Heilmittelbericht 2020 - Ergotherapie, Sprachtherapie, Physiotherapie, Podologie - Andrea Waltersbacher - Wissenschaftliches Institut der AOK
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Andrea Waltersbacher Heilmittelbericht 2020 Ergotherapie, Sprachtherapie, Physiotherapie, Podologie Wissenschaftliches Institut der AOK
Impressum Die vorliegende Publikation ist ein Beitrag des Wissenschaftlichen Institut der AOK (WldO). Heilmittelbericht 2020 Ergotherapie Sprachtherapie Physiotherapie Podologie Berlin, im Dezember 2020 Andrea Waltersbacher Wissenschaftliches Institut der AOK (WldO) im AOK-Bundesverband GbR Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin Geschäftsführender Vorstand: Martin Litsch (Vorsitzender) Jens Martin Hoyer (stellv. Vorsitzender) http://www.aok-bv.de/impressum/index.html Aufsichtsbehörde: Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleich- stellung –SenGPG– Oranienstraße 106, 10969 Berlin Datenverarbeitung: Jürgen-Bernhard Adler Redaktionelle Bearbeitung: Susanne Sollmann Grafik: Sybilla Weidinger, Désirée Gensrich Titelfoto: iStock/robertprzybysz Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art), auch von Teilen des Werkes, bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung. E-Mail: wido@wido.bv.aok.de Internet: http://www.wido.de
Inhalt 1 Das Wichtigste in Kürze…....................................................................................... 2 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019........................................... 6 2.1 Verordnungen und Umsatz.......................................................................................... 6 2.2 Facharztgruppen, Leistungserbringer und Patienten.................................................. 9 3 Ergotherapie........................................................................................................ 13 3.1 Leistungen und Umsatz.............................................................................................. 13 3.2 Facharztgruppen und Patienten................................................................................ 14 3.3 Diagnosen und ergotherapeutische Maßnahmen..................................................... 15 4 Sprachtherapie...........................................................................................17 4.1 Leistungen und Umsatz.............................................................................................. 17 4.2 Facharztgruppen und Patienten................................................................................ 18 4.3 Sprachtherapeutische Diagnosen und Maßnahmen................................................. 19 5 Physiotherapie...........................................................................................20 5.1 Leistungen und Umsatz.............................................................................................. 20 5.2 Facharztgruppen und Patienten................................................................................ 21 5.3 Diagnosen und physiotherapeutische Maßnahmen.................................................. 22 6 Podologie...................................................................................................24 6.1 Leistungen und Umsatz.............................................................................................. 24 6.2 Facharztgruppen und Patienten................................................................................ 25 6.3 Die Versorgung von AOK-Versicherten mit podologischen Leistungen bei Diabetes mellitus ................................................................................................. 26 7 Spezielle Patientengruppen: Kinder und Senioren.......................................32 7.1 Kinder bis 14 Jahre als Heilmittelpatienten............................................................... 32 7.1.1 Patienten und Leistungen.......................................................................................... 32 7.1.2 Diagnosen und Maßnahmen...................................................................................... 34 7.2 Heilmittelpatienten ab 60 Jahre................................................................................ 36 7.2.1 Leistungen und Patienten.......................................................................................... 36 7.2.2 Diagnosen und Maßnahmen bei Patienten ab 60 Jahre............................................ 37 8 Tabellenanhang................................................................................................... 38 9 Rechtliche und technische Rahmenbedingungen, Datenbasis.............................. 48 10 Glossar................................................................................................................ 50 11 Abbildungsverzeichnis......................................................................................... 52
2 1 Das Wichtigste in Kürze 1 Das Wichtigste in Kürze… Verordnungsgeschehen Rund 39 Millionen Heilmittelrezepte wurden für GKV-Versicherte 2019 abgerechnet. Diese Verordnungen umfassten knapp 46 Millionen Leistungen mit insgesamt ca. 319 Millionen einzelnen Behandlungssitzungen. Davon entfielen 15,9 Millionen Leistungen mit ca. 110 Millionen Behandlungen auf Versicherte der AOK. Rein rechnerisch wurden je 1.000 GKV-Versicherte 629 Leistungen abgerechnet (AOK: 583 Leistungen je 1.000 Versicherte). Die Anzahl der Heilmittelleistungen je 1.000 AOK-Ver- sicherte erhöhte sich damit um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Heilmittelumsatz Die Ausgaben für Heilmittel beliefen sich in der GKV auf 8,8 Milliarden Euro (inklusive Zuzahlung der Versicherten). Davon entfielen 3,1 Milliarden auf AOK-Versicherte. Der absolute GKV- Heilmittelumsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 21,6 Prozent. Je 1.000 GKV-Versicherte wurden Therapien mit einem Gegenwert von 120.700 € in Anspruch genommen (AOK-Versicherte: 114.600). Der Umsatz je 1.000 AOK-Versicherte stieg gegenüber 2018 um 15,5 Prozent. Verordner und Leistungserbringer Rein rechnerisch hat jeder der 149.700 an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen- den Ärzte 307 Leistungen veranlasst. Rund 33,4 Prozent der 2019 abgerechneten Leistun- gen wurden von Allgemeinmedizinern verordnet, je Arzt 396 Leistungen. Weitere 27,5 Prozent der Leistungen wurden von Orthopäden verordnet und 13,6 Prozent von Internisten. Rund 67.400 Praxen von Leistungserbringern (Institutskennzeichen) haben 2019 Heil- mitteltherapien mit der AOK abgerechnet. Darin enthalten sind 917 Krankenhäuser. Von diesen Praxen leisteten 42.328 Praxen Physiotherapie, 10.143 Sprachtherapie, 9.504 Ergo- therapie und 5.689 Podologie.
1 Das Wichtigste in Kürze 3 Heilmittelpatienten (AOK) Für rund 5,16 Millionen AOK-Versicherte wurde 2019 mindestens eine Heilmittelmaß- nahme abgerechnet. Dies entspricht einer Rate von 189 Patienten je 1.000 AOK-Versicherte (Männer: 154 und Frauen: 224). Ca. 62 Prozent der Patienten sind weiblich. Der Anteil von Kindern bis einschließlich 14 Jahre beträgt 7,9 Prozent. Die absolute Zahl an Patienten ist gegenüber 2018 um 2,6 Prozent gestiegen, die Patienten- rate je 1.000 um 2 Prozent. Ergotherapie Knapp 3,4 Millionen ergotherapeutische Leistungen mit insgesamt 28,1 Millionen Be- handlungssitzungen wurden 2019 für GKV-Versicherte abgerechnet (AOK-Versicherte: 1,22 Millionen Leistungen mit zusammen 10,14 Millionen Behandlungen). Die Anzahl der ergotherapeutischen Verordnungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 8,9 Prozent (AOK: 5,1 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 385 Behandlungen abgerechnet (AOK: 372 Behandlungen je 1.000 Versicherte; das entspricht einer Steigerung von 3,8 Pro- zent). Der Umsatz der ergotherapeutischen Leistungen belief sich für alle GKV-Versicher- ten zusammen auf 1,3 Milliarden Euro (AOK: 489 Millionen Euro). Der Umsatz hat sich damit um 23,3 Prozent gegenüber 2018 gesteigert (AOK: 17,4 Prozent). Je 1.000 GKV-Ver- sicherte wurden 17.964 Euro abgerechnet (AOK: 17.929 Euro je 1.000 AOK-Versicherte; die Steigerung zum Vorjahr beträgt 16,7 Prozent). Eine durchschnittliche ergotherapeutische Leistung kostete für AOK-Patienten 360,10 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 377.200 AOK-Versicherte wurden ergotherapeuti- sche Behandlungen abgerechnet. Die häufigste Diagnose war mit einem Anteil von 7,2 Prozent der Leistungen und 6,5 Prozent der Patienten die „ICD-G81 Hemiparese und Hemiplegie“. Die mit Abstand häufigste ergotherapeutische Maßnahme war die Einzel- behandlung bei sensomotorischen/perzeptiven Störungen mit einem Anteil von 45,0 Pro- zent an den Leistungen, die für rund 195.900 AOK-Versicherte abgerechnet wurde.
4 1 Das Wichtigste in Kürze Sprachtherapie Knapp 2,3 Millionen sprachtherapeutische Leistungen mit insgesamt 17,9 Millionen Behandlungssitzungen wurden 2019 für GKV-Versicherte abgerechnet (AOK-Ver- sicherte: 917.000 Leistungen mit zusammen 7,24 Millionen Behandlungen). Die Anzahl der sprachtherapeutischen Verordnungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Prozent (AOK: 5,3 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 245 Behandlungen abgerechnet (AOK: 266 Behandlungen je 1.000 Versicherte; das entspricht einer Steige- rung zu 2018 von 3,4 Prozent). Der Umsatz der sprachtherapeutischen Leistungen betrug für alle GKV-Versicherten zusammen 915 Millionen Euro (AOK: 365 Millionen Euro). Der Umsatz hat sich damit um 15,7 Prozent gegenüber 2018 gesteigert (AOK: 18,3 Prozent). Je 1.000 GKV-Ver- sicherte wurden 12.531 Euro abgerechnet (AOK: 13.383 Euro je 1.000 AOK-Versicherte; die Steigerung zum Vorjahr beträgt 17,6 Prozent). Eine durchschnittliche sprachtherapeutische Leistung kostete für AOK-Patienten 374,24 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 309.100 AOK-Versicherte wurden sprachtherapeutische Behandlungen abgerechnet. Die mit großem Abstand häufigste Diagnose war mit einem Anteil von 53,1 Prozent an den Leistungen und 56,1 Prozent an den Patienten die „ICD-F80 Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache“. Physiotherapie Knapp 38,4 Millionen physiotherapeutische Leistungen mit insgesamt 266 Millionen Behandlungssitzungen wurden 2019 für GKV-Versicherte abgerechnet (AOK-Ver- sicherte: 12,96 Millionen Leistungen mit zusammen 89,6 Millionen Behandlungen). Die Anzahl der physiotherapeutischen Verordnungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent (AOK: 3,1 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 3.642 Be- handlungen abgerechnet (AOK: 3.285 Behandlungen je 1.000 Versicherte; das ent- spricht einer Steigerung von 2,6 Prozent). Der Umsatz der physiotherapeutischen Leistungen belief sich für alle GKV-Versicher- ten zusammen auf 6,3 Milliarden Euro (AOK: 2,16 Milliarden Euro). Der Umsatz hat sich damit um 21,4 Prozent gegenüber 2018 gesteigert (AOK: 15,7 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 86.844 Euro abgerechnet (AOK: 79.418 Euro je 1.000 AOK- Versicherte; die Steigerung zum Vorjahr beträgt 15,0 Prozent). Eine durchschnittliche physiotherapeutische Leistung kostete für AOK-Patienten 152,33 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 4,5 Millionen AOK-Versicherte wurden physiotherapeutische Behandlungen abgerechnet. Die häufigste Diagnose war mit einem Anteil von 18,4 Prozent an den Leistungen und 29,2 Prozent an den Patienten die „ICD-M54 Rückenschmerzen“. Die mit Abstand häufigste physiotherapeutische Maßnahme war die normale Krankengymnastik mit einem Anteil von 56,1 Prozent an den Leistungen, die für rund 3 Millionen AOK-Versicherte abgerechnet wurde.
1 Das Wichtigste in Kürze 5 Podologie Gut 1,8 Millionen podologische Leistungen mit insgesamt 7,1 Millionen Behandlungs- sitzungen wurden 2019 für GKV-Versicherte abgerechnet (AOK-Versicherte: 803.500 Millionen Leistungen mit zusammen 3,1 Millionen Behandlungen). Die Anzahl der podologischen Verordnungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent (AOK: 4,2 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 98 Behandlungen abgerechnet (AOK: 114 Behandlungen je 1.000 Versicherte; das entspricht einer Steigerung gegen- über 2018 von 4,0 Prozent). Der Umsatz der podologischen Leistungen betrug für alle GKV-Versicherten zusam- men 242 Millionen Euro (AOK: 105 Millionen Euro). Der Umsatz hat sich damit um 18,2 Prozent gegenüber 2018 gesteigert (AOK: 13,8 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 3.320 Euro abgerechnet (AOK: 3.857 Euro je 1.000 AOK-Versicherte; die Stei- gerung zum Vorjahr beträgt 13,2 Prozent). Eine durchschnittliche podologische Leistung kostete für AOK-Patienten 123,34 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 401.700 AOK-Versicherte wurden podologische Behandlungen abgerechnet. Schwerpunktthema Die podologische Versorgung von AOK-Versicherten mit Diabetes mellitus Die podologische Therapie kommt zur fachgerechten Beobachtung der Füße von Dia- betikern und möglichen Vermeidung von schwerwiegenden Schäden – wie dem dia- betischen Fuß-Syndrom – durch frühzeitige Behandlung zum Einsatz. Insgesamt wurden 2019 (Verordnungsjahr) rund 372.700 AOK-Versicherten mit Diabetes mellitus etwa 2,67 Mio. podologische Behandlungen verordnet. Damit waren insgesamt je 1.000 Versicherte mit Diabetes mellitus 117 Versicherte podologische Patienten (Männer: 113 und Frauen: 121). Je 1.000 Versicherte mit Diabetes mellitus waren das 841 Behandlungen (Männer: 814 je 1.000 und Frauen: 867 je 1.000). Seit 2009 stieg die Rate der mit podologischen Maßnahmen versorgten AOK-Versicherten mit Diabetes um 74 Prozent an. Die Amputationsrate bei Diabetikern sank im selben Zeitraum um 15,5 Prozent.
6 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 Heilmittel umfassen Leistungen der Ergotherapie, Bezug zum Versicherten benötigen, beispielsweise der Physikalischen Therapie und Physiotherapie, der die Diagnose oder das Geschlecht, werden die Heil- Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie, der Podologie mitteldaten des AOK-Heilmittel-Informations-Sys- und der Ernährungstherapie, die im Rahmen der tems (AOK-HIS2) verwendet.3 vertragsärztlichen Versorgung gemäß § 92 Absatz 6 (SGB V) verordnet werden. Die Heilmitteldaten, die hier zur Darstellung der Inanspruchnahme verwen- det werden, sind Routinedaten der Heilmittelversor- 2.1 Verordnungen und Umsatz gung der gesetzlich Versicherten, die die Leistungs- erbringer im Jahr 2019 nach § 302 SGB V abgerechnet Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Kranken- haben. In der Regel werden für die folgenden Dar- kassen beliefen sich 2019 laut Bundesgesundheits- stellungen die Heilmitteldaten des GKV-Heilmit- ministerium insgesamt auf 239 Mrd. Euro. Davon tel-Informationssystems (GKV-HIS1) herangezogen, entfiel der vergleichsweise kleine Anteil von 3,65 die die Heilmittelverordnungen aller gesetzlichen Prozent auf Ausgaben für Heilmittelleistungen (8,72 Versicherten umfassen. Für Analysen, die einen Mrd. Euro, ohne Zuzahlung der Patienten) (Abb. 1).4 Abbildung 1: Heilmittelausgaben (GKV, 2013 bis 2019) Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Kennzahlen und Faustformeln (2020) Heilmittelausgaben in Mrd. Euro 10 9 8,7 8 7,4 7 6,5 6,6 6 6,1 5,7 5 5,3 4 3 2 1 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 1 https://www.gkv-heilmittel.de 2 https://www.wido.de/forschung-projekte/heilmittel/his/ 3 Zur Datenbasis siehe Kapitel 9: Rechtliche und technische Rahmenbedingungen 4 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/zahlen-und-fakten-zur-krankenversicherung/kennzahlen-daten-bekanntmachungen.html Angaben beinhalten auch Schätzungen (KV 45). Hier zur Einordnung der Heilmittelausgaben angegeben.
2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 7 Im Jahr 2019 wurde insgesamt ca. 39 Millionen Mal Innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung ein Rezept zur Heilmitteltherapie für einen der Ver- betrug der Heilmittelumsatz 2019 in der Summe 8,8 sicherten der gesetzlichen Krankenversicherung aus- Milliarden Euro (Umsatz der AOK-Versicherten: 3,1 gestellt (GKV-HIS). Die an der vertragsärztlichen Milliarden Euro). Bezogen auf alle GKV-Versicherten Versorgung teilnehmenden Ärzte verordneten wurden von jeweils 1.000 Versicherten Therapien im knapp 46 Millionen Leistungen, davon 15,9 Millio- Gegenwert von 120.700 Euro in Anspruch genom- nen Leistungen an AOK-Versicherte. Bei durch- men (AOK: 114.596 Euro). Der absolute Umsatz der schnittlich 6,9 Behandlungssitzungen je Leistung Heilmitteltherapien zu Lasten der AOK hat sich wurden damit gut 319 Mio. einzelne Behandlungen gegenüber dem Vorjahr um 16,2 Prozent erhöht, der zu Lasten der GKV erbracht (AOK: 110 Millionen). Heilmittelumsatz je 1.000 AOK-Versicherte in diesem Bezieht man die einzelnen Heilmittelbehandlungen Zeitraum um 15,5 Prozent. auf alle 73 Millionen GKV-Versicherten, so hat jede Person rein rechnerisch 0,63 Leistungen mit zusam- men 4,37 Behandlungen erhalten (AOK: 0,58 Leistun- gen/4 Behandlungen). Abbildung 2: Anteil je GKV-Versicherter (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020, eigene Berechnungen Physiotherapie 86,84 Physiotherapie 3,64 120,70 € 4,37 Umsatz Behandlungen 3,23 0,1 17,96 12,53 Podologie 0,39 0,24 Podologie Ergotherapie Sprachtherapie Sprachtherapie Ergotherapie Abbildung 3: Anteil der Leistungsbereiche (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020, eigene Berechnungen Anteil in % Physiotherapie 83,6 Physiotherapie 72,0 46 Mio. 8,8 Mrd. € Leistungen Umsatz 4,0 2,8 5,0 14,9 7,4 Podologie Ergotherapie 10,4 Podologie Ergotherapie Sprachtherapie Sprachtherapie
8 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 Die Anteile der vier Leistungsbereiche an der Heil- Rein rechnerisch erhielten jeweils 1.000 AOK-Ver- mittelversorgung sind unterschiedlich groß. Be- sicherte 2019 durchschnittlich 583 Leistungen, inklu- trachtet man die Inanspruchnahme nach der kleins- sive Podologie (Abb. 4). Die Inanspruchnahme phy- ten vergleichbaren Einheit, der einzelnen Behand- siotherapeutischer Therapien zeigt über mehrere lungssitzung, wurde 2019 rein rechnerisch jeder Jahre immer wieder moderate Schwankungen und GKV-Versicherte mit 3,64 physiotherapeutischen 2019 eine leichte Zunahme: 2019 wurden für 1.000 Behandlungen versorgt. Nur 0,39 Behandlungen je AOK-Versicherte 475,3 physiotherapeutische Leis- GKV-Versicherter stammten aus dem Bereich der tungen abgerechnet und damit rund 2,5 Prozent Ergotherapie, 0,24 Behandlungen aus dem sprach- mehr als im Vorjahr. Die sprachtherapeutische Inan- therapeutischen Bereich und 0,1 aus dem Leistungs- spruchnahme stieg von 2007 bis 2013 kontinuierlich bereich Podologie (Abb. 2). auf fast 38 Leistungen je 1.000 Versicherte an und sank anschließend. Im Jahr 2019 stieg die Rate entge- Ergotherapie und Sprachtherapie bilden mit einem gen diesem Trend um 4,7 Prozent auf 33,6 Leistungen Anteil von 7,4 Prozent (AOK: 7,7 Prozent) bzw. je 1.000 AOK-Versicherte. Die Ergotherapie zeigt eine 5,0 Prozent (AOK: 5,8 Prozent) kleine Segmente des Zunahme um 4,5 Prozent bei der Inanspruchnahme Verordnungsumfanges. Ihr Umsatzanteil betrug im Vergleich zu 2018: jeweils 1.000 AOK-Versicherte 14,9 Prozent (Ergotherapie) bzw. 10,4 Prozent bei erhielten 44,7 Leistungen. Jeweils 1.000 AOK-Ver- Sprachtherapie (AOK: 15,6 Prozent bei Ergotherapie sicherte erhielten 2019 rein rechnerisch 29,5 podolo- und 11,7 Prozent bei Sprachtherapie) (siehe Abb. 3). gische Leistungen, was einer Zunahme um 3,6 Pro- zent gegenüber 2018 entspricht. Abbildung 4: Verordnete Leistungen je 1.000 Versicherte nach Leistungsbereichen (AOK, 2015 bis 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Physiotherapie 514,6 510,3 500 483,0 475,3 463,6 400 100 Ergotherapie 43,1 43,0 42,2 42,8 44,7 Sprachtherapie 34,3 34,7 34,2 32,1 33,6 Podologie 30,1 30,2 29,0 28,4 29,5 0 2015 2016 2017 2018 2019
2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 9 Abbildung 5: Behandlungen und Umsatz nach Regionen (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2019, eigene Berechnungen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte Sachsen-Anhalt 6.736 169.700 Sachsen 6.672 172.528 Mecklenburg-Vorp. 5.752 149.086 Berlin 5.339 137.294 Hamburg 5.337 140.409 Thüringen 4.797 133.729 Brandenburg 4.772 121.343 Rheinland-Pfalz 4.726 134.334 Bund 4.371 120.700 Baden-Württemberg 4.304 117.939 Schleswig-Holstein 4.258 117.472 Saarland 4.189 127.271 Bayern 4.165 111.666 Niedersachsen 3.971 113.453 Nordrhein 3.855 116.613 Bremen 3.764 101.342 Westfalen-Lippe 3.361 102.901 Hessen 3.286 91.194 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 0 40.000 80.000 120.000 160.000 200.000 Die Anzahl der Heilmittelbehandlungen je GKV- 2.2 Facharztgruppen, Leistungs- Versicherter lag in allen Kassenärztlichen Vereini- erbringer und Patienten gungen (KV) der neuen Bundesländer über dem Durchschnittswert von 629 Leistungen bzw. 4.371 Verordnende Facharztgruppen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte. An erster Im Jahr 2019 haben sich laut Bundesarztregister vom Stelle stand Sachsen-Anhalt (6.736 Behandlungen). 31.12.2019 rund 149.700 Ärzte an der vertragsärztli- Von den alten Bundesländern standen die beiden chen Versorgung der gesetzlich Versicherten betei- Großstädte Hamburg und Berlin mit an der Spitze. ligt. Rein rechnerisch hat jeder Arzt 2019 307 Heil- Eine weit unterdurchschnittliche Rate findet sich in mitteltherapien für gesetzlich Versicherte veranlasst. den Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen- Die Beteiligung der Fachdisziplinen war unter- Lippe und Hessen mit 3.361 bzw. 3.286 Behandlun- schiedlich: Die größte Facharztgruppe – mit einem gen je 1.000 Versicherte) (Abb. 5). Anteil von 25,9 Prozent an allen Ärzten – bildeten die Allgemeinmediziner, die auch in der Verordnungs- statistik den ersten Rang belegten (Abb. 6). Knapp 34 Prozent aller Heilmittelverordnungen gingen auf Allgemeinmediziner und Praktische Ärzte zurück, durchschnittlich 396 Leistungen je Arzt. Eine weitere verordnungsintensive Facharztgruppe stellten die Orthopäden dar, die seit diesem Jahr im Bundesärz- teregister zusammen mit den Chirurgen ausgewie-
10 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 sen werden: Diese haben 2019 zusammen 36,5 Pro- ermittelt werden. Bei den vorliegenden Berechnun- zent der Leistungen verordnet, durchschnittlich je gen wird das IK jeweils mit einer Praxis gleichge- Arzt 1.160 Leistungen (siehe Tabelle 1 im Tabellen- setzt, in der allerdings eine unbekannte Anzahl von anhang). Personen therapeutisch tätig sein können. Anderer- seits kann ein Leistungserbringer auch unter mehre- Sonstige Leistungserbringer ren IKs abrechnen. Die Leistungserbringerzahlen Die hier dargestellten Anzahlen der Leistungserbrin- sind deshalb schwer zu interpretieren. Eine Zunahme ger (Therapeuten) können nur anhand der Instituts- von abrechnenden IKs könnte auf eine Zunahme von kennzeichen (IK) in den Abrechnungsdaten der AOK kleineren Praxen hindeuten. Abbildung 6: Anteil an Verordnungen nach Facharztgruppen (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020 Anteil an teilnehmenden Ärzten in % Anteil an verordneten Leistungen in % 40 36,5 35 33,4 31,4 30 25 25,9 20 19,2 15 13,6 10 9,6 5 4,7 5,4 5,2 4,7 5,5 3,9 1,0 0 Allgemein- Orthopäden Internisten Psychiater/ Kinderärzte HNO-Ärzte Weitere mediziner und Chirurgen Ärztl. Psycho- Ärzte therapeuten/ Nervenärzte Abbildung 7: Leistungserbringer* (AOK, 2019) *Institutskennzeichen, inkl. Krankenhäuser Quelle: AOK-HIS 2020 Podologie 5.689 Ergotherapie 9.504 Sprachtherapie 10.143 Physiotherapie 42.328 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000
2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 11 Im Jahr 2019 haben insgesamt 67.392 Leistungser- Heilmittelpatienten (AOK) bringer Heilmitteltherapien mit der AOK abgerech- Bei den Heilmittelverordnungen der AOK kann die net (Abb. 7). Darin enthalten sind 917 Krankenhäu- Inanspruchnahme auf die Heilmittelpatienten einge- ser, die an der ambulanten Heilmittelversorgung grenzt werden: Die Patientenrate und die Pro-Kopf- teilgenommen haben. Die physiotherapeutischen Kennzahlen des Verordnungsgeschehens beziehen Therapien wurden von 42.328 Praxen (inklusive sich auf die Versicherten, die auch tatsächlich Heil- Krankenhäusern) erbracht. In der Sprachtherapie mittel erhalten haben. wurden die AOK-Versicherten in insgesamt 10.143 Praxen von Sprachtherapeuten, Logopäden, Pädau- Im Jahr 2019 wurde 5,16 Millionen AOK-Versicherten diologen oder Sprachheilbehandlern therapiert. Im mindestens eine Heilmittelleistung verordnet (Abb. Bereich der Ergotherapie behandelten Beschäfti- 8). Dies entspricht einer Patientenrate von 189 Patien- gungs- und Suchttherapeuten in 9.504 Praxen die ten je 1.000 Versicherte. Bei den weiblichen Versicher- AOK-Versicherten. Die podologischen Leistungen ten lag die Patientenrate bei 224 Patienten je 1.000 wurden von 5.689 Praxen erbracht. Insgesamt stellten Versicherten, bei den männlichen Versicherten bei damit 67.664 Anbieter von Heilmittelleistungen in 154 je 1.000. Gegenüber dem Vorjahr ist die Patien- Praxen (genauer: Institutskennzeichen, Krankenhäu- tenrate insgesamt nahezu gleich geblieben (2018: ser teilweise je Leistungsbereich gezählt) im Jahr 185 Patienten je 1.000 Versicherte). Von den 5,16 Mio. 2019 die Versorgung sicher. Die Entwicklung der Heilmittel-Patienten 2019 waren 62 Prozent weiblich. Leistungserbringerzahlen im Zeitverlauf zeigt Kinder bis einschließlich 14 Jahre stellten 7,9 Prozent Tabelle 2 (Tabellenanhang). der Patienten. Abbildung 8: Heilmittelpatienten je 1.000 Versicherte nach Alter und Geschlecht (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Versicherte Patienten Patienten je 1.000 Männer Altersgruppe Patienten je 1.000 Frauen 292 90+ 338 306 85-89 376 305 80-84 384 290 75-79 373 257 70-74 338 228 65-69 310 227 60-64 314 200 55-59 302 168 50-54 283 142 45-49 243 118 40-44 199 103 35-39 167 89 30-34 139 74 25-29 112 61 20-24 86 67 15-19 85 94 10-14 76 217 5-9 132 71 0-4 52 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 0 200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000
12 2 Überblick über die Heilmittelverordnungen von 2019 Abbildung 9: Patienten je 1.000 Versicherte nach Leistungsbereichen (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Männer Altersgruppe Frauen 90+ 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4 350 300 250 200 150 100 50 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Physiotherapie Podologie Ergotherapie Sprachtherapie Die insgesamt 15,9 Millionen Heilmittelleistungen In der Abbildung 9 wird dargestellt, in welchem für AOK-Versicherte erreichten ein Kostenvolumen Lebensalter jeweils welcher Leistungsbereich vor- von 3,1 Milliarden Euro. Die Behandlungsintensität rangig von den Versicherten in Anspruch genommen hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert: wird. Für Kinder sind die Maßnahmen der Ergothe- Rechnerisch hat jeder Heilmittelpatient im Durch- rapie und der Sprachtherapie von großer Bedeutung schnitt 3,1 Leistungen mit zusammen 21,3 einzelnen (siehe auch Kapitel 8.1). Während Personen zwischen Behandlungen in Anspruch genommen. Die jährli- 20 und 40 vergleichsweise wenig Heilmittel in chen Kosten je Patient lagen durchschnittlich bei 606 Anspruch nehmen, werden mit steigendem Alter der Euro. Versicherten zunehmend Physiotherapien verordnet. Ab Mitte sechzig steigt auch die Rate der Patienten mit podologischen Leistungen an. Neben podologi- schen Maßnahmen für den diabetischen Fuß sind physiotherapeutische Maßnahmen das am häufigs- ten eingesetzte Heilmittel in den höheren Lebensal- tern. Ergotherapie und Sprachtherapie werden im höheren Alter im Vergleich zu den mittleren Jahrgän- gen wieder häufiger verordnet, erreichen aber nicht den Verordnungsumfang der frühen Lebensjahre. Tabelle 3 weist die Patientenrate nach Altersgruppen je Leistungsbereich aus (Tabellenanhang).
3 Ergotherapie 13 3 Ergotherapie 3.1 Leistungen und Umsatz 1,2 Mio. Leistungen) mit einem Umfang von 28,1 Mil- lionen Behandlungen (AOK: 10,1 Mio. Behandlun- Die Maßnahmen der Ergotherapie kommen bei Stö- gen). Jeweils 1.000 GKV-Versicherte durchliefen im rungen im Bereich der Motorik, der Wahrnehmung Durchschnitt 385 ergotherapeutische Behandlungen durch die Sinnesorgane sowie bei Störungen der in 46,3 Leistungen. Der Umsatz für die Versorgung geistigen und psychischen Fähigkeiten zum Einsatz. der GKV-Versicherten mit ergotherapeutischen Maß- Handwerklich-gestalterische Techniken werden ver- nahmen belief sich auf 1,3 Mrd. Euro. Damit betrug wendet, um physische und psychische Einschrän- der Anteil der Ergotherapie 14,9 Prozent des gesam- kungen zu behandeln und größtmögliche Selbstän- ten Heilmittelumsatzes von 8,8 Mrd. Euro. Die digkeit in Berufs- und Privatleben zu erhalten oder durchschnittlichen Kosten für eine ergotherapeu- (wieder) zu erreichen. tische Leistung ohne Zusatzleistungen, wie z. B. Hausbesuchspauschalen oder Wegegelder, lagen bei Von den insgesamt knapp 46 Millionen Heilmittel- 349,82 Euro (AOK: 360,10 Euro), mit Zusatzleistungen leistungen, die GKV-Versicherte 2018 in Anspruch bei 388,00 Euro (AOK: 400,80 Euro). Der Umsatz genommen haben, entfielen auf den Bereich der je 1.000 GKV-Versicherte lag 2019 bei 17.964 Euro Ergotherapie knapp 3,4 Millionen Leistungen (AOK: (AOK: 17.929 Euro). Abbildung 10: Regionale Unterschiede bei ergotherapeutischen Behandlungen und Kosten (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020, eigene Berechnungen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte Sachsen 642 28.314 Sachsen-Anhalt 619 26.008 Thüringen 561 23.846 Berlin 490 20.979 Saarland 482 24.316 Mecklenburg-Vorp. 463 21.270 Hamburg 444 21.291 Rheinland-Pfalz 417 20.121 Brandenburg 411 17.061 Schleswig-Holstein 390 18.640 Bund 385 17.964 Westfalen-Lippe 377 17.876 Niedersachsen 370 18.096 Nordrhein 357 17.222 Bayern 319 15.121 Baden-Württemberg 309 14.848 Bremen 268 13.103 Hessen 263 12.628 0 100 200 300 400 500 600 700 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000
14 3 Ergotherapie Verteilt man die 1.219.900 ergotherapeutischen Leis- 3.2 Facharztgruppen und Patienten tungen zu Lasten der AOK auf die rund 377.200 ergo- therapeutischen Patienten unter den AOK-Versicher- Bei den ergotherapeutischen Leistungen für ten, so hat ein Patient durchschnittlich 3,2 Leistungen AOK-Versicherte veranlassen einzelne Facharztgrup- mit zusammen 27,0 Behandlungen erhalten. Die jähr- pen einen Großteil des ergotherapeutischen Volu- lichen Therapiekosten beliefen sich 2019 auf durch- mens (Abb. 11). Allgemeinmediziner und Praktische schnittlich 1.296 Euro je ergotherapeutischer Patient. Ärzte versorgten 29,4 Prozent der ergotherapeuti- schen Patienten und veranlassten dazu 30,2 Prozent Zum Vergleich der Inanspruchnahme in den einzel- der Leistungen. Die vergleichsweise wenigen Ärzte nen KV-Regionen wird hier die Kennzahl „Behand- der Kinder- und Jugendmedizin verordneten – ent- lungen je 1.000 Versicherte“ herangezogen (Abb. 10). sprechend dem großen Anteil kindlicher Patienten in Der Bundesdurchschnitt liegt bei 385 ergotherapeu- der Ergotherapie – ein Fünftel der Leistungen (20,2 tischen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte. Mit Prozent) und versorgten damit fast ein Viertel der 642 Behandlungen liegt die KV Sachsen weit an der ergotherapeutischen Patienten (23,9 Prozent). Eine Spitze. Alle anderen KVen der neuen Bundesländer dritte – ebenfalls sehr kleine – Facharztgruppe, die sowie die beiden größten Städte Hamburg und Ber- Psychiater, Ärztlichen Psychotherapeuten und Ner- lin, aber auch das Saarland, lagen bei der Inan- venärzte, verordneten einem Fünftel der Patienten spruchnahme ebenfalls über dem Bundesdurch- (19,8 Prozent) Ergotherapien. schnitt. Die Versicherten in den KVen Hessen und Bremen nahmen weit unterdurchschnittlich häufig Ergotherapien in Anspruch (KV Hessen: 263 Behand- lungen). Abbildung 11: Ergotherapeutische Patienten und Leistungen nach Facharztgruppen (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an ergotherapeutischen Patienten in % Anteil an ergotherapeutischen Leistungen in % 35 30 29,4 30,2 25 23,9 20 20,2 19,8 19,6 16,6 15 13,6 11,9 11,1 10 7,0 5 5,2 0 Allgemeinmediziner/ Kinderärzte Psychiater/Ärztl. Internisten Chirurgen Weitere Praktische Ärzte Psychotherapeuten/ Fachgruppen Nervenärzte
3 Ergotherapie 15 Auf jeweils 1.000 AOK-Versicherte kommen 14 ergo- schwerer betroffen (siehe zu den Leistungen nach therapeutische Patienten (Männer: 14 und Frauen: Altersgruppen auch Tabelle 10 und 11 im Tabellenan- 13). Die Patientenrate erreicht in der Altersgruppe hang). Die ergotherapeutischen Leistungen je 1.000 der Fünf- bis Neunjährigen einen Spitzenwert: 63 AOK-Versicherte haben insgesamt betrachtet um 4,5 Patienten je 1.000 Versicherte, bei den Jungen 89 je Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. 1.000 und bei den Mädchen 37 je 1.000. Auch bei den Zehn- bis Vierzehnjährigen ist die Patientenrate noch vergleichsweise hoch; eine so hohe Patientenrate wird in den sehr hohen Lebensaltern trotz dann 3.3 Diagnosen und ergo- ansteigender Rate nicht mehr erreicht (zu den ergo- therapeutische Maßnahmen therapeutischen Patientenraten je Altersgruppe siehe Tabelle 3 im Tabellenanhang). Im Vergleich zum Vor- Das Diagnosespektrum der ergotherapeutischen jahr ist die Patientenrate je 1.000 AOK-Versicherte um Verordnungen ist breit gefächert und ohne domi- 4,5 Prozent gestiegen. nante Diagnose. Mit gut 87.000 Leistungen sind The- rapien aufgrund der ICD-Diagnose „G81 Hemipa- Männliche Versicherte erhalten mit 46 Leistungen je rese und Hemiplegie“ am häufigsten. Damit wurde 1.000 Versicherte insgesamt etwas mehr ergothera- der vergleichsweise kleine Anteil von 6,5 Prozent der peutische Leistungen als weibliche mit 44 Leistun- Patienten versorgt (Abb. 12). Gemessen an der Zahl gen je 1.000 Versicherte. Jungen der Altersgruppe der versorgten Patienten ist die ICD-Diagnose „F82 fünf bis neun Jahre erhielten 255 Leistungen je 1.000 Umschriebene Entwicklungsstörungen der motori- Versicherte und gleichaltrige Mädchen 105 Leistun- schen Funktionen“ ähnlich häufig der Anlass für gen je 1.000. Betrachtet man nur die tatsächlichen eine Ergotherapie (6,6 Prozent der Patienten), mit Patienten der Ergotherapie, dann zeigen sich diese 61.800 Leistungen ist der Verordnungsanteil aber geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Inan- geringer (5,1 Prozent). An dritter Stelle folgen die spruchnahme nicht mehr. Die fünf- bis neunjährigen ebenfalls jungen Patienten mit der Diagnose „F90 Patienten nahmen beispielsweise durchschnittlich Hyperkinetische Störungen“. Tabelle 4 zeigt die 2,9 Leistungen in Anspruch – sowohl Jungen als auch Kennzahlen der häufigsten ergotherapeutischen Mädchen. Jungen sind demnach häufiger, aber nicht Diagnosen (Tabellenanhang). Abbildung 12: Die fünf häufigsten Diagnosen bei ergotherapeutischen Patienten (AOK,2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an ergotherapeutischen Patienten in % F82 Umschriebene Entwicklungs- 6,6 störungen der motorischen Funktionen G81 Hemiparese und Hemiplegie 6,5 F90 Hyperkinetische Störungen 5,9 F83 Kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen 5,3 I63 Hirninfarkt 3,8 0 1 2 3 4 5 6 7
16 3 Ergotherapie Abbildung 13: Die häufigsten ergotherapeutischen Maßnahmen, Leistungen und Umsatz* (AOK, 2019) *ohne Zusatzleistungen Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an Leistungen in % Anteil am Umsatz in % Behandlung bei 45,0 sensomotorischen/ 56,1 perzeptiven Störungen Behandlung bei 19,7 motorischen und 17,4 motorisch-funktionellen Störungen 16,4 Funktionsanalyse 1,1 und Anamnese Behandlung bei 14,4 psychischen und 21,0 psychisch-funktionellen Störungen 4,1 Hirnleistungs- 4,1 training 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Für gut 190.000 AOK-Versicherte rechnete ein Leis- Innerhalb der infolge einer Befundung verordneten tungserbringer eine Erstuntersuchung/Befunderhe- ergotherapeutischen Maßnahmen dominiert die bung ab. Die Hälfte der ergotherapeutischen Patien- Behandlung bei sensomotorischen/perzeptiven Stö- ten des Jahres 2019 nahm diese Leistung in Anspruch rungen (Abb. 13). Knapp 195.878 Patienten, etwa (50,4 Prozent). Ein Großteil der Erstuntersuchungen 52 Prozent der ergotherapeutischen Patienten, nah- wurde aufgrund von Diagnosen verordnet, die dem men diese Maßnahme in Anspruch (Mehrfachnen- Spektrum der kindlichen Entwicklungsstörungen nungen bei Diagnosen möglich). Mit 45 Prozent ist zuzuordnen sind: „F82 Umschriebene Entwicklungs- sie auch nach ihrem Anteil an den Leistungen die bei störungen der motorischen Funktionen“, „F83 Kom- weitem häufigste Behandlung in der ergotherapeuti- binierte Entwicklungsstörungen“ und „F90 Hyperki- schen Praxis. Nahezu alle Therapien werden als Ein- netische Störungen“. Aufgrund der Einmaligkeit zelbehandlung ausgeführt: Gruppenbehandlungen einer Befunderhebung erreicht der Leistungsanteil machen in der Ergotherapie nur 2,0 Prozent der Leis- 17,4 Prozent, der Umsatzanteil aber nur 1,1 Prozent. tungen aus.
4 Sprachtherapie 17 4 Sprachtherapie 4.1 Leistungen und Umsatz 2019 im Bundesdurchschnitt 371,85 Euro (AOK: 374,27 Euro), mit Zusatzleistung 398,16 Euro (AOK: Unter Sprachtherapie sind hier alle Leistungen zur 397,97 Euro). Der sprachtherapeutische Umsatz pro Behebung von Störungen des Sprechens, der Spra- 1.000 GKV-Versicherte betrug 2019 12.531 Euro (AOK: che, der Stimme und des Schlucktraktes subsum- 13.383 Euro). miert. Im Jahr 2019 wurden 2,3 Millionen Heilmittel- leistungen zur Therapie dieser Störungen verordnet Verteilt man die 917.000 sprachtherapeutischen Heil- (AOK: rund 917.000). Das entspricht einem Volumen mittelleistungen zu Lasten der AOK nicht auf alle von rund 17,9 Millionen einzelnen Behandlungen AOK-Versicherten, sondern ausschließlich auf die (AOK: 7,24 Mio.). Im Durchschnitt entfielen 245 rund 309.100 tatsächlichen Patienten der Sprachthe- sprachtherapeutische Behandlungen in 31,5 Leistun- rapie, dann wurden jeweils 3,0 Leistungen mit gen auf jeweils 1.000 GKV-Versicherte. Der Umsatz zusammen 23,4 Behandlungssitzungen in Anspruch für die Versorgung der GKV-Versicherten mit genommen. Die jährlichen Therapiekosten beliefen sprachtherapeutischen Maßnahmen betrug 915 Mil- sich auf rund 1.181 Euro je sprachtherapeutischer lionen Euro (AOK: 365 Mio. Euro). Eine sprachthera- Patient. peutische Leistung ohne Zusatzleistung kostete Abbildung 14: Regionale Unterschiede bei sprachtherapeutischen Behandlungen und Kosten (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020, eigene Berechnungen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte Nordrhein 329 17.084 Sachsen-Anhalt 294 13.911 Sachsen 288 14.128 Hamburg 281 14.267 Thüringen 273 13.473 Berlin 263 13.482 Saarland 254 13.540 Westfalen-Lippe 245 12.736 Bund 245 12.531 Mecklenburg-Vorp. 244 12.162 Rheinland-Pfalz 242 11.850 Schleswig-Holstein 230 11.652 Brandenburg 230 11.369 Niedersachsen 227 11.419 Baden-Württemberg 215 11.304 Hessen 211 10.529 Bremen 201 10.200 Bayern 185 10.032 0 100 200 300 400 0 4.000 8.000 12.000 16.000 20.000
18 4 Sprachtherapie Im Bundesdurchschnitt lag die Inanspruchnahme 4.2 Facharztgruppen und Patienten von Sprachtherapie bei 31,5 Leistungen je 1.000 GKV-Versicherte. Für einen regionalen Vergleich Im Jahr 2019 haben die etwa 149.700 an der vertrags- nach Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) ist die ärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte von den einzelne Behandlungssitzung als Einheit besser 2,3 Millionen sprachtherapeutischen Heilmittelleis- geeignet: Rein rechnerisch wurden bundesweit rund tungen für GKV-Versicherte rund 917.000 Leistungen 245 Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte in für AOK-Versicherte veranlasst. Wie auch in anderen Anspruch genommen (Abb. 14). Die höchste Versor- Leistungsbereichen sind einzelne Facharztgruppen gungsrate mit 329 Behandlungen je 1.000 GKV-Versi- erkennbar, die den Großteil der sprachtherapeu- cherte ist in der KV Nordrhein zu sehen. Ebenfalls tischen Leistungen verordneten: Die Gruppe der weit überdurchschnitlich war die Inanspruchnahme Kinder- und Jugendärzte kann mit einem Verord- in der KV Sachsen-Anhalt mit 294 Behandlungen je nungsanteil von 48 Prozent sprachtherapeutischer 1.000 und in Sachsen mit 288 Behandlungen. Weit Heilmittelleistungen für AOK-Versicherte und einer unterdurchschnittlich war die Inanspruchnahme in Versorgung von 50,6 Prozent der sprachtherapeuti- der KV Bayern mit 185 Behandlungen je 1.000 schen Patienten als die am häufigsten verordnende GKV-Versicherte. Facharztgruppe identifiziert werden (Abb. 15). Anders als in der Ergotherapie oder Physiotherapie steht damit eine sehr kleine Facharztgruppe (Anteil an allen Ärzten: 5,2 Prozent) an der Spitze der ver- ordnenden Ärzte. Allgemeinmediziner und Prakti- sche Ärzte standen an zweiter Stelle; sie verordneten an 18,4 Prozent der sprachtherapeutischen Patienten 18,1 Prozent der sprachtherapeutischen Leistungen. Die ebenfalls kleine Gruppe der HNO-Ärzte ver- sorgte 16,9 Prozent der Sprachtherapie-Patienten. Abbildung 15: Sprachtherapeutische Verordnungen und Patienten nach Facharztgruppen (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an Patienten in % Anteil an Leistungen in % 50 50,6 48,0 40 30 20 18,4 18,1 16,9 14,6 13,3 11,6 10 7,5 7,7 0 Kinderärzte Allgemeinmediziner/ HNO-Ärzte Psychiater/Ärztl. Weitere Praktische Ärzte Psychotherapeuten/ Fachgruppen Nervenärzte
4 Sprachtherapie 19 Die rund 309.100 AOK-Versicherten mit sprachthera- 4.3 Sprachtherapeutische peutischen Leistungen im Jahr 2019 entsprechen Diagnosen und Maßnahmen einer Patientenrate von 11 Patienten je 1.000 AOK-Ver- sicherte (Männer: 13 je 1.000 und Frauen: 9 je 1.000). Für 173.500 der AOK-versicherten sprachtherapeuti- Rund 58,5 Prozent der sprachtherapeutischen Patien- schen Patienten (das sind 56,1 Prozent) war die Diag- ten sind männlich. Neben der geschlechtsspezifi- nose „F80 Umschriebene Entwicklungsstörungen schen Besonderheit gibt es auch eine spezifische des Sprechens und der Sprache“ der ausschlagge- Altersgruppe mit besonders hoher Patientenrate: bende Anlass der Verordnung (Abb. 16). Diese Diag- 121 je 1.000 der Fünf- bis Neunjährigen nahmen nose von Kindern und Jugendlichen dominiert das sprachtherapeutische Leistungen in Anspruch, von Geschehen in der sprachtherapeutischen Praxis. Der den Jungen 147 je 1.000 und von den Mädchen 94 je Anteil an den Leistungen für AOK-Versicherte auf- 1.000 (siehe erneut Tabelle 3). Diese Patientenrate grund von Sprachentwicklungsstörungen betrug wird in keiner anderen Altersgruppe erreicht. Gegen- 53,1 Prozent. Die mit „R47 Sprech- und Sprachstörun- über dem Vorjahr ist die Patientenrate insgesamt um gen“ kodierten Leistungen machten mit einem Ver- 3,4 Prozent gestiegen. ordnungsanteil von 7,9 Prozent den zweiten Platz aus und betrafen 8,4 Prozent der sprachtherapeutischen Gut 7,2 Millionen einzelne Behandlungssitzungen Patienten. Weitere Diagnosen hatten nur noch einen wurden von AOK-Versicherten in Anspruch genom- Anteil an Patienten oder Leistungen von 5 Prozent men. Je 1.000 AOK-Versicherte sind das durchschnitt- und weniger. Kennzahlen der häufigsten sprachthe- lich 266 einzelne sprachtherapeutische Behandlun- rapeutischen Diagnosen stellt Tabelle 5 im Tabel- gen in 33,6 Leistungen (Männer: 40 Leistungen, lenanhang dar. Frauen: 27 Leistungen). In der Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen wurden Jungen mit 434 Leistungen und Mädchen mit 271 Leistungen je 1.000 Versicherte therapiert. Insgesamt ist die Zahl der Leistungen je 1.000 AOK-Versicherte um 4,7 Prozent gestiegen (siehe dazu auch Tabelle 10 und 11 im Tabellenan- hang). Abbildung 16: Die fünf häufigsten Diagnosen bei sprachtherapeutischen Patienten (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an sprachtherapeutischen Patienten in % F80 Umschriebene Entwicklungs- 56,1 störungen des Sprechens und der Sprache R47 Sprech- und Sprachstörungen, 8,4 anderenorts nicht klassifiziert R13 Dysphagie 4,7 R49 Störungen der Stimme 3,3 I63 Hirninfarkt 2,5 0 10 20 30 40 50 60
20 5 Physiotherapie 5 Physiotherapie 5.1 Leistungen und Umsatz ohne Zusatzleistungen kostete in der GKV 152,65 Euro (AOK: 152,33 Euro), mit Zusatzleistungen 165,06 Im Jahr 2019 haben die GKV-Versicherten rund 38,4 Euro (AOK: 167,10 Euro). Millionen Leistungen aus dem Katalog der aktiven und passiven Maßnahmen der Physikalischen Thera- Verteilt man die Verordnungen der physiotherapeu- pie und Physiotherapie zur Förderung bzw. Wieder- tischen Heilmittelleistungen des Jahres 2019 für herstellung der motorischen Fähigkeiten in Anspruch AOK-Versicherte nicht auf alle Versicherten, sondern genommen (AOK: knapp 12,96 Mio. Leistungen). auf die rund 4,5 Millionen tatsächlichen Patienten, Dies entspricht 266 Millionen einzelnen Behandlun- ergeben sich andere Kennzahlen: Im Durchschnitt gen (AOK: 89,6 Mio.) mit einem Gegenwert von 6,34 erhielt jeder Patient jeweils 2,9 Leistungen mit Milliarden Euro (AOK: 2,16 Mrd. Euro). Im Durch- zusammen 19,8 Behandlungen. Die jährlichen Kosten schnitt haben jeweils 1.000 GKV-Versicherte rund 526 je Patient summierten sich auf 479 Euro. physiotherapeutische Leistungen mit zusammen 3.642 Behandlungen erhalten. Die Kosten für jeweils Die für das Jahr 2019 ermittelten 3.642 physiothera- 1.000 GKV-Versicherte betrugen 86.844 Euro. Die peutischen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte durchschnittliche physiotherapeutische Leistung zeigen regionale Abweichungen (Abb. 17). Abbildung 17: Regionale Unterschiede bei physiotherapeutischen Behandlungen und Kosten (GKV, 2019) Quelle: GKV-HIS 2020, eigene Berechnungen Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte Sachsen-Anhalt 5.648 123.943 Sachsen 5.541 123.380 Mecklenburg-Vorp. 4.875 109.886 Hamburg 4.535 102.205 Berlin 4.498 99.882 Brandenburg 4.016 89.066 Rheinland-Pfalz 3.980 99.340 Thüringen 3.806 91.183 Baden-Württemberg 3.716 89.598 Bund 3.642 86.844 Bayern 3.587 83.951 Schleswig-Holstein 3.557 84.420 Saarland 3.326 85.052 Niedersachsen 3.288 80.986 Bremen 3.251 76.562 Nordrhein 3.070 78.861 Hessen 2.746 65.749 Westfalen-Lippe 2.612 67.929 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000140.000
5 Physiotherapie 21 Verglichen anhand dieser kleinsten Einheit wurden Im Jahr 2019 haben rund 4,5 Millionen AOK-Versi- in Sachsen-Anhalt mit 5.648 Behandlungen und den cherte eine physiotherapeutische Leistung in weiteren KVen der neuen Bundesländer sowie in den Anspruch genommen. Das entspricht einer Rate von beiden Großstädten Hamburg und Berlin überdurch- 166 Patienten je 1.000 AOK-Versicherte. Bei den schnittlich viele Physiotherapien in Anspruch männlichen Versicherten lag die Patientenrate bei genommen. Die beiden KVen Hessen und Westfa- 127 je 1.000 und bei den weiblichen Versicherten bei len-Lippe zeigten eine weit unterdurchschnittliche 203 je 1.000. Fast zwei Drittel der physiotherapeuti- Inanspruchnahme (KV Westfalen-Lippe: 2.612 schen Patienten waren Frauen (62,1 Prozent). Physio- Behandlungen). therapeutische Maßnahmen werden – abgesehen vom ersten Lebensjahr – von Kindern und Jugendli- chen wenig in Anspruch genommen. Mit zunehmen- dem Alter steigt die Inanspruchnahme. Ab 50 Jahre 5.2 Facharztgruppen und Patienten ist schon mehr als ein Viertel der Frauen in physio- therapeutischer Behandlung (Männer: knapp 16 Pro- Rund 44 Prozent der physiotherapeutischen Patien- zent). Mit einer Patientenrate von 33,7 Prozent lag die ten der AOK wurde die Therapie von Allgemeinme- höchste Behandlungsrate bei der Altersgruppe der dizinern bzw. Praktischen Ärzten verordnet (Abb. 75- bis 84-jährigen Frauen. Im Vergleich zu 2018 ist 18). Die Arztgruppe veranlasste für die 1,96 Millio- die Patientenrate um 1,9 Prozent gestiegen (Tabelle 10 nen physiotherapeutischen Patienten knapp 37 Pro- und Tabelle 11 im Tabellenanhang). zent aller physiotherapeutischen Leistungen. Die vergleichsweise kleine Facharztgruppe der Orthopä- den verordnete 30,2 Prozent der Physiotherapien und versorgte damit 38,6 Prozent der Patienten, gut 1,7 Mio. AOK-Versicherte. Abbildung 18: Physiotherapeutische Leistungen und Patienten nach Facharztgruppen (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an physiotherapeutischen Patienten in % Anteil an physiotherapeutischen Leistungen in % 50 43,6 40 38,6 36,9 30 30,2 20 15,5 12,8 12,9 10 10,2 10,8 9,9 0 Allgemeinmediziner/ Orthopäden Internisten Chirurgen Weitere Praktische Ärzte Fachgruppen
22 5 Physiotherapie Knapp 12,96 Millionen physiotherapeutische Leis- 5.3 Diagnosen und physio- tungen mit 89,6 Millionen einzelnen Behandlungen therapeutische Maßnahmen wurden von AOK-Versicherten in Anspruch genom- men. Je 1.000 AOK-Versicherte sind das durchschnitt- Bei fast einem Drittel der physiotherapeutischen lich 3.285 einzelne physiotherapeutische Behandlun- Patienten sind „Rückenschmerzen (ICD-M54)“ der gen in 475 Leistungen (Männer: 343 Leistungen, Anlass für die Verordnung (29,2 Prozent). Mehr als Frauen: 604 Leistungen). Im Vergleich zum Vorjahr 1,3 Millionen AOK-Versicherte waren 2019 davon nahm die Zahl der Leistungen je 1.000 Versicherte betroffen (Abb. 19). Diese unscharfe Diagnose belegt um 2,5 Prozent zu. jedes Jahr mit großem Vorsprung den ersten Platz, wird mit 1,8 Leistungen je Patient im Durchschnitt Weibliche Patienten der Physiotherapie erhielten 2019 aber eher kurzzeitig behandelt. Ein Teil der Patienten im Durchschnitt 3 Leistungen, männliche 2,7 Leis- ist nach der ersten Heilmittelbehandlung eventuell tungen. Mit zunehmendem Alter stieg die Anzahl in spezifischere Diagnosekategorien gewechselt. der Leistungen je Patient – von 1,8 bei den Kleinkin- Unter den fünf häufigsten Diagnosen befinden sich dern auf 3,5 Leistungen bei den hochbetagten Patien- zwei weitere Diagnosestellungen, die den Rücken ten (siehe dazu auch Tabelle 10 und 11 im Tabellenan- betreffen: ICD-M53 und ICD-M75. Die Kennzahlen hang). der zehn häufigsten Diagnosen in der Physiotherapie stellt Tabelle 6 im Tabellenanhang dar. Abbildung 19: Die häufigsten Diagnosen bei physiotherapeutischen Patienten (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an physiotherapeutischen Patienten in % M54 Rückenschmerzen 29,2 M53 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens 6,6 M75 Schulterläsionen 6,4 M99 Biomechanische 5,5 Funktionsstörungen M47 Spondylose 5,1 M51 Sonstige Bandscheibenschäden 4,9 0 5 10 15 20 25 30 35 40
5 Physiotherapie 23 Abbildung 20: Die häufigsten physiotherapeutischen Maßnahmen, Leistungen und Umsatz (AOK, 2019) *ohne Zusatzleistungen/ohne Wärme- oder Kältetherapie Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an Leistungen in % Anteil am Umsatz in % Krankengymnastik, 56,1 normal 40,0 16,4 Manuelle Therapie 12,6 12,0 Manuelle 19,4 Lymphdrainage Krankengymnastik, 6,7 ZNS, Erwachsene 12,4 4,0 Massage 1,8 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Rund 6,5 Millionen Leistungen der normalen Kran- nahm 1,9 Millionen Leistungen der Manuellen The- kengymnastik (ggf. inkl. Wärme- oder Kältetherapie) rapie in Anspruch – ein Anteil von 14,7 Prozent an wurden 2019 von 3 Millionen AOK-Versicherten in den Leistungen. Abbildung 20 zeigt den Verord- Anspruch genommen. Patienten dieser physiothera- nungs- und Umsatzanteil der häufigsten physiothe- peutischen Maßnahme machten mit 66,5 Prozent rapeutischen Maßnahmen. In Tabelle 7 (Tabellenan- schon zwei Drittel der physiotherapeutischen Patien- hang) werden zu den zehn häufigsten Maßnahmen ten aus und die Leistungen die Hälfte aller physio- der Physiotherapie neben Umsatz und Leistungen je therapeutischen Leistungen (50,2 Prozent). Gut ein Patient auch die Kennzahlen gezeigt, die aufgrund Viertel der Patienten (1,1 Mio. AOK-Versicherte) der Patientenzahlen berechnet wurden.
24 6 Podologie 6 Podologie 6.1 Leistungen und Umsatz Euro (AOK: 105 Mio. Euro). Eine durchschnittliche podologische Leistung kostete ohne Zusatzleistun- Die Podologie ist eine spezielle medizinische gen wie Hausbesuche oder Wegepauschalen 125,59 Fußpflege, die zum größten Teil bei Diabetikern mit Euro (AOK: 123,34 Euro) und mit Zusatzleistungen dem Diabetischen Fußsyndrom bzw. einer Neuropa- 132,32 Euro (AOK: 130,90 Euro). thie am Fuß eingesetzt wird. Gut 1,8 Millionen podo- logische Leistungen mit zusammen 7,1 Millionen Verteilt man die 803.500 podologischen Heilmittel- Behandlungssitzungen wurden 2019 von den leistungen des Jahres 2019 für AOK-Versicherte auf GKV-Versicherten in Anspruch genommen (AOK: die tatsächlichen Patienten mit einer podologischen 803.500 Leistungen mit insgesamt 3,1 Mio. Behand- Behandlung, dann nahmen die 401.700 Patienten im lungen). Auf 1.000 Versicherte entfielen jeweils 25,1 Durchschnitt jeweils 2,0 Leistungen mit zusammen Leistungen mit zusammen 98 Behandlungen. Die 7,7 Behandlungen in Anspruch. Die jährlichen Kos- Therapien haben einen Gegenwert von 242 Millionen ten je Patient summierten sich auf 262 Euro. Abbildung 21: Regionale Unterschiede bei podologischen Behandlungen und Kosten (GKV, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte Sachsen 202 6.698 Sachsen-Anhalt 177 5.817 Mecklenburg-Vorp. 171 5.743 Thüringen 156 5.193 Saarland 127 4.334 Westfalen-Lippe 126 4.328 Brandenburg 115 3.825 Nordrhein 99 3.421 Bund 98 3.320 Berlin 88 2.922 Rheinland-Pfalz 87 2.999 Niedersachsen 86 2.904 Schleswig-Holstein 81 2.719 Hamburg 76 2.562 Bayern 74 2.536 Hessen 66 2.263 Baden-Württemberg 63 2.160 Bremen 44 1.459 0 50 100 150 200 250 0 2.000 4.000 6.000 8.000
6 Podologie 25 Rein rechnerisch haben jeweils 1.000 GKV-Versi- Die 401.700 AOK-Versicherten, die 2019 mindestens cherte 98 Behandlungen erhalten. Die einzelnen eine podologische Leistung in Anspruch genommen Regionen, nach Kassenärztlichen Vereinigungen haben, entsprechen einer Patientenrate von 15 Patien- betrachtet, weichen bei dieser Kennzahl erheblich ten je 1.000 AOK-Versicherte (Männer: 14 je 1.000 und voneinander ab (Abb. 21): In Sachsen war mit 202 Frauen 16 je 1.000. Rund 53,5 Prozent der podologi- Behandlungen je 1.000 GKV-Versicherte die Inan- schen Patienten sind weiblich. Die Patienten, die spruchnahme am höchsten, gefolgt von den KVen diese Leistung in Anspruch nehmen, sind bis auf Sachsen-Anhalt (177 Behandlungen) und Mecklen- wenige Ausnahmen höheren Alters, sodass erst ab burg-Vorpommern (171 Behandlungen). Eine weit einem Alter von 35 Jahren einer von 1.000 Versicher- unterdurchschnittliche Inanspruchnahme ist bei der ten in podologischer Behandlung ist. Die Rate steigt KV Bremen (44 Behandlungen) zu sehen. mit zunehmendem Lebensalter der Versicherten an und liegt bei den Männern bei den 80- bis 84-Jähri- gen am höchsten: 68 je 1.000 Männer. Bei den Frauen liegt die Rate durchschnittlich fünf Jahre später und 6.2 Facharztgruppen und Patienten umfasst dann 62 je 1.000 Frauen. Von den 2019 an der vertragsärztlichen Versorgung Rund 758.511 podologische Leistungen mit zusam- teilnehmenden 149.700 Ärzte haben zwei Facharzt- men 3,1 Millionen Behandlungen wurden 2019 von gruppen nahezu alle podologischen Leistungen ver- AOK-Versicherten in Anspruch genommen. Je 1.000 ordnet: Allgemeinmediziner und Praktische Ärzte AOK-Versicherte sind das 29,5 Leistungen mit versorgten rund 60 Prozent der Patienten (AOK-Ver- zusammen 114 Behandlungen (Männer: 26 und sicherte) und die Ärzte der Fachgruppe der Internis- Frauen: 30). Die höchste Inanspruchnahme ist bei ten versorgten weitere rund 45 Prozent der podologi- den 80- bis 84-Jährigen mit 137 Leistungen je 1.000 schen Patienten (Mehrfachnennungen möglich) AOK-Versicherte bei den männlichen und 129 Leis- (Abb. 22). tungen bei den weiblichen Versicherten zu sehen. Abbildung 22: Podologische Leistungen und Patienten nach Facharztgruppen (AOK, 2019) Quelle: AOK-HIS 2020 Anteil an podologischen Patienten in % Anteil an podologischen Leistungen in % 70 60 59,9 57,5 50 44,7 41,3 40 30 20 10 1,6 1,3 0 Allgemeinmediziner/ Internisten Weitere Praktische Ärzte Ärzte
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