HTL, FH oder Uni? - Eine Grundsatzdiskussion zur Bildung
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Wien, am 29. November 2010 HTL, FH oder Uni? – Eine Grundsatzdiskussion zur Bildung Haben alle drei Bildungseinrichtungen einen klaren Platz in Österreich? Wodurch unterscheiden Sie sich voneinander und welche Voraussetzungen muss die Politik schaffen, um ein Ende der Negativspirale unseres Bildungsangebots herbeizuführen? Darüber diskutierten Vertreter aller drei Einrichtungen. Nicht nur angehende Architekten und Ingenieure sollten sich mit den vier Themen „Bildung-Beruf-Bedarf-Berechtigung“, dringend auseinandersetzen. Auch die Gesellschaft ist aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, um die Zukunft bestmöglich zu meistern. Im Rahmen der Initiative des Verbandes der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) und der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, diskutierten Vertreter von HTL, FH und Universität über Jobaussichten, Ausbildungsqualität, Imagefragen und finanzielle Ausstattung. Moderator Dr. Gerfried Sperl stellte seine Fragen in Form eines Word Raps und erzielte dabei eine spritzige und kontroversielle Diskussion. Auf dem Podium waren: Univ.-Prof. DI Dr. Martin H. Gerzabek, Rektor der Universität für Bodenkultur; Ing. Mag. Harald Hrdlicka, Direktor der HTL Mödling; Univ.-Prof. Dr. Christian Kühn, Studiendekan an der Technischen Universität Wien; FH-Prof. DI Claudia Link-Krammer vom FH Campus Wien sowie VZI-Präsident Hon. Prof. DI Dr. Wilhelm Reismann und DI Herbert Ablinger, Sektionsvorsitzender der Architekten. Bildung ist das größte Gut Eine solide Grundausbildung muss bereits in der Volksschule und der weiterführenden Pflichtschule beginnen. Besonderes Augenmerk sollte vor allem auf die deutsche Sprache und eine umfassende Allgemeinbildung gelegt werden. HTL-Direktor Hrdlicka wies darauf hin, dass es für einen 14-jährigen jungen Menschen schwer genug sei, eine Berufswahl zu treffen – daher wird in der HTL sehr großes Augenmerk auf eine umfassende Allgemeinbildung gelegt. Qualitative Unterschiede zwischen HTL, FH und Uni? Alle drei Bildungseinrichtungen haben ihre Berechtigung, nur ist in Österreich die Unterscheidung sehr diffus. Die unterschiedlichen Ausbildungsziele und Lehrinhalte müssen wesentlich klarer abgegrenzt werden. Die Tatsache, dass FH und Universität weniger unterscheidbar wahrgenommen werden, führt zu Unklarheit bei der Studien- und Berufswahl. Gerade die Universitäten haben für eine umfassende fachliche und allgemeine Bildung zu sorgen. Von ihren Absolventen wird erwartet, dass sie selbständig agieren können und ihren rasch wandelnden beruflichen Anforderungen gewachsen sind. Das Bachelorstudium mit nur sechs Semestern wurde eher negativ gesehen, da zu wenig Zeit für eine gute Ausbildung besteht. Auch die Durchlässigkeit in der Ausbildung hätte noch Verbesserungspotential.
Fachhochschulen bieten eine spezialisierte Ausbildung und bereiten junge Menschen konkret auf den Berufseinstieg vor. An Attraktivität mangelt es ihnen daher nicht – eher im Gegenteil: Angehende Studenten bemühen sich oftmals zuerst um einen Studienplatz auf der FH zu bekommen, obwohl dort Studiengebühren verrechnet und Aufnahmeprüfungen verlangt werden. Wenn daraus nichts wird, gehen sie auf die Uni. Bleibt offen, ob sie gerade wegen ihrer Zugangsbeschränkungen, der Kosten oder der Führung nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen, so beliebt sind. Jobgarantie für FH und HTL Absolventen Laut Claudia Link-Krammer bietet der Zweig für den Baubereich der FH Campus Wien, fast 100%ige Jobgarantie. Es handelt sich also um keinen Gründungsmythos der Fachhochschulen, denn bei den Absolventen des Vorjahres meldete das AMS eine Arbeitslosenrate von 0,9 Prozent. Vor der Wirtschaftskrise konnten die Absolventen zwischen sechs oder sieben Jobs auswählen. Ähnlich ist es bei den HTLs. Laut Direktor Hrdlicka kommen alle Absolventen unter – es gebe einen sehr hohen Output an Jobangeboten für HTL-Abschlüsse. Alle waren sich einig, dass Österreich als Hochlohnland nur von Innovation leben kann, daher ist die qualitativ hoch stehende Ausbildung so wichtig. Darüber hinaus wurde aber auch festgehalten, dass ein Vergleich der österreichischen Massenuniversität mit amerikanischen Eliteuniversitäten nicht zulässig sei. Man muss Massenuniversität mit Massenuniversität vergleichen und da schneidet Österreich gar nicht so schlecht ab. Finanzielle Misere Fehlende finanzielle Mittel an den Universitäten und Hochschulen behindern die Rektoren in Österreich. Boku-Rektor Gerzabek will die Universitäten aber nicht nur negativ diskutiert wissen: Alle Länder kürzen ihre Uni-Budgets, da sei Österreich keine Ausnahme, allerdings musste endlich eine Planungssicherheit gewährleistet werden, woher das Budget kommen soll. Gerzabek fallen dazu drei Lösungsvorschläge ein: Eine Budgeterhöhung, damit alle gut ausgebildet werden können, eine Kapazitätsplanung, wie viele Absolventen benötigt werden und wie das finanziert wird, oder eine Studienplatzfinanzierung mit Zugangsregeln. Allerdings dürfte eine Studienplatzfinanzierung wie sie die FHs schon haben, nicht jahrelang ohne Erhöhung bleiben. Es müssten jedoch rasch Lösungsansätze zur Finanzierung gefunden werden. „Ich fürchte, dass es mit unserer Bildungspolitik schnell bergab geht. Das Ende dieser Negativspirale muss kommen. Man muss aufpassen dass unsere Bildungspolitik nicht zu einem Verfall der Reputation heimischer Ausbildungsstätten führt – dies zu verhindern ist Aufgabe der Politik“, schloss VZI-Präsident Reismann die Diskussion. Resümee Die Politik muss gewisse Voraussetzungen schaffen um die Missstände an den österreichischen Bildungseinrichtungen zu beseitigen. Der VZI stellt sich dieser Diskussion und will daraus abgeleitete Thesen, mit Verantwortlichen für die Bildungspolitik Österreichs, diskutieren.
Bedarf und Berechtigung Um den Jahreszyklus „BBBB Bildung-Bedarf-Beruf-Berechtigung“ weiterzuführen, wird sich der VZI künftig mit den Themen Beruf und Berechtigung auseinandersetzen und mit führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Lehre und Forschung weiter diskutieren. Die gewonnenen Impulse aus Sicht der Praxis werden am Ende des Jahreszyklus im Sommer 2011 präsentiert. Fotonachweis: Foto: vlnr: Univ.-Prof. Dr. Christian Kühn; Hon. Prof. DI Dr. Wilhelm Reismann; Univ.-Prof. DI Dr. Martin H. Gerzabek; Dr. Gerfried Sperl; FH-Prof. DI Claudia Link- Krammer; DI Herbert Ablinger; Ing. Mag. Harald Hrdlicka Copyright: Kammer der Architekten Rückfragehinweis: Mag. Alexandra Scharr Special Public Affairs PR-Beratung & Lobbying GmbH Goldschmiedgasse 8/8, 1010 Wien Tel +43 1 532 25 45 20, Fax +43 1 532 25 46 Email: mailto: scharr@spa.co.at
HTL, FH, UNI ? Ausbildung in Architektur und Ingenieurwesen Konkrete Fragen, konkrete Antworten, konkrete Erwartungen. Erwartungen aus der Praxis an die Ausbildenden. Konkrete Sorgen der Lehrenden. Wie unterscheiden sich HTL, FH und UNI? Wie sollen sie sich unterscheiden? Sind die Curricula ausreichend unterschieden? Wohin entwickeln sich unsere Universitäten? Stehen sie vor dem geistig-finanziellen Verhungern? Welche Lösungsansätze gibt es? Ist das System FH dem heutigen System UNI überlegen? In welcher Hinsicht? Wie sollen sich die beiden künftig arrangieren? Welchen Platz nimmt die HTL bei der technischen Ausbildung ein? Wurde sie im Bologna Prozess vergessen? Wurden alte Werte an den Rand gedrängt? Was sagen die internationalen Rankings aus? Ist die Position Österreichs wirklich so schlecht? Persönliche Erfahrungen im internationalen Vergleich? Welche Ausbildung brauchen wir für eine erfolgreiche Zukunft? Wo gibt es Vorbilder? Was machen andere besser? Welche Voraussetzungen muss die Politik schaffen? Geht es nur um die finanziellen Mittel? Geht es um das gesamte System von Erziehung und Bildung?
Was erwartet junge Absolventen in der Praxis? Wo ist Bedarf, wo nicht? Gibt es Fähigkeiten, die die Lehre nicht vermitteln kann? Kommen wir zu einer Elitenbildung? Wollen wir das? Wie kann man Bildungs-Eliten fördern und Finanz-Eliten verhindern? Was erwarten die Studierenden von den Lehrenden? Was erwarten die Lehrenden von den Studierenden? Was erwarten Architektur- und Ingenieurbüros von den beiden? Diese und andere Fragen waren Thema der Vorbereitungsgespräche. Antworten auf alle diese Fragen sind nicht zu erwarten. Wertvolle Denkanstöße aber schon. Der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe und die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland laden zur PODIUMSDISKUSSION Dienstag, 23. November 2010 Beginn 18.00 Uhr im Österreichischen Theatermuseum, Eroica-Saal 1010 Wien, Lobkowitzplatz 2 Univ.-Prof. DI Dr. Martin H. Gerzabek, Rektor der BOKU Wien Ing. Mag. Harald Hrdlicka, Direktor HTL Mödling Univ. Prof. Dr. Christian Kühn, Studiendekan TU Wien FH-Prof. DI Claudia Link-Krammer, FH Campus Wien Hon. Prof. DI Dr. Wilhelm Reismann, Präsident VZI Arch. Mag.arch. Walter Stelzhammer, Präsident Arch+Ing Moderation: Dr. Gerfried Sperl, Der Standard Anschließend laden wir zum Cocktail. Um Antwort wird mittels beiliegender Fax-Anmeldung oder per Email an scharr@spa.co.at gebeten. 2
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