Sonderheft Bibliotheken - DIGITAL PUBLISHING REPORT
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dpr Magazin für Medien, Marketing & Kommunikation Sonderheft Bibliotheken DIGITAL PUBLISHING REPORT ISSN 2512–9368 Onleihe und eLizenzen Der Streit – drei Sichtweisen Neue Wege Mehr als Playstation Podcasts Design Thinking und Customer Die Gamified-Corona- Bibliotheken entdecken einen Journey im Mittelpunkt Zukunftsbibliothek neuen Kommunikationskanal
Ein paar Worte zum Geleit Liebe Leserinnen, liebe Leser, weil viele Bibliotheken oder deren Träger generelle Reiseverbote bis unser erstes „Sonderheft Biblio- weit ins Jahr 2020 ausgesprochen theken“, Anfang 2019 erschienen, hatten. Niemand will seine Be- hatte vor allem eines im Blick: die sucher gefährden – und niemand bunte, vielfältige Welt der Biblio- will einen Kongress mit leeren theken, ihre Aufgaben und Her- Reihen. ausforderungen einem breiteren Publikum näher zu bringen. Nicht Nichtsdestotrotz sind wir bei ganz ohne Erfolg – tatsächlich er- unserem Redaktions- und Veröf- zielten wir damit im Bibliotheks- fentlichungsplan geblieben, nicht umfeld eine riesige Resonanz und zuletzt, um trotz des entfallenen mehr als großes Interesse. Bibliothekartags die Aufmerk- Steffen Meier, Journalist, Gründer samkeit auf aktuelle Themen und Auch mit dieser Ausga- und Herausgeber des DIGITAL Diskussionen der Bibliotheks- be fühlen wir uns diesem selbst PUBLISHING REPORT. welt zu lenken. Im vorliegenden gestellten Auftrag verpflichtet, Sonderheft erwarten Sie viele kommt Bibliotheken doch auch spannende Interviews und Artikel gesamtgesellschaftlich eine im- zu den verschiedensten Themen: mer wichtigere Rolle zu. Aus der Angefangen bei Marketing und Büchersammlung von einst ist ein Kommunikation, Gaming, Social riesengroßes Bündel an höchst Media, Customer Journey, Design differenzierten Angeboten ge- Thinking über Automatisierung worden. Erst Ende letzten Jahres und Robotik bis hin zu Open hat sich dies in einer Umfrage Access und Finanzierungsfragen. von Gallup gezeigt: „Visiting the Darüber hinaus finden Sie im Heft library remains the most common Portraits von Bibliotheken ganz cultural activity Americans en- unterschiedlicher Ausrichtung. gage in, by far. The average 10.5 trips to the library U.S. adults Einen weiteren thematischen report taking in 2019 exceeds their Schwerpunkt haben wir mit der participation in eight other com- „Onleihe-Debatte“ ins Heft auf- mon leisure activities.“ Wie lange genommen: Wir lassen den Biblio- es wohl noch dauert, bis auch in theksverband, den Verlegeraus- Deutschland der Bibliotheksbe- Dennis Schmolk, Projektmanager schuss wie auch den Vorsitzenden such die liebste Freizeitbeschäfti- im Legal-Tech-Bereich, Experte des Selfpublisher-Verbands zu Wort gung ist? für digitalen Nachlass, Mitheraus- kommen und die Verbraucher- geber des Sonderhefts Bibliothe- studie von Börsenverein und GfK Doch zurück zu der vorlie- ken. Web: dennisschmolk.de einordnen und kommentieren. genden Ausgabe: Dieses zweite „Sonderheft Bibliotheken“ des Das Heft wäre nicht möglich DIGITAL PUBLISHING REPORT gewesen ohne die freundliche und planen wir seit fast einem Jahr. war von Anfang an „Ende Mai“ umfassende Hilfe unserer Autoren Der Erfolg des ersten Sonderhefts unser Ziel – denn vom 26. bis 29. und Partner. Besonders bedanken verpflichtet schließlich – und Mai 2020 sollte in Hannover der möchten wir uns auch beim Deut- daher wollten wir auf keinen Fall 109. Deutschen Bibliothekartag schen Bibliotheksverband dbv, der hinter die Qualität des Vorgängers unter dem Motto „Vorwärts nach uns mit Rat und vielen Inhalten zurückfallen. 2019 veröffentlich- weit“ stattfinden. Sie ahnen schon, unterstützt hat. ten wir das Heft zum Bibliotheks- was dann kam: Der Bibliothekar- kongress im März, und auch für tag wurde aufgrund der Corona- Wir wünschen Ihnen eine inspirie- 2020 wollten wir das Erscheinen Pandemie abgesagt – einerseits, rende Lektüre! auf das Datum einer passenden um Aussteller, Speaker und Be- Fachveranstaltung legen. Daher sucher zu schützen, andererseits, Steffen Meier und Dennis Schmolk 2 dpr Sonderheft Bibliotheken
dpr Sonderheft Bibliotheken DIGITAL PUBLISHING REPORT www.digital-publishing-report.de Inhalt „Bibliotheken und Verlage haben seit Langem mehr gemeinsame als konträre Interessen“ Andreas Degkwitz 5 Kannibalisieren Onleihe und Co. das E-Book-Geschäft der Verlage? Statements 8 eLizenzen in Öffentlichen Bibliotheken Tom Becker 16 Digitalisierung: 5 Funktionen für eine Bibliothek der Zukunft Petra Büning 21 Bibliotheken und Nachhaltigkeit: Agenda 2030 Andrea Kaufmann 27 Kurzporträt der Stadtbibliothek Nürnberg 33 dpr promo: Digitalstrategie & Innovation 37 Der Podcast der Münchner Stadtbibliothek im Portrait 41 Bibliothekarische Podcasts 43 „Inhaltlich ist die ganze Bandbreite der digitalen Leseförderung denkbar“ Brigitta Wühr 47 Die Gamified-Corona-Zukunftsbibliothek Christoph Deeg 50 3 dpr Sonderheft Bibliotheken
Inhalt Digitale Bibliotheksangebote brauchen eine digitale Community Stephan Schwering 56 „Bibliotheken können einen Beitrag zum Verständnis von Technologie leisten” Elgin Helen Jakisch 59 Die Customer Journey in Bibliotheken Anke von Heyl 63 Alles neu macht ... Design Thinking Julia Bergmann 66 Da bewegt sich was: Digitale Partizipation in der Münchner Stadtbibliothek Katrin Schuster 70 Instagram für Bibliotheken Markus Trapp 76 Open Access: Trends und Tendenzen Sven Fund / Philipp Hess 80 dpr promo: „Gemeinsam für Bibliotheken“ Jörg Pieper 84 Wohnzimmer für die ganze Stadt: Bibliothek Oodi Viola-Kristin Rüdele 88 Presseausschnitte digitalisieren Kathrin Mayer 92 Kurzporträt: Institut für moderne Kunst 97 Impressum Der DIGITAL PUBLISHING REPORT ist ein monatlich erscheinendes Magazin für Medien, Marketing & Kommunikation. Herausgeber und V.i.S.d.P.: Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach 12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber: Daniel Lenz. Art Direction: blocksatz 3000. Textredaktion: Nikolaus Wolters. ISSN zugeteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für Deutschland: Digital publishing report ISSN 2512–9368 Bildquellen: Alle Bildrechte sind entweder in den Artikeln direkt vermerkt oder liegen bei den Autoren. 4 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt „Bibliotheken und Verlage haben seit Langem mehr gemein- same als konträre Interessen“ Prof. Dr. Andreas Degkwitz ist seit einem Jahr Bundesvorsitzender des Deutschen Bibliotheks- verbandes (dbv). Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz 5 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt P rof. Dr. Andreas Degkwitz ist Viele unserer Leser sind mit den Inter- seit einem Jahr Bundesvorsit- na der Bibliothekswelt nur bedingt zender des Deutschen Biblio- vertraut. Wie würden Sie Auftrag, theksverbandes (dbv). Ein guter Funktion und Bedeutung des Biblio- Zeitpunkt für eine Zwischenbi- theksverbandes kurz skizzieren? lanz: Was wurde geschafft, was ist noch zu tun – und wo liegen die Der Deutsche Bibliotheks- Schmerzpunkte der Bibliotheks- verband (dbv) unterstützt die welt? Bibliotheken in ihrer Weiter- entwicklung. Dazu gehören der Lieber Herr Professor Degkwitz, Sie persönliche Erfahrungsaus- sind nun seit einem Jahr im Amt des tausch in Sektionen einzelner Bundesvorsitzenden des Deutschen Bibliothekstypen, die Entwick- Bibliotheksverbandes. Wie lautet die lung von Empfehlungen in Fach- erste Zwischenbilanz? Was waren Ihre kommissionen ergänzt durch die Vorsätze – und bei welchen gab es Bereitstellung von umfassenden Erfolge? Informationen im „Bibliotheks- portal“ . Mit seiner Interessen- Öffentliche und wissenschaftli- vertretung unterstützt der dbv che Bibliotheken haben manches darüber hinaus die Verbesserung gemeinsam, unterscheiden sich der politischen und rechtlichen aber in vielen Punkten – insbe- Rahmenbedingungen für die An- sondere, was ihre Zielgruppen gebote der Bibliotheken. Dazu mit recht unterschiedlichen gehört vor allem das Urheber- Anforderungen und Erwartungen recht wie auch die Möglichkeit betrifft. Öffentliche Bibliothe- der Sonntagsöffnung für die ken (ÖBs) und wissenschaftli- ÖBs. Weiterhin vermittelt der che Bibliotheken (WBs) können dbv Projektförderungen, die zur daher viel voneinander lernen. Kompetenzentwicklung und zum Denn ÖBs zeichnen sich durch Auf- und Ausbau neuer Services ihre Programmarbeit und neue vor allem in den ÖBs beitragen. (digitale) Angebote für viele ver- schiedene Zielgruppen aus, WBs Sie hatten zu Ihrem Antritt davon durch die Entwicklung neuer gesprochen, dass der digitale Wandel Informationsinfrastrukturen und Prof. Dr. Andreas Degkwitz, Direk- “Bibliotheken in der Mitte unserer Services. tor der Universitätsbibliothek der Gesellschaft” positioniere. Wie dürfen Humboldt-Universität (HU) und wir das verstehen? Nachdem die WBs ein Posi- Honorarprofessor im Fachbereich tionspapier zur ihrer Weiterent- Informationswissenschaften der Die Digitalisierung verändert alles: wicklung im Rahmen des digita- Fachhochschule Potsdam, ist Vor- Kommunikation, Medien und viele len Wandels erarbeitet und 2018 sitzender des Deutschen Biblio- Abläufe und Verfahren in unserer veröffentlicht haben , wollen nun theksverbandes e.V.. Degkwitz hat Gesellschaft. Das erleben wir alle auch die ÖBs eine strategische Klassische Philologie und Lite- tagtäglich in Ausbildung, Beruf, Positionierung vor dem Hinter- raturwissenschaften in Freiburg, Freizeit, Kultur, Politik, Wirtschaft grund der Digitalisierung von Basel und Wien studiert. Er arbei- und Wissenschaft. Medien und Services entwickeln. tete in Heidelberg, Bonn, Potsdam In diesem Kontext soll auch die und Cottbus als Bibliothekar, seit Mit ihren vielfältigen Me- gesellschaftliche Rolle von Biblio- 2011 wirkt er an der HU. dienangeboten, die weit über theken spürbar werden. traditionelle Buchformate hinaus- Foto: Copyright dbv_Lukas Berg- gehen, sowie mit ihren Services mann zur Vermittlung von Informa- tions- und Medienkompetenz unterstützen Bibliotheken diese 6 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt Entwicklungen und tragen dazu Zuge der digitalen Transforma- bei, dass sich ihre Nutzerinnen tion häufig in Frage gestellt oder und Nutzer in der digitalen Welt verlieren an Bedeutung – mit sehr besser zurecht finden. Diese Auf- nachteiligen Folgen für Bildung, gaben sind für Ausbildung und Kritikfähigkeit und Informations- Beruf wie für den Zusammenhalt kultur. Der Wandel der Kommu- unserer Gesellschaft von zentra- nikations- und Medienformen ler Bedeutung. Von daher steht darf nicht zu Qualitätsverlusten für mich außer Frage, dass der der Informations- und Wissens- digitale Wandel Öffentliche und vermittlung führen. Vor diesem wissenschaftliche Bibliotheken in Hintergrund müssen Bibliotheken der Mitte der Gesellschaft posi- mit ihrem Auftrag der Informa- tioniert. tions- und Medienversorgung Verantwortung für eine von Welche Herausforderungen sehen Kompetenz und Transparenz ge- Sie in der nahen und in der ferneren prägte Informationskultur über- Zukunft auf Bibliotheken und den nehmen. Die daran geknüpften Bibliotheksverband zukommen? Anforderungen und Erwartungen an die Vermittlung von „Data-, Aktuelle Herausforderungen sind Information- and Media-Literacy“ die Urheberrechtsgesetzgebung müssen Bibliotheken erfolgreich und die nationale Umsetzung der aufgreifen. Deutlich wird dabei 2019 verabschiedeten Urheber- die verantwortungsvolle Rolle, die richtlinie der EU. Dabei geht es Bibliotheken in unserer Wissens- auch um die Frage einer vorzeiti- gesellschaft einnehmen. gen Entfristung des Urheberwis- senschaftsgesetzes (UrhWissG), Wenn Sie “Wunschkonzert” spielen das Bibliotheken und ihren Nut- dürften: Wie sähe das Verhältnis zerinnen und Nutzer angemes- der verschiedenen Buchbranchen- sene Regelungen im Hinblick auf Sparten am Ende Ihrer Amtszeit digitale Medien bietet. aus? Welche Konflikte wären gelöst und welches Erbe würden Sie Ihrer Die gesetzliche Ermögli- Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger chung der Sonntagsöffnung nicht hinterlassen? nur von WBs, sondern auch von ÖBs ist weiterhin ein Problem, das Bibliotheken und Verlage haben bundesweit gelöst werden sollte, des Bibliotheksberufs muss stärker seit Langem mehr gemeinsame bevor jedes Bundesland eigene kommuniziert und erklärt werden, als konträre Interessen. Ja, die Regeln beschließt. um künftig geeigneten Nachwuchs Gemeinsamkeiten überwiegen. in Bibliotheken sicherzustellen. Als Intermediäre für Medien Neue Aufgaben verändern Nicht zuletzt muss sich auch der prägen Verlage und Bibliotheken das Image der Bibliotheken, erfor- Verband selbst darauf einstellen, das schriftliche Kulturgut in ver- dern aber auch eine auskömmliche Anforderungen und Erwartungen schiedenen Formaten. Zugleich Finanzierung. In diesem Kontext gerecht zu werden, die sich aus der tragen sie zu dessen Weiter- muss in Gesellschaft und Politik derzeitigen Umbruchsituation im entwicklung bei. Mein großer das gesellschaftliche Engagement Zuge der digitalen Transformation Wunsch ist, dass die Gemein- von Bibliotheken als neue Rolle ergeben. samkeiten von Bibliotheken und vermittelt werden, die über die Verlagen ihre Zusammenarbeit Bereitstellung von Informationen Welche Pläne haben Sie für die ver- auf Dauer stärken und sowohl die und Medien hinaus auch Beratung, bleibenden Jahre der Amtszeit? Qualität als auch die Weiterent- Kompetenzentwicklung und ge- wicklung digitaler wie gedruck- sellschaftliche Teilhabe umfasst. Integrität und Qualität von Infor- ter Schriftkultur als gemeinsame Das daraus erwachsende neue Bild mationen und Wissen werden im Ziele verfolgen. 7 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt Kannibalisieren Onleihe und Co. das E-Book-Geschäft der Verlage? Kaum ein Thema wurde zum Jahreswechsel so intensiv diskutiert wie die Leserstudie von Börsenverein und GfK. Grund genug, bei Bibliotheken, Verlagen und Autoren ein Stimmungsbild einzuholen 8 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Bibliothek O nleihe-Nutzer gehören kaufen, wenn sie diese in den zu den aktivsten Käufern Bibliotheken ausleihen können. am Buchmarkt“ - Barbara Andere sind besorgt, dass der Schleihagen, Bundesgeschäfts- Verleih von E-Books zu vermehr- führerin des Deutschen Biblio- ten Raubkopien führen könnte. theksverbandes, im Interview über Autor*innen befürchten große faktische und scheinbare Inter- Einkommenseinbußen, sollte es essenkonflikte, kommunikative zu einem Rückgang von Verkäu- Lösungswege und die einseitige fen ihrer E-Books durch E-Aus- Rezeption der GfK-Studie. leihen kommen. Während viele Verlage im E-Book-Verleih durch Frau Schleihagen, die im November Bibliotheken keine besonderen vergangenen Jahres veröffentlichte Probleme sehen und sehr frühzei- Studie von GfK und Börsenverein zur Barbara Schleihagen ist seit 2006 tig mit der Vergabe von Lizenzen Onleihe schlug rasch hohe Wellen, Bundesgeschäftsführerin des die E-Ausleihe ermöglicht haben, auf Verlags- wie auf Bibliotheksseite. Deutschen Bibliotheksverban- verlangen einige sehr hohe Preise Welche Gründe sehen Sie für die zum des e.V. (dbv) mit mehr als 2.100 oder vergeben Lizenzen für Neu- Teil hochemotionale Debatte? Mitgliedern. Nach Studium des erscheinungen erst mit einer Ver- Bibliothekswesens und einem zögerung von bis zu einem Jahr. Eine Debatte, die sich über einen Master in „Management of Library langen Zeitraum ohne Aussicht and Information Services“ war sie Die Frage, auf welcher auf eine solide Lösung für alle einige Jahre in der auswärtigen Grundlage E-Books durch Öffent- ausdehnt, wird fast zwangsläufig Kulturpolitik (British Council, liche Bibliotheken ausgeliehen immer emotionaler. EBLIDA, IFLA) tätig. Neben ihren werden können, beschäftigt alle Aktivitäten für den internatio- Beteiligte bereits seit vielen Jah- Für Bibliotheken geht es bei nalen Verband IFLA ist sie die ren. Im Jahr 2006, als bereits 25 % einer Regelung für die E-Auslei- deutsche Vertreterin im NAPLE- der Öffentlichen Bibliotheken E- he um ihr grundsätzliches Recht, Forum, dem Zusammenschluss Books „verliehen“ haben, forderte selbst nach eigenen professio- europäischer nationaler Behör- der Deutsche Bibliotheksverband nellen Kriterien darüber zu ent- den für Öffentliche Bibliotheken, (dbv) erstmals, dass E-Books und scheiden, welche elektronischen stellvertretende Vorstandsvor- gedruckte Bücher gleichbehan- Werke aus dem gesamten Buch- sitzende der „Stiftung Lesen“ delt werden sollten. Er setzte sich markt zu fairen Preisen erworben sowie stellvertretende Beirats- dafür ein, dass die Bibliothekstan- werden können, so wie dies auf vorsitzende der „Stiftung Digitale tieme, die von den Bundesländern gesetzlicher Grundlage auch bei Chancen“. für die Ausleihe von physischen gedruckten Büchern erfolgt. Beim Foto: ©Stiftung Lesen / Sascha Medien an die Urheber*innen ge- E-Book steht es jedoch den Rech- Radke zahlt werden, auch auf die elektro- teinhabern völlig frei, den Zugang nischen Medien ausgedehnt wird. zu einem bestimmten Werk zu gewähren oder zu verweigern und Aber ein bisschen was hat sich schon einseitig die Bedingungen und Medienbestand sowie das Manage- getan, oder? Preise festzusetzen. Die Bibliothek ment des Bestandes zu kalkulier- kann daher ohne die Erlaubnis des baren Kosten. Ja. Andere Bereiche, in denen der Rechteinhabers E-Books weder dbv damals eine Gleichstellung lizenzieren noch verleihen, wo sie Eine Idee, die auf den Widerstand gefordert hatte, wurden zwi- doch beim gedruckten Buch ein- einiger anderer Buchhandelsakteure schenzeitlich an die Weiterent- fach auf dem Buchmarkt im Rah- stößt, namentlich den der Verlage. wicklung der Medien angepasst: men ihres Medienetats einkaufen so gilt mittlerweile sowohl die kann. Bibliotheken verlieren somit Manche Verlage haben ernst- Buchpreisbindung als auch die die eigenständige Kontrolle über hafte Bedenken und sehen die reduzierte Mehrwertsteuer für ein Herzstück ihrer Arbeit: den E-Ausleihe als eine Geschäfts- alle Bücher, egal, ob in analogem Aufbau eines ausgewogenen, ziel- gefährdung. Sie befürchten, dass oder elektronischem Format. Hier gruppengerechten und aktuellen Leser*innen E-Books nicht mehr wurde immer damit argumentiert, 9 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Bibliothek dass es nicht auf die Form, son- Nur 16 % der „Onleihe“-Nutzer Wo sehen Sie die größten Mängel in dern auf den Inhalt ankäme. würden mehr gedruckte Bücher der Studie bzw. der Interpretation von bzw. E-Books kaufen, wenn es deren Ergebnissen? Bibliotheken als Teil einer keine „Onleihe“ gäbe. Jedoch Branche, die von Autor*in über den würden 62 % der „Onleihe“-Nutzer Die Studie wurde sehr kompetent Verlag und den Buchhandel führt, weiterhin genauso viele gedruck- von der GfK durchgeführt. Aller- tragen selbstverständlich ihren Teil te Bücher kaufen und 36 % der dings wurden teilweise Thesen zum Erhalt dieses Marktes bei und „Onleihe“-Nutzer genauso häufig geprüft, die für Bibliotheken gar verleihen ihre E-Books in gleicher E-Books. Unter diesen Personen nicht zur Diskussion stehen. Der Weise wie ihre gedruckten Bücher, dürften viele sein, die in der Folge Zusammenhang zwischen Bib- nämlich gleichzeitig genau ein liotheksausleihe und Verkauf ist Exemplar an nur eine*n Leser*in viel komplexer als hier abgefragt („one copy, one loan“). Diese Art wurde. Mehrere große Studien aus der Gleichbehandlung gedruckter Bibliotheken den USA haben z.B. gezeigt, dass und digitaler Bücher wurde aber für Titel, die von Verlagen zur E- bereits 2016 vom Europäischen sollen dazu Ausleihe durch Bibliotheken frei- Gerichtshof als rechtens bestätigt. Deshalb ist es für Bibliotheken un- beizutragen, geschaltet und im Rahmen einer Lesekampagne beworben wurden, verständlich, warum es hier jetzt sich unge- die Verkaufszahlen der elektro- auf die Form, und nicht mehr auf nischen und auch der gedruckten den Inhalt ankommt. hindert aus Version des Buches sehr deutlich gestiegen sind. Die Ergebnisse gibt Die Studie kommt zu dem Schluss, öffentlich zu- es unter panoramaproject.org/ dass das Angebot der Onleihe die research. Kaufbereitschaft von Lesern schmä- gänglichen lert und für niedrigere Umsätze mit- Quellen In einer der GfK-Studie verantwortlich ist. Wie sehen Sie das? vergleichbarer Studie, die u.a. von informieren führenden Verlagen (Penguin, Die Studie kommt auch noch zu Random House und Macmillan) weiteren Ergebnissen, die hier zu können, sie finanziert wurde, wurde das Lese- ebenfalls betrachtet werden müs- verhalten der jüngeren Generation sen: „Onleihe“-Nutzer gehören zu sollen Lese- Z abgefragt. 49 % der Bücher, die den aktivsten Käufern am Buch- markt: es kaufen deutlich mehr als förderung junge Leser*innen der Generation Z gekauft haben, hatten sie vor- die Hälfte der Befragten, seit sie betreiben, her in einer Bibliothek ausgelie- die „Onleihe“ nutzen, genauso oft hen und 76 % haben später ein oder sogar mehr gedruckte Bücher sie sollen Buch gekauft, dessen Autor*in sie oder E-Books (55 % bei gedruckten vorher in der Bibliothek kennen- Büchern, 53 % bei E-Books). Dies Medien- und gelernt hatten. Nahezu keiner der entspricht nicht nur den bereits Befragten ist auf nur einen Zu- bekannten Gewohnheiten von Bib- Informations- gangsweg (Bibliothek oder Buch- liothekskunden, die 9,1-mal häu- figer gedruckte Bücher kaufen als kompetenz handel) festgelegt. Nicht-Bibliothekskunden. Es zeigt vermitteln. Das klingt, als wäre Verlagen im auch, dass die E-Ausleihe offenbar eigenen wirtschaftlichen Interesse den Kauf anregt: 18 % der „On- nur zu empfehlen, Bibliotheksleihen leihe“-Nutzer kaufen sogar mehr zu fördern. E-Books, seit sie die „Onleihe“ tendenziell mehr als der durch- nutzen, und die durchschnittliche schnittliche Leser kaufen. 11 % der Ja. Anhand dieser und anderer Anzahl gekaufter E-Books liegt „Onleihe“-Nutzer würden sogar Studien lässt sich ein von der GfK- mit 15,9 Exemplaren fast doppelt weniger gedruckte Bücher kaufen Studie gar nicht beleuchteter, aber so hoch wie bei den Käufern ge- und 12 % weniger E-Books, wenn wichtiger Aspekt gut belegen: den samt mit 8,7 Exemplaren. es keine „Onleihe“ mehr gäbe. der Verkaufsförderung. 10 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Bibliothek Neue Autor*innen werden von Durch viele Gespräche in kleine- zweck, ihr Handeln ist Dienstleis- Lese*innen oft in Bibliotheken rem Kreis wird es leichter werden, tung für ihre Leser*innen. Ihre entdeckt. Über die Bibliotheksaus- von plakativen Forderungen und Serviceangebote richten sich an leihe findet häufig der erste Lese- projizierten Szenarien zu echtem alle gesellschaftlichen Schichten kontakt statt, gerade bei den noch Verständnis der jeweiligen Lage und Gruppen, seien es Kinder, weniger bekannten Autor*innen. des Anderen kommen. Dabei darf Jugendliche, Studierende, Wis- Die zunächst gesuchten Titel sind nie vergessen werden, dass wir senschaftler*innen, Berufstätige, nicht selten gerade verliehen; es in unterschiedlichen Systemen Arbeitslose, Geflüchtete oder wird dann häufig aufgrund der arbeiten: hier die Verlage, die Senior*innen. Für ihre Leser*in- Empfehlung der Bibliothek auf un- Gewinne erwirtschaften müssen, nen kaufen die Bibliotheken im bekanntere Titel ausgewichen und um ihre Geschäfte am Laufen Rahmen ihres Budgets Medien neue Lesebindungen geknüpft. zu halten, dort die Bibliotheken, in allen Formaten, organisieren Später werden Bücher der auf die- deren Grundlage ein gesellschaft- Lesungen und Vorträge, Vorlese- se Weise entdeckten Autor*innen licher Auftrag ist und die dafür aus aktionen, kreatives Gestalten mit auch gerne gekauft. öffentlichen Steuergeldern finan- digitalen Medien, bieten Selbst- ziert werden. lernangebote oder Schulungen. Ist die Debatte Anfang 2020 weiter- hin aufgeheizt oder sehen Sie eine Bibliotheken sollen dazu Bibliotheken kennen ihr Beruhigung? beizutragen, sich ungehindert aus Umfeld und bauen ihre Bestände öffentlich zugänglichen Quellen zielgruppengerecht auf. Biblio- Alle Beteiligten sind zu Gesprä- informieren zu können, sie sol- theken reagieren auf die Nachfra- chen bereit, daher bin ich sehr len Leseförderung betreiben, sie ge der Nutzer*innen, halten dar- zuversichtlich, dass wir über das sollen Medien- und Informations- über hinaus aber immer auch ein gegenseitige Verständnis der kompetenz vermitteln. All dies nach professionellen Kriterien jeweiligen Positionen und den basiert auf dem Wirken kreativer ausgewähltes Angebot bereit, das jeweiligen Bedürfnissen gemein- Autor*innen, die, wenn es sich im kommerziellen Buchhandel sam zu einer Regelung kommen nicht um wissenschaftliche Publi- eher ein Nischendasein fristet, werden, die für alle Seiten einen kationen handelt, zu Recht erwar- nicht mehr erhältlich ist oder guten Kompromiss darstellt. ten, durch ihre Werke zumindest sich auf dem Markt (noch) nicht ein zufriedenstellendes Auskom- durchsetzen kann. Daher hoffen Wie können die – empfundenen men zu erzielen. wir, dass wir für unsere Leser*in- oder realen – Interessenskonflikte nen bald eine gute Lösung finden zwischen Verlagen und Bibliotheken Die Diskussion lässt Außenstehende werden, was die elektronische Ihrer Meinung nach am besten auf- oft die Perspektive des Konsumenten Ausleihe von aktuellen Neu- gelöst werden? vermissen. Wie findet sich ein befrie- erscheinungen und Bestsellern in digender Kompromiss für den Leser? Öffentlichen Bibliotheken an- Die Interessenskonflikte bestehen geht. zwischen den Autor*innen, den Bibliotheken sind öffentliche Verlagen und den Bibliotheken. Räume, sie haben keinen Selbst- 11 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Verlage V erlage arbeiten schon immer an die Studenten während der Zeit mit Bibliotheken zusammen. der Schließung erleichterte. Bibliotheken sind unver- zichtbare gesellschaftliche Orte, Damit leisten wir Verlage die Leseförderung betreiben, Li- einen wichtigen Beitrag, um die teratur verbreiten und Wissen für Versorgung mit Lern- und Lehr- jeden zugänglich machen. Diese material und mit Lesestoff in jeder lang geübte, fruchtbare Zusam- möglichen Form auch in Zeiten menarbeit möchten wir Verlage eines Lockdowns zu sichern. Die auch im digitalen Zeitalter über Buchhandlungen haben in Rekord- alle Medienformate hinweg fort- zeit ihre Online-Angebote opti- setzen. miert, sodass auch die Kunden vor Ort jederzeit bestmöglich versorgt Damit Bibliotheken ihrem wurden und werden, selbst wenn Auftrag einer flächendeckenden sie nicht in die Läden kommen Versorgung der Bürger*innen mit dürfen oder wollen. Lesestoff nachkommen können, Dr. Nadja Kneissler, geboren gibt es ein bewährtes System: 1959 in Stuttgart. Während ihrer Bei allen Bemühungen, die Jedes gedruckte Buch kann sofort Promotion arbeitete sie bereits Krise gemeinsam Schulter an von den Bibliotheken erworben freiberuflich für Verlage, und Schulter zu meistern, muss da- und verliehen werden. Für E- nach dem Studium wurde sie bei bedacht werden, dass Verlage Books gibt es ein gut eingeführtes 1991 Lektorin im Ulmer Verlag als nicht subventionierte Unter- Lizenzierungssystem. in Stuttgart mit den Schwer- nehmen im Gegensatz zu Institu- punkten Veterinärmedizin, Tiere, tionen der öffentlichen Hand die Garten. 1997 übernahm sie die Corona-Krise aus eigener Kraft Erfordert die Corona- Programmleitung, 2007 die Ver- bewältigen müssen – und Au- Krise andere gesetzliche lagsleitung Buch. 2008 wechselte tor*innen, die größtenteils leider E-Lending-Regelungen? sie zum Delius Klasing Verlag zur Gruppe der Geringverdienen- Trotz dieses gut etablierten Sys- nach Hamburg und Bielefeld als den gehören, ebenfalls. Dennoch tems fordern die Bibliotheken Verlagsleiterin. Seit 2018 leitet gibt es die Bereitschaft, im Kri- seit einiger Zeit die gesetzliche sie parallel den Tochter-Verlag senmodus auch unter teilwei- Erlaubnis ein, E-Books auch ohne Die Werkstatt, den führenden sem Verzicht auf wirtschaftliche Lizenzverträge mit den Verlagen Fußballverlag in Deutschland. Im Interessen zu helfen – aber eine verleihen zu dürfen (sogenannte Management-Board des Delius gesetzliche Regelung darf daraus Schrankenregelung). Gerade jetzt, Klasing Verlages verantwortet sie nicht abgeleitet werden. in der Corona-Krise, wurde diese seit 2019 außerdem den Bereich Forderung erneut artikuliert – mit Business Development. der Begründung, dass der Zugang Nadja Kneissler engagiert sich Wichtige Unterschiede zu Literatur durch die Schließung seit vielen Jahren ehrenamtlich zwischen Print und der Bibliotheken und Buchhand- im Börsenverein des deutschen E-Book lungen für die Kunden erschwert Buchhandels – dem Dachverband Es gibt Unterschiede zwischen der sei. Nun haben aber genau wegen von Buchhändlern, Großhänd- Onleihe und der Ausleihe eines der krisenbedingten Schließung lern und Verlagen. Dort war sie gedruckten Buches: von Bibliotheken und Buchhand- zunächst Sprecherin des Arbeits- lungen zahlreiche wissenschaft- kreises Ratgeberverlage, jetzt ist • ein E-Book bekommt im Ge- liche Verlage sofort den digitalen sie seit 6 Jahren im Vorstand des gensatz zum gedruckten Buch Zugang zu erforderlicher Literatur Verlegerausschusses, seit 2018 niemals Kaffeeflecken und für Studierende und Lehrende in als dessen Vorsitzende. Seit 2018 Eselsohren, zeigt keine Geb- großem Umfang kostenfrei er- ist sie auch im Vorstand des Bör- rauchs- und Verschleißspuren, laubt. Außerdem wurde umgehend senvereins. also muss der Bibliotheksbe- ein neuer Modus für die Fernleihe stand an E-Books auch niemals vereinbart, der Bibliotheken die Foto Copyright: Mo Wüstenhagen. erneuert werden. Ein einmalig Lieferung elektronischer Medien bei der Bibliothek vorhandenes 12 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Verlage E-Book kann für immer ohne Herbst 2019 veröffentlicht wurde. Eine zweite These lautete, Qualitätseinbußen verliehen Die Studie sollte dazu beitragen, dass die Onleihe vor allem von werden, die Bibliothek muss es einen faktenbasierten politischen wirtschaftlich schwächer gestell- niemals nachkaufen. Deshalb Dialog zu ermöglichen. ten Lesern genutzt werde und ist die Steuerung der Leih- wichtig sei, um diese gesellschaft- vorgänge über Lizenzvereinba- Eine der Thesen lautete: liche Gruppe mit Literaturangebo- rungen sinnvoll. „Die Onleihe hat keine Auswir- ten zu versorgen. Auch diese The- • die Lizenzgebühren für die kungen auf das Kaufverhalten im se konnte nicht bestätigt werden Onleihe liegen je Ausleihe weit – im Gegenteil, über die Hälfte der unter den Erlösen eines ver- Onleihe-Nutzer sind überdurch- kauften E-Books schnittlich gut situiert und ge- • Bibliotheken möchten, zu bildet. Viele sind gut verdienende Recht, als sogenannter „Dritter Power-Leser, für die es einfach viel Ort“ fungieren – im Falle der Die Studien- günstiger ist, mit einem Biblio- Onleihe gilt dies nicht, denn theksausweis für 10 oder 20 Euro ausgeliehen wird vom Sofa des ergebnisse pro Jahr die von Onleihe-Nutzern jeweiligen Nutzenden aus und zeigen sehr durchschnittlich konsumierten eben nicht vor Ort in der Bib- 15 E-Books/Jahr auszuleihen, an- liothek. Somit läuft die Onleihe klar, dass statt sie zu kaufen. dem Ziel, „Dritter Ort“ zu sein, zuwider, sie öffnet bei knap- die Onleihe- per werdenden öffentlichen Ein Viertel der Haushalten eher Tür und Tor, Nutzung un- Bibliothekskunden nutzt die Onleihe – Tendenz über Bibliotheksschließungen nachzudenken. mittelbaren steigend Einfluss auf Die Studie zeigt auch, dass heu- Die Antwort der Bundesregierung te rund ein Viertel der etwa 10 auf eine kleine Anfrage der FDP den Buchmarkt Millionen Bibliothekskunden die zum Thema Onleihe im vergan- Onleihe nutzt. Auch aus anderen genen Jahr hatte offengelegt, dass hat und die Märkten, z.B. den USA, wissen Fragen, z. B. nach den Substi- wir, dass die Zahl der Onleihe- tutionseffekten der Onleihe auf Erlöse von Nutzer*innen steigt. Wenn man den Buchmarkt, mangels valider Statistik nicht beantwortet wer- Verlagen und bedenkt, dass die Tantiemen, die Autor*innen aus der regulär den konnten. Zugleich ergab sich, Autor*innen lizenzierten Onleihe heute erhal- dass die Bundesregierung Thesen ten, meist weit unter dem liegen, aufgestellt hatte, die sie nicht be- schmälert. was sie bei einem E-Book-Verkauf legen konnte. erhalten, wird deutlich, welche Einbußen die Onleihe für die Au- tor*innen bedeutet. Wie kam es zur jetzt heiß diskutierten GfK- Buchmarkt.“ Das stimmt nicht, Das ist auch ein Grund, Studie? denn die Studie zeigt: etwa die warum Verlage und Autor*innen Hälfte der Onleihe-Nutzer kauft Novitäten teilweise erst nach Um herauszufinden, wie die weniger oder keine Bücher mehr, einigen Monaten für die Onleihe Bibliothekskunden das Onlei- seit sie die Onleihe nutzen (45% freigeben (sog, „Windowing“). Da he-System nutzen und welche bei gedruckten Büchern und 46% die gedruckten Exemplare die- Auswirkungen es auf ihr Konsum- bei E-Books). 16% sagten außer- ser Bücher von jeder Bibliothek verhalten hat, wurden deshalb im dem, dass sie mehr gedruckte Bü- sofort bei Erscheinen erworben Auftrag des Börsenvereins von der cher und E-Books kaufen würden, werden können, muss kein Leser GfK umfassende Marktforschungs- wenn es die Onleihe nicht gäbe. in dieser Zeit auf das Ausleihen daten erhoben und in der Onleihe- Damit verlieren Verlage und Au- und den Lesegenuss verzichten – Studie zusammengefasst, die im tor*innen hier deutlich an Umsatz. lediglich die bequem von daheim 13 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Verlage entleihbaren E-Books gibt es erst stellen zu können, benötigen wir angebot behalten und ausbauen später. unbedingt faire, werkbezogene können. Lizenzregelungen. Die Studienergebnisse Gegenwärtig sollten wir zeigen sehr klar, dass die Onleihe- Die Bibliotheken fordern meiner Meinung nach vor al- Nutzung unmittelbaren Einfluss gesetzliche Ausnahmen vom Ur- lem das Ziel haben, die gesamte auf den Buchmarkt hat und die heberrecht für die Onleihe. Wertschöpfungskette, von den Erlöse von Verlagen und Autor*in- Autor*innen über die Verlage nen schmälert. Diese Ausnahmen bieten und den Buchhandel bis zu den keine angemessene Entlohnung, Bibliotheken, möglichst ohne weder für die Leistungen von Ver- schwere dauerhafte Schäden Wir brauchen faire, lagen noch für die der Autor*in- durch dieses Pandemie-Krisen- werkbezogene nen. Deshalb können Verlage und jahr zu bringen. Wenn wir das Lizenzregelungen – und Autor*innen diesen Weg nicht geschafft und damit die ein- ausreichende Budgets für Bibliotheken mitgehen. Wir fordern stattdessen, malige literarische Vielfalt in dass Bibliotheken zukünftig un- Deutschland weiterhin gesichert Nie zuvor gab es in Bibliotheken bedingt finanziell so ausgestattet haben, können wir gerne im ein so breit gefächertes Angebot werden, dass sie unter fairen Be- konstruktiven Dialog die Bedin- an Büchern und E-Books wie heu- dingungen für die gesamte Wert- gungen für eine praktikable und te. Um dies auch weiterhin bereit- schöpfungskette ihr E-Book-Leih- faire Onleihe weiter erörtern. 14 dpr Sonderheft Bibliotheken
Standpunkt: Autoren S eit der Veröffentlichung der Wo siehst du die größten Ungerech- Bibliotheksstudie von GfK tigkeiten? Wie könnte man sie auf- und Börsenverein diskutieren lösen? alle Branchenteilnehmer, ob es bei der E-Book-Leihe fair zugeht. Einerseits muss es den Autor*in- Insbesondere die Entlohnung von nen zugestanden werden, selbst zu Verwertern und damit indirekt entscheiden, ob ihre Werke in die von Urhebern wird als ungerecht öffentlichen Bibliotheken kommen empfunden. Nun fallen im Self- – oder auch nicht. Andererseits publishing Urheber und Verwerter ist es wesentlich, eben nicht nur zusammen. Zu dieser besonderen die Interessen der großen Verlage Situation haben wir Tom Ober- zu berücksichtigen, sondern auch bichler, 1. Vorsitzender des Selfpu- unabhängige Verlage und Selfpu- blisher-Verbands, interviewt. blishing-Autor*innen müssen auf ihre Kosten kommen. Solch eine Lieber Tom, wie unterscheidet sich die Regelung muss das Ergebnissen E-Lending-Situation der Selfpublisher von Verhandlungen sein und nicht von der der Verlage? Spielen Biblio- per Dekret diktiert werden. theken für Selfpublisher überhaupt eine Rolle? Tom Oberbichler ist Autor, Buch- Gibt es unter Selfpublishern auch mentor, Kommunikationstrainer Verständnis für Rolle und Auftrag Die Situation der Verlage kenne und Philosoph. – und amtierender öffentlicher Bibliotheken? ich nicht. Für uns unabhängige Vorsitzender des Selfpublisher- Autor*innen steht auf der einen Verbands. Er schreibt Ratgeber Nicht alle Selfpublishing Au- Seite das Bemühen, Selfpublis- und begleitet seit 2012 Unter- tor*innen beschäftigen sich mit hing-Bücher überhaupt einmal in nehmerinnen und Unternehmer dem Thema und die Meinungen Bibliotheken zu bringen und sie dabei, Ratgeber und Sachbücher gehen auseinander. Wir unabhän- so auf diesem Weg zugänglich zu zu schreiben, im Self-Publishing gige Autor*innen sind eine viel- machen. Das ist leider immer noch zu veröffentlichen und erfolg- fältige und bunte Mischung, das alles andere als selbstverständlich. reich zu vermarkten. Website: drückt sich auch in dieser Frage https://mission-bestseller. aus. Was uns auf jeden Fall eint, Ich denke, dass Biblio- com ist, dass wir wollen, dass unsere theken als Einnahmequelle für Foto: Copyright Sabine Starmayr Bücher gelesen werden. Und die Selfpublishing-Autor*innen eine öffentlichen Bibliotheken leisten untergeordnete Rolle spielen. Für eBooks – auch ohne Zustimmung dafür einen sehr wichtigen Bei- uns steht vor allem im Vorder- der Urheber*innen – den Biblio- trag, das sehen wir. Dass wir für grund, über die Bibliotheken neue theken zugänglich zu machen. unsere Arbeit als Urheber*innen Leser*innen zu gewinnen. Sobald Diese Entscheidung muss für der Bücher auch eine angemesse- unsere Bücher dort auch vertreten die einzelnen Autor*innen offen ne Entschädigung haben wollen, sind, wollen wir natürlich als Ur- bleiben. Und es ist auch klar, dass stellt die Arbeit der Bibliotheken heber*innen eine faire Entschädi- eine faire Entgeltregelung her nicht in Frage. gung erhalten. muss, die nicht von oben verord- net, sondern unter Einbeziehung Mit der digitalen Revolution Hat der Selfpublisher-Verband schon der Betroffenen erarbeitet werden im Buchmarkt haben sich viele eine Position im „Bibliotheksstreit“ musst. Rahmenbedingungen grundsätz- erarbeitet - und wenn ja: welche? lich geändert. Ein eBook unter- Wie positionieren sich die SP-Dienst- scheidet sich in vieler Hinsicht Wir diskutieren das Thema noch leister, also z.B. die Distributoren in von einem gedruckten Buch. Ich offen – sowohl im Verband als dieser Debatte? bin überzeugt, dass wir hier nicht auch mit anderen Autor*innen- alte Regeln blind extrapolieren organisationen, wie dem Netzwerk Von dieser Seite habe ich zur e- dürfen, sondern gemeinsam neue Autorenrechte. Klar ist für uns Lending-Frage noch keine Positio- Regeln entwickeln müssen, die sowohl, dass es unzulässig ist, alle nen gelesen. auch ins 21. Jahrhundert passen. 15 dpr Sonderheft Bibliotheken
Elektronische Lizenzen eLizenzen in Öffentlichen Bibliotheken Corona-Nutzung verstärkt Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung 16 dpr Sonderheft Bibliotheken
Elektronische Lizenzen W ährend die eBook-Nut- die oftmals sehr restriktiven Ver- #fbm19: Plädoyer für zung auf dem Kaufmarkt lagspolitiken die Bibliotheken und eTantieme auf dem seit 2014 nur gering die verbleibenden Aggregatoren 1. Forum eLizenzen in Öffentlichen zunimmtI, hat der Lockdown der (neben der divibib gmbH mit der Bibliotheken letzten Wochen die Zahlen der Onleihe ist dies v.a. Overdrive) vor Onleihe – einem der größten große Herausforderungen. Lizen- Eingeladen von Berufsverband Anbieter von eMedien in Öffentli- zen sind überproportional teuer, Information Bibliothek (BIB), chen Bibliotheken – vervielfacht. immer noch gibt es Verlage, die Deutschem Bibliotheksverband Der Deutsche Bibliotheksverband gerade im Publikumssektor nach- (dbv) und Frankfurter Buchmesse konstatiert zurecht: gefragte Medien nicht lizenzieren stellte Matthias Schmid, Ministe- oder die ein sehr extensives Wind- rialrat im Bundesministerium der Viele Menschen, die es ge- owing voraussetzen.III Justiz und für Verbraucherschutz wohnt waren, regelmäßig in und Leiter des Referats für Urheber- den Stadt- und Gemeindebib- und Verlagsrecht, die jeweils sehr liotheken nach neuer Lektüre Ist die Onleihe schuld unterschiedlichen Sichtweisen der zu stöbern, stehen vor ver- am Rückgang von verschiedenen Interessenvertretun- schlossenen Türen. Mit dem Buchkäufen? gen gekonnt und differenziert dar, Zuhausebleiben wächst das Schaut man sich die im Winter zeigte sich auch an der Diskussion Bedürfnis nach E-Books, die 2019 veröffentlichte Studie des und den Problemen aus der Praxis der Buchhandel durch On- BörsenvereinsIV an, wird deutlich, der Bibliotheken vor Ort sehr inter- linebestellung und Direkt- dass die Positionen von Verlagen essiert. Konkrete Aussagen darüber, versand zu decken versucht. und Bibliotheken noch immer Viele Bibliotheken bieten den weit auseinander liegen. Die als Bürger*innen ihres Einzugs- „360°-Blick auf die Onleihe“ #vBIB kontrovers: Forum eLizen- gebietes kostenlos befristet an, untertitelte Studie sieht in den zen für Öffentliche Bibliotheken sich digital neu anzumelden Bibliotheken, die digitale Medien und ihre digitalen Bestände verleihen, die ’Schuldigen’ am Termin: Mittwoch, zu entleihen. Die Nachfrage Rückgang von Buchkäufen. O-Ton 27.05.2020, 11:00 – 12:00 ist enorm gestiegen und es in der Pressemitteilung: werden neue Lizenzen abge- Jana Lippmann, Leiterin Stabsbe- schlossen. II „Die Onleihe schmälert die reich Marktforschung des Bör- Kaufbereitschaft buchaffiner senvereins, wird die Studie „Wer Was heißt das in Zahlen? Von und kaufkraftstarker Ziel- leiht was in Bibliotheken und Februar auf März stieg die Zahl gruppen am Buchmarkt“. insbesondere online?“ vorstellen, der aktiven Onleihe-Nutzer*innen anschließend diskutieren um 20% an, die Anzahl der Auslei- Intention der Auftraggeber der hen war im März mit rund 3,9 Mio Studie ist es offenbar, die bisheri- Dr. Nadja Kneissler, Verlagsleite- um 25% höher als in den beiden gen Lizenzmodelle und -regelun- rin Buch des Hamburger Verlags Vormonaten, aufs Jahr gerechnet gen – mit denen wir Bibliotheken Delius Klasing und Vorsitzende wäre das eine Verdoppelung des wie oben geschildert alles andere des Verleger-Ausschusses des Zuwachses gegenüber 2019.II als zufrieden sind – weiterhin Börsenvereins nach Gusto der Verlage zu ver- Für die Bibliotheken selbst schärfen. Darüber wird zu streiten Prof. Dr. Christian Sprang, Justitiar und ihre Kund*innen scheinen dies sein. Und auf der #vBIB20 tun wir des Börsenvereins super Nachrichten zu sein. Den- dies (siehe Kasten). noch: Außerhalb der Öffentlichen Barbara Schleihagen, Bundes- Bibliotheken gibt es viele Wissens- Diese durch die eBook-Stu- geschäftsführerin des Deutschen lücken rund um die aktuellen Pro- die verschärfte und durch den Bibliotheksverbandes bleme, die durch ebendiese Zahlen Corona-Lockdown geänderte noch mehr in den Hintergrund Sachlage stand auf dem Programm Eckhardt Kummrow, Hessische gedrängt werden. Mit Ciando ist des ersten „Forum eLizenzen” der Fachstelle für Öffentliche Biblio- auf dem eBook-Markt ein Wettbe- Frankfuter Buchmesse 2019 so theken. werber weggefallen. Zudem stellen noch nicht zur Debatte. 17 dpr Sonderheft Bibliotheken
Elektronische Lizenzen ob und wie auf Bundesebene neue tretend für ihren Verband in die angemessene Vergütung für das rechtliche Rahmenbedingungen im Diskussion einbrachte, können wir Verleihen in Bibliotheken, die Kontext von eLizenzen für Biblio- nachvollziehen.,Den Schluss, dass gesetzlich festgeschrieben ist, theken diskutiert werden, lieferte ausgerechnet die Bibliotheken und muss im Sinne der Rechteinha- er jedoch nicht. Härter gerungen die eLizenzen hier ursächlich ver- ber auf eine Tantieme für die wurde zwischen den Perspektiven antwortlich sind, nicht. E-Ausleihe ausgeweitet werden. von Autor*innen und Bibliotheken: Gerade in den Bereichen Lese- Gleichstellung von Print Diesen Vorstoß gilt es nun, zu kon- förderung und Lesesozialisation, und Digital? kretisieren: Die Diskussion mit dem so Janet Clark, Schriftstellerin und Autorenseitig sehr umstritten bleibt Börsenverein um die Interpretation Sprecherin im Netzwerk Autoren- auch die von Bibliotheken und Ver- der Ergebnisse der onleihe-Studie rechte, können Bibliotheken nicht bänden geforderte Gleichstellung ist der erste Schritt – die Nutzung ohne Autor*innen agieren. Und von elektronischer und Print-Aus- von und die Nachfrage nach aktuel- Autor*innen ihrerseits brauchen die leihe (one copy one loan)V – den- len eMedien während des Corona- Bibliotheken – auch für ihre eigene noch konnte man sich darauf Lockdowns zeigt, dass eine große, Recherche. einigen, dass eine politische Lösung gefunden • man verstärkt Foren des Aus- werden muss. Aber im Kontext der elektro- tauschs und des Zuhörens schaf- nischen Ausleihe werde, so Clark, fen muss, um sich gegenseitig Neben einer Verankerung dieses Mit- und Nebeneinander sehr besser verstehen zu lernen und der eTantieme über Ländergrenzen in Frage gestellt: Bei den Autor*in- • als gemeinsames Ziel bleibt, hinweg, müssen die Verlage ver- nen käme – obwohl die Öffentlichen Regelungen zu schaffen, die den pflichtet werden, ohne Windowing Bibliotheken mit 112 Mio. Euro Interessen der Nutzer*innen, und ohne weitere Restriktionen den jährlichen Ausgaben für die Erwer- Autor*innen, Bibliotheken und Bibliotheken eLizenzen zur Verfü- bung nicht unerheblich zum Um- Verlage gleichermaßen gerecht gung zu stellen. Doch nicht nur die satz der Verlage und der Autoren wird. Bundespolitik ist gefragt – Tillman beitragen – zu wenig Geld bei den Einen zumindest losen Konsens Spengler plädiert zu recht in seinem Schöpfer*innen der Werke an. Dies fanden Autor*innenvertretung FAZ-Artikel auch an Kommunen liege v.a. an der gestiegenen An- und Bibliothekspraktiker*innen und Länder: zahl ausgeliehener elektronischer in der Diskussion, die auch in der Medien und an fehlenden Vergü- dbv-Stellungnahme zur aktuellen „Hoffentlich ziehen diejeni- tungsmodellen sowohl auf Seite der Börsenvereinsstudie aufgeführt ist:1 gen, die über die Ausstattung von Verlage als auch der Bibliotheken,. Bibliotheken und den Erhalt von Die Existenzängste und den Pub- Die seit Jahrzehnten festge- Standorten zu befinden haben, […] likationsdruck, die Clarke stellver- setzte Bibliothekstantieme als die richtigen Schlüsse2. 18 dpr Sonderheft Bibliotheken
Elektronische Lizenzen I Von 2013 3,9% entwickelte sich E-Medien in der Bibliothek: mein der Umsatzanteil auf 5% (2019), gutes Recht! (URL). Autor eine andere Umfrage zur Nutzung IV Wer leiht was in Bibliotheken von eBooks zeigt, dass diese stabil und insbesondere online? (URL). bei ca. 25% liegt. Q: Weiden- Die Position des dbv findet sich bach, Bernhard: Umsatzanteil von hier: E-Book Kauf und E-Book E-Books im Buchmarkt bis 2019. Ausleihe: Konkurrenz oder Veröffentlicht am 05.03.2020 Förderung? (URL) und Weidenbach, Bern- hard: Umfrage zur Nutzung von Der Deutsche Bibliotheksverband Büchern und E-Books in Deutsch- nimmt Stellung zur GfK- Studie land bis 2019. Veröffentlicht am zur „Onleihe“ . (URL). 14.10.2019 (URL). V In der PM des Börsenvereins wird II Spreckelsen, Tilman: Lesestoff die Kollegin von Janet Clake, Lena frei Haus. In FAZ-Online vom Falkenhagen, wie folgt zitiert: „[...] 17.04.2020 und Digitale Biblio- Solange es um eine bloße Erweite- theksausleihen legen deutlich zu. rung des digitalen Bibliotheksan- Steiler Onleihe-Zuwachs. Buchre- gebots geht, ist nicht einzusehen, port digital vom 27.04.2020 dass die Rechte von Autorinnen und Autoren beschnitten werden, III Während „[…] große Publikums- Tom Becker ist seit 2011 Profes- insbesondere, wenn davon mehr- verlage diese Werke in elektroni- sor an der Fakultät für Informa- heitlich finanzstarke, gebildete scher Form für Bibliotheken erst tions- und Kommunikationswis- Mid-Ager profitieren.“ mit einer langen Verzögerung von senschaften der TH Köln. Nach bis zu einem Jahr lizenzieren [hat In: Studie zur Onleihe in öffent- lichen Bibliotheken: Verlage und seinem Studium in Stuttgart war sich ] der Verlag Bastei Lübbe […] Autoren müssen fair entlohnt wer- er lange in München und dann in entschieden, Neuerscheinungen, den. PM vom 26.11.2019. (URL). Mannheim in Öffentlichen BIblio- die zwischen dem 01.2.2020 und dem 30.4.2020 erschienen sind, 1 E-Book Kauf und E-Book Auslei- theken tätig und als Bundesvor- sofort für die elektronische Biblio- he: Konkurrenz oder Förderung? standsmitglied im Berufsverband theksausleihe zu lizenzieren.“ Es Der Deutsche Bibliotheksverband Information Bibliothek ist er u.a. gibt aber also auch gute Nachrich- nimmt Stellung zur GfK- Studie für die Lektoratskooperation mit- ten, zumindest partiell! In: Neue zur „Onleihe“ . (URL). verantwortlich und für die engen E-Books durch digitale Biblio- 2 Spreckelsen, Tilman: Lesestoff Kooperationen mit der dem theksausleihe sichtbarer machen! frei Haus. In FAZ-Online vom Börsenverein - sei es über die Pressemitteilung des dbv vom 15. 17.04.2020 und Digitale Biblio- Frankfurter Buchmesse oder die April 2020. (URL). theksausleihen legen deutlich zu. Aktivitäten in der IG Meinungs- Vgl. hier auch die vielfältigen Aus- Steiler Onleihe-Zuwachs. Buchre- freiheit. Er ist Studiengangsleiter führungen des dbv zu ebd. Thema: port digital vom 27.04.2020 des Bachelors ‚Bibliothek und digitale Kommunikation‘ und be- schäftigt sich u.a. mit den Her- ausforderungen von Bibliotheken als 3. Ort im Kontext von Digitali- sierung, Kommunaler Vernetzung und Bürgerpartizipation. Foto Copyright: Patrick Essex 19 dpr Sonderheft Bibliotheken
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Bibliothek der Zukunft Digitalisierung: 5 Funktionen für eine Bibliothek der Zukunft Wie macht man eine Bibliothek fit für die Zukunft? Zum Beispiel, indem man sich ihre Funktionen für Kunden und Gesellschaft anguckt, Potenziale analysiert – und die bibliothekarische Praxis entsprechend optimiert 21 dpr Sonderheft Bibliotheken
Bibliothek der Zukunft D urch die Digitalisierung und Stadtgesellschaft werden sollen – • Kultur- und Literaturort die zunehmende Vernetzung die mit dieser Idee verbundenen • Ort für Inspiration der Gesellschaft befinden Kriterien und Aufgaben bleiben • Kommunaler Begegnungs- und sich auch die Bibliotheken in aber häufig unscharf. Kommunikationsort einem fortwährenden Verände- Mit dem vorliegenden Modell kön- rungsprozess. So haben Biblio- Welche Funktionen nen Bibliotheken ihr eigenes An- theken ihr Alleinstellungsmerk- erfüllt eine Öffentliche gebot bewerten, einfach und klar mal als öffentlich zugängliche Bibliothek eigentlich? Schwerpunktthemen setzen und Bezugsquelle für Informationen Die Fachstelle für Öffentliche gegebenenfalls eine neue Ausrich- und Medien verloren. Gleichzeitig Bibliotheken NRW hat deshalb als tung festlegen. Die Fachstelle geht haben sich die Anforderungen der Hilfestellung zur strategischen davon aus, dass keine Bibliothek Bibliothekskunden an die Dienst- Ausrichtung der Bibliothek das über die notwendigen Ressourcen leistungsqualität Öffentlicher Kommunikationsmodell „Biblio- verfügt, um alle fünf Funktionen Bibliotheken verändert. Öffentli- theksfunktionen für eine digita- so ausgestalten zu können, dass che Bibliotheken müssen deshalb le Gesellschaft“ entwickelt, das sie gleichermaßen als Profil nach ihre Angebote an die sich ver- Bibliotheken, Politik und Ver- außen sichtbar werden. Des- ändernden Rahmenbedingungen waltung dabei unterstützen kann, halb geht es bei der Bewertung anpassen. das Bibliotheksprofil für ihre des bestehenden Angebotes, der Kommune in der digitalen Gesell- Auswahl von Zielgruppen und der Es gilt, das aktuelle Ange- schaft zu schärfen. Der Funktions- Bestimmung von Schwerpunkt- botsportfolio mit Blick auf eine rahmen umfasst fünf Funktionen aufgaben vor allem um das Thema strategische Neuausrichtung zu Öffentlicher Bibliotheken, die Konzentration. Besser zwei Funk- hinterfragen und zu entscheiden, nach Ansicht der Fachstelle eine tionen sehr gut umsetzen, als alle welche Angebote künftig weiter hohe Relevanz für die strategische fünf Funktionen unzureichend zu fortgeführt, eingestellt oder um Ausrichtung der Bibliothek im 21. bedienen. „Weniger ist mehr“ ist neue ergänzt werden sollen. Oft Jahrhundert haben (genauere Be- das Motto. wird in diesem Zusammenhang schreibung s.u.): gefordert, dass Bibliotheken zu • Ort für Wissen und Information Die Beschreibung der fünf so genannten „dritten Orten“ der • Digitales Kompetenzzentrum Funktionen folgt einem einheit- 22 dpr Sonderheft Bibliotheken
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