Holz statt Beton, ganz einfach - Timbatec

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Holz statt Beton, ganz einfach - Timbatec
TRENDS                                                                                                                                  17
                                                                    Mehrfamilienhaus Fasanenhof, Frenkdendorf BL
                                                                                                                            Simon Meier*

Holz statt Beton, ganz einfach
TS3 ermöglicht Grossflächen aus Holz. Damit kann Holz den                                  ■ Oben/unten: Mehrfamilienhaus Fasanenhof
                                                                                           mit 15 Wohnungen im Kanton Basel-Land.
traditionellen Stahlbeton in vielen Projekten ersetzen – das                               (Bilder: Timbatec)

schont das Klima und freut die Investoren. In Frenkendorf in
Basel-Land entsteht die erste viergeschossige Stützen-Platten-                             neuen Generation angelangt – ein Quan-
                                                                                           tensprung, der die Baubranche zum Um-
konstruktion mit der TS3-Technologie. Mit dem Mehrfamilien-                                denken bringt.
haus «Fasanenhof» mit 15 Wohnungen beweist die Technolo-
gie ihr Potenzial. Die Beteiligten sind begeistert.                                        TS3 – für Mensch und Klima
                                                                                           Mit der TS3-Technologie kann Holz den
                                                                                           Stahlbeton in fast allen Bereichen erset-
Der Holzbau boomt. Schulen, Spitäler oder     Giessharz. Dieses Harz verbindet die Holz-   zen. Das ist sinnvoll, denn Stahlbeton hat
Grossprojekte mit über 300 Wohnungen          elemente biegesteiff und bruchsicher mit-    einen gewichtigen Nachteil: Die Produk-
können heute problemlos mit Holz gebaut       einander. Damit ist der Holzbau in einer     tion von Stahl und Zement ist energie-
werden. Die Vorteile der Holzbauweise –
hoher Vorfertigungsgrad, kürzere Bauzeit,
klimaverträglich bauen, behaglichere
Wohnungen – um nur einige davon zu nen-
nen, überzeugen immer mehr Bauherr-
schaften und Investoren. Bauen mit Holz
hat aber bislang auch einen Nachteil: Die
einachsige Tragrichtung des Holzes. Das
bedingte den Einbau von grossen Quer-
balken, den so genannten Unterzügen.
Das ist heute nicht mehr nötig: Die Timber
Structures 3.0-Technologie, kurz TS3, ist
ein Verfahren, das aus Holz grosse Flächen
generieren kann – ohne die bisher übli-
chen Querbalken. TS3 verbindet Holzbau-
teile stirnseitig. Das galt über Jahrzehnte
als unmöglich. Über zehn Jahre Forschung
zusammen mit der Berner Fachhochschu-
le und der EHT Zürich waren nötig, um
die Lösung zu finden: Ein Verfahren mit
einem Zwei-Komponenten Polyurethan-

                                                                                                        2/2021 – Immobilien im BlickPunkt
Holz statt Beton, ganz einfach - Timbatec
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 intensiv und setzt grosse Mengen CO2 frei.
 Weltweit verursacht Stahlbeton rund neun
 Prozent der menschengemachten CO2-
 Emissionen. Holz hingegen speichert CO2
 – auch wenn es verbaut ist. Denn: Bäume
 wandeln beim Wachstum dank der Foto-
 synthese CO2 in Sauerstoff und Kohlen-
 stoff um. Der Kohlenstoff bleibt im ver-
 bauten Holz gespeichert, der Sauerstoff
 wird an die Atmosphäre zurückgegeben.
 Der natürlich nachwachsende Rohstoff
 hat weitere Vorteile gegenüber anderen
 Baumaterialien: Holz muss nach dem Ver-
 bauen nicht austrocknen – Gebäude sind so
 schneller erbaut und früher bezugsbereit.
 Das bedeutet: Frühere Rendite. Es ist leicht,
 was gerade für Aufstockungen entschei-
 dend ist. Und: Holzbauten bieten natürli-
 che, komfortable Räume. Für Architektin-
 nen und Ingenieure ist der neue Holzbau
 mit TS3 übrigens keine Herausforderung:
 Die Planung ist analog zum Beton.
 Im Mehrfamilienhaus Fasanenhof sind ge-
 samthaft 582 m3 Fichtenholz verbaut und
 damit 533 Tonnen klimarelevantes CO2 ge-        milienhaus «Fasanenhof» mit 15 Wohnun-         Die Technologie
 bunden. Das verbaute Holz und der damit         gen im Minergie-P Standard beweist die         Die Technologie ermöglicht eine Stützen-
 einhergehende Holzverschnitt wächst im          TS3-Technologie ihr Potenzial. «Investoren     Platten-Konstruktion wie sie bis anhin nur
 Schweizer Wald innerhalb von 2 Stunden          suchen Anlageobjekte mit der bestmög-          von Stahlbeton-Projekten bekannt war.
 und 20 Minuten wieder nach! Durch die           lichen Rentabilität. Die Bauherrschaft         Dank dem Fugenverguss werden Brett-
 Wahl der Holzbauweise anstelle der üb-          von der Holzbauvariante zu überzeugen,         sperrholzplatten zu einer Grossfläche aus
 lichen Massivbauweise mit Betondecken           braucht oft Zeit und Energie», so der Archi-   Holz verbunden. Sie bilden die Geschoss-
 konnten im Fasanenhof 536 Tonnen CO2            tekt Andreas Scherer. «Während der Über-
 Emissionen eingespart werden. Das ist ein       zeugungsphase, müssen wir das Baupro-
                                                                                                ■ Oben: Montage der TS3-Platten. Die Technolo-
 wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.              jekt in verschiedenen Materialvarianten        gie erlaubt eine Stützen-Platten-Konstruktion wie
                                                 weiterplanen. Da spielt uns TS3 in die Hän-    sie bis anhin nur mit Stahl-Beton möglich war.
                                                 de. Mit TS3 können wir in Beton planen und     ■ Unten links: Fugenverguss mit TS3-Giessharz.
 Der Fasanenhof                                  in Holz bauen. Die Planung mit den drei-
                                                                                                ■ Unten rechts: Blick in den Treppenhauskern.
 In Frenkendorf in Basel-Land entsteht die       dimensional tragenden Brettsperrholz-          Der Holzbau steht, der flüssige Beton wird erst
 erste viergeschossige Stützen-Platten-          platten ist ähnlich wie bei Projekten aus      später eingefüllt. Diese Entwicklung setzt Timba-
 konstruktion aus Holz. Mit dem Mehrfa-          Stahlbeton».                                   tec bei vielen Bauprojekten ein.

 Immobilien im BlickPunkt – 2/2021
Holz statt Beton, ganz einfach - Timbatec
TRENDS                                                                                                                                            19
decken und leiten die Lasten in das eigens     Folge der heutigen Arbeitsweise. Denn:
entwickelte Stützenkopfelement ein,            Die Holzbauer rechnen mit kleineren Tole-
welches je nach Anforderung dimensio-          ranzen als die Betonbauer. Mit diesem Pro-
niert und wenn nötig mit Buchenholz oder       zess kann der Einsatz von Beton deutlich
einem Stahlring verstärkt wird. So sind        minimiert werden. Ein Treppenhaus voll-
Nutzlasten bis zu 5kN, also hochbelastete      ständig ohne Beton wäre auch möglich:
Industriebauten und Stützenraster bis 8 x 8    Mit gekapselten Konstruktionen aus CLT-
Meter möglich. Der Holzbau wird so zur         Platten können heute auch Fluchttreppen-
echten Alternative. Die Kosten dieses Sys-     hauser und Liftschächte gebaut werden.
tem pro Quadratmeter sind vergleichbar
mit denen einer Stahlbetondecke.
                                               Weiterentwicklung für den
                                               Weltmarkt
Auch im Treppenhaus wird Beton
                                               Die TS3-Technologie ist in der EU und in den
gespart                                        USA zum Patent angemeldet und haben             ■ Die Vision: Hochhäuser in New York werden mit
Bei Bauprojekten dieser Grösse betonie-        in der Timber Structures 3.0 AG ihre Basis.     der TS3-Technologie gebaut.
ren Baumeister normalerweise zuerst den        Sie resultiert aus mehreren Forschungs-
Treppenhauskern, anschliessend montie-         projekten mit den führenden Schweizer
ren Zimmerleute die vorgefertigten Holz-       Hochschulen. In der Timbagroup wurde da-        Holz-Klebstoff-System und am Institut für
bauteile daran. Timbatec hat diese Rei-        für seit 2014 jährlich 1 Mio. Franken in For-   wird eine zweiachsig tragende Hohlkasten-
henfolge umgedreht: Der Holzbau wird           schung und Entwicklung investiert. Heute        decke entwickelt, welche in das TS3-System
zuerst aufgerichtet und dient als verlorene    ist die Technologie marktreif und wurde         integriert wird. Die Arbeitspakete werden
Schalung für den flüssigen Beton. Die Um-      bereits bei 17 Bauprojekten mit 7000 m2         zusammen zu einer Erhöhung der Tragfä-
kehrung der Arbeitsschritte ist die logische   Geschossdecken angewendet. Projekte             higkeit und dem sparsameren Einsatz von
                                               mit insgesamt über 100 000 m2 sind in der       Holz, einer Effizienzsteigerung in der An-
                                               Pipeline. Seit Anfangs 2021 läuft ein neues     wendung der TS3-Verbindung führen. ■
                                               Innosuisse Forschungsprojekt für die Wei-
  Facts zum Fasanenhof                         terentwicklung der Technologie und deren
                                                                                               Weitere Informationen:
  Architektur:                                 erfolgreichen Etablierung auf dem Markt.
  Scherer Architekten AG, Liestal                                                              Timber Structures 3.0 AG
                                               An der Berner Fachhochschule wird die
  Holzbauingenieur:                                                                            Niesenstrasse 1, 3600 Thun
  Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG
                                               Baustellentauglichkeit von TS3 optimiert
                                                                                               Tel. 058 255 15 80, www.ts3.biz
  Holzbauer:
                                               und die Industrialisierung der Technologie
  Stamm Bau AG, Arlesheim                      weiterentwickelt. An der ETH erforscht das      * Der Autor Simon Meier ist Leiter Marketing bei
                                               Institut für Baustoffe die Interaktion vom      Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG.

               Schmelzpunkt
               > 1000 °C
               Steinwolle von Flumroc.
               Brandschutz schafft
               Sicherheit.

               www.flumroc.ch/1000grad
       CHCOM
         COM
        HC M

                                                                                                              2/2021 – Immobilien im BlickPunkt
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