingeschätzt eingeschätzt. antizipierter Belastung eingeschätzt. 100% 5 100% 43% 42% 5 43% 42% 4,49 4,36 4,39 4,41 4,49 4,36 4,39 4,41 4,17 4,15 4,15 4,17 4,02 4 3,79 4,02 3,68 3,72 75% 4 3,79 3,52 3,68 3,72 75% 3,52 3,24 plan vs. No-COVID 3,24 3 3 24% 26% 24% 26% 50% egie Als wie belastend empfinden sie 50% Skalen von 1 (keine Zustimmung) bis 7 (starke Zustimmung). das beschriebene vorgehen? e. Erhebung vom 09.03.2021 2 Bewertung des jeweiligen Szenarios auf Skalen 2 von 1 (gar nicht belastend) bis 7 (sehr belastend). n=.994 33% 32% 33% 32% 25% 25% 1 OVID wird als effizientere 1 Als wie belastend empfinden sie das beschriebene vorgehen? ungsstrategie bei ähnlicher Bewertung des jeweiligen Szenarios auf Skalen von 1 (gar nicht belastend) bis 7 (sehr belastend). n=.994 verhindert die ist dazu geeignet, das motiviert mich, beinhaltet eine gibt mir Zuversicht sorgt für einfache 0% 0% No-COVID Stufenplan ipierter Belastung eingeschätzt. verhindert die Verbreitung der ist dazu geeignet, das Infektionsgeschehen motiviert zur mich, Reduktion der beinhaltet eine klar definierte gibt mir Zuversicht sorgt für einfache Corona-Regeln No-COVID Stufenplan Verbreitung ansteckenden der Mutation Infektionsgeschehen langfristig stabil zur Reduktion Fallzahlen der beizutragen klar definierte Öffnungsstrategie Corona-Regeln ansteckenden Mutation langfristig stabil niedrig zu halten Fallzahlen beizutragen Öffnungsstrategie niedrig zu halten 100% 43% 42% 4,49 No-COVID Stufenplan (eher) nicht teils, teils (eh 4,41 No-COVID Stufenplan (eher) nicht belastend teils, teils (ehe 4,15 4,17 belastend 4,02 3,79 hätzt. 8 3,72 75% 3,24 100% 43% 42% 24% 26% 50% 4,02 75% 33% 32% 3,24 25% 24% 26% 50% 0% et, das motiviert mich, beinhaltet eine gibt mir Zuversicht 33% sorgt für einfache No-COVID Stufenplan hehen zur Reduktion der klar definierte Corona-Regeln 32% abil Fallzahlen beizutragen 25% Öffnungsstrategie ten an (eher) nicht teils, teils (eher) belastend belastend 0% sorgt für einfache No-COVID Stufenplan Corona-Regeln Matthias F. Schneider (eher) nicht belastend teils, teils Redaktion: No-Covid Team (eher) belastend 10
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Mythos 9: Öffnung ist nötig, es gibt ja ein Hygienekonzept. Hygienekonzepte, selbst wenn der Situation angepasst, sind v.a. in Kombina- tion mit anderen Maßnahmen starke Instrumente zur Kontrolle des Infektions- geschehens. Ansammlungen in Innenräumen müssen besonders in den Blick genommen werden, da SARS-CoV-2 über die Luft übertragbar ist. In Innenberei chen der Gastronomie z.B. gelten die AHA-Regeln am Sitzplatz nur bedingt, wenn der Nase-Mund-Schutz abgenommen werden darf. Dies bietet angesichts der Ansteckung über Aerosole keinen ausreichenden Schutz. Wenn es in Roten Zonen zu Öffnungen kommt, müssen daher Hygienekonzepte für Innenräume zwingend an ein Testkonzept (3) und an ein digitales Kontakt- rückverfolgungssystem (App) gekoppelt werden. Kommentar: Sogar Kontaktnachverfolgung funktioniert besser bei kleine Zahlen Eine gute Kontaktnach- und -rückverfolgung ist ein essenzieller Pfeiler für die sichere Wiedereröffnung eines Gebietes. Mit steigender Inzidenz steigt das diffu- sive (unbekannte) Infektionsgeschehen an. Auch für die Kontaktnachverfolgung sind daher kleine Zahlen (No-COVID) also wesentlich besser. Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 11
Grüne Zonen: Eine nachhaltige und lokale Öffnungsstrategie Autoren Markus Beier, Erlangen Melanie Brinkmann, Braunschweig Dirk Brockmann, Berlin Vincent Brunsch, Boston Özlem Doger-Herter, Bonn Michael Hallek, Köln Maximilian Mayer, Bonn Elvira Rosert, Hamburg Matthias F. Schneider, Dortmund MFS dankt Matthias Renger für wichtige Anregungen zur Gestaltung des Textes Literatur und Kommentare (0) No-COVID homepage: https://nocovid-europe.eu/ (1) No-COVID Toolbox #6: Schule. https://nocovid-europe.eu/ (2) Cornelia Betsch. COSMO Welle 38. https://dfncloud.uni-erfurt.de/s/KXcSgekG7qXg3gY#pdfviewer (3) https://nocovid-europe.eu/assets/doc/nocovid_teststrategien.pdf Matthias F. Schneider Redaktion: No-Covid Team 12
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