Inklusion vor Ort Der Kommunale Index für Inklusion - ein Praxishandbuch

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Inklusion
vor Ort
  Der Kommunale Index
  für Inklusion –
  ein Praxishandbuch
Inklusion
                                   vor Ort
Das Projekt wurde gefördert von:
                                     Der Kommunale Index
                                     für Inklusion –
                                     ein Praxishandbuch
Inhalt
         Vorworte
             6

         Einleitung
               16

                              Der Fragenkatalog

                              Praktische Hinweise
                                   30

                              Unsere Kommune
                              als Wohn- und Lebensort
                                   38

                              Inklusive Entwicklung
                              unserer Organisation
                                   60

                              Kooperation und
                              Vernetzung in unserer
                              Kommune
                                  102

         Inklusive Prozesse
         umsetzen
              124

         Beispiele aus der
         kommunalen Praxis
              182

         Anmerkungen
            214

         Impressum
             216

         13 Tipps
              224
Der zweite Grund: Das vorliegende Buch ist ein Hand-
                                                                                   buch für die Praxis. Es regt nicht nur zum Nachdenken an,
                                                                                   sondern vor allem zum Handeln. Es gibt Hilfestellung, Anre-
                                                                                   gung und Orientierung für alle, die sich in kommunalen Ein-
             Vorwort                                                               richtungen, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genauso wie
                                                                                   als Bürgerinnen und Bürger, für Inklusion einsetzen wollen.
             von Rita Süßmuth                                                      Es ist damit ein höchst demokratisch gedachtes Buch, das
                                                                                   gesellschaftliche Werte nicht predigt, sondern zum Mitma-
                                                                                   chen einlädt.
                                                                                         Als Leserin und Leser werden Sie in diesem Buch viele
                    Vielfalt bereichert                                            Ideen und Inspirationen zum „Mitmachen“ finden. Sie werden
              Unsere Gesellschaft lebt von der Verschiedenheit: Jeder              sehen, wie viele Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte es
              Mensch ist anders, jeder Mensch kann mit seinen besonderen           gibt, um sich aktiv am Prozess der Inklusion zu beteiligen. Je
              Fähigkeiten und Erfahrungen unser Zusammenleben berei-               mehr Menschen dabei sind, desto eher gelingt es uns, die
              chern. Gelingt es uns, die Vielfalt der Menschen anzunehmen,         Chancen und den Reichtum der Vielfalt für den Fortschritt
              zu fördern und zu nutzen, profitieren wir alle: die Gemein-          und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft zu nutzen.
              schaft als Ganzes und jede/r Einzelne, die/der in ihr lebt. – Das
              be deutet, kurz zusammengefasst, Inklusion.                          Prof. Dr. Rita Süssmuth
                    Seit langem bestimmen inklusive und integrative Ansätze        Bundestagspräsidentin a. D.
Vorworte 6

                                                                                                                                                     7
              meine eigene Arbeit. Ich bin überzeugt davon, dass unsere
              Gesellschaft inklusiv denken und handeln muss, wenn sie den
              Menschen, die in ihr leben, eine gute Zukunft bieten will.
              Inklusion ist dabei die konsequente Weiterentwicklung dessen,
              was wir vor langer Zeit unter dem Begriff der „Integration“
              be gonnen haben und nun auf eine neue Stufe stellen wollen:
                    Integration bedeutete meist die Eingliederung von             Vorwort des
              Außenstehenden in etwas Bestehendes. Inklusion bedeutet
              aber Einbeziehung und Öffnung des Bestehenden. Sie bedeu-           Herausgebers
              tet, selbst auf andere zuzugehen, eigene Grenzen zu ver-
              schieben. Nur wenn wir uns selbst öffnen, können wir Teil-
              habe, Chancengleichheit und Vielfalt in unserer Gesellschaft
              verwirklichen.                                                       Mit der Herausgabe unseres Handbuchs endet eine zweijährige
                    Durch das vorliegende Handbuch erhalten diese Ideen            Entstehungsphase, die für uns selbst ein „inklusiver Prozess“
              eine wertvolle Unterstützung. Zwei Aspekte liegen mir dabei          war: Gemeinsam mit vielen Unterstützerinnen und Unter-
              besonders am Herzen: Zum einen wird das Konzept der Inklu-           stützern aus unseren Pilotkommunen und anderen Bereichen
              sion, das bisher vor allem im Bildungsbereich zu Hause war, auf      haben wir ein echtes Gemeinschaftsbuch entstehen lassen.
              einen neuen Bereich angewendet: den der Kommunen und                 Jetzt sind wir froh, dass eine neue Phase beginnt: nämlich die,
              der städtischen Gemeinschaft. Sie bilden sozusagen den Kern          in der das Buch in der Praxis zeigt, wie es die Gestaltung in -
              je der Gesellschaft – deshalb ist es so wichtig, genau hier eine     klusiver Lebenswelten für und mit vielen Menschen im Gemein-
              gesellschaftlich tragfähige Kultur der Inklusion zu verankern.       wesen unterstützen kann.
In diesem Handbuch stehen vor allem jede Menge Fragen           Darüber hinaus gilt es, für die weiteren Handlungsebenen
             im Mittelpunkt. Da liegt es nahe, im Vorwort selbst auf zwei    auch die Beteiligung von Bund und Ländern weiter einzufor-
             Fragen einzugehen:                                              dern. Hier gibt es normative und juristische Verpflichtungen,
                                                                             die im Sinne des Subsidiaritätsprinzips nur auf die kommu-
                  1. Was ist das Anliegen der Montag Stiftung Jugend         nale Handlungsebene verlagert werden können, wenn die not-
                  Gesellschaft, dieses Handbuch herauszugeben?               wendigen Mittel von der jeweilig nächsthöheren staatlichen
             Das Jahr 2010 kann als Jahr des Eintritts in die „Dekade der    Ebene zur Verfügung gestellt werden.
             Inklusion“ gelten: Das Thema Inklusion und viele der damit           Das vorliegende Handbuch ist Instrument, Informations-
             verbundenen Ziele und Erwartungen erfahren heute eine           quelle und anregendes Lesebuch zugleich. Wir hoffen, dass es
             breite gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Umsetzung. Ähn-     auf allen Ebenen Menschen unterstützen kann, sich an der
             lich wie der Begriff der Nachhaltigkeit, der seit den 1970er    Entwicklung zu einer inklusiven Gesellschaft zu beteiligen.
             Jahren in unterschiedlicher Intensität bis heute wirkt, führt
             nun auch der Begriff der Inklusion zu einem langwierigen und    An dieser Stelle möchten wir uns bei den vielen Menschen
             fundamentalen Wandel im Denken und Handeln weiter gesell-       bedanken, die am Zustandekommen dieses Buches mitge-
             schaftlicher Bereiche. Wie die Nachhaltigkeit und alle Fragen   wirkt haben: den Autorinnen und Autoren, den Menschen in
             rund um Umwelt, Energie und Klima wird uns auch der fun-        den Pilotkommunen und all denen, die uns wertvolle Rück-
             damentale Wandel zu inklusiven Lebens- und Alltagswelten        meldungen und Einsichten in ihr inklusives Handeln vor Ort
             langfristig begleiten.                                          gegeben haben. Ein großer Dank geht auch an alle, die orga-
                  Die Anfänge dieses Wandels sind ermutigend. Unser Hand-    nisierend, lektorierend und gestaltend mitgewirkt haben, die
Vorworte 8

                                                                                                                                              9
             buch will dieser Entwicklung einen weiteren Schub geben.        die Fäden dieses Projektes (und es waren nicht wenige!) in
             Dazu haben wir, die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft     der Hand gehalten, immer wieder geordnet und zu einer kon-
             als Herausgeberin, selbst einen inklusiven Prozess angeregt:    struktiven Zusammenarbeit für alle geführt haben. Besonders
             Wir haben Menschen in Kommunen zum Miterfinden des Hand-        bedanken wir uns bei unserem Fachbeirat für die inspirie-
             buches aufgerufen. Zwei Jahre lang haben wir die Erfahrun-      rende und kritische Begleitung sowie bei den finanziellen För-
             gen von vielen Menschen aus kommunalen Inklusionsprojek-        derern für die großzügige Unterstützung. Die Namen und
             ten gesammelt. Die Ergebnisse dieses Beteiligungsprozesses      Institutionen hinter so viel Beteiligung und inklusiver Mitar-
             stecken in diesem Handbuch: Es ist ein Gemeinschaftswerk        beit finden Sie in unserem Impressum auf Seite 216.
             vieler Autorinnen und Autoren, vereint in einer Absicht –             Wir freuen uns auf alle, die sich in Zukunft zusammen
             Inklusion im Gemeinwesen zu etablieren.                         mit uns für mehr Teilhabe und Inklusion einsetzen wollen.

                  2. Warum bringen wir dieses Handbuch gezielt               Dr. Karl-Heinz Imhäuser
                  für den kommunalen Bereich heraus?                         Vorstand der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft
             Inklusion bezieht sich immer auf Gemeinschaft: Durch gemein-
             sames Handeln eröffnen sich Möglichkeitsräume „zwischen“
             den Menschen, um Teilhabe zu leben und für immer mehr
             Menschen zu ermöglichen. Eine Kommune ist eine große
             Gemeinschaft: In ihr leben Menschen zusammen, in vielen For-
             men und auf vielen Ebenen. Hier können Menschen im Aus-
             tausch mit anderen Menschen und der Verwaltungsebene
             ihres Ortes gemeinsam wirksam werden.
Unsere Kommmune
                                                              Inklusive Werte
                                                                   40

                                                              Wohnen und Versorgung
                                                                  42

                                            als Wohn-
                                                              Wohlbefinden
                                                              und Gemeinschaft
                                                                  44

                                                              Mobilität und Transport
                                                                   46

                                            und Lebenssort
                                                              Barrierefreiheit
                                                                   48

                                                              Umwelt und Energie
                                                                 50

                                                              Bildung und
Unsere Kommune als Wohn- und Lebensort 38

                                                                                         39
                                                              lebenslanges Lernen
                                                                   52

                                                              Arbeit und Beschäftigung
                                                                   54

                                                              Kultur und Freizeit
                                                                   56

                                                              Beteiligung
                                                              und Mitsprache
                                                                   58
Können sich alle
                                                                            Menschen gleichermaßen
                                                                            will kommen fühlen?                                                                                      Werden Menschen unter -
                                                                                                                                                                                     schiedlichen Alters glei -
                                                                                                                                   Können alle nach -                                cher maßen wert geschätzt
                                                                                                                                   empfinden, wie es sich                            und ihre Erfahrungen

                                                     Inklusive Werte                                                               an fühlt, benachteiligt
                                                                                                                                   zu sein?
                                                                                                                                                                                     einbezogen?

                                                                                             Ist es für alle selbstverständ-
                                                                                             lich, dass Ausgren zung
                                                               Begegnen sich alle            und Diskriminierung nicht                  Fällt es Menschen auf,
                                                               Menschen mit Respekt          geduldet wird?                             wenn andere Menschen
                                                               und Wertschätzung?                                                       oder Personengruppen                  Wird die kulturelle Iden -
                                                                                                                                        beabsichtigt oder un -                tität aller Menschen
                                                                                                                                        beabsichtigt ausgegrenzt              anerkannt, nicht nur die
                                                                                                                                        werden?                               von ausgewählten, z. B.
                                                                                                                                                                              weißen oder europäisch
                                                                                                                                                                              geprägten ethnischen
Unsere Kommune als Wohn- und Lebensort 40

                                                                                                                                                                                                                      41
                                                                                                                                                                              Minderheiten?

                                                                                                                                                                                          Werden eingefahrene
                                                                                                                                                                                          Meinungen und Verhaltens-
                                                                                                                                                          Ist es üblich, dass man         weisen hinterfragt?
                                                                                                                                                          anderen gerne hilft und
                                                                                                                                                          selbst Hilfe in Anspruch
                                                                                                                                                          nehmen kann?

                                                                            Werden alle Menschen                               Wissen alle, wie man
                                                                            als gleichberechtigte                              sich am besten verhält,
                                                                            Bürger/innen angesehen                             wenn man Zeuge
                                                                            und akzeptiert?                                    von Ausgrenzung oder
                                                                                                                               Diskriminierung wird,                Ist es für alle selbst -
                                                                                                                               und wird auch nach                   verständlich, sich nicht
                                            Wird es positiv erlebt,                                                            diesem Wissen gehandelt?             über bestimmte Personen
                                            Unterschiedlichkeit                                                                                                     oder Personengruppen
                                            und Vielfalt zu entdecken                                                                                               lustig zu machen oder
                                            und sie zu erleben?                                                                                                     sie schlecht zu behandeln?
Inklusive
                                                               Gemeinsame Ziele         Einstellungspraxis
                                                               und Leitideen            und Beförderungswesen
                                                                    62                       82

                                                               Haltung und Verhalten    Neue Mitarbeiterinnen
                                                                    64                  und Mitarbeiter

                                                Entwicklunng
                                                                                            84
                                                               Selbstständigkeit
                                                               und Verantwortungs -     Interne Kommunikation
                                                               übernahme                und Information
                                                                    66                       86

                                                               Kontaktaufnahme          Zusammenarbeit

                                                unserer
                                                               und Empfang              und Unterstützung
                                                                   68                       88

                                                               Zugänglichkeit der       Wissen, Erfahrungen
                                                               Gebäude                  und Kompetenzen
                                                                   70                        90

                                                          on
                                                Organisatio
Inklusive Entwicklung unserer Organisation 60

                                                                                                                  61
                                                               Außendarstellung         Weiterbildung und
                                                               und Werbung              Entwicklung
                                                                   72                        92

                                                               Angebote                 Führungskultur und
                                                               und Leistungen           -praxis
                                                                    74                       94

                                                               Erreichbarkeit           Beteiligung
                                                               und Bearbeitung          und Mitbestimmung
                                                               der Anliegen                  96
                                                                    76
                                                                                        Abläufe und Standards
                                                               Rückmeldungen                 98
                                                               und Veränderungspraxis
                                                                   78                   Finanzen und Ressourcen
                                                                                             100
                                                               Arbeitsplatz und
                                                               Arbeitsbedingungen
                                                                    80
Beteiligung
                                                                                                                                       und Mitbestimmung
                                                                     Werden alle Mitarbeiter/-
                                                                     innen um Rückmeldungen
                                                                     und Verbesserungs vor -
                                                                     schläge gebeten?
                                                                                                                                            Werden alle Interessen -
                                                                                                                                            gruppen bei wichtigen
                                                Werden die Wünsche                                                                          Planungsschritten                    Bietet die Organisation
                                                von Besucher/innen in                                                                       und Entscheidungen                   Raum für Kommunikation
                                                Planungs prozesse ein be -                                                                  einbezogen?                          und Beteiligung (z. B. Foren,
                                                zogen?                                                                                                                           Netzwerke, Diskussions -
                                                                              Sind Mitarbeiter/innen                                                                             gruppen, Ver anstaltungen,
                                                                              verschiedener Abteilungen                                                                          Umfragen)?
                                                                              und Bereiche gemeinsam                    Berücksichtigen Entschei -
                                                                              und gleichberechtigt                      dungsträger/innen, dass
                                                                              an der Planung beteiligt?                 die Zufrieden heit von                   Können Mitarbeiter/innen
                                                                                                                        Mitarbeiter/innen steigt,                davon ausgehen, dass sie
Inklusive Entwicklung unserer Organisation 96

                                                                                                                                                                                                                 97
                                                                                                                        wenn sie in die Organi -                 bestehende Praktiken
                                                                                                                        sationsentwicklung ein -                 und Abläufe hinterfragen
                                                                                             Bezieht die Organisation   bezogen werden?                          und verändern können?
                                                                                             Mitarbeiter/innen bei
                                                                                             Verbesserungsvorschlägen
                                                                                             oder Weiterentwicklungen
                                                                                             gerne mit ein?                       Können Mitarbeiter/innen
                                                                                                                                  Einfluss auf die Prioritäten
                                                                                                                                  in Planungsabläufen
                                                                                                                                  nehmen?

                                                                                                                                                                       Werden Mitarbeiter/innen
                                                                                                                                                                       ermutigt, ehrliche und
                                                                                                                                                                       konstruktive Kritik an ihrer
                                                                                                                                                                       Organisation zu üben?

                                                                                                                                                  Sind alle Mitarbeiter/innen
                                                                                                                                                  in die Planung und
                                                                                                                                                  Kontrolle von Arbeits -
                                                                                                                                                  abläufen einbezogen?
Inklusion vor Ort
Inklusion heißt, Menschen will-
kommen zu heißen und niemanden
auszuschließen. Dazu will dieses
Buch beitragen: mit vielfältigen
Informationen und Anregungen – und
einem umfangreichen Fragenkatalog,
dem „Index“. Jede der Fragen ist
ein Startpunkt, um über Inklusion
in der Kommune nachzudenken und
selbst aktiv zu werden.

ISBN 978-3-7841-2070-6
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