"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet

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"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
31.03.2022

         «In der Pflege braucht es
            Zeit für die Familie»
                   Anne‐Sylvie Ramelet
                         Ordentliche Professorin
      Fakultät für Biologie und Medizin, Universität von Lausanne
Abteilung Frau Mutter Kind, Centre universitaire hospitalier ‐ Lausanne

Offenlegung von Interessenkonflikten
     x   Nein, nichts anzugeben
         Ja, bitte um Spezifizierung:
1.   Tätigkeit als Angestellte/r oder in einer Führungsposition: x
2.   Beratungstätigkeit oder Tätigkeit als Sachverständige/r: x
3.   Besitz von Anteilen, Aktien oder Fonds: x
4.   Patent, Urheberrecht, Vertriebslizenz: x
5.   Honorare: x
6.   Finanzierung wissenschaftlicher Forschung: x
7.   Andere finanzielle Beziehungen: x
8.   Immaterielle Interessenkonflikte: x

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"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
31.03.2022

Gliederung der Präsentation
• Was Pflege für Familien bedeutet
• Bedürfnisse der Familien in der
  Onkologie
   • Die Familie des kranken Kindes
   • Die minderjährigen Kinder des Patienten

• Wie kann man Familien unterstützen

                                    © AS Ramelet   3

Die Familie in einer Pflegesituation

                                    © AS Ramelet   4

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"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
31.03.2022

 Evolution FCC

                            Biopsychosoziales
                           Gesundheitsmodell
Kinderkranken                  (G. Engel
  ‐haus Paris      1952       Psychiater)       1992         IOM   2003    PFCC

 1802           Bowlby’s        1970s           Institute   2001    AAP    2012
                 work                            for FCC             FCC

PFCC = Konzept für die Pflege
Patient‐ and family‐centered care is working "with" patients and families, rather
than just doing "to" or "for" them.

Patient‐ and family‐centered care is an approach to the planning, delivery, and
evaluation of health care that is grounded in mutually beneficial partnerships
among health care providers, patients, and families. It redefines the
relationships in health care by placing an emphasis on collaborating with people
of all ages, at all levels of care, and in all health care settings.
http://www.ipfcc.org/about/pfcc.html

“Providing care that is respectful of and responsive to individual patient
preferences, needs, and values, and ensuring that patient values guide all clinical
decisions.” IOM 2001

                                                                                              3
"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
31.03.2022

 Wann ist eine Familie eine
 «Familie» ?
 Der Begriff der Familie bezeichnet jene Lebensformen, die in
 den Beziehungen von Eltern und Kindern im
 Mehrgenerationenverbund begründet und gesellschaftlich
 anerkannt sind. EKFF
 “Family is defined by the patient or, in the case
 of minors or those without decision making
 capacity, by their surrogates. In this context, the
 family may be related or unrelated to the patient.
 They are individuals who provide support and
 with whom the patient has a significant
 relationship” (p.7) Davidson JE, et al. 2017
 “family is who they say they are” Maureen
 Leahey 2009

  Eltern, Geschwister, Schwiegereltern, Grosseltern, Angehörige, girlfriend/boyfriends, jede weitere wichtige Person

                                                                                                               7
                                                                © AS Ramelet

Zusammensetzung der
Familien in der Schweiz
                 • > ¾ der Kinder leben mit
                   beiden Eltern zusammen

                 • 13 % der Kinder leben in
                   einem Einelternhaushalt,
                   in den meisten Fällen
                   leben sie bei der Mutter

Familien in der Schweiz. Statistischer Bericht 2021 BFS

                                                         © AS Ramelet                                          8

                                                                                                                               4
"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
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Diversität der Familien
                  191’000
                  Children

https://www.census.gov/newsroom/press‐
releases/2019/same‐sex‐households.html
                                                                         9
                                    © AS Ramelet

                                Auswirkungen der chronischen Erkrankung auf
                                              die Lebensqualität der Familie

Leitfadengestützte Interviews
N=133 Familien von Patienten
mit einer chronischen
Krebserkrankung
26 chronische Zustände
einschliesslich Onkologie

                                                                        10

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"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
31.03.2022

Gliederung der Präsentation
• Was Pflege für Familien bedeutet
• Bedürfnisse der Familien in der
  Onkologie
    • Die Familie des kranken Kindes
    • Die minderjährigen Kinder des Patienten

• Wie kann man Familien unterstützen

                                        © AS Ramelet                                                           11

KREBSERKRANKUNGEN
BEI KINDERN IN DER
SCHWEIZ
• Jedes Jahr wird in der Schweiz bei
  300 Kindern und Jugendlichen eine
  Krebserkrankung diagnostiziert
  (Untererfassung)
• Durchschnittliche
  Zehnjahresüberlebensrate: 87% (fast
  100% bei reifem Teratom, weniger
  als 10% bei einem Hirnstamm
  infiltrierendem Gliom)
• Im Jahr 2008 gab es 7’600
  Überlebende, bei denen vor dem 14.
  Lebensjahr eine Krebserkrankung
  diagnostiziert wurde.
                                         Figure 1. Hauptdiagnosen nach Alterskategorie, Diagnosejahre 1976‐2018,
                                         n=7685 (SKKR, Jahresbericht 2017‐2018)

                                        © AS Ramelet                                                           12

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  AUSWIRKUNGEN AUF DIE FAMILIEN
                         Aufgaben die von Mitgliedern der engsten Familie übernommen werden
                         • Arztbesuche und Begleitung seines Kindes bei Spitalaufenthalten
                         • Hilfe bei den Hausaufgaben
                         • Unterstützung bei Reha‐Massnahmen
                         • Ausfindig machen von finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten

                         Paarbeziehung
                         • Kommunikation
                         • Emotionaler Halt
                         • Zweisamkeit
                         • Soziale Aktivitäten

                         Sozio‐ökonomisch
                         • Unterbrechen der Berufstätigkeit, oft die Mutter
                         • Geringeres Familieneinkommen
                         • Prekäre finanzielle Situation (Einelternfamilien und niedriger sozio‐ökonomischer Status)

  Borrescio‐Higa F, Valdés N. The Psychosocial Burden of Families with Childhood Blood Cancer. Int J Environ Res
  Public Health. 2022 Jan 5;19(1):599.
  Roser, K, Erdmann F, Michel G, Winther JF, Mader L. The impact of childhood cancer on parents’ socio‐economic
  situation‐A systematic review. Psycho‐Oncology. 2019;28:1207–1226.
                                                              © AS Ramelet                                             13

BELASTUNGSFAKTOREN FÜR DIE FAMILIE BEI
HOSPITALISIERUNG IHRES KINDES

  Hagstrom S. Family Stress in Pediatric            Fig. 1. Ecological model of family stress in pediatric critical
  Critical Care. Journal of pediatric               care. Adapted from: Bubolz and Sontag (2004). © 2016
  nursing. 2017;32:32‐40.                           Sandra Hagstrom. Reused online with permission.
                                                                                                                       14
                                                            © AS Ramelet

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 AUSWIRKUNGEN AUF DIE FAMILIEN
                                                                    Belastung für das Kind
                                                                  Psychologische Adaptivität
                                                                        beeinträchtigt
                                                                            Heilung

               Belastung für die Familie
                 Beeinträchtigung des
                   Familienlebens

           Muscara F, et al. European Psychiatry. 2015;30(5):555‐61;
           Taylor HG, et al. Journal of the International Neuropsychological Society. 2001;7(6):755‐67

                                                  © AS Ramelet                                           15

 AUSWIRKUNGEN AUF DIE
 GESCHWISTER
 • Verlust des Familienlebens
 • Sich selbst in der Familie verlieren
 • Alles tun, um die Familie zusammenzuhalten
 • Präsent sein
 • Traurigkeit ertragen trotz Eifersucht, Angst,
   Sorge, Wut und Schuldgefühlen

"I'm Here Too!" Help for Siblings of Children with Cancer ‐ Here To Serve

Geschwistergruppe – Betreuungsstruktur für Brüder und Schwestern – Abteilung Frau‐
Mutter‐Kind ‐ CHUV                          © AS Ramelet

                                                                                                                      8
"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
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        Gliederung der Präsentation
        • Was Pflege für Familien bedeutet
        • Bedürfnisse der Familie in der Onkologie
            • Die Familie des kranken Kindes
            • Die minderjährigen Kinder des Patienten

        • Wie kann man Familien unterstützen

                                                           © AS Ramelet                                17

     AUSWIRKUNGEN EINER KREBSERKRANKUNG DER
     ELTERN AUF DIE KINDER UND LÖSUNGSANSÄTZE
     • Tagesroutine gerät durcheinander                                   • Transparente und kohärente
       Schlafprobleme (
"In der Pflege braucht es Zeit für die Familie" - Anne Sylvie Ramelet
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                                                                                           Screening der seelischen Not
          Prävalenz der mentalen Gesundheit der Patienten, die                             der Eltern und psychologische
                    auch eine Elternrolle einnehmen                                        Hilfe
  5                                                                                        Unterstützung der Elternrolle
4.5
  4
3.5
  3
2.5
  2
1.5
  1
0.5
                                                                                           Wohlbefinden und
  0                                                                                        psychologische Adaptivität
       Starke Depression    Depression              Grosse Angst    Angst wahrscheinlich
                           wahrscheinlich
                                                                                           der Kinder
                                     Série 1   Série 2
                                                                   © AS Ramelet                                     19

      Gliederung der Präsentation
      • Was Pflege für Familien bedeutet
      • Bedürfnisse der Familien in der
        Onkologie
           • Die Familie des kranken Kindes
           • Die minderjährigen Kinder des Patienten

      • Wie kann man die Familien unterstützen

                                                                   © AS Ramelet                                     20

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     Massnahmen

       • 1 Tag, kognitiv‐verhaltenstherapeutische Familien‐
         Gruppentherapie (Surviving Cancer Competently Intervention
         Program [SCCIP])
       • SCCIP‐ND : untersucht Veränderungen der PTSD‐ und
         Angstsymptome bei Eltern von Kindern, bei denen erst vor
         kurzem Krebs diagnostiziert wurde
       • FAM‐TCI auf der Grundlage des Assessment‐ und
         Interventionsmodells des Calgary Familienmodells
       • Family‐oriented support (FAMOS) : Familiensystemische &
         kognitiv‐verhaltenstherapeutische Theorie
                                                        © AS Ramelet                                              21

INTERVENTION FAMOS

Hanin Salem, Christoffer Johansen, Kjeld Schmiegelow, Jeanette Falck Winther, Peder Skov Wehner, Henrik Hasle, Steen
Rosthøj, Anne E. Kazak & Pernille E. Bidstrup (2017) FAMily‐Oriented Support (FAMOS): development and feasibility of a
psychosocial intervention for families of childhood cancer survivors, Acta Oncologica, 56:2, 367‐
374, DOI: 10.1080/0284186X.2016.1269194
                                                        © AS Ramelet                                              22

                                                                                                                                11
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INTERPROFESSIONNELLE ZUSAMMENARBEIT
                PARTNERSCHAFT
                • Teammitglieder, Patienten und Familienmitglieder sind eingeschlossen
                • Gemeinsames Arbeiten um die Pflege und ihre Auswirkungen auf den
                  Gesundheitszustand des Patienten zu planen, umzusetzen und zu
                  evaluieren.
                COOPERATION
                • group of health providers work together in an environment where each
                  person’s skills, knowledge, and expertise are valued and sought out
                • highest level of health outcomes

                COORDINATION
                • the ability to work together to achieve mutual goals and leads towards team
                  collaboration
                • appropriate and effective communication among team members exists
                • access to necessary equipment, supplies, human resources, information,
                  and technology to meet
                                       © AStheir goals is available
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SCHLUSSFOLGERUNGEN
• Wenn bei einem Familienmitglied
  Krebs diagnostiziert wird, sei es bei
  einem Elternteil oder einem Kind,
  ist die ganze Familie betroffen
• Massnahmen zur Unterstützung
  von Familien sind komplex
• In der Pflege braucht es Zeit für die
  Familie

                                        © AS Ramelet                                        24

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