INGO REGEL B i lder und Objekte - Steffen Balmer

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INGO REGEL B i lder und Objekte - Steffen Balmer
I N G O           R E G E L
B i l d e r   u n d   O b j e k t e
INGO REGEL B i lder und Objekte - Steffen Balmer
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:45 Uhr   Seite 1

                                                     Und daher sind jene allein unserer Sympathie würdig, die,
                                                          obgleich alle Veränderungen umsonst sind, doch die
                                                    Veränderungen wollen, - um das Veränderliche zu erhalten.

                                                                                                   Ludwig Hohl
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                                                    I N G O                   R E G E L

                                                    Wa n d e l b e i g l e i ch e n P r ä m i s s e n

                                                             Bilder         und      Objekte
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KatalogInnen6a   24.02.2004   15:45 Uhr   Seite 4

           ZEICHEN DER WANDLUNG                                      energische Aktion, die festgezurrt ist im Auf und Ab
           Über Ingo Regel                                           des formalen Musters.

                                                                     I n so einem formalen Verfahren wohnt ein ironi-
                                                                       scher Zug. Er schafft Distanz zu den Konflikten
                                                                     und Gefechten, die damals einzeln oder auch als
                                                                     lose Gruppe auszuleben waren. Diese Ironie ist ein

           A    nfang der 80er Jahre setzten sich wieder einmal
                jüngere Leipziger Künstler von ihren älteren
           Kollegen ab. Mit markantesten Positionen machten
                                                                     wesentlicher Zug von Regels Reflexionen in den
                                                                     80er Jahren und kann gewiss als repräsentativ für
                                                                     eine breite Schicht von Zeitgeist gelten. Das mit
           sich die Freunde Andreas Hanske, Ingo Regel und           einem politischen Hintergrund entstandene Porträt
           Akos Novaky bemerkbar. Miteinander verschwor sie          „Nicolai, der Strahlende“ ist ein direkterer Beleg
           das Connewitzer Klima, auch die Aversion gegen-           dieser ironischen Distanz.
           über politischen Gesten, natürlich die gegenseitige
           Wertschätzung, das gemeinsame Spiel und Eskapa-
           den.                                                      E   s besteht der Verdacht, dass Regels Distanzierun-
                                                                         gen damals nicht aus einer sicheren Position ent-
                                                                     standen. Er urteilt nicht aus Souveränität. Selbst das

           M      it einer Serie von gewissermaßen spiegelnden
                  Bildern gelang Regel damals so etwas wie ein
           implizites Manifest dieser jüngeren Künstler. Er malte
                                                                     „Ohr an der Wand“ 1987 geht zwar einerseits spie-
                                                                     lerisch frei mit der allgegenwärtigen Drohung und
                                                                     entsprechender Furcht vor diesem Mithören um,
           kämpfende Gestalten, die sich wie im Fechtduell           doch das Monströse ist nicht nur komisch. Denn die
           gegenüber stehen. Die Fechter sind vielfach durch-        Ausmaße dieses Wandobjekts vermittelt durchaus
           schnitten und unterbrochen. Die noch vorstellbaren        auch dämonische Züge. Solche Ungetüme sind nur
           Körper werden von geraden Linien zerfetzt. An den         als Illusion zu beherrschen. So changieren Regels
           Brüchen wechseln die bildlichen Ebenen und es tun         Arbeiten in diesen Jahren wohl öfter zwischen
           sich Durchblicke und Perspektivsprünge auf. Im            befreiender Distanzierung und Furcht vor eben der
           ganzen zersplitterte Regel aber die Figur nicht per se,   Erscheinung, die es zu distanzieren gilt.
           wie seit der klassischen Avantgarde üblich. An den
           harten Schnitten schienen die - allerdings figurativ
           noch weitgehend intakten, sogar psychisch zu klas-
           sifizierenden – Mitspieler gespiegelt. Implizit mani-
                                                                     S    elten konnten Regels große Papierobjekte über-
                                                                          haupt gezeigt werden, niemals leider in der
                                                                     Bedeutung, die sie verdient hätten, zusammen als
           festiert das die Notwendigkeit dieser Generation,         bemerkenswerte Werkgruppe. Was spätere Serien
           sich an der Gegenständlichkeit der Lehrer zu reiben,      der berühmten „Zeichen“ als Figur durchspielen, ge-
           sich freizuschwimmen davon, wie es heißt.                 schieht bei den Kasein- und Papierobjekten, mit Holz
                                                                     stabilisiert, im Material: die additiven Ausbauten, die

           R    egels etwas später entstandener „Springender“
                agiert anmutend gestisch. Weit greift ein Arm im
           rechten Winkel über den Kopf, aber die Richtungen
                                                                     faltige Haut des geklebten Papiers behalten die Erin-
                                                                     nerung an das Werden, die Entstehung der Form
                                                                     (und ihre Brüchigkeit), also die Veränderung. Diese
           sind vage. Die für Ingo Regel einige Jahre später so      Gebilde sind nicht unveränderlich fertig, und sie
           charakteristischen schmalen Bänder überziehen             müssen repariert werden, etc. Etwas ist in ihnen
           schon dieses Bild. Brüchige, aber strikte Konturen        auch eingepackt, sie sind nicht vollplastisch, son-
           festigen die Figur. Wiederholt suggeriert das Sujet       dern für eine Ansicht gemacht. Kurz, diese Objekte
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                  enthalten eine Option, sie sind Verpuppungen, aus        des ganzen Holzes und nicht in ihm geschnitten,
                  denen dies oder jenes sich bilden kann.                  und kombinierte sie vielmals. Schritt auf Schritt
                                                                           wurde mit zuweilen einem knappen Dutzend

                  D     er Maler forciert sie in grellen Farben. Höhe-
                        punkt dieser Seite von Regels Arbeit sind viel-
                  leicht die „Salome“, die ihre Exaltation deutlich aus-
                                                                           Druckschritten Stück für Stück hinzugesetzt, in jeder
                                                                           Druckstufe ein Original. Wie bei den „Kokons“ lebt
                                                                           der Künstler als Drucker also ganz in der Weiter-
                  lebt, und die unglückliche „Stele“. Der eher an Don      arbeit, im Verwandeln des Ergebnisses. Neben- und
                  Quichotte als an Minotaurus erinnernde „Stier“ ist       übereinander sind nur zwei Möglichkeiten der
                  sowohl der groteske Höhepunkt der Wandobjekte            gleichen Lust.
                  als auch späte Wiederaufnahme eines in den ersten
                  Jahren so exzessiv betriebenen Themas. Entsteht die
                  Karikatur auch aus dem letzten Grund? Viele Jahre
                  lang hat Ingo Regel intensiv im Verein „Mobiles
                                                                           I  n den letzten Jahren hat wohl die Collage diese
                                                                              Leidenschaft Ingo Regels übernommen, die Ober-
                                                                           flächen seiner Blätter haptisch reich und diffizil zu
                  Büro für Erdangelegenheiten“ mitgearbeitet. Daraus       machen. Ausgangsmaterialien, früher ausschließlich
                  ergaben sich einige Aktionen und Installationen, in      aus formalen Gründen ausgewählt und frei von jed-
                  denen ganz direkt die erdnahen Materialien domi-         weder eigenen Abbildung, können nun auch Foto-
                  nierten. Ähnlich setzt sich der „Erdkokon“ zusam-        grafien und Zeitungsausschnitte sein.
                  men, Lehm und Stroh. Nun also ist der Kokon so
                  benannt, etwas „gärt“ und verwandelt sich.
                                                                           ZEICHEN ERFINDEN UND
                                                                           VERWANDELN
                  DELIKATE HAUT

                  S   chon in den Anfangsjahren hat Ingo Regel die
                      Oberflächen seiner farbstarken Papiere sandig
                                                                           V     iele Jahre konnte man Ingo Regels Arbeit faszi-
                                                                                 niert verfolgen, wie er im weiten Sinne „Zei-
                                                                           chen“ erfand. Der Übergang zu dieser Methode im
                  aufgerauht. Viele Monate ging sozusagen, das heißt       letzten Drittel der 80er Jahre ist gut sichtbar an
                  übertrieben, nichts aus dem Atelier, auf das nicht ein   einem Hauptwerk des Künstlers, das auch zu den
                  halbes Kilo Sand geklebt war. Etliche der Mythen-        wichtigsten Bildern der endenden DDR gezählt
                  Kämpfe mit dem Lieblingshelden Minotauros sind           werden muss, dem „Knochentriptychon“. Es ist nicht
                  nach Mal-Schlachten schließlich als dicke Farb-          das Werk, in dem Regel diese Entwicklung vollzog,
                  schichten zur Ruhe gekommen. Als Regel dann im           das geschah schon kurz davor, doch das Knochen-
                  Atelier in der Windmühlenstraße begann, an einer         bild zeigt die verschiedenen Stufen des Figürlichen
                  kleinen Handmaschine selbst zu drucken, erschloss        unmittelbar vor der Regelschen Zeichenmanie
                  er dieser Lust auf die sinnliche Haut der Papiere        zusammen mit einem für die folgende Zeit charak-
                  ungemein vielfältige Spielräume. Würde man damit         teristischen Zeichen.
                  nicht ein vergleichsweise nebensächliches Moment
                  der Künstlerexistenz zu sehr hervorheben, so müsste
                  gesagt werden, dass die größte Faszination Ingo
                  Regels darin besteht, wie er Monotypien von den
                                                                           A   ls auf merkwürdige Weise die Hierarchie und
                                                                               das Pathos der klassischen Triptychonformel
                                                                           verweigernde Bild kombiniert drei gewichtige rötli-
                  verschiedensten Oberflächen druckt. Er schnitt oft       che Figurationen. Unten rechts das summarische
                  kleine Platten aus, deren Holzmaserung gegebenen-        Kreuz aus Knochen. Es sind bereits zum Zeichen
                  falls ihren Part leistet, druckt dann also die Umrisse   Knochen stilisierte Formen mit den charakteristischen
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           Endverdickungen. So ist die Ahnung an das Faktische        ikonisch (und nicht arbiträr) erfindet. Ihre Bedeutung
           – abgenagtes früheres Leben – reduziert. Gleichzeitig      ist also sinnlich erschlossen und erschließbar.
           übermittelt die gekreuzte Anordnung auch etwas wie
           entschlossenen Piratengeist, sie ist gefährlich jeden-
           falls. Der Druck der Formen im Rahmen, dessen
           Seiten sie bedrängen, dessen Diagonalen sie aus-
                                                                      D     ie merkwürdigen, ein wenig auch an aufrechte
                                                                            Figuren erinnernden Wesen (schon diese Be-
                                                                      nennungen interpretieren das Zeichen) aus Zinken
           spannen, kommt hinzu. Auf der Leinwand links               (oder Antenne?) und Kopffüßler mit Hut in „Tod und
           gegenüber ist die aggressive Form wohl schon etwas         Leben“ führen formal den Dialog von Zu- und Ab-
           vermittelter, sie hat U-Boot oder Visier als visuelle      wendung, Offenheit, die angreift, Geschlossenheit,
           Basis. Ganz ins freie Zeichen verwandelt, das nur im       die sich entzieht, ohne dass je konkrete Partner und
           Verbund des Knochentriptychons noch figürlich zu           Situationen genannt werden könnten, die zu verall-
           lesen ist, erscheint das dritte Bild. Ein breiter verti-   gemeinern sind. Diese erst geborenen Zeichen, die
           kaler Streifen verbindet den Knochen und eine              sich im folgenden Leben unter Umständen zum eige-
           segelartige Form, der sich Regel in den anschließen-       nen Erstaunen ganz verändert wiederfinden, bergen
           den Jahren ausgiebig widmete. Im Dreischritt also          das notwendige Quantum an Geheimnis, das Kunst
           bietet das Triptychon die Spanne zwischen Anschau-         fast immer sehr gut bekommt.
           lichkeit in einer halbwegs realen Form und in einer
           erfundenen. Jede Form hat ihren Erfahrungsgrund,
           aber so intensiv verändert gewinnt die ikonische
           Mitteilung an jenem viel beschworenen Unbe-
                                                                      I n den vielen weiteren Zeichenabwicklungen und
                                                                        Wiederanknüpfungen an frühere Zeichen, Kombi-
                                                                      nationen untereinander und so weiter über wohl fast
           schreibbaren von Bildern.                                  das ganze Jahrzehnt der 90er stehen dann nicht
                                                                      mehr ein Zeichen oder mehrere frei oder verbunden

           D     er nächste Schritt ist folgerichtig: In „Tod und
                 Leben“ (1988) stehen zwei Zeichen vor einem
           metaphysischen Grund, dessen Unbestimmtheit den
                                                                      im Bild, sondern die Transformation eines oder meh-
                                                                      rerer Zeichen ist das Bild – es erfasst die gesamte
                                                                      Fläche, betreibt eine „Transformation des Kreuzes“
           Anspruch der Zeichen auf Bedeutung isoliert und sie        oder einer anderen Form. Mitunter ging Regel in
           als Duo bestärkt. Diese sogenannten Zeichen, muss          beeindruckenden Blättern damit auch in die Nähe
           hier einmal gesagt werden, wären im Sinne der Zei-         des Surrealismus nach dem zweiten Weltkriegs, wie
           chentheorie gewissermaßen als „neue“ Zeichen zu            im „Getriebe“. Ingo Regel hat parallel zu den be-
           bezeichnen.                                                schriebenen Verfahren aus Zeichen und Geheimnis
                                                                      auch in den 90ern vor allem mit dem Tuschepinsel

           D     enn ihre Bedeutung ist nicht klar vereinbart, sie
                 ist je nach Wahrnehmung subjektiv. Sie sind
           nicht Funktion eines zu Bezeichnenden, sondern
                                                                      immer wieder beeindruckend „realistisch“ gearbeitet.
                                                                      Die Serien mit „Adlern“ unmittelbar nach der Wie-
                                                                      dervereinigung oder mit „Bunkern“ sind auch zeitge-
           umgekehrt dessen Voraussetzung, weil Erfindung des         schichtlich bemerkenswerte Blätter.
           Künstlers. Erst im Anmuten und längeren Anschauen
           bekommen diese Zeichen ihre Bedeutung – freilich
           sind sie Ergebnis schon des Künstlers – also schon         DAS GEHEIMNIS WAHREN
           Zeichen von dessen bildnerischer oder visionärer
           Arbeit. Erwähnenswert ist außerdem, dass Regel
           selbstverständlich seine Zeichen, bleiben wir bei
           „Tod und Leben“, strikt und höchst sinnlich, nämlich
                                                                      L  ängere Zeit stellte Ingo Regel nach früherer Lek-
                                                                         türe ab Mitte der 90er Jahre seine Blätter und Bil-
                                                                      der unter das Motto Der „Garten der Pfade, die sich
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                  verzweigen“. Eine Ausstellung trug auch diesen          WANDEL BEI GLEICHEN PRÄMISSEN
                  Titel. Anregungen der Literatur hat Regel regelmäßig
                  in überraschenden Lösungen verarbeitet. Anderthalb
                  Jahrzehnte lang haben der Argentinier Jorges und
                  Gottfried Benn – schließlich mit dem Buchprojekt
                                                                          Z    wischen maskenhaften Indizien in gewissen
                                                                               Schwüngen und in physiognomisch abstrahie-
                                                                          renden Zeichen einerseits und den „Masken“ ande-
                  für Faber & Faber – die vielleicht kräftigsten Spuren   rerseits ist der Übergang fließend. Zweifellos ging
                  hinterlassen. Die Erzählung von Borges um den           Regel den eigenen Weg ein Stück zurück: Hatte er
                  Meisterspion und wie Regel sich wieder und wieder       vom strahlenden Nicolai aus das sogenannte Figür-
                  ihrer Atmosphäre, dem Garten als Ordnung, dem           liche stärker reduziert, so baute er die freien Zei-
                  unwägbaren Spiel zwischen Wissen und Ahnen, den         chen einige Jahre später wieder zu ausgesprochen
                  Spuren und der Indiziensuche widmete, illustriert       fixierten Maskengesichtern zusammen und malt
                  aufs Beste, was das Ideal dieses Künstlers hinsicht-    neuerdings auch wieder geschlosseneren Umrisse
                  lich der Aura, der Ahnung seiner Arbeiten ist. Sie      ganzer Figuren. Die 1988er „Vogelmaske“ beispiels-
                  bestätigt ebenfalls den Sinn der Abstraktion, die –     weise charakterisiert der genannte Zeichencharakter,
                  und dass muss immer wieder hervorgehoben wer-           in ihr verbindet sich das formal abstrakte Vokabular
                  den – das Sinnhafte nicht aufgibt im Sinnlichen. In     mit den reduzierten physiognomischen Merkmalen
                  den Collagen von 1994 lässt sich auch in ihrer star-    und nimmt die ganze Fläche des Blattes ein. In den
                  ken Verkürzung die Dualität aus Ahnung und Strate-      Collagen Richtung Jahrtausendwechsel begegnet uns
                  gie, zwischen denen der Erkenntnissicherheit erstre-    wieder das festere Antlitz. Allerdings trifft die Unter-
                  bende Spion zerrieben wird, ausmachen.                  scheidung in einerseits und andererseits nur die Hälf-
                                                                          te: denn in beiden Gewichtungen – stärker zeichen-

                  I  n diesen Zusammenhang gehört eine weitere,
                     etwas später begonnene große Serie, die „Werk-
                  stücke für eine Séance“. Die Säbel und Kronen, Kas-
                                                                          haft, stärker figurativ – überzeugt Regel mit einem
                                                                          untrügbaren Grund, jede seiner Formen hat einen
                                                                          festen visuellen Anker, mal fern, mal nah, selten kon-
                  perköpfe und Segeltücher – jede Benennung inter-        kret, gern geahnt.
                  pretiert eine abstrahierende Form, ein Zeichen – tau-
                  meln mal harmonisch weich, mal verqueren sie sich
                  hart im Geviert. Mit jedem Element im Kreisel der
                  Séance, mit jedem Zeichen rauscht neuer Geist
                                                                          D      er Grad der Verhakung noch des freiesten Zei-
                                                                                 chen mit bildlicher Erfahrung ist einer der
                                                                          singulären Momente dieses Künstlers. Regel hatte
                  heran und raunt, aber sie heben sich nicht auf, sie     sich anfangs schnell freigemacht von den Leipziger
                  sind einzeln und individuell verschieden, die Einzel-   Verhältnissen im negativen Sinne. Er hat dann über
                  stimmen sind nicht Chor, sondern treten als Solisten    viele Jahre die freie, andeutungsweise Beziehung
                  auf. Nur in seltenen Ausnahmen heben die Zeichen        zur realen Bildlichkeit durchgespielt. Diese formal
                  ab zum Zeichentanz und verlieren dabei an Sub-          avancierte Kunst kann sich auf ein enges Verhältnis
                  stanz, in dem sie nur noch den Gesten des Malers        zum Bildsinn verlassen. Wenn die Form stark genug
                  gehorchen, der sie lediglich als Material benutzt, um   ist, kommt die Bedeutung ganz von allein.
                  Linien auf dem Feld eben tanzen zu lassen. Übli-
                  cherweise aber ließ und lässt Ingo Regel formal
                  nichts Rauschen, weil er sinnhaft das Raunen der                                       Dr. Meinhard Michael
                  einzelnen Stimmen erhalten will, das Geheimnis.
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                                                    Springender* 1986
                                                    Mischtechnik auf Papier auf Hartfaser, 123 x 158 cm
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                                                     Nicolai, der Strahlende* 1987
                                                     Acryl auf Leinwand, 140 x 120 cm
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                                                     Vogelmaske 1988
                                                     Eitempera auf Leinwand, 110 x 100 cm
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                                                     Das Ohr an der Wand 1987
                                                     Kasein, Latex, Graphit auf Papier auf Pappmache/Holz,
                                                     148 x 114 x 34 cm
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                                                     Salome 1987
                                                     Kasein, Latex, Graphit auf Papier auf Pappe/ Holz, 210 x 110 x35 cm
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                                                     a. d. Folge: Masken 1988
                                                     Eitempera auf Leinwand, 140 x 140 cm
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                                                     o. T. 1989
                                                     Kasein auf Papier, 103 x 73 cm
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                                                     Tod und Leben 1988
                                                     Acryl auf Leinwand, 140 x 130 cm
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                                                     Knochentriptychon* 1989
                                                     Eitempera , Acryl auf Leinwand, 280 x 280 cm
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                                                     Flotzmaul 1990
                                                     Kasein, Ölkreide auf Papier auf Pappe/ Holz, 180 x 130 x 25 cm
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                                                     Stele 1991/93
                                                     Tusche, Graphit, auf Papier auf Pappe/ Holz, 240 x 98 x 30 cm
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                                                     Tanz 1991/ 94
                                                     Mischtechnik auf Leinwand, 190 x 165 cm
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                                                     Getriebe 1991/ 92
                                                     Mischtechnik, Collage auf Leinwand, 250 x 320 cm
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                                                     Erdkokon 1992
                                                     Holz, Stroh, Lehm, Bindemittel, Kunstfestival: „Übergriff“, Leipzig
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                                                     Stier 1992
                                                     Kasein, Ölkreide auf Seidenpapier auf Holz, 340 x 180 x 10 cm
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                                                     o. T. 1992/ 95
                                                     Mischtechnik, Lehm, Collage auf Leinwand, 200 x 200 cm
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                                                     a. d. Folge: zu Morgue von G. Benn, 1993
                                                     Kasein, Tusche, Goldbronze, Lehm, Collage auf Leinwand, 150 x 120 cm
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                                                     a. d. Folge:
                                                     Der Garten der Pfade, die sich verzweigen 1* 1984
                                                     Collage, Asche, Bindemittel, Pigment auf Leinwand,
                                                     100 x 100 cm
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                                                     a. d. Folge:
                                                     Der Garten der Pfade, die sich verzweigen 2 1984
                                                     Collage, Asche, Bindemittel, Pigment auf Leinwand, 100 x 100 cm
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                                                     Im Gegeneinander vereint 1* 1995
                                                     Monotypie, Ölkreide auf Bütten, Papiergröße: 80 x 50 cm
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                                                     Im Gegeneinander vereint 2 1996
                                                     Monotypie auf Bütten, Papiergröße: 80 x 50 cm
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                                                     Maskentrio 1997
                                                     Collage, Gouache auf Papier, 73 x 61 cm
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                                                     Mimen 1998
                                                     Collage, Tusche, Monotypie auf Papier, 73 x 102 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 32

                                                     Wächter 3 1999
                                                     Collage, Monotypie auf Pappe, 70 x 45 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 33

                                                     Magischer Handschuh 2000
                                                     Monotypie, Ölkreide auf Bütten, Papiergröße: 80 x 50 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 34

                                                     a. d. Folge: Die wundersame Kunst einer Katze
                                                     Der Schatten 2002
                                                     Collage auf Monotypie auf Bütten, Papiergröße: 50 x 80 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 35

                                                     Schiffbruch des Odysseus 2002
                                                     Gouache auf Papier, 61 x 86,5 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 36

                                                     o. T. 2001
                                                     Collage, Gouache auf Papier, 150 x 106 cm
KatalogInnen6a   24.02.2004   15:46 Uhr   Seite 37

                                                     Tanzender Derwisch* 2002
                                                     Collage, Gouache auf Papier, 150 x 106 cm
KatalogInnen_QXP6   03.03.2004   16:45 Uhr   Seite 38

           KURZBIOGRAFIE                                                                              4
                                                                  Künstlerbücher und Grafik 1995 ARTCO-
                                                                  Galerie, Leipzig: „Der Garten der Pfade, die sich
           4                                       4
            1951 in Kiebitz/ Sachsen geboren  1952 Über-        verzweigen“ (PA)  Frankfurter Buchmesse 1995  4
                                         4
           siedlung nach Greifswald 1970 Abitur  1970-4         Grafikmesse Dresden Kunst 95, Zürch 1996   4
                           4
           71 Armeezeit  1972 Übersiedlung nach Leipzig          Hotel Atlantis, Leipzig/ Wachau  Kunst 96, Zürich
           4
            1972-77 Studium Malerei und Grafik an der            4
                                                                   1997 Regierungspräsidium Leipzig (PA)  Cine
           Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei        Impuls TV, Leipzig (PA)  ARTCO-Galerie, Leipzig:
           den Professoren Hans Mayer-Foreyt, Rolf Kuhrt und                                              4
                                                                  Fundus “art multiple“, Düsseldorf1998 ARTCO-
                       4
           Arno Rink  seit 1977 freischaffend in Leipzig tätig   Galerie, Leipzig  Sommercollektion “art multiple“,
                                                                                4
                                                                  Düsseldorf1999 “Aufstieg und Fall der Moderne“,
                                                                  Weimar  “Kontinuität und Veränderung“, Leipziger
           AUSSTELLUNGEN                                                 4                            4
                                                                  Kunst 1989-1999, Leipzig 2000 25. Leipziger
                                                                  Grafikbörse, Leipzig, Dresden, Coburg, Brüssel 
           4
            1978-85 Bezirkskunstausstellungen, Leipzig                                       4
                                                                  Kunstmarkt Dresden 2001/2 26./27. Leipziger
           4
            1981 Galerie “Junge Kunst“, Frankfurt/O. Galerie     Grafikbörse, Leipzig, Dresden, Nürnberg
                                     4
           “Barbakane“, Leipzig  1983 Galerie “Am Körner-
                                               4
           platz“ Galerie Eigen+Art, Leipzig  1985 Galerie
           “K. u. L.“, Bruck/Mur, Österreich (PA)  Galerie       KUNSTAKTIONEN UND KUNST-
           “Theaterpassage“, Leipzig (PA)  Galerie “Barba-       FESTIVAL
                                 4
           kane“, Leipzig (PA) 1986 Lindenaumuseum,
                                                4
           Altenburg  Leipziger Grafikbörse  1987 Galerie           4
                                                                  Seit 1990 Teilnahme an zahlreichen Kunstaktio-
           “Eigen+Art“, Leipzig (PA)  Leipziger Grafikbörse      nen und Kunstfestivals, insbesondere des “Mobilen
           4                                   4
            1988-92 Leipziger Bildermesse 1989 “Hundert         Büros für Erdangelegenheiten“, e.V. im öffentlichen
           Ausgewählte Grafiken“, Berlin  “Offenes Atelier“,                  4
                                                                  Stadtraum 1990 1. deutsch-deutsches Kunstfesti-
                        4
           Leipzig (PA) 1990 Kunstverein Haimhausen /b.                                              4
                                                                  val, “Dazwischen“, Leipzig 1990/91 “Kunstaktion
           München (mit A. Hanske, A. Novaky, R. Faber)                        4
                                                                  für Leipzig“ 1992 Kunstfestival, “Übergriff“,
                                              4
           “Klang und Farbe“, Oper Leipzig1991 “Arche“,          Leipzig  Kunst-Aktions-Woche: “Frei-Land-Haus“,
           Leipzig, Hannover, Frankfurt/ M.  “galerie ephe-      Leipzig (Mobiles Büro für Erdangelegenheiten e.V.
           mere“, Universität Leipzig  “Farbtöne“, Oper                             4
                                                                  und Boot e.V. ) 1993 “Street Art Treptow“, Berlin
           Leipzig  Galerie „Armarium“, Leipzig (PA) 1992 4     4
                                                                   1995 Kunstfestival, “Übergriff“, Leipzig 20004
           Kunstfestival “Ta-Ta-West“, Köln  Frankfurter         Kunstaktion, “Überfahrt“, Lübeck
           Buchmesse “erdhimmel - oben und unten” 
           Museum der Bildenden Künste Leipzig (mit A.
           Hanske u. A. Novaky)  “Craft Today USA“,              PLEINAIRS
           Grassimuseum Leipzig  Kunstsammlung Tumulka
           GmbH, München  Griffelkunst, Hamburg  Gra-           4                               4
                                                                   1977 Bydgosz, Polen 1979 Boschenzi,
                                                        4
           fikmesse Leipzig “Globus Galerie“, Leipzig 1993                   4
                                                                  Bulgarien1991 Plastik/Pleinair, Borsdorf/b.
           “art multiple“, Düsseldorf  Frankfurter Buchmesse     Leipzig
            Globus Galerie, Leipzig: Objekte und Bilder zu

           G. Benn (PA)  ARTCO-Galerie im Depot, Leipzig:
           “Urschamanische Zeichen“ (PA)  Galerie Barba-
           kane, Leipzig: “Objekte im Raum“ (mit M. Roloff
                               4
           und J. G. Pfuhler)1994 “art multiple“, Düsseldorf
            Kunstlandschaft in Sachsen, Schloß Dresden 

           Grafikmesse Dresden Schloßpavillon Ismaning:           *PA = Personalausstellung
KatalogInnen_QXP6    03.03.2004   16:46 Uhr   Seite 39

                    ARBEITEN FÜR THEATER                                  ILLUSTRATIONEN
                    4
                     1993 Bühnenbild für “Kopf oder Zahl“, Poetisches    4
                                                                           1993 Buchillustration Orginalgrafische Bücher zu
                    Theater, Leipzig (Ev Schreiber)  Szenenbild für      “Morgue“, von Gottfried Benn, Verlag Faber&Faber,
                    “Die Nacht kurz vor den Wäldern“, Poetisches                  4
                                                                          Leipzig 1995 Die Grafischen Bücher, Supplement-
                                                         4
                    Theater, Leipzig (B.-Marie-Koltes) 1994 Bühnen-      band 1, Illustration zu “Das Testament des Odysse-
                    bild für “Der Henker von Breszia“ (Hugo Ball),        us“ (Walter Jens), Verlag Faber&Faber, Leipzig
                                               4
                    Poetisches Theater, Leipzig 1995 Szenenbild für      4
                                                                           1999 Illustration für Commen Sense 1999, Edition
                    “Mommsens Block“ (Heiner Müller), Poetisches          Augenweide
                                   4
                    Theater, Leipzig 1996 Bühnenbild für “Scherben“
                    (Arthur Miller), Poetisches Theater, Leipzig

                    DAUERAUSSTELLUNG
                    4
                     1998 Zeitgenössische grafische Folgen, Sammlung
                    Vogel C.+C., Hamburg, Prora/Rügen

                    IMPRESSUM
                    © 2004 Ingo Regel
                    Katalogtext: Dr. Meinhard Michael
                    Fotos: Mathias Hildebrand, Leipzig  Peter Schüler, Leipzig
                    Gesamtgestaltung: Steffen Balmer, Leipzig

                    Allen, die so engagiert am Zustandekommen des Kataloges mitgewirkt haben, gilt mein herzlicher Dank.
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