Hessischer Umwelt-Monitor - Berichte, Fakten und Daten zur Umwelt 03/2022
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Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Hessisches Statistisches Landesamt Hessischer Umwelt-Monitor Berichte, Fakten und Daten zur Umwelt 03/2022 26. Jahrgang
Gemeinsam herausgegeben von dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und dem Hessischen Statistischen Landesamt Inhalt Insektensterben in Fließgewässern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 A. Gewässerüberwachung in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1. Hydrologische Daten nach Messstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2. Gewässerbelastung nach Messstellen und Komponenten . . . . . . . . . . . . 16 B. Die Luftqualität in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Der „Hessische Umwelt-Monitor“ erscheint vierteljährlich. Er wird gemeinsam herausgegeben von dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und dem Hessischen Statistischen Landesamt. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Hessisches Statistisches Landesamt (HSL) Rheinstraße 35/ 37 65175 Wiesbaden Verantwortlich für den Inhalt: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Telefon: 0611/6939-0 Telefax: 0611/6939-555 Redaktion: HLNUG Franziska Vogt Telefon: 0611/6939-307 Layout: HLNUG Nadine Senkpiel Titelbild: © Adobe Stock/Karoline Thalhofer Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit genauer Quellenangabe bei Einsendung eines Belegexemplares gestattet. Das HLNUG auf Twitter: https://twitter.com/hlnug_hessen 2
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Insektensterben in Fließgewässern? Jean-Marie Müller, Yannik Steudter, Anna Ida Holler & Gregor Buchholz Einleitung Insekten sind für das Ökosystem unverzichtbar. Durch aller flugfähigen Insekten eruiert. Anhand dieser Er- das Bestäuben von Pflanzen, den Abbau organischer hebung konnte ein dramatischer Rückgang der Bio- Masse, die Gewässerreinigung sowie durch den Erhalt masse der flugfähigen Insekten von über 75 Prozent der Bodenfruchtbarkeit oder als Nahrungsgrundlage festgestellt werden (BMU 2018). Angesichts dieser für andere Insekten oder Tiergruppen, erbringen Ergebnisse und der bereits beschriebenen hohen Be- die Insekten bedeutende Ökosystemleistungen, von deutung der Ökosystemleistungen von Insekten, tritt welchen nicht nur die Umwelt, sondern auch die die Relevanz und Aktualität dieser Thematik deutlich Menschen abhängig sind (BMU 2018). in Erscheinung. Seit 2017 ist durch die Veröffentlichung der „Kre- Ob sich diese Entwicklung auch in Fließgewässern felder Studie“ des Entomologischen Vereins Krefeld abzeichnet und welche Parameter dabei signifikanten das öffentliche Interesse für die Problematik „In- Einfluss auf das Insektenvorkommen haben könnten, sektensterben“ geweckt. Im Rahmen dieser Studie war Anlass für eine Projektarbeit im Dezernat wurden, über einen Zeitraum von mehr als 27 Jah- Gewässerökologie des Hessischen Landesamtes für ren in 63 Schutzgebieten in Nordrhein-Westfalen, Naturschutz, Umwelt und Geologie (Buchholz et al. Insektenerhebungen durchgeführt und die Biomasse 2019). 3
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Methodik Makrozoobenthos Das Makrozoobenthos ist eine der biologischen region eines Fließgewässers bevölkern. Es beinhaltet Qualitätskomponenten zur Bewertung von Fließ- z. B. Würmer, Schnecken, Muscheln, Krebstiere gewässern hinsichtlich des ökologischen Zustandes sowie Insekten. beziehungsweise des ökologischen Potentials. In den Fließgewässern sind insbesondere diese Das Makrozoobenthos umfasst mit dem bloßen Auge Insektenordnungen zu finden: sichtbare, wirbellose Gewässertiere, welche die Boden- Tab. 1: Insektenordnungen und deren Stadien im Gewässer Insektenordnung Stadien im Gewässer Eintagsfliegen Ephemeroptera Larven Steinfliegen Plecoptera Larven Köcherfliegen Trichoptera Larven & Puppen Libellen Odonata Larven Käfer Coleoptera Larven, Puppen & Imago Zweiflügler Diptera Larven & Puppen Schlammfliegen Megaloptera Larven & Puppen Wanzen Heteroptera Larven, Puppen & Imago Relativer Anteil der Eintags-, Stein- und Köcherfliegenlarven (EPT) Bei EPT handelt es sich um einen Metric, welcher Arten dieser 3 Insektenordnungen (Eintags-, Stein- sich auf die Taxa von Ephemeroptera, Plecoptera und Köcherfliegen) sind in der Regel sehr belastungs- und Trichoptera (Eintags-, Stein- und Köcherfliegen) intolerant hinsichtlich der Gewässergüte. Zudem bezieht: haben sie einen hohen Anspruch an das Habitat. Dies bezieht sich nicht nur auf das Fließgewässer ∑ Häufigkeitsklassen EPT-Taxa selbst. Als merolimnische Arten verlassen sie nach % EPT= ∑ Häufigkeitsklassen aller Taxa dem Schlupf das Gewässer. Die flugfähigen Stadien bedürfen – insbesondere für die Paarung – auch Ein hoher Wert, also eine hohe Zahl an nachgewiesenen eines intakten Gewässerumfeldes. ert, also eineEintags-, hohe Zahl an nachgewiesenen Stein- Eintags-,entspricht und Köcherfliegenlarven, Stein- und Köcherfliegenlarven, em ungestörten, strukturreichen Fließgewässer. einem ungestörten, strukturreichen Fließgewässer. 3 Insektenordnungen (Eintags-, Stein- und Köcherfliegen) sind in der Regel sehr olerant hinsichtlich der Gewässergüte. Zudem haben sie einen hohen Anspruch an das bezieht sich nicht nur auf das Fließgewässer selbst. Als merolimnische Arten verlassen Schlupf das Gewässer. Die flugfähigen Stadien bedürfen - insbesondere für die Paarung ntakten Gewässerumfeldes. dlage ahme me beinhaltet die Entnahme einer Stichprobe des zu untersuchenden Gewässers. Bei der werden - entsprechend dem jeweiligem Sohlsubstrat - 20 Teilproben genommen, also pro anteil 1 Teilprobe (siehe Abbildung 1 und 2). enahme werden auch verschiedene abiotische Parameter, wie z. B. die Strömungsvielfalt, lt und Beschattung erfasst. Die bei einer Probenahme festgestellte Vielfalt der Insekten 4 owohl mit den anhand des vorgefundenen Makrozoobenthos festgestellten biotischen (Saprobie und allgemeine Degradation) als auch mit verschiedenen abiotischen n Beziehung gesetzt werden (siehe Tabelle 3).
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Datengrundlage Probenahme Die Probenahme beinhaltet die Entnahme einer Bei der Probenahme werden auch verschiedene abi- Stichprobe des zu untersuchenden Gewässers. Bei otische Parameter, wie z. B. die Strömungsvielfalt, der Probenahme werden – entsprechend dem jewei- Substratvielfalt und Beschattung erfasst. Die bei einer ligem Sohlsubstrat – 20 Teilproben genommen, also Probenahme festgestellte Vielfalt der Insekten kann pro 5 % Substratanteil 1 Teilprobe (siehe Abbildung somit sowohl mit den anhand des vorgefundenen 1 und 2). Makrozoobenthos festgestellten biotischen Parame- tern (Saprobie und allgemeine Degradation) als auch mit verschiedenen abiotischen Parametern in Bezie- hung gesetzt werden (siehe Tabelle 3). Messstelle Die Messstellen bezeichnen den jeweiligen Gewäs- he Tabelle 3). Der Habitatindex an einer Messstelle serabschnitt, an denen die einzelnen Probenahmen wird anhand ausgewählter Einzelparameter der Ge- (in Hessen meist in einem Abstand von 3 Jahren) wässerstrukturgüte berechnet. Für die Erfassung der durchgeführt werden. Aufgrund der festen örtlichen Landnutzung wurden zwei unterschiedlich breite Zuordnung und der daraus resultierenden Gegeben- und lange Pufferstreifen ausgewählt: Beim Land- heiten hat die Messstelle einen hohen Aussagewert nutzungsindex 100 wird ein Pufferstreifen mit einer in Bezug auf das Vorkommen von Insekten. Breite von 100 Metern (je 50 Meter nach rechts und links des Gewässers) und einer Fließlänge von 500 Die Abhängigkeiten zwischen der mittleren Anzahl Metern oberhalb der Messstelle betrachtet. Beim der an einer Messstelle vorgefundenen Insekten und Landnutzungsindex 500 wird ein größerer Puffer- den abiotischen Parametern an der Messstelle, dem streifen mit einer Breite von 500 (je 250 Meter nach Habitatindex (Förster et al. 2017) und dem Land- rechts und links des Gewässers) und einer Länge von nutzungsindex (UBA 2014) wurden dargestellt (sie- 5 000 Metern oberhalb der Messstelle berücksichtigt. Abb. 1: Repräsentative Probenahme des Makrozoobenthos Abb. 2: Erfassung des Makrozoobenthos mit 20 Teilproben (Multihabitat-Sampling) 5
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Wasserkörper Wasserkörper sind die kleinste zu bewirtschaftende den mithilfe meist mehrerer Messstellen regelmäßig Gewässereinheit. Ein Wasserkörper ist in der europä- auf ihren chemischen und ökologischen Zustand hin ischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) definiert als überprüft. „ein einheitlicher und bedeutender Abschnitt eines Oberflächengewässers, z. B. ein See, ein Speicher- Bezogen auf die bewertete Fließgewässerstrecke errei- becken, ein Strom, Fluss oder Kanal, ein Teil eines chen in Deutschland gegenwärtig nur etwa 9 % aller Stroms, Flusses oder Kanals, ein Übergangsgewässer natürlichen Fließgewässer einen sehr guten oder gu- oder ein Küstengewässerstreifen" (WRRL Artikel 2, ten ökologischen Zustand (Umweltbundesamt 2017). Absatz 10). Die mittlere Anzahl der vorgefundenen Insekten in Fließgewässerwasserkörper (nachfolgend nur noch einem Wasserkörper wird zur Gewässerstruktur des „Wasserkörper“) sind also bestimmte Abschnitte mit gesamten Wasserkörpers und zu den mittleren Phos- einer Einzugsgebietsgröße von mindestens zehn phorkonzentrationen in Beziehung gesetzt (siehe Quadratkilometern. Diese einzelnen Einheiten wer- Tabelle 3). Datenumfang und ausgewertete Parameter Insgesamt konnten für die 3 Bezugsgrößen knapp Die Entwicklung der Insektenfauna wurde also im 4 000 Datensätze ausgewertet werden (siehe Tabelle 2). Hinblick auf die in Tabelle 3 dargestellten abiotischen und biotischen Parameter analysiert. Tab. 2: Umfang der ausgewählten Daten Datenebene Anzahl der Datensätze Probenahme 2 666 Messstelle 1 761 Wasserkörper 411 Tab. 3: Betrachtete biotische und abiotische Parameter Parameter (Bäche und Flüsse) Probenahme Messstelle Wasserkörper Ökologischer Zustand: Saprobie X Ökologischer Zustand: Allgemeine Degradation X Gewässerstruktur: Strömungsvielfalt X Gewässerstruktur: Anzahl anorganische Substrate X Gewässerstruktur: Substratvielfalt X Beschattung X Gewässerstruktur: Habitatindex (Förster et al. 2017) X Landnutzung: Landnutzungsindex (UBA 2014) X Gewässerstruktur: Anteil Strukturklassen 1–4 X Gewässerstruktur: defizitäre Gewässerabschnitte X Phosphorkonzentration X 6
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Ergebnisse Korrelationsanalysen wurden für die Datensätze aus Im Folgenden werden ausgewählte Beispiele gra- den Probennahmen, an den Messstellen sowie von phisch dargestellt und diskutiert. den Wasserkörpern berechnet. Alle Ergebnisse fin- den sich im Anhang der Projektarbeit (Buchholz et al. 2019). Probenahme Die Abbildung 3 zeigt die Abhängigkeit der Anzahl Larven aus der Insektenordnung der Zweiflügler (z. B. der nachgewiesenen Insektenarten von der ökolo- viele Arten aus der Gruppe der Kriebelmücken), die gischen Zustandsklasse Saprobie. Alle Insektenarten in stärker belasteten Gewässern vorkommen können. werden mit einbezogen. Abbildung 4 zeigt die Abhängigkeit des relativen An- Die Abbildung 3 zeigt eine deutliche Abhängigkeit teils der EPT zu der ökologischen Zustandsklasse Sa- der vorkommenden Insektenarten in einer Probenah- probie. me zu der entsprechenden ökologischen Zustands- klasse im Modul Saprobie. Die Trennung zwischen Das 75 %-Perzentil der Klasse 3 liegt unterhalb des Zustandsklasse 2 und 3 ist sehr deutlich zu erkennen, 25 %-Perzentils der Klasse 2 (= guter ökologischer dort hat das 25 %-Perzentil der Klasse 2 denselben Zustand). Somit ist eine sehr klare Abgrenzung der Wert wie das 75 %-Perzentil der Klasse 3 (ab dieser beiden Klassen gegeben. Es kommen deutlich weni- Zustandsklasse 3 „mäßig“ besteht Handlungsbedarf ger Individuen der EPT in der Klasse 3 vor als in der zur Verbesserung des ökologischen Zustands). Klasse 2. Um einen höheren relativen Anteil der EPT zu bekommen (und somit einen guten ökologischen Der Median der Anzahl der Insektenarten sinkt mit Zustand zu erreichen), ist somit eine Voraussetzung, jeder niedrigeren Zustandsklasse. Somit lässt sich sa- dass das Gewässer hinsichtlich der organischen Be- gen, dass die Artenvielfalt umso größer ist, je geringer lastung im Modul Saprobie mindestens die Zustands- die organische Belastung ist. In den Zustandsklassen klasse 2 erreicht hat. 4 und 5 können nur noch bestimmte Insekten, die mit hoher organischer Belastung und wenig Sauer- Zudem bestätigt die Analyse, dass der relative Anteil stoff auskommen, leben. Bei diesen Arten handelt der EPT ein sehr gut geeigneter Metric zur Bewer- es sich um Zuckmückenlarven und diverse andere tung des ökologischen Zustands der Fließgewässer ist. 50 70 60 40 Anzahl Insektenarten 50 einer Probenahme Relativer Anteil der EPT (in %) 30 40 30 20 Median 20 Median 10 25–75 % 25–75 % 10 0 0 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Ökologische Zustandsklasse Saprobie Ökologische Zustandsklasse Saprobie Abb. 3: Anzahl der Insektenarten einer Probenahme – Ökolo- Abb. 4: Relativer Anteil der EPT – Ökologische Zustandsklasse gische Zustandsklasse Saprobie Saprobie 7
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Messstelle • wenn der Habitatindex > 4,5 (stark verändert) Die Abbildung 5 zeigt die mittlere Anzahl der nach- ist und nur bei einem allgemeinen chemisch- gewiesenen Insektenarten an einer Messstelle im physikalischen Parameter der Orientierungswert Vergleich zum Habitatindex der Messstelle. überschritten ist, ist ein schlechter Zustand wahr- scheinlich und somit auch nur eine geringe Arten- Mit steigendem Habitatindex – also mit schlechter vielfalt bei den aquatischen Insekten zu erwarten. werdenden Gewässerstrukturen – verringert sich die mittlere Anzahl der Insektenarten. Die Korrela- Die Abnahme der Artenvielfalt flacht jedoch ab einen tion fällt mit r = -0,38 sehr deutlich aus und zeigt Habitatindex von 6 etwas ab. Hier ist die Struktur den direkten Zusammenhang zwischen Strukturviel- bereits sehr stark verändert und es macht somit für falt und Artenvielfalt an. Noch deutlicher würde der die Artenvielfalt kaum einen Unterschied, ob die Ge- Zusammenhang ausfallen, wenn nur die Ergebnisse wässerstruktur sehr stark oder vollständig (Klasse 7) berücksichtigt würden, bei denen keine organische verändert ist. Belastung vorliegt und auch die Orientierungswerte bei den allgemeinen chemisch-physikalischen Para- Abbildung 6 zeigt die Abhängigkeit des relativen An- metern (z. B. Temperatur, Phosphor, Ammonium) teils der EPT zum Habitatindex der Messstelle. eingehalten sind. Der relative Anteil der EPT weist eine sehr große Ab- So zeigen Studien des LANUV (2018), dass ein guter hängigkeit zum Habitatindex auf. Entsprechend groß ökologischer Zustand beim Makrozoobenthos unter ist der Korrelationskoeffizient (r = -0,42). folgenden Voraussetzungen erreicht werden kann: Auffällig ist, dass bei den Übergängen der Strukturen • wenn alle Orientierungswerte eingehalten wer- 1 und 2 sowie 6 und 7, keine nennenswerte Verän- den, reicht eine Strukturgüte zwischen 3 (mäßig derung des relativen Anteils mehr auftritt. Somit ist verändert) und 4 (deutlich verändert) für einen es auch für diese drei Insektenordnungen unwichtig, guten Zustand aus (Habitatindex
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Beispielsweise liegt die Grenze zwischen dem guten ebenfalls deutlich vermindert wird – die Anforde- und mäßigen ökologischen Zustand bei den in Hessen rungen an die Gewässerstruktur etwas geringer sein. weit verbreiteten silikatischen Mittelgebirgsbächen Zudem wurden bei der Auswertung auch zahlreiche beim Metric EPT bei 50 %; dies würde nach obiger Datensätze anderer Fließgewässertypen berücksichtigt. Darstellung eine Gewässerstruktur zwischen 2 und Dort ist z. T. für einen guten Zustand beim Metric EPT 3 bedeuten. Da hier aber auch Untersuchungsergeb- ein etwas geringerer Anteil erforderlich (z. B. karbo- nisse mit stofflicher Belastung berücksichtigt wurden, natische Mittelgebirgsbäche der Typen 6 und 7 - 47 % werden – unter der Voraussetzung, dass im Zuge der oder die großen Mittelgebirgsflüsse (Typ 9.2) - 43 % Maßnahmenumsetzung WRRL die stoffliche Belastung (siehe www.gewaesser-bewertung.de). Wasserkörper Abbildung 7 zeigt die (fehlende) Abhängigkeit des re- zwischen dem Habitatindex und der Insektenvielfalt lativen Anteils der EPT zu den Anteilen der Struktur- deutliche Abhängigkeiten. klassen 1–4 in einem Wasserkörper. Die Abbildung zeigt extreme Schwankungen, zudem sind die Korre- Abbildung 8 zeigt den relativen Anteil der EPT in Ab- lationen nicht signifikant. hängigkeit der strukturell defizitären Abschnitte im Wasserkörper. Während der Median bei einem Anteil der Struktur- klassen 1–4 von < 10 % bei etwa 48 % liegt, fällt der Anhand dieser Abbildung ist zu erkennen, dass sich der Median in den Bereichen < 20 % bis < 40 % sogar relative Anteil der Ephemeroptera, Plecoptera und Tri- ab und nimmt dann bis zu einem Anteil der Struk- choptera in den Bereichen ab 70 % am geringsten aus- turklassen 1–4 von < 70 % wieder zu. Als Ursache fällt. Entsprechend diesem Ergebnis sollten die Wasser- für die fehlende Korrelation ist anzunehmen, dass körper weniger als 70 % defizitäre Abschnitte aufweisen. der Summenparameter „Gewässerstrukturgüte“ des Wasserkörpers kein geeigneter Indikator für den öko- Im Bewirtschaftungsplan 2015–2021 (HMUKLV logischen Zustand ist. So konnten auch Foerster et al. 2015a) und Maßnahmenprogramm (HMUKLV (2017) keinen zufriedenstellenden Zusammenhang 2015b) wird davon ausgegangen, dass das Bewirt- zwischen der Bewertung der biologischen Quali- schaftungsziel, der gute ökologische Zustand, im Mit- tätskomponenten und den gängigen Kennzahlen der tel dann erreicht wird, wenn knapp 35 % der Ge- Gewässerstrukturkartierung erkennen. Aus diesem wässerabschnitte in einem Wasserkörper strukturell Grund hatten Foerster et al. (2017) den Habitat- hochwertige Abschnitte und somit maximal 65 % index abgeleitet. Wie in den Abbildungen 5 und 6 defizitäre Abschnitte aufweisen. Somit bestätigt die dargestellt, zeigen sich auch im Rahmen dieser Arbeit oben dargestellte Auswertung in etwa diese Zahl. 60 60 Median 50 50 25–75 % Relativer Anteil der EPT Relativer Anteil der EPT 40 40 (in %) (in %) 30 30 20 20 Median 25–75 % 10 10 0 0 0
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Diskussion der Ergebnisse Es konnte gezeigt werden, dass insbesondere der Degradation“ verwendete Metric „Relativer Anteil Parameter Saprobie einen hohen Einfluss auf die An- der EPT-Arten“ korreliert zudem deutlich mit vielen zahl der Insektenarten hat. Der im nationalen Bewer- weiteren abiotischen Parametern (z. B. Strömungs- tungsverfahren PERLODES im Modul „Allgemeine und Substratvielfalt, Habitatindex). Gewässergüte Die Abbildung 9 zeigt die Entwicklung der Gewäs- wässergüteklasse von II zu erreichen. Dass dieses Ziel sergüte über den Zeitraum 1970–2016. Dabei ist zu binnen 30 Jahren mit einem sehr hohen Kosten- und beachten, dass ab 1970 eine einheitliche Bewertung Arbeitsaufwand (Bau von Kläranlagen, Abwasserkanä- aller Fließgewässer mit sieben Gewässergüteklas- len etc.) im Jahr 2000 nahezu erreicht wurde, ist ein sen vorgenommen wurde. Die WRRL fordert eine Beleg dafür, dass zum Wohle der Allgemeinheit die im gewässertypspezifische Bewertung, so dass bei der Gewässerschutz gesetzten Ziele erreicht werden kön- Erstellung der Gewässergütekarten 2006, 2010 und nen. Diese positiven Veränderungen der Gewässergü- 2016 die gewässertypische fünfstufige Bewertung der te haben nach den Ergebnissen dieser Projektarbeit ökologischen Zustandsklasse im Modul Gewässergü- auch einen signifikanten Effekt auf das Insektenvor- te vorgenommen wurde. Aufgrund der insbesondere kommen. Insbesondere tangiert dies die sensibleren in den Bächen nun höheren Anforderungen auch an Insektengruppen wie beispielsweise Ephemeroptera, die Gewässergüte ist der Handlungsbedarf wieder Plecoptera und Trichoptera. Wie Abbildung 4 zeigt, von weniger als 10 % im Jahr 2000 auf nun 18 % im besteht eine signifikante Korrelation zwischen der Jahr 2016 gestiegen. Saprobie und dem relativen Anteil der EPT. Anhand dieser Ergebnisse kann ein Rückgang der Insekten in Anhand der Abbildung 9 wird ersichtlich, dass sich den Fließgewässern bis in die 70er Jahre postuliert die Gewässergüteklasse im Zeitraum von 1970–2016 werden. Mit der deutlichen Verbesserung der Ge- außerordentlich verbessert hat. Ziel der Wasserwirt- wässergüte (siehe Abbildung 9) konnten bereits viele schaft war damals, flächendeckend im Land eine Ge- Insektenarten die Bäche und Flüsse wieder besiedeln. Abb. 9: Prozentualer Anteil der Gewässergüteklassen in Hessen; 1970 bis 2000: einheitliche Bewertung aller Fließgewässer mit sieben Gewässergüteklassen; 2006 bis 2016: ge- wässertypische 5-stufige Bewertung der ökologischen Zustandsklasse im Modul Ge- wässergüte 10
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Abb. 10: Historische Entwicklung der Lebensgemeinschaft des Rheins zwischen Basel und der deutsch-niederländischen Grenze in Beziehung zum durchschnittli- chen Sauerstoffgehalt des Rheins bei Bimmen (Schöll et al. 2015) Auch die Ergebnisse von Schöll et al. (2015) bestä- Nach Schöll et al. (2015) fehlen im Rhein noch ei- tigen für den Rhein den Rückgang der Insekten zu nige in Hessen wieder verbreitete Insektenarten, wie Zeiten stärkster Abwasserbelastung und die Erholung z. B. die in vielen kleineren Flüssen in Hessen (z. B. mit zunehmender Abwasserreinigung. Von den im Fulda, Eder, Haune, Sinn und Jossa) wieder anzutref- Anfang des 20. Jahrhunderts über 100 nachgewie- fende Eintagsfliege Oligoneuriella rhenana oder die senen Insektenarten blieben 1971 nur 5 Arten übrig insbesondere in der Unteren Eder wieder regelmäßig (Schöll et al. 2015). Den nun wieder erfolgten An- anzutreffende Steinfliege Perla burmeisteriana. stieg der Insektenzahlen zeigt die Abbildung 10. Es kann also festgehalten werden, dass sich die Situa- tion der aquatischen Insekten seit Ende der 70er Jahre in Deutschland wieder deutlich verbessert hat. Damit sich die bei der Abwasserreinigung bereits erzielten Erfolge weiter positiv auf die Insektenvielfalt der Fließgewässer auswirken können, sind nun insbeson- dere noch umfangreiche strukturelle Verbesserungen notwendig. So zeigt die Abbildung 10 ebenfalls, dass auch im Rhein – nun insbesondere infolge des Aus- baus und der Nutzung des Rheins als Schifffahrtsstraße – noch zahlreiche Insektenarten fehlen. Im Jahr 1900 kamen im Rhein etwa 120 Insektenarten vor, aktuell Abb. 11: Larven der Eintagsfliegenarten Ephemerella werden im deutschen Rheinabschnitt etwa 60 bis 70 mucronata und Ephemerella ignita Insektenarten festgestellt (Schöll et al. 2015). © Mechthild Banning Prognose zur Entwicklung der Insekten bei weiterer Umsetzung des Maßnahmen- programms WRRL Um die Anzahl der Insekten und Insektenarten in 2015b) noch die Entwicklung naturnaher Gewässer-, den Fließgewässern weiter zu erhöhen, müssen u. a. Ufer- und Auenstrukturen auf einer Länge von ca. auf derzeit ca. 1 500 km noch organisch belasteten 2 100 km erforderlich. Nur durch diese Maßnahmen Fließgewässerstrecken in Hessen (www.hlnug.de) kann das Insektenvorkommen von sensiblen Insek- Maßnahmen ergriffen werden. Des Weiteren ist tengruppen weiter gefördert werden. gemäß Maßnahmenprogramm WRRL (HMUKLV 11
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Abb. 12: Maßnahmenbedarf bei den Allgemeinen Chemisch-Physikalischen Parametern in den hessischen Wasserkörpern (Betrachtungszeitraum: 2014–2018; PGes & o-P- Messwerte nur für das Jahr 2018) Seit dem Jahr 2000 und somit seit der Verabschie- und ist somit auch ein Beitrag zur Steigerung der dung der WRRL sind im Maßnahmenblock „Hydro- Biodiversität. morphologie“ bereits 25 % aller Maßnahmen getrof- fen worden. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, Bereits jetzt kommen einige Insektenarten mehr dass viele erforderliche Maßnahmen noch nicht um- in den Fließgewässern vor. Bekanntes Beispiel ist gesetzt werden konnten. Um alle Maßnahmen zur die Eintagsfliege Ephoron virgo, welche lange Zeit Verbesserung der Gewässerstruktur und zur Wieder- als ausgestorben galt. In Augustabenden der Jahre herstellung der Durchgängigkeit bis zum Jahr 2027 1990–1992 erregten die Schwärme der geschlüpften erfolgreich umzusetzen, sind Finanzmittel in Höhe Eintagsfliegen in Köln und Bonn großes Aufsehen. von noch ca. 545 Mio. € notwendig (excl. der Maß- Die Schwärme behinderten auf den Rheinbrücken nahmen an Bundeswasserstraßen) (HMUKLV 2015a). sogar den Autoverkehr. Stellenweise wurden Brü- cken gesperrt, weil die Insekten die Sicht behinder- Eine weitere große Maßnahmengruppe beschäftigt ten oder an Lampen abstürzten und eine rutschige sich mit der Beseitigung von Stoffen und der Ver- Schicht bildeten. Das war die spektakuläre Rückkehr minderung von Stoffeinträgen aus Punktquellen. Die der einst häufigen Eintagsfliege Ephoron virgo, die Abbildung 12 zeigt die derzeit noch bestehende Be- in Deutschland zuvor fast 50 Jahre verschollen war. lastung der Wasserkörper mit allgemeinen chemisch- Diese „Augustfliege“ wurde früher bei Massenflü- physikalischen Parametern in Hessen. gen mit Licht angelockt und als Tierfutter verwendet. Wie kaum eine andere Art zeigte ihre Rückkehr, dass Festzuhalten ist also, dass es noch sehr großer An- sich der Rhein wiederbelebte (www.rheinstation. strengungen bedarf, alle Maßnahmen zur Erreichung uni-koeln.de). In Hessen wird die Art inzwischen im der Ziele der WRRL umzusetzen. Die weitere Maß- Rhein, Main und auch in der Lahn wieder nachge- nahmenumsetzung wird zu einer weiteren Verbesse- wiesen. rung der Lebensbedingungen für die Insekten führen 12
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Fazit Die hohe Abwasserbelastung führte in der Vergan- und stofflichen Belastung und die weitere Verbesse- genheit zu einem weitgehend unbemerkten Insek- rung der Gewässerstrukturen zu einer Verbesserung tensterben. Aus der vorliegenden Projektarbeit wird der Lebensbedingungen und somit zu einer erhöhten deutlich, dass sowohl die weitere Verbesserung der Artenvielfalt von Insekten beitragen. Abwasserreinigung, die Minderung der thermischen Literaturverzeichnis Buchholz, G., Holler, A.I., Müller, J.-M. & Steud- Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, ter, Y. (2019): Insektensterben in Fließgewäs- Landwirtschaft und Verbraucherschutz – sern? (https://www.hlnug.de/fileadmin/do- HMUKLV (Hrsg.) (2015a): Bewirtschaftungs- kumente/wasser/fliessgewaesser/biologie/ plan 2015 – 2021. (http://flussgebiete. Insektensterben_in_Fliessgewaessern_Be- hessen.de/fileadmin/dokumente/5_ser- richt.pdf; Stand: 20.10.2019). vice/BP2015-2021/_BP_Hauptdokument_ Bundesministerium für Umwelt (2018): Bericht des BP2015-2021_.pdf; Stand: 07. Februar 2017). Bundes über Kenntnisstand, aktuelle Forschun- Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, gen und Untersuchungen zum Insektensterben Landwirtschaft und Verbraucherschutz – sowie dessen Ursachen, in: Schriftlicher Bericht HMUKLV (Hrsg.) (2015b): Maßnahmenpro- für die 90. Umweltministerkonferenz vom 6.–8. gramm Hessen 2015 – 2021. (http://flussge- Juni 2018. (https://www.bmu.de/fileadmin/ biete.hessen.de/fileadmin/dokumente/5_ Daten_BMU/Download_PDF/Artenschutz/ service/BP2015-2021/_BP_Hauptdoku- bericht_insektensterben_bf.pdf; Stand: ment_BP2015-2021_.pdf; Stand: 07. Februar 20. Oktober 2019). 2017). EU – Europäische Union (2000): Richtlinie 2000/60/ Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher- EG des Europäischen Parlamentes und des Ra- schutz Nordrhein-Westfalen LANUV (2018): tes vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Auswertung der Ergebnisse aus dem biologi- Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Ge- schen WRRL-Monitoring der Fließgewässer meinschaft im Bereich der Wasserpolitik. in NRW – LANUV Fachbericht 81. (https:// Foerster, J., Halle, M. & Müller, A. (2017): Ent- www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/3_ wicklung eines Habitatindex zur Beurteilung fachberichte/LANUV-Fachbericht_81_gesi- biozönotisch relevanter Gewässerstrukturen, chert.pdf; Stand: 31. Oktober 2019). in: Gewässer und Boden 466 Fachbeiträge Kor- Umweltbundesamt (Hrsg.) (2014): Strategien zur respondenz Wasserwirtschaft 2017 (10) Nr. 8 Optimierung von Fließgewässer-Renaturie- des Landesamtes für Natur, Umwelt und Ver- rungsmaßnahmen und ihrer Erfolgskontrolle braucherschutz Nordrhein-Westfalen (https:// (https://www.umweltbundesamt.de/sites/ www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/was- default/files/medien/378/publikationen/ ser/pdf/Habitatindex_Foerster_Halle_Mül- texte_43_2014_strategien_zur_optimie- ler_KW_8_2017.pdf; Stand: 11. August 2019). rung_von_fliessgewaesser-renaturierung_0. pdf; Stand: 19. Juli 2019). 13
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Hessischer Umwelt-Zahlenspiegel A. Gewässerüberwachung in Hessen Gewässeruntersuchungen sind Grundlage für die ord- Die Überwachung der Gewässerbeschaffenheit nungsgemäße Bewirtschaftung der Gewässer sowie und die Bewertung des chemischen Zustands den Schutz der Gewässer als Bestandteil des Natur- gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie haushaltes. Zunehmende Ansprüche an die ober- und (EU-WRRL) in Hessen erfolgt an den größeren Ge- unterirdischen Gewässer erfordern einen umfassenden wässern in Hessen wie Main, Nidda, Kinzig, Werra, Gewässerschutz mit einer laufenden Überwachung Lahn, Fulda und wegen der besonderen Belastungs- der Gewässer. Die Bereitstellung der hierfür benö- situation im Schwarzbach (Ried) durch Messstati- tigten quantitativen und qualitativen Daten bedingt onen. Hier werden physikalisch messbare Parameter die Einrichtung von umfangreichen Messnetzen. kontinuierlich, d. h. minütlich bzw. halbstündlich registriert und es wird kontinuierlich Probenwas- In Hessen werden betrieben/untersucht: ser für die spätere chemische Analyse entnommen. Um den chemischen Zustand auch der kleineren Ge- 108 Pegel an oberirdischen Gewässern zur Erfassung des Wasser- wässer zu erfassen, werden darüber hinaus an 251 standes und daraus abgeleitet des Abflusses Messpunkten sowohl umfangreiche physikalische als 75 Niederschlagsmessstellen auch quantitative und qualitative chemische Untersu- 7 Messstellen zur kontinuierlichen Erfassung der Beschaffen- chungen durchgeführt. Diese Messstellen liefern zwar heit oberirdischer Gewässer eine geringere Informationsdichte als die Messstati- 251 Messstellen zur stichprobenhaften Erfassung der Beschaffenheit oberirdischer Gewässer onen, umfassen dafür aber ein dichtes Messstellen- netz, das gleichmäßig über die Fläche Hessens verteilt 94 Messstellen zur stichprobenhaften Erfassung der Beschaf- fenheit von Seen ist und je nach Situation bei negativer Entwicklung der Güte einzelner Gewässer bzw. in deren Teilein- 910 Grundwassermessstellen zur Erfassung des Wasserstandes sowie 67 Quellschüttungsmessstellen, davon zugsgebieten regional durch zusätzliche Messstellen verdichtet werden kann. 351 Grundwassermessstellen zur Erfassung der Wasserbeschaf- fenheit > operative Messstellen (gemäß EU-WRRL) zur Erfassung von Die Beschaffenheit von Seen wird an 94 Messstellen 1 200 Fischen, Fischnährtieren, Algen und/oder Wasserpflanzen in überwacht. Die Bewertung des ökologischen Zustands Fließgewässern gemäß EU-WRRL erfolgt in erster Linie anhand der im Gewässer vokommenden Fauna und Flora. Die Für alle Messstellen hat das HLNUG gemäß § 57 Einzelergebnisse dieser Untersuchungen sind unter Hessisches Wassergesetz die Aufgabe, die quantita- http://wrrl.hessen.de einsehbar. Sowohl hier als tiven und qualitativen Gewässerdaten zu erfassen, auch unter http://www.flussgebiete.hessen.de zu sammeln, fortzuschreiben und fallweise zu veröf- sind zahlreiche weitere Informationen zur Umsetzung fentlichen. Die Daten werden nach unterschiedlichen der EU-WRRL zu finden. Ziel der Gewässerüberwa- Gesichtspunkten und mit verschiedenen Techniken chung ist somit einerseits Langzeitwirkungen zu beo- erfasst und in die jeweiligen Datenbanken einge- bachten, andererseits kurzfristige Änderungen der Ge- stellt. Die der Erfassung des Wasserstandes an den wässerbeschaffenheit frühzeitig zu erkennen. Fließgewässern dienenden Pegel sind zum Groß- teil (97) über Einrichtungen zur Datenfernübertra- Der quantitative Grundwassermessdienst wird gung mit einer zentralen Datenbank verbunden. im Auftrag der Regierungspräsidien von Beobachtern Damit stehen die Daten zeitnah zur Verfügung. Bei vorgenommen, die überwiegend im Wochenturnus Überschreitung eines vorgegebenen Wasserstandes Einzelmessungen im Hinblick auf Grundwasserstand wird automatisch eine Hochwasserwarnung an die und Quellschüttung durchführen. Nur in einigen Fäl- für den Hochwasserwarndienst zuständigen Behör- len werden überall dort, wo aus hydrogeologischen den abgegeben. Die Öffentlichkeit kann sich auch Gründen der Grundwasserspiegel in Beobachtungs- über das Internet (http://www.hlnug.de) über rohren oder die Schüttung von Quellen starken die Wasserstände hessischer Gewässer informieren. Schwankungen unterworfen sind, die entspre- chenden Messgrößen kontinuierlich mittels konven- Die Niederschlagshöhen werden an den 75 Mess- tioneller Schreibgeräte und/oder mittels Datenlogger stellen des landeseigenen Niederschlagsmessnetzes registriert. Aus 351 Grundwassermessstellen und ermittelt. Derzeit sind 50 Messstellen mit Datenfern- Quellen werden Proben genommen. Die chemische übertragung ausgerüstet, deren Werte digital in eine Analyse dient der Bewertung des Ist-Zustandes der zentrale Datenbank übermittelt werden. Dort stehen Grundwasserbeschaffenheit und der Prognose der sie u. a. für Hochwasservorhersagemodelle und für zukünftigen Entwicklung unter dem Einfluss anthro- die Internetdarstellung zur Verfügung. pogener Wirkfaktoren. 14
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 1. Hydrologische Daten nach Messstellen °C Lufttemperatur 25 20 15 10 Frankfurt/M.- Flughafen 5 0 -5 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 mm Niederschlag 150 Hofgeismar - Beberbeck 100 Marburg - Lahnberge 50 Schotten - Eichelsachsen 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Mio m³ Talsperreninhalt 200 160 Edertalsperre 120 80 Diemeltalsperre 40 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 m³/s Abfluss 80 Helmarshausen/ 70 Diemel 60 Rotenburg/Fulda 50 Aßlar/Dill 40 Marburg/Lahn 30 20 Hanau/Kinzig 10 Bad Vilbel/Nidda 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 15
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 m unter Gelände Grundwasserstand 14 Weissenborn 12 Bracht 10 Schwalbach 8 Kath. Willenroth 6 Bauschheim 4 Langstadt 2 Lampertheim 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 2. Gewässerbelastung nach Messstellen und Komponenten mg/l Sauerstoff 14 Bischofsheim/ 12 Main 10 Oberbiel/Lahn 8 Witzenhausen/ Werra 6 Wahnhausen/ 4 Fulda 2 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 Periode °C Wassertemperatur 28 Bischofsheim/ 24 Main 20 Oberbiel/Lahn 16 Witzenhausen/ Werra 12 Wahnhausen/ 8 Fulda 4 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 Periode 16
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 mg/l Gesamt-N 8 Bischofsheim/ 7 Main 6 Oberbiel/Lahn 5 Witzenhausen/ 4 Werra 3 Wahnhausen/ 2 Fulda 1 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 Periode mg/l NO³-N 6 Bischofsheim/ 5 Main Oberbiel/Lahn 4 Witzenhausen/ 3 Werra 2 Wahnhausen/ Fulda 1 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 Periode mg/l Gesamt-P 0,5 Bischofsheim/ Main 0,4 Oberbiel/Lahn 0,3 Witzenhausen/ Werra 0,2 Wahnhausen/ Fulda 0,1 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0,0 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 Periode * Periode 21 22 23 24 25 26 01 02 03 04 05 06 07 04.10.21 18.10.21 01.11.21 15.11.21 29.11.21 13.12.21 27.12.21 10.01.22 24.01.22 07.02.22 21.02.22 07.03.22 21.03.22 17
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Messwerte Wasser http://www.hlnug.de/?id=473 Wir überwachen die Gewässer in Hessen. Viele gewässerkundliche Messstellen, sowie Sondermesspro- gramme und die Daten Dritter liefern die notwendigen Informationen. Die aufbereiteten Daten dieses gewässerkundlichen Datenpools stellen wir Ihnen auf unserer Homepage aktuell zur Verfügung. Dort können Sie sich über Wasserstände, Durchfluss, Wassertemperatur, Grundwasser, Niederschlag, Abfluss- und Wasserstandsvorhersagen sowie sowie über physikalische, chemische und biologische Gewässergüte- Parameter informieren. 18
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 B. Die Luftqualität in Hessen Zur kontinuierlichen Überwachung der Luftqua- Sowohl die Aufteilung Hessens in Ballungsräu- lität betreibt das Hessische Landesamt für Na- me und Gebiete nach 39. BImSchV als auch die turschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ein Standorte der Luftmessstationen sind der fol- landesweites Messnetz mit rund 35 Luftmess- genden Übersichtskarte zu entnehmen. stationen. Die Verpflichtung zur landesweiten Immissionsüberwachung ergibt sich aus den EG- Luftqualitätsrichtlinien, welche durch die 39. BImSchV (Verordnung über Luftqualitätsstan- dards und Emissionshöchstmengen) in deutsches Recht umgesetzt sind, und durch das Bundes- Immissionsschutzgesetz (BImSchG) selbst, das seit 1974 die rechtliche Grundlage für die Luft- reinhaltung in Deutschland, so auch in Hessen, darstellt. Die automatisierten Stationen des Luftmess- netzes sind mit Analysegeräten für gasförmige Schadstoffkomponenten und für Feinstaub, und mit Messgeräten zur Erfassung meteorologischer Einflussgrößen ausgestattet. Die ermittelten Da- ten werden direkt an die Messnetzzentrale im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie nach Wiesbaden übertragen. Von dort aus werden die Daten über verschiedene Medien wie z. B. Info-Telefon, Videotext und In- ternet zeitnah veröffentlicht, damit sich Interes- sierte aktuell informieren können. Darüber hinaus dienen die Messdaten der landes- weiten Überwachung der Luftqualität und sind Für die Komponenten Stickstoffmonoxid (NO), eine wesentliche Grundlage für die hessische Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3), Schwefel- Luftreinhalteplanung, deren Ziel das Erreichen dioxid (SO2), Feinstaub (PM10) und Feinstaub und Einhalten anspruchsvoller Luftqualitätsziele (PM2,5), Benzol/Toluol/Xylol (BTX), Kohlen- ist. monoxid (CO) und Lufttemperatur sind auf den folgenden Seiten je eine Verlaufsgrafik und Aktuelle Informationen zur Luftqualität erhält man eine Tabelle der Monatsmittelwerte für den zu- über folgende Medien: rückliegenden Zeitraum von zwölf Monaten • Info-Telefon des HLNUG: 0611/6939-666 (Ansage) dargestellt. Mittels dieser Darstellungen lässt • Videotext des HR 3: Hessentext: Tafeln 160–168 sich pro Komponente ein vollständiger Jahres- (akt. Messwerte), Tafeln 174–178 (Wetterdaten) gang verfolgen. In den Darstellungen sind die • Internet: http://www.hlnug.de Konzentrationswerte der Luftschadstoffe je- weils in der Einheit „Mikrogramm pro Kubik- meter Luft“ (µg/m3) angegeben. Für Kohlenmono- Die Messstationen sind entsprechend ihrer xid (CO) gilt die Einheit „Milligramm pro Kubik- Standortcharakteristik in drei Gruppen unterteilt: meter Luft“ (mg/m3). Die gemessenen Feinstaub- fraktionen PM10 und PM2,5 beinhalten Partikel Luftmessstationen in Städten mit einem Durchmesser kleiner oder gleich 10 bzw. 2,5 Mikrometer (µm). p Luftmessstationen an Verkehrsschwerpunkten ¢ Luftmessstationen im ländlichen Raum 19
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Monatsmittelwerte – Stickstoffmonoxid (NO) in µg/ m³ µg/m³ Stickstoffmonoxid (NO) 60 Kassel-Mitte 50 Wetzlar 40 Frankfurt - Höchst 30 Michelstadt 20 Spessart 10 Wiesbaden- 0 Ringkirche Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Monatsmittelwerte – Stickstoffdioxid (NO2) in µg / m³ µg/m³ Stickstoffdioxid (NO²) 50 Kassel-Mitte 40 Wetzlar 30 Frankfurt - Höchst 20 Michelstadt Spessart 10 Wiesbaden- Ringkirche 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Monatsmittelwerte – Ozon (O3) in µg/m³ µg/m³ Ozon (O³) 120 Kassel-Mitte 100 Wetzlar 80 Frankfurt - Höchst 60 Michelstadt 40 Spessart 20 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 20
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Monatsmittelwerte – Schwefeldioxid (SO2) in µg / m³ µg/m³ Schwefeldioxid (SO2) 3 Kassel-Mitte Wetzlar 2 Frankfurt - Höchst Michelstadt 1 Spessart 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Monatsmittelwerte – Feinstaub (PM2,5) in µg / m³ µg/m³ Feinstaub (PM2,5) 30 Bad Arolsen Gießen- Westanlage 20 Frankfurt - Friedb.- Landstraße 10 Wiesbaden- Ringkirche 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Monatsmittelwerte – Feinstaub (PM10) in µg / m³ µg/m³ Feinstaub (PM10) 40 Kassel-Mitte Wetzlar 30 Frankfurt - Höchst 20 Michelstadt Fürth/Odenwald 10 Frankfurt- Friedb.- Landstraße 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 21
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Monatsmittelwerte – Benzol/Toluol/Xylol (BTX) in µg/ m³ µg/m³ Benzol/Toluol/Xylol (BTX) 5 Benzol Wetzlar Toluol Wetzlar 4 m-/p-Xylol Wetzlar 3 Benzol Darmstadt- Hügelstraße 2 Toluol Darmstadt- Hügelstraße 1 m-/p-Xylol Darmstadt- Hügelstraße 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Monatsmittelwerte – Kohlenmonoxid (CO) in mg/m³ µg/m³ Kohlenmonoxid (CO) 1,0 Kassel- Fünffenster- 0,8 straße 0,6 Raunheim Darmstadt 0,4 Wiesbaden- 0,2 Ringkirche 0,0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 Lufttemperaturen an drei hessischen Messstationen: Monatsmittelwerte – Temperatur in °C °C Temperatur 25 20 Kassel 15 Wetzlar 10 5 Michelstadt 0 -5 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 22
Hessischer Umwelt-Monitor 3/2022 Messwerte Luft http://www.hlnug.de/?id=445 Saubere Luft ist von grundlegender Bedeutung für Menschen, Tiere und Pflanzen. Das HLNUG betreibt ein landesweites Messnetz mit über 35 Luftmessstationen und ist zuständig für die Beurteilung der Luftqua- lität in Hessen. Auf unseren Luftmesswerte-Seiten werden die ermittelten Daten zeitnah veröffentlicht. Dort können Sie sich über die aktuellen Messwerte von Ozon, Stickstoffoxiden, Feinstaub und anderen Luftschadstoffen informieren sowie Recherchen zu diesen Daten durchführen. 23
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