Hexabromcyclododecan (HBCD) - Antworten auf häufig gestellte Fragen - Umweltbundesamt

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Hexabromcyclododecan (HBCD) - Antworten auf häufig gestellte Fragen - Umweltbundesamt
hintergrund // dezember 2017
    Hexabromcyclododecan (HBCD)
    Antworten auf häufig gestellte Fragen

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Hexabromcyclododecan (HBCD) - Antworten auf häufig gestellte Fragen - Umweltbundesamt
Impressum

Herausgeber:
Umweltbundesamt
Fachgebiet IV 1.1 - Internationales Chemikalienmanagement
Postfach 14 06
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
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Internet: www.umweltbundesamt.de

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Autoren:
Dr. Johanna Wurbs, III 1.4
Inga Beer, IV 1.1
Til Bolland, III 1.4
Dr. Malgorzata Debiak, II 1.2
Folke Dettling, III 1.4
Dr. Juliane Koch-Jugl, IV 1.1
Lars Tietjen, IV 2.3
Mareike Walther, III 1.5
Dr. Joachim Wuttke, III 1.5
Dr. Hans-Christian Stolzenberg, IV 1.1
Caren Rauert, IV 1.1
Petra Apel, II 1.2

FAQ im Internet und als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/
chemikalien-management/stockholm-konvention

Bildquellen:
Titelbild: Wärmedämmung mit Stryoporplatte
© Kara / Fotolia.de

Stand: Dezember 2017, 7. akt. Aufl.
Hexabromcyclododecan (HBCD) - Antworten auf häufig gestellte Fragen - Umweltbundesamt
Im Mai 2013 ist die Chemikalie HexaBromCyclo-            Ist HBCD derselbe Stoff wie HBCDD?
Dodecan, kurz HBCD, unter der internationalen            Häufig wird HBCD mit HBCDD gleichgesetzt. HBCDD
Stockholm-Konvention als persistenter, also in der       ist als Abkürzung für HexaBromCycloDoDecan etwas
Umwelt schwer abbaubarer, organischer Schadstoff         eindeutiger als die Abkürzung HBCD mit nur einem
(POP) identifiziert worden. Daraus folgt ein weltwei-    D, hinter der sich noch andere Stoffbezeichnungen
tes Handels- und Verwendungsverbot, dass zurzeit         verbergen können. Zur eindeutigen Identifizierung
von allen beteiligten Staaten stufenweise umgesetzt      von Stoffen wird häufig die CAS-Nr. (Chemical Abs-
wird. HBCD war lange das wirtschaftlich wichtigste       tracts Service Registry Number) verwendet, für das
Flammschutzmittel für Dämmstoffe aus Polystyrol.         übliche technische Isomerengemisch ist diese
Wir haben für Sie zusammengestellt, warum der Stoff      25637-99-4.
nicht mehr verwendet werden soll, welche Verbote
in der Europäischen Union (EU) bereits gelten, wo        Ist die Verwendung von HBCD jetzt
es noch Übergangsfristen gibt, wie die Zulassungs-       verboten?
pflicht für HBCD unter der Chemikalienverordnung         In fast allen Bereichen ja. Für Dämmstoffe aus expan-
REACH funktioniert, welche Alternativen vorliegen        diertem Polystyrol (EPS) gibt es noch eine Ausnahme.
und wie HBCD-haltige Dämmstoffe zu entsorgen sind.       Das Handels- und Verwendungsverbot von HBCD ist
                                                         auf die Stockholm Konvention zurückzuführen und
Was ist Hexabromcyclododecan (HBCD)?                     wird in der Europäischen Union (EU) im Anhang I der
HBCD ist ein ringförmiges, bromiertes Kohlenwasser-      POP-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 850/2004 über
stoffmolekül mit der chemischen Formel C12H18Br6.        persistente organische Schadstoffe) umgesetzt. Seit
Hinter dieser Formel verbergen sich drei chemische       dem 22. März 2016 dürfen Produkte (Stoffe, Gemische
Verbindungen mit gleicher chemischer Zusammen-           und Erzeugnisse1) mit einem Gehalt von mehr als 100
setzung und Struktur, aber unterschiedlicher räum-       mg/kg HBCD in derEU nicht mehr hergestellt oder
licher Anordnung der Brom-Atome. Der Stoff ist bei       in Verkehr gebracht werden. Für Restbestände an
normalen Temperaturen fest und nur sehr wenig            Dämmstoffen galt abweichend, dass diese noch bis
wasserlöslich. Eine seiner Eigenschaften ist technisch   zum 22. Juni 2016 verkauft und verbaut werden durf-
besonders wichtig: Der Stoff verzögert die Entzün-       ten. Weiterhin dürfen Dämmstoffe aus EPS mit HBCD
dung von Kunststoffen und verlangsamt die Ausbrei-       über dieses Datum hinaus in der EU hergestellt und
tung der Flammen.                                        in Gebäuden verwendet werden, sofern der Hersteller
                                                         über eine Zulassung unter der Europäischen Chemi-
Wofür wird der Stoff HBCD verwendet?                     kalienverordnung REACH verfügt. Gleiches gilt für
HBCD dient wegen seiner technischen Eigenschaften        HBCD-haltige Dämmstoffe, die von außerhalb der EU
vorwiegend als Flammschutzmittel für Kunststoffe.        importiert werden.
Es kann Brände entweder ganz verhindern, oder zu-        Die Ausnahme für das Inverkehrbringen und Ver-
mindest die Ausbreitung des Brandherdes verzögern.       wenden von Dämmstoffen aus EPS mit HBCD endet
In einem voll entwickelten Brand brennen aber auch       voraussichtlich am 21. Februar 2018 (6 Monate nach
Gegenstände, die mit HBCD behandelt sind.                Ende des Überprüfungszeitraums der aktuell erteilten
                                                         Zulassungen). Es sind jedoch bereits jetzt ausreichend
HBCD wird vor allem in Dämmstoffen aus Polystyrol        EPS-Dämmstoffe ohne HBCD erhältlich, so dass auf
für Gebäude - sowohl in expandiertem Polystyrol          die Verwendung HBCD-haltiger Produkte verzichtet
(EPS) als auch in extrudiertem Polystyrol (XPS) - ein-   werden sollte.
gesetzt. Teilweise ist es auch in Verpackungskunst-
stoffen aus EPS zu finden, beispielsweise für weltweit   (Vgl. Welche chemikalienrechtlichen Vorschriften gel-
gehandelte Elektro- und Elektronikgeräte. Der Stoff      ten für den Einsatz von HBCD?
wurde zudem in geringerem Umfang in Rückenbe-            Wie hängen die verschiedenen Regelungsbereiche des
schichtungen von Vorhängen und Möbelbezugsstof-          Chemikalienrechts zusammen (REACH-Verordnung,
fen oder in Gehäusekunststoffen verwendet. Nach          POP-Verordnung)?
Informationen der Europäischen Chemikalienagentur        1          Die im Chemikalienrecht verwendeten Begriffe „Erzeug-
ECHA wurden in Europa insgesamt ungefähr 12000           nis“ und „Artikel“ entsprechen sich in ihrer Bedeutung. In dieser
                                                         Veröffentlichung wird daher durchgängig der Begriff „Erzeugnis“
Tonnen HBCD jährlich eingesetzt (Stand 2006).            benutzt.

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Wie kann ich erkennen, ob ein Dämmstoff HBCD ent-                     Bei Menschen ließ sich der Stoff bisher nur in gerin-
hält?)                                                                gen Spuren finden, wie verschiedene Studien aus
                                                                      mehreren europäischen und außereuropäischen
Welche negativen Eigenschaften hat HBCD                               Ländern zeigten (siehe Stoffmonographie HBCDD,
für Umwelt und Gesundheit?                                            2015 und Erratum (2016))3. Für Deutschland liegt
HBCD hat vier problematische Eigenschaften in der                     eine aktuelle Veröffentlichung vor (Fromme et al.,
Umwelt. Es ist giftig, vor allem für Gewässerorga-                    2016)4, die Angaben zum Gehalt von HBCD im Blut
nismen wie Krebstiere und Algen. Der Stoff ist zudem                  von 42 zufällig ausgewählten Erwachsenen im Alter
persistent, das heißt langlebig, weil er in der Umwelt                von 20 bis 68 Jahren macht. Hiernach wurde alpha
schlecht abgebaut werden kann. Er wird z.B. in über                   HBCD nur in 3 Proben und beta HBCD nur in 4 Proben
10 Jahre alten Sedimentschichten gefunden. Auch                       gefunden, wobei die Konzentrationen bis zu 15 ng/g
wenn die Gehalte mit zunehmender Entfernung zu                        Fett betrugen. Damit liegen die Messwerte deutlich
Verursachern abnehmen, wird HBCD in nahezu allen                      unter dem HBM-I-Wert für HBCD, der von der HBM-
Umweltproben gefunden, auch in Proben aus länd-                       Kommission (Kommission Human-Biomonitoring) auf
lichen und sehr abgelegenen Gegenden, ebenso wie                      300 ng/g Fett (1600 ng/l Blutplasma) festgelegt wurde
in der Luft. HBCD reichert sich in Lebewesen an, der                  und bei dem von keiner nachteiligen gesundheitli-
Fachbegriff dafür ist bioakkumulierend. In Fischen,                   chen Beeinträchtigung des Menschen ausgegangen
Meeressäugern und Raubvögeln arktischer Regionen                      wird. Für die Untersuchung von HBCD im Blutplasma
kann man heute schon HBCD nachweisen. Dass der                        ist in Deutschland gerade eine neue Analysemetho-
Stoff sich über solche Entfernungen verbreitet, belegt                de entwickelt worden. Ein Forschungsvorhaben des
zudem das „Ferntransportpotenzial“ des Stoffes – die                  Umweltbundesamtes wird in Kürze Auskunft über die
vierte negative Eigenschaft, die HBCD für die Umwelt                  zeitliche Entwicklung des Gehalts von HBCD in Blut-
so gefährlich macht. Wegen dieser Eigenschaften                       plasma der Deutschen Bevölkerung geben. Für diese
wird HBCD als „besonders besorgniserregender Stoff“                   Untersuchungen kommen archivierte Humanproben
nach den Kriterien der Europäischen Chemikalien-                      der Umweltprobenbank zum Einsatz.
verordnung REACH und als persistenter organischer                     Human-Biomonitoring-Daten zur Belastung der
Schadstoff unter der internationalen Stockholm-                       Muttermilch zeigen weiterhin, dass der Stoff in der
Konvention geführt. Das „Risk profile on hexabro-                     Muttermilch enthalten sein kann. In unterschiedli-
mocyclodedecane“ zur Aufnahme von HBCD in die                         chen Studien wurden Konzentrationen im Bereich
Stockholm-Konvention fasst die Umwelteigenschaften                    von 0,13 bis 5,4 ng HBCD/g Milchfett nachgewiesen.
von HBCD zusammen.2                                                   Diese liegen unterhalb der Konzentrationen, die nach
                                                                      Europäischer Risikobewertung für HBCD als gesund-
HBCD hat auch das Potenzial, die Gesundheit zu                        heitlich bedenklich bewertet würden.
schädigen. In Tierversuchen wurde gezeigt, dass die
Embryonal- und Säuglingsentwicklung gestört wird.                     (Vgl. Was macht einen persistenten organischen Stoff
Die beobachteten Effekte betrafen die Entwicklung                     wie HBCD auf lange Sicht so problematisch für Mensch
des Nervensystems und das Verhalten. Deswegen                         und Umwelt?
wird HBCD EU-weit nach der CLP-Verordnung mit                         Können Gesundheits- und Umweltrisiken durch die
den Gefahrenhinweisen H361 „Kann vermutlich die                       Nutzung HBCD-haltiger Produkte auftreten?)
Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mut-
terleib schädigen“ und H362 „Kann Säuglinge über
die Muttermilch schädigen“ versehen.

                                                                      3          Stoffmonographie für 1,2,5,6,9, 10-Hexabromcyclodode-
                                                                      can (HBCDD) – HBM-Werte für HBCDD im Fettanteil der Muttermilch
                                                                      oder des Blutplasmas Stellungnahme der Kommission „Human-
                                                                      Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsblatt
2         Weitere Angaben über die Umweltkonzentrationen von          2015, Jg. 58,S. 889–907
HBCD finden sich zudem in: Christoph Koch, Thomas Schmidt-Köt-        4          Hermann Fromme, Bettina Hilgera, Michael Albrecht,
ters, Roman Rupp, Bernd Sures (2015): Review of hexabromocyclo-       Wolfgang Gries, Gabriele Leng, Wolfgang Völkel (2016): Occurrence
dodecane (HBCD) with a focus on legislation and recent publications   of chlorinated and brominated dioxins/furans, PCBs, and bromi-
concerning toxicokinetics and -dynamics. Environmental Pollution,     nated flame retardants in blood of German adults. International
Bd. 199, S.26-34.                                                     Journal of Hygiene and Environmental Health, Bd. 219, S. 380-388.

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Was macht einen persistenten organischen                  Können Gesundheits- oder Umweltrisiken
Stoff wie HBCD auf lange Sicht so problema-               durch die Nutzung HBCD-haltiger Produkte
tisch für Mensch und Umwelt?                              auftreten?
Problematisch ist der Stoff deshalb, weil er sich ei-     Wer in einem Haus mit HBCD-haltigen Dämmplat-
nerseits weltweit verteilen und andererseits leicht in    ten wohnt, muss nach heutigem Kenntnisstand bei
Lebewesen anreichern kann. Wirkungen treten immer         fachgerechter Anwendung keine negativen Effekte auf
dann auf, wenn die Effektschwellen überschritten          seine Gesundheit befürchten, da in der Nutzungspha-
werden. Dies kann bei so persistenten organischen         se nur sehr wenig HBCD aus den Platten austritt, das
Stoffen mitunter erst nach Jahren, also zeitlich verzö-   über die Luft oder den Hausstaub von den Bewohnern
gert der Fall sein. Die geringe Wasser- und gute Fett-    aufgenommen werden könnte.
löslichkeit von HBCD erschwert zudem die Prüfung          Weil der Stoff mittlerweile in der Umwelt weit verbrei-
der Wirkungen im Labor und deren präzise Vorhersa-        tet ist, kann HBCD zudem nicht nur durch die direkte
ge für die Umwelt.                                        Produktnutzung, sondern auch über die Nahrung in
                                                          den menschlichen Körper gelangen. HBCD ließ sich
Bei Stoffen mit ähnlichen Eigenschaften, wie zum          insbesondere in fettreichen Nahrungsmittel nachwei-
Beispiel dem Insektenvernichtungsmittel DDT oder          sen, wobei die Belastungen aus Anreicherungsprozes-
polychlorierten Biphenylen (PCB), zeigten sich bei-       sen entlang der Nahrungskette resultieren (weniger
spielsweise erst nach Jahrzehnten negative Effekte.       wahrscheinlich auch aus der Nahrungsmittelverarbei-
Das volle Ausmaß der Schäden und ihre Ursache             tung). Die über die Nahrung aufgenommenen Mengen
konnten also erst lange nach der Anwendung der Che-       werden insgesamt ebenfalls als gering eingeschätzt.
mikalien erkannt werden. Bis dahin waren allerdings       Solange die Konzentrationen im menschlichen Blut
bereits große Mengen dieser langlebigen Chemikalien       unter dem HBM-I-Wert für HBCD von 300 ng/g Fett
in die Umwelt und in Organismen gelangt. Kinder, die      (1600 ng/l Blutplasma) liegen, sind keine negativen
zum Teil Jahrzehnte nach dem Verwendungsverbot            Wirkungen auf die Gesundheit zu erwarten. Der
dieser Stoffe geboren wurden, zeigten immer noch          HBM-I-Wert ist ein toxikologisch begründeter Wert
hohe Belastungen, die umso höher waren, je länger         der Kommission Human-Biomonitoring zu tolerablen
das Kind gestillt wurde und je älter die Mutter bei       Stoffkonzentrationen im Blut. Bei den bislang durch-
der Geburt des ersten Kindes war. Diese gegenüber         geführten Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die
nicht-gestillten Kindern bis zu vierfach höheren Be-      gemessenen Konzentrationen im Blut deutlich unter
lastungen dauern bis in das Erwachsenenalter an. Die      diesem Wert lagen.
Langzeitbelastungen durch persistente und akkumu-
lierende Stoffe können nur noch unvollständig, sehr       In der unmittelbaren Umgebung von Gebäuden mit
zeitintensiv und mit enormem technischem, orga-           HBCD-haltigen Dämmplatten sind ebenfalls kaum
nisatorischem und finanziellem Aufwand beseitigt          akute Umweltwirkungen zu erwarten, da auch bei un-
werden. Diese so genannte Bioakkumulation über            geschützt außen angebrachten Dämmstoffen nur sehr
längere Zeiträume bedeutet außerdem, dass selbst          geringe Konzentrationen HBCD durch das Regenwas-
nach (theoretisch) vollständiger Entfernung aus der       ser ausgewaschen werden.
Umwelt einige Zeit verstreichen würde, bevor alle Or-
ganismen wieder frei von solchen Stoffen wären. Mit       (Vgl. Welche negativen Eigenschaften hat HBCD für
dem Verwendungsstopp von HBCD will man so einer           Umwelt und Gesundheit?
Entwicklung vorbeugend entgegen wirken.                   Was macht einen persistenten organischen Stoff wie
                                                          HBCD auf lange Sicht so problematisch für Mensch und
(Vgl. Welche negativen Eigenschaften hat HBCD für         Umwelt?)
Umwelt und Gesundheit?)

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Welche chemikalienrechtlichen Vorschriften                   tober 2008 in die „Kandidatenliste für eine
gelten für den Einsatz von HBCD?                             Zulassungspflicht“ unter der REACH- Verord-
HBCD unterliegt in der Europäischen Union (EU) den           nung aufgenommen.
einschlägigen stoffrechtlichen Regelungen. Zentrale      •   Die Aufnahme in diese Kandidatenliste führt
Verordnungen sind:                                           zu bestimmten Mitteilungspflichten, sofern
                                                             ein Erzeugnis HBCD enthält (Mitteilungs-
    die CLP-Verordnung                                       pflicht der Produzenten oder Importeure an
    • Die Verordnung über die Einstufung, Kenn-              die ECHA nach REACH Art. 7(2) sowie der
         zeichnung und Verpackung von Stoffen                Produzenten, Importeure oder Händler an
         und Gemischen (CLP-Verordnung (EG) Nr.              nachfolgende gewerbliche Nutzer und Ver-
         1272/2008) legt fest, wie die Wirkungen von         braucher nach REACH Art. 33). Das heißt im
         Chemikalien in der EU getestet, eingestuft          gewerblichen Bereich muss die Information
         und gekennzeichnet werden.                          mit dem Erzeugnis geliefert werden, Verbrau-
    • EU-weit muss HBCD nach der CLP-Verord-                 cher erhalten die Auskunft auf Nachfrage
         nung mit den gesundheitsbezogenen Gefah-            spätestens nach 45 Tagen.
         renhinweisen H361 „Kann vermutlich die          •   Weiterhin ist HBCD in Anhang XIV der
         Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind         REACH-Verordnung „Verzeichnis der zulas-
         im Mutterleib schädigen“ und H362 „Kann             sungs-pflichtigen Stoffe“ gelistet. Damit ist
         Säuglinge über die Muttermilch schädigen“           die Verwendung des Stoffes in der EU seit
         versehen werden.                                    dem 21.08.2015 zulassungspflichtig. Der
    • Für den umweltbezogenen Gefahrenhinweis                Verwendungsbegriff meint den direkten
         H410 „Sehr giftig für Wasserorganismen              Umgang mit dem Stoff oder einem Gemisch,
         mit langfristiger Wirkung“ liegt zwar keine         das diesen Stoff enthält, z.B. zur Herstellung
         sogenannte harmonisierte Legaleinstufung            von flammgeschützten Erzeugnissen. Die
         vor, das damals zuständige Fachgremium              Zulassungspflicht bezieht sich also auf Pro-
         hatte aber schon 2004 die korrespondierende         duktionsprozesse, in denen HBCD verwendet
         Einstufung im alten System verabschiedet (N;        wird. Zulassungsanträge waren bis spätes-
         R50/53). Diese ist ebenso wie die EU Risi-          tens 21.02.2014 an die Europäische Chemi-
         kobewertung bei der Einstufung und Kenn-            kalienagentur (ECHA) zu stellen, sonst durfte
         zeichnung von HBCD zu berücksichtigen.              die Verwendung nach dem 21.08.2015 nicht
    • Die Einstufung und Kennzeichnung von                   mehr fortgesetzt werden. Zulassungen nach
         Stoffen lässt sich im Einstufungs- und Kenn-        REACH werden spätestens nach einem in der
         zeichnungsverzeichnis der Europäischen              Zulassung genannten Datum überprüft. Für
         Chemikalienagentur ECHA nachsehen.                  PBT-Stoffe wird eine Zulassung nur erteilt,
                                                             wenn keine brauchbaren Alternativen vor-
    die Chemikalienverordnung REACH                          liegen und sozioökonomische Gründe dafür
    • Die Verordnung zur Registrierung, Bewer-               sprechen
         tung, Zulassung und Beschränkung che-           •   Bei der ECHA sind bis zum 21.02.2014 ins-
         mischer Stoffe (REACH-Verordnung (EG)               gesamt zwei Zulassungsanträge des gleichen
         Nr. 1906/2007) regelt unter anderem die             Konsortiums aus dreizehn Firmen für die
         Registrierungs- und Zulassungspflichten von         befristete Verwendung von HBCD eingegan-
         Stoffen auf dem europäischen Markt, Kom-            gen. Sie beziehen sich auf die Herstellung
         munikationspflichten in der Lieferkette (ins-       flammgeschützter unexpandierter Pellets
         besondere über das Sicherheitsdatenblatt)           zur Herstellung von expandiertem Polystyrol
         und legt Beschränkungen für Stoffe fest.            (EPS) (Verwendung 1 - Zulassungsantrag)
    • Wegen seiner persistenten, bioakkumulie-               und die Herstellung von Erzeugnissen aus
         renden und toxischen (PBT) Eigenschaften            solchen Pellets und die weitere Verwendung
         ist HBCD eine besonders besorgniserregende          dieser Erzeugnisse im Baubereich (Verwen-
         Chemikalie (substance of very high concern,         dung 2 - Zulassungsantrag). Zu diesen Zulas-
         SVHC). Als solcher PBT-Stoff wurde es im Ok-        sungsanträgen haben die wissenschaftlichen

6
Ausschüsse der ECHA                                     die POP-Verordnung
   – der Ausschuss für Risikobewertung (RAC)               • Die Verordnung (EG) Nr. 850/2004 über
   und der Ausschuss für sozioökonomische                       persistente organische Schadstoffe (POP-
   Analyse (SEAC) – Stellungnahmen verab-                       Verordnung) überführt in der Europäischen
   schiedet, die die ECHA am 09.01.2015 der EU                  Union die Beschlüsse der internationalen
   Kommission (KOM), den zuständigen Behör-                     Stockholm-Konvention- auch POP-Konventi-
   den der Mitgliedstaaten und den Antragstel-                  on genannt – in europäisches Recht.
   lern übermittelte. Auf der ECHA Website sind            • Die Herstellung, das Inverkehrbringen und
   die Stellungnahmen publiziert:                               die Verwendung von Stoffen, die in
1) Verwendung zur Herstellung flammgeschütz-                    Anhang I der POP-Verordnung aufgeführt
   ter, unexpandierter EPS-Pellets                              sind, sind verboten. Davon ausgenommen
2) Verwendung zur Herstellung von flamm-                        sind die hier jeweils aufgeführten zulässigen
   geschützten Erzeugnissen aus EPS für den                     Verwendungen sowie die in Art. 4 der POP-
   Baubereich                                                   Verordnung genannten Ausnahmen.
   Die Stellungnahmen empfehlen eine Zulas-                     Die Bestimmungen für HBCD im Anhang I
   sung der Verwendungen für zwei Jahre. Auf                    der POP-Verordnung wurden mit der Ver-
   Grundlage dieser Stellungnahmen erließ die                   ordnung (EU) 2016/293 vom 1. März 2016
   KOM einen Durchführungsbeschluss, durch                      festgelegt. Daraus folgt ab dem 22. März 2016
   den das antragstellende Konsortium für die                   ein schrittweises Verbot der Verwendung
   Verwendung von HBCD zur Herstellung von                      und des Inverkehrbringens von HBCD als
   flammgeschütztem EPS für den Baubereich                      solchem, in Gemischen oder in Erzeugnissen,
   in der EU eine Zulassung bis zum 21. August                  wenn der Gehalt mehr als 100 mg/kg beträgt.
   2017 erhielt. Bedingung ist, dass die Antrag-                Die genauen Fristen sind in Tabelle 1 angege-
   steller über die Fortschritte bei der Substituti-            ben.
   on Bericht erstatten. Die Veröffentlichung des          • Anhang IV der POP-Verordnung gibt hin-
   Beschlusses im Amtsblatt der Europäischen                    gegen an, oberhalb welcher Gehalte von
   Union erfolgte im Januar 2016.                               POP-Stoffen im Abfall dieser zerstört werden
• Die Zulassungspflicht unter REACH bezieht-                    muss und ein Material nicht mehr direkt
   sich auf die Herstellung und Verwendung von                  recyclingfähig ist.
   HBCD, nicht auf HBCD in fertigen Erzeugnis-                  Die Bestimmungen für HBCD im Anhang IV
   sen. D.h. Erzeugnisse, die bereits hergestellt               der POP-Verordnung wurden mit Verordnung
   sind (Lagerbestände) oder Erzeugnisse, die                   (EU) 2016/460 vom 30. März 2016 festgelegt.
   in die EU importiert werden, dürfen unter der                Daraus folgt, dass für HBCD-haltige Materia-
   REACH-Verordnung auch nach dem Ablauf-                       lien ein Gehalt oberhalb von 1000 mg/kg ab
   termin am 21.08.2015 in Verkehr gebracht                     dem 30.09.2016 zum Ausschluss vom Recyc-
   werden. Im Fall von HBCD führen aber die                     ling führt (Zerstörungsgebot gemäß Art. 7 (2)
   Bestimmungen der POP-Verordnung dazu,                        der POP VO). Dies dient der Ausschleusung
   dass HBCD-haltige Erzeugnisse nicht mehr                     von POPs aus dem Wirtschaftskreislauf.
   oder nur unter bestimmten Bedingungen her-
   gestellt, verwendet und in Verkehr gebracht         (Vgl. Wie hängen die verschiedenen Regelungsbereiche
   werden dürfen (siehe Tabelle 1).                    des Chemikalienrechts zusammen (REACH-Verord-
                                                       nung, POP-Verordnung)?
                                                       Was wurde für HBCD unter der Stockholm-Konvention
                                                       vereinbart?
                                                       Wie werden HBCD-haltige Dämmstoffe entsorgt und
                                                       können sie recycelt werden?)

                                                                                                            7
Tabelle 1
Regelungen und Fristen für HBCD als Stoff, in Zubereitungen (Gemischen), Artikeln (Erzeugnissen) und Abfällen
Betroffene Verwendung /
                                        Regelung                                 Ausnahmen                               Hinweise
Produktgruppe
                                                                                 Herstellung für Verwendungen für die
Herstellung von HBCD (als Stoff oder    Verboten seit 22. März 2016 gemäß
                                                                                 eine Zulassung A gemäß REACH-VO
Bestandteil einer Zubereitung*)         POP-VO, Anhang I
                                                                                 besteht.
                                                                                 Verwendungen die über eine Zulas-
InverkehrbringenB /
                                        Verboten seit 22. März 2016 gemäß        sung A gemäß REACH-VO abgedeckt
Verwenden von HBCD als Stoff bzw. in
                                         POP-VO, Anhang I                        sind (längstens bis 21. August 2017).
einer Zubereitung
                                        [erlaubt sind unbeabsichtigte            Sowie Verwendungen für wissen-
(dies beinhaltet auch die Herstellung
                                        Spurenverunreinigungen bis zu einer      schaftliche Forschung und analytische
von HBCD-haltigen Dämmmaterialien)
                                        Konzentrationsgrenze im Stoff/ Gemisch   Standards.
                                        von höchstens 100 mg/kg = 0,01%].

                                                                                 1. Artikel, die vor dem 23. März 2016
                                                                                 bereits in Verwendung waren, dürfen
                                                                                 weiterhin verwendet und in Verkehr
                                                                                 gebracht werden.
                                                                                 2. Artikel, die vor dem 23. März 2016
                                                                                 hergestellt wurden, dürfen bis zum
                                                                                 22. Juni 2016 in Verkehr gebracht und
Inverkehrbringen von Artikeln** aus     Verboten seit 23. März 2016 gemäß        verwendet werden.
                                                                                                                         Bei 2., 3. und 4. muss das Material durch
expandiertem Polystyrol mit HBCD zur    POP-VO, Anhang I                         3. Hergestellt im Rahmen einer Zulas-
                                                                                                                         Etikettierung oder andere Mittel während
Verwendung in Gebäuden                  [erlaubt sind unbeabsichtigte            sung gemäß REACH-VO (längstens bis
                                                                                                                         seines gesamten Lebenszyklus als HBCD-
(EPS-Dämmstoffe)                        Spurenverunreinigungen bis zu einer      21. Februar 2018C).
                                                                                                                         haltig identifizierbar sein.
                                        Konzentrationsgrenze im Artikel von      4. Importierte Artikel (längstens bis
                                        höchstens 100 mg/kg = 0,01%]             21. Februar 2018C).
                                                                                 5. Artikel, die gemäß 3. und 4. her-
                                                                                 gestellt oder importiert wurden und
                                                                                 bereits vor dem 22. Februar 2018C
                                                                                 verwendet wurden, dürfen weiter
                                                                                 verwendet werden.
                                                                                 1. Artikel, die vor dem 23. März 2016
                                                                                 bereits in Verwendung waren, dürfen
Inverkehrbringen von Artikeln aus       Verboten seit 23. März 2016 gemäß        weiterhin verwendet und in Verkehr
extrudierten Polystyrol mit HBCD zur    POP-VO; Anhang I                         gebracht werden.
Verwendung in Gebäuden                  [erlaubt sind unbeabsichtigte            2. Artikel, die vor dem 23. März 2016
(XPS-Dämmstoffe)                        Spurenverunreinigungen bis zu einer      hergestellt wurden, dürfen bis zum
                                        Konzentrationsgrenze im Artikel von      22. Juni 2016 in den Verkehr gebracht
                                        höchstens 100 mg/kg = 0,01%]             und verwendet werden.
Betroffene Verwendung /
                                           Regelung                                        Ausnahmen                              Hinweise
    Produktgruppe
    Inverkehrbringen von anderen Arti-
    keln mit HBCD                          Verboten seit 22. März 2016 gemäß               Artikel, die vor dem 23. März 2016
    (z.B. Verpackungen aus expandiertem    POP-VO; Anhang I                                bereits in Verwendung waren, dürfen
    Polystyrol, Textilen mit HBCD-halti-   [erlaubt sind unbeabsichtigte                   weiterhin verwendet und in Verkehr
    gen Rückenschichten, Gehäusekunst-     Spurenverunreinigungen bis zu einer             gebracht werden.
    stoffe)                                Konzentrationsgrenze im Artikel von
                                           höchstens 100 mg/kg = 0,01%]

                                                                                                                                  Weiterhin erlaubt. Bei Entsorgung sind die
    Bereits verbaute Dämmmaterialien
                                                                                                                                  abfallrechtlichen Vorschriften zu beachten
                                           Gilt ab 30. September 2016 gemäß
                                                                                           Art. 7, (4) a):
                                           POP-VO, Anhang IV                               Abfälle, die HBCD enthalten oder mit
                                           [Konzentrationsgrenze 1000 mg/kg = 0,1%].       HBCD verunreinigt sind, können in
                                                                                           anderer Weise nach einschlägigen
    Umweltgerechte Entsorgung von          Art. 7 (2), POP-VO: HBCD-haltige Abfälle        Rechtsvorschriften der Gemeinschaft
    HBCD-haltigen Abfällen                 müssen „so beseitigt oder verwertet, dass       beseitigt oder verwertet werden,
                                           die darin enthaltenen persistenten              sofern der Gehalt an HBCD in den
                                           organischen Schadstoffe zerstört oder           Abfällen unterhalb der Konzentra-
                                           unumkehrbar umgewandelt werden, …“              tionsgrenze liegt, die in Anhang IV
                                                                                           festzulegen ist.

                                           Seit dem 1. August 2017 gelten die Regelungen                                          Gilt für Dämmstoffe mit der Abfallschlüssel-
                                           der POP-Abfall-Überwachungsverordnung. Da-                                             nummer „17 06 04 Dämmmaterial mit Ausnahme
    Abfallrechtliche Einstufung HBCD-                                                                                             desjenigen, das unter die Abfallschlüssel
                                           nach gilt für HBCD-haltige Dämmstoffabfälle
    haltiger Dämmstoffe                                                                                                           17 06 01und 17 06 03 fällt “
                                           ein Vermischungsverbot sowie Nachweis-
                                           pflichten.

*          Der _Begriff „Zubereitung“ in der POP-Verordnung entspricht dem Begriff „Gemisch“ in der REACH-Verordnung und der CLP-Verordnung.
**         Der Begriff „Artikel“ in der POP-Verordnung entspricht dem Begriff „Erzeugnis“ in der REACH-Verordnung und der CLP-Verordnung.
A
           Zulassungen wurden erteilt für Verwendung 1): Formulierung von flammhemmendem expandiertem Polystyrol (EPS) in Form fester unexpandierter Pellets unter
           Verwendung von HBCDD als flammhemmendem Zusatz (zur weiteren Verwendung für Bauzwecke) sowie Verwendung 2): Herstellung von Erzeugnissen aus
           flammhemmendem expandiertem Polystyrol (EPS) für Bauzwecke. Die Zulassungen gelten nur für die in der Zulassung genannten Unternehmen und deren Lieferketten.
           Die Zulassungen gelten längstens bis 21. August 2017. Danach entfallen diese Ausnahmen.
B
           Inverkehrbringen beinhaltet auch den Import in die EU.
C
           Bei Widerruf der Zulassung gemäß REACH-VO verkürzt sich die Frist gegebenenfalls.
Was wurde für HBCD unter der Stockholm-                       durch die Vertragsparteien erfolgt sein. Um die
Konvention vereinbart?                                        bereits früher nach REACH festgesetzte Frist einer
•    Die Stockholm-Konvention ist ein weltweites              zulassungsfreien Verwendung von HBCD bis 21.
     Übereinkommen, mit dem langlebige (persisten-            August 2015 nicht durch die Vorgabe der Stock-
     te) organische Schadstoffe, so genannte POPs,            holm- Konvention zu verkürzen, hatte die Euro-
     eliminiert bzw. ihr Einsatz beschränkt werden            päische Kommission für HBCD ein befristetes
     soll. Die Abkürzung POP steht für die englische          Aussetzen (Opt-Out) der Konventionsregeln bei
     Bezeichnung persistent organic pollutant. Bislang        den Vereinten Nationen registriert.
     fallen unter diese Konvention 23 Stoffe bzw.         •   Der Beschluss der Stockholm-Konvention zu
     Stoffgruppen.                                            HBCD ermöglicht eine fünfjährige Ausnahme für
•    Ein Stoff, den die Stockholm-Konvention als POP          den Einsatz von HBCD als Flammschutzmittel in
     listet, hat über persistente, bioakkumulierende          Dämmplatten für Gebäude. Hintergrund ist, dass
     und toxische Eigenschaften (PBT-Eigenschaften)           die Hersteller flammgeschützter Dämmstoffe aus
     hinaus ein besonderes Potenzial zu weiträumi-            Polystyrol bei Bedarf genügend Zeit zur Umstel-
     ger Verbreitung (Ferntransport oder long range           lung ihrer Herstellungsprozesse erhalten sollen,
     transport – LRT). All diese kritischen Eigenschaf-       um HBCD-freie Dämmstoffe in ausreichender
     ten, weitere Umwelt- und Gesundheitsrisiken und          Menge zur Verfügung stellen zu können. Die Ver-
     sozioökonomische Aspekte müssen im mehrjäh-              tragsparteien müssen sich beim Sekretariat der
     rigen Bewertungsverfahren unter der Stockholm-           Stockholm-Konvention registrieren, wenn sie die
     Konvention mit belastbaren Informationen und             Ausnahmeregelung in Anspruch nehmen wollen
     Daten angemessen geprüft und nachgewiesen                (Artikel 4 der Konvention). Vertragsparteien der
     werden. Der Text der Konvention sowie weitere            Stockholm-Konvention sind nahezu alle Länder
     Informationen zu den einzelnen Verfahren und             weltweit, in Europa die einzelnen Mitgliedsstaa-
     Regelungen sind auch auf der englischsprachigen          ten der EU (also auch Deutschland) und die EU
     Internetseite der Stockholm-Konvention abrufbar.         selbst, für die die Europäische Kommission han-
•    Nachdem das Bewertungsgremium der Stock-                 delt. Die EU hat die Ausnahmeregelung für HBCD
     holm-Konvention (POP RC – POP Review Com-                in Dämmstoffen aus EPS bis spätestens zum 26.
     mittee) HBCD als POP im Sinne der in den An-             November 2019 registrieren lassen.
     lagen D-F der Konvention definierten Kriterien       •   Weiterhin muss HBCD-haltiges Polystyrol gemäß
     bestätigt hatte, beschloss die 6. Konferenz der          dem Beschluss der 6. Vertragsstaatenkonferenz
     Vertragsstaaten im Mai 2013, den Stoff in An-            gekennzeichnet werden, so dass es über seinen
     hang A (Stoffe zur Beseitigung) der Stockholm-           gesamten Lebenszyklus hinweg erkennbar ist.
     Konvention aufzunehmen. Das bedeutet letztlich           Recycling wurde für HBCD- haltige Erzeugnisse
     ein weltweites Verwendungs- und Handelsverbot            ausgeschlossen.
     für HBCD. Außerdem fordert das Übereinkommen         •   Die Beschlüsse der Stockholm-Konvention müs-
     für solche Stoffe umfassende Maßnahmen zur               sen in europäisches Recht übertragen werden.
     Beseitigung bestehender Lagerbestände sowie              Dies erfolgt in der EU mit der Verordnung über
     Abfallbehandlungsmaßnahmen, die die Zer-                 persistente organische Schadstoffe (POP-Verord-
     störung oder unumkehrbare Umwandlung der                 nung (EG) Nr. 850/2004), die im März 2016 die
     in Abfällen enthaltenen POPs sicherstellen. Im           entsprechenden Beschlüsse über die Konzentra-
     Anschluss an die Beschlüsse einer Vertragsstaa-          tionsgrenzen für HBCD-haltige Erzeugnisse und
     tenkonferenz, nach Übersetzung aller Texte in            Abfälle umgesetzt hat.
     die UN-Sprachen, hinterlegt das Sekretariat der
     Stockholm-Konvention die Änderung der Anlagen        Wie hängen die verschiedenen Regelungs-
     im sogenannten Depositary der Vereinten Natio-       bereiche des Chemikalienrechts zusammen
     nen. Damit erfolgt die offizielle Bekanntmachung     (REACH-Verordnung, POP-Verordnung)?
     der Konventionsänderung. Für die Beschlüsse der      Die POP-Verordnung ((EG) Nr. 850/2004) und die
     6. Vertragsstaatenkonferenz war dies im Novem-       REACH-Verordnung ((EG) Nr. 1907/2006) sind un-
     ber 2013 der Fall. Ein Jahr danach, d.h. genau bis   abhängige Rechtsvorschriften, die beide parallel in
     zum 26. November 2014, musste die Umsetzung          der EU zu beachten sind. Es gilt jeweils die strengere

10
Regelung. Daraus folgt, dass die Inverkehrbringens-,     verfolgt, HBCD aus dem Wertstoffkreislauf auszu-
Abfallbehandlungs- und Kennzeichnungsvorschriften        schließen.
der POP-Verordnung zu beachten sind. Weiterhin sind
die Zulassungspflicht und die Mitteilungspflichten       Seit dem 1. August 2017 gilt für die Entsorgung von
unter der REACH-Verordnung zu befolgen. Zudem            nicht als gefährlich eingestuften POP-haltigen Abfällen
gelten die Vorschriften des deutschen Abfallrechts für   wie HBCD-haltige Dämmstoffabfälle die "Verordnung
die Einstufung HBCD-haltiger Dämmstoffabfälle.           über die Getrenntsammlung und Überwachung von
                                                         nicht gefährlichen Abfällen mit persistenten organi-
(Vgl. Welche chemikalienrechtlichen Vorschriften gel-    schen Schadstoffen (POP-Abfall-Überwachungsver-
ten für den Einsatz von HBCD?                            ordnung - POP-Abfall-ÜberwV)".
Wie werden HBCD-haltige Abfälle abfallrechtlich einge-   Diese Reglung betrifft vor allem Polystyrol-Dämm-
stuft?)                                                  stoffe, die mit HBCD als Flammschutzmittel aus-
                                                         gerüstet sind. Expandiertes Polystyrol (EPS) enthält
Ist ein REACH-Zulassungsantrag notwendig,                in der Regel 0,7% und extrudiertes Polystyrol (XPS)
um HBCD-haltige Dämmplatten verbauen zu                  ca. 1,5% HBCD. Da der Grenzwert für die Einstufung
dürfen?                                                  als gefährlicher Abfall bei 3 % liegt, gelten diese Ab-
Die REACH-Zulassungspflicht umfasst die Herstellung      fälle als nicht gefährlich für die gemäß POP-Abfall-
und Verwendung des Stoffes als solches und im Ge-        ÜberwV ein Vermischungsverbot gilt und die nach-
misch mit anderen Stoffen. Bei einem HBCD-haltigen       weispflichtig sind. Sie können in Abfallverbrennungs-
Gemisch wird für die Verwendung des Stoffes eine         anlagen für Siedlungsabfälle behandelt werden.
Zulassung benötigt, beispielsweise um eine Dämm-         Nach der Abfallverzeichnis-Verordnung werden
platte daraus herzustellen (eigene Zulassung oder        HBCD-haltige Dämmstoffabfälle der Abfallschlüssel-
Zulassung eines Lieferanten für diese Verwendung).       nummer „17 06 04 Dämmmaterial mit Ausnahme
Zur Verwendung eines HBCD-haltigen Erzeugnisses          desjenigen, das unter die Abfallschlüssel 17 06 01
wie Dämmplatten ist keine Zulassung nötig. Das           und 17 06 03 fällt“ zugeordnet.
Produkt kann ohne Zulassung durch den Kunden /           Die Reglungen der POP-Abfall-ÜberwV gelten eben-
Handwerksbetrieb verbaut werden. (Weiterführen-          falls für weitere Abfallarten die POP-haltig sein kön-
de Erklärungen zu der Abgrenzung von Gemischen           nen und nicht als gefährlich eingestuft sind, wie
und Erzeugnissen finden sich beispielsweise in einer     Bauteile (16 01 22, 16 02 16), gebrauchte Geräte
Broschüre des REACH-CLP-Helpdesk.) Allerdings wird       (16 02 14), Kunststoffabfälle (17 02 03) die Schred-
das Inverkehrbringen von HBCD-haltigen Dämmstof-         derleichtfraktion (19 10 04) oder elekrtrische oder
fen in den nächsten Jahren komplett verboten.            elektronische Altgeräte (20 01 36).
                                                         Für alle diese Abfälle gilt die Vorschrift der POP-Ver-
(Vgl. Ist die Verwendung von HBCD jetzt verboten?        ordnung, dass der POP-Gehalt in ihnen unumkehrbar
Welche chemikalienrechtlichen Vorschriften gelten für    zerstört oder umgewandelt werden muss. Hierfür ist
den Einsatz von HBCD?                                    die Abfallverbrennung das geeignete Verfahren.
                                                         Noch in der Erprobung befinden sich Verfahren zur
Wie werden HBCD-haltige Abfälle abfall-                  selektiven Abtrennung von HBCD aus Polystyrolab-
rechtlich eingestuft?                                    fällen.
Nach der POP-Verordnung ((EG) Nr. 850/2004) Art.
7 (2) müssen Abfälle, die persistente organische         (Vgl. Wie werden HBCD-haltige Dämmstoffe entsorgt
Schadstoffe („POPs“) enthalten, so verwertet oder        und können sie recycelt werden?
beseitigt werden, „dass die darin enthaltenen per-       Können Gesundheits- und Umweltrisiken durch die
sistenten organischen Schadstoffe zerstört oder          Nutzung HBCD-haltiger Produkte auftreten?)
unumkehrbar umgewandelt werden“. Abfall gilt
dann als „POP-haltig“, wenn dessen POP-Gehalt
größer oder gleich einer bestimmten Grenzwert-
konzentration im Anhang IV der POP-Verordnung
ist. Der für HBCD festgelegte Grenzwert beträgt
1000 mg/kg. Mit dem Grenzwert wird das Ziel

                                                                                                              11
Wie werden HBCD-haltige Dämmstoffe ent-                  Unterscheidung zwischen HBCD-frei und HBCD-haltig
sorgt und können sie recycelt werden?                    existiert ein Schnelltest auf Basis der Röntgenfluores-
Dämmstoffe aus Polystyrol sind, sofern sie HBCD          zenzanalyse.
enthalten, bei Abbruch oder Sanierungsmaßnahmen
getrennt zu sammeln. Die POP-Verordnung ((EG) Nr.        (Vgl. Wie werden HBCD-haltige Abfälle abfallrechtlich
850/2004) fordert in Art. 7 (2), dass POP-haltige Ab-    eingestuft?
fälle so beseitigt werden, „dass die darin enthaltenen   Wie kann ich erkennen, ob ein Dämmstoff aus Polysty-
persistenten organischen Schadstoffe zerstört oder       rol HBCD enthält?)
unumkehrbar umgewandelt werden“.
Diesem Zerstörungsgebot wird bei Entsorgung HBCD-        Welche Alternativen gibt es zu HBCD-halti-
haltiger Abfälle mittels thermischer Behandlung          gen Dämmstoffen?
genüge getan.                                            In Deutschland werden über 60 Prozent der Energie
Bei der Verbrennung der HBCD-haltigen Dämmstoffe         in Gebäuden verbraucht. Entsprechend hoch sind dort
wird die entstehende Wärme genutzt (energetische         auch die Einsparpotenziale. Die Energieeinsparver-
Verwertung). Dabei wird das HBCD vollständig             ordnung (EnEV) fordert daher für den Neubau von
zerstört und das enthaltene Brom als Salz in der         Gebäuden eine effektive Wärmedämmung zur Minde-
Abgasreinigung aufgefangen. Mit diesen salzhaltigen      rung des Energiebedarfs. Auch im Gebäudebestand
Rückständen der Abgasreinigung werden in der Regel       (Altbau) können Wärmedämmverbundsysteme die
Hohlräume im Untergrund aus dem Abbau von Salz-          Heizkosten und damit den Ausstoß klimaschädlicher
gestein verfüllt. Damit kommt es beim Durchlaufen        Gase deutlich senken.
der einzelnen Entsorgungsstufen (Abbruch, Transport
und thermische Behandlung) von HBCD-haltigen             Das Umweltbundesamt verweist auf die breite Aus-
Dämmplatten unter Einhaltung der arbeitsschutz-          wahl an alternativen Dämmmaterialien. Hierzu
rechtlichen Bestimmungen zu keinem Gesundheitsri-        zählen mineralische Dämmstoffe aus Mineralwolle,
siko.                                                    Mineralschaum, Schaumglas oder Blähton. Auch
                                                         Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie
Ein werkstoffliches Recycling HBCD-haltiger Dämm-        Holzfaserdämmplatten oder Dämmstoffe auf Basis
stoffe wird in Zukunft nur stattfinden können, wenn      von Holzspänen, Zellulose oder Hanf isolieren gut.
der entsprechende, seit dem 22. März 2016 geltende       Mineralwolle ist beispielsweise für viele Anwen-
Grenzwert von 100 mg/kg aus Anhang I der POP-Ver-        dungsbereiche bei Neubau und Modernisierungen ge-
ordnung für neu in Verkehr zu bringende Werkstoffe       eignet – mit Ausnahme der Wärmedämmung erdbe-
und Erzeugnisse unterschritten wird. Gleiches gilt für   rührter Bauteile (Perimeterdämmung). Mineralwolle
Verpackungen, Gehäusekunststoffe oder Textilien,         ist in Deutschland auch nicht gesundheitsschädlich.
die HBCD enthalten.                                      Dafür garantiert das Verbot von bestimmten Mineral-
HCBD-freier Verschnitt von expandiertem Polystyrol       wollfasern, die gesundheitliche Probleme hervorrufen
(EPS) aus Neubau- oder Sanierungs-Aktivitäten, wie       können. Diese dürfen seit 2000 in Deutschland nicht
z.B. der Anbringung von Wärmedämmverbundsys-             mehr zu Zwecken der Wärme- und Schalldämmung
temen (WDVS), kann hingegen werkstofflich recycelt       im Hochbau einschließlich technischer Isolierun-
werden. Der in loser oder gepresster Form gesammelte     gen hergestellt, verwendet oder in Verkehr gebracht
Verschnitt kann nach Zerkleinerung und Extrusion         werden.
für die Gewinnung von Polystyrol-„Re-Granulat“
verwendet werden.                                        Weiterhin haben die Hersteller von Dämmstoffen aus
Bau-EPS aus dem Rückbau von Gebäuden, muss               Polystyrol HBCD inzwischen durch andere Flamm-
bislang auch deshalb thermisch verwertet werden, da      schutzmittel ersetzt. Bei expandiertem Polystyrol
bautypische Anhaftungen das werkstoffliche Recyc-        (EPS) handelt sich dabei überwiegend um ein bro-
ling unmöglich machen. Verfahren zur Abreicherung        miertes Polymer, das zu einem Anteil von ca. 1 % dem
von Schadstoffen in Polystyrol-Kunststoffen, mit dem     Polystyrol zugegeben wird. Nach bisherigem Kennt-
Ziel Verunreinigungen und HBCD aus dem Material          nisstand hat dieser Ersatz nicht die problematischen
selektiv herauszulösen und auszuschleusen, sind          Umwelteigenschaften von HBCD, da die kunststoffar-
in Erprobung (z.B. das CreaSolv®-Verfahren). Zur         tigen Moleküle aufgrund ihrer Größe nicht bioverfüg-

12
bar und fester in die Kunststoffmatrix eingebunden     bereit gestellt werden.
sind. Darüber hinaus werden in geringem Umfang         Darüber hinaus legt Anhang I der POP-Verordnung
auch niedermolekulare bromierte Ersatzstoffe vor       ((EG) Nr. 850/2004) nun fest, dass HBCD in Dämm-
allem auf Basis von Tetrabrombisphenol A (TBBPA)       stoffen aus expandiertem Polystyrol (EPS), die bis
eingesetzt, von denen das Umweltbundeamt abrät.        zum endgültigen Verbot in zwei bis drei Jahren noch
Eine umfassende vergleichende Bewertung von HBCD       auf den Markt gebracht werden, direkt „durch Etiket-
und den alternativen Flammschutzmitteln hat die        tierung oder andere Mittel während seines gesamten
Umweltbehörde der Vereinigten Staaten veröffentlicht   Lebenszyklus identifizierbar sein [muss]“. Weiterhin
(auf Englisch). Nach Aussage des Industrieverbands     verbietet die POP-Verordnung ab dem 22. Juni 2016
Hartschaum (IVH) haben alle Mitglieder des Verbands    generell das Inverkehrbringen von neuem HBCD-
bis Ende 2014 vollständig auf das polymere Flamm-      haltigem extrudiertem Polystyrol (XPS).
schutzmittel umgestellt und beliefern mehr als 80%
des deutschen Marktes mit diesen EPS-Dämmstoffen.      Eine darüber hinaus gehende Möglichkeit ist eine
Zudem bietet der Verband für EPS-Dämmstoffe mit        eindeutige und dauerhafte Kennzeichnung HBCD-
diesem Flammschutzmittel eine Zertifizierung mit       freier Polystyroldämmstoffe oder besser noch eine
dem BFA QS EPS Siegel an.                              Kennzeichnung des verwendeten, alternativen
Das Umweltbundesamt empfiehlt aus Vorsorgegrün-        Flammschutzmittels. Diesen Ansatz verfolgt der
den die Entwicklung geeigneter halogenfreier Flamm-    Industrieverband Hartschaum (IVH), der mit dem
schutzmittel für Polystyroldämmstoffe aus EPS und      verbandseigenen, regelmäßig überprüftem Qualitäts-
XPS.                                                   siegel BFA QS EPS nur solche Dämmstoffe zertifiziert,
                                                       die mit dem neuen polymeren, bromierten „Flamm-
Eine gute Orientierung bietet Ihnen auch der Blaue     schutzadditiv Polymer-FR“ ausgerüstet sind. Da
Engel. Für die Planung und Durchführung von            sich die Information über das Qualitätssiegel in der
Neu- und Umbau bietet das Umweltzeichen einen          Regel aber auf der Verpackung oder den technischen
einfachen Weg, Alternativen für Wärmedämmstoffe        Merkblättern der Dämmstoffe befindet, haben erste
und Wärmedämmverbundsysteme mit gefährlichen           Hersteller darüber hinaus begonnen, den Dämmplat-
Stoffen zu finden. Auf der Website des Blauen Engels   ten bei Verwendung des polymeren Flammschutzmit-
sind diese Produkte zu finden unter den folgenden      tels deutlich sichtbare, farbige Kunststoff-Kügelchen
Produktgruppen:                                        beizumischen. Dämmstoffe, die das Umweltzeichen
• Gesundheits- und umweltverträgliche Wärme-           Blauer Engel tragen, enthalten grundsätzlich kein
    dämmstoffe und Unterdecken (RAL UZ 132)            HBCD.
• Wärmedämmverbundsysteme (RAL UZ 140)
                                                       Wenn der Polystyroldämmstoff hingegen schon ver-
(Vgl. Wie kann ich erkennen, ob ein Dämmstoff aus      baut ist und für die Abfallentsorgung die Information
Polystyrol HBCD enthält?)                              benötigt wird, welches Flammschutzmittel vorliegt,
                                                       hilft nur die chemische Analyse. Hierfür liegt inzwi-
Wie kann ich erkennen, ob ein Dämmstoff                schen ein Schnelltest mittels Röntgenfluoreszenzana-
aus Polystyrol HBCD enthält?                           lyse vor, der sich durch geschultes Personal direkt vor
Da HBCD nach dem Europäischen Chemikalienrecht         Ort durchführen lässt. Er ermöglicht die Unterschei-
bereits seit 2008 als besonders besorgniserregender    dung, ob der Dämmstoff überhaupt Brom enthält und
Stoff unter der REACH-Verordnung identifiziert ist,    ob es sich dabei um ein niedermolekulares, extrahier-
muss der Hersteller und auch der Händler Ihnen über    bares Molekül handelt (wie HBCD) oder um eine nicht
die Verwendung des Stoffes in allen Erzeugnissen       extrahierbare polymere, bromierte Verbindung. Für
Auskunft geben. Über ein Online-Formular des Um-       detailliertere Informationen stehen weiterführende
weltbundesamtes können Sie den Hersteller, Händler     analytische Methoden zur Verfügung.
oder Importeur hier einfach anfragen, ob HBCD als
Flammschutzmittel eingesetzt wurde. Zudem muss         (Vgl. Welche Alternativen gibt es zu HBCD-haltigen
auch nach der Bauproduktenverordnung seit 2011 die     Dämmstoffen?
Information mit der Leistungserklärung zum CE-Zei-     Welche chemikalienrechtlichen Vorschriften gelten für
chen den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern       den Einsatz von HBCD?)

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Welche Alternativen gibt es zu HBCD-halti-
gen Textilien?
Um die Entflammbarkeit von Textilien herabzuset-
zen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. HBCD ist in
diesem Bereich leicht zu ersetzen. Entscheidenden
Einfluss auf das Brandverhalten haben zunächst der
Aufbau und die Dichte eines Gewebes, so lässt sich
die Entflammbarkeit etwa durch eine dichte Webart
herabsetzen. Zu den alternativen Flammschutzmit-
teln zählt zum Beispiel die Permanentausrüstung von
Zellulosefasern mit reaktiven Flammschutzmitteln
auf Phosphorbasis oder inhärent flammgeschützte
Polyesterfasern mit fest gebundenen, ebenfalls phos-
phorhaltigen Flammschutzmittelmolekülen. Bewährt
sind weiterhin Gewebe aus schwer entflammbaren
Fasermaterialien – wie Polyaramiden – oder aus nicht
brennbaren Glasfasern. Eine weitere Möglichkeit sind
sogenannte Intumeszenz-Systeme, die im Brandfall
anschwellen und dadurch schwer brennbare Sperr-
schichten bilden.
In Deutschland müssen nur Einrichtungstextilien in
bestimmten öffentlichen Gebäuden Brandschutzan-
forderungen erfüllen. In anderen Ländern wie Groß-
britannien gelten darüber hinaus Vorschriften für die
Entflammbarkeit von Einrichtungsgegenständen auch
in Privathaushalten, so dass dort in größerem Um-
fang flammgeschützte Textilien verwendet werden.

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