Handelsblatt greenwashing

Die Seite wird erstellt Lena Brückner
 
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Handelsblatt greenwashing
Vorab möchte ich festhalten, dass ich das Handelsblatt zu den
besten Wirtschaftszeitungen in Deutschland zähle und ich sehr
viel Substanz aus den darin berichteten Beiträgen ziehe.

Allerdings befinden sich in solchen seriösen Gebilden auch
manchmal Fraktionen, welche über das Ziel hinausschießen. Ich
nenne Sie beim Handelsblatt die Tesla – bzw. die Batterie
Fraktion.

Derzeit     befindet   sich   die   Automobilindustrie   weltweit,
insbesondere in Deutschland            mit einer sehr     starken
Automobilindustrie,    in              einem    sehr       großen
Transformationsprozess. Dieser sieht künftig u.a. das Verbot
der Fahrzeuge mit Verbrennermotor vor, welche durch die
Batterie betriebenen Fahrzeuge ersetzt werden sollen.

Als Gründe hierfür werden vor allem die starke Umweltbelastung
der Verbrennermotore herausgestellt, diejenigen der Batterie
betriebenen Fahrzeuge, welche saldiert nicht weniger Umwelt
belasten, aber kaum erwähnt oder ganz unter den Tisch
geschoben.

 Es gibt Zeitungen, welche über die sehr vielschichtigen
 Probleme beider Antriebsarten relativ objektiv berichten,
 aber auch andere, welche dem grünen Mainstream folgen und nur
 den Batterie betriebenen Fahrzeugen eine goldene Zukunft
 vorhersagen, obwohl diese bei Licht betrachtet gar nicht so
 rosig ist.

Zu den letzteren gehört das Handelsblatt, bzw. deren Tesla-
/Batteriefraktion, welche mit dem neuen Chefredakteur
Sebastian Matthes immer stärker und lauter wurde. Diese
Einseitigkeit ist insofern verwunderlich, da sich Herr Matthes
davor u.a. intensiv mit dem grünen Umbau der Wirtschaft
beschäftigt hat und somit die Probleme, welche mit den
Batterie betriebenen Fahrzeugen entstehen, vertraut sein
müsste (siehe Beitrag „Mehr Zeit für Realität“ vom 31.10.21)

Hersteller, welche sich immer noch erlauben, Verbrenner-
Fahrzeuge herzustellen, erleben von den Handelsblatt-
Interviewern ein Bombardement von sehr kritischen Fragen.
Dagegen werden die Hersteller von Batterie betriebenen
Fahrzeugen wie Tesla wie ein rohes Ei behandelt und Kritik,
insbesondere zu den Geschäftszahlen und zur Bilanz, findet nur
zaghaft statt, kleine wirtschaftliche Erfolge behandelt man
dagegen als erfolgreiche Durchbrüche.

Besonders    enttäuschend   und   fraglich   war   aber    folgender
Umstand:

Von Prof. Lesch (bekannt u.a. aus Terra X im ZDF) gibt es
Podcasts, in welchen

     die Frage aufgeworfen wird, ob wir in Deutschland noch
     über entsprechende Stromleistungen zum Aufladen der
     propagierten Batterie betrieben E-Autos (insbesondere
     nach dem Abschalten der AKW`s) verfügen und
       zusammen mit dem Fraunhofer Institut                wird   zur
          Diskussion gestellt,

     ob     es   umweltverträglich   ist,    Batterie     betriebene
     Fahrzeuge mit großer Reichweite (ein Kernelement der
     Zukunftsfähigkeit der E-Autos) zu produzieren?

Da ich selbst kein Techniker bin, daher auch die Meinung
anderer vernehmen wollte und eine Diskussion im Handelsblatt
darüber nicht stattfand (Prof.Lesch scheint nicht
zitierungswürdig zu sein) , bat ich den Chefredakteur und
vereinzelte Tesla-/Batterie-Fraktions-Mitglieder um Ihre
Meinung dazu.

Das Ergebnis war niederschmetternd, d.h. trotz mehrmaliger
Bitten herrschte Funkstille.
Als ich dann über einen Bericht eines Vermögensverwalters
erfuhr, dass in Großbritannien das Aufladen von E-Autos in
2022 zeitlich begrenzt wird, ich eine solche Berichterstattung
im Handelsblatt aber nicht vernommen (oder auch überlesen)
habe, bat ich die obigen Adressaten um Mitteilung, ob das
Handelsblatt darüber berichtet hat.

Auch da herrschte zunächst Funkstille, bis mich ein
Fraktionsmitglied darauf hinwies, dass Großbritannien für die
Entwicklung der E-Mobilität nebensächlich wäre, da das Land
eine mangelhafte Infrastruktur, eine bescheidene Regierung und
eine desolate Industrie hätte. Kurzum, eine solche
Berichterstattung fand nicht statt. Auf meinen Hinweis, dass
Großbritannien eines der großen Industrieländer weltweit wäre
mit rd. 67 Mio. Einwohner und nach Deutschland das
zweithöchste BIB hätte, herrschte auch hier wieder Funkstille.

 Ich finde es schon vermessen, Großbritannien in Bezug auf die
 E-Mobilität so zu bagatellisieren, zumal dieses Land auch zu
 den großen CO2 Produzenten gehört.

Es wäre eher – wie beim Brexit – ein sehr wichtiger Grund
gewesen, darüber zu berichten, da auch in Deutschland zwischen
Stromerzeuger und Automobilindustrie entsprechende Gespräche
über eine Begrenzung der Aufladezeit stattgefunden haben (lt.
Welt am Sonntag, nicht aber Handelsblatt).

 Die Begrenzung der Aufladezeit ist gerade für das E-Auto ein
 äußerst wichtiger Verkaufsfaktor.

Wird eine solche auch in Deutschland wirksam – wonach es
aussieht –, läuft das E-Auto Gefahr, ein Ladenhüter zu werden.
Dies würde einen sehr wichtigen Industriezweig in Deutschland
 mit hunderttausenden von Arbeitsplätzen und damit unseren
Wohlstand erheblich tangieren. Darüber hinaus würde das die
hohen Steuerausgaben für die Über-Subvenbtionierung der E-
Autos lächerlich machen und ins Leere laufen lassen.
Diesbezügliche Milliardeninvestitionen wären dann für die
Katz! Ist das für eine Wirtschaftszeitung nicht
berichtenswert?

Es ist daher sehr verwunderlich, dass das von mir geschätzte
Handelsblatt auf diesem sehr wichtigen Gebiet eine so
einseitig Haltung in ihrer Berichterstattung eingenommen hat
und sich indirekt somit zum

 Wegbereiter / Greenwasher der Batterie betriebenen Fahrzeuge

gemacht hat. Man muss sich dann auch nicht wundern, dass es
bei solchen Berichterstattungen, welche dann auch noch von
kleineren Zeitungen kopiert werden, bei Tesla oder Rivian
(Konkurrent von Tesla) zu solch aberwitzigen Börsenwerten
kommt.

Wo bleibt da die Verantwortung?

Batterie betriebene Fahrzeuge werden ihren Platz sicherlich
einnehmen, können aber die Fahrzeuge mit Verbrennermotor nicht
voll ersetzen. Eine diesbezügliche abgewogenere und
objektivere Berichterstattung der wichtigen Stimme
Handelsblatt wäre m.E. daher äußerst wünschenswert.

Ohlsbach, den 24. November 2021

Elmar Emde
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