#heimatruhr Ergebnisse der Befragung von Künsterlerinnen und Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden im Ruhrgebiet - IAT
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#heimatruhr Ergebnisse der Befragung von Künsterlerinnen und Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden im Ruhrgebiet Im Auftrag vom
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Zum Projektstart von #heimatruhr haben wir Künst- lerinnen und Künstler, Kreative und Kulturschaffende was zeichnet Heimat aus? Die Frage wird jede und aus dem Ruhrgebiet gefragt: Was sind Ihre Ideen für die jeder für sich individuell beantworten. Fest steht: Region? Die hier vorgestellte Studie gibt eindrucksvoll Kunst und Kreativität können prägend wirken. Die- wieder, wie intensiv sich Künstlerinnen und Künstler, se Kräfte wollen wir wecken: In der Metropole Ruhr Kreative und Kulturschaffende mit ihrer Heimat Ruhr – der Stadt der Städte. Wir wollen neue Heimatorte auseinandersetzen. Sie zeigt das große Engagement im Ruhrgebiet schaffen und alte wiederbeleben. Auch der Menschen, mit dem sie sich für die Region durch die Zukunftsfähigkeit des Ruhrgebiets wird durch gestalterische, zur kreativen Entfaltung anregende die Kultur- und Kreativwirtschaft gefördert. Innovati- Projekte einsetzen. Die Vielfalt ist beachtlich: Sie um- ve Ideen für mehr Lebensqualität, neue Perspektiven fasst Aktivitäten an den unterschiedlichsten Orten, in auf die Heimat Ruhr sowie einzigartige Veranstal- ganzen Vierteln, zu Wasser, in leerstehenden Gebäu- tungen gehören zum Selbstverständnis der Region. den und an öffentlichen Plätzen genauso wie in unter- schiedlichen Sparten von Literatur über Design und Mit dem Programm #heimatruhr stellt das Minis- Musik bis hin zu Darstellenden und Bildenden Küns- terium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleich- ten. Zugleich zeigt die Studie die vielfältige Kenntnis stellung in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt bis über mögliche Orte, die neu belebt werden können. zu 3 Millionen Euro bereit, damit durch Kunst und Kreativität im Ruhrgebiet Orte und Treffpunkte ent- Kreativität schafft Räume – damit aus innovativen Ideen stehen, die neue Formen der Identifikation ermög- reale Orte entstehen! Orte, die Heimat sein können. lichen, die offen für alle sind und zur Auseinander- setzung mit der Region und zur Begegnung einladen. Ina Scharrenbach Kunst schafft neue Heimatorte im Ruhrgebiet. Getreu dem Motto ,Wir fördern, was Men- Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Lan- des Nordrhein-Westfalen schen verbindet‘ ermöglichen wir genau dies mit dem Projekt #heimatruhr: Die künst- lerische Gestaltung von öffentlichen Plätzen und Gebäuden, in denen Kreativität gelebt werden kann. Kreativität schafft Räume – damit aus innovativen Ideen reale Orte entste- hen! Orte, die Heimat sein können. 2
Liebe Leserinnen und Leser, wichtiger Beitrag zum Strukturwandel durch die Inwert- setzung und Nutzbarmachung neuer Begegnungsorte Strukturwandel im Ruhrgebiet bedeutet auch, Wandel gelingen kann. »Heimat ist da, wo ich mich entfalten durch kreative Ideen und Projekte aufzugreifen und zu kann« – das können 82% der Künstlerinnen und Künst- gestalten. Der Kultur- und Kreativwirtschaft kommt in ler, Kreativen und Kulturschaffenden im Ruhrgebiet so diesem Zusammenhang seit geraumer Zeit eine beson- bestätigen. Zugleich vermitteln die Befragungsergeb- dere Rolle im Ruhrgebiet zu. Kulturelles und gestalte- nisse den Blick der befragten Künstlerinnen und Künst- risches Schaffen trägt zur Wahrnehmung des Ruhrge- ler, Kreativen und Kulturschaffenden auf die Region, biets inner- und außerhalb der Region bei, unterstützt auf ihre besonderen Merkmale, Möglichkeitsräume und Stadt- und Quartiersentwicklung und bereichert die Potenziale. Sie zeigt auch, dass die Befragten gut mit- Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. einander vernetzt sind und große Offenheit mitbringen, weitere Akteursgruppen in ihre Projekte zu integrieren. Ohne Kunst, Kultur und Kreativität kann das Ruhrgebiet nicht zukunftsfähig gestal- tet werden, deshalb sprechen wir gezielt Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Kulturschaffende an, um aktiv daran mitzuwirken, Orte der Begegnung, des kreativen Schaffens und des Miteinanders zu realisieren. Als Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hoch- Das hohe Interesse an der Befragung und die Vielfalt schule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen ver- eingereichter Projektideen ist überwältigend. Ich freue stehen wir uns als ein Akteur, der den Strukturwandel mich sehr auf die Unterstützung und Umsetzung der im Ruhrgebiet aktiv begleitet, indem wir neue Ansätze Projekte in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für und Konzepte für die Quartiere, Kommunen und die Re- Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Lan- gion entwickeln, erproben und zur Anwendung bringen. des Nordrhein-Westfalen und dem european centre for creative economy Die #heimatruhr-Umfrage unter Künstlerinnen und Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden hatte zum Ziel, Ideen und Projekte zu sammeln, durch die neue Orte der Identifikation und des Miteinanders im Ruhrge- Dr. Judith Terstriep biet entstehen können, die Begegnung und Austausch Leiterin des Forschungsschwerpunkts »Innovation, Raum & Kultur« ermöglichen. Die Ergebnisse veranschaulichen, dass am Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsen- das Ruhrgebiet ein kreatives Umfeld bietet, in dem ein kirchen Bocholt Recklinghausen 3
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, des Wandlungsprozesses sein, sondern vermehrt auch aktiv beteiligt werden. Kunst, Kultur und Leben zusammenzuführen hat im Ruhrgebiet eine Tradition, die bis zu einem der wich- Wenn wir über die Zukunft des Ruhrgebiets diskutieren, tigsten Kunstmäzene Deutschlands, Karl-Ernst Ost- so müssen wir gerade auch an diejenigen denken, die haus, zurückreicht. Kunst und Kultur als Element in an der Gestaltung einer zukunftsfähigen Region maß- Gewerbe, Wirtschaft und Stadtentwicklung: Das war die geblich beteiligt sind. 86% der befragten Zielgruppe un- Intention von Karl-Ernst Osthaus, als er namhafte und terstreicht, dass Räumlichkeiten zum Arbeiten essen- fortschrittliche Künstlerinnen und Künstler nach Hagen tiell sind. Vor diesem Hintergrund sollten wir unseren holte und das entstand, was später der Hagener Impuls Fokus weiterhin auf den Bedarf und die Schaffung von genannt wurde und allem voran die Bauhausbewegung Freiräumen kultureller und künstlerischer Entfaltung mitprägte. Nicht zuletzt stand die Europäische Kultur- legen. Kulturelle und kreative Räume stärken den so- hauptstadt RUHR.2010 unter seinem Leitmotiv »Wandel zialen Zusammenhalt, fördern den Dialog zwischen ver- durch Kultur – Kultur durch Wandel«, um der Kultur und schiedenen gesellschaftlichen Gruppen und können so erstmalig auch Kreativwirtschaft einen festen Platz im Impulse für gesellschaftliche Herausforderungen set- Ruhrgebiet einzuräumen und diese zu etablieren – poli- zen. Kulturelle, ökonomische und urbane Entwicklung tisch, ökonomisch und gesellschaftlich. Wenn die urba- muss mehr denn je ein Dialograhmen sein, in dem In- ne Gesellschaft grundsätzlich vor Herausforderungen teressen verhandelt, zu einer gemeinsamen Vision und steht, sind innovative Impulse und kreative Lösungsan- daraus abgeleiteten Aktion werden. sätze mehr denn je gefragt: Bedingt durch den techno- logischen Wandel, stehen wir heute vor ganz neuen Auf- In diesem Sinne freue ich mich, dass wir gemeinsam gaben und Forderungen der Bürgerinnen und Bürger: mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen Heimat braucht Kreativität, Kunst, Kultur, Ideen und Freiräume, um sich entfalten und und dem Institut Arbeit und Technik der Westfälischen wirksam werden zu können. Da, wo sich Künstlerinnen, Künstler, Kreative und Kultur- Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen schaffende heimisch fühlen, entsteht urbane Zukunft und damit auch etwas Neues. das Projekt #heimatruhr auf den Weg gebracht haben. Transparenz, Beteiligung und Nachhaltigkeit sind dabei wichtige Themen und Herausforderungen unserer Zeit, die nicht nur Produkte und Produktion, sondern ver- Prof. Dieter Gorny mehrt auch soziale und urbane Strukturen betreffen. Geschäftsführer des european centre for creative economy - ecce Bürgerinnen und Bürger wollen nicht nur passiver Teil 4
#heimatruhr Ergebnisse der Umfrage Hintergrund 8 #heimatruhr - Das Projekt 9 #heimatruhr-Umfrage - Was waren die Ziele? Ergebnisse 14 Bedeutung von Heimat 18 Blick auf das Ruhrgebiet 22 Kreativität und Heimat im Ruhrgebiet 27 Gestaltungsideen - Vielfältige und innovative Projektideen Schlussfolgerungen 33 Aussichten für #heimatruhr Impressum 5
#heimatruhr Das Projekt #heimatruhr #heimatruhr Stadtentwicklungskonzepte einschließen, müssen of- Kreativität schafft Heimat im Was ist das Ziel des Programms? fen für alle sein und sollen zum Verweilen sowie zur Ruhrgebiet Begegnung und gemeinsamen Auseinandersetzung Ziel des Programms ist die kreative Auseinanderset- einladen. Kunst, Kultur und Kreativität sind eine wichtige Säu- zung mit dem Ruhrgebiet, bei der neue Heimatorte le für die zukunftsfähige Gestaltung des Ruhrgebiets. geschaffen werden sollen, um die vielseitige Region Bei den Projektideen im Rahmen von #heimatruhr ist Deshalb sprechen wir Künstlerinnen und Künstler, zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. Das Pro- die Voraussetzung zu beachten, dass die Orte bzw. de- Kreative und Kulturschaffende an, sich aktiv an die- gramm ermöglicht die künstlerische Gestaltung von ren Gestaltung, Ertüchtigung oder temporäre Nutzung sem Gestaltungsprozess zu beteiligen. Mit ihren Vor- öffentlichen Plätzen und Gebäuden, die zur Ausein- der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. schlägen und Ideen sollen neue Räume und Orte der andersetzung und zum Verweilen einladen, allen of- künstlerischen sowie kreativen Entfaltung und des fen stehen und Menschen miteinander verbinden. Es #heimatruhr gesellschaftlichen Miteinanders entstehen. Das Mi- sollen Orte des Miteinanders und der Begegnung von Wie ist der Projektablauf? nisterium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleich- Menschen verschiedener Generationen, Kulturen und stellung des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt sozialer Hintergründe im Ruhrgebiet geschaffen wer- Zum Auftakt von #heimatruhr wurde eine Umfrage Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Kultur- den. Erreicht werden sollen möglichst alle Generatio- unter Künstlerinnen und Künstlern, Kreativen und schaffende mit dem Programm #heimatruhr dabei, nen. Menschen sollen für ein Miteinander an realen Kulturschaffenden durchgeführt. Als wichtiges Ergeb- innovative Ideen für mehr Lebensqualität im Ruhrge- Orten und Plätzen neu begeistert werden. nis konnten bereits vielfältige Projektideen benannt biet zu entwickeln und neue Heimatorte zu schaffen. werden. Im Rahmen eines Förderprogramms sollen Dazu stellt das Ministerium in den Jahren 2020 und #heimatruhr erste herausragende Projekte identifiziert und ab der 2021 bis zu 3 Millionen Euro für das Programm #hei- Was wird im Rahmen des Programms gefördert? zweiten Jahreshälfte 2020 voraussichtlich umgesetzt matruhr zur Verfügung. #heimatruhr wird vom Institut werden, so dass aus den kreativen Visionen Wirklich- Gefördert werden künstlerische Initiativen, die Orte Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschu- keit wird. schaffen, die als Heimat erlebt und erlebbar gemacht le Gelsenkirchen Bottrop Recklinghausen und dem werden. Diese Orte können kreative Begegnungsräu- european centre for creative economy (ecce GmbH) me sein, künstlerische Produktionsstätten und künst- durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Die vor- lerisch-kreative Interventionen an Plätzen und Gebäu- liegende Studie stellt die Ergebnisse der Befragung den oder Begegnungs- und Veranstaltungsformate der Künstlerinnen und Künstler, Kreativen und Kul- im öffentlichen Raum. Die Orte sollen neue Formen turschaffenden dar. der Identität schaffen, können innovative und kreative 8
#heimatruhr-Umfrage Was waren die Ziele? Die #heimatruhr-Umfrage richtete sich an Künstlerinnen Methodische Hinweise und Künstler, Kreative und Kulturschaffende, die ihren Wohn- oder Arbeitssitz im Ruhrgebiet haben. Sie wurde als Online-Befragung vom 2. Oktober 2019 bis zum 30. An der Umfrage beteiligten sich insgesamt November 2019 durchgeführt. Es handelte sich um eine 744 Beschäftigte der Kultur- und Kreativ- halb-standardisierte Befragung, wobei die Teilnehmen- wirtschaft, von denen 498 den Fragebogen den sowohl Listen zur Abfrage vorgelegt bekamen als teilweise und 246 vollständig ausfüllten. Um auch offene Antworten formulieren konnten. Die Beant- Verzerrungen in den Ergebnissen zu vermei- den, sind nur die Fragebögen in die Analyse wortung des Fragebogens dauerte etwa 15 bis 20 Minuten. eingeflossen, bei denen die Befragten An- gaben zu den Schlüsselfragen der Umfrage Die Einladung zur Teilnahme an der Befragung erreichte machten. Dies waren insgesamt 477 »aus- mehr als 10.000 Beschäftigte der Kultur- und Kreativwirt- wertbare« Fragebögen. schaft (KKW). Sie wurde per E-Mail direkt an Personen der Zielgruppe versendet, online gepostet (Projekthome- Die in den nachfolgenden Abbildungen dar- page, Facebook, Twitter) und über die Newsletter des IAT gestellten Angaben zur Anzahl der Antworten und ecce verteilt. Wichtig war, Beschäftigte aller Teil- (n) beziehen sich auf die von den Befragungs- branchen der KKW (außer Presse und Rundfunk) aus al- teilnehmenden zu den einzelnen Fragen ge- len Kreisen und kreisfreien Städten des Ruhrgebiets zu tätigten Antworten. Da nicht alle Befragten erreichen, um breit über die Umfrage und die Möglichkeit, zu jeder Frage Angaben machten, kann das Projektideen einzureichen, zu informieren. Dazu wurden »n« auch geringer ausfallen als 447. Bei Fra- gen, die eine Mehrfachauswahl möglicher neben Unternehmen und Einzelpersonen Multiplikatoren, Antwortoptionen vorsahen, kann die Zahl der wie Kulturdezernate, Kulturämter und Wirtschaftsförde- Antworten die Zahl der eingegangenen aus- rungen der Gemeinden, regionale Gruppen und Verbände, wertbaren Fragebögen übersteigen. Dies ist lokale Gemeinschaften von Künstlerinnen und Künstlern, in den Abbildungen durch den Zusatz »Mehr- Kulturinitiativen, Schauspielhäuser und freie Bühnen etc. fachauswahl möglich« kenntlich gemacht. angeschrieben. Zusätzlich wurden knapp 5.000 Unterneh- men im Bereich Software-/Gamingindustrie als Vertreter der größten Teilbranche der KKW kontaktiert. 9
Grundgesamtheit und Stichprobe werbstätige einschließlich Selbständige und freiberuf- ten hatten ihren beruflichen Schwerpunkt außerhalb lich Tätige befragt wurden. des Ruhrgebietes. Insgesamt liegen auswertbare Fragebögen von 447 Befragten vor, von denen sich 51 % als Männer, 47 % Die Befragten sind seit langem in Nordrhein-Westfa- Die befragten Personen wiesen einen deutlich geho- als Frauen und 2 % als divers bezeichnen. Die über- len verwurzelt. So gaben 84 % der Personen an, bis benen Bildungshintergrund auf. Rund 69 % der Be- wiegende Mehrheit der Befragten (92 %) wurde in zu ihrem 20. Lebensjahr am längsten in Nordrhein- fragten haben als höchsten schulischen Abschluss Deutschland geboren. Das Durchschnittsalter der Be- Westfalen gewohnt zu haben. Durchschnittlich hatten das Abitur erreicht, weitere 20 % verfügen über das fragten lag bei 46 Jahren. die Befragten zum Zeitpunkt der Befragung 32 Le- Fachabitur bzw. eine Fachhochschulreife. Somit über- bensjahre im Bundesland gelebt und seit 19 Jahren rascht es nicht, dass wiederum 69 % der Befragten Wie Abbildung 1 illustriert, waren die Befragten der dort gearbeitet. Für die überwiegende Mehrheit der einen akademischen Abschluss erreicht hatten. Unter Alterskohorten 26 bis 45 und 46 bis 55 Jahre häufi- Befragten (89 %) lag der Lebensmittelpunkt zum Zeit- diesen Nennungen wurde als höchster akademischer ger vertreten, während Personen im Alter von 25 Jah- punkt der Umfrage im Ruhrgebiet. Rund 79 % der Be- Abschluss das Diplom angegeben (45 %), gefolgt von ren und jünger ebenso wie die Altersgruppe der über fragten gaben an, im Ruhrgebiet zu arbeiten und 14 % einem Master-Abschluss (33 %) und einem Bachelor- 66-Jährigen schwächer vertreten waren. Diese Ergeb- gaben an, sowohl im Ruhrgebiet als auch an auswär- Abschluss (18 %). Weitere 4 % gaben eine Promotion nisse überraschen insofern wenig, als dass gezielt Er- tigen Standorten tätig zu sein. Weitere 7 % der Befrag- als den höchsten Abschluss an. Teilnehmende nach Altersgruppen Lebensmittelpunkt im Ruhrgebiet Im Ruhrgebiet arbeitend ++T JA NEIN UNTER ANDEREM 79% 7% 14% 5,1% 41,9% ≤ 25 Jahre 26-45 Jahre 89% 44,9% 8,1% Abb. 1. Alter, Lebensmittelpunkt & Arbeitsort 46-65 Jahre ≥ 66 Jahre n = 236 n = 434 n = 447 10
Die Befragten sind in diversen Teilmärkten der Kul- Abb. 2. tur- und Kreativwirtschaft tätig. Am stärksten waren Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft Personen aus den Bereichen der Bildenden Kunst (Mehrfachauswahl möglich) (28 %), der Darstellenden Kunst (16 %) und der Musik (15 %) vertreten. Die geringsten Werte wiesen die Teil- Software/ 4% märkte Werbung und Architektur (je 5 %) sowie Soft- Games 45% ware/Games (4 %) auf. Damit weicht die Stichprobe in mehreren Bereichen deutlich von der Beschäftig- 5% Werbung tenverteilung in der Kultur- und Kreativwirtschaft im 15% Ruhrgebiet ab (Abb. 2). An dieser Grundgesamtheit 5% gemessen, die im Jahr 2019 aus rund 35.000 sozial- Architektur versicherungspflichtig Beschäftigten bestand, war die 12% Stichprobe vor allem gegenüber den beschäftigungs- 13% starken Teilmärkten im Ruhrgebiet, d.h. Software/ Design 10% Games (45 %) und Werbung (14 %), deutlich schwächer besetzt. Hingegen waren u.a. die Bildende Kunst (z.B. Darstellende 16% aufgrund einer größeren Gruppe an Fotografinnen Kunst 6% und Fotografen) und die Darstellende Kunst überre- 7% präsentiert. Film 3% Vernetzung der Befragten Bildende 28% Vernetzung im beruflichen Kontext ermöglicht Dis- Kunst 0% kussion, Entwicklung gemeinsamer Interessen und 8% Projekte sowie Erweiterung der eigenen Kompetenzen Literatur 5% und Fähigkeiten. Dies gilt für Beschäftigte der Kultur- und Kreativwirtschaft genauso wie für Beschäftigte 15% anderer Branchen. Doch wie stark sind die Künstle- Musik 6% n = 682 rinnen und Künstler, Kreativen und Kulturschaffenden Stichprobe Ruhrgebiet des Ruhrgebiets vernetzt, so dass auch aus der ge- meinsamen Arbeit in Netzwerken Ideen für die Region Quelle: IT.NRW, Berechnungen des IAT entwickelt werden können? 11
Abb. 3. Vernetzung der Befragten Um dieser Frage nachzugehen, sind in der Umfrage spezifische Vernetzungsfragen gestellt worden. Da- Vernetzung im Ruhrgebiet Verbandsmitglieder bei gaben mehr als zwei Drittel (69 %) der Befragten Persönliche Treffen an, mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, Krea- 26,5% tiven und Kulturschaffenden des Ruhrgebiets vernetzt Soziale Medien zu sein. Die Vernetzung erfolgt überwiegend in Form 3,0% persönlicher Treffen und über soziale Medien. Alle an- Persönliche Treffen & Soziale Medien deren abgefragten Vernetzungsformen, darunter auch Vernetzung ausschließlich durch persönliche Kontakte Öffentl. Veranstaltungen 47,6% 38% und ausschließlich über soziale Medien, werden weit- aus seltener genutzt (Abb. 3, oben). Rund 38 % der Be- 69% 8,0% Einen Raum als zentralen Ort fragten gaben an, zusätzlich durch Mitgliedschaft in 12,9% einem Verband vernetzt zu sein. Sonstiges n = 405 3,8% n = 254 n = 258 71 % der Befragten haben berufliche Kontakte über das Ruhrgebiet hinaus. Gefragt nach der weiteren räumlichen Vernetzung, gaben 36 % der Befragten an, Vernetzung jenseits des Ruhrgebiets weitere berufliche Kontakte in Nordrhein-Westfalen NATIONAL 29% zu haben, 29 % haben Kontakte auf nationaler Ebene INTER- NATIONAL 18% und 18 % bzw. 17 % verfügen über Netzwerke auf inter- nationaler bzw. europäischer Ebene (Abb. 3, unten). 36% 71% NRW 17% EUROPA n = 265 n = 185 12
#ERGEBNISSE
Bedeutung von Heimat Was wird mit Heimat verbunden? Wie Abbildung 4 illustriert, hat Heimat für die Mehrheit mich entfalten kann« (82 %) und »Heimat ist da, wo ich ziell stärker mit einem positiven Lebensmittelpunkt der Befragten eine große oder eher große Bedeutung zuhause bin« (82 %). Auch das Ruhrgebiet ist Heimat. (Freunde, Entfaltung, zuhause sein) verbunden ist. (63 %). Nur 6 % gaben an, dass Heimat keine Bedeu- 76 % der Befragten wiesen der Aussage »Das Ruhr- Orte der Kindheit (Aufwachsen) und Verwandtschaft tung für sie hat. Entsprechend ist Heimat ein wichtiges gebiet ist meine Heimat« Werte von 4 bis 6 zu. Knapp spielen aber auch eine gewisse Rolle. Hierbei ist Hei- Thema für kulturell und kreativ Tätige im Ruhrgebiet. 40 % bzw. 144 Personen wählten mit dem Wert 6 die mat selten an einen einzigen Ort gebunden. stärkste Verbindung. Doch was verbinden die Befragten mit Heimat? Der Programmaufruf #heimatruhr erscheint folglich Um dies herauszufinden, sollten die Befragten auf Stärkere Verbindungen konnten ferner die Aussagen anschlussfähig für die Künstlerinnen und Künstler, einer Skala von 1 (keine Verbindung) bis 6 (starke »Heimat ist da, wo ich Familie habe« (72 %) und nur Kreativen und Kulturschaffenden im Ruhrgebiet, da Verbindung) ihre Verbindung mit den in Abbildung 5 leicht geringer »Heimat ist da, wo ich aufgewachsen das Ruhrgebiet mit Heimat in Verbindung gebracht aufgeführten Aussagen angeben. Besonders die Aus- bin« (62 %) erzielen. Die Aussagen »Heimat ist klar an wurde. Heimat hatte für die Mehrheit der Befragten sage »Heimat ist da, wo ich Freundinnen und Freunde einen Ort gebunden« (37 %) und »Heimat ist kein Be- Bedeutung und ist Teil des aktiven Wortschatzes. habe« fand stärkeren Zuspruch. 85 % der Befragten griff meines aktiven Wortschatzes« (29 %) fanden we- wählten hier Werte zwischen 4 und 6. Ebenfalls hohe niger Anklang. Insgesamt lassen die Ergebnisse den Werte erzielten die Aussagen »Heimat ist da, wo ich Schluss zu, dass für die Befragten Heimat tenden- Abb. 4. n = 405 Bedeutung von Heimat 38% 25% 22% 19% 6% große Bedeutung eher große Bedeutung mittlere Bedeutung eher geringe Bedeutung geringe Bedeutung 14
Abb. 5. Wie stark verbinden Sie Heimat mit den nachfolgenden Begriffen? Wie stark das Ruhrgebiet mit Heimat in Verbindung Heimat ist da, wo ich Freundinnen und Freunde habe. gebracht wird, hängt wiederum von der Dauer ab, welche die Befragten insgesamt im Ruhrgebiet gelebt 85% 15% haben. Je länger die Befragten im Ruhrgebiet lebten, Heimat ist da, wo ich mich entfalten kann. desto stärker war die Verbindung mit der Aussage »Das Ruhrgebiet ist meine Heimat«. Mit 32 Jahren 82% 18% lebten die Befragten durchschnittlich relativ lange im Heimat ist da, wo ich zuhause bin. Ruhrgebiet – das Durchschnittsalter der Befragten ist 46 Jahre, was zeigt, dass die Verwurzelung der kultu- 82% 18% rell und kreativ Tätigen in der Region hoch ist. Dieses Ergebnis überrascht, da kulturell und kreativ Tätigen Das Ruhrgebiet ist meine Heimat. oft eine geringe Ortsgebundenheit attestiert wird. 76% 24% Jedoch gilt es bei diesen sowie allen anderen Befra- gungsergebnissen zu beachten, dass vermutlich eher Heimat ist da, wo ich Familie habe. Personen an der Umfrage teilgenommen haben, die 72% 28% sich generell durch die Themen Heimat und Ruhrge- biet angesprochen fühlten. Heimat ist da, wo ich aufgewachsen bin. 63% 38% Heimat ist klar an einen Ort gebunden. 37% 63% Heimat ist kein Begriff meines aktiven Wortschatzes. 29% 71% stärkere Verbindung (4-6) schwächere Verbindung (1-3) n = 353 15
Abb. 6. Wie wichtig sind Ihnen Merkmale des räumlichen Umfeldes, um sich an einem Ort heimisch zu fühlen? (Mehrfachauswahl möglich) Was brauchen die Befragten, um sich an einem Ort heimisch zu fühlen? Um dies herauszufinden, wurden angenehmes eigenes Zuhause die Befragten darum gebeten, die Wichtigkeit räum- licher (Abb. 6), sozialer (Abb. 7) und emotionaler Fak- 94% 6% toren (Abb. 8) auf einer Sechserskala (1 = unwichtig bis 6 = sehr wichtig) zu bewerten. Orte der Kultur (Theater, Club, Festival, Museum, Poetry-Slam etc.) 93% 7% Für 94 % der Befragten war das »angenehme eigene Zuhause« eher wichtig, um sich heimisch zu fühlen Treffpunkte & Begegnungsorte (d.h. es wurden Werte von 4 bis 6 gewählt), wobei 60 % 93% 7% sogar angaben, dass ihnen dieser Aspekt sehr wichtig sei. Ähnliche Werte erhielten auch »Orte der Kultur« Nähe zur Natur wie Theater und Clubs (93 %) sowie »Treffpunkte und 90% 10% Begegnungsorte« (93 %). Ebenfalls wichtig waren die »Nähe zur Natur« (90 %) und »Naherholungsorte« wie Naherholungsorte (Parks, Grünflächen, Freizeitmöglichkeiten) Parks, Grünflächen und Freizeiteinrichtungen (89 %). 89% 11% Mit einigem Abstand wurde einer »guten Verkehrs- infrastruktur« (83 %) und einer »angemessenen Ver- gute Verkehrsinfrastruktur sorgungsinfrastruktur« (82 %) ebenfalls eine hohe 83% 17% Wichtigkeit zugeschrieben, um sich heimisch zu füh- len. »Erinnerungsorte« sind relativ betrachtet weniger angemessene Versorgungsinfrastruktur wichtig. Nur 78 % der Befragten wählten Werte zwi- schen 4 und 6. 31 % der Befragten bewerteten diesen 82% 18% Aspekt jedoch als sehr wichtig (Wert 6). Interessan- persönliche Erinnerungsorte terweise war die »Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes« am wenigsten wichtig (72 %). Nur 24 % der Befragten 78% 22% gaben an, dass die Arbeitsplatzerreichbarkeit ihnen Nähe zum Arbeitsplatz sehr wichtig sei, um sich heimisch zu fühlen. Ob die relativ betrachtet niedrige Wichtigkeit darin begründet 72% 28% liegt, dass die Befragten weniger arbeitsplatzgebun- eher wichtig (4-6) eher unwichtig (1-3) n = 357 den arbeiten (z.B. durch freiberufliche Tätigkeiten im Homeoffice), kann nur vermutet werden. 16
Abb. 7. Wie wichtig sind Ihnen Merkmale des sozialen Umfeldes, um sich an einem Ort heimisch zu fühlen? (Mehrfachauswahl möglich) Besonders »Freunde« waren den Befragten im sozia- len Umfeld wichtig, um sich heimisch zu fühlen. 96 % Freunde 96% 4% gaben Werte zwischen 4 und 6 an, wobei 62 % sogar aussagten, Freunde seien ihnen sehr wichtig (Wert 6). Offenheit in der Gesellschaft 96% 4% Es folgten »Offenheit in der Gesellschaft« (96 %) und mit einigem Abstand »gesellschaftlicher Zusammen- gesellschaftlicher halt« (86 %). Auch »Familie« wurde als wichtig er- Zusammenhalt 86% 14% achtet, da immerhin noch 82 % der Befragten Werte zwischen 4 und 6 wählten. Relativ gesehen weniger Familie 82% 18% wichtig waren »Nachbarschaft« (70 %) und »weitere Netzwerke« wie Vereine, Gremien, Kirchenkreise etc. (61 %). Bei den emotionalen Faktoren erfuhr »sich Nachbarschaft 70% 30% (aus)kennen« die größte Wichtigkeit für die Befragten (87 %). Es folgten »Werte und Normen teilen« (81 %) weitere und »dazu gehören« (77 %). Etwas weniger wichtig war Netzwerke 61% 39% den Befragten »sich erinnern« (74 %). eher wichtig (4-6) eher unwichtig (1-3) n = 359 Insgesamt lassen die Befragungsergebnisse die In- Abb. 8. terpretation zu, dass sich Heimat für die befragten Wie wichtig sind Ihnen die folgenden emotionalen Faktoren, um sich an einem Ort heimisch zu fühlen? (Mehrfachauswahl möglich) Künstlerinnen und Künstler, Kreativen und Kultur- schaffenden eher aneignen lässt, als dass sie durch Sich (aus)kennen 87% 13% Geburt, Familie und Kindheit/Aufwachsen bestimmt wird. So wurden »Freunde« in den Frageblöcken je- weils wichtiger als »Familie« erachtet, um sich an Werte und Normen teilen 81% 19% einem Ort heimisch zu fühlen. Doch auch der Ort bzw. die Orte des Aufwachsens (Kindheit), Erinnerung und »Dazu gehören« 77% 23% Familie erfahren noch hohe Werte in der Befragung. Dies muss kein Widerspruch sein, da viele Befragte aus dem Ruhrgebiet stammen und Heimat auch mit »Sich erinnern« 74% 26% mehreren Orten in Verbindung gebracht wird, wie die niedrige Zustimmung zur Aussage »Heimat ist klar an eher wichtig (4-6) eher unwichtig (1-3) n = 356 einen Ort gebunden« verdeutlicht. 17
Blick auf das Ruhrgebiet Wie wird das Ruhrgebiet gesehen? Wie die Befragten das Ruhrgebiet sehen, welches industrielle Erbe und die damit einhergehenden He- len Erbes (Abb. 9, rechts). 91 % der Befragten assozi- Image sie also vom Ruhrgebiet haben, wurde eben- rausforderungen geprägt. Aber auch »vielfältige Kul- ierten das Ruhrgebiet mit »altindustriellen Orten oder falls erhoben. Hierzu wurde die Verbindung des Ruhr- tureinrichtungen« (86 %) und ein »dichtes Kulturange- Gebäuden« (Werte zwischen 4 und 6), wobei 48 % der gebiets zu verschiedenen kulturellen und gesell- bot« (85 %) wurden mit dem Ruhrgebiet in Verbindung Befragten sogar sehr starke Verbindungen angaben. schaftlichen Merkmalen, Gebäuden/Plätzen/Orten gebracht. Relativ gesehen am schwächsten wurden Mit »Kioske« (78 %) hat es ein ebenfalls altindustriell und Branchen erfragt. Als Antwortmöglichkeit stand mit dem Ruhrgebiet Merkmale der Innovationskultur bedingter Ort in die Top 3 geschafft. Die Verbindung wiederum die Sechserskala von 1 (= keine Verbindung) und Bildung assoziiert: »studentisches Leben« (51 %), mit »Freizeitmöglichkeiten im Grünen« (78 %) ist nur bis 6 (= starke Verbindung) zur Auswahl. Mit dem Fra- »Innovationsgesellschaft« (50 %) und »Start-up-Kul- geringfügig stärker ausgeprägt. Darüber hinaus wur- genblock zu den drei Kategorien sollte die aktuelle tur« (44 %) erzielten von allen Merkmalen die nied- de das Ruhrgebiet ebenfalls relativ stark mit »neuen, Binnenwahrnehmung der kreativ und kulturell Tätigen rigsten Werte. Überraschenderweise wurde auch die modernen Orten« wie dem Dortmunder U (73 %), »Be- vom Ruhrgebiet erhoben werden. Wird das Ruhrgebiet »Bergbautradition« (64 %) relativ betrachtet weniger gegnungsorten« wie Kulturvereinen (69 %), »Univer- also eher mit Tradition und dem kulturellen Erbe als stark mit dem Ruhrgebiet assoziiert. Ähnlich starke sitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen« Bergbauregion verbunden, wird es mit Wissenschaft Verbindungswerte wie »Bergbautradition« erzielte die (69 %) und »Stadtteilen im Wandel« (68 %) verbunden. und Bildung assoziiert oder als Hotspot der Kreativ- »Europäische Kulturhauptstadt RUHR.2010« (59 %), wirtschaft wahrgenommen? was für ein singuläres (Groß-)Ereignis durchaus be- Mittelstark waren die Verbindungen zu »Schrebergär- achtlich ist. ten« (62 %), »Fußballstadien« (52 %) und »temporär Wie aus Abbildung 9 (links) hervorgeht, wurde das genutzten Orten« (51 %). Geringere Verbindung wurde Ruhrgebiet kulturell und gesellschaftlich besonders Die Ergebnisse deuten insgesamt an, dass das Ruhr- »innovativen Arbeitsräumen« (42 %), »digitalen Räu- mit Diversität und kultureller Vielfalt verbunden und gebiet kulturell und gesellschaftlich besonders mit men« (25 %) und »Gebetsstätten« (24 %) zugeschrie- als Zuwanderungsregion wahrgenommen. So gaben Diversität und Zuwanderung in Verbindung gebracht ben. Für diese drei Orte gaben deutlich weniger als die 92 % der Befragten an, dass sie das Ruhrgebiet mit wird. »Glück auf« und das industrielle Erbe haben Hälfte der Befragten stärkere Verbindungswerte an. »kultureller Vielfalt« verbinden (Werte zwischen 4 und zwar keinesfalls ausgedient, sind aber nur zwei Merk- 6). Ähnlich hoch war die Verbindung zu »Zuwanderer- male unter vielen, die die Befragten mit dem Ruhrge- kulturen« (91 %). Hohe Werte erzielten ferner »In- biet assoziierten. dustriekultur« (90 %), »soziale Herausforderungen« (88 %) und »Herausforderung Strukturwandel« (86 %). Relativ betrachtet verbanden die teilnehmenden Entsprechend ist aus Sicht der Befragten die Ruhr- Kultur- und Kreativschaffenden das Ruhrgebiet am gebietskultur und Gesellschaft weiterhin durch das stärksten mit Gebäuden/Plätzen/Orten des industriel- 18
92% 91% 90% 88% 91% 78% 78% 73% altindustrielle Orte neue, moderne Orte soziale Heraus- Freizeitmöglichkeiten Kulturelle Vielfalt Zuwanderungskultur Industriekultur & Gebäude Kioske (z.B. Dortumunder U, forderungen im Grünen (Industriekultur) PACT Zollverein) 86% 86% 85% 85% 69% 69% 68% 62% Universitäten, Hoch- Herausforderung vielfältige dichtes bestimmter Begegnungsorte Stadtteile im Schrebergärten schulen, Forschungs- Strukturwandel Kultureinrichtungen Kulturangebot Menschenschlag (Kulturvereine etc.) Wandel (Kleingärten) einrichtungen 84% 82% 79% 64% 52% 51% 42% 25% innovative Arbeitsräume temporär genutzte Orte tolerante & welt- ehemalige Gastarbeiter- (z.B. Co-Working-Spaces, Integration Bergbautradition Fußballstadien (z.B. Supermarkt der digitale Räume offene Gesellschaft innen & Gastarbeiter FabLabs, offene Ideen, Utopia, Ruhr Ding) Werkstätten) 61% 59% 51% 50% 25% Gebäude/Plätze/Orte künstlerische & kultu- Europäische Kultur- studentisches Innovations- Gebetsstätten relle Avantgarde haupstadt RUHR.2010 Leben gesellschaft n = 349 stärkere Verbindung (4-6) schwächere Verbindung (1-3) 44% kulturelle und gesellschaftliche Merkmale Start-up-Kultur n = 350 Abb. 9. Verbindung mit kulturellen/gesellschaftlichen stärkere Verbindung (4-6) schwächere Verbindung (1-3) Merkmalen und Gebäuden/Plätzen/Orten/ 19
Auch bei den Branchen geht es auf den ersten Blick vermutlich durch die Zugehörigkeit zur Kultur- und haben. Auch Branchen, die für das Image »Tradition/ eher traditionell zu, da die Industrie und insbesondere Kreativwirtschaft im Sinne dieser geprägt ist. Dass die Bergbau/Industrie« stehen, erzielten im Durchschnitt ihr kulturelles Erbe relativ stark mit dem Ruhrgebiet Gaming-Industrie als ein Teilmarkt der Kreativwirt- die höchsten Assoziationen (66 %). Bei den kulturellen verbunden wurden. So verbanden die Befragten »In- schaft mit Abstand am wenigsten mit dem Ruhrgebiet und gesellschaftlichen Faktoren erfuhren Merkmale dustriemuseen« relativ am stärksten mit dem Ruhr- in Verbindung gebracht wird, überrascht dennoch und des Images »Soziales/Diversität« die durchschnittlich gebiet. 86 % wählten hier Werte zwischen 4 und 6, 29 % lässt sich eventuell damit begründen, dass Vertrete- stärksten Verbindungen (86 %), gefolgt von »Tradition/ wählten sogar die 6 und damit eine starke Verbindung rinnen und Vertreter dieses Teilmarktes in der Befra- Bergbau/Industrie« (81 %). Die schwächsten Assozia- (Abb. 10, oben). gung deutlich unterrepräsentiert waren. tionen erfuhren die Merkmale des Images »Wissen- schaft/Bildung/Innovationen« bei den Befragten in Doch das Ruhrgebiet wurde auch mit »ethnischen/mi- Mit Abbildung 10 (unten) wird der Versuch unter- Bezug auf Gebäude/Plätze/Orte und kulturelle und grantischen Ökonomien« (79 %) und der »Kultur- und nommen, die Wahrnehmung der Befragten auf das gesellschaftliche Merkmale. Für das Image »Kultur/ Kreativwirtschaft« (78 %) relativ betrachtet stärker in Ruhrgebiet zusammenzufassen. Hierzu wurden die Freizeit« sahen die Befragten in den drei Kategorien Verbindung gebracht. Beide Branchen erzielten so- Merkmale aus den Abbildungen 10, 11 und 12 in vier unterschiedlich starke Verbindungen mit dem Ruhrge- gar deutlich höhere Werte als die »Schwerindustrie« unterschiedliche Images bzw. Gesamteindrücke ver- biet. Besonders Gebäude/Orte/Plätze der Kultur und (73 %). Es folgen »Bildung« (70 %), »lokale Ökonomie« dichtet und deren Mittelwerte für die stärkeren Aus- Freizeit wurden relativ zu den anderen Images stärker (70 %) und »Handwerk« (69 %). Bei »Wissenschaft« prägungen (Werte 4 bis 6) gebildet. 100 % bedeutet mit dem Ruhrgebiet assoziiert. (62 %), »Kraftwerken« (56 %), »Messen und Events« in der Abbildung folglich, dass alle Befragten für alle (54 %) und der »Chemischen Industrie« (51 %) gab die Merkmale des Images in der entsprechenden Kate- Ohne die Ergebnisse dieser Zusammenfassung über- Mehrheit der Befragten noch höhere Werte an (Wer- gorie Werte zwischen 4 und 6 gewählt haben. Die vier interpretieren zu wollen, suggeriert der Vergleich, dass te zwischen 4 und 6). Weniger in Verbindung gebracht Images sind: Soziales/Diversität (z.B. Zuwandererkul- die Befragten das Ruhrgebiet besonders mit Tradition, wurde das Ruhrgebiet mit »Tourismus« (49 %), »Ge- turen, Begegnungsorte, alternative Ökonomien), Tradi- Bergbau und Industrie in Verbindung bringen und des- sundheitswirtschaft« (37 %), »IT und IT-Sicherheit« tion/Bergbau/Industrie (z.B. Industriekultur, Schreber- sen Gesellschaft als sozial und divers wahrnehmen. (36 %), »Digitalisierung« (35 %), »alternativen Ökono- gärten, Kraftwerke), Kultur/Freizeit (z.B. künstlerische Insbesondere »Wissenschaft/Bildung/Innovationen« mien« (31 %) und besonders wenig der »Gaming-In- und kulturelle Avantgarde, Freizeitmöglichkeiten im werden, sowohl baulich als auch kulturell/gesell- dustrie« (20 %). Dieser Befund ist insofern interessant, Grünen, Kultur- und Kreativwirtschaft) sowie Wissen- schaftlich, relativ gesehen schwächer mit dem Ruhr- da all diese Branchen als potenzialreich für die positi- schaft/Bildung/Innovationen (z.B. studentisches Le- gebiet verbunden. Dieser Gesamteindruck spiegelt ve Gestaltung des Strukturwandels im Ruhrgebiet an- ben, innovative Arbeitsräume, Bildung). nicht unbedingt die örtlichen Potenziale wider, denn gesehen werden. mit 22 Hochschulen und mehr als 60 Forschungsin- Das Image »Tradition/Bergbau/Industrie« erzielte bei stituten ist das Ruhrgebiet eine der vielfältigsten und Bei der Interpretation dieser Ergebnisse gilt es zu den Befragten die stärksten Werte in Bezug auf Gebäu- dichtesten Wissenschaftsregionen Europas, mit jähr- beachten, dass die Befragten natürlich keine Bran- de/Plätze/Orte, wo im Durchschnitt der drei Merkmale lich fast 26.000 akademisch ausgebildeten Absolven- chenexpertinnen und -experten sind und ihre Sicht 77 % der Befragten stärkere Werte (4 bis 6) gewählt tinnen und Absolventen. 20
Abb. 10. Verbindung mit dem Ruhrgebiet - Branchen und Zusammenfassung Wie stark verbinden Sie das Ruhrgebiet mit folgenden Branchen? Industrie- Ethnische Schwer- Lokale Hand- Wissen- Kraft- Messen & Chemische Touris- Gesundheits- IT & IT- Digitali- Alternative Gaming- KKW Bildung museen Ökonomien industrie Ökonomien werk schaft werke Events Industrie mus wirtschaft Sicherheit sierung Ökonomien Industrie 14% 21% 22% 27% 30% 30% 31% 38% 44% 46% 49% 51% 63% 64% 65% 69% 80% 86% 79% 78% 73% 70% 70% 69% 62% 56% 54% 51% 49% 37% 36% 35% 31% 20% stärkere Verbindung (4-6) schwächere Verbindung (1-3) n = 682 Was verbinden die Befragten mit dem Ruhrgebiet? Branchen Gebäude/Plätze/Orte Wissenschaft Tradition kulturelle/gesllschaftliche Bildung Kultur Bergbau Soziales Merkmale Innovation Freizeit Industrie Diversität 51% 49% 66% 48% 45% 64% 77% 54% 48% 73% 81% 86% 21
Kreativität und Heimat im Ruhrgebiet Künstlerisch-kreative Entfaltung Künstlerisch-kreative Tätigkeiten können durch ein dieser Personengruppe ist zu vermuten, dass sie eher geschätzt. 69 % der Befragten hielten Rechtsberatung Umfeld, das Entfaltung stimuliert und ermöglicht, be- im Online-Bereich oder im Kundenauftrag künstle- zwar für wichtig, davon allerdings nur 24 % für sehr günstigt werden. Vor diesem Hintergrund wurden die risch oder kreativ tätig ist. wichtig (Wert 6). Dieser Bereich scheint eher wenig mit Befragten darum gebeten, auf einer Skala von 1 (= un- persönlicher Entfaltung im Ruhrgebiet in Verbindung wichtig) bis 6 (= sehr wichtig) einzuschätzen, was sie Als gleich wichtig wurden Informationen über Förder- zu stehen. persönlich benötigen, um sich im Ruhrgebiet (noch) angebote erachtet (ebenfalls 89 % Zustimmung). Mit besser kreativ, kulturell und/oder künstlerisch entfal- nur geringem Abstand bezogen auf die Wichtigkeit Die Umfrageergebnisse lassen den Schluss zu, dass ten zu können (Abb. 11). folgten inspirierende Personen (87 %) sowie Räum- künstlerisch-kreative Entfaltung im Ruhrgebiet neben lichkeiten zum Arbeiten (86 %). 60 % der Befragten Informationen über Förderangebote und inspirieren- Von insgesamt acht vorgegebenen begünstigenden gaben bei der Frage nach Räumlichkeiten zum Arbei- den Personen in erster Linie eine Frage von Räumlich- Umfeldfaktoren mit Bezug zu Förderung, Professio- ten den höchsten Wert (6) an, 14 % den zweithöchsten keiten ist. Dabei sind Ausstellungs-/Aufführungsorte nalisierung und Arbeitsorten sind Ausstellungs- und Wert (5) und 12 % den dritthöchsten Wert (4). Ledig- genauso gemeint wie Arbeitsräume. Das Programm Aufführungsorte mit den höchsten Werten verbunden lich 3 % der Befragten erachteten Räumlichkeiten zum #heimatruhr greift diesen Bedarf mit seinem deut- worden. 89 % der Befragten gaben hier Werte zwischen Arbeiten als unwichtig (Wert 1). Im Vergleich mit den lichen Bezug zu realen Orten, Plätzen, Flächen und 4 und 6 an. Nur 1 % der Befragten erachteten Ausstel- anderen Umfeldfaktoren mit Abstand am wenigsten Gebäuden auf, die durch künstlerisch-kreative Inter- lungs- und Aufführungsorte als unwichtig (Wert 1). Bei wichtig wurde Rechtsberatung von den Befragten ein- ventionen belebt und bespielt werden sollen. 22
Abb. 11. Faktoren persönlicher künstlerischer Entfaltung Heimat in Kunst, Kultur und Kreativität. Eine Vielzahl künstlerischer Arbeiten oder Beiträge setzt sich mit Heimat oder dem Heimatbegriff im Ruhrgebiet aus- einander. Um eine Vorstellung von den bereits existie- renden Werken zu erhalten, wurden die Befragten dar- um gebeten, diese zu benennen. Insgesamt haben 128 Ausstellungs-/ Aufführungsorte 89% 11% Befragte zum Teil mehrere Arbeiten oder Beiträge auf- geführt, die diesen Bezug aufweisen. Darunter bilde- Informationen zu ten Industriemuseen und Orte der Industriekultur eine Förderangeboten 89% 11% große Gruppe, z.B. Landmarken und Haldenkunst, die Jahrhunderthalle in Bochum oder Zeche Zollverein in Inspirierende Personen 87% 13% Essen. Häufig genannt wurden ebenfalls Projekte wie bspw. das »Pixelprojekt«, »Zollverein mittendrin« und Räumlichkeiten »Wir arbeiten für Gentrifizierung ehrenamtlich«; Orte zum Arbeiten 86% 14% wie die »Bakery« in Bochum und das »Unperfekthaus« in Essen; Events wie der »Tag der Trinkhallen«; diver- Berufliches Netzwerk 85% 15% se Ausstellungen; Vereinigungen wie »artscenico« oder »Heimatdesign«; aber auch Bücher bzw. Texte in Ruhrgebietssprache. Förderberatung 84% 16% Zusätzlich wurden die Befragten gebeten, drei Stich- Weiterbildungs- worte zu nennen, die sie mit einem zeitgemäßen Hei- möglichkeiten 78% 22% matverständnis im Ruhrgebiet verbinden. Insgesamt sind ca. 680 Stichworte von 235 Personen genannt Rechtsberatung 69% 31% worden (Abb. 12). Die Schriftgröße verdeutlicht die Häufigkeit der Nennung. Offenheit, Strukturwandel, eher wichtig (4-6) eher unwichtig (1-3) n = 447 Kultur, Diversität, Toleranz, Integration und Multikul- turalität überwogen als Begriffe vor Stichworten wie Innovation, Metropole, Kreativität und Industriekultur, die jedoch auch mehrfach genannt wurden. 23
inklusiv Direktheit grünNatur Ruhr-Mythos CuisineTradition Mitmenschen Heimatdesign Sozialdemokratie Wandel Vandalismus Toleranz Ohnmacht unkompliziert Metropolbürger*in Ruhrpott Austausch Bewegung Schrebergärten diffus/unbestimmt lebendig zugewandt Brücken Kooperation Schlingensiefsorientierungslos Interkulturell erzählen menschlich Müllvermeidung Identitätsbildung Geborgenheit Vertrauheit Bewusstsein Hochschule Modernisierung Industriegeschichte ankommen Chancen bodenständig Neuorientierung Moderne Wagner-Musik Nähe rückwärtsgewandt Glückauf Anpacken wohlfühlen Übereinkünfte Transformation Zukunft Revierparks Stadtgesellschaft Diversität Müllbeseitigung Pottschnauze Gesellschaft Neugier Freunde bemerkenswert Tourismus Montanindustrie Netzwerk Stadt Wissenschaft Bodenhaftung Landschaftspark progressiv arm Zwischenzustand Individualismus Metropolregion Industriefolklore Nostalgie Zusammenarbeit multidimensional cool Strukturfreiheit Pott Neues Bevölkerungsdichte unabhängig Fortschritt Industriedenkmäler Migration Umwelt Fußballsozial bunt Unterschiede Liebe Zechenkultur sinnstiftend Künstler Nachbarschaft Gastronomie bodenständig EmscherTraditionspflegeNetzwerkarbeit zeitgemäß Kreativ-Magnet Kreativquartiere Selbstironie angenehm Kreativ-gestalterisch Nicht-Identifikation Miteinander Grundlagenidentität Gesellschaft Zusammenleben Straßenausbesserung Wohnraum Sicherheit Entwicklung Freiraum Technologie Anerkennung Erinnerungen Kommunikationsfreude Weiterbildung verwurzelt gemischt Klima Gemeinschaftsgartenkunst Romantik Sozialprobleme Zugehörigkeit Grünanlagen wandelbar Vision greenEmscherparkKumpel Verbundenheit Bevölkerung Konflikte Nomadin Lehmbruck Uni-Landschaft Humor Gewalt Mischung grenzenlos Herkunft Gerechtigkeit A40 Mut Urban-Gardening Kultur Zechen-Kumpel-Currywurst-Gemütlichkeit Dialog Melting Pot Weltoffenheit Tradition Umfeld Begegnungsorte Chancengleichheit Orte Informationen transkulturelle BergbauStahl belebt Himmel Potential Stagnation Space Vorbild Klimanachhaltigkeit Ausstellungen Bestand Lebensqualität überbewertet Stätten Politik Städte gesund perspektivlos Begegnung künstlerisch Möglichkeit Mobilität Museum lebenswert Arbeit einfrierend Kumpel Chance Metropole KunstSolidarität Möglichkeiten Introspektive DIY Kulturen Renaturierungen Authentizität fragile Aufgabe Opel VRS Europa Offene Ruhrgebiet positiv international praktisch Utopien Leere Einwanderungsgesellschaft offen Räume Kulturinitiativen echt Rechtsruck Netzwerke Kreativwirtschaft Mundart Basis Stillstand lernen Einhort Song Subkultur Material Lokal sexy Gefühl Identität offen Stolz Hafen Herz flexibel emotional Bühnen Menschen schön Vergangenheit Radwege besonders Stadtteil Zollverein Prozess Gradlinigkeit Akzeptanz Vernetzung Geschichte Realitätssinn Bier Leben interessiert Offenheit Klavierfestival erlebbar altbacken Wurzeln Gemeinschaft traditionell Sinn Raum interkulturell Logistik IBA Industrie denken vielfältig haltbietend Resonanz Struktur Parkfeste Gaming Stau Musik Identitäten Radtrassen Kunsträume Selbstverständnis Theater tolerant Quartiere Macher Ehrlichkeit Sprache bewahren Innovationskraft Feuer digital Areals innovativ Aufbruch Wohlfühlort Aufstiegsmöglichkeiten Schutz Gleichstellung Wirtschaft Anker Wärme Zentriertheit verbindend Currywurst Gleichgesinnte Freiheit historisch Berlin Inspiration Neustart Digitalisierung Wohlfühlfaktor Gehen Rhein-Ruhr Neubeginn Berührung Events Verortung Halden Kiosk Bildung Slang Kritik günstig temporär Vergleich ehrlich Home Infrastruktur Region Start handeln Gebäude nachhaltig verharren Ruhrtal Schmelztiegel Familie grey Respekt Bauwerke Wünsche Baustellen Kneipenkultur Wohlfühlklima Comedy konservativ Modewort Brücke Dezentrale Ruhr urban Diaspora Größe Flamme Industrie Kohle Umwandlung bauen Haustür Werte Heimatraum Zeche Nationalismus modern Park weltoffen Entfaltungsfreiräume Diversitätsalltag Identifikation interdisziplinär Kreativität Vielfältigkeit schöpferisch Heimat Autokorso Lokalpatriotismus Bochum Positivismus Zuhause gemeinschaftlich Kommen Hilfsbereitschaft Revierderby Menschenschlag Zusammengehörigkeit Leben Bergbaukultur kulturelle Angebot Nostalgiesolidarität Selbstbewusstsein zusammenwachsen Willkommenskultur Abb. 12. Wortwolke »Heimatverständnis Ruhrgebiet« Community Kulturhauptstadt Kulturverdrossenheit Bergarbeitertradition migrationserfahren kontraproduktiv In vielen der genannten künstlerischen Arbeiten mit gebeten, die Wichtigkeit von sechs verschiedenen Be- quartieren der Ruhrgebietsstädte beachtliche Erfolge Heimatbezug steht die Begegnung und das Mitein- reichen, Bildung, Begegnung, Kultureinrichtungen, vorweisen kann und positive Entwicklungen initiiert ander von Menschen und somit eine soziale, gesell- Stadt- und Quartiersentwicklung, Naturerlebnisse und bzw. maßgeblich begleitet hat. Die Bereiche Kulturein- schaftliche Ebene im Zentrum. Dies greifen die in der neue Orte des Strukturwandels, in Bezug auf eine zeit- richtungen (95 %) und Begegnungen (94 %), die glei- Wortwolke dargestellten Stichworte auf und unter- gemäße Weiterentwicklung von Heimat im Ruhrgebiet chermaßen als toleranzfördernd gelten, wurden eben- streichen den toleranten und weltoffenen Blick der auf einer Skala von 1 (= unwichtig) bis 6 (= sehr wichtig) falls als wichtig erachtet. Naturerlebnisse erreichen Befragten auf das Ruhrgebiet. einzuordnen (Abb. 13). mit 87 % einen immer noch hohen, aber im Vergleich zweitniedrigsten Wert. Als vergleichsweise weniger Vor diesem Hintergrund ist es konsequent, dass Bil- Bildung wurde von 98 % der Befragten als besonders wichtig wurden neue, moderne Orte des Strukturwan- dung – die zentrale toleranzfördernde Eigenschaft – wichtig erachtet. Auch der Stadt- und Quartiersent- dels in Bezug auf die Weiterentwicklung eines zeitge- als wichtigste Maßnahme für die Weiterentwicklung wicklung wurde eine hohe Wichtigkeit (95 %) attestiert. mäßen Heimatverständnisses erachtet (77 %). eines zeitgemäßen Heimatverständnisses im Ruhr- Womöglich, da Stadt- und Quartiersentwicklung ins- gebiet erachtet wird. Konkret wurden die Befragten besondere in den strukturschwächeren Stadtteilen/- 24
Abb. 13. Wichtigkeit für eine zeitgemäße Weiterentwicklung von Heimat im Ruhrgebiet Bildung 98% Stadt- & Quartiers- 95% entwicklung Kultureinrichtungen 95% Begegnungen 94% Erlebnisse in der 87% neue, moderne Orte, die den Strukturwandel 77% Natur ermöglichen repräsentieren stärkere Verbindung (4-6) schwächere Verbindung (1-3) n = 447 25
78 Ideenorte Kreis Recklinghausen Hamm Kreis Wesel Bottrop Gelsen- Kreis kirchen Dortmund Unna Ober- Herne hausen Duisburg Bochum Essen Mühlheim an der Ruhr Ennepe-Ruhr-Kreis Hagen Abb. 14. Ideenorte im Ruhrgebiet
Gestaltungsideen Vielfältige und innovative Projektideen Die #heimatruhr-Umfrage verdeutlicht die Engage- sen, Bochum und Dortmund stärker vertreten waren mentbereitschaft von Künstlerinnen und Künstlern, (Abb. 14). Kreativen und Kulturschaffenden vor Ort oder in der Region Ruhrgebiet als Ganzes. Dies kommt insbeson- Um die Vielfalt der eingereichten Projektideen ange- dere durch zahlreiche Projektideen zum Ausdruck, messen darstellen zu können, wurden auf Grundlage deren Vielfalt und Innovativität beachtlich ist. Bereits der Einreichungen folgende Kriterien für die Zuord- durch die Umfrage konnten 300 zum Teil stichwort- nung der unterschiedlichen Projektideen angewendet: artig formulierte Projektideen von 157 ideengebenden Beitrag zur Gestaltung der #heimatruhr, Beitrag zur Personen/Personengruppen erfasst werden. Inklusion/Integration verschiedener gesellschaftli- cher Gruppen, Beitrag zur Förderung von Kultur und Bis Anfang März 2020 sind daraus 78 konkrete Pro- Kreativität vor Ort, Nachhaltige Verankerung. Diese jektideen formuliert worden, deren Förderfähigkeit Kriterien bestehen aus insgesamt 13 gleichwertigen zunächst in einer Konkretisierungs- und Prüfungs- Unterkategorien (siehe Abb. 15 mit einer genauen Er- phase bewertet wird, um so passende Projekte identi- läuterung der Kriterien). fizieren zu können. Die Realisierung ist ab der zweiten Jahreshälfte 2020 geplant. Die Projektideen haben das Potenzial, auf kreative Weise zu einem zeitgemäßen Heimatverständnis bei- zutragen. Sie streben an, in das jeweilige Quartier aus- zustrahlen, Begegnungsorte zu entwickeln, Plätze zu gestalten sowie Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Projekträume zu bespielen. 62 von 78 Projektideen möchten offene Orte entwickeln, die identitäts- und gemeinschaftsstiftend wirken. Impulse für Ideen gibt es im gesamten Ruhrgebiet. Aus fast allen Kreisen und kreisfreien Städten sind Projektideen eingegan- gen, wobei die bevölkerungsreichen Großstädte Es- 27
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