ILLUSION DATENSCHUTZ - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION

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EDITORIAL

Illusion Datenschutz
Eigentlich will man es gar nicht wahrhaben, aber es ist Realität:
Daten sind nie sicher, ganz egal, wer sie sammelt und wo sie liegen.
Daten, die irgendwo angehäuft werden, lassen sich missbrauchen
– und sie werden missbraucht, wie die jüngsten Abhörskandale
zeigen. Es gibt keine Ausnahmen. Selbst die Rechner der Regie-
rung und des Bundestags werden gehackt.
   Was hat das mit Bibliotheken zu tun? Sehr viel, denn auch sie
speichern massenweise sensible Daten; in erster Linie das, was
Menschen lesen. Und das ist ein ganz wesentliches Merkmal für
die Erstellung von digitalen Personenprofilen – für welche Zwecke
auch immer.
   Es ist noch keine zwei Jahre her, dass der Heidelberger Germa-
nist Roland Reuß in einem polemischen Beitrag in der FAZ anpran-
gerte, die Bibliotheken würden den Datenschutz massiv verletzen.
Der gesamte Berufsstand war in Aufruhr. In Dutzenden von Stel-
lungnahmen versicherten Bibliothekare, dass alle gesetzlichen
Vorgaben eingehalten werden. Nur, reicht das?
   Inzwischen sind wir einen Schritt weiter und wissen, dass die
Beachtung der rechtlichen Regelungen und die Anwendung tech-
nischer Schutzmaßnahmen letztlich unerheblich sind. Die Daten
sind trotzdem nicht sicher. Das ist die neue Dimension des Prob-
lems. Bei einer der wohl spannendsten Veranstaltungen auf dem
Nürnberger Bibliothekartag (siehe Bericht ab Seite 448) drehte
sich die mehr als hitzige Diskussion genau um dieses Desaster.
Die führenden Anbieter von Bibliothekssoftware waren so hilflos
wie der Datenschutzbeauftragte Hamburgs. Ihr Eingeständnis:
»Die Sicherheit von Daten ist eine Illusion.«
   Was können Bibliotheken dann überhaupt noch tun? Trotz aller
Euphorie für die Digitalisierung nur die allernotwendigsten Da-
ten speichern. Und, wie es ein Diskussionsteilnehmer in Nürnberg
formulierte, nicht alles umsetzen, was technisch möglich ist, vor
allem dann nicht, wenn Menschenrechte und Demokratie gefähr-
det sind. Das mag hochgestochen klingen, ist aber angesichts der
Aussage des obersten Hamburger Datenschützers beim Biblio-
thekartag mehr als angebracht: »Die Digitalisierung birgt erheb-
liche Probleme, und es stellt sich tatsächlich die Frage, wie lange
es dauert, bis die Technik entgleist.«

                         Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur

BuB 67 7 / 2015                                                        409
BuB
                               Forum Bibliothek
                               und Information

                               07 / 2015

                                             FOYER                                     LESESAAL

                                                  DIGITALE INFORMATION                      SCHWERPUNKT:
                                                                                            BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT
                                             413 Wie digital sind Sie?
                                                 Fachtagung des dbv und der            426 Die Bibliothek als Dritter Ort
                                                 Stadtbibliothek Köln                      Bibliotheken müssen mehr als
                                                 (Brigitte Bielinski)                      Ausleihstellen sein, um relevant zu
                                                                                           bleiben (Robert Barth)

                                                  WISSENSCHAFTLICHE
                                                  BIBLIOTHEK                           430 Wenn die Ausleihen zurückgehen
  SCHWERPUNKT                                                                              – was kommt dann? 
                                             414 Die älteste Kunstbibliothek
                                                                                           Bibliotheken sind für die Funktion
  BIBLIOTHEK                                     Berlins stellt sich vor
                                                 Die Bibliothek der Universität
                                                                                           des Dritten Ortes prädestiniert /

  ALS DRITTER
                                                                                           Aufenthaltsqualität statt Medien
                                                 der Künste: 300 000 Bücher,
                                                                                           und Regale (Volker Pirsich)
                                                 Schallplatten, CDs und eine
  ORT                                            ungewöhnliche Idee
                                                 (Stefanie Oeding)
                                                                                       434 Eine Vielfalt an Möglichkeiten
  Die Bibliotheken befinden sich                                                           Lokale Allianz setzt vor allem auf
  im Wandel. Längst sind sie                                                               Angebote für Kinder und Senioren
                                                  TAGUNG
  keine reinen Ausleihstatio-                                                              (Andrea Floß)
                                             416 Menschen. Medien. Miteinander.
  nen für Medien mehr, sondern
                                                 120 Teilnehmer diskutierten beim
  setzen zunehmend auf Aufent-                    8. BibCamp an der Hochschule
  haltsqualität und die Vermitt-                  für Technik, Wirtschaft und Kultur
  lung von Kulturtechniken. In                    (HTWK) Leipzig über Social Media,
  unserem aktuellen Schwer-                       Augmented Reality und Blended
                                                  Shelf (Tami Gebhard, Yvonne Plotz,
  punkt beschäftigen wir uns                      Lisa Schlegel)
  daher mit der Bibliothek als
  »Drittem Ort«.
                                                  STUDIUM

  Was für Möglichkeiten gibt                 419 Die neuen Bibliothekare:              438 Wie geht es weiter am Dritten Ort?
  es, wenn die Ausleihzahlen                     Informatiker, Journalisten oder           Der enthierarchisierte Biblio-
                                                 lieber Erzieher?                         theksraum / Plattform für die
  nachlassen (Seite 430)? Welche
                                                 TH Wildau bietet ab Oktober den           Vermittlung von Kulturtechniken
  Zukunftsperspektive hat der                    berufsbegleitenden Masterstudi-           und gesellschaftlichen Dialog
  Dritte Ort (Seite 438)? Und ist                engang Bibliotheksinformatik an           (Jonas Fansa)
  das Konzept des »Dritten Orts«                 (Frank Seeliger)

  ausreichend –oder zu kurz
  gedacht? (Seite 440)?                                                                440 Ein komplexes Ganzes
                                             423 Erster internationaler Fahrbib-
                                                                                           Bibliotheken sind mehr als Dritte
                                                 liothekskongress in Berlin
                                                                                           Orte / Plädoyer für eine
                                                 (Dirk Wissen)
                                                                                           differenzierte Betrachtung
                                                                                           (Corinna Haas)

                                             422 LESERBRIEF / NACHRICHTEN

                                                                                       444 Bibliotheken sollten lebendige
Foto Titelseite: scusi – Fotolia.com         425 MARKT                                     Erlebnisräume sein
Fotos Inhaltsverzeichnis:                                                                  Der Dritte Ort als
Bibliothek Landquart, Stadtbibliothek                                                      »Makerspace«: Erfahrungen
Bergheim, Steffen Heizereder, Anja Herwig
                                                                                           der Stadtbibliothek Köln
                                                                                           (Hannelore Vogt)

410
MAGAZIN

      BIBLIOTHEKARTAG NÜRNBERG          461 Große Pläne für BIB-OPUS                   FACHLITERATUR
      2015                                  Fast 2 000 Fachveröffentlichungen     472 Die Regeln der RDA für die
                                            der Bibliothekartage seit 2005            deutschsprachigen Länder
445 Deutschland braucht eine
                                            stehen kostenfrei zum Download            Das Lehrbuch zum Einstieg
    nationale Bibliotheksstrategie
                                            bereit (Christoph Ackermann)              (Margarete Payer)
    Podiumsdiskussion des
    Kompetenz­netzwerks für Biblio-
    theken auf dem 104. Deutschen                                                 474 Förderung von Leselust und
                                        462 Kongress-Splitter
    Bibliothekartag in Nürnberg                                                       Lesemotivation
    (Kathrin Hartmann)                                                                Eine Fundgrube mit Anregungen
                                             BAU                                      (Ronald Gohr)

448 Im Bann der Digitalisierung         464 Von der Friedrichstraße nach
    Hitzige Diskussionen über Daten-        Adlershof
    schutz, Urheberrecht und Sonn-          1,2 Millionen Bücher ziehen inner-
    tagsöffnung / 3 800 Teilnehmer          halb der Universitätsbibliothek der
    beim Bibliothekartag in Nürnberg        Humboldt-Universität zu Berlin
    (Bernd Schleh)                          um (Birigt Stumm)
                                                                                  AUS DEM
                                                                                  BERUFSVERBAND
452 Impressionen vom 104. Deutschen
    Bibliothekartag in Nürnberg
                                                                                  476 Protokoll der BIB-Mitglieder-
                                                                                      versammlung in Nürnberg
454 »BIB meets the world«                                                         480 Aus den Landesgruppen
    Berufsverband Information Biblio-
    thek stellt neues Jahresthema vor                                             481 VorgeMERKT
    / Vernetzung mit Bibliothekaren                                               483 Mitgliedernachrichten
    anderer Länder angestrebt
    (Steffen Heizereder)
                                             AUSLAND
                                                                                  409 EDITORIAL
                                        468 Beide Partner profitieren
                                            Begegnung mit Litauen im Rahmen       415 IMPRESSUM
                                            eines EU-Austauschprogrammes          484 SUMMARY / RESUME
                                            (Jochen Dudeck)
                                                                                  486 STELLENMARKT

                                                                                  487 KLEINANZEIGEN

456 Headhunter, neue PDA-Modelle
    und gemütliche Lounges
    Große Spannbreite an neuen
    Dienstleistungen und Produkten
    auf der Firmenmesse / 155 Aus-
    steller aus elf Ländern
    (Oke Simons)

BuB 67 7 / 2015                                                                                                       411
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412
FOYER DIGITALE INFORMATION

Wie digital sind Sie?                                                                 nur Kinder und Jugendliche betreffe,
                                                                                      sondern ein gesellschaftliches. Gaming
                                                                                      sei eine neue Kulturform, die verschie-
                                                                                      denste Zielgruppen anspreche. Daher
Fachtagung des Deutschen Bibliotheksverbands und der                                  müssten Games mehr auf der inhaltli-
Stadtbibliothek Köln                                                                  chen Ebene betrachtet werden. Wenn Bi-
                                                                                      bliotheken den Mut haben, in diesem Be-
                                                                                      reich neue Wege zu gehen, könnten sie
                                                                                      eine Leuchtturmfunktion übernehmen.
Anlässlich des Welttags des Buches         Workshops den vielfältigen praktischen         Soweit waren die meisten der Anwe-
und des Urheberrechts haben der            Umsetzungsmöglichkeiten digitaler Ser-     senden sich noch einig. Leseförderung
Deutsche Bibliotheksverband (dbv)          viceangebote. Schwerpunkte bildeten        und Gaming-Angebote als gesellschaft-
und die Stadtbibliothek Köln zu ei-        dabei die Themen »Digitale Leseförde-      liche Aufgabe und Teile des außerschu-
ner öffentlichen Fachtagung eingela-       rung«, »Gaming« und »Coding«.              lischen Zugangs zu Bildung und Kul-
den. Die Veranstaltung fand im Rah-            Sigrid Fahrer von der Stiftung Le-     tur: ja. Aber was hat »Coding« damit zu
men der Kampagne »Netzwerk Bi-             sen stellte in ihrer Keynote zum Thema     tun? Warum soll nun jeder Programmie-
bliothek« des dbv statt. Zeitgleich        »Digitale Leseförderung« statistisch ge-   ren lernen? Arzu Uyan, Projektmanage-
wurde die Vollversion der Kampag-          stützte Thesen auf. Die Internetnutzung    rin bei der Firma 42dp, sieht im Coding
nen-Website gelauncht. Dort sollen
bibliothekarische Angebote und Bil-        Als Vorreiterin im Bereich digitaler Services gilt die
dungsprojekte einer breiteren Öf-          Stadtbibliothek Köln, die mit ihrem Makerspace und der
fentlichkeit sichtbar gemacht wer-         digitalen Werkstatt ein breites Angebot entwickelt hat.
den. Mehr Informationen unter:
http://www.netzwerk-bibliothek.de
                                           bei Kindern und Jugendlichen habe kei-     ein missverstandenes Konzept. Es gehe
»Wie digital sind Sie?« Mit dieser Frage   nen Einfluss auf das Leseverhalten. Im     eben nicht nur um das Erlernen einer
überrumpelte die Moderatorin Anke          Gegenteil: Analoge und digitale Ange-      Programmiersprache oder das Aufset-
Bruns (Westdeutscher Rundfunk) die         bote werden parallel genutzt, und beide    zen einer Software. Vielmehr handele
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der         erforderten Lesefähigkeit. Lediglich       es sich um Methodentraining: Konzepte
Veranstaltung »Bibliotheken vernetzen      die Lesestrategie sei eine andere: Wäh-    erstellen, strukturieren, Fehler machen,
– analog und digital«.                     rend das analoge Lesen ein intensives,     analysieren und Problemlösungen su-
    Auch die einleitenden Grußworte        sich-hineinvertiefendes Lesen darstelle,   chen. Dies seien auch wichtige Bestand-
seitens der Veranstalter stellten die      das gemeinhin mit Lernen, Kultur und       teile des lebenslangen Lernens in der
Frage, inwieweit die Digitalisierung al-   Bildung verknüpft werde, gelte das digi-   Wissensgesellschaft. Methodentraining,
ler Gesellschaftsbereiche auch in den      tale Lesen als »Hyper-Lesen«, das auch     das man auch außerhalb der Schule eta-
Bibliotheken angekommen ist. Jagen         eine »Hyper-Attention« erfordere.          blieren könne. Und somit natürlich auch
                                               Beides müsse geübt werden, am bes-     in Bibliotheken.
Die Internetnutzung bei                    ten unterstützt durch Familie und Bil-         Als Vorreiterin im Bereich digita-
Kindern und Jugendlichen                   dungsinstitutionen. Digitale Angebote      ler Services gilt die Stadtbibliothek
hat keinen Einfluss auf das                förderten dabei die Lesekompetenz, er-     Köln, die unter anderem mit ihrem Ma-
                                           forderten aber seitens der Anbieter be-    kerspace und der digitalen Werkstatt
Leseverhalten.
                                           sondere Anpassung hinsichtlich Ziel-       ein breites Angebot entwickelt hat. So
                                           gruppeneignung, Jugendschutz, Nied-        konnte man im Anschluss an die Im-
die Bibliotheken mit vielfältigen digi-    rigschwelligkeit, Bedienbarkeit und        pulsvorträge an Workshop-Tischen mit
talen Angeboten nur Trends nach oder       technischer Stabilität.                    jeweils einem der drei Schwerpunktthe-
besteht ein tatsächlicher Bedarf? Allge-                                              men einen Blick auf deren praktische Er-
mein beobachtet wird eine Veränderung                                                 fahrungen werfen und sich mit anderen
des öffentlichen Nutzens der Bibliothe-    Gaming und Coding                          Expertinnen und Experten, Kolleginnen
ken: weg vom reinen Wissensarchiv und                                                 und Kollegen austauschen.
Buchverleih, hin zum Ideenspeicher,        In seiner Keynote zum Thema »Ga-               Die abschließende Frage »Welche
zur Umsetzungplattform, die im ideo-       ming« forderte Torben Kohring (Leiter      konkreten Vorhaben nehmen Sie heute
logie- und kommerzfreien Raum Wege         der Fachstelle für Jugendmedienkultur      mit?« war nicht leicht zu beantworten.
durch die Informationsflut zeigt und       NRW) dazu auf, neue Veranstaltungs-        Aber im großen Paket an Anregungen
den Umgang mit neuen Medien und            formen und Formate im Bereich Gaming       und Ideen war für jede/n etwas dabei.
Technologien schult. Deshalb widmete       zu entwickeln. Denn Games seien kein                               Brigitte Bielinski,
sich der Tag mit Impulsvorträgen und       rein medienpädagogisches Thema, was                        Münchner Stadtbibliothek

BuB 67 7 / 2015                                                                                                              413
FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Die älteste Kunstbibliothek
Berlins stellt sich vor

Die Bibliothek der Universität der Künste: 300 000 Bücher,
Schallplatten, CDs und eine ungewöhnliche Idee

                                                                                      den Stockwerken, die von der Biblio-
                                                                                      thek der Technischen Universität be-
                                                                                      legt sind, befindet sich in der vierten
                                                                                      Etage die Bibliothek der Universität
                                                                                      der Künste.

                                                                                      Die Kataloge der beiden Bibliotheken
                                                                                      werden getrennt geführt, doch über
                                                                                      die Portale der Universität der Künste
                                                                                      (UdK) und Technischen Universität
                                                                                      kann man auch in dem jeweiligen ande-
                                                                                      ren Bestand recherchieren. Noch arbei-
                                                                                      ten beide Bibliotheken mit der Software
                                                                                      Aleph, die aber im Jahr 2016 auf Alma
                                                                                      umgestellt wird. Dies ist »der nächste
                                                                                      große Schritt«, sagt Bibliotheksleiterin
                                                                                      Andrea Zeyns, und nur eine der anste-
                                                                                      henden Herausforderungen, denn auch
                                                                                      die Umstellung der Katalogisierung auf
                                                                                      RDA geht nun rasant voran. Petra Wa-
                                                                                      genknecht arbeitet in der nationalen Ar-
                                                                                      beitsgruppe UAG Musik mit und wird die
                                                                                      Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schu-
                                                                                      len. Ende des Jahres soll dieser Prozess
                                                                                      in wissenschaftlichen Bibliotheken ab-
                                                                                      geschlossen sein.

                                                                                      Präsenz zeigen, Außenwirkung
                                                                                      schaffen und das Profil der
                                                                                      UdK-Bibliothek schärfen –
                                                                                      dies sind die Ziele der
Die Bibliothek der Universität der Küns-     Auf den ersten Blick sieht man dem
                                                                                      Öffentlichkeitsarbeit.
te befindet sich in der vierten Etage. Sie   roten Kastenbau des Bibliotheksge-
ist die älteste Kunstbibliothek in Berlin.
                                             bäudes in bester Lage Berlins nicht      Die älteste Kunstbibliothek Berlins ist
Fotos: privat
                                             an, welche Historie hier seit 2004 un-   als Einrichtung der Qualität der Univer-
                                             tergebracht ist. Innen großzügig und     sität der Künste verpflichtet, einer tradi-
                                             farblich zurückhaltend gestaltet, ver-   tionsreichen Bildungsstätte, deren Ge-
                                             weisen silberviolette Buchstaben auf     schichte bis zur Gründung der Akademie
                                             den Wandbändern der drei Lichthöfe       der Künste 1696 zurückreicht. Heute ist
                                             auf Kunst und Literatur, unterstützen    die Universität der Künste weltweit eine
                                             die konzentrierte Arbeitsatmosphäre      der größten und künstlerisch vielseitig
                                             im offenen Raum. Verbuchungsvor-         ausgerichteten Hochschulen. Künstler,
                                             gänge, eine Ecke mit aktuellen Zei-      Designer, Architekten und Musiker so-
                                             tungen und der transparente Regal-       wie Lehramtsstudierende werden mul-
                                             raum für Buchbestellungen sind im        timedial ausgebildet, und neue Studi-
                                             Erdgeschoss untergebracht. Über          engänge ziehen einen entsprechenden

414
FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

Bestandsaufbau in der Bibliothek nach            UdK-Professoren gerne von der Biblio-
sich. Bestand und Medienarten sind
vielfältig: 300 000 Bücher, 470 laufende
                                                 thek unterstützt, wie beispielsweise die
                                                 von dem international bekannten däni-
                                                                                            BuB Forum  Bibliothek
                                                                                                und Information
Meter Zeitschriften und Datenbanken,             schen Künstler Olafur Eliasson gestal-
wie zum Beispiel JSTOR und NAXOS.                tete Bilderbuchwerkstatt. Sie wurde im     Fachzeitschrift des BIB
                                                                                            Berufsverband Information Bibliothek e.V.
58 000 Noten und Instrumenten-Ver-               April mit der neuen »grund_schule der
                                                                                            67. Jahrgang, Nr. 7, Juli 2015 · ISSN 1869-1137
leih an Musikstudierende der Universi-           künste« in Anwesenheit der Staatsmi-
tät der Künste. Ein hochwertiges Digi-           nisterin für Kultur und Medien, Monika     Herausgeber (institutionell) / Eigenverlag
talpiano in der Mediathek, zu deren Be-          Grütters, eingeweiht.                      Berufsverband Information Bibliothek (BIB)
                                                                                            Gartenstraße 18 · 72764 Reutlingen
stand von 61 000 audiovisuellen Medien               Nicht immer entwickelt sich die Zu-
auch Schallplatten und CDs, Videos und           sammenarbeit mit den Studiengängen         Herausgeber (fachlich)
DVDs gehören. In unterirdischen Maga-            der Universität der Künste so geschmei-    Olaf Eigenbrodt, Hamburg
zinen sind in Räumen mit Argon-Lösch-            dig. Präsenz zeigen, Außenwirkung          Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
anlage wertvolle alte Schriften und Dru-         schaffen und das Profil der UdK-Biblio-
                                                                                            Redaktionsbeirat
cke verwahrt.                                    thek schärfen – dies sind die Ziele der
                                                                                            Dale S. Askey, Mc Master University Library, Hamil-
                                                 Öffentlichkeitsarbeiterin Verena Tafel.    ton, Ontario · Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller,
Die älteste Kunstbibliothek                      Dazu setzt sie, neben der Vorbereitung     Freiburg im Breisgau und Essen · Dr. Gerhard W.
Berlins ist als Einrichtung der                  größerer Kampagnen und einem neuen         Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal · Prof.
                                                 Leitsystem, auch ungewöhnliche Ideen       Dr. Elmar Mittler, Göttingen · Walburgis Fehners,
Qualität der Universität der                                                                Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wil-
                                                 um: Als die Bratsche 2014 zum »Instru-
Künste verpflichtet, einer tra-                                                             helmshaven · Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm
                                                 ment des Jahres« gewählt wurde, spiel-     Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbi-
ditionsreichen Bildungsstät-                     ten Musikstudierende eine Woche lang       bliothek, Hannover · Barbara Schleihagen, Deut-
te, deren Geschichte bis zur                     täglich zur Mittagszeit ein kurzes Stück   scher Bibliotheksverband, Berlin · Dr. Harald Wei-
Gründung der Akademie der                        in der Bibliothek. Das war für alle un-    gel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz

Künste 1696 zurückreicht.                        gewohnt und führte zu einigen Minu-        Redaktion
                                                 ten sichtlicher Konzentration auf die      BuB
                                                 Klänge. 2015 wird die Aktion mit dem       Postfach 13 24 · 72703 Reutlingen
Auch eine große Sondersammlung mit               Horn wiederholt. Und natürlich ist die     Telefon (071 21) 34 91-0
                                                                                            Telefax (071 21) 34 91-34
Kinderbüchern steht für Lehramtstu-              Bibliothek im Berliner Kultursommer
                                                                                            E-Mail: bub@bib-info.de
dierende und Studierende der Visu-               beim »Rundgang der UdK« vom 17. bis        Redaktion: Bernd Schleh (verantwortlich, slh)
ellen Kommunikation bereit. Auf An-              zum 19. Juli dabei.                        und Steffen Heizereder (hei);
frage werden einzelne Projekte von                                        Stefanie Oeding   Rezensionen: Dr. Jürgen Plieninger
                                                                                            Aus dem Berufsverband: Katrin Lück

                                                                                            Anzeigen
                                                                                            Norbert Dietz
                                                                                            Mail: dietz@bib-info.de, Tel: 07121/3491-16

                                                                                            Druck und Vertrieb
                                                                                            Winkhardt Print & Mail
                                                                                            Ernsthaldenstraße 53, 70565 Stuttgart

                                                                                            vertriebene Auflage
                                                                                            7600 Exemplare

                                                                                            Erscheinungsweise
                                                                                            zehn Hefte jährlich (Doppelhefte:
                                                                                            Februar/März und August/September)

                                                                                            Preis
                                                                                            je Heft € 14, jährlich € 94, Studierende sowie
                                                                                            ­Mitglieder des VDB jährlich € 47,-
                                                                                             Preise einschließlich Mehrwertsteuer
                                                                                             und zuzüglich Versandgebühr.
                                                                                             Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im
                                                                                             Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis
                                                                                             jeweils 15. November.

                                                                                            Redaktionsschluss für Heft 10/2015: 17. August
Das Magazin der Bibliothek der Universität der Künste ist voll. Mitunter finden sich hier   Anzeigenschluss für Heft 10/2015: 2. September
wertvolle Drucke und Schriften.

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FOYER TAGUNG

Etwa 120 Bibliotheksbedienstete aus Österreich und Deutschland nahmen am 8. BibCamp in Leipzig teil. Fotos: HTWK Leipzig

                                      Menschen.
                                        Medien.
                                      Miteinander.
      120 Teilnehmer diskutierten beim 8. BibCamp an der Hoch-
      schule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig
      über Social Media, Augmented Reality und Blended Shelf

                              In diesem Jahr war die HTWK Leipzig Gastgeber für das 8. BibCamp – eine bibliothekari-
                              sche »Unkonferenz«, die vom 17. bis 18. April von Bachelor- und Masterstudierenden des
                              Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft unter Leitung der Professoren
                              Kerstin Keller-Loibl und Stefan Frank organisiert wurde. Unterstützung bei der Vorberei-
                              tung bekamen die Studierenden darüber hinaus von mehreren Leipziger Bibliotheken:
                              der Deutschen Nationalbibliothek, der Deutschen Zentralbücherei für Blinde, der Univer-
                              sitätsbibliothek, der Bibliothek des Evangelischen Schulzentrums, den Leipziger Städti-
                              schen Bibliotheken sowie der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig.

416
FOYER TAGUNG

Das BibCamp, bei dieser Unkonferenz          zu können. Die Twitterwall bot den An-        den gesuchten Artikel gleich aus dem
handelt es sich um eine offene Tagung,       wesenden, aber auch denen, die beim           Buch scannen kann, wurde hier rege
bei der sich die Teilnehmer in Sessi-        BibCamp nicht dabei sein konnten, die         diskutiert. Auch kam die Frage auf, ob
ons zu aktuellen und praxisrelevanten        Möglichkeit alle Tweets zum BibCamp           Autoren von E-Books Spenden erhalten
Themen aus der Bibliothekswelt aus-          zu verfolgen. Jeder Tweet, der mit dem        könnten, wenn dem Leser die Literatur
tauschen und miteinander diskutieren         Hashtag #bib8 versendet wurde, war            gefallen hat. Wie die Bibliothek sich in
konnten. Die Inhalte dieser Sessions         automatisch auf einer Leinwand zu se-         den kommenden zehn Jahren verändern
werden jeweils zu Beginn der Veranstal-      hen. Schon bei der Eröffnung zwit-            wird, konnte von den Teilnehmern nur
tung von den Teilnehmern vorgeschla-         scherten die BibCamp-Twitterer so flei-       erahnt werden, doch jeder hatte schon
gen und gestaltet.                           ßig, dass es #bib8 kurzzeitig sogar auf       seine ganz eigene Vorstellung.
    Aus Deutschland und Österreich           Platz vier der deutschen Hashtag-Trends           Nur eine Tür weiter schwebte die
reisten knapp 120 Teilnehmer an. Somit       schaffte.                                     Frage im Raum, ob man andere Berufs-
konnte man mit zahlreichen bibliotheks­          Im Anschluss an den ersten Tag hat-       gruppen mehr als bisher in Bibliotheken
interessierten Menschen unter dem            ten alle die Möglichkeit, die Ausstellung     einbinden sollte. Ein Vorschlag war, Psy-
Motto »Menschen. Medien. Miteinan-           »Leipziger Bibliotheken stellen sich vor«     chologen zu beschäftigen, um strategi-
der.« in die erste Session-Planung star-     in der Hochschulbibliothek der HTWK           sche Ausrichtung, Zukunftsängste und
ten. Schnell wurden interessante The-        Leipzig zu besuchen, bei der die Auszu-       organisatorische Spannungen zu the-
men gefunden. Von Social Media in Bi-        bildenden der Praxispartner ihre Biblio-      matisieren. Auch bei weiteren Aufgaben-
bliotheken über Augmented Reality und        thek präsentierten.                           feldern wie der gezielten Teambildung
Blended Shelf bis hin zu veränderten
Dienstleistungen im Jahr 2025 war für
jeden BibCamper etwas dabei.

Sessionplanung

Die einzelnen Sessions leitete jeweils
ein Moderator, welcher in den meis-
ten Fällen das Thema initiiert hatte und
eine kurze Einleitung gab, um die Ge-
sprächsrunde zu eröffnen. Einige Teil-
nehmer gingen beispielsweise der Frage
nach, wie viel Informatik die Informati-
onswissenschaft verträgt. Man war sich
einig, dass im Studium auf jeden Fall in
Pflichtmodulen Kenntnisse der Informa-
tik vermittelt werden müssen.
Wichtig sei es, das richtige Level zu fin-
den. Es gehe darum, dass grundsätzli-
che Denkweisen, Strukturen, Prozesse
und Begriffe vermitteln werden, um           Die unterschiedlichen Themenvorschläge wurden an eine Stellwand gepinnt.
später im Beruf eine unmissverständli-
che Kommunikation und ein konkretes
Benennen von Anforderungen, Proble-          Themenvorschläge                              oder bei Projekten mit dem Schwer-
men, Wünschen und Lösungsoptionen                                                          punkt der Informatik kann es sinnvoll
zu ermöglichen.                              Der Samstagmorgen wurde von den Teil-         sein, Mitarbeiter zu haben, die mit ei-
    Des Weiteren wurde das Projekt           nehmern hochmotiviert mit neuen Ideen         nem Blick von außen Veränderungspro-
»mylibrARy« der Fachhochschule Pots-         für die Session-Themen begonnen. Nach         zesse in Bibliotheken anstoßen.
dam vorgestellt. Die Teilnehmer tausch-      einer kurzen Besprechung wurden 17                2016 wird das 9. BibCamp an der
ten sich daraufhin aus und sammelten         neue Themen vorgeschlagen und auf             Hochschule der Medien in Stuttgart
Ideen, wie Augmented Reality in Biblio-      die Räume und Zeiten verteilt. Wie sich       stattfinden. Weitere Informationen un-
theken eingesetzt werden könnte und ob       die Bibliotheken bis zum Jahr 2025 ent-       ter: www.bibcamp.wordpress.com so-
das Blended Shelf der Weg ist, den Bib-      wickeln, war eines der vieldiskutierten       wie die Session-Dokumentation unter:
liotheken in Zukunft gehen müssen, um        Themen in einem der Sessionräume. Ob          www.bibcamp.pbworks.com
dem modernen, vielseitig interessierten      man seinen Kaffee per App in der Cafete-                    Tami Gebhard, Yvonne Plotz
Nutzer von heute neue Angebote bieten        ria bestellen kann oder die Smartwatch                 und Lisa Schlegel; HTWK Leipzig

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Foto: Vanessa Navas Calatrava
   418
und Fernando Valdiviesou
FOYER STUDIUM

    Die neuen Bibliothekare:
   Informatiker, Journalisten
      oder lieber Erzieher?

                                  TH Wildau bietet ab Oktober den
                                  berufsbegleitenden Masterstudiengang
                                  Bibliotheksinformatik an

             Die Frage danach, was auf die Zunft der Bibliothekare jetzt schon oder
             spätestens demnächst an erforderlichen Qualifikationen zukommen
             wird, ist auf dem zurückliegenden Bibliothekartag in Nürnberg mit einer
             Podiumsdiskussion unter dem Motto: Informatiker, Journalisten oder lieber
             Erzieher, nicht das erste Mal gestellt worden.
                Es zeichnet an Informationseinrichtungen tätige KollegInnen aus, teils
             aus sehr unterschiedlichen akademischen Fachkulturen den Weg in die
             Bibliothekswelt gefunden zu haben, eine Vielfalt und Diversität, die für eine
             spezialisierte Fachkultur wie die unsrige eine beizubehaltende Einmalig-
             keit besitzt. Dass alle die genannten Fähigkeiten und weitere im Berufsfeld
             benötigt werden, steht außer Frage. Gefragt werden muss aber: Wie viel
             Informatik braucht beziehungsweise verträgt die Informationswissenschaft?
             Um die IT-Kompetenzen zu fördern, hat die TH Wildau eigens einen neuen
             Masterstudiengang geschaffen – Bibliotheksinformatik.

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FOYER STUDIUM

Ohne Frage steigen die Qualifikations-         einmal ins eigene Haus zu holen. Diese     hilflos und ausgeliefert gegenüberstand.
anforderungen an das Personal einer Bi-        und weitere Überlegungen ließen in         Das Studium legt den Schwerpunkt auf
bliothek durch eine zunehmende Tech-           Wildau vor fast drei Jahren einen mo-      elf Präsenzwochen, in den ersten drei
nisierung des beruflichen Alltages. Her-       dularisierten zweitägigen Workshop zu      Semestern jeweils drei, von Montag bis
vorgegangen aus dem IT-bezogenen               IT-Grundlagen für Bibliothekare ent-       Samstag. In diesen wird ein Drittel des
Zeitgeist unserer Lebenswelt und da-           stehen, der sich großen Zuspruchs er-      für die mindestens 60 Credit Points not-
raus erwachsenden Bewegungen wie               freute.1 Daher wurde der Teilnehmer-       wendigen Workloads erbracht. Die ver-
die Open Source Software und deren             durchsatz beim fünften Durchgang im        bleibenden Anteile basieren auf Projek-
Communities, sehen wir uns mit sol-            März verdoppelt. Dennoch verlang-          tarbeit, Home Office, der E-Learning -
chen Herausforderungen spätestens seit         ten nicht wenige Teilnehmer nach ei-       Plattform Moodle und so weiter. Es ist
der Umstellung auf den Online-Katalog          nem Aufbaukurs, was in dieser Form         damit jedem Studierenden mit den pro
konfrontiert. Eine der künftigen Rollen        ressourcenbedingt jedoch während der       Jahr maximal sechs Präsenzwochen
von BibliothekarInnen wird ein stärke-         vorlesungsfreien Zeit nicht zu realisie-   möglich, gegebenenfalls auf Grund-
res IT-Profil einfordern. Fragen darf man      ren war. Vor diesem Hintergrund reifte     lage eigener Urlaubsansprüche die Teil-
aber auch, auf wessen Kosten? Diese            seit dem letzten Jahreswechsel in einem    nahme zu sichern.
Frage muss diskutiert werden, denn die         kleinen Wildauer Team das Projekt,
                                                                                          Als Zielgruppe richtet sich
                                                                                          der viersemestrige und ge-
                                                                                          bührenpflichtige Studiengang
                                                                                          an akademisch ausgebildete
                                                                                          Bibliothekare mit Berufser-
                                                                                          fahrung, die bislang kaum
                                                                                          eine systematische Informa-
                                                                                          tikausbildung hatten.

                                                                                          Die zwölf geplanten Module beinhalten
                                                                                          Themen wie Rechner- und Netzwerkar-
                                                                                          chitekturen, Grundlagen der Internet-
                                                                                          technologien, Internetprogrammierung
                                                                                          und Internetkommunikation, Betriebs-
                                                                                          systeme. Das Erlernen einer Program-
                                                                                          miersprache ist auch vorgesehen. Diese
                                                                                          soll zudem bei der Programmierung ei-
                                                                                          ner mobilen Anwendung genutzt wer-
                                                                                          den. Datenbanken werden behandelt,
Das Bedürfniss der Bibliotheksnutzer nach digitaler Technik wächst. Nicht immer können    gleichfalls Datenformate und Schnitt-
Personal und Technik mithalten. Foto: Henning Wiechers                                    stellen. Bibliotheksmanagementsys-
                                                                                          teme und Suchmaschinentechnologien
                                                                                          gehören ebenfalls in den Kanon des
unseren Berufsstand auszeichnenden             Bibliotheksinformatik als berufsbeglei-    Curriculums.
vielfältigen Anforderungsprofile wie pä-       tenden Masterstudiengang zu konzi-             Mit Blick auf die notwendigen Soft­
dagogische, didaktische, journalistische       pieren und einzuführen. Das erste Ma-      skills liegt der Schwerpunkt auf Pro-
und andere Tugenden bleiben natürlich          trikel wird voraussichtlich im Oktober     jekt- und Zeitmanagement, sowie Fach-
weiterhin erhalten.                            an den Start gehen (siehe http://www.      kommunikation. Ein weiteres Modul
                                               wit-wildau.de/#!studium/c140g). Als        beschäftigt sich mit IT- und Datensicher-
                                               Zielgruppe richtet sich der viersemest-    heit, ein inhaltlich offen gelassenes Mo-
Wunsch nach Aufbaukurs                         rige und gebührenpflichtige Studien-       dul ist für aktuelle Entwicklungen wie
                                               gang an akademisch ausgebildete Bi-        »semantic web« vorgesehen.
Aber vielleicht besteht gerade bei der         bliothekare mit Berufserfahrung, die           Zahlreiche Dozenten haben ihre
IT-Kompetenz, so unsere Einschätzung,          bislang kaum eine systematische In-        berufliche Heimat an einer der drei in
ein großes Nachholbedürfnis, um akti-          formatikausbildung hatten. Die beruf-      Wildau beheimateten »Bindestrich-In-
ver als bislang für Informationseinrich-       lichen und persönlichen Anforderun-        formatiken« und waren allesamt an Bi-
tungen zu erbringende und erbrachte            gen zeigten im IT-Bereich immer wie-       bliotheksprojekten beteiligt, sind somit
IT-Leistungen mitzugestalten oder erst         der eigene Grenzen auf, denen man teils    mit den Besonderheiten gut vertraut.

420
FOYER STUDIUM

    Mit der Charakterisierung der Mo-
dule zur Absolvierung des Studiums in
der »Bindestrich-Informatik« wird deut-
lich, dass erstens einschlägige Berufser-
fahrung Voraussetzung für den erfolg-
reichen Einstieg ist, und zweitens eine
unmittelbare Vergleichbarkeit mit na-
heliegenden Abschlüssen wie dem Fa-
chinformatiker für Systemintegration
oder dem Studium der Informatik nicht
gegeben ist.
    Die Absolventen sollen bibliotheks-
vertraute IT-ler sein, die als Beispiel     Mehr IT-Kompetenz soll durch den Masterstudiengang an der TH-Wildau vermittelt werden –
selbstständig auf einen LAMP-Server         ohne dabei bibliothekarische Grundtugenden zu vernachlässigen. Foto: Marcus von Amsberg
Wissensmanagementsysteme wie ei-
nen Weblog oder ein Wiki installieren       Algorithmen inklusive ihrer mathemati-        im September wird der Studiengang
und konfigurieren können, systemad-         schen Wurzeln.                                erstmals umfassend reflektiert.
ministratorische Aufgaben übernehmen            Die ersten Entwürfe des Curriculums
können, offene Daten und Systeme neu        wurden teils sehr ausführlich mit Kolle-                                 Frank Seeliger,
zu arrangieren vermögen, mit IT-Pro-        gInnen aus der Schweiz, Österreich und                                      TH Wildau
jekten betraut werden, sich in kom-         hierzulande, ebenfalls mit Hochschulen,
plexere Informatikkontexte einarbei-        die ähnliche Studiengänge wie in Leip-        1 siehe http://twz-ev.org/weiterbildungen/
                                                                                             wieviel-informatikwissen-benoetigen-bi
ten können und so weiter. Ihre Kompe-       zig und Berlin anbieten, diskutiert. Auf
                                                                                             bliothekare-und-bibliothekarinnen/
tenz liegt weniger auf Konzepten und        dem 8. Wildauer Bibliothekssymposium

                                                                                                                       ANZEIGE

BuB 67 7 / 2015                                                                                                                  421
FOYER LESERBRIEF / NACHRICHTEN

Leserbrief                                   Nachrichten                                 die Bereitstellung der Daten über FTP-
                                                                                         beziehungsweise WWW-Server durch
                                                                                         die Deutsche Nationalbibliothek werden
                                                                                         Bereitstellungskosten erhoben.

Chance vertan                                Barbara Lison in EBLIDA-                    2. Schulbibliothekstag Rhein-
                                             Executive Committee gewählt                 land-Pfalz findet in Koblenz statt
Zum Wahlmodus des neuen Vorstands
auf der BIB-Mitgliederversammlung            Berlin. Die Kandidatin von Bibliothek       Koblenz. Der 2. Schulbibliothekstag
beim Bibliothekartag in Nürnberg ist         und Information Deutschland (BID),          Rheinland-Pfalz findet am 30. Sep-
folgender Leserbrief in der Redaktion        Barbara Lison, wurde in Riga in den Vor-    tember von 10 bis 16 Uhr auf dem
eingegangen:                                 stand des Europäischen Dachverbandes        Campus Koblenz der Universität Kob-
                                             EBLIDA gewählt. Neuer EBLIDA-Präsi-         lenz-Landau statt.
Ich finde es sehr schwierig in einer Situ-   dent ist Jukka Relander von der Finnish         In den Seminarrunden am Vor- und
ation, die eine breite Mehrheit erfordert,   Library Association. Er löst den BID-Ver-   Nachmittag werden Expertinnen und
keine Abstimmung per Briefwahl zu er-        treter Klaus-Peter Böttger an der Spitze    Experten zu den Themen Schulbiblio-
möglichen. Bei allen Streitereien hätte      des Dachverbandes ab.                       thek, Medienpädagogik und Leseför-
es dem Verband gut getan, sich auf viele                                                 derung aus dem gesamten Bundesge-
Mitglieder zu berufen. Auch finde ich es                                                 biet referieren. Themen sind dabei un-
immer wieder problematisch, dass die         Nationalbibliothek stellt Titel             ter anderem die Wissensvermittlung in
FAMIs wieder nicht vertreten sind. Im        kostenfrei zur Verfügung                    der digitalen Schulbibliothek, Vermitt-
Verband und in der Zeitschrift kommen                                                    lung von Informationskompetenz, Le-
diese Menschen nur in der Ausbildung         Frankfurt am Main. Ab 1. Juli sind alle     seförderung von Jungen, Leseförderung
und in der Weiterbildung vor. Bei Ein-       Titeldaten der Deutschen Nationalbib-       mit Hörbüchern und Medienprojekte
führung der neuen Ausbildung wurde           liothek und die Normdaten der Gemein-       für Jugendliche. Angeboten wird auch
anscheinend überhaupt nicht diskutiert,      samen Normdatei (GND) kostenfrei un-        ein Austauschforum zur praktischen Ar-
was die Ausgebildeten denn tun sollen,       ter »Creative Commons Zero«-Bedingun-       beit in der Schulbibliothek unter dem
sind sie doch nun besser ausgebildet als     gen (CC0 1.0) zur freien Nachnutzung        Titel »Was ich schon immer mal fragen
die Hilfskräfte für die sie immer noch       verfügbar. Der Bezug ist über On-           wollte«. Das Landesbibliothekszentrum
gehalten und eingesetzt werden. Auch         line-Schnittstellen (Datenshop, SRU-        Rheinland-Pfalz wird ebenfalls seine An-
diese Diskussion fehlt immer noch. Für       oder OAI-Schnittstelle et cetera) in den    gebote zur Unterstützung von Schulen
mich ist das eher eine vertane Chance        standardmäßig angebotenen Formaten          und Schulbibliotheken vorstellen.
für eine breite Diskussion.                  nach einmaliger kostenfreier Anmel-             Nähere Informationen zum Pro-
                 Cathrin Ramelow, Berlin     dung und Autorisierung möglich. Für         gramm und zur Anmeldung sind auf der

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422
FOYER NACHRICHTEN

Homepage des Landesbibliothekszent-
rums zu finden: www.lbz.rlp.de.

Designierte IFLA-Präsidentin
gewählt

Madrid (Spanien). Glòria Peréz-Sal-
merón, langjährige IFLA-Aktivistin, Vi-
zepräsidentin von EBLIDA und Präsi-
dentin des spanischen Dachverbands
FESABID, hat einen Erdrutschsieg bei
den Wahlen für das Amt des »IFLA Pre-
sident-Elect« verbucht: Mit 1 279 zu 296
Stimmen hat sie sich klar von ihrem ein-
zigen Mitbewerber Ismail Serageldin,
Direktor der ägyptischen Bibliotheca Al-
exandrina, abgesetzt.
    Mit Peréz-Salmerón steht erstmals            Dirk Wissen vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) beim
eine Kollegin aus dem hispanischen               Bibliothekartag in Nürnberg mit Mitgliedern der Kommission für
                                                 Fahrbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbands: Katrin Toetzke,
Kulturkreis dem Weltbibliotheksver-
                                                 Johannes von Freymann, Matthias Weyh, Siegfried Kalus (von links).
band vor. Sie wird das Amt der desig-            Foto: José-Javier Rodriguez
nierten Präsidentin beim kommenden
IFLA-Weltkongreß in Kapstadt von
Donna Scheeder übernehmen und ihr
2017 automatisch im Amt der IFLA-              Erster internationaler
Präsidentin nachfolgen.
                                              Fahrbibliothekskongress
Bayerisches Kulturportal
bavarikon freigeschaltet
                                                      in Berlin
München. Bayerns Königskrone, Dü-          Berlin. Unter dem Motto »Die Fahrzeuge: innovativ. Der Kongress: internatio-
rers Selbstporträt im Pelzrock, die        nal. Das Gebäude: spektakulär.« wird das Tempelhofer Feld, Europas größtes
Märchenschlösser Ludwigs II., die Gu-      Baudenkmal, im Herbst 2016 zur Kulisse für den ersten internationalen Fahr-
tenberg-Bibel, Apians Bairische Land-      bibliothekskongress. Vom 29. September bis zum 1. Oktober 2016 findet auf
tafeln und über 200 000 weitere Ob-        dem ehemaligen Flugplatz mitten in Berlin die bundesweit größte Präsenta-
jekte werden seit Anfang Mai in einer      tion von Büchereifahrzeugen statt. Die Fachkommission Fahrbibliotheken vom
neuen Version des Kulturportals bava-      Deutschen Bibliotheksverband (dbv) und der Bundesvorstand des Berufsver-
rikon präsentiert. Bei der überarbeite-    bands Information Bibliothek (BIB) möchten mit dieser Veranstaltung bis zu 100
ten Version wurde die technische In-       Fahrbibliotheken aus dem In- und Ausland die Möglichkeit bieten, ihre Fahr-
frastruktur verbessert. Auch die An-       zeuge und deren Ausstattung vor Ort zu präsentieren sowie ihre individuellen
zeige der Objekte in den sogenannten       Angebote und Leistungen darzustellen. Ein Ziel der Veranstalter ist es, über
Viewern wurde optimiert. Hervorzu-         den Kongress hinaus, das Image der Fahrbibliotheken zu stärken, ihre vielfälti-
heben ist die 3D-Digitalisierung be-       gen Angebote im Bereich der Leseförderung, Literaturvermittlung und Schulung
stimmter Objekte. Derzeit sind 20 Ex-      der Medienkompetenz bekannter zu machen und Partner zu gewinnen. Für das
ponate in bavarikon enthalten, die mit     Fachpublikum werden spannende Vorträge und Diskussionen angeboten, die
diesem aufwendigen Verfahren digita-       effektive, kreative und zukunftsweisende Lösungen thematisieren sollen. Zu-
lisiert wurden. Weitere 60 3D-Digitali-    dem wird zur Besichtigung der Fahrzeuge für alle Interessierten im Rahmen ei-
sate sind in Vorbereitung.                 nes Familienfestes eingeladen.
    Mit der neuen Version wird zukünf-         Alle Interessierte haben bereits jetzt schon die Möglichkeit, sich ei-
tig der Import neuer Inhalte deutlich      nen Frühbucherrabatt und einen Standplatz für ihr Bibliotheksfahrzeug zu
erleichtert. Derzeit laufen 30 Vorhaben    sichern. Für weitere Informationen senden Sie bitte Ihre Kontaktdaten an:
zur Neudigitalisierung von etwa 35 000     tempelhof2016@fahrbibliothek.de
Objekten und deren Bereitstellung in                                                           Dirk Wissen, BuB-Vorstand
bavarikon.

BuB 67 7 / 2015                                                                                                          423
FOYER MARKT

Markt                                    Marktführer im Bereich der Öffentli-
                                         chen Bibliotheken etabliert hat.
                                                                                     OCLC
                                                                                     Bereits 130 Bibliotheken im
                                                                                     Bibo-Sax.de
                                         Jörg Meyer, Geschäftsführer von ekz
  In der Rubrik »Markt« werden           und divibib: »Wir freuen uns über die-      pr. – Die seit Juni 2014 laufende Test-
  Presse­mitteilungen von Unterneh-      sen Schritt, der uns eine stringente Wei-   phase des neuen Verbunds »Bibo-Sax.
  men und Dienstleistern – ohne          terentwicklung und zukunftsgerichtete       de« wurde Ende April erfolgreich ab-
  redaktionelle Bearbeitung – ver-       Integration mit den klassischen Biblio-     geschlossen. Der webbasierte Medien-
  öffentlicht. Die Redaktion behält      theksangeboten der ekz ermöglicht. Die      katalog für die Mediensuche und die
  sich vor, Beiträge auszuwählen und     Zukunft der Bibliotheken sehen wir in       Fernleihe integriert den Bestand meh-
  zu kürzen.                             hybriden Lösungen und können nun das        rerer Bibliotheksverbünde, 130 säch-
                                         Beste aus beiden Welten kombinieren.        sischer Bibliotheken und kann jeder-
                                             Holger Behrens möchte ich aus-          zeit weitere Teilnehmer aufnehmen.
                                         drücklich für seine Aufbau- und Pio-
divibib / ekz                            nierarbeit sowie seine Risikobereit-        Im Bibo-Sax.de stöbern zahlreiche Bib-
ekz.bibliotheksservice GmbH              schaft danken. Als geschäftsführender       liotheksnutzer und solche, die es wer-
wird Alleingesellschafterin der          Gesellschafter hat er in der Gesellschaft   den könnten, unterstützt durch aktuelle
divibib GmbH                             die Onleihe aufgebaut, ihr zum Durch-       Suchmaschinentechnologie, in allen
                                         bruch verholfen und die digitale Trans-     verbundenen Bibliothekskatalogen. Sie
pr. – Der Reutlinger Komplettdienst-     formation der Buchbranche mitgeprägt.       erhalten auch komfortabel per Smart-
leister ekz.bibliotheksservice GmbH      Im Jahr 2005 gab es noch kein ePub,         phone unabhängig vom verwendeten
übernimmt rückwirkend zum 31. De-        keine leistungsfähigen E-Reader und         Bibliothekssystem der angeschlosse-
zember 2014 sämtliche Anteile des        auch das iPhone sollte erst zwei Jahre      nen Bibliothek schnell übersichtliche,
49-Prozent-divibib-Minderheitsge-        später vorgestellt werden - die Onleihe     moderne, deduplizierte Trefferanzei-
sellschafters, dem Unternehmer Hol-      war eine Wette auf die Zukunft. Wir         gen. Ein Medium, das in mehreren Bi-
ger Behrens. Die ekz wird damit al-      schauen zuversichtlich auf die kom-         bliotheken vorhanden ist, wird nur ein-
leinige Gesellschafterin der divibib     mende Zeit und wollen die bestehenden       mal in den Treffern angezeigt, ergänzt
GmbH mit Sitz in Wiesbaden, die sich     Herausforderungen beim Thema E-Len-         mit der Information in welchen Biblio-
seit der Gründung 2005 mit ihrer digi-   ding partnerschaftlich mit den Verla-       theken es erhältlich ist. »Die Herausfor-
talen Ausleihplattform »Onleihe« als     gen und Verbänden gestalten.«               derungen zu meistern hat sich gelohnt.
                                                                                                       Wir können bereits
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                                                                                                       len verzeichnen – ins-
                                                                                                       besondere bei den klei-
                                                                                                       neren Bibliotheken«,
                                                                                                       freut sich Peter Hesse,
                                                                                                       Geschäftsführer von
                                                                                                       der Kultur- und Wei-
                                                                                                       terbildungsbehörde
                                                                                                       (KuWeit).
                                                                                                           Das Projekt der
                                                                                                       KuWeit in Zusammen-
                                                                                                       arbeit mit OCLC gilt
                                                                                                       als Modell für weitere
                                                                                                       Ve r b u n d l ö s u n g e n .
                                                                                                       Helmut Kimmling,
                                                                                                       Geschäftsführer von
                                                                                                       OCLC ist von dem Pro-
                                                                                                       jektverlauf begeistert:
                                                                                                       »Der Bibo-Sax ist eine
                                                                                                       We i te r e n t w i c k l u n g
                                                                                                       des ›Sachsen-OPAC‹
                                                                                                       mit der modernen Ver-
                                                                                                       bund-Technologie SPI-
                                                                                                       RIT, die verschiedene
                                                                                                       Bibliot hek ssy steme

424
FOYER MARKT

abbilden kann und zurzeit bereits          bietet Unterstützung, wenn es um            Schnittstelle zwischen den Konsortial-
über eine Million Medien vereint.          Lizenzen geht. Die Goportis-Part-           teilnehmern und Anbietern als auch An-
Bibo-Sax verbindet aktuelle Such-          ner – die Technische Informati-             laufstelle bei allen Fragen zu Lizenzen.
maschinentechnologie auf der Ba-           onsbibliothek (TIB), die ZB MED –           Als starker Partner unterstützt Gopor-
sis von SolR, ansprechendes, mo-           Leibniz-Informationszentrum Le-             tis Einrichtungen bei der Auswahl ihrer
dernes Design für die Kunden und           benswissenschaften und die ZBW              Lizenzen, bündelt Interessen verschie-
effiziente Funktionalität im Bereich der   – Leibniz-Informationszentrum Wirt-         dener Einrichtungen, bildet Konsortien
Fernleihe für die Bibliotheksteams.« Der   schaft – präsentierten das umfang-          und bringt seine Erfahrungen bei der Li-
jetzige Stand ist ein Meilenstein, der     reiche Leistungsspektrum von Go-            zenzverhandlung ein.
kontinuierlich weiterentwickelt wird.      portis im Bereich Lizenzen auf dem              Außerdem zeigte Goportis an sei-
Dabei werden die Online-Medien und         104. Bibliothekartag in Nürnberg.           nem Stand erste Ergebnisse einer aktu-
die mobilen Entwicklungen eine große                                                   ellen Studie zur beruflichen Social-Me-
Rolle spielen. So sollen insbesondere      Die Expertinnen und Experten am Go-         dia-Nutzung von Forschenden. Im Fo-
kleinere Bibliotheken die Möglichkeiten    portis-Stand informierten die Besuche-      kus der Untersuchung standen sechs
des Internets nutzen können und sich       rinnen und Besucher ausführlich zum         Social-Media-Dienste. Goportis hat
miteinander vernetzen.                     Lizenzangebot von Goportis, zu dem Li-      die Wissenschaftlerinnen und Wissen-
                         www.bibo-sax.de   zenzen verschiedener Verlage zählen.        schaftlern unter anderem dazu befragt,
                                           Schwerpunktmäßig umfasst es Lizen-          welche Instrumente sie nutzen, wofür
                                           zen aus den Lebens-, Natur-, Ingenieur-     sie verwendet und wie häufig sie ein-
Goportis                                   und Wirtschaftswissenschaften. Gopor-       gesetzt werden. Die ausführlichen Stu-
Kompetenzzentrum Lizenzen auf              tis deckt den gesamten Lebenszyklus ei-     dienergebnisse wird Goportis im Herbst
dem Bibliothekartag vorgestellt            ner Lizenz ab.                              2015 präsentieren. Mehr zu den ers-
                                                Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-     ten Ergebnissen der Studie »Nutzung
pr. – Ob Neuverhandlung, Verlän-           ter verhandeln die Lizenz, verwalten        von Social-Media-Diensten in der Wis-
gerung oder Erneuerung von Li-             die lizenzierten Inhalte, stellen die On-   senschaft« unter www.goportis.de/fi-
zenzen: Das Team vom Gopor-                line-Quellen bereit und sichern den dau-    leadmin/downloads/aktuelles/Gopor
tis-Kompetenzzentrum Lizenzen              erhaften Zugang. Goportis ist sowohl        tis_Handout.pdf.

                                                                                                                    ANZEIGE

BuB 67 7 / 2015                                                                                                            425
Spielerisch werden Schülern in der Gemeindebibliothek Landquart naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt. Foto: Bibliothek Landquart

                                                              Robert Barth

      Die Bibliothek als Dritter
                 Ort
                  
                 Bibliotheken müssen mehr als Ausleihstellen sein, um relevant zu bleiben

Als in den 1970er-Jahren die großen Einkaufszentren auf                 die Eckkneipe und so weiter. Unsere wissenschaftlichen Bi-
der grünen Wiese und dann die Malls in den Städten ent-                 bliotheken waren in den 1970er-Jahren noch Orte der Ruhe
standen, waren auch bei uns vielbesuchte »Dritte Orte« ge-              und Horte wertvollen Wissens. Und Öffentliche Bibliothe-
boren: Inszenierte Lebensräume, in denen man sich vor-                  ken hatten den Charakter von »Hol- und Bring-Institutio-
übergehend aufhält. Orte zwischen dem eigenen Zuhause                   nen«, in denen man schnell Lesestoff aussuchte und wieder
(erster Ort) und der Arbeitswelt/Ausbildungsstätte (zweiter             zurückbrachte. Die Öffnungszeiten waren kurz, oft waren
Ort). Familien, Jugendliche, Senioren treffen sich dort zum             sie über Mittag und selbstverständlich abends geschlos-
Einkauf, zur Unterhaltung, zum Essen und Trinken. Frei-                 sen. Mit dem Verlust des Informationsmonopols durch die
lich war das nur eine neue Ausprägung eines solchen Orts,               Webangebote machten sich aber auch Öffentliche Biblio-
den es in anderen Formen schon längst gab: das Kaffee-                  theken daran, sich zu Dritten Orten zu wandeln. Sie hat-
haus, in dem Zeitung gelesen, geschrieben und getratscht                ten erkannt, dass die bisher zentrale Bedeutung ihres Me-
wurde oder die Piazza in italienischen Städten, wo man                  dienangebots angesichts von vielfältigen anderen Bezugs-
sich abends zur Unterhaltung und zum Informationsaus-                   und Downloadmöglichkeiten schrumpfte. Die Bibliotheken
tausch traf oder schlicht das sommerliche Schwimmbad,                   müssen andere Dienstleistungen ausbauen.1

426
SCHWERPUNKT DIE BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT

Der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg hat den Begriff           Räumen alleine oder in Kooperation Kurse und Schulungen an
des Dritten Orts geprägt. Stichwortartig ist das Phänomen           und verfügen über modernste technische Ausrüstungen, zum
durch folgende Eigenschaften charakterisiert, von denen die         Beispiel eine Medienwerkstatt. Dies sind wichtige Vorausset-
meisten auf Bibliotheken zutreffen2:                                zungen für das lebenslange Lernen, das die moderne Arbeits-
                                                                    welt fordert.
    •     Ein neutraler Ort, wo man kommen und gehen kann.              Damit ist angedeutet, dass besonders die Gemeindebiblio-
          Niemand spielt Gastgeber, alle fühlen sich zu Hause       theken aus der Isolation heraustreten müssen, in der sie sich
          und wohl.                                                 gerade im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zu Skandi-
    •     Der Ort ist leicht zugänglich und einladend. Man          navien befinden: Dies betrifft in erster Linie die Kooperation
          geht auch gerne allein hin.                               mit Vereinen und Organisationen in der Gemeinde. Die Biblio-
    •     Er wirkt von außen einladend und hat ein niedriges        thek ist der zentrale Ort für Veranstaltungen im Dorf und im
          (Zugangs-)Profil.                                         Quartier. Sie kann ihre Räume aber auch für bibliotheksfremde
    •     Er ermöglicht ein informelles Zusammenkommen.             Dienstleistungen der Kommune zur Verfügung stellen, in Ta-
    •     Die Besucher finden sich regelmäßig ein.                  geszeiten in denen sie geschlossen ist. Und schließlich muss
    •     Die Institution wirkt ausgleichend auf Unterschiede       sie die Zusammenarbeit und den Austausch mit Bibliotheken
          zwischen Menschen. Keine                                                       der Region intensivieren. Dank überre-
          Mitgliedschaft, nicht exklusiv.                                                gionaler Beschaffung von elektronischen
    •     Die hauptsächliche
          Aktivität ist das Gespräch, die
          Unterhaltung; die Atmosphäre
                                              Schwerpunkt                                Medien, besonders von E-Büchern, ist dies
                                                                                         bereits vermehrt der Fall.
                                                                                             Bibliotheken haben auch die Funktion
          ist spielerisch.                                                               von sozialen Orten. Die Zahl der Men-
    •     Die Institution                     Themenschwerpunkte in BuB schen, die alleine wohnen, wächst. Lag
          vermittelt das Gefühl von                                                      der Anteil der Einpersonenhaushalte in
          »home-away-from-home«, eines           Heft 04/2015:                           Deutschland 1970 noch bei 25 Prozent,
          zweiten Zuhauses.                      Inklusion und Integration               so stieg er bis 2011 auf 40 Prozent. Gut 16
    •     Sie trägt zur lebendigen                                                       Millionen Menschen lebten demnach al-
          Gemeinschaft bei und fördert           Heft 05/2015:                           leine.5 In der Schweiz (acht Millionen Ein-
          das Gefühl der Zugehörigkeit.          Bibliothekartag Nürnberg                wohner) rechnet man mit einem Wachs-
    •     Die Menschen können »sich                                                      tum von rund 1,2 Millionen Einpersonen-
          selbst sein«.                          Heft 06/2015                            haushalte im Jahr 2005 auf 1,6 Millionen
                                                 Auskunftsdienst                         bis 2030.6 In den Städten sind die Werte
                                                                                         besonders hoch. Die Bibliothek ist der ide-
Bibliotheken als Dritter Ort                     Heft 07/2015                            ale Ort für Menschen, die andere zum Aus-
                                                 Die Bibliothek als Dritter Ort          tausch treffen wollen – oder schlicht eine
Wenn Bibliotheken im 21. Jahrhundert                                                     Atmosphäre suchen, in der sie ihren Inte-
bestehen wollen, müssen sie neue Eigen-          Heft 08-09/2015                         ressen nachgehen können. Nicht zuletzt
schaften in den Vordergrund stellen; das         Flüchtlinge                             gehören Bibliotheken zu den ganz weni-
heißt eine hohe Aufenthaltsqualität und                                                  gen kostenlosen Aufenthaltsorten ohne
ein breites Lern- und Bildungsangebot.           Heft 10/2015                            Konsumzwang. Ein breites Angebot an
    Bibliotheken entwickeln sich zu Orten        Frankfurter Buchmesse                   fremdsprachigen Medien und Program-
des Aufenthalts. Sie sind Lernorte und In-                                               men macht die Bibliothek auch zu einem
formationszentren und bieten Raum fürs                                                   Ort der sozialen Integration für Einwoh-
Arbeiten sowohl alleine wie auch für Gruppen. Denn das Ler-         ner mit Migrationshintergrund.
nen und das wissenschaftliche Arbeiten erfolgt zunehmend im             Wollen Bibliotheken auch für Jugendliche noch attraktiv
Team. Die Bedürfnisse der Benutzerinnen und Benutzer sind           sein, so müssen sie technologisch fit sein – dies gilt fürs Perso-
unterschiedlich: »allein aber nicht einsam« wollen sie sein und     nal wie die Ausstattung. Gratis-W-LAN und eine ausreichende
wünschen sich eine »konzentrationsfördernde, ermutigende,           Zahl an PCs mit Internetanschluss sind eine Selbstverständlich-
ansteckende« Atmosphäre, in der »anregende Weite und kon-           keit. Das Personal ist in der Lage, die Benutzerinnen und Be-
zentrierte Separation« zugleich möglich ist.3 Ein breites Spek-     nutzer bei ihren Recherchen und Arbeiten zu unterstützen. Für
trum an bequemen Arbeitsmöglichkeiten ist dazu Vorausset-           Kinder und Jugendliche bieten sie Animationsprogramme und
zung – bis hin zu Liegen und Sofas.                                 Räumlichkeiten oder Zeitfenster, in denen sie unter sich sein
    Zum Lernort gehört auch der Bildungs- und Animations-           können und sich wohl fühlen. Gute Beispiele für solche Abtei-
ort. Die Bibliothek fördert die Auseinandersetzung mit Tex-         lungen sind »Kibiz« und »U21« in der Stadtbibliothek in Win-
ten, Film, Theater, Musik. Die »Idea Stores« in London4 arbei-      terthur (Schweiz).7
ten zum Beispiel eng mit Bildungsinstitutionen zusammen,                Natürlich bieten Bibliotheken wie bisher gedruckte Infor-
wie dies bei uns die Volkshochschulen sind. Sie bieten in ihren     mationen an und stellen ein breites Angebot an elektronischen

BuB 67 7 / 2015                                                                                                                   427
SCHWERPUNKT DIE BIBLIOTHEK ALS DRITTER ORT

Medien und Informationen zur Verfügung (zum Beispiel DVDs,          Beispiele
CDs, Games, E-Zeitschriften, E-Bücher, Datenbanken). Es ist
also weiterhin Aufgabe von Bibliotheken, Informationen zu           Bibliotheken, die die Funktionen eines Dritten Orts mit Erfolg
sammeln und möglichst gratis zur Verfügung zu stellen.              erfüllen, sind in Holland, Skandinavien und den angelsäch-
                                                                    sischen Ländern zahlreich. Am bekanntesten ist derzeit die
Die Bibliothek setzt sich ins Zentrum der                           größte Öffentliche Bibliothek in Europa, die Openbare Bib-
Gemeinschaft, sowohl durch ihre Lage wie                            liotheek von Amsterdam.10 Das eindrücklichste Beispiel in den
durch ihre vielfältigen Angebote (auch in                           USA ist wohl die Seattle Public Library11 und in Deutschland
                                                                    deckt die neue Stadtbibliothek Stuttgart12 in hohem Maße die
Kooperation), die sie für die Bürger zu einem
                                                                    Ansprüche eines Dritten Orts. In der Deutschschweiz kommen
attraktiven, ja unverzichtbaren Ort macht.                          dem Modell etwa die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal
                                                                    und die neue Hauptstelle der GGG Stadtbibliothek Basel am
Wichtig ist bei alledem auch die Lage. Die Bibliothek steht nicht   nächsten.13 Doch auch in Südeuropa finden sich interessante
mehr in einer stillen Seitenstraße, sondern im prallen (Ein-        Beispiele, so etwa die Biblioteca San Giorgio in Pistoia oder die
kaufs-)Leben einer Stadt oder einer Gemeinde. Geschäfte ha-         Biblioteca San Giovanni in Pesaro (Italien).14 Der »Wissensturm
ben erkannt, dass die Bibliothek ein interessanter Partner für      Linz« (Österreich)15 bietet in idealer Form die Integration von
sie ist – und umgekehrt. So verfügt das Bibliotheksnetz in der      Stadtbibliothek, Volkshochschule, Medienwerkstatt, Restau-
Stadt Zürich zum Beispiel über eine Filiale im Shoppingcenter       rant und Dienstleistungen für die Bürger. Hier ist die Biblio-
Sihlcity, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Geschäften, Kinos,      thek nicht eine isolierte Kulturinstitution, sondern Teil einer
Wellnessanlagen, Restaurants und Arztpraxen.8 Sehr große            großen städtischen Angebotsplattform.
Bibliotheken integrieren sogar eine ganze Reihe von anderen
Dienstleistungen: Restaurants, Cafeterias, Buchhandlungen,
Bankfilialen, Ausstellungs- und Konferenzräume.9                    Und die kleinen Bibliotheken?
    Gleichzeitig will die Bibliothek gesehen werden. Vor allem
große Bibliotheken bilden einen städtebaulichen Akzent, ja          Sind kleine Bibliotheken von diesen Ansprüchen nicht über-
eine Ikone der Stadt. Wie zuvor schon die Museen sind Biblio-       fordert? Sicher kann eine Gemeinde- oder Quartierbibliothek
theksbauten zu begehrten Aufgaben renommierter Architekten          nicht alle oben angeführten Aufgaben erfüllen. Sie wird sich
geworden, zum Beispiel für Rem Koolhaas (Public Library Se-         auf ausgewählte Bereiche konzentrieren. Sie muss sich aber
attle), Mario Botta (Stadt- und Landesbibliothek Dortmund),         auf jeden Fall wandeln vom Ort der Ausleihe zum Ort des Ver-
Eun Young Y (Stadtbibliothek Stuttgart), Moshe Safdie (Van-         weilens, des Austausches und der Weiterbildung, ja zu einem
couver Public Library, Salt Lake City Public Library).              sozialen Zentrum der Gemeinde. Das heißt auch, dass die

  Auswahlbibliografie zum Dritten Ort                               Kersting-Meuleman, Ann; Schmidt, Kerstin; Voigt, Rolf. Der
                                                                    dritte Ort. In: ABI-Technik 28, 4 (2008), S. 230-246
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  bau-30189/336/PDF/336.pdf                                         Raumentwürfe für zukunftsgerichtete Bibliothekskonzepte.
  Keller-Loibl, Kerstin. Das Image von Bibliotheken bei             Muri 2010. [ppt-Folien]
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