ILLUSION DATENSCHUTZ - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
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EDITORIAL Illusion Datenschutz Eigentlich will man es gar nicht wahrhaben, aber es ist Realität: Daten sind nie sicher, ganz egal, wer sie sammelt und wo sie liegen. Daten, die irgendwo angehäuft werden, lassen sich missbrauchen – und sie werden missbraucht, wie die jüngsten Abhörskandale zeigen. Es gibt keine Ausnahmen. Selbst die Rechner der Regie- rung und des Bundestags werden gehackt. Was hat das mit Bibliotheken zu tun? Sehr viel, denn auch sie speichern massenweise sensible Daten; in erster Linie das, was Menschen lesen. Und das ist ein ganz wesentliches Merkmal für die Erstellung von digitalen Personenprofilen – für welche Zwecke auch immer. Es ist noch keine zwei Jahre her, dass der Heidelberger Germa- nist Roland Reuß in einem polemischen Beitrag in der FAZ anpran- gerte, die Bibliotheken würden den Datenschutz massiv verletzen. Der gesamte Berufsstand war in Aufruhr. In Dutzenden von Stel- lungnahmen versicherten Bibliothekare, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Nur, reicht das? Inzwischen sind wir einen Schritt weiter und wissen, dass die Beachtung der rechtlichen Regelungen und die Anwendung tech- nischer Schutzmaßnahmen letztlich unerheblich sind. Die Daten sind trotzdem nicht sicher. Das ist die neue Dimension des Prob- lems. Bei einer der wohl spannendsten Veranstaltungen auf dem Nürnberger Bibliothekartag (siehe Bericht ab Seite 448) drehte sich die mehr als hitzige Diskussion genau um dieses Desaster. Die führenden Anbieter von Bibliothekssoftware waren so hilflos wie der Datenschutzbeauftragte Hamburgs. Ihr Eingeständnis: »Die Sicherheit von Daten ist eine Illusion.« Was können Bibliotheken dann überhaupt noch tun? Trotz aller Euphorie für die Digitalisierung nur die allernotwendigsten Da- ten speichern. Und, wie es ein Diskussionsteilnehmer in Nürnberg formulierte, nicht alles umsetzen, was technisch möglich ist, vor allem dann nicht, wenn Menschenrechte und Demokratie gefähr- det sind. Das mag hochgestochen klingen, ist aber angesichts der Aussage des obersten Hamburger Datenschützers beim Biblio- thekartag mehr als angebracht: »Die Digitalisierung birgt erheb- liche Probleme, und es stellt sich tatsächlich die Frage, wie lange es dauert, bis die Technik entgleist.« Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur BuB 67 7 / 2015 409
BuB Forum Bibliothek und Information 07 / 2015 FOYER LESESAAL DIGITALE INFORMATION SCHWERPUNKT: BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT 413 Wie digital sind Sie? Fachtagung des dbv und der 426 Die Bibliothek als Dritter Ort Stadtbibliothek Köln Bibliotheken müssen mehr als (Brigitte Bielinski) Ausleihstellen sein, um relevant zu bleiben (Robert Barth) WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK 430 Wenn die Ausleihen zurückgehen SCHWERPUNKT – was kommt dann? 414 Die älteste Kunstbibliothek Bibliotheken sind für die Funktion BIBLIOTHEK Berlins stellt sich vor Die Bibliothek der Universität des Dritten Ortes prädestiniert / ALS DRITTER Aufenthaltsqualität statt Medien der Künste: 300 000 Bücher, und Regale (Volker Pirsich) Schallplatten, CDs und eine ORT ungewöhnliche Idee (Stefanie Oeding) 434 Eine Vielfalt an Möglichkeiten Die Bibliotheken befinden sich Lokale Allianz setzt vor allem auf im Wandel. Längst sind sie Angebote für Kinder und Senioren TAGUNG keine reinen Ausleihstatio- (Andrea Floß) 416 Menschen. Medien. Miteinander. nen für Medien mehr, sondern 120 Teilnehmer diskutierten beim setzen zunehmend auf Aufent- 8. BibCamp an der Hochschule haltsqualität und die Vermitt- für Technik, Wirtschaft und Kultur lung von Kulturtechniken. In (HTWK) Leipzig über Social Media, unserem aktuellen Schwer- Augmented Reality und Blended Shelf (Tami Gebhard, Yvonne Plotz, punkt beschäftigen wir uns Lisa Schlegel) daher mit der Bibliothek als »Drittem Ort«. STUDIUM Was für Möglichkeiten gibt 419 Die neuen Bibliothekare: 438 Wie geht es weiter am Dritten Ort? es, wenn die Ausleihzahlen Informatiker, Journalisten oder Der enthierarchisierte Biblio- lieber Erzieher? theksraum / Plattform für die nachlassen (Seite 430)? Welche TH Wildau bietet ab Oktober den Vermittlung von Kulturtechniken Zukunftsperspektive hat der berufsbegleitenden Masterstudi- und gesellschaftlichen Dialog Dritte Ort (Seite 438)? Und ist engang Bibliotheksinformatik an (Jonas Fansa) das Konzept des »Dritten Orts« (Frank Seeliger) ausreichend –oder zu kurz gedacht? (Seite 440)? 440 Ein komplexes Ganzes 423 Erster internationaler Fahrbib- Bibliotheken sind mehr als Dritte liothekskongress in Berlin Orte / Plädoyer für eine (Dirk Wissen) differenzierte Betrachtung (Corinna Haas) 422 LESERBRIEF / NACHRICHTEN 444 Bibliotheken sollten lebendige Foto Titelseite: scusi – Fotolia.com 425 MARKT Erlebnisräume sein Fotos Inhaltsverzeichnis: Der Dritte Ort als Bibliothek Landquart, Stadtbibliothek »Makerspace«: Erfahrungen Bergheim, Steffen Heizereder, Anja Herwig der Stadtbibliothek Köln (Hannelore Vogt) 410
MAGAZIN BIBLIOTHEKARTAG NÜRNBERG 461 Große Pläne für BIB-OPUS FACHLITERATUR 2015 Fast 2 000 Fachveröffentlichungen 472 Die Regeln der RDA für die der Bibliothekartage seit 2005 deutschsprachigen Länder 445 Deutschland braucht eine stehen kostenfrei zum Download Das Lehrbuch zum Einstieg nationale Bibliotheksstrategie bereit (Christoph Ackermann) (Margarete Payer) Podiumsdiskussion des Kompetenznetzwerks für Biblio- theken auf dem 104. Deutschen 474 Förderung von Leselust und 462 Kongress-Splitter Bibliothekartag in Nürnberg Lesemotivation (Kathrin Hartmann) Eine Fundgrube mit Anregungen BAU (Ronald Gohr) 448 Im Bann der Digitalisierung 464 Von der Friedrichstraße nach Hitzige Diskussionen über Daten- Adlershof schutz, Urheberrecht und Sonn- 1,2 Millionen Bücher ziehen inner- tagsöffnung / 3 800 Teilnehmer halb der Universitätsbibliothek der beim Bibliothekartag in Nürnberg Humboldt-Universität zu Berlin (Bernd Schleh) um (Birigt Stumm) AUS DEM BERUFSVERBAND 452 Impressionen vom 104. Deutschen Bibliothekartag in Nürnberg 476 Protokoll der BIB-Mitglieder- versammlung in Nürnberg 454 »BIB meets the world« 480 Aus den Landesgruppen Berufsverband Information Biblio- thek stellt neues Jahresthema vor 481 VorgeMERKT / Vernetzung mit Bibliothekaren 483 Mitgliedernachrichten anderer Länder angestrebt (Steffen Heizereder) AUSLAND 409 EDITORIAL 468 Beide Partner profitieren Begegnung mit Litauen im Rahmen 415 IMPRESSUM eines EU-Austauschprogrammes 484 SUMMARY / RESUME (Jochen Dudeck) 486 STELLENMARKT 487 KLEINANZEIGEN 456 Headhunter, neue PDA-Modelle und gemütliche Lounges Große Spannbreite an neuen Dienstleistungen und Produkten auf der Firmenmesse / 155 Aus- steller aus elf Ländern (Oke Simons) BuB 67 7 / 2015 411
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FOYER DIGITALE INFORMATION Wie digital sind Sie? nur Kinder und Jugendliche betreffe, sondern ein gesellschaftliches. Gaming sei eine neue Kulturform, die verschie- denste Zielgruppen anspreche. Daher Fachtagung des Deutschen Bibliotheksverbands und der müssten Games mehr auf der inhaltli- Stadtbibliothek Köln chen Ebene betrachtet werden. Wenn Bi- bliotheken den Mut haben, in diesem Be- reich neue Wege zu gehen, könnten sie eine Leuchtturmfunktion übernehmen. Anlässlich des Welttags des Buches Workshops den vielfältigen praktischen Soweit waren die meisten der Anwe- und des Urheberrechts haben der Umsetzungsmöglichkeiten digitaler Ser- senden sich noch einig. Leseförderung Deutsche Bibliotheksverband (dbv) viceangebote. Schwerpunkte bildeten und Gaming-Angebote als gesellschaft- und die Stadtbibliothek Köln zu ei- dabei die Themen »Digitale Leseförde- liche Aufgabe und Teile des außerschu- ner öffentlichen Fachtagung eingela- rung«, »Gaming« und »Coding«. lischen Zugangs zu Bildung und Kul- den. Die Veranstaltung fand im Rah- Sigrid Fahrer von der Stiftung Le- tur: ja. Aber was hat »Coding« damit zu men der Kampagne »Netzwerk Bi- sen stellte in ihrer Keynote zum Thema tun? Warum soll nun jeder Programmie- bliothek« des dbv statt. Zeitgleich »Digitale Leseförderung« statistisch ge- ren lernen? Arzu Uyan, Projektmanage- wurde die Vollversion der Kampag- stützte Thesen auf. Die Internetnutzung rin bei der Firma 42dp, sieht im Coding nen-Website gelauncht. Dort sollen bibliothekarische Angebote und Bil- Als Vorreiterin im Bereich digitaler Services gilt die dungsprojekte einer breiteren Öf- Stadtbibliothek Köln, die mit ihrem Makerspace und der fentlichkeit sichtbar gemacht wer- digitalen Werkstatt ein breites Angebot entwickelt hat. den. Mehr Informationen unter: http://www.netzwerk-bibliothek.de bei Kindern und Jugendlichen habe kei- ein missverstandenes Konzept. Es gehe »Wie digital sind Sie?« Mit dieser Frage nen Einfluss auf das Leseverhalten. Im eben nicht nur um das Erlernen einer überrumpelte die Moderatorin Anke Gegenteil: Analoge und digitale Ange- Programmiersprache oder das Aufset- Bruns (Westdeutscher Rundfunk) die bote werden parallel genutzt, und beide zen einer Software. Vielmehr handele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der erforderten Lesefähigkeit. Lediglich es sich um Methodentraining: Konzepte Veranstaltung »Bibliotheken vernetzen die Lesestrategie sei eine andere: Wäh- erstellen, strukturieren, Fehler machen, – analog und digital«. rend das analoge Lesen ein intensives, analysieren und Problemlösungen su- Auch die einleitenden Grußworte sich-hineinvertiefendes Lesen darstelle, chen. Dies seien auch wichtige Bestand- seitens der Veranstalter stellten die das gemeinhin mit Lernen, Kultur und teile des lebenslangen Lernens in der Frage, inwieweit die Digitalisierung al- Bildung verknüpft werde, gelte das digi- Wissensgesellschaft. Methodentraining, ler Gesellschaftsbereiche auch in den tale Lesen als »Hyper-Lesen«, das auch das man auch außerhalb der Schule eta- Bibliotheken angekommen ist. Jagen eine »Hyper-Attention« erfordere. blieren könne. Und somit natürlich auch Beides müsse geübt werden, am bes- in Bibliotheken. Die Internetnutzung bei ten unterstützt durch Familie und Bil- Als Vorreiterin im Bereich digita- Kindern und Jugendlichen dungsinstitutionen. Digitale Angebote ler Services gilt die Stadtbibliothek hat keinen Einfluss auf das förderten dabei die Lesekompetenz, er- Köln, die unter anderem mit ihrem Ma- forderten aber seitens der Anbieter be- kerspace und der digitalen Werkstatt Leseverhalten. sondere Anpassung hinsichtlich Ziel- ein breites Angebot entwickelt hat. So gruppeneignung, Jugendschutz, Nied- konnte man im Anschluss an die Im- die Bibliotheken mit vielfältigen digi- rigschwelligkeit, Bedienbarkeit und pulsvorträge an Workshop-Tischen mit talen Angeboten nur Trends nach oder technischer Stabilität. jeweils einem der drei Schwerpunktthe- besteht ein tatsächlicher Bedarf? Allge- men einen Blick auf deren praktische Er- mein beobachtet wird eine Veränderung fahrungen werfen und sich mit anderen des öffentlichen Nutzens der Bibliothe- Gaming und Coding Expertinnen und Experten, Kolleginnen ken: weg vom reinen Wissensarchiv und und Kollegen austauschen. Buchverleih, hin zum Ideenspeicher, In seiner Keynote zum Thema »Ga- Die abschließende Frage »Welche zur Umsetzungplattform, die im ideo- ming« forderte Torben Kohring (Leiter konkreten Vorhaben nehmen Sie heute logie- und kommerzfreien Raum Wege der Fachstelle für Jugendmedienkultur mit?« war nicht leicht zu beantworten. durch die Informationsflut zeigt und NRW) dazu auf, neue Veranstaltungs- Aber im großen Paket an Anregungen den Umgang mit neuen Medien und formen und Formate im Bereich Gaming und Ideen war für jede/n etwas dabei. Technologien schult. Deshalb widmete zu entwickeln. Denn Games seien kein Brigitte Bielinski, sich der Tag mit Impulsvorträgen und rein medienpädagogisches Thema, was Münchner Stadtbibliothek BuB 67 7 / 2015 413
FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK Die älteste Kunstbibliothek Berlins stellt sich vor Die Bibliothek der Universität der Künste: 300 000 Bücher, Schallplatten, CDs und eine ungewöhnliche Idee den Stockwerken, die von der Biblio- thek der Technischen Universität be- legt sind, befindet sich in der vierten Etage die Bibliothek der Universität der Künste. Die Kataloge der beiden Bibliotheken werden getrennt geführt, doch über die Portale der Universität der Künste (UdK) und Technischen Universität kann man auch in dem jeweiligen ande- ren Bestand recherchieren. Noch arbei- ten beide Bibliotheken mit der Software Aleph, die aber im Jahr 2016 auf Alma umgestellt wird. Dies ist »der nächste große Schritt«, sagt Bibliotheksleiterin Andrea Zeyns, und nur eine der anste- henden Herausforderungen, denn auch die Umstellung der Katalogisierung auf RDA geht nun rasant voran. Petra Wa- genknecht arbeitet in der nationalen Ar- beitsgruppe UAG Musik mit und wird die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schu- len. Ende des Jahres soll dieser Prozess in wissenschaftlichen Bibliotheken ab- geschlossen sein. Präsenz zeigen, Außenwirkung schaffen und das Profil der UdK-Bibliothek schärfen – dies sind die Ziele der Die Bibliothek der Universität der Küns- Auf den ersten Blick sieht man dem Öffentlichkeitsarbeit. te befindet sich in der vierten Etage. Sie roten Kastenbau des Bibliotheksge- ist die älteste Kunstbibliothek in Berlin. bäudes in bester Lage Berlins nicht Die älteste Kunstbibliothek Berlins ist Fotos: privat an, welche Historie hier seit 2004 un- als Einrichtung der Qualität der Univer- tergebracht ist. Innen großzügig und sität der Künste verpflichtet, einer tradi- farblich zurückhaltend gestaltet, ver- tionsreichen Bildungsstätte, deren Ge- weisen silberviolette Buchstaben auf schichte bis zur Gründung der Akademie den Wandbändern der drei Lichthöfe der Künste 1696 zurückreicht. Heute ist auf Kunst und Literatur, unterstützen die Universität der Künste weltweit eine die konzentrierte Arbeitsatmosphäre der größten und künstlerisch vielseitig im offenen Raum. Verbuchungsvor- ausgerichteten Hochschulen. Künstler, gänge, eine Ecke mit aktuellen Zei- Designer, Architekten und Musiker so- tungen und der transparente Regal- wie Lehramtsstudierende werden mul- raum für Buchbestellungen sind im timedial ausgebildet, und neue Studi- Erdgeschoss untergebracht. Über engänge ziehen einen entsprechenden 414
FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK Bestandsaufbau in der Bibliothek nach UdK-Professoren gerne von der Biblio- sich. Bestand und Medienarten sind vielfältig: 300 000 Bücher, 470 laufende thek unterstützt, wie beispielsweise die von dem international bekannten däni- BuB Forum Bibliothek und Information Meter Zeitschriften und Datenbanken, schen Künstler Olafur Eliasson gestal- wie zum Beispiel JSTOR und NAXOS. tete Bilderbuchwerkstatt. Sie wurde im Fachzeitschrift des BIB Berufsverband Information Bibliothek e.V. 58 000 Noten und Instrumenten-Ver- April mit der neuen »grund_schule der 67. Jahrgang, Nr. 7, Juli 2015 · ISSN 1869-1137 leih an Musikstudierende der Universi- künste« in Anwesenheit der Staatsmi- tät der Künste. Ein hochwertiges Digi- nisterin für Kultur und Medien, Monika Herausgeber (institutionell) / Eigenverlag talpiano in der Mediathek, zu deren Be- Grütters, eingeweiht. Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Gartenstraße 18 · 72764 Reutlingen stand von 61 000 audiovisuellen Medien Nicht immer entwickelt sich die Zu- auch Schallplatten und CDs, Videos und sammenarbeit mit den Studiengängen Herausgeber (fachlich) DVDs gehören. In unterirdischen Maga- der Universität der Künste so geschmei- Olaf Eigenbrodt, Hamburg zinen sind in Räumen mit Argon-Lösch- dig. Präsenz zeigen, Außenwirkung Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover anlage wertvolle alte Schriften und Dru- schaffen und das Profil der UdK-Biblio- Redaktionsbeirat cke verwahrt. thek schärfen – dies sind die Ziele der Dale S. Askey, Mc Master University Library, Hamil- Öffentlichkeitsarbeiterin Verena Tafel. ton, Ontario · Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Die älteste Kunstbibliothek Dazu setzt sie, neben der Vorbereitung Freiburg im Breisgau und Essen · Dr. Gerhard W. Berlins ist als Einrichtung der größerer Kampagnen und einem neuen Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal · Prof. Leitsystem, auch ungewöhnliche Ideen Dr. Elmar Mittler, Göttingen · Walburgis Fehners, Qualität der Universität der Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wil- um: Als die Bratsche 2014 zum »Instru- Künste verpflichtet, einer tra- helmshaven · Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm ment des Jahres« gewählt wurde, spiel- Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbi- ditionsreichen Bildungsstät- ten Musikstudierende eine Woche lang bliothek, Hannover · Barbara Schleihagen, Deut- te, deren Geschichte bis zur täglich zur Mittagszeit ein kurzes Stück scher Bibliotheksverband, Berlin · Dr. Harald Wei- Gründung der Akademie der in der Bibliothek. Das war für alle un- gel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Künste 1696 zurückreicht. gewohnt und führte zu einigen Minu- Redaktion ten sichtlicher Konzentration auf die BuB Klänge. 2015 wird die Aktion mit dem Postfach 13 24 · 72703 Reutlingen Auch eine große Sondersammlung mit Horn wiederholt. Und natürlich ist die Telefon (071 21) 34 91-0 Telefax (071 21) 34 91-34 Kinderbüchern steht für Lehramtstu- Bibliothek im Berliner Kultursommer E-Mail: bub@bib-info.de dierende und Studierende der Visu- beim »Rundgang der UdK« vom 17. bis Redaktion: Bernd Schleh (verantwortlich, slh) ellen Kommunikation bereit. Auf An- zum 19. Juli dabei. und Steffen Heizereder (hei); frage werden einzelne Projekte von Stefanie Oeding Rezensionen: Dr. Jürgen Plieninger Aus dem Berufsverband: Katrin Lück Anzeigen Norbert Dietz Mail: dietz@bib-info.de, Tel: 07121/3491-16 Druck und Vertrieb Winkhardt Print & Mail Ernsthaldenstraße 53, 70565 Stuttgart vertriebene Auflage 7600 Exemplare Erscheinungsweise zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Februar/März und August/September) Preis je Heft € 14, jährlich € 94, Studierende sowie Mitglieder des VDB jährlich € 47,- Preise einschließlich Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Redaktionsschluss für Heft 10/2015: 17. August Das Magazin der Bibliothek der Universität der Künste ist voll. Mitunter finden sich hier Anzeigenschluss für Heft 10/2015: 2. September wertvolle Drucke und Schriften. BuB 67 7 / 2015 415
FOYER TAGUNG Etwa 120 Bibliotheksbedienstete aus Österreich und Deutschland nahmen am 8. BibCamp in Leipzig teil. Fotos: HTWK Leipzig Menschen. Medien. Miteinander. 120 Teilnehmer diskutierten beim 8. BibCamp an der Hoch- schule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig über Social Media, Augmented Reality und Blended Shelf In diesem Jahr war die HTWK Leipzig Gastgeber für das 8. BibCamp – eine bibliothekari- sche »Unkonferenz«, die vom 17. bis 18. April von Bachelor- und Masterstudierenden des Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft unter Leitung der Professoren Kerstin Keller-Loibl und Stefan Frank organisiert wurde. Unterstützung bei der Vorberei- tung bekamen die Studierenden darüber hinaus von mehreren Leipziger Bibliotheken: der Deutschen Nationalbibliothek, der Deutschen Zentralbücherei für Blinde, der Univer- sitätsbibliothek, der Bibliothek des Evangelischen Schulzentrums, den Leipziger Städti- schen Bibliotheken sowie der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig. 416
FOYER TAGUNG Das BibCamp, bei dieser Unkonferenz zu können. Die Twitterwall bot den An- den gesuchten Artikel gleich aus dem handelt es sich um eine offene Tagung, wesenden, aber auch denen, die beim Buch scannen kann, wurde hier rege bei der sich die Teilnehmer in Sessi- BibCamp nicht dabei sein konnten, die diskutiert. Auch kam die Frage auf, ob ons zu aktuellen und praxisrelevanten Möglichkeit alle Tweets zum BibCamp Autoren von E-Books Spenden erhalten Themen aus der Bibliothekswelt aus- zu verfolgen. Jeder Tweet, der mit dem könnten, wenn dem Leser die Literatur tauschen und miteinander diskutieren Hashtag #bib8 versendet wurde, war gefallen hat. Wie die Bibliothek sich in konnten. Die Inhalte dieser Sessions automatisch auf einer Leinwand zu se- den kommenden zehn Jahren verändern werden jeweils zu Beginn der Veranstal- hen. Schon bei der Eröffnung zwit- wird, konnte von den Teilnehmern nur tung von den Teilnehmern vorgeschla- scherten die BibCamp-Twitterer so flei- erahnt werden, doch jeder hatte schon gen und gestaltet. ßig, dass es #bib8 kurzzeitig sogar auf seine ganz eigene Vorstellung. Aus Deutschland und Österreich Platz vier der deutschen Hashtag-Trends Nur eine Tür weiter schwebte die reisten knapp 120 Teilnehmer an. Somit schaffte. Frage im Raum, ob man andere Berufs- konnte man mit zahlreichen bibliotheks Im Anschluss an den ersten Tag hat- gruppen mehr als bisher in Bibliotheken interessierten Menschen unter dem ten alle die Möglichkeit, die Ausstellung einbinden sollte. Ein Vorschlag war, Psy- Motto »Menschen. Medien. Miteinan- »Leipziger Bibliotheken stellen sich vor« chologen zu beschäftigen, um strategi- der.« in die erste Session-Planung star- in der Hochschulbibliothek der HTWK sche Ausrichtung, Zukunftsängste und ten. Schnell wurden interessante The- Leipzig zu besuchen, bei der die Auszu- organisatorische Spannungen zu the- men gefunden. Von Social Media in Bi- bildenden der Praxispartner ihre Biblio- matisieren. Auch bei weiteren Aufgaben- bliotheken über Augmented Reality und thek präsentierten. feldern wie der gezielten Teambildung Blended Shelf bis hin zu veränderten Dienstleistungen im Jahr 2025 war für jeden BibCamper etwas dabei. Sessionplanung Die einzelnen Sessions leitete jeweils ein Moderator, welcher in den meis- ten Fällen das Thema initiiert hatte und eine kurze Einleitung gab, um die Ge- sprächsrunde zu eröffnen. Einige Teil- nehmer gingen beispielsweise der Frage nach, wie viel Informatik die Informati- onswissenschaft verträgt. Man war sich einig, dass im Studium auf jeden Fall in Pflichtmodulen Kenntnisse der Informa- tik vermittelt werden müssen. Wichtig sei es, das richtige Level zu fin- den. Es gehe darum, dass grundsätzli- che Denkweisen, Strukturen, Prozesse und Begriffe vermitteln werden, um Die unterschiedlichen Themenvorschläge wurden an eine Stellwand gepinnt. später im Beruf eine unmissverständli- che Kommunikation und ein konkretes Benennen von Anforderungen, Proble- Themenvorschläge oder bei Projekten mit dem Schwer- men, Wünschen und Lösungsoptionen punkt der Informatik kann es sinnvoll zu ermöglichen. Der Samstagmorgen wurde von den Teil- sein, Mitarbeiter zu haben, die mit ei- Des Weiteren wurde das Projekt nehmern hochmotiviert mit neuen Ideen nem Blick von außen Veränderungspro- »mylibrARy« der Fachhochschule Pots- für die Session-Themen begonnen. Nach zesse in Bibliotheken anstoßen. dam vorgestellt. Die Teilnehmer tausch- einer kurzen Besprechung wurden 17 2016 wird das 9. BibCamp an der ten sich daraufhin aus und sammelten neue Themen vorgeschlagen und auf Hochschule der Medien in Stuttgart Ideen, wie Augmented Reality in Biblio- die Räume und Zeiten verteilt. Wie sich stattfinden. Weitere Informationen un- theken eingesetzt werden könnte und ob die Bibliotheken bis zum Jahr 2025 ent- ter: www.bibcamp.wordpress.com so- das Blended Shelf der Weg ist, den Bib- wickeln, war eines der vieldiskutierten wie die Session-Dokumentation unter: liotheken in Zukunft gehen müssen, um Themen in einem der Sessionräume. Ob www.bibcamp.pbworks.com dem modernen, vielseitig interessierten man seinen Kaffee per App in der Cafete- Tami Gebhard, Yvonne Plotz Nutzer von heute neue Angebote bieten ria bestellen kann oder die Smartwatch und Lisa Schlegel; HTWK Leipzig BuB 67 7 / 2015 417
Foto: Vanessa Navas Calatrava 418 und Fernando Valdiviesou
FOYER STUDIUM Die neuen Bibliothekare: Informatiker, Journalisten oder lieber Erzieher? TH Wildau bietet ab Oktober den berufsbegleitenden Masterstudiengang Bibliotheksinformatik an Die Frage danach, was auf die Zunft der Bibliothekare jetzt schon oder spätestens demnächst an erforderlichen Qualifikationen zukommen wird, ist auf dem zurückliegenden Bibliothekartag in Nürnberg mit einer Podiumsdiskussion unter dem Motto: Informatiker, Journalisten oder lieber Erzieher, nicht das erste Mal gestellt worden. Es zeichnet an Informationseinrichtungen tätige KollegInnen aus, teils aus sehr unterschiedlichen akademischen Fachkulturen den Weg in die Bibliothekswelt gefunden zu haben, eine Vielfalt und Diversität, die für eine spezialisierte Fachkultur wie die unsrige eine beizubehaltende Einmalig- keit besitzt. Dass alle die genannten Fähigkeiten und weitere im Berufsfeld benötigt werden, steht außer Frage. Gefragt werden muss aber: Wie viel Informatik braucht beziehungsweise verträgt die Informationswissenschaft? Um die IT-Kompetenzen zu fördern, hat die TH Wildau eigens einen neuen Masterstudiengang geschaffen – Bibliotheksinformatik. BuB 67 7 / 2015 419
FOYER STUDIUM Ohne Frage steigen die Qualifikations- einmal ins eigene Haus zu holen. Diese hilflos und ausgeliefert gegenüberstand. anforderungen an das Personal einer Bi- und weitere Überlegungen ließen in Das Studium legt den Schwerpunkt auf bliothek durch eine zunehmende Tech- Wildau vor fast drei Jahren einen mo- elf Präsenzwochen, in den ersten drei nisierung des beruflichen Alltages. Her- dularisierten zweitägigen Workshop zu Semestern jeweils drei, von Montag bis vorgegangen aus dem IT-bezogenen IT-Grundlagen für Bibliothekare ent- Samstag. In diesen wird ein Drittel des Zeitgeist unserer Lebenswelt und da- stehen, der sich großen Zuspruchs er- für die mindestens 60 Credit Points not- raus erwachsenden Bewegungen wie freute.1 Daher wurde der Teilnehmer- wendigen Workloads erbracht. Die ver- die Open Source Software und deren durchsatz beim fünften Durchgang im bleibenden Anteile basieren auf Projek- Communities, sehen wir uns mit sol- März verdoppelt. Dennoch verlang- tarbeit, Home Office, der E-Learning - chen Herausforderungen spätestens seit ten nicht wenige Teilnehmer nach ei- Plattform Moodle und so weiter. Es ist der Umstellung auf den Online-Katalog nem Aufbaukurs, was in dieser Form damit jedem Studierenden mit den pro konfrontiert. Eine der künftigen Rollen ressourcenbedingt jedoch während der Jahr maximal sechs Präsenzwochen von BibliothekarInnen wird ein stärke- vorlesungsfreien Zeit nicht zu realisie- möglich, gegebenenfalls auf Grund- res IT-Profil einfordern. Fragen darf man ren war. Vor diesem Hintergrund reifte lage eigener Urlaubsansprüche die Teil- aber auch, auf wessen Kosten? Diese seit dem letzten Jahreswechsel in einem nahme zu sichern. Frage muss diskutiert werden, denn die kleinen Wildauer Team das Projekt, Als Zielgruppe richtet sich der viersemestrige und ge- bührenpflichtige Studiengang an akademisch ausgebildete Bibliothekare mit Berufser- fahrung, die bislang kaum eine systematische Informa- tikausbildung hatten. Die zwölf geplanten Module beinhalten Themen wie Rechner- und Netzwerkar- chitekturen, Grundlagen der Internet- technologien, Internetprogrammierung und Internetkommunikation, Betriebs- systeme. Das Erlernen einer Program- miersprache ist auch vorgesehen. Diese soll zudem bei der Programmierung ei- ner mobilen Anwendung genutzt wer- den. Datenbanken werden behandelt, Das Bedürfniss der Bibliotheksnutzer nach digitaler Technik wächst. Nicht immer können gleichfalls Datenformate und Schnitt- Personal und Technik mithalten. Foto: Henning Wiechers stellen. Bibliotheksmanagementsys- teme und Suchmaschinentechnologien gehören ebenfalls in den Kanon des unseren Berufsstand auszeichnenden Bibliotheksinformatik als berufsbeglei- Curriculums. vielfältigen Anforderungsprofile wie pä- tenden Masterstudiengang zu konzi- Mit Blick auf die notwendigen Soft dagogische, didaktische, journalistische pieren und einzuführen. Das erste Ma- skills liegt der Schwerpunkt auf Pro- und andere Tugenden bleiben natürlich trikel wird voraussichtlich im Oktober jekt- und Zeitmanagement, sowie Fach- weiterhin erhalten. an den Start gehen (siehe http://www. kommunikation. Ein weiteres Modul wit-wildau.de/#!studium/c140g). Als beschäftigt sich mit IT- und Datensicher- Zielgruppe richtet sich der viersemest- heit, ein inhaltlich offen gelassenes Mo- Wunsch nach Aufbaukurs rige und gebührenpflichtige Studien- dul ist für aktuelle Entwicklungen wie gang an akademisch ausgebildete Bi- »semantic web« vorgesehen. Aber vielleicht besteht gerade bei der bliothekare mit Berufserfahrung, die Zahlreiche Dozenten haben ihre IT-Kompetenz, so unsere Einschätzung, bislang kaum eine systematische In- berufliche Heimat an einer der drei in ein großes Nachholbedürfnis, um akti- formatikausbildung hatten. Die beruf- Wildau beheimateten »Bindestrich-In- ver als bislang für Informationseinrich- lichen und persönlichen Anforderun- formatiken« und waren allesamt an Bi- tungen zu erbringende und erbrachte gen zeigten im IT-Bereich immer wie- bliotheksprojekten beteiligt, sind somit IT-Leistungen mitzugestalten oder erst der eigene Grenzen auf, denen man teils mit den Besonderheiten gut vertraut. 420
FOYER STUDIUM Mit der Charakterisierung der Mo- dule zur Absolvierung des Studiums in der »Bindestrich-Informatik« wird deut- lich, dass erstens einschlägige Berufser- fahrung Voraussetzung für den erfolg- reichen Einstieg ist, und zweitens eine unmittelbare Vergleichbarkeit mit na- heliegenden Abschlüssen wie dem Fa- chinformatiker für Systemintegration oder dem Studium der Informatik nicht gegeben ist. Die Absolventen sollen bibliotheks- vertraute IT-ler sein, die als Beispiel Mehr IT-Kompetenz soll durch den Masterstudiengang an der TH-Wildau vermittelt werden – selbstständig auf einen LAMP-Server ohne dabei bibliothekarische Grundtugenden zu vernachlässigen. Foto: Marcus von Amsberg Wissensmanagementsysteme wie ei- nen Weblog oder ein Wiki installieren Algorithmen inklusive ihrer mathemati- im September wird der Studiengang und konfigurieren können, systemad- schen Wurzeln. erstmals umfassend reflektiert. ministratorische Aufgaben übernehmen Die ersten Entwürfe des Curriculums können, offene Daten und Systeme neu wurden teils sehr ausführlich mit Kolle- Frank Seeliger, zu arrangieren vermögen, mit IT-Pro- gInnen aus der Schweiz, Österreich und TH Wildau jekten betraut werden, sich in kom- hierzulande, ebenfalls mit Hochschulen, plexere Informatikkontexte einarbei- die ähnliche Studiengänge wie in Leip- 1 siehe http://twz-ev.org/weiterbildungen/ wieviel-informatikwissen-benoetigen-bi ten können und so weiter. Ihre Kompe- zig und Berlin anbieten, diskutiert. Auf bliothekare-und-bibliothekarinnen/ tenz liegt weniger auf Konzepten und dem 8. Wildauer Bibliothekssymposium ANZEIGE BuB 67 7 / 2015 421
FOYER LESERBRIEF / NACHRICHTEN Leserbrief Nachrichten die Bereitstellung der Daten über FTP- beziehungsweise WWW-Server durch die Deutsche Nationalbibliothek werden Bereitstellungskosten erhoben. Chance vertan Barbara Lison in EBLIDA- 2. Schulbibliothekstag Rhein- Executive Committee gewählt land-Pfalz findet in Koblenz statt Zum Wahlmodus des neuen Vorstands auf der BIB-Mitgliederversammlung Berlin. Die Kandidatin von Bibliothek Koblenz. Der 2. Schulbibliothekstag beim Bibliothekartag in Nürnberg ist und Information Deutschland (BID), Rheinland-Pfalz findet am 30. Sep- folgender Leserbrief in der Redaktion Barbara Lison, wurde in Riga in den Vor- tember von 10 bis 16 Uhr auf dem eingegangen: stand des Europäischen Dachverbandes Campus Koblenz der Universität Kob- EBLIDA gewählt. Neuer EBLIDA-Präsi- lenz-Landau statt. Ich finde es sehr schwierig in einer Situ- dent ist Jukka Relander von der Finnish In den Seminarrunden am Vor- und ation, die eine breite Mehrheit erfordert, Library Association. Er löst den BID-Ver- Nachmittag werden Expertinnen und keine Abstimmung per Briefwahl zu er- treter Klaus-Peter Böttger an der Spitze Experten zu den Themen Schulbiblio- möglichen. Bei allen Streitereien hätte des Dachverbandes ab. thek, Medienpädagogik und Leseför- es dem Verband gut getan, sich auf viele derung aus dem gesamten Bundesge- Mitglieder zu berufen. Auch finde ich es biet referieren. Themen sind dabei un- immer wieder problematisch, dass die Nationalbibliothek stellt Titel ter anderem die Wissensvermittlung in FAMIs wieder nicht vertreten sind. Im kostenfrei zur Verfügung der digitalen Schulbibliothek, Vermitt- Verband und in der Zeitschrift kommen lung von Informationskompetenz, Le- diese Menschen nur in der Ausbildung Frankfurt am Main. Ab 1. Juli sind alle seförderung von Jungen, Leseförderung und in der Weiterbildung vor. Bei Ein- Titeldaten der Deutschen Nationalbib- mit Hörbüchern und Medienprojekte führung der neuen Ausbildung wurde liothek und die Normdaten der Gemein- für Jugendliche. Angeboten wird auch anscheinend überhaupt nicht diskutiert, samen Normdatei (GND) kostenfrei un- ein Austauschforum zur praktischen Ar- was die Ausgebildeten denn tun sollen, ter »Creative Commons Zero«-Bedingun- beit in der Schulbibliothek unter dem sind sie doch nun besser ausgebildet als gen (CC0 1.0) zur freien Nachnutzung Titel »Was ich schon immer mal fragen die Hilfskräfte für die sie immer noch verfügbar. Der Bezug ist über On- wollte«. Das Landesbibliothekszentrum gehalten und eingesetzt werden. Auch line-Schnittstellen (Datenshop, SRU- Rheinland-Pfalz wird ebenfalls seine An- diese Diskussion fehlt immer noch. Für oder OAI-Schnittstelle et cetera) in den gebote zur Unterstützung von Schulen mich ist das eher eine vertane Chance standardmäßig angebotenen Formaten und Schulbibliotheken vorstellen. für eine breite Diskussion. nach einmaliger kostenfreier Anmel- Nähere Informationen zum Pro- Cathrin Ramelow, Berlin dung und Autorisierung möglich. Für gramm und zur Anmeldung sind auf der ANZEIGE 422
FOYER NACHRICHTEN Homepage des Landesbibliothekszent- rums zu finden: www.lbz.rlp.de. Designierte IFLA-Präsidentin gewählt Madrid (Spanien). Glòria Peréz-Sal- merón, langjährige IFLA-Aktivistin, Vi- zepräsidentin von EBLIDA und Präsi- dentin des spanischen Dachverbands FESABID, hat einen Erdrutschsieg bei den Wahlen für das Amt des »IFLA Pre- sident-Elect« verbucht: Mit 1 279 zu 296 Stimmen hat sie sich klar von ihrem ein- zigen Mitbewerber Ismail Serageldin, Direktor der ägyptischen Bibliotheca Al- exandrina, abgesetzt. Mit Peréz-Salmerón steht erstmals Dirk Wissen vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) beim eine Kollegin aus dem hispanischen Bibliothekartag in Nürnberg mit Mitgliedern der Kommission für Fahrbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbands: Katrin Toetzke, Kulturkreis dem Weltbibliotheksver- Johannes von Freymann, Matthias Weyh, Siegfried Kalus (von links). band vor. Sie wird das Amt der desig- Foto: José-Javier Rodriguez nierten Präsidentin beim kommenden IFLA-Weltkongreß in Kapstadt von Donna Scheeder übernehmen und ihr 2017 automatisch im Amt der IFLA- Erster internationaler Präsidentin nachfolgen. Fahrbibliothekskongress Bayerisches Kulturportal bavarikon freigeschaltet in Berlin München. Bayerns Königskrone, Dü- Berlin. Unter dem Motto »Die Fahrzeuge: innovativ. Der Kongress: internatio- rers Selbstporträt im Pelzrock, die nal. Das Gebäude: spektakulär.« wird das Tempelhofer Feld, Europas größtes Märchenschlösser Ludwigs II., die Gu- Baudenkmal, im Herbst 2016 zur Kulisse für den ersten internationalen Fahr- tenberg-Bibel, Apians Bairische Land- bibliothekskongress. Vom 29. September bis zum 1. Oktober 2016 findet auf tafeln und über 200 000 weitere Ob- dem ehemaligen Flugplatz mitten in Berlin die bundesweit größte Präsenta- jekte werden seit Anfang Mai in einer tion von Büchereifahrzeugen statt. Die Fachkommission Fahrbibliotheken vom neuen Version des Kulturportals bava- Deutschen Bibliotheksverband (dbv) und der Bundesvorstand des Berufsver- rikon präsentiert. Bei der überarbeite- bands Information Bibliothek (BIB) möchten mit dieser Veranstaltung bis zu 100 ten Version wurde die technische In- Fahrbibliotheken aus dem In- und Ausland die Möglichkeit bieten, ihre Fahr- frastruktur verbessert. Auch die An- zeuge und deren Ausstattung vor Ort zu präsentieren sowie ihre individuellen zeige der Objekte in den sogenannten Angebote und Leistungen darzustellen. Ein Ziel der Veranstalter ist es, über Viewern wurde optimiert. Hervorzu- den Kongress hinaus, das Image der Fahrbibliotheken zu stärken, ihre vielfälti- heben ist die 3D-Digitalisierung be- gen Angebote im Bereich der Leseförderung, Literaturvermittlung und Schulung stimmter Objekte. Derzeit sind 20 Ex- der Medienkompetenz bekannter zu machen und Partner zu gewinnen. Für das ponate in bavarikon enthalten, die mit Fachpublikum werden spannende Vorträge und Diskussionen angeboten, die diesem aufwendigen Verfahren digita- effektive, kreative und zukunftsweisende Lösungen thematisieren sollen. Zu- lisiert wurden. Weitere 60 3D-Digitali- dem wird zur Besichtigung der Fahrzeuge für alle Interessierten im Rahmen ei- sate sind in Vorbereitung. nes Familienfestes eingeladen. Mit der neuen Version wird zukünf- Alle Interessierte haben bereits jetzt schon die Möglichkeit, sich ei- tig der Import neuer Inhalte deutlich nen Frühbucherrabatt und einen Standplatz für ihr Bibliotheksfahrzeug zu erleichtert. Derzeit laufen 30 Vorhaben sichern. Für weitere Informationen senden Sie bitte Ihre Kontaktdaten an: zur Neudigitalisierung von etwa 35 000 tempelhof2016@fahrbibliothek.de Objekten und deren Bereitstellung in Dirk Wissen, BuB-Vorstand bavarikon. BuB 67 7 / 2015 423
FOYER MARKT Markt Marktführer im Bereich der Öffentli- chen Bibliotheken etabliert hat. OCLC Bereits 130 Bibliotheken im Bibo-Sax.de Jörg Meyer, Geschäftsführer von ekz In der Rubrik »Markt« werden und divibib: »Wir freuen uns über die- pr. – Die seit Juni 2014 laufende Test- Pressemitteilungen von Unterneh- sen Schritt, der uns eine stringente Wei- phase des neuen Verbunds »Bibo-Sax. men und Dienstleistern – ohne terentwicklung und zukunftsgerichtete de« wurde Ende April erfolgreich ab- redaktionelle Bearbeitung – ver- Integration mit den klassischen Biblio- geschlossen. Der webbasierte Medien- öffentlicht. Die Redaktion behält theksangeboten der ekz ermöglicht. Die katalog für die Mediensuche und die sich vor, Beiträge auszuwählen und Zukunft der Bibliotheken sehen wir in Fernleihe integriert den Bestand meh- zu kürzen. hybriden Lösungen und können nun das rerer Bibliotheksverbünde, 130 säch- Beste aus beiden Welten kombinieren. sischer Bibliotheken und kann jeder- Holger Behrens möchte ich aus- zeit weitere Teilnehmer aufnehmen. drücklich für seine Aufbau- und Pio- divibib / ekz nierarbeit sowie seine Risikobereit- Im Bibo-Sax.de stöbern zahlreiche Bib- ekz.bibliotheksservice GmbH schaft danken. Als geschäftsführender liotheksnutzer und solche, die es wer- wird Alleingesellschafterin der Gesellschafter hat er in der Gesellschaft den könnten, unterstützt durch aktuelle divibib GmbH die Onleihe aufgebaut, ihr zum Durch- Suchmaschinentechnologie, in allen bruch verholfen und die digitale Trans- verbundenen Bibliothekskatalogen. Sie pr. – Der Reutlinger Komplettdienst- formation der Buchbranche mitgeprägt. erhalten auch komfortabel per Smart- leister ekz.bibliotheksservice GmbH Im Jahr 2005 gab es noch kein ePub, phone unabhängig vom verwendeten übernimmt rückwirkend zum 31. De- keine leistungsfähigen E-Reader und Bibliothekssystem der angeschlosse- zember 2014 sämtliche Anteile des auch das iPhone sollte erst zwei Jahre nen Bibliothek schnell übersichtliche, 49-Prozent-divibib-Minderheitsge- später vorgestellt werden - die Onleihe moderne, deduplizierte Trefferanzei- sellschafters, dem Unternehmer Hol- war eine Wette auf die Zukunft. Wir gen. Ein Medium, das in mehreren Bi- ger Behrens. Die ekz wird damit al- schauen zuversichtlich auf die kom- bliotheken vorhanden ist, wird nur ein- leinige Gesellschafterin der divibib mende Zeit und wollen die bestehenden mal in den Treffern angezeigt, ergänzt GmbH mit Sitz in Wiesbaden, die sich Herausforderungen beim Thema E-Len- mit der Information in welchen Biblio- seit der Gründung 2005 mit ihrer digi- ding partnerschaftlich mit den Verla- theken es erhältlich ist. »Die Herausfor- talen Ausleihplattform »Onleihe« als gen und Verbänden gestalten.« derungen zu meistern hat sich gelohnt. Wir können bereits ANZEIGE steigende Nutzerzah- len verzeichnen – ins- besondere bei den klei- neren Bibliotheken«, freut sich Peter Hesse, Geschäftsführer von der Kultur- und Wei- terbildungsbehörde (KuWeit). Das Projekt der KuWeit in Zusammen- arbeit mit OCLC gilt als Modell für weitere Ve r b u n d l ö s u n g e n . Helmut Kimmling, Geschäftsführer von OCLC ist von dem Pro- jektverlauf begeistert: »Der Bibo-Sax ist eine We i te r e n t w i c k l u n g des ›Sachsen-OPAC‹ mit der modernen Ver- bund-Technologie SPI- RIT, die verschiedene Bibliot hek ssy steme 424
FOYER MARKT abbilden kann und zurzeit bereits bietet Unterstützung, wenn es um Schnittstelle zwischen den Konsortial- über eine Million Medien vereint. Lizenzen geht. Die Goportis-Part- teilnehmern und Anbietern als auch An- Bibo-Sax verbindet aktuelle Such- ner – die Technische Informati- laufstelle bei allen Fragen zu Lizenzen. maschinentechnologie auf der Ba- onsbibliothek (TIB), die ZB MED – Als starker Partner unterstützt Gopor- sis von SolR, ansprechendes, mo- Leibniz-Informationszentrum Le- tis Einrichtungen bei der Auswahl ihrer dernes Design für die Kunden und benswissenschaften und die ZBW Lizenzen, bündelt Interessen verschie- effiziente Funktionalität im Bereich der – Leibniz-Informationszentrum Wirt- dener Einrichtungen, bildet Konsortien Fernleihe für die Bibliotheksteams.« Der schaft – präsentierten das umfang- und bringt seine Erfahrungen bei der Li- jetzige Stand ist ein Meilenstein, der reiche Leistungsspektrum von Go- zenzverhandlung ein. kontinuierlich weiterentwickelt wird. portis im Bereich Lizenzen auf dem Außerdem zeigte Goportis an sei- Dabei werden die Online-Medien und 104. Bibliothekartag in Nürnberg. nem Stand erste Ergebnisse einer aktu- die mobilen Entwicklungen eine große ellen Studie zur beruflichen Social-Me- Rolle spielen. So sollen insbesondere Die Expertinnen und Experten am Go- dia-Nutzung von Forschenden. Im Fo- kleinere Bibliotheken die Möglichkeiten portis-Stand informierten die Besuche- kus der Untersuchung standen sechs des Internets nutzen können und sich rinnen und Besucher ausführlich zum Social-Media-Dienste. Goportis hat miteinander vernetzen. Lizenzangebot von Goportis, zu dem Li- die Wissenschaftlerinnen und Wissen- www.bibo-sax.de zenzen verschiedener Verlage zählen. schaftlern unter anderem dazu befragt, Schwerpunktmäßig umfasst es Lizen- welche Instrumente sie nutzen, wofür zen aus den Lebens-, Natur-, Ingenieur- sie verwendet und wie häufig sie ein- Goportis und Wirtschaftswissenschaften. Gopor- gesetzt werden. Die ausführlichen Stu- Kompetenzzentrum Lizenzen auf tis deckt den gesamten Lebenszyklus ei- dienergebnisse wird Goportis im Herbst dem Bibliothekartag vorgestellt ner Lizenz ab. 2015 präsentieren. Mehr zu den ers- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ten Ergebnissen der Studie »Nutzung pr. – Ob Neuverhandlung, Verlän- ter verhandeln die Lizenz, verwalten von Social-Media-Diensten in der Wis- gerung oder Erneuerung von Li- die lizenzierten Inhalte, stellen die On- senschaft« unter www.goportis.de/fi- zenzen: Das Team vom Gopor- line-Quellen bereit und sichern den dau- leadmin/downloads/aktuelles/Gopor tis-Kompetenzzentrum Lizenzen erhaften Zugang. Goportis ist sowohl tis_Handout.pdf. ANZEIGE BuB 67 7 / 2015 425
Spielerisch werden Schülern in der Gemeindebibliothek Landquart naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt. Foto: Bibliothek Landquart Robert Barth Die Bibliothek als Dritter Ort Bibliotheken müssen mehr als Ausleihstellen sein, um relevant zu bleiben Als in den 1970er-Jahren die großen Einkaufszentren auf die Eckkneipe und so weiter. Unsere wissenschaftlichen Bi- der grünen Wiese und dann die Malls in den Städten ent- bliotheken waren in den 1970er-Jahren noch Orte der Ruhe standen, waren auch bei uns vielbesuchte »Dritte Orte« ge- und Horte wertvollen Wissens. Und Öffentliche Bibliothe- boren: Inszenierte Lebensräume, in denen man sich vor- ken hatten den Charakter von »Hol- und Bring-Institutio- übergehend aufhält. Orte zwischen dem eigenen Zuhause nen«, in denen man schnell Lesestoff aussuchte und wieder (erster Ort) und der Arbeitswelt/Ausbildungsstätte (zweiter zurückbrachte. Die Öffnungszeiten waren kurz, oft waren Ort). Familien, Jugendliche, Senioren treffen sich dort zum sie über Mittag und selbstverständlich abends geschlos- Einkauf, zur Unterhaltung, zum Essen und Trinken. Frei- sen. Mit dem Verlust des Informationsmonopols durch die lich war das nur eine neue Ausprägung eines solchen Orts, Webangebote machten sich aber auch Öffentliche Biblio- den es in anderen Formen schon längst gab: das Kaffee- theken daran, sich zu Dritten Orten zu wandeln. Sie hat- haus, in dem Zeitung gelesen, geschrieben und getratscht ten erkannt, dass die bisher zentrale Bedeutung ihres Me- wurde oder die Piazza in italienischen Städten, wo man dienangebots angesichts von vielfältigen anderen Bezugs- sich abends zur Unterhaltung und zum Informationsaus- und Downloadmöglichkeiten schrumpfte. Die Bibliotheken tausch traf oder schlicht das sommerliche Schwimmbad, müssen andere Dienstleistungen ausbauen.1 426
SCHWERPUNKT DIE BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT Der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg hat den Begriff Räumen alleine oder in Kooperation Kurse und Schulungen an des Dritten Orts geprägt. Stichwortartig ist das Phänomen und verfügen über modernste technische Ausrüstungen, zum durch folgende Eigenschaften charakterisiert, von denen die Beispiel eine Medienwerkstatt. Dies sind wichtige Vorausset- meisten auf Bibliotheken zutreffen2: zungen für das lebenslange Lernen, das die moderne Arbeits- welt fordert. • Ein neutraler Ort, wo man kommen und gehen kann. Damit ist angedeutet, dass besonders die Gemeindebiblio- Niemand spielt Gastgeber, alle fühlen sich zu Hause theken aus der Isolation heraustreten müssen, in der sie sich und wohl. gerade im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zu Skandi- • Der Ort ist leicht zugänglich und einladend. Man navien befinden: Dies betrifft in erster Linie die Kooperation geht auch gerne allein hin. mit Vereinen und Organisationen in der Gemeinde. Die Biblio- • Er wirkt von außen einladend und hat ein niedriges thek ist der zentrale Ort für Veranstaltungen im Dorf und im (Zugangs-)Profil. Quartier. Sie kann ihre Räume aber auch für bibliotheksfremde • Er ermöglicht ein informelles Zusammenkommen. Dienstleistungen der Kommune zur Verfügung stellen, in Ta- • Die Besucher finden sich regelmäßig ein. geszeiten in denen sie geschlossen ist. Und schließlich muss • Die Institution wirkt ausgleichend auf Unterschiede sie die Zusammenarbeit und den Austausch mit Bibliotheken zwischen Menschen. Keine der Region intensivieren. Dank überre- Mitgliedschaft, nicht exklusiv. gionaler Beschaffung von elektronischen • Die hauptsächliche Aktivität ist das Gespräch, die Unterhaltung; die Atmosphäre Schwerpunkt Medien, besonders von E-Büchern, ist dies bereits vermehrt der Fall. Bibliotheken haben auch die Funktion ist spielerisch. von sozialen Orten. Die Zahl der Men- • Die Institution Themenschwerpunkte in BuB schen, die alleine wohnen, wächst. Lag vermittelt das Gefühl von der Anteil der Einpersonenhaushalte in »home-away-from-home«, eines Heft 04/2015: Deutschland 1970 noch bei 25 Prozent, zweiten Zuhauses. Inklusion und Integration so stieg er bis 2011 auf 40 Prozent. Gut 16 • Sie trägt zur lebendigen Millionen Menschen lebten demnach al- Gemeinschaft bei und fördert Heft 05/2015: leine.5 In der Schweiz (acht Millionen Ein- das Gefühl der Zugehörigkeit. Bibliothekartag Nürnberg wohner) rechnet man mit einem Wachs- • Die Menschen können »sich tum von rund 1,2 Millionen Einpersonen- selbst sein«. Heft 06/2015 haushalte im Jahr 2005 auf 1,6 Millionen Auskunftsdienst bis 2030.6 In den Städten sind die Werte besonders hoch. Die Bibliothek ist der ide- Bibliotheken als Dritter Ort Heft 07/2015 ale Ort für Menschen, die andere zum Aus- Die Bibliothek als Dritter Ort tausch treffen wollen – oder schlicht eine Wenn Bibliotheken im 21. Jahrhundert Atmosphäre suchen, in der sie ihren Inte- bestehen wollen, müssen sie neue Eigen- Heft 08-09/2015 ressen nachgehen können. Nicht zuletzt schaften in den Vordergrund stellen; das Flüchtlinge gehören Bibliotheken zu den ganz weni- heißt eine hohe Aufenthaltsqualität und gen kostenlosen Aufenthaltsorten ohne ein breites Lern- und Bildungsangebot. Heft 10/2015 Konsumzwang. Ein breites Angebot an Bibliotheken entwickeln sich zu Orten Frankfurter Buchmesse fremdsprachigen Medien und Program- des Aufenthalts. Sie sind Lernorte und In- men macht die Bibliothek auch zu einem formationszentren und bieten Raum fürs Ort der sozialen Integration für Einwoh- Arbeiten sowohl alleine wie auch für Gruppen. Denn das Ler- ner mit Migrationshintergrund. nen und das wissenschaftliche Arbeiten erfolgt zunehmend im Wollen Bibliotheken auch für Jugendliche noch attraktiv Team. Die Bedürfnisse der Benutzerinnen und Benutzer sind sein, so müssen sie technologisch fit sein – dies gilt fürs Perso- unterschiedlich: »allein aber nicht einsam« wollen sie sein und nal wie die Ausstattung. Gratis-W-LAN und eine ausreichende wünschen sich eine »konzentrationsfördernde, ermutigende, Zahl an PCs mit Internetanschluss sind eine Selbstverständlich- ansteckende« Atmosphäre, in der »anregende Weite und kon- keit. Das Personal ist in der Lage, die Benutzerinnen und Be- zentrierte Separation« zugleich möglich ist.3 Ein breites Spek- nutzer bei ihren Recherchen und Arbeiten zu unterstützen. Für trum an bequemen Arbeitsmöglichkeiten ist dazu Vorausset- Kinder und Jugendliche bieten sie Animationsprogramme und zung – bis hin zu Liegen und Sofas. Räumlichkeiten oder Zeitfenster, in denen sie unter sich sein Zum Lernort gehört auch der Bildungs- und Animations- können und sich wohl fühlen. Gute Beispiele für solche Abtei- ort. Die Bibliothek fördert die Auseinandersetzung mit Tex- lungen sind »Kibiz« und »U21« in der Stadtbibliothek in Win- ten, Film, Theater, Musik. Die »Idea Stores« in London4 arbei- terthur (Schweiz).7 ten zum Beispiel eng mit Bildungsinstitutionen zusammen, Natürlich bieten Bibliotheken wie bisher gedruckte Infor- wie dies bei uns die Volkshochschulen sind. Sie bieten in ihren mationen an und stellen ein breites Angebot an elektronischen BuB 67 7 / 2015 427
SCHWERPUNKT DIE BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT Medien und Informationen zur Verfügung (zum Beispiel DVDs, Beispiele CDs, Games, E-Zeitschriften, E-Bücher, Datenbanken). Es ist also weiterhin Aufgabe von Bibliotheken, Informationen zu Bibliotheken, die die Funktionen eines Dritten Orts mit Erfolg sammeln und möglichst gratis zur Verfügung zu stellen. erfüllen, sind in Holland, Skandinavien und den angelsäch- sischen Ländern zahlreich. Am bekanntesten ist derzeit die Die Bibliothek setzt sich ins Zentrum der größte Öffentliche Bibliothek in Europa, die Openbare Bib- Gemeinschaft, sowohl durch ihre Lage wie liotheek von Amsterdam.10 Das eindrücklichste Beispiel in den durch ihre vielfältigen Angebote (auch in USA ist wohl die Seattle Public Library11 und in Deutschland deckt die neue Stadtbibliothek Stuttgart12 in hohem Maße die Kooperation), die sie für die Bürger zu einem Ansprüche eines Dritten Orts. In der Deutschschweiz kommen attraktiven, ja unverzichtbaren Ort macht. dem Modell etwa die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal und die neue Hauptstelle der GGG Stadtbibliothek Basel am Wichtig ist bei alledem auch die Lage. Die Bibliothek steht nicht nächsten.13 Doch auch in Südeuropa finden sich interessante mehr in einer stillen Seitenstraße, sondern im prallen (Ein- Beispiele, so etwa die Biblioteca San Giorgio in Pistoia oder die kaufs-)Leben einer Stadt oder einer Gemeinde. Geschäfte ha- Biblioteca San Giovanni in Pesaro (Italien).14 Der »Wissensturm ben erkannt, dass die Bibliothek ein interessanter Partner für Linz« (Österreich)15 bietet in idealer Form die Integration von sie ist – und umgekehrt. So verfügt das Bibliotheksnetz in der Stadtbibliothek, Volkshochschule, Medienwerkstatt, Restau- Stadt Zürich zum Beispiel über eine Filiale im Shoppingcenter rant und Dienstleistungen für die Bürger. Hier ist die Biblio- Sihlcity, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Geschäften, Kinos, thek nicht eine isolierte Kulturinstitution, sondern Teil einer Wellnessanlagen, Restaurants und Arztpraxen.8 Sehr große großen städtischen Angebotsplattform. Bibliotheken integrieren sogar eine ganze Reihe von anderen Dienstleistungen: Restaurants, Cafeterias, Buchhandlungen, Bankfilialen, Ausstellungs- und Konferenzräume.9 Und die kleinen Bibliotheken? Gleichzeitig will die Bibliothek gesehen werden. Vor allem große Bibliotheken bilden einen städtebaulichen Akzent, ja Sind kleine Bibliotheken von diesen Ansprüchen nicht über- eine Ikone der Stadt. Wie zuvor schon die Museen sind Biblio- fordert? Sicher kann eine Gemeinde- oder Quartierbibliothek theksbauten zu begehrten Aufgaben renommierter Architekten nicht alle oben angeführten Aufgaben erfüllen. Sie wird sich geworden, zum Beispiel für Rem Koolhaas (Public Library Se- auf ausgewählte Bereiche konzentrieren. Sie muss sich aber attle), Mario Botta (Stadt- und Landesbibliothek Dortmund), auf jeden Fall wandeln vom Ort der Ausleihe zum Ort des Ver- Eun Young Y (Stadtbibliothek Stuttgart), Moshe Safdie (Van- weilens, des Austausches und der Weiterbildung, ja zu einem couver Public Library, Salt Lake City Public Library). sozialen Zentrum der Gemeinde. Das heißt auch, dass die Auswahlbibliografie zum Dritten Ort Kersting-Meuleman, Ann; Schmidt, Kerstin; Voigt, Rolf. Der dritte Ort. In: ABI-Technik 28, 4 (2008), S. 230-246 Agnoli, Antonella. Le piazze del sapere. Biblioteche e libertà. Martel, Marie D. La bibliothèque tiers-lieu. De la sphère pu- Roma-Bari 2009 blique au living lab. In: Bibliothèque(s), Nr. 65/66, 2012, p. Buschman, John E.; Leckie, Gloria J. The library as a place. 14-18 History, community and culture. Westport 2007 Mittrowann, Andreas. Die Bibliothek als Ort. Trends, Themen Fansa, Jonas. Bibliotheksflirt. Bibliothek als öffentlicher und Bausteine, 2009. http://www.bibliotheksverband.de/fi Raum. Bad Honnef 2008 leadmin/user_upload/Landesverbaende/Brandenburg/ Gläser, Christine. Die Bibliothek als Lernort – neue Service- Mittrowann_Bibliotheken-als-Ort.pdf konzepte. In: Bibliothek – Forschung und Praxis, 32 (2008), Oldenburg, Ray. The Great Good Place: Cafes, Coffee Shops, S. 171-182 Community Centers, Beauty Parlors, General Stores, Bars, Hapel, Rolf. Urban Mediaspace Aarhus. In: Bibliothek – For- Hangouts, and How They Get You Through the Day. New York schung und Praxis. 34 (2010), S. 331-336 1989 Henning, Wolfram. Öffentliche Bibliotheken der Zukunft. In: Oldenburg, Ray. Celebrating the Third Place: Inspiring Sto- Bibliotheken bauen und ausstatten. Hrsg. von Petra Hauke ries about the »Great Good Places« at the Heart of Our Com- und Klaus Ulrich Werner. Bad Honnef, 2009, S. 336-349. Siehe munities. New York 2000 auch: http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheks Romer, Hermann. Privates Leben in öffentlichen Bibliotheken. bau-30189/336/PDF/336.pdf Raumentwürfe für zukunftsgerichtete Bibliothekskonzepte. Keller-Loibl, Kerstin. Das Image von Bibliotheken bei Muri 2010. [ppt-Folien] Jugendlichen. Empirische Befunde und Konsequenzen für Vogt, Hannelore. Innovative Bibliothekskonzepte aus Frank- Bibliotheken. Bad Honnef 2012 reich. In: Buch und Bibliothek 63 (2011), 7/8, S. 565-568 428
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