Potenziale von Elektro-Mobilität - Mobilservice
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Potenziale von Elektro-Mobilität Impressum VCÖ VCÖ (Hrsg.): 1050 Wien „Potenziale von Elektro-Mobilität“ Bräuhausgasse 7–9 VCÖ-Schriftenreihe T +43-(0)1-893 26 97 „Mobilität mit Zukunft“ 2/2009 F +43-(0)1-893 24 31 Wien 2009 E vcoe@vcoe.at ISBN 3-901204-61-X www.vcoe.at Erstellt unter Mitarbeit von: Horst Ralf Karl Schaffer Risser Heiko Regner Günther Miksch ^ Lichtblau Nusa ^^ Verena Christian Urbancic Ahne Gratzer Robin Ralf Krutak Winter Willi Karl Christoph Christian Nowak Berger Leitinger Höller Hartmut Topp Martin Reis Rudolf Valerio Skarics Conte Kurt Bettina Urbanek Egli Britta Stefan Paul Plankensteiner Moidl Pfaffenbichler Alexandra Alexander Gerhard Andreas Kissner Engel Christoph Pernecker Neuhauser Daniela Breuer Steininger Martin Michael Blum Pierer Dominik Ulla Schranz Christian Walter Rasmussen Taylor Slupetzky Christian Nagl Eva Neumeier Susanne Gerald Gerardo Hitter-Fertl Gruber Kerstin Valido Gonzalez Elisabeth Meyer Dörr Barbara Peter Schodl Haibach Als Hauptautor zu zitieren: Übersetzungen VCÖ-Forschungsinstitut, Wien, Österreich phoenix Übersetzungen Medieninhaber, Herausgeber Layout und Verleger A BISS Z PRODUCTIONS VCÖ, 2340 Mödling ZVR-Zahl 674059554 Druck Denkmayr Druck & Verlag GmbH Titelbild 4020 Linz, Hafenstraße 1–3 cardamom_grafik und kommunikationsdesign
Die Herausforderungen an Mobilität wachsen ständig. Unsere Lösungen wachsen mit. Schnell wachsende Städte und eine zunehmend älter werdende Gesellschaft brauchen neue Mobilitätslösungen. Lösungen, die alle Verkehrsmittel sinnvoll vernetzen. Lösungen, die von Siemens kommen. Als einer der international führenden Partner der Bahnindustrie bieten wir alles, um die Mobilität nachhaltig zu sichern: Bahnautomatisierung und -elektrifizierung, Fahrzeuge für den Nah-, Regional- und Fernverkehr, umfassende Serviceleistungen sowie schlüsselfertige Gesamtanlagen. Complete mobility. www.siemens.com/mobility
Potenziale von Elektro-Mobilität Dank Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser Publikation finanziell unterstützt haben. Publikationen des VCÖ beziehungsweise des VCÖ-Forschungsinstitutes dienen der fachlich fundierten Aufbereitung beziehungsweise Dis- kussion von Themen aus dem Bereich Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der Behandlung der Inhalte und die erarbeiteten Ergebnisse müs- sen nicht mit der Meinung der unterstützenden Institutionen übereinstimmen. Land Niederösterreich ien -W e lt ko n gress in W 58. UITP i 2009 7. - 11. Jun n d : Halle A 1A10 0 s e s ta VOR-Mes www.vor.at Besser unterwegs
Potenziale von Elektro-Mobilität Vorwort Das elektrisch angetriebene Auto ist älter als die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Mehr als ein Jahrhundert lang haben Ben- zin- und Dieselfahrzeuge das Elektro-Auto in Schach gehalten. Doch Klimawandel, mittelfristig steigende Treibstoffpreise und der Motorisierungswunsch großer Anteile der Weltbevölkerung wecken das Elektro-Fahrzeug aus dem Dornröschenschlaf. Aber welche Ver- kehrsprobleme löst das Elektro-Fahrzeug und wenn es welche löst, mit welchen möglichen negativen Seiteneffekten ist zu rechnen? Versetzen wir uns doch einfach gedanklich in eine mögliche Zu- kunft und stellen uns vor, dass der Verkehr, soweit das möglich ist, elektrisch erfolgen würde: Elektro-Autos – leise und schadstoffarm, Radfahrende ohne Schweißperlen – weil sich in den Rädern ein kleiner Elektromotor verbirgt, Kleintransporter – umweltfreund- lich elektrisch unterwegs so wie die Paketdienste der Post in den 1960er-Jahren. Und damit wäre auch schon auf dem Tisch, welche Fragen auch bei der Elektro-Mobilität nicht beantwortet sind. Der begrenzte Raum in den Städten und Ballungsräumen wird nicht durch Elek- tro-Fahrzeuge sondern nur durch Öffentlichen Verkehr, Gehen und Radfahren effizient genützt. Auch im Hintergrund sind noch Fragen offen: Wie sieht die gesamte Ökobilanz aus? Woher kommt der Strom? Stammt er wie in Österreich zu großen Teilen aus der Wasserkraft oder wie in an- deren Staaten aus Kohle- oder Atomkraftwerken? Blei ist out, doch auch das jetzt hoch im Kurs stehende Lithium ist in in seiner leicht zugänglichen Form nur wenige Jahrzehnte verfügbar, konzentriert sich zu über 80 Prozent in Südamerika und da in den großen Salz- seen. Der Lithium-Abbau macht politisch abhängig und bedroht die Natur. Auch Elektro-Fahrzeuge brauchen Infrastruktur. Wo und wie wird Strom getankt? Ist die Bauordnung auf individuell abrechen- baren Starkstom in der Tiefgarage ausgerichtet? Sind die Batterien als praktische Strom-Speicher für den ganzen Haushalt nutzbar? Wie sieht es aus mit der Recycling-Fähigkeit? Das Ergebnis der Analyse des VCÖ ist einfach und klar: Elektro- Mobilität verschafft im wahrsten Sinne des Wortes in ein paar Jah- ren für ein paar Jahre ein wenig Luft. Elektro-Mobilität entbindet nicht von der Entscheidung, die verkehrspolitischen Weichen weg vom Auto und hin zum Öffentlichen Verkehr, Gehen und Radfah- ren zu stellen. Dr. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Potenziale von Elektro-Mobilität Inhaltsverzeichnis Elektro-Mobilität – Chance für die Zukunft? 9 Elektro-Fahrzeuge unterstützen geändertes Mobilitätsverhalten 11 Infrastruktur zum Laden von Elektro-Fahrzeugen 15 Technik von Elektro-Fahrzeugen 17 Lithium wichtig für Batterietechnik 19 Potenzial für Energieeinsparung durch Elektro-Fahrzeuge 21 Photovoltaik und Energie für Elektro-Fahrzeuge 23 Auch Elektro-Fahrzeuge verursachen CO2-Emissionen 25 Potenzial für Luftverbesserung in Ballungsräumen 28 Maßnahmen zur Verbreitung von Elektro-Fahrzeugen 30 Große Projekte zur Verbreitung von Elektro-Autos 32 Große Vielfalt bei elektrischen Zweirädern 34 Elektro-Fahrzeuge für Flotteneinsätze 36 O-Busse ergänzen Öffentlichen Verkehr in Städten 37 Verkehrssicherheitseffekte von Elektro-Fahrzeugen 38 Literatur, Quellen, Anmerkungen 40 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 44
Potenziale von Elektro-Mobilität Elektro-Mobilität – Chance für die Zukunft? Richtung zu sein, der jedoch von vielen Faktoren Elektro-Mobilität hat ökologische und wirtschaft- abhängig ist. liche Vorteile gegenüber einer hauptsächlich auf Ob es auf breiter Basis zu einem Wechsel vom fossilen Rohstoffen basierenden Mobilität. Doch Erdöl zur Elektroenergie kommt, wird von vielen auch sie benötigt begrenzt vorhandene Ressourcen politischen Rahmenbedingungen wie der Ernst- und ist keine Patentlösung für Verkehrsprobleme. haftigkeit der Klimapolitik abhängen, von tech- nischen Entwicklungen, etwa was die Batterien betrifft und auch von vorhandenen Rohstoffen. Im Jahr 2007 waren in Österreich 131 Elektro- Für Europa werden je nach Ölpreisentwicklung Autos zugelassen (ohne Hybrid-Autos), im Jahr und politischen Anreizen unterschiedliche Ent- 2008 waren es 146. Im 1. Quartal 2009 wurden wicklungen für den Anteil von Elektro-Autos in Österreich lediglich sechs Elektro-Autos neu an der gesamten Fahrzeugflotte prognostiziert. zugelassen.140,143 Die Statistik spiegelt in Öster- Aktuelle Abschätzungen gehen für das Jahr 2020 reich die Renaissance, die das Elektro-Auto der- von einem Anteil zwischen 3 und 14 Prozent zeit mit Pilotprojekten in vielen anderen Staaten aus. 41,113 Für das Jahr 2030 wird ein Anteil erlebt, nicht wider. von 12 bis 16 Prozent erwartet, bei verschärften Die Elektro-Mobilität begleitet als Option Emissionsgrenzwerten ist auch ein Anteil von bis die Motorisierung der Fortbewegung seit deren zu 31 Prozent möglich.41 Beginn. Im Bereich des schienengebundenen Öffentlichen Verkehrs hat sie bereits einen ein- Ökologische Vorteile sind zahlreich drucksvollen Sieg gefeiert. Beim Individualver- Der ökologische Vorteil von Elektro-Fahrzeugen kehr hat sich vor allem aufgrund der kostengüns- gegenüber Benzin- oder Dieselfahrzeugen liegt in tigen Gewinnung und einfachen Speicherung ihrem Potenzial zur Reduktion von Treibhausgas- von Erdöl sowie der raschen Betankung der Ver- Emissionen, allen voran von CO2. In Österreich Der Anteil der Elektro- Autos wird in Europa bis brennungsmotor durchgesetzt. Die Energiespei- kommt etwa die Hälfte des erzeugten Stroms aus zum Jahr 2030 deutlich cherung im Fahrzeug, die Batterietechnologie, ist emissionsarmer Wasserkraft.44 Das Potenzial zur steigen. Die Prognosen auch bei der heutigen Renaissance des Elektro- Senkung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen über das Ausmaß des Anstiegs gehen jedoch Autos ein zentraler Punkt. durch Elektro-Fahrzeuge ist daher in Österreich weit auseinander. Elektro-Fahrzeuge ermöglichen Wege aus der Deutliche Zunahme der Elektro- und Abhängigkeit von Erdöl Erdöl wird heute als begrenzte Ressource wahr- Hybrid-Autos in Europa prognostiziert genommen. Die Massenmotorisierung, die auf- Enerdata „Baseline”187 Enerdata „Moderat”188 Quelle: Enerdata 200941/McKinsey 2006113 Grafik: VCÖ 2009 grund wirtschaftlich aufstrebender, bevölkerungs- Enerdata „Ambitioniert”186 McKinsey „Green World”189 35 reicher Länder wie China und Indien in den Anteil der Elektro- und Hybrid-Autos an nächsten Jahren global noch deutlich zunehmen 30 der Fahrzeugflotte in Prozent wird, wird beim Erdöl an Grenzen stoßen. Der 25 weltweite Verkehr bezieht etwa 95 Prozent seiner 20 Primärenergie aus Rohöl. 53 15 Allein die massive Abhängigkeit von Erdöl 10 importen legt es nahe, insbesondere beim 5 Verkehr nach Veränderungen zu suchen. Das 0 Jahr 2010 Jahr 2020 Jahr 2030 Elektro-Auto scheint ein erster Schritt in diese Mobilität mit Zukunft 2/2009
10 Potenziale von Elektro-Mobilität öffentlicher Raum verbraucht – samt Staus und Der überwiegende Teil aller Autofahrten Parkplatznot. ist kürzer als 20 Kilometer Damit Elektro-Autos Teil einer Weiterentwick- lung hin zu einem gesellschaftlich verträglicheren Anteil Fahrten Anteil Personenkilometer Verkehrssystem werden und nicht nur die be- 30 stehende Automobilität stabilisieren, braucht 25 1071 es Rahmenbedingungen, die in die gewünschte Quelle: Hausberger 200767 Grafik: VCÖ 2009 20 Richtung lenken. Prozent 15 Wesentlich sind erneuerbare Energie und 10 Multimodalität 5 Von zentraler Bedeutung ist bei einem Wechsel 0 zu Elektro-Mobilität, dass der Strom aus regene- bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1 km 2 km 5 km 10 km 20 km 50 km 100 km 200 km 500 km 1.000 km rativer Energie, wie Windenergie, Photovoltaik oder Biomasse gewonnen wird. Und dass nicht Die meisten mit dem besonders hoch. Die Schadstoffbelastung in Städ- Kohle oder Atomenergie zur Stromproduktion Auto gefahrenen Stre- 1071 cken sind nur wenige ten könnte merklich gesenkt werden. Portugal herangezogen 855 werden. Kilometer lang. Die Weitere Vorteile können geringere Betriebskos- Irland Norwegen Wichtig605 ist es, dass Elektro-Fahrzeuge als Teil 30Reichweite moderner ten sein, vergleichsweise leise Betriebsgeräusche, Finnland 16 einer multimodalen Zukunft verstanden und Elektro-Autos 25 reicht für Spanien 4 nahezu alle Fahrten aus. die Tatsache, dass die nötige Infrastruktur mit Belgien eingesetzt werden, als Beitrag zur stärkeren Ver- Dänemark 121 20 dem bestehenden Stromnetz bereits weitgehend Frankreich* Österreich netzung und36 Integration der verschiedenen Ver- Österreich-Durchschnitt: 21 Prozenthöhere Energieeffizi- existiert und eine deutlich Schweden* kehrsmittel und Verbesserung der Schnittstellen. 15 Italien enz. Sogar die beim Bremsvorgang freigesetzte Großbritannien* Niederlande* Mehr als 95 Prozent aller Autofahrten sind in 10 Energie kann rückgewonnen werden. Deutschland Schweiz Österreich kürzer als 50 Kilometer, fünf Sechstel 5 sogar kürzer als 20 Kilometer. Diese Entfer- 0 Elektro-Fahrzeuge: Wichtiger Bestandteil für nungen sind mit Elektro-Fahrzeugen trotz be- multimodale Mobilität grenzter Reichweiten im Vergleich zu konventio- Ressourcen,die nicht Elektro-Fahrzeuge lösen bestehende Verkehrs- nellen Autos problemlos zu bewältigen. Die hohe nachwachsen, sind end- und Umweltprobleme nicht. Die Rolle des moto- Reichweite von Fahrzeugen mit Verbrennungs- lich. Auch Lithium, als risierten Individualverkehrs wird durch Elektro- motor ist hingegen nur für einen sehr geringen Grundlage für die Batte- rietechnologie künftiger Fahrzeuge aufgewertet, der Bedarf an elektrischer Teil der Fahrten von Bedeutung.67 Elektro-Fahrzeuge, ist Energie steigt und es wird unverändert viel Elektro-Autos weisen daher schon heute ein nicht unerschöpflich. hohes Potenzial auf. Etwa beim Einsatz in Fahr- zeugflotten in Ballungsräumen, die nur in gewis- Auch Lithium ist nur beschränkt verfügbar sen geografischen Grenzen unterwegs sind, und wo die beschränkte Reichweite kein Hindernis Quelle: BGR 200825, IEA 200780, Meridian International Research 2006147, VCÖ 2009213 1,5 Prozent jährlicher Förderzuwachs 0,8 Prozent jährlicher Förderzuwachs ist. Aber auch im individuellen Mittelstreckenver- Abbau von Lithium ohne Recycling kehr werden Elektro-Autos sicher an Bedeutung gewinnen. Elektro-Fahrräder oder andere elek- Lithium 2050 trische Kleinfahrzeuge können die Mobilität der Uran und Iridium bis 2120 wachsenden Zahl älterer Menschen unterstützen. 130 US-Dollar pro Kilogramm 2150 Uran bis 2070 Elektro-Autos setzen auf begrenzte Ressourcen 40 US-Dollar pro Kilogramm 2090 Auch heutige Elektro-Autos setzen auf begrenzte Erdöl aus konventioneller und 2080 Ressourcen. So ist das für die Herstellung der nicht-konventioneller Förderung 2100 Akkumulatoren notwendige Alkalimetall Lithium nur in begrenztem Umfang verfügbar und auch Erdöl aus 2050 Grafik: VCÖ 2009 konventioneller Förderung 2060 die Nachfrage nach anderen Metallen wie Kupfer, 2010 2050 2100 2150 Eisen oder Nickel wird durch die Batterieproduk- Rohstoffverfügbarkeit bis zum Jahr tion ansteigen.60 (Fahrzeuge pro Jahr) 2200 Mobilität mit Zukunft 2/2009 2150 2100
Potenziale von Elektro-Mobilität 11 Elektro-Fahrzeuge unterstützen geändertes Mobilitätsverhalten Elektro-Fahrzeuge helfen, schädliche Auswir- Österreicherinnen und Österreicher sind kungen des derzeitigen Autoverkehrs zu redu- zieren und sie können bestehende Lücken des vielfältig mobil Mobilitätsverbundes von Gehen, Radfahren und 80 Verkehrsmittel unterwegs sind, in Prozent 80 einmal pro Woche mit dem jeweiligen Anteil der Personen, die mindestens Öffentlichem Verkehr gut schließen. 70 Quelle: Statistik Austria 2009175 Grafik: VCÖ 2009 60 50 59 40 Elektro-Fahrzeuge haben das Potenzial, andere 30 Verkehrsmittel in idealer Weise zu ergänzen, 28 20 24 22 denn vor allem heutige Elektro-Fahrzeuge eignen 10 3 sich besonders für kurze und mittlere Entfer- 0 zu Fuß Pkw Öffentliche Fahrrad Pkw Motorrad/ nungen. Lange Fahrten können mit der Bahn lenkend Verkehrsmittel mitfahrend Moped zurückgelegt werden, Wege im städtischen Um- feld mit dem städtischen Öffentlichen Verkehr, Multimodale Mobilität hat Zukunft Im Alltag legen 80 Pro- zent der Menschen in dem Fahrrad oder zu Fuß, und für Fahrten in der Multimodale Mobilität erfordert die Vernetzung Österreich mindestens Region und Zubringerfahrten etwa zum Bahnhof und Integration verschiedenster Verkehrsmit- einen Weg pro Woche zu Fuß zurück, 59 Prozent wird das Elektro-Auto gewählt – als eigenes Auto, tel. 226 In der Verkehrsplanung wird die Verbes- lenken mindestens ein- als Taxi oder als Carsharing-Fahrzeug. Elektro- serung der Schnittstellen zwischen den Verkehrs- mal ein Auto. Bereits 28 Auto und multimodale Mobilität, also die Benüt- mitteln wichtiger. Haltestellen werden vermehrt Prozent nützen häufig den Öffentlichen Ver- zung verschiedenster Verkehrsmittel, passen gut auch mit Fahrrad-Abstellanlagen, Carsharing- kehr, jede vierte Person zusammen: Sie bilden die Grundlage für Mobili- Stellplätzen, Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge nützt für Alltagswege das Fahrrad. tät, die unabhängig vom Erdöl ist. und vernetzten Informationen über alle Mobi- litätsangebote ausgerüstet sein. Der Öffentliche Energieeffizienz für Übergang zur postfossilen Verkehr wird verstärkt zum Dienstleister für Mobilität notwendig integrierte Mobilität. Die individuellen Formen Es sind mehrere Schritte und Maßnahmen nötig, der Bewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit den Übergang vom Erdöl zu postfossiler Mobi- Carsharing, dem privaten Auto und multimodale lität zu gestalten. Es braucht mehr Effizienz des Mobilität mit dem passenden Verkehrsmittel zum Verkehrssystems insgesamt und ein geändertes passenden Zeitpunkt gewinnen an Bedeutung. Mobilitätsverhalten. Wesentlich sind dabei energieeffiziente und verkehrsparende Raum- Carsharing und Radfahren haben Konjunktur strukturen. Multimodale Verkehrskonzepte sind Der Besetzungsgrad eines durchschnittlichen eine Chance für den Verkehr der Zukunft. Zur Pkw im morgendlichen Berufsverkehr liegt im Steigerung der Effizienz der einzelnen Fahrzeuge Mittel bei 1,2 Personen, im gesamten Werktags- können Elektro-Autos einen Beitrag leisten. verkehr sind es rund 1,3 und im Wochenend- Wenn die Ölpreise steigen, wird Mobilität verkehr rund 1,7 Personen.76,158 In Österreich teurer. Das trifft den Autoverkehr mehr als wurden im Jahr 2007 rund 58 Prozent aller Wege den Mobilitätsverbund aus Gehen, Radfahren, mit dem Pkw zurückgelegt, 17 Prozent mit öf- öffentlichen Verkehrsmitteln und Carsharing. fentlichen Verkehrsmitteln, 18 Prozent zu Fuß Kostenwahrheit und mehr Effizienz im Verkehr und sieben Prozent mit dem Fahrrad.71,160 Der verändern das Verkehrsverhalten der Nutzenden Verkehrssektor ist durch hohen Energieverbrauch und schaffen neue Mobilitätserfordernisse. und sehr hohe CO2-Emissionen gekennzeichnet. Mobilität mit Zukunft 2/2009
12 Potenziale von Elektro-Mobilität Prestigegewinn für Fahrrad, Bus und Bahn Die Schweiz ist vorne beim Carsharing Das Radfahren hat für die Alltagsmobilität großes Potenzial. Rund sieben Prozent aller Wege in Ös- 500 mit Carsharing-Angebot per 31.12.2008 410 terreich wurden im Jahr 2007 mit dem Fahrrad Anzahl der Städte und Gemeinden 400 zurückgelegt. 160 In Österreich legte im Jahr 2008 jede Person rund 220 Kilometer im Alltag mit 270 Quelle: Loose 2009109 Grafik: VCÖ 2009 300 dem Fahrrad zurück, in Vorarlberg waren es sogar 200 fast 500 Kilometer pro Person.166 Ein deutlicher Trend zum Fahrrad als Fortbewegungsmittel zeigt 100 40 40 32 22 20 20 19 12 sich in ganz Europa. So nahm der Radverkehr 4 4 3 2 1 0 CH D NL* GB* I S* A F* DK B E FIN N IRL P etwa in Berlin im Jahr 2008 im Vergleich zum * unterschiedliche Angaben – niedrigster Wert Jahr 2007 um 20 Prozent zu.146 Und in den Niederlanden beträgt der Radverkehrsanteil jetzt Carsharing wird in Die Treibhausgas-Emissionen stiegen im Verkehr schon rund 26 Prozent.114 Der Radverkehrsanteil immer mehr Staaten Europas häufiger vom Jahr 1990 bis zum Jahr 2007 um rund 73 in Irland soll innerhalb der nächsten zwölf Jahre genützt. Prozent, im Bereich der Energieaufbringung und von derzeit zwei Prozent auf rund zehn Prozent Industrie hingegen nur um 21 Prozent. 156 erhöht werden, um an das Niveau anderer Regio Aber eine leichte Trendumkehr ist erkennbar: nen in Europa anzuschließen.35 Carsharing, Netzwerke von zur Arbeit pendeln- Auch der Öffentliche Verkehr verzeichnet den Personen oder Mitfahrzentralen und allen Zuwächse.111 So nutzten im Jahr 2008 in Ös- voran das Fahrrad haben Konjunktur. terreich 5,18 Millionen Menschen öffentliche Carsharing erlebt mehr Zulauf, in Deutschland Verkehrsmittel, wobei rund 1,73 Millionen täg- zum Beispiel mit einer Steigerung von über 20 lich oder fast täglich unterwegs waren.164 Aus Prozent im Jahr 2008 auf 137.000 Kundinnen Auto-Fahrenden werden zunehmend multimodal und Kunden Anfang des Jahres 2009. In der mobile Menschen, die kompetent das gesamte Schweiz ist Carsharing – bezogen auf die Bevöl- Mobilitätsangebot nutzen. kerungszahl – etwa sechsmal weiter verbreitet als in Deutschland. Es ist absehbar, dass Carsharing Zürich ist multimodal mobil mittelfristig sein mehrfach prognostiziertes Po- Multimodale Mobilität hat in den vergangenen Ein Drittel aller Haus- halte verfügt in Wien tenzial von zwei Millionen Kundinnen und Kun- Jahren zugenommen. Beispielsweise in Zürich138 über eine Jahreskarte den in Deutschland erreicht.108,152 In Österreich sind die Mobilitätsmuster differenzierter und für den Öffentlichen nutzten im Jahr 2008 rund 11.000 Kundinnen komplexer geworden, Wege mit zwei und mehr Verkehr. Dabei sind Semestertickets für und Kunden Carsharing.12 Das künftige Poten Etappen haben von rund 40 Prozent im Jahr Studierende und zial wird österreichweit auf rund 100.000 Per- Fahrausweise für Schü- lerinnen und Schüler sonen geschätzt.14 Mit dem Fahrrad durch nicht eingerechnet. die Stadt, für längere Fahrten die Bahn und in der Region mit dem Zwei Drittel der Haushalte in Österreich Elektro-Fahrzeug – so sieht umweltfreund- haben ein Fahrrad lichere Mobilität aus. mit Jahreskarte des Öffentlichen Verkehrs mit mindestens einem Fahrrad 100 Quelle: Statistik Austria 2006141 Grafik: VCÖ 2009 Österreich-Durchschnitt: 21 Prozent Österreich-Durchschnitt: 68 Prozent Prozent der Haushalte 80 82 75 76 75 75 69 70 60 59 51 40 33 Foto: geronimo/Fotolia 20 26 8 16 15 18 16 18 19 0 B K NÖ OÖ S ST T V W Mobilität mit Zukunft 2/2009
Potenziale von Elektro-Mobilität 13 1994 auf knapp 50 Prozent im Jahr 2005 zuge- nommen, intermodale Wege von elf Prozent auf Geschichte und Entwicklung von 15 Prozent. Die einfachen Wegemuster (Hin- und Rückweg) haben von 40 Prozent auf 33 Elektro-Fahrzeugen Prozent abgenommen, während komplexe Wege- Schon vor der Präsentation der durch einen Verbrennungsmotor angetriebenen ketten mit drei und mehr Wegen von 37 auf 45 Kutsche von Wilhelm Daimler im Jahr 1886154 stellte der Franzose Gustave Trouvé Prozent zugenommen haben. im Jahr 1881 ein Fahrzeug mit Elektromotor und Blei-Akku vor. Dieses gilt heute Doch selbst in Zürich, wo das Auto mit 35 als das erste Elektro-Auto der Welt.173 Die dreirädrige Konstruktion erreichte eine Prozent einen relativ niedrigen Anteil an allen Geschwindigkeit von 12 km/h. Am 29. April 1882 führte Werner Siemens einen Fahrten hat, ist noch immer etwa die Hälfte der elektrisch angetriebenen Kutschenwagen, Elektromote genannt, auf einer 540 Meter Autofahrten nach objektiven Kriterien verlager- langen Versuchsstrecke vor – der erste Oberleitungsbus der Welt.17 Im Jahr 1899 bar: 20 Prozent könnten mit dem Fahrrad, 15 verfügte der in Österreich entwickelte Lohner-Porsche bereits über Radnabenmo- Prozent zu Fuß zurückgelegt werden. 39 toren an den Vorderrädern.168 Erstmals kommerziell eingesetzte Elektro-Autos gab es in Form von Elektro-Taxis Elektro-Fahrzeuge ändern Mobilitätsverhalten im Jahr 1897 in New York.150 Um das Jahr 1900 waren in den Vereinigten Staaten Die Elektro-Autos der für das Jahr 2010 ange- 40 Prozent der Automobile Dampf-Wagen, 38 Prozent Elektro-Wagen und 22 Pro- kündigten ersten Großserie sind kleine Kom- zent Benzin-Wagen. Der Höhepunkt wurde im Jahr 1912 erreicht: 20 Unternehmen paktfahrzeuge. Sie werden in der Anschaffung bauten 33.842 Elektro-Autos.116 deutlich teurer sein als vergleichbare herkömm- Die Verdrängung des Elektro-Autos liche Pkw. Gleichzeitig werden sie eine kürzere Erst nach 1912 wurden die Fahrzeuge mit Elektromotor von solchen mit Verbren- Reichweite von zunächst etwa 150 bis 200 Kilo- nungsmotor schrittweise verdrängt. Elektro-Autos, die auf schwere Akkus mit langer meter haben. Im Jahr 2006 waren in Österreich Ladezeit angewiesen waren, konnten mit der Reichweite von Pkw mit Verbren- 98,6 Prozent aller Fahrten kürzer als 100 Kilome- nungsmotoren nicht mithalten, ein gravierendes Problem, da ab etwa dem Jahr ter. 67 Bei Tagesdistanzen innerhalb dieser Reich- 1920 das Straßennetz besser ausgebaut war und die wichtigen Städte verband. weite wird nachts problemlos und kostengünstig Die Auffindung von Erdöl in Texas führte dazu, dass die Preise für Benzin auf ein geladen. Für lange Fahrten eignen sich Elektro- erschwingliches Niveau sanken. Der Beginn der Massenproduktion von Autos mit Fahrzeuge unter heutigen Rahmenbedingungen Verbrennungsmotor von Henry Ford machte diese für viele leistbar.131 nicht. Erst der Einsatz der Schnellladetechnologie Elektro-Autos bis heute sowie ein dichtes Netz an Ladestationen wird Auch wenn die Ära der Elektro-Autos vor mehr als 80 Jahren endete, gibt es Be- auch längere Fahrstrecken zulassen. reiche, in denen weiterhin Elektro-Autos im Einsatz sind. Als so genannte „milk Der Ersatz von konventionellen Fahrzeugen floats“ sind bis heute kleine Lieferwagen für die tägliche Anlieferung von Milch- durch Elektro-Fahrzeuge ist weder ökologisch flaschen in Großbritannien und Teilen der Vereinigten Staaten unterwegs. In den noch wirtschaftlich eine Lösung der bestehenden Vereinigten Staaten haben Elektro-Fahrzeuge auch als so genannte Nachbarschafts- Verkehrs- und Umweltprobleme. Der moto- Fahrzeuge (NEV, neighbourhood electric vehicles) überlebt. risierte Individualverkehr würde dadurch eine Zwischen den Jahren 1992 und 1996 hat Volkswagen eine Elektro-Version des neuerliche Aufwertung erfahren, bei gleichzeitig Golfs angeboten. Der CitySTROMer war für große Energieversorger gedacht.27 Nach steigendem Bedarf an elektrischer Energie und nur 120 produzierten Stück wurde der CitySTROMer aber wieder eingestellt. Der unverändertem Raum- und Ressourcenverbrauch. Energieverbrauch lag bei rund 25 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.61 Das franzö- Elektro-Fahrzeuge können aber als Teil einer sische Unternehmen PSA Peugeot-Citroën produzierte zwischen den Jahren 1995 multimodalen Zukunft gesehen werden. und 2005 etwa 10.000 elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Die Produktion musste eingestellt werden, als die Verwendung von Nickel-Cadmium-Akkus untersagt wur- Viele Faktoren beeinflussen Entwicklung von de.145 Ab dem Jahr 1996 bis zum Jahr 1999 baute General Motors mit dem General Elektro-Mobilität Motors Electric Vehicle 1 (GM EV1) ein Serien-Elektro-Fahrzeug in einer Auflage von Abhängig von den künftigen politischen und etwa 1.100 Stück. Nach Ablauf der dreijährigen Leasingverträge hat General Motors wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gibt es alle vermieteten EV1 unter großem Protest wieder eingezogen und nach einiger Zeit unterschiedliche Szenarien für die Entwicklung verschrottet, trotz langer Wartelisten und Vorbestellungen.121 des Anteils von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen. In den vergangenen Jahren wurden von verschiedenen Kleinherstellern Fahrzeuge Obwohl Wirtschaftskrise und gesunkene Sprit- wie zum Beispiel der Tesla Roadster vorgestellt. Mittlerweile sind auch bei den preise die Nachfrage momentan bremsen, ent- großen Autokonzernen Elektro-Fahrzeuge in Entwicklung. wickeln mehrere große Autohersteller eine neue Mobilität mit Zukunft 2/2009
14 Potenziale von Elektro-Mobilität Generation von Elektro-Fahrzeugen. Diese wird struktur und die entsprechende Anpassung der ab dem Jahr 2010 auf den Markt kommen. Versorgungsnetze. Prognosen rechnen europaweit mit einer deutlichen Zunahme der Anzahl von Zahl der Elektro-Fahrzeuge wird zunehmen Elektro-Fahrzeugen. Einfluss auf das Wachstum der Elektro-Mobilität Wird der kombinierte weltweite Anteil von haben Kriterien wie etwa der Ölpreis, Treibstoff- Elektro- und Hybrid-Autos betrachtet, reichen steuern oder Vorschriften zu CO2-Emissionen die Prognosen für das Jahr 2020 von fünf bis 18 aufgrund von Klimaschutzzielen. Ebenfalls ent- Prozent.113 Für Europa werden je nach Ölpreis- scheidend sind die Förderung alternativer Tech- entwicklung und politischen Anreizen zwischen nologien und die Verfügbarkeit von Ressourcen drei und 14 Prozent für das Jahr 2020 ange- Prognosen zum Poten- zial von Elektro-Autos zur Batterieherstellung. In Städten sind darüber setzt,41,113 in einer Schätzung wird sogar von 35 haben, abhängig von hinaus City-Mauten und Umweltzonen zur Prozent ausgegangen.60 In Österreich reichen den Rahmenbedin- gungen, extrem hohe Hebung der Luftqualität wichtige Impulsgeber, die Schätzungen des Potenzials von neun165 bis Schwankungsbreiten. da reine Elektro-Fahrzeuge wegen ihrer Um- 25 Prozent,16 das entspricht einer Anzahl von Für das Jahr 2020 kann weltvorteile im Normalfall von den Regelungen 400.000 bis 1.125.000 Fahrzeugen. für Europa mit einem Anteil von fünf bis zehn ausgenommen sind. Für den breiten Einsatz Prozent Elektro-Autos unverzichtbar ist der Aufbau einer Ladeinfra- gerechnet werden. Für Europa ist ein Elektro-Auto-Anteil von zehn Prozent im Jahr 2020 erwartbar Quelle Jahr Jahr Jahr Ölpreis pro Annahmen Quelle: Berger 200916, Deutsche Bank 200860, Enerdata 200941, Energinet 20089, Fraunhofer-ISI 200874, McKinsey 2006113, Quintessenz 2009136, VCÖ 2008165 Tabelle: VCÖ 2009 2020 2030 2050 Barrel in US-$ VCÖ 2008165 9% Ladeinfrastruktur wird aufgebaut, steigender Ölpreis nach IEA-Prognose78 Roland Berger 10% China wird zum Technologie-Vorreiter bei Elektro-Mobilität Österreich Strategy Consul- tants 200916 Quintessenz 25%** Optimistisches Szenario: sehr positive politische Rahmenbedingungen, 2009136 Infrastruktur und Stromversorgung ab dem Jahr 2011 gewährleistet Fraunhofer-ISI 17%*** Pluralismus-Szenario für Deutschland: Im innerstädtischen Verkehr EU-Länder 200874 werden hauptsächlich Elektro-Autos, Elektro-Roller und elektrische Leicht- andere transporter eingesetzt Energinet.dk 8% 23% Beispielentwicklung für Dänemark: Szenario zur Abschätzung der 20089 Energiebedarfssteigerung Enerdata 200941 3% 12% Baseline: 130 Gramm CO2 pro Kilometer für Neuwagen im Jahr 2012, eitere Verbesserungen in den Folgejahren187 w 4% 16% Moderat: 130 Gramm CO2 pro Kilometer für Neuwagen im Jahr 2012 und 95 Gramm im Jahr 2020188 6% 31% Ambitioniert: 120 Gramm CO2 pro Kilometer für Neuwagen im Jahr 2012, im Jahr 2020: 80 Gramm, im Jahr 2025: 60 Gramm186 Europa Deutsche Bank 35% Abschätzungen basieren auf Gesprächen mit Global Insight, Roland Berger 200860 sowie Auto- und Batterie-Unternehmen McKinsey 2006113 3%* 30 „ICE Age“: Fokus auf Verbesserung konventioneller Technologien, Treibstoffsteuern bleiben unverändert191 5%* 50 „Intermediate“: Manche alternativen Technologien werden wirtschaftlicher, Treibstoffsteuern bleiben unverändert192 14%* 100 „Green world“: Derzeit teure nachhaltige Technologien werden wirtschaft- licher, Treibstoffsteuern werden verdoppelt190 McKinsey 2006113 5%* 30 „ICE Age“: Fokus auf Verbesserung konventioneller Technologien, Treibstoffsteuern bleiben unverändert191 Global 9%* 50 „Intermediate“: Manche alternativen Technologien werden wirtschaftlicher, Treibstoffsteuern bleiben unverändert192 18%* 100 „Green world“: Derzeit teure nachhaltige Technologien werden wirtschaft- licher, Treibstoffsteuern werden verdoppelt190 * Schätzung bezieht sich nur auf Hybrid-Fahrzeuge. Anteil der Elektro-Autos unbedeutend. ** Schätzung bezieht sich nur auf Elektro-Fahrzeuge. Anteil der Hybrid-Autos relativ unbedeutend. *** Schätzung bezieht sich nur auf Elektro- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge. Mobilität mit Zukunft 2/2009
Potenziale von Elektro-Mobilität 15 Infrastruktur zum Laden von Elektro-Fahrzeugen Elektro-Autos benötigen ebenso wie herkömmliche Das Laden von Elektro-Fahrzeugen benötigt Autos eine Infrastruktur für die Energieversorgung. sehr hohe Strom-Leistung oder viel Zeit Erste Rahmenbedingungen wurden im Jahr 2009 von der EU präsentiert. Laden von 7,2 kWh (entspricht einem Verbrauch auf 40 km) Laden von 12,6 kWh (entspricht einem Verbrauch auf 70 km) 70 Leistungsbedarf in Kilowatt 60 Das Tanken eines konventionellen Fahrzeugs geht 50 Quelle: Brauner 200823 Grafik: VCÖ 2009 rasch, weil die Energiedichte fossiler Treibstoffe 40 sehr hoch ist. Ein Liter Treibstoff entspricht um- 30 Starkstrom, 32 A: 22 kW gerechnet einem Energieinhalt von rund zehn 20 Kilowattstunden. Beim Tanken werden in kürzes- Starkstrom, 16 A: 11 kW 10 Standardstrom, 16 A: 3,6 kW ter Zeit große Energiemengen transferiert. 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 Derzeitige Batterien benötigen für das Laden, Ladezeit in Stunden das Trennen der elektrischen Ladungsteilchen in den Batterien, Zeit. Sie können in kurzer Zeit Elektro-Fahrzeuge ändern Tankverhalten Die Ladezeit orientiert sich an der verfügbaren nur geringe Energiemengen aufnehmen. Eine Die zurückgelegten Entfernungen eines Fahr- Leistung des Netzes. Lösung ist eine Batterie, welche 50 Nanometer zeugs liegen im Mittel bei etwa 30 Kilometern Dabei gibt es einen große, mit Lithiumphosphat beschichtete Kügel- pro Tag,71,143 der überwiegende Teil liegt unter Zielkonflikt zwischen schnellem Laden und chen einsetzt und deren Prototyp sich im Labor 40 Kilometern pro Tag.73 Die dafür benötigte der Lebensdauer der mehr als 30-mal so schnell wie herkömmliche Energie aus dem einphasigen Standardnetz er- Batterie. Je öfter schnell geladen wird, umso ge- ¡“¶¢¢[]|{}≠¿'±•πø⁄¨Ω†® ∑«å‚∂ƒ©ªº∆@œæ‘–…µ~∫~∫√ç≈≈¥ Akkus aufladen lässt. 203 Langfristig sind daher fordert eine Ladedauer von etwa zwei Stunden, ringer die Lebensdauer kürzere Ladezeiten zu erwarten.36 beispielsweise tagsüber am Arbeitsplatz oder zu der Batterie. Hause über Nacht. Es braucht an all jenen Orten Lange Ladezeiten über Standardsteckdose eine Ladeinfrastruktur, an denen Elektro-Fahr- Unabhängig von der Speichertechnologie ist in zeuge in Zukunft längere Standzeiten haben.207 den bestehenden elektrischen Netzen eine be- schränkte elektrische Leistung verfügbar. Die ver- breitete Standardsteckdose ermöglicht maximale Laden von Elektro-Fahrzeugen Leistungen von 3,6 Kilowatt. Ein Starkstrom Home Charging: anschluss ermöglicht zwar Ladeleistungen bis zu Das Fahrzeug wird zu Hause mit geringen Lade 22 Kilowatt, jedoch nur unter der Voraussetzung, leistungen geladen. Die Fahrdistanzen sind gering und dass in einem Versorgungsgebiet gleichzeitig nur die Reichweite der Fahrzeuge ausreichend, um über wenige andere große Stromverbraucher oder 80 Prozent der Tage bedienen zu können. Elektro-Fahrzeuge Energie beziehen. In Städten Destination Charging: umfassen diese Gebiete typischerweise einige Laden findet zu Hause und am Zielort statt. Ein Normal mehrstöckige Gebäude, im ländlichen Bereich laden findet mit zwei bis drei Kilowatt Leistung oder größere Teile einer Siedlung. eine Schnellladung mit bis zu 50 Kilowatt statt.105 Für das Laden von Elektro-Fahrzeugen ist also Pathway Charging: entweder eine hohe Leistung unter Anpassung Entlang größerer Strecken erfolgt die Ladung in Form der Versorgungsnetze erforderlich oder genügend einer Schnellladung mit hohen Leistungen, sodass die Zeit für das Laden.23 Fahrt rasch fortgesetzt werden kann.107 Mobilität mit Zukunft 2/2009
16 Potenziale von Elektro-Mobilität Überall dort, wo Elektro- Ladeinfrastruktur wird schrittweise ausgebaut Fahrzeuge länger abgestellt werden, kann Im Laufe der ersten Ausbauphase werden auf- mit Ladestationen eine grund geringer Fahrzeugzahlen vor allem beste- dichte Ladeinfrastruktur hende elektrische Netzstrukturen genutzt wer- gewährleistet werden. den.104 Schwerpunktmäßig wird das Laden im geringen Leistungsbereich (zwei bis 3,5 Kilowatt) am Wohnort, Arbeitsplatz, an der Schnittstelle zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Tiefgaragen erfolgen. Die notwendigen Anschlüsse werden auf Parkplätzen die Form von hydrantenartigen Ladestationen haben. Die notwendige Verka- belung sollte bei aktuellen Bauprojekten bereits eingeplant werden, um teure Nachrüstungen zu vermeiden. Als nächste Ausbaustufe sind Schnellladestatio nen entlang häufig frequentierter Verkehrswege sinnvoll, um auch Überlandfahrten rein elek- trisch bewältigen zu können.219 Um solche An- Foto: bilderbox lagen wirtschaftlich betreiben zu können, wird es nötig sein, statt eines allgemeinen Energiepreises Das Tankverhalten von Elektro-Autos wird einen Leistungspreis einzuheben – gegen Aufpreis sich im Vergleich zum heute üblichen Tanken wird der Akkumulator schneller geladen. Die verändern. Während ein Benzin- oder Diesel- Verringerung der Betriebskosten von Elektro- im auto durchschnittlich alle zwei bis drei Wochen Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen wird gefüllt wird – das Tankkriterium ist der ver- deshalb auch geringer ausfallen als bei der Nor- bliebene Tankinhalt – wird sich das Laden von malladung an üblichen Ladepunkten. Elektro-Fahrzeugen zumindest in absehbarer Zeit Ab Erreichen einer bestimmten Dichte von hauptsächlich an den verfügbaren Ladestellen am Elektro-Fahrzeugen kann ein ungesteuertes Laden Stammort und Zielort des Fahrzeugs orientie- die elektrische Belastung im Niederspannungs- ren und zu ein bis zwei Ladevorgängen pro Tag netz zur Abendspitze hin wesentlich erhöhen. führen. 194 Das Laden startet dann je nach Aus- Um dieses Problem zu entschärfen, werden führung unmittelbar nach dem Anstecken oder intelligente Steuermechanismen nötig sein, die mittels intelligenter Systemlösungen mit verscho- den Ladezeitpunkt bei angesteckten Fahrzeugen benem Ladezeitpunkt zu günstigeren Tageszeiten. verschieben und das Laden zu weniger belasteten Zeiten starten.222 Schnellladungen ermöglichen große Distanzen Wegstrecken von einigen hundert Kilometern Allgemeine Standards sind nötig erfordern aufgrund der aktuell und in absehbarer Viele Fahrzeughersteller setzen derzeit im hö- Zukunft erreichbaren Batteriekapazitäten ergän- heren Leistungsbereich auf unterschiedliche zende Lademöglichkeiten entlang der Strecke. Ladegerätkonfigurationen. Um den möglichst Diese sollten punktiert als Schnellladestellen umfassenden Ausbau von Anschlüssen mit ausrei- ausgeführt werden, sodass nach 20 Minuten chender Ladeleistung zu fördern, haben sich Un- Ladezeit die Energiemenge für weitere 100 bis ternehmen, Elektro-Fahrzeug-Hersteller und viele 150 Kilometer Reichweite zur Verfügung steht, Energiekonzerne Europas im April 2009 auf eine wodurch das Ladestellennetz deutlich dichter sein länderübergreifende Standard-Steckdose geeinigt. müsste als das derzeitige Tankstellennetz. Hierfür Der geplante Anschluss für Elektro-Autos ist sind spezielle, hoch belastbare Netzanbindungen dreipolig und stellt eine Spannung von 400 Volt auf Mittelspannungsebene notwendig. Ladesta- zur Verfügung. Der Zeitpunkt der Einführung tionen an einer Tankstelle sollten von den Zapf- steht noch nicht fest.123 säulen aus Sicherheitsgründen getrennt sein. Mobilität mit Zukunft 2/2009
Potenziale von Elektro-Mobilität 17 Technik von Elektro-Fahrzeugen Elektro-Autos sind Für einen Erfolg der Elektro-Fahrzeuge sind eine äußerlich kaum von herkömmlichen Pkw zu Erhöhung der Reichweiten und eine Verkürzung unterscheiden. der Akku-Ladezeiten ausschlaggebend. Nicht zuletzt ist auch der Preis für den Kauf von Elektro- Fahrzeugen entscheidend. Foto: Italdesign Giugiaro/Renault Ein großer Vorteil von Elektro-Fahrzeugen ist, dass die Emissionen nicht beim Betrieb des Autos, sondern bei der Stromproduktion in das in Großbritannien vertriebene Elektro-Auto den Kraftwerken anfallen, wodurch die Schad- „G-Wiz“ mit Lithium-Ionen-Akkumulator bei stoffbelastung vor allem in Städten reduziert voller Aufladung rund 120 Kilometer weit.234 werden kann. Weitere Vorteile sind hohe Energie Der seit dem Jahr 2007 in Norwegen in Serie effizienz, geringe Betriebskosten, leise Motoren produzierte Elektro-Pkw „Th!nk City“ hat eine und die Möglichkeit, das existierende Stromnetz Reichweite von etwa 180 Kilometern.232 Ähn- zu nutzen. liche Reichweiten werden die für die Jahre 2009 Dem Stand der Technik entsprechend ist das und 2010 geplanten Fahrzeuge von Miles und Angebot an Elektro-Fahrzeugen noch begrenzt. Mitsubishi198 haben, der ebenfalls im Jahr 2010 Wichtig für Elektromotoren sind eine kompakte erscheinende Nissan Mixim soll sogar 250 Kilo Bauweise, ein hoher Wirkungsgrad, niedrige meter pro Akkuladung erreichen.199 Um die Die CO2-Äquivalent- Kosten, ein geringes Gewicht und ein geringer genannten Reichweiten zu ermöglichen, wird in Emissionen moderner Elektro-Fahrzeuge sind Wartungsaufwand. Batterien in Elektro-Fahrzeu- den meisten Fahrzeugen die beim Bremsvorgang aufgrund des hohen gen müssen eine hohe Energiedichte und Lebens- rückgewonnene Bewegungsenergie in die Batterie Wasserkraft-Anteils am dauer aufweisen und auch bei Zerstörung sicher oder einen Kondensator zurückgespeist. Diese Strom-Mix in Öster- reich geringer als jene sein. All diese Anforderungen sind zurzeit nur Technik wird als Rekuperation bezeichnet. konventioneller Fahr- eingeschränkt erfüllt. Beim Elektro-Fahrzeug fallen die größten Ener- zeuge.185 Schwerpunkte in der Entwicklung sind die Erhöhung der Reichweite und die Verringerung Weniger Emissionen bei Elektro-Fahrzeugen von Gewicht und Kosten. Für eine erfolgreiche Well-to-Tank Tank-to-Wheel Markteinführung wichtig sind außerdem Ver- Quelle: Umweltbundesamt 2008157, concawe, Eucar, JRC 200751, VCÖ 2009162 CO2-Äquivalent-Ausstoß in Gramm pro Kilometer besserungen bei der Ladeinfrastruktur, kürzere 200 195 188 Batterie-Ladezeiten und eine bessere Nutzung 154 erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung. 150 129 Weniger Energieverlust bei Elektromotoren 100 164 161 130 108 Ein Batterie-Elektro-Fahrzeug hat aufgrund der 50 40 Batteriegrenzen im Vergleich zu einem Fahr- zeug mit Verbrennungsmotor bisher nur eine 31 27 24 21 0 beschränkte Reichweite. Während Benzin- und Beispiel Beispiel Angestrebter Diesel- Elektro-Auto Dieselauto* Benzinauto* EU-Neuwagendurch- Hybridauto Strom-Mix Grafik: VCÖ 2009 Diesel-Fahrzeuge je nach Typ und Nutzung zwi- schnitt im Jahr 2015 in Österreich * Die Werte der Beispielfahrzeuge basieren auf den durchschnittlichen direkten CO2-Emissionen (Tank-to-Wheel) schen 450 und 850 Kilometer mit einer Tankfül- der Diesel- und Benzin-Neuwagen in Österreich im Jahr 2007.157 Bei diesen Fahrzeugen sind CO2-Ausstoß und CO2-Äquivalent-Ausstoß nahezu ident. lung zurücklegen können, kommt beispielsweise Mobilität mit Zukunft 2/2009 120 90
18 Potenziale von Elektro-Mobilität cken in Batteriebetrieb. Sie sind jedoch schwerer Hybrid-Auto vereint zwei Energiequellen und komplexer als reine Elektro-Fahrzeuge. Normalerweise wird die Batterie der Hybrid- Rad Fahrzeuge über den Verbrennungsmotor oder per Quelle: Naunin 2007117 Grafik: VCÖ 2009 Tank Verbrennungs- Rekuperation aufgeladen. Bei Plug-In-Hybrid- motor Fahrzeugen kann die Batterie auch mit Strom Getriebe aus dem Stromnetz aufgeladen werden. Mit dem Elektro- „Full Hybrid“ ist bei voller Leistung über längere Batterie motor Strecken eine rein elektrische Fahrweise möglich. Rad Verbrennungs- und Elektromotor sind vielfältig Beim Hybrid-Auto gieverluste bei der Stromerzeugung an. Der Ver- kombinierbar kommt der Antrieb des brauch während der Fahrt ist abhängig von der Beim parallelen Hybrid-Antrieb übertragen Ver- Getriebes aus zwei parallelen Energie Batterie, dem Ladeverfahren, dem Motor und der brennungsmotor und Elektromotor ihre Kraft quellen, einem Verbren- Konstruktion des Elektro-Fahrzeugs. Ein Elektro auf eine gemeinsame Antriebswelle. Die beiden nungsmotor und einem Elektromotor.117 motor hat einen Wirkungsgrad von rund 90 Antriebe können gemeinsam oder unabhängig Prozent, die Motoren konventioneller Fahrzeuge voneinander betrieben werden.208 Beim seriellen einen von etwa 30 Prozent. Hybrid-Antrieb treibt der Verbrennungsmotor ei- Ein Elektro-Fahrzeug verbraucht zwischen zehn nen Generator an. Mit der erzeugten elektrischen und 25 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Energie wird der Elektromotor versorgt bezie- Gegensatz dazu verbraucht ein durchschnittliches hungsweise die Batterie nachgeladen. Dieselfahrzeug etwa 60 Kilowattstunden.57 Bei Bei Fahrzeugen mit kombiniertem Hybrid-An- Nutzung emissionsarm produzierter Elektrizität trieb kann mit einer Kupplung zwischen paralle- (Strom-Mix in Österreich), ergeben sich dadurch lem und seriellem Antrieb umgeschaltet werden. für Elektro-Autos geringere CO2-Äquivalent- Somit besteht die Möglichkeit, die Leistung des Emissionen pro Kilometer. In Ländern mit Verbrennungsmotors direkt auf die Räder zu anderem Strom-Mix können Elektro-Autos zu übertragen. Der Elektromotor kann auch über höheren Emissionen führen. die Batterie oder den Verbrennungsmotor und den Generator elektrisch angetrieben werden. Technik wird stark weiterentwickelt Beim leistungsverzweigten Hybrid-Antrieb wird Ein Hybrid-Fahrzeug verfügt über mindestens ein Teil der Leistung des Verbrennungsmotors zwei verschiedene Energiewandler- und Energie- direkt zum Antrieb genutzt, mit der restlichen speichersysteme. Bei Pkw sind dies ein Elektro- Leistung wird durch einen Generator elektrische und ein Verbrennungsmotor. Der Vorteil von Energie erzeugt, die vom Elektromotor zum An- Hybrid-Fahrzeugen ist die hohe Reichweite der trieb des Fahrzeuges genutzt wird. 11,200 konventionellen Fahrzeuge in Verbindung mit Ein Fahrzeug mit seriellem Hybrid-Antrieb den geringen Emissionen beim Fahren von Stre- kann als reines Elektro-Fahrzeug ausgelegt wer- den, das nur noch einen kleinen Verbrennungs- motor zum Nachladen der Batterie mitführt. Es Einfache Technik bei kann weite Strecken elektrisch zurücklegen und batteriebetriebenen Elektro-Autos setzt den Verbrennungsmotor ausschließlich ein, um die Reichweite zu erhöhen. Diese Technik Rad wird auch Range Extender genannt.68 Quelle: Naunin 2007117 Grafik: VCÖ 2009 Ein reines Elektro-Fahrzeug hat einen Elektro Differenzial- motor mit Umrichter, Batteriesystem, Ladeein- Batterie Elektro- motor getriebe richtung, Differenzialgetriebe sowie Leistungs elektronik. Bei erfolgreicher Weiterentwicklung Batteriebetriebene der Batterietechnik haben Elektro-Fahrzeuge we- Elektro-Autos weisen einen einfachen An- Rad gen ihres vergleichsweise einfachen Aufbaus die triebsmechanismus auf. besten Chancen für einen breiten Einsatz.117 Mobilität mit Zukunft 2/2009
Potenziale von Elektro-Mobilität 19 Lithium wichtig für Batterietechnik Tonnen, finden sich in den meist noch uner- Die weitere Entwicklung bei Elektro-Fahrzeugen schlossenen Salzseen Boliviens. Die Vorkommen ist eng an die Entwicklung der Batterie gekoppelt. in Chile liegen bei rund drei Millionen Tonnen, Reichweite, Gewicht, Kosten, Lebensdauer und in Argentinien bei zwei Millionen Tonnen und in Recycling-Möglichkeiten sind dabei die wichtigs- Brasilien bei knapp einer Million Tonne. ten Faktoren. Lithium – eine Frage von Nachfrage und Angebot Die Entwicklung im Bereich Batterie für Elektro- Es ist unwahrscheinlich, dass die Lithium-Vor- Fahrzeuge hat in den vergangenen Jahren große kommen außerhalb Boliviens den Weltbedarf Fortschritte gemacht. Als derzeit leistungsfähigs- langfristig decken können. China ist bereits aktiv tes und damit zukunftsweisendes Basismaterial in den Lithium-Markt eingetreten.128 Wenn wird Lithium gesehen. Bolivien nicht rechtzeitig seine Ressourcen zur Verfügung stellt, wird damit gerechnet, dass im Kontinuierliche Verbesserung der Energiedichte Jahr 2017 die Nachfrage nach Lithium an die Lithium ist relativ leicht, Lithiummodule sind im maximale Förderkapazität von 200.000 Tonnen Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent kleiner und pro Jahr stoßen wird, was den Weltmarktpreis 30 bis 40 Prozent leichter als etwa Nickel-Me- stark in die Höhe treiben würde.60,224 Stellt Boli- tallhydrid-Batterien. Und auch die Lebensdauer vien sein Lithium dem Weltmarkt zur Verfügung, und die Zahl der möglichen Aufladungsvorgänge ist bei Lithium höher. Bei Lithium-Akkus liegt die Lebensdauer zwischen drei und zehn Jahren Lithium – eine Chance für Bolivien? und es sind bei einer Energiedichte zwischen 105 Mit der immer wichtiger werdenden Rolle von Elektro-Antrieben im Automobilsektor und 170 Wattstunden pro Kilogramm 3.000 wird die Nachfrage nach Lithium, dem Grundstoff der aussichtsreichsten Akku- bis 5.000 Ladevorgänge möglich, bei Nickel- Technologie, sprunghaft ansteigen. Mit rund 10.500 Quadratkilometern Fläche Metallhydrid-Akkus jedoch nur 1.000 bis 2.000 misst Salar de Uyuni in Bolivien, der größte Salzsee der Erde, etwa ein Viertel der – bei einer gleichzeitig niedrigeren Energiedichte Fläche der Schweiz. Etwa 40 Prozent der weltweiten Lithiumreserven werden in von rund 50 bis 70 Wattstunden pro Kilo- dieser Salzwüste im Südwesten Boliviens vermutet. Es besteht die Hoffnung, dass gramm. 33,60,83 in diesem Gebiet noch weitaus größere Vorkommen liegen. Insbesondere Lithium- verbindungen in der begehrten Qualität, die als Grundlage für die Akku-Produktion In Südamerika liegen 84 Prozent der bekannten verwendet werden kann. Lithiumreserven Auf zehn Milliarden Tonnen Salz wird die 30 Meter starke Salzkruste mit der dicken Mit dem derzeitigen Fokus auf der Lithium- Schicht Lake darunter geschätzt. Die vermuteten Lithiumvorkommen sind vorwie- Technologie für Elektro-Mobilität stellt sich die gend aus der Salzlake zu gewinnen, wozu diese hochgepumpt, getrocknet und das Frage nach der Verfügbarkeit dieser Ressource. darin enthaltene Lithium in Form verwertbarer Lithiumsalze isoliert werden muss. Lithium kommt auf der Erde primär als minera- Die dazu notwendige Infrastruktur – Wasser, Strom, Straßen und Produktionsanla- lisches Lithiumsalz, primär Lithiumcarbonat und gen – müsste in dieser Wüste noch geschaffen werden. Lithiumchlorid, vor und ist nur in einer begrenz- Bergbau- und Kraftfahrzeug-Konzerne sowie Batteriehersteller weltweit haben die ten Menge verfügbar. Die geschätzten weltweiten enorme Bedeutung dieser Vorräte erkannt und entsenden ihre Fachleute zum Salar Vorkommen liegen bei 13,46 Millionen Tonnen de Uyuni, doch in Bolivien gibt es starke Bestrebungen, dass der Abbau in staatli- Lithium.147 84 Prozent der geschätzten Vorkom- cher Hand bleibt. Von Seiten des Naturschutzes wird befürchtet, dass diese einzig- men lagern in Südamerika. Etwa zwei Fünftel artigen Salzseen durch den Abbau von Lithium zerstört werden.8 der Lithium-Vorkommen, rund 5,4 Millionen Mobilität mit Zukunft 2/2009
20 Potenziale von Elektro-Mobilität 84 Prozent des weltweit Bei Elektro-Fahrzeugen mit reinem Elektro- bekannten Lithiums lie- Rund 84 Prozent der Antrieb ist eine hohe Energiedichte wichtig – gen in Südamerika, bei- nahe die Hälfte davon in Lithium-Reserven in Südamerika denn je höher die Energiedichte der Batterie, des- Bolivien. Für Südamerika to größer die Reichweite. Bei Elektro-Fahrzeugen ist die fortschreitende 0,2 Entwicklung im Bereich 1,8 sind Batterien mit mehr als 15 Kilowattstunden Quelle: Meridian International Research 2006147 Grafik: VCÖ 2009 Elektro-Fahrzeuge ein 2,7 nötig. Eine hohe Leistungsdichte wiederum 3,0 Bolivien wesentlicher Wirt- schaftsfaktor. Chile spielt eine entscheidende Rolle bei Hybrid-Fahr- 6,8 Argentinien zeugen, wo Elektromotor und Batterie zur Un- 8,2 China terstützung des Verbrennungsmotors dienen. Der 40,2 Brasilien Energiespeicher dient hier als „Puffer“ während 14,8 der Brems- und Beschleunigungsphasen und ist USA 22,3 Kanada daher mit etwa zwei Kilowattstunden eher klein. Australien Der Plug-In-Hybrid, bei dem die Batterie über Anteil an der weltweiten Lithium-Mindest- Zimbabwe das externe Stromnetz aufgeladen wird, ist eine reservebasis im Jahr 2005 in Prozent Zwischenvariante mit einer größeren Batterie mit einem Energiebedarf zwischen drei und 15 Kilo- gehen Schätzungen davon aus, dass das Angebot wattstunden. bis zum Jahr 2050 reichen wird.213 Es ist zu er- Die Wahl des Antriebs entscheidet auch darü- warten, dass andere Rohstoffe für Batterien und ber, wie viel Kraftstoff durch die Batterie einge- neue Wege zur Bedarfsdeckung gefunden werden. spart wird. Je mehr Kraftstoff durch die Batterie Unter anderem ist die Entwicklung groß ange- eingespart werden soll, desto höher sind derzeit legter Recycling-Technologien entscheidend.60,201 auch die Kosten für die Batterie. Auch die Art des Antriebs beeinflusst die Kosten. Beim reinen Lithium ermöglicht hohe Leistungs- und Elektro-Antrieb sind diese etwa fast zehnmal so Energiedichte hoch wie beim Hybrid-Antrieb. Derzeit belaufen Seit dem Jahr 1990 konnte die Energiedichte bei sich die Kosten für eine Batterie für ein Elektro- Lithium-Akkus von etwa 200 Wattstunden pro Fahrzeug auf umgerechnet rund 8.000 Euro.231 Liter236 auf mehr als 600 Wattstunden pro Liter Lithium-Ionen-Batterien weiterentwickelt werden. Im Vergleich dazu lagen Auch beim Elektro-Auto kommt es auf den sind anderen Batterien, Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren Mitte der Fahrstil an wie etwa Blei- oder 1990er-Jahre bei 200 bis 250 Wattstunden und Um die größtmöglichen Einsparungen in Bezug Nickel-Metallhydrid- Akkumulatoren sowohl heute bei 450 Wattstunden pro Liter. Mit Lithi- auf Emissionen und Verbrauch bei gleichzeitig hinsichtlich Energie- als um als Basis können Zellen mit hoher Energie- hoher Fahrleistung zu erzielen, sind ein ausge- auch Leistungsdichte überlegen. und Leistungsdichte hergestellt werden. reiftes Energiespeichersystem und ein angemes- senes Batteriemanagementsystem notwendig. Das Batteriemanagement muss in der Lage sein, den Lithium-Ionen sorgen derzeit für das beste Zustand der Batterie zu ermitteln und der len- Verhältnis zwischen Energie und Leistung kenden Person Lade-, Alterungs- und Leistungs- zustand ähnlich einer Tankanzeige mitzuteilen. Kondensator Blei Nickel-Metallhydrid Lithium-Ionen Brennstoffzelle Verbrennungsmotor Was die Reichweite eines Elektro-Fahrzeugs Energiedichte (Wattstunden pro Kilogramm) 103 beziehungsweise des Elektro-Modus bei Hybrid- Antrieb betrifft, gilt Ähnliches wie beim Verbren- 100 h 102 nungsmotor. Entscheidend ist der Fahrstil. Wer lenkt, braucht ein Gefühl für das „Elektro-Fah- Quelle: Conte 200933 Grafik: VCÖ 2009 10 h ren“. Ein Elektromotor reagiert empfindlicher 101 auf durchgehend hochtouriges Fahren als ein 1h 0,1 h 36 sek. 3,6 sek. Diesel- oder Benzinmotor. Wer elektrisch weit 100 100 101 102 103 104 kommen will, muss die Fahrweise anpassen. Leistungsdichte (Watt pro Kilogramm) Mobilität mit Zukunft 2/2009
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