Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker

Die Seite wird erstellt Lennard Christ
 
WEITER LESEN
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Jazz
Jazz
    Jaz
Hommage an
Krzysztof Komeda
Jazz

                   Joachim Kühn Trio
                   Atom String Quartet

             Jazz
Freitag
14.10.22
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Kammermusiksaal

                                                                                                           Jazz at Berlin Philharmonic
                                                                                                           Hommage an Krzysztof Komeda
                                                                                                           Joachim Kühn Trio
                                                                                                           Atom String Quartet
                                                                                                           Freitag, 14.10.22, 20 Uhr
                                                                                                           Kuratiert von Siggi Loch

                                                                        C. Bechstein Concert C 6 Klavier

                                                                                                           
                                                                                                           Kirill Petrenko
                                                                                                           Chefdirigent und künstlerischer
                                                                                                           Leiter der Berliner ­Philharmoniker
   GEHEN SIE MIT UNS AUF EINE                                                                              Andrea Zietzschmann
KLANGREISE IN UNSEREM CENTRUM                                                                              Intendantin der
                                                                                                           Stiftung Berliner P­ hilharmoniker
       C. Bechstein Centrum Berlin · Kantstraße 17 · 10623 Berlin
   +49 (0)30 2260 559 100 · berlin@bechstein.de · bechstein-berlin.de
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Programm

                                                                          Krzysztof Komeda (1931–1969)

                                                                          Joachim Kühn Trio & Atom String Quartet:
                                                                          Astigmatic
                                                                          Kattorna
                                                                          aus dem Film Kattorna von Henning Carlsen
                                                                          Svantetik

                                                                          Joachim Kühn:
                                                                          Po katastrofie (After the Catastrophe)

                                                                          Joachim Kühn & Mateusz Smoczyński:
                                                                          Moja ballada

                                                                          Atom String Quartet:
                                                                          Crazy Girl
                                                                          aus dem Film Das Messer im Wasser von Roman Polański

                                                                          Joachim Kühn Trio:
                                                                          Sleep Safe and Warm (Lullaby)
                                                                          aus dem Film Rosemaries Baby von Roman Polański
                     Jetzt Tickets sichern:

                     Jubilee Concerts                                     Joachim Kühn Trio & Atom String Quartet:
                     Philharmonie Berlin                                  Roman II
                     10. November: Michael Wollny Trio & Out of Land
                                                                          Keine Pause
                     11. November: Nils Landgren + 3 Generations
                     feat. Wolfgang Haffner, Lars Danielsson, Ida Sand,
                     Johanna Summer, Jakob Manz, Jan Lundgren uvm         Die Reihenfolge der Stücke wird gegebenenfalls geändert
                     Kuratiert von Siggi Loch                             und von der Bühne aus angesagt.

                                                                               3           Programm
CD | VINYL | HIRES DIGITAL                        WWW.ACTMUSIC.COM
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Mitwirkende

Joachim Kühn Trio:

Joachim Kühn Klavier
Chris Jennings Kontrabass
Eric Schaefer Schlagzeug

Atom String Quartet:

Dawid Lubowicz Violine
Mateusz Smoczyński Violine
Michał Zaborski Viola
Krzysztof Lenczowski Violoncello

Fotoaufnahmen, Bild- und Tonauf­zeich­   Die Stiftung Berliner P­ hilharmoniker wird
nungen sind nicht g  ­ estattet.         gefördert durch:
Bitte schalten Sie vor dem Konzert
Ihre Mobiltelefone aus.

      4              Saison 2022/23
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Pionier des europäischen Jazz
Krzysztof Komeda

An diesem, von Kurator Siggi Loch wieder exklusiv für Jazz at
Berlin Philharmonic zusammengestellten Abend wird an eine
der Schlüsselfiguren der Emanzipation des europäischen vom
amerikanischen Jazz erinnert: an den polnischen Pianisten und
Komponisten Krzysztof Komeda. Mag er hierzulande vielen
kein Begriff sein, in seiner Heimat hat Komeda einen Rang wie
Frédéric Chopin. Mit ihm verbindet sich der Aufstieg des polni­
schen Jazz von einer Untergrundbewegung zu einem kulturel­
len Leuchtturm, ja fast zu einer neuen Nationalmusik. Zeitgleich
und auch im Ansatz verwandt mit Lars Gullin und Jan Johansson
in Schweden, verschmolz Komeda die eigene Volksmusik und
ihre typischen Melismen mit den Charakteristika des Jazz. So
wurde er einer der großen Lyriker des Klangs, wie der Kritiker
Bert Noglik einmal schrieb.

 Bis dahin war es ein langer Weg. 1931 als Sohn eines Bankdirek­
 tors in Posen geboren, bekam Krzysztof Trzciński, wie er bür­
 gerlich hieß, früh Klavierunterricht und besuchte später das
 dortige Konservatorium. Er studierte dann allerdings Medizin,
 und nach dem Examen praktizierte er als Hals-Nasen-Ohren-
Arzt. Doch schon während des Studiums knüpfte er Kontakte
zur Krakauer Jazzszene und spielte in den dortigen Kellerclubs.
Um seine damals noch halblegalen Musikeraktivitäten vor
­seinen Ärzte­kollegen zu verbergen, legte er sich den Künstler­
namen ­Komeda zu. Sein Anfang der Fünfzigerjahre gegrün­
detes K ­ rzysztof Komeda Sextet orientierte sich zunächst am
Bebop eines Gerry Mulligan oder des Modern Jazz Quartet.

Nach Anfangserfolgen betrat Komeda endgültig die große
Bühne beim ersten Festival in Sopot 1956. Zehntausende junge
Polen kamen zu der improvisierten Veranstaltung. 1958 zogen
die Warschauer Studenten nach und gründeten die Jazz Jam­
boree, die schnell eines der wichtigsten europäischen Jazzfesti­
vals wurde und auf der Komeda von Anfang an einer der Stars
war. Anders als in den anderen Ostblockstaaten und im Wes­
ten, wo der Rock ’n’ Roll die Jugendkultur bestimmte, wurde für    Szene aus dem Film Die unschuldigen
                                                                   Zauberer von 1960; Krzysztof Komeda
die polnische Jugend der Jazz zum Fenster in die Freiheit – und    (4. von links) spielt sich selbst (2. von
das Regime instrumentalisierte diese Bewegung: Die Verbote         links: Roman Polański)

     6             Saison 2022/23
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
der Stalin-Zeit wurden aufgehoben und die staatliche Kultur­
                                              nomenklatura sprach jetzt vom Jazz als »Musik des unterdrück­
                                              ten schwarzen Proletariats in Amerika«. Dementsprechend hat­
                                              ten nirgendwo sonst die Jazzsendungen des US-Radiosenders
                                              Voice of America eine vergleichbare Hörerschaft. Der beliebte
                                              Moderator Willis Conover wurde später bei Besuchen in Polen
                                              empfangen wie ein Popstar. Auch Komeda berichtet, dass er
                                              in seinen Anfängen durch Conovers Sendungen entscheidend
                                              inspiriert worden sei.

                                              Höhepunkt von Komedas Jazzschaffen war zweifellos das
                                              Album Astigmatic, 1965 mit Tomasz Stańko (der danach zur
                                               zentralen Figur des polnischen Jazz werden sollte), Zbigniew
                                               Namysłowski, Günter Lenz und Rune Carlsson in einer einzigen
                                               nächtlichen Aufnahmesession entstanden. Bis heute wird es
                                               in Polen jedes Jahr zur wichtigsten Jazzplatte gewählt, das
                                               britische ­Magazin Jazzwise führt es auf Platz 85 der »­ Jazzalben,
                                              die die Welt be­wegten«. Gleichzeitig markierte es einen Wen­
                                              de­punkt: Komeda wandte sich fortan ganz der Filmmusik zu,
Krzysztof Komeda (rechts) und der polnische   die er ebenfalls revolutionierte. Für über 60 Filme schrieb er
­Schriftsteller Marek Hłasko
                                              die Soundtracks, darunter fast alle frühen von seinem engen
                                              Freund ­Roman Polański und Werke von Andrzej Wajda, Jerzy
                                              ­Skolimowski, Janusz Morgenstern oder Henning Carlsen. 1968
                                               folgte Komeda dem Ruf Polańskis nach Hollywood. Er arbeitete
                                               dort gerade an Rosemaries Baby und Buzz Kuliks Riot, als es im
                                               Dezember zu einem tragischen Unfall kam, der nie ganz auf­
                                               geklärt wurde. Jedenfalls starb Komeda im April 1969 an den
                                               Folgen einer Kopfverletzung, wenige Tage vor seinem 38. Ge­
                                               burtstag – ein früher Tod, der ihn in seiner Heimat erst recht zur
                                               Legende machte.

                                              Heute kommt kein bedeutender polnischer Jazzer an Krzysztof
                                              Komeda vorbei. Von Tomasz Stańko über Marcin Wasilewski
                                              bis zu Leszek Możdżer – alle haben sie Komeda-Hommagen
                                              eingespielt. Mit Musikern nicht nur aus Polen, sondern auch
                                              aus Deutschland und Kanada zeigt sich nun beim Jazz at Berlin
                                              Philharmonic auch Komedas internationale Dimension.

Jazzclub in Warschau, ca. 1961

       8               Saison 2022/23               9             Hommage an Krzysztof Komeda
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Von Visionär zu Visionär
Joachim Kühn und sein Trio

Mit Joachim Kühn verbeugt sich beim Jazz at Berlin Philharmo-
nic ein Zeitzeuge und Bewunderer vor Krzysztof Komeda. Denn
Kühn war 1965 bei der Aufnahme von Astigmatic als Zaungast
im Studio, nachdem die Bands von beiden vorher auf der Jazz
Jamboree in der Nationalphilharmonie gespielt hatten. »Für
mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre
des europäischen Jazz«, erinnert sich Kühn. Komedas Kompo­
sitionen gehören deshalb seitdem zum Repertoire des nicht
minder visionären Pianisten, der die kleine Schar deutscher
Jazzer mit internationaler Geltung anführt – und das seit über
55 Jahren.

Als 22-Jähriger kehrte Joachim Kühn nach der Teilnahme an
einem Wettbewerb für junge Jazzmusiker 1966 in Wien nicht
mehr in die DDR zurück. Organisator Friedrich Gulda, Chef­
juror Joe Zawinul und Kühns vierzehn Jahre älterer und bereits
zehn Jahre zuvor in den Westen geflohener Bruder Rolf halfen
dabei. Mit Rolf und US-Größen spielte er noch im selben Jahr
beim Jazzfest Berlin und im folgenden Jahr beim berühmten
Newport Festival, außerdem erschien sein erstes Album beim
renommierten US-Label Impulse – Auftakt für eine Weltkarriere,
deren erste Station Paris hieß, wo Kühn mit den französischen
Freejazz- und Folklore-imaginaire-Pionieren um Jacques
Thollot und Michel Portal spielte. In den Siebzigerjahren be­
geisterte sich auch Kühn für den neuen Fusion Jazz, arbeitete
mit ­Genregrößen wie Jean-Luc Ponty, Alphonse Mouzon,
Billy Cobham oder Zbigniew Seifert und zog Mitte des Jahr­
zehnts nach Kalifornien.

Seine erfolgreichste Zeit sollte ihm freilich erst noch bevorste­
hen. Die läutete 1985 sein Trio mit dem Bassisten Jean-François
Jenny-Clark und dem Schlagzeuger Daniel Humair ein, das
zehn Jahre lang bestand. Darauf folgte die außergewöhnliche
Partnerschaft mit dem Saxofon- und Freejazz-Giganten Or­
nette Coleman – für Kühn eine prägende Erfahrung. Nicht nur,
weil er unter dem Eindruck von Colemans »Harmolodics« sein
eigenes harmonisches System entwickelte, das »Diminuished
Augmented System«, und weil er durch ihn zu seinen Leipziger

    10             Saison 2022/23                                   11   Joachim Kühn Trio
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Wurzeln zurückfand, zu Johann Sebastian Bach. Sondern auch,
weil ihn diese 2019 mit dem Soloalbum Melodic Ornette Cole-         Genreübergreifende Wucht
man nochmals in einer neuen Facette beleuchtete Freundschaft
bereit machte für weitere musikalische Abenteuer.                   Das Atom String Quartet
Mögen sich andere Musiker mit Mitte 60 auf sichere und be­
währte Bahnen zurückziehen, Kühn legte dann erst richtig
los. Wandte sich im Trio mit Majid Bekkas und Ramón López
(mitunter verstärkt durch Rabih Abou-Khalil) der Weltmusik zu.
Ließ alte Begegnungen aufleben, nicht zuletzt bei der preis­
gekrönten Wiedervereinigung mit seinem (kürzlich verstorbe­         Vor acht Jahren trat das Atom String Quartet schon einmal bei
nen) Bruder Rolf. Und forderte sich selbst durch die Arbeit mit     Jazz at Berlin Philharmonic auf, mit Leszek Możdżer als Gastge­
den besten jungen europäischen Jazzern neu heraus, ob im            ber für seine »Friends«. Damals gab es das Quartett mit Dawid
Duo mit Michael Wollny, als Mitglied des Emile Parisien Quintet,    Lubowicz und Mateusz Smoczyński an den Violinen, Michał
in seinem Trio mit Eric Schaefer und Chris Jennings oder 2020       Zaborski an der Viola und Krzysztof Lenczowski am C  ­ ello erst
im Speaking Sound-Duo mit dem polnischen Geiger Mateusz             seit gut vier Jahren. Und doch konnte man die vier schon prä­
Smoczyński.                                                         sentieren als »die ersten Polen im raren Genre des Jazz-Streich­
                                                                    quartetts, die aber bereits jetzt internationalen Vorgängern
So schließt sich auch ein Kreis beim Jazz at Berlin Philharmonic,   wie dem amerikanischen Kronos Quartet, dem deutschen
interpretiert Kühn doch nicht nur solo Komedas wegweisende          Modern String Quartet oder dem österreichischen radio.string.
Kompositionen, sondern auch mit seinem Trio – und Seite an          quartet.vienna nicht nachstehen«. Heute gehört das Ensemble
Seite mit dem Atom String Quartet und Mateusz Smoczyński.           endgültig zu den faszinierendsten Streichquartetten der Welt
                                                                    und zugleich zu den besten polnischen Jazzbands.

                                                                    Kennengelernt hat sich das Quartett beim Studium an der re­
                                                                    nommierten Fryderyk-Chopin-Musikakademie (heute Frédéric-
                                                                    Chopin-Musikuniversität) in Warschau. Was diese klassischen
                                                                    Musiker mit durchaus unterschiedlichen Schwerpunkten einte,
                                                                    war das Interesse für Jazz. Primarius ­Dawid Lubowicz hatte
                                                                    sich nach dem klassischen Violinstudium bei Konstanty Andrzej
                                                                    Kulka schon Ende der Neunzigerjahre dem Jazz zugewandt,
                                                                    aber auch der Theatermusik, unter anderem am Roma Musical
                                                                    Theatre oder am Nationaltheater in Warschau. Er spielte und
                                                                    spielt auch im Opium Quartet, dem East Wall Jazz Quartet und
                                                                    dem vom Klezmer kommenden Bester Quartet. Smoczyński,
                                                                    ein Schüler von Andrzej Gębski, begann 1999 im Quintett von
                                                                    Jacek Namysłowski mit dem Jazz und arbeitete danach mit
                                                                    vielen polnischen Größen zusammen. Mit Joachim Kühn nahm
                                                                    er bereits 2009 an der polnischen Erstaufführung von Zbigniew
                                                                    Seiferts Jazz Concerto für Violine, Symphonie­orchester und
                                                                    Rhythmusgruppe teil. Mit seinem eigenen Quintett spielte er
                                                                    preisgekrönte Alben ein und war außerdem Mitglied im eben­
                                                                    falls berühmten Turtle Island Quartet.

                                                                    Der vielfach ausgezeichnete Bratscher Michał Zaborski ist bis
                                                                    heute in allen Genres aktiv. Er war bis 2015 Mitglied der Sinfonia
                                                                    Varsovia und ist Stimmführer der Bratschengruppe des Radom
                                                                    Chamber Orchestra; er hat Filmmusik geschrieben und b    ­ ewegt

     12            Saison 2022/23                                       13             Atom String Quartet
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
sich im Duo mit Marcin Albert Steczkowski zwischen Electro,
                      Ethno und Jazz. Krzysztof Lenczowski schließlich, mit 36 der
                      jüngste der vier, der praktisch frisch aus dem Cellostudium ins
                      Ensemble kam, ist ohnehin ein Multitalent. Neben Cello be­
                      herrscht er auch die Jazzgitarre, spielte und spielt in Bands wie
                      Fusion Generation Project, Jazz Construction oder Fusionator
                      und ist viel mit seinem eigenen Trio unterwegs, das 2021 mit Lost
                      Journey ein sehr erfolgreiches Debütalbum veröffentlicht hat.

                      Gemeinsam bilden sie als – unter anderem zweimal mit dem
                      »Fryderyk«, dem polnischen Grammy, dekoriertes – Atom String
                      Quartet ein fulminantes und gleichzeitig lyrisch empfindsames
                      Ensemble, das klanglich wie formal neue Wege beschreitet
                      und auf eigene Weise eine Brücke zwischen Jazz und Klassik
                      schlägt. Polnische Volksmusik, weltmusikalische Anleihen aus vie­
                      lerlei K
                             ­ ulturen sowie Strukturen zeitgenössischer Musik dienen
                      gleicher­maßen als Inspirationsquellen für ihren unverwechsel­
                      baren Streichersound – besser kann man nicht in der Traditions­
                      linie ihres großen Landsmanns Krzysztof Komeda stehen.

                                                                   Oliver Hochkeppel

14   Saison 2022/23       15             Atom String Quartet
Jazz Jazz - Berliner Philharmoniker
Schrift, Abstraktion, Aktion
                                                                  Die feministische Avantgarde Spaniens im PalaisPopulaire
© Aurèlia Muñoz; Foto: Archivo Helga de Alvear | Joaquín Cortés

                                                                                                                                           © Dora García; Foto: Archivo Helga de Alvear | Joaquín Cortés
                                                                                               Es ist eine harsche, poetische Anweisung:
                                                                                               ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES –
                                                                                               Schreibt all ihre Namen. Sie stammt aus
                                                                                               dem 2001 entstandenen Werk 100 obras
                                                                                               de arte imposibles (100 unmögliche
                                                                                               Kunstwerke) der spanischen Künstlerin
                                                                                               Dora García. Dafür listete sie hundert
                                                                                               Sätze auf, die abstrakte Konzepte sein
                                                                                               könnten, aber auch Anweisungen für
                                                                                               Performances, Ermutigungen, aktiv zu
                                                                                               werden, etwas möglich werden zu lassen,
                                                                                               das unmöglich erscheint. Der Satz wirkt
                                                                                               wie geschaffen für eine Ausstellung von
                                                                  Aurèlia Muñoz, Capa amb coll spanischen Künstlerinnen aus mehreren                                                                       Dora García, Heartbeat (Mapa), 1999
                                                                  (Capa con cuello), ca. 1980
                                                                                               Generationen, die sich von der Nach -
                                                                  kriegszeit bis heute auf unterschiedliche Weise mit Abstraktion,                                                                         Aurèlia Muñoz, die konstruktivistische Patchworkarbeiten und Skulp-
                                                                  Codes, Partituren, Sprache und Schrift beschäftigt haben – und                                                                           turen aus Makramee gestaltete. Zugleich ist da die in den 1980ern und
                                                                  deren Biografien teilweise durch den Widerstand gegen die Franco-                                                                        1990ern aufgewachsene Generation, zu der auch Dora García gehört,
                                                                  Diktatur und oft durch das Exil geprägt sind.                                                                                            eine Pionierin der Internetkunst in Spanien, die in ihren häufig auf
                                                                                                                                                                                                           Performance und Text basierten Werken an den bestehenden Macht-
                                                                  ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES wird anlässlich der Rolle                                                                                     strukturen, auch in der Kunst, rüttelt.
                                                                  Spaniens als diesjähriges Gastland auf der Frankfurter Buchmesse
                                                                  in Kooperation mit dem Museo Helga de Alvear und der Botschaft                                                                           In Kooperation mit und mit Unterstützung der Spanischen Botschaft
                                                                  von Spanien im PalaisPopulaire gezeigt. Helga de Alvear, aus deren                                                                       und der Agencia Española de Cooperación Internacional para el
                                                                  Sammlung sämtliche Arbeiten stammen, ist die wohl wichtigste                                                                             Desarrollo (AECID).
                                                                  Galeristin und Sammlerin Spaniens. Die von Lola Hinojosa (Museo
                                                                  Reina Sofía) kuratierte Ausstellung stellt nicht nur eine in Deutsch-                                                                    ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES – Schreibt all ihre Namen
                                                                  land wenig bekannte, von Postminimalismus, Konzept- und Perfor-                                                                          Spanische Künstlerinnen von 1960 bis heute
                                                                  mancekunst geprägte weibliche Avantgarde vor. Sie zeigt auch, wie                                                                        5. Oktober 2022 bis 27. Februar 2023
                                                                  formal kühn und zugleich assoziativ und politisch die Verbindung
                                                                  von Schrift, Sprache und abstrakter Form sein kann. Das gilt für
                                                                  ältere Künstlerinnen, die während der Diktatur mit experimentellen                                                                       PalaisPopulaire
                                                                  Gruppen zusammenarbeiteten – etwa Elena Asins, die mathematische                                                                         Unter den Linden 5, 10117 Berlin
                                                                  Formeln und Musik in ihre analytischen Geometrien einbezog, oder                                                                         db-palaispopulaire.de
Konzert-
                                                                                                                  Santtu-Matias Rouvali und
                                                                                                                  Víkingur Ólafsson
                                                                                                                  Als einen »funkigen Totentanz« bezeichnet John Adams
                                                                                                                  sein Klavierkonzert Must the devil have all the good

tipps
                                                                                                                  tunes? Der Pianist Víkingur Ólafsson hat das energie­
                                                                                                                  geladene, diabolische Stück für sein Debüt bei den
                                                                                                                  Berliner Philharmonikern ausgewählt, wobei ihm der
                                                                                                                  junge Santtu-Matias Rouvali zur Seite steht, Leiter des
                                                                                                                  Londoner Philharmonia Orchestra. Weitere Programm­
                                                                                                                  punkte sind das sich vom idyllischen Beginn bis zum
                                                                                                                  furiosen Schluss steigernde Stück Helix unseres Com­
                                                                                                                  poser in Residence Esa-Pekka Salonen sowie Sergej
                                                                                                                  Prokofjews Fünfte Symphonie, eines der populärsten
                                                                                                                  Werke des Komponisten.

                                                                                                                  Mi 21.12.22      20 Uhr
                                                                                   Víkingur Ólafsson              Do 22.12.22      20 Uhr
                                                                                                                  Großer Saal

                                                                                                                  Berliner Philharmoniker
                                                                                                                  Santtu-Matias Rouvali Dirigent
                                                                                                                  Víkingur Ólafsson Klavier

                                                                                                                  Karten von 25 bis 76 Euro

                          Jazz at Berlin Philharmonic:                                                            Jahresabschluss-Konzert:
                          Fantastische Frauen                                                                     Der Jahresausklang mit Kirill
                          Drei Jazzerinnen – und jede auf ihre Art fantastisch:                                   Petrenko und Jonas Kaufmann
                          Die estnische Sängerin Kadri Voorand gilt in ihrer
                          Heimat als Shootingstar der Szene. Ihre meditative und                                  Zum Jahresausklang präsentieren die Berliner Phil­
                          gleichzeitig energetische Klangsprache entwickelt sie                                   harmoniker und Chefdirigent Kirill Petrenko ein mit­
                          aus dem gekonnten Mix von Folk, Klassik und Jazz. Die                                   reißendes russisch-italienisches Programm mit Tenor
                          Isländerin Anna Gréta lässt sich von der nordischen                                     Jonas Kaufmann als Stargast. Sonores Fundament,
                          Natur und Melancholie ihrer Heimat zu nachdenk­                                         strahlende Höhe, intelligente Gestaltung: All das
                          lichen, mystischen Songs inspirieren. Ein ganz anderer                                  macht ihn zu einem führenden Sänger weltweit. Zu den
                          Sound kommt von der US-Amerikanerin Rhoda Scott,                                        weiteren Werken gehören berühmte Vorspiele der ita­
                          der »Grande Dame der Hammondorgel«. Vom legen­                                          lienischen Oper, Peter Tschaikowskys schwelgerisches
                          dären Count Basie entdeckt, steht ihre Musik in der                                     ­Capriccio Italien und die schönsten Nummern aus
                          Tradition von Hard Bob, Gospel und Soul.                                                 Sergej P­ rokofjews Ballett Romeo und Julia mit seiner
                                                                                                                   Mischung aus Brillanz und markanter Ausdruckskraft.
                          Fr  16.12.22 20 Uhr
Kadri Voorand             Kammermusiksaal                                          Jonas Kaufmann                 Do 29.12.22      20 Uhr
                                                                                                                  Fr  30.12.22     20 Uhr
                          Kadri Voorand Gesang und Klavier                                                        Sa 31.12.22      17:30 Uhr
                          Mihkel Mälgand Bass                                                                     Großer Saal
                          Anna Gréta Trio:
                          Anna Gréta Klavier und Gesang                                                           Berliner Philharmoniker
                          Johan Tengholm Bass                                                                     Kirill Petrenko Dirigent
                          Konrad Agnas Schlagzeug                                                                 Jonas Kaufmann Tenor
                          Rhoda Scott Duo:
                          Rhoda Scott Hammondorgel                                                                Karten von 58 bis 200 Euro
                          Julie Saury Schlagzeug
                          Céline Bonacina Saxofon

                          Karten von 15 bis 35 Euro

     18         Saison 2022/23                                                           19            Konzerttipps
Ticketverkauf

                                                                                               Hören
    online unter berliner-philharmoniker.de
   telefonisch unter +49 30 254 88-999
    Montag – Freitag 9 –16 Uhr
   an der Konzertkasse der Philharmonie
    Montag – Freitag 15–18 Uhr
    Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr

                                                                                               Sie doch,
                                                                                               was Sie

Impressum

Herausgegeben von der Berliner
Philharmonie gGmbH für die Stiftung
                                                  
                                                  Newsletter und Social Media

                                                      berliner-philharmoniker.de/newsletter
                                                      instagram.com/BerlinPhil
                                                                                               wollen!
Berliner Philharmoniker
Direktorin Marketing, Kommunikation und
Vertrieb: Kerstin Glasow
                                                      facebook.com/BerlinPhil
                                                      twitter.com/BerlinPhil
                                                      youtube.com/BerlinPhil
                                                                                               Mit unseren Flex-Paketen.
Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin
redaktion@berliner-philharmoniker.de

 Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.),       Bildnachweise: S. 7 Photo 12 / Alamy Stock
 Anne Röwekamp, Jochen Rudelt (texthouse)         Photo, S. 8 (o.) UtCon Collection / Alamy
 Mitarbeit: Stephan Kock · ­Einführungstexte:     Stock Photo, (u.) akg-images / TT News
 Oliver Hochkeppel · Artwork: Studio Oliver       Agency / SVT, S. 11 Silvio Magaglio,
­Helfrich · Layout: Stan Hema · Satz: Patrizia­   S. 14 Joanna Wizmur, S. 18 Anu Hammer,
 Monnerjahn                                       S. 19 (o.) Ari Magg, (u.) Gregor Hohen­
                                                  berg / Sony Music
                                                                                               Maßgeschneidert für den besten
An­­zeigen­­­vermarktung: Tip Berlin
Media Group GmbH, Michelle ­Thiede
                                                                                               Geschmack: Für Ihren.
t  +49 30 233 269 610
anzeigen@tip-berlin.de
                                                                                               Mit dem Flex-Paket drei, fünf, sieben oder
Programmheft Nr. 11, Saison 2022/23
                                                                                               neun Konzerte individuell kombinieren.
Einzelheftpreis: 3 Euro
Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin
Programm- und Besetzungsänderungen
vorbehalten

      20                 Saison 2022/23                                                                                berliner-philharmoniker.de/flex
Sie können auch lesen