Kinder- und Jugendarbeit - Partner für Bildung - Deutsche ...
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Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland Für die Bildung unverzichtbar Ob Integration und Inklusion, Ganztagsausbau oder Digitalisierung – die Aufgaben, die Schulen als zentrale Bildungsorte heute bewältigen sollen, sind extrem umfangreich. Die Bildung und Ausbildung junger Menschen fordert hohen Einsatz und spezielle Fähigkeiten. Diese nur von den Verantwortlichen in der Schule – Leitung, Lehr- und gegebenenfalls weiteren Kräften – zu verlangen, ist unrealistisch. Und auch nicht notwendig, denn Kinder und Jugendliche erfahren Bildung an unterschiedlichsten Orten und auf vielfältige Weise. Das heißt: Die Schule muss nicht alle Bildungsarbeit leisten, aber auch nicht die erziehenden Eltern allein. Auch Bibliotheken und Jugendklubs, Musikschulen oder MakerSpaces vermitteln Kindern und Jugendlichen tagtäglich wertvolles Wissen. Für die Deutsche Telekom Stiftung findet gute Bildung deshalb in einem umfassenden Bildungs-Ökosystem statt: Schulen gehören ebenso dazu wie außerschulische Akteure. Ein solcher Akteur ist die Kinder- und Jugendarbeit. Mit Einrichtungen aus diesem Umfeld arbeitet die Telekom-Stiftung unter anderem in ihren Vorhaben „Ich kann was!“ und „GestaltBar – die digitale Werkstatt“ zusammen. Aus diesen Kooperationen wissen wir, dass Zusammenarbeit besonders dann gelingt, wenn die Partner einander gut kennen und auf Augenhöhe miteinander umgehen. Was macht den Bildungsakteur Kinder- und Jugendarbeit aus und welche Rolle spielt er im gesamten Bildungs-Ökosystem von Kindern und Jugendlichen in Deutschland? Wie wirkt er mit Schulen zusammen? Mit welchen Herausforderungen sieht er sich konfrontiert? Und was ist zu tun, um diese zu bewältigen? Die Deutsche Telekom Stiftung stellt sich diesen Fragen und möchte zu einer vertiefenden Diskussion der Antworten einladen, die sie in diesem White- paper zusammengestellt hat. 2 Deutsche Telekom Stiftung April 2021
KINDER- UND JUGENDARBEIT „DIE KINDER- UND JUGENDARBEIT IST EIN BILDUNGSAKTEUR MIT BESONDEREN KOMPETENZEN: NAH AN DER LEBENSWIRKLICHKEIT JUNGER MENSCHEN, OFFEN ZUM AUSPROBIEREN UND ENTDECKEN EIGENER STÄRKEN, SOGAR ZUM SCHEITERN. UND DAS ALLES FREI VON LEISTUNGSDRUCK. DAS SIND LERNG ELEGENHEITEN, DIE DIE DEUTSCHE BILDUNGSL ANDSCHAFT DRINGEND BRAUCHT.“ Thomas de Maizière, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom Stiftung Kinder- und Jugendarbeit – wovon reden wir? Die eine Kinder- und Jugendarbeit gibt es laut Statistischem Bundesamt 24.323 die- Veranstaltungen und Projekte, also punk- nicht – dafür ist dieser Teilbereich der Kinder- ser Angebote für prinzipiell alle Kinder und tuelle, zeitlich begrenzte Angebote, von und Jugendhilfe zu vielfältig. Was aber alle ihre Jugendlichen – davon 19.730 einrichtungs- denen es laut Statistischem Bundesamt Angebote eint, sind zentrale Prinzipien wie bezogene und 4.593 mobile. 2019 insgesamt 105.864 gab.2 die grundsätzliche Offenheit für alle Kinder und Jugendlichen, Orientierung an ihren Inter- ruppen- oder verbandsbezogene Ange- G Die verschiedenen Bereiche überschneiden essen und Bedürfnissen, die Freiwilligkeit zur bote von Jugendorganisationen mit unter- sich allerdings: So betreiben etwa viele Teilnahme sowie Selbstorganisation und Parti- schiedlichsten inhaltlichen Schwerpunk- Jugendverbände schon lange eigene Einrich- zipation der jungen Menschen. Das Statisti- ten und Wertorientierungen wie christliche tungen und machen offene Angebote. Und es sche Bundesamt unterscheidet drei Arten von Jugendverbände, Jugendorganisationen kommen stetig neue Angebote und Anbieter Angeboten:1 politischer Parteien, Vereine junger Migran- hinzu, etwa mit digitalen Inhalten wie Robotik ten, aber genauso Pfadfinder, Jugendfeu- oder Programmieren, wodurch das Feld zuneh- Offene Angebote in wohnortnahen Ein- erwehr, Naturschutzjugend oder Deutsche mend vielfältiger, aber auch unübersichtlicher richtungen wie Jugendtreffs, Jugendklubs, Sportjugend. 2019 gab es 26.475 gruppen- wird. Jugendzentren oder auch durch mobile, bezogene Angebote. aufsuchende Einrichtungen. 2019 gab es Deutsche Telekom Stiftung April 2021 3
Was Kinder- und Jugendarbeit als Lernort leistet Der Bildungsauftrag der Kinder- und Jugendarbeit ist gesetzlich verankert. Paragraph 11 des Sozialgesetz buches VIII nennt ihn an erster Stelle der Aufgaben: „Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören: 8 -10 der Teenager besuchen % 1. außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, mindestens einmal wöchentlich politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, ein Jugendzentrum. 7 naturkundlicher und technischer Bildung [...]“ Und dass die Kinder- und Jugendarbeit diesen Auftrag erfüllt, wird regelmäßig auf politischer Ebene besprochen Orte für mehr Bildungsgerechtigkeit und auch offiziell bestätigt. So weist das Bundesjugendku- ratorium auf ihre Rolle als „Gegengewicht zu Schule und zu Eine große Stärke der Kinder- und Jugendarbeit ist es, dass kommerziellen Freizeitwelten“ hin, wo Kinder und Jugend- sie gerade für diejenigen ein zentraler Lern- und Erpro- liche „Möglichkeitsräume für selbst gestaltete vielfältige bungsort ist, die sich in der Schule schwertun. Beson- Lern- und Bildungsprozesse“ finden.3 Der 15. Kinder- und ders gut gelingt dies der offenen Kinder- und Jugendar- Jugendbericht betont, dass die Kinder- und Jugendarbeit beit: „Jugendzentren sind offensichtlich ein Angebot, das „jungen Menschen Orte, Gelegenheiten und Möglichkeiten Jugendlichen mit niedrigerer formaler Bildung ein breites bietet, in denen sie ihre Freizeit-, Gesellungs- und Bildungs- Spektrum informeller Bildungsmöglichkeiten bietet. […] Die bedürfnisse unter Gleichaltrigen zu realisieren suchen […] offene Jugendarbeit ist ein Angebot, das es im Gegensatz Sie stellt zudem einen Ort dar, an dem sich Kinder und zu den meisten Typen verbandlicher Jugendarbeit schafft, Jugendliche Kompetenzen aneignen, sich ihre Lebenswelt Personen mit weniger Bildungsressourcen zu erreichen.“ 8 erschließen und sich mit ihr auseinandersetzen.“4 Damit trägt die Kinder- und Jugendarbeit zu mehr Chancen- In Abgrenzung zum formalen Lernen in der Schule werden gerechtigkeit bei, an der es in Deutschland nach wie vor die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit gemeinhin dem mangelt. Neben positiven Entwicklungen in dieser Hinsicht nonformalen Lernen zugeordnet.5 Und aus dieser Pers- hält der Bildungsbericht 2018 fest: „Nicht alle Kinder, pektive wirkt die Typisierung auch zutreffend: „[Es] handelt Jugendlichen und Erwachsenen kommen mit dem Trend zur sich [in der Kinder- und Jugendarbeit, Anm. d. Verf.] eher steigenden Bildungsbeteiligung mit. Es bleibt eine große um offene Lernwelten als um strukturierte Lernorte. Im Zahl an Personen mit geringen Bildungserfolgen. […] Als Vergleich zum schulischen Unterricht sind die Lern- und besonders bedeutsam erweist sich dabei nach wie vor die Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit durch Herkunft, bei der meist sozioökonomische und migrations- einen hohen Anteil an freiwilligen, selbst organisierten bezogene Problemlagen zusammenfallen.“ 9 Schlechtere Aneignungsprozessen aufseiten der Jugendlichen geprägt. Startchancen haben hierzulande knapp 28 Prozent aller Die erfolgreiche Bewältigung der Lern- und Bildungspro- Minderjährigen, das sind 3,6 Millionen Kinder und Jugend- zesse wird nicht formal geprüft und eröffnet keine Berech- liche – sei es, weil ihre Eltern nicht erwerbstätig sind, ihre tigungen auf weitergehende Karrieren innerhalb des Eltern keine abgeschlossene Berufsausbildung haben oder Bildungssystems.“6 Gerecht wird die Eingrenzung auf den weil sie in Armut leben oder davon bedroht sind.10 Die enge Begriff des nonformalen Lernens der Bildungsrealität vor Verknüpfung mit dem Bildungserfolg hat Folgen: 2018 etwa Ort jedoch nicht. Denn es finden sich in der Kinder- und verließen sieben Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Jugendarbeit sehr wohl auch stark formalisierte Kursange- wenigstens einen Hauptschulabschluss. Das waren konkret bote. Beispiele hierfür sind Aus- und Weiterbildungen in knapp 54.000 junge Menschen mit geringen Aussichten Verbänden wie Jugendrotkreuz oder Jugendfeuerwehr oder auf dem Ausbildungs- und Stellenmarkt.11 2018 hatten über Schulungen für ehrenamtlich Mitarbeitende und Zertifizie- zwei Millionen der 20- bis 34-Jährigen in Deutschland – rungen von Lern- und Bildungserfahrungen wie die Jugend- 14,4 Prozent – keinen Berufsabschluss.12 leitercard „Juleica“. Zugleich finden in der Kinder- und Jugendarbeit vielfältige informelle Bildungsprozesse statt. So zeigt sich an dieser Frage abermals, wie schwer das Feld in seiner Vielfalt zu fassen ist. „WIR GEBEN ALLEN KINDERN UND JUGENDLICHEN GLEICHE BILDUNGSCHANCEN.“ aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode 4 Deutsche Telekom Stiftung April 2021
KINDER- UND JUGENDARBEIT „BILDUNG IST DER UMFASSENDE Umso mehr braucht es Orte für mehr Chancengerechtig- PROZESS DER ENTWICKLUNG UND ENTFALTUNG keit, wie die Kinder- und Jugendarbeit sie bietet. Wo junge DERJENIGEN FÄHIGKEITEN, DIE MENSCHEN Menschen unterschiedliche Lernanreize bekommen, sich IN DIE LAGE VERSETZEN, ZU LERNEN, ohne Leistungsdruck ausprobieren können und Bestärkung durch erlebte Selbstwirksamkeit erfahren. Auch in Projekten LEISTUNGSPOTENZIALE ZU ENTWICKELN, der Deutsche Telekom Stiftung zeigt sich immer wieder, ZU HANDELN, PROBLEME ZU LÖSEN UND dass sich Kinder, die sich in der Schule kaum konzentrieren BEZIEHUNGEN ZU GESTALTEN.“ können, unter anderen Rahmenbedingungen deutlich Bundesjugendkuratorium u. a., 200215 besser auf ein Thema einlassen und fokussieren können. Gut beobachten lässt sich dies etwa in zwei aktuellen Stif- tungsprojekten: der „GestaltBar“ ( telekom-stiftung.de/ gestaltbar), in der sich Jugendliche im Hauptschulbildungs- gang kreativ mit digitalen Medien auseinandersetzen, und zu stärken – die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und bei „Ich kann was!“ ( telekom-stiftung.de/ikw), womit Jugendlichen, ihre Kommunikations-, Team- und Konflikt- die Telekom-Stiftung gerade solche Projekte der offenen fähigkeit und die Kenntnis eigener Stärken.16 Dies dürfte Kinder- und Jugendarbeit fördert, die jungen Menschen auch eine gute Basis für die Eigenschaften schaffen, die einen kreativen und zugleich kritischen Umgang mit Medien bei Bildungsexperten als wichtige Kompetenzen für das und der digitalen Welt vermitteln. 21. Jahrhundert gelten: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. 3,6 Schul- und ausbildungsbezogene Fertigkeiten im engeren Sinne stehen den Befragten zufolge nicht an gleicher Stelle Mio. in der Kinder- und Jugendarbeit, spielen aber dennoch eine große Rolle. Die meisten Einrichtungen machen konkrete Angebote: Sie unterstützen bei der Vorbereitung von Refe- raten, veranstalten Bewerbungstrainings und helfen bei der Kinder und Jugendliche Berufsorientierung. Einrichtungen, die sehr viele Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien betreuen, mit schlechten Startchancen unterstützen hier noch einmal stärker. leben in Deutschland. Die Ergebnisse decken sich mit der Wahrnehmung von befragten Schulvertretern. Stärken sahen diese auch im „anderen Zugang“ zu den Schülern und in der Berei- Kompetenzvermittlung konkret cherung durch andere, ergänzende Themen und Inhalte (alltagsbezogene Fähigkeiten, „Dinge, die im Unterricht Bildung ist „ein umfassender Prozess der Entwicklung und zu kurz kommen“). Und sie betonten die kompensatori- Entfaltung derjenigen Fähigkeiten, die Menschen in die sche Rolle, die die Kinder- und Jugendarbeit damit über- Lage versetzen zu lernen, ihre Potenziale zu entwickeln, zu nimmt und von der auch die schulische Bildung profitiert: handeln, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten. Sie gleiche Defizite aus, was sich wiederum positiv auf das Es ist ein Prozess der Emanzipation, der auf die Entfaltung Lern- und Arbeitsverhalten sowie die kognitive Entwicklung von Urteils-, Analyse- und Kritikfähigkeit abzielt. Sie ist die der Kinder und Jugendlichen auswirke. Dies sei entlastend Grundlage für Teilhabe und Mitgestaltung an der Gesell- für die Schule, oder wie es ein schulischer Interviewpartner schaft und umfasst alle Lebensbereiche.“ So definiert – formuliert: Die Kinder- und Jugendarbeit könne „Druck raus- anknüpfend an die „Leipziger Thesen“ unter anderem des nehmen aus der Schule“. (Mehr zur Umfrage: siehe Kasten Bundesjugendkuratoriums13 –, sieht der Deutsche Bundes- Seite 6.) jugendring Bildung als zentrales Thema der Jugendver- bände.14 Eine Umfrage der Telekom-Stiftung 2017 ( telekom- stiftung.de/jugendarbeit_bildungsakteur) zeigt auf, was das konkret bedeutet: Demnach sehen die Pädagogen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit ihre wichtigste Aufgabe darin, personale und soziale Grundkompetenzen Deutsche Telekom Stiftung April 2021 5
Die offene Kinder- und Jugendarbeit als Bildungsakteur – eine repräsentative Umfrage Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat Die wichtigsten Fortschritte der Kinder und an (Referatsvorbereitung [82 %], Bewer- 2017 im Auftrag der Deutsche Telekom Stif- Jugendlichen durch die offene Kinder- und bungstraining [72 %], Hausaufgabenbetreu- tung 300 Verantwortliche von Jugendhäu- Jugendarbeit: ung [55 %], Nachhilfe [41 %]). sern, Jugendzentren und Jugendklubs befragt steigende soziale Kompetenz (52 % nennen ein größeres Selbstbewusstsein als ( telekom-stiftung.de/jugendarbeit_ Zustimmung) einen der wichtigsten Fortschritte der Kin- bildungsakteur). Flankierend wurden Tiefen- mehr Selbstständigkeit und Verantwor- der und Jugendlichen (51 % Zustimmung). interviews mit sechs Schulvertretern geführt, tungsübernahme (31 %) In allen anderen Einrichtungen spielt dies die die Kinder- und Jugendarbeit aus Koope- eine deutlich geringere Rolle (Gesamtdurch- rationen kennen. Einige Ergebnisse auf einen Konkrete schul- oder ausbildungsbezogene schnitt: 24 %) Blick: Angebote sind vor allem: bei der Vorbereitung auf schulische Refe- Aus Schulsicht liegen die Leistungen der Ihre wichtigsten Bildungsleistungen aus rate, Vorträge oder Präsentationen unter- Kinder- und Jugendarbeit vor allem in … Sicht der offenen Kinder- und Jugendarbeit: stützen (73 % Zustimmung) der Entwicklung von Persönlichkeit, Selbst- Persönlichkeitsentwicklung der Kinder Bewerbungstraining (64 %) bewusstsein, sozialen und kommunikativen und Jugendlichen unterstützen (93 % Berufsorientierung (61 %) Fähigkeiten Zustimmung) der Förderung von Alltagskompetenzen und Kommunikations-, Team- und Konfliktfähig- Einrichtungen, die sehr viele Kinder und Interessen keit vermitteln (90 %) Jugendliche aus benachteiligten Familien (schul-)ergänzenden Bildungsangeboten individuelle Stärken zu entdecken helfen betreuen, … wie dem Erklären von Inhalten aus nicht- (86 %) bieten die meisten abgefragten schul- und schulischer Perspektive, Sprachentwicklung Eigeninitiative fördern (80 %) ausbildungsbezogenen Angebote häufiger und Vermittlung von Arbeitstechniken Was die Arbeit erschwert – aktuelle Herausforderungen Die Kinder- und Jugendarbeit ist vielen Kindern und Jugend- lichen ein zentraler Lern- und Erprobungsort und leistet einen wichtigen Bildungsbeitrag, insbesondere für dieje- nigen, die sich in der Schule allein schwertun. Doch die Akteure der Kinder- und Jugendarbeit haben mit Schwie- 750 Kinder und Jugendliche teilen rigkeiten zu kämpfen, die sie in ihrem Engagement schwä- chen. Die größten Herausforderungen sind: sich rechnerisch eine Einrichtung der Kinder- und Jugendarbeit. Angebot quantitativ und zeitlich begrenzt: Das Angebot der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland ist knapp aufgestellt: Über 11 Millionen junge Menschen zwischen damit auf jede der 14.587 Einrichtungen im Jahr 2018 – vom sechs und 21 Jahren gibt es hierzulande.17 Beispielhaft auf Jugendzentrum bis zum kleinsten Jugendtreff – über 750 poten- die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die offene ziell Nutzende.18 Berücksichtigt man, dass auch viele junge Kinder- und Jugendarbeit heruntergerechnet, kommen Menschen bis 27 zu den Nutzern der offenen Angebote 6 Deutsche Telekom Stiftung April 2021
KINDER- UND JUGENDARBEIT zählen, fällt das Verhältnis von Angebot und Zielgruppe noch ungünstiger aus. Hinzu kommt, dass „nur etwas mehr als ein Viertel der offenen Angebote der Kinder- und Jugend- arbeit (27,5 %) in einer typischen Woche an mindestens fünf Tagen geöffnet war. […] Offene Angebote sind also in der 43 der Beschäftigten in Einrichtungen % Regel nicht ständig für Kinder und Jugendliche erreichbar, der offenen Kinder- und Jugendarbeit sondern nur an bestimmten Tagen und Tageszeiten.“19 in Ostdeutschland sind befristet Knappe und unsichere personelle Ressourcen: Die päda- beschäftigt. gogischen Fachkräfte arbeiten oft unter hoher Belastung und in ungünstigen Beschäftigungsverhältnissen. So waren laut einer Erhebung des Deutschen Jugendinstituts 2016 und Jugendliche gleich doppelt, wenn sie durch schwie- in der offenen Kinder- und Jugendarbeit 27 Prozent des rige soziale Bedingungen besonders dringend gute kosten- Personals befristet beschäftigt – in Ostdeutschland betrug lose Angebote bräuchten, diese aber nur in geringerem der Anteil sogar 43 Prozent. Und: „Bei zehn Prozent der Umfang gemacht werden können. Und mit neuen Heraus- Einrichtungen ist das gesamte Personal befristet beschäf- forderungen wie schulischem Ganztag oder Digitalisierung tigt. In Ostdeutschland trifft dies auf jede fünfte Einrich- kommen auf die Kinder- und Jugendarbeit nicht nur weitere tung zu.“20 Solche Rahmenbedingungen in puncto Personal inhaltliche Aufgaben, sondern auch zusätzliche Kosten zu, wirken sich nicht nur negativ auf Vielfalt, Qualität und Konti- wenn sie überzeugend gemeistert werden wollen. nuität des Angebots aus, sondern auch auf die Attrakti- vität des Arbeitsfeldes und damit die Gewinnung qualifi- Mangelnde Wahrnehmung, fehlende Wertschätzung: Ein zierten Personals. „Mehr als drei Viertel der Einrichtungen erheblicher Teil der Verantwortlichen in der Kinder- und sieht Schwierigkeiten, adäquates Personal für die Stellen Jugendarbeit fühlt die eigene Arbeit wenig wertgeschätzt, der Einrichtungen zu finden.“ 21 Und dies wird zukünftig so ein weiteres Ergebnis der repräsentativen Befragung nicht einfacher werden: Die Arbeitsgemeinschaft für für die Telekom-Stiftung.24 Nach Meinung der befragten Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) prognostiziert bis zur Mitte Schulvertreter besteht zwar eine diffuse positive Wahr- der 2020er-Jahre einen zusätzlichen Personalbedarf von nehmung – „da passiert etwas Gutes“ –, doch insgesamt 21.500 Fachkräften.22 nehmen sie eher Gleichgültigkeit bis Geringschätzung in der öffentlichen Meinung wahr. Die vermuteten Gründe: mangelnde Information, falsche Vorstellungen und Vorur- WER FINANZIERT DIE KINDER- UND teile. Die Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit sehen auch JUGENDARBEIT? die fehlende Messbarkeit ihrer Leistung und die insgesamt geringe Wertschätzung pädagogischer Arbeit (11 Prozent) Ausgaben 2019 in Milliarden € als Hemmnis. Beide Seiten kritisieren eine mangelnde Lobby für die Kinder- und Jugendarbeit. Bund 0,5 Die geringe Wertschätzung äußert sich laut beiden Gruppen in einer mangelhaften finanziellen Ausstattung, schlechter gesamt Bezahlung des Personals oder fehlendem Personal. Kommunen 0,4 2,5 1,6 Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit sehen ihre „Anstren- Länder gung unterbezahlt“ und vermissen – wie auch die Schul- vertreter – „Investitionen in die Kinder- und Jugendarbeit“ durch die Politik. Finanzielle Hauptlast bei den Kommunen: Den weitaus „DIE CHANCEN VON KINDERN UND größten finanziellen Anteil in der Kinder- und Jugendarbeit JUGENDLICHEN DÜRFEN NICHT ABHÄNGIG tragen die Kommunen. Von den 2,5 Milliarden Euro Gesamt- ausgaben 2019 23 haben die Gemeinden und Zweckver- VOM WOHNORT UND DER DORTIGEN ÖFFENT bände 1,6 Milliarden aufgewendet. Demgegenüber stehen LICHEN HAUSHALTSLAGE SEIN.“ Bund und Länder, die jeweils 500 bzw. 400 Millionen dazu- Karin Böllert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- gaben. Problematisch ist diese Aufteilung vor allem für und Jugendhilfe (AGJ) und Mitglied der Expertenjury von arme Kommunen: Eine schlechte Kassenlage trifft Kinder „Ich kann was!“, einem Projekt der Telekom-Stiftung Deutsche Telekom Stiftung April 2021 7
„DER GRÖSSTE TEIL DES PERSONALS IN DEN EINRICHTUNGEN DER OFFENEN KINDER- UND als Schülerinnen und Schüler reduziert. Die Bedeutung JUGENDARBEIT HAT EINEN AKADEMISCHEN außerschulischer Lern- und Lebensorte für ihre Teil- habe, ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen – gerade PÄDAGOGISCHEN ABSCHLUSS.“ in belastenden Zeiten – fand kaum Beachtung.28 Auch Mike Seckinger u. a., 2016 25 in Diskussionen um zunehmende Bildungs- und Chan- cenungerechtigkeit ging der Blick an den Kompetenzen und Leistungen der Kinder- und Jugendarbeit vorbei. Welchen Stellenwert hat die Kinder- und Jugendarbeit auf An adäquaten Hilfen für die Einrichtungen mangelte es der politischen Agenda? Allein folgende Beispiele legen dementsprechend auch: So war die Sicherung von Fix- nahe: einen geringen. kosten, wie sie die Überbrückungshilfen der Bundes- regierung vorsah, von den zumeist öffentlich geförder- In der jüngst umfassend verfolgten Novellierung des ten Trägern der Kinder- und Jugendarbeit gar nicht in Kinder- und Jugendhilfegesetzes spielte die Kinder- Anspruch zu nehmen. Vielmehr wären Finanzhilfen für die und Jugendarbeit nur eine marginale Rolle, und es ist vielen zusätzlichen Aktivitäten der Einrichtungen nötig nicht auszuschließen, dass das Ergebnis gar zu einer gewesen, die den weiteren Kontakt zu den Kindern und Schlechterstellung der Kinder- und Jugendarbeit führt. Jugendlichen erst möglich gemacht haben, etwa für eine So befürchtet die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene technische Ausstattung, um digitale Austausch-, Bera- Kinder- und Jugendeinrichtungen „eine weitere Ver- tungs- oder Kreativformate anzubieten.29 schärfung der Verteilungsschieflage in Planungspro- zessen der sozialräumlichen Jugendhilfeplanung“ und Kooperationen im schulischen Ganztag, die mit eigenen kritisiert „die immer stärkere Ausdifferenzierung und Prinzipien vereinbart werden müssen: Mit ihren vielfäl- tigen Angeboten, nah an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen, ist die Kinder- und Jugend- WIE EINRICHTUNGEN DER OFFENEN KINDER- arbeit der ideale Kooperationspartner für die Ganztags- UND JUGENDARBEIT DAS GESELLSCHAFTLICHE schule. Ein höheres Engagement stellt aber sowohl ihre ANSEHEN IHRER ARBEIT ERLEBEN 26 Ressourcen als auch ihre eigene, ursprüngliche Rolle auf den Prüfstand: Wie lässt sich der Bedarf an Betreuung von Angaben in Prozent Schulkindern einerseits decken, ohne dass andererseits weiß nicht Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene darunter hohes leiden?30 Auch ist unklar, wie die Kinder- und Jugendar- Ansehen 1 beit trotz der Vermischung ihrer Angebote mit formalen 20 Bildungsprozessen ihr spezifisches Profil bewahren kann, weder besonders das sie grundsätzlich von der Schule unterscheidet und 47 hohes noch besonders das ihre besondere Stärke als Bildungsakteur ausmacht: geringes Ansehen ihre Prinzipien wie Offenheit, Freiwilligkeit und Selbstbe- stimmung – ihre Grundhaltung, Kindern und Jugendlichen 32 freiere, „eigene“ Räume und Ressourcen ohne Leistungs- geringes Ansehen druck zur Verfügung zu stellen. Es geht für die Kinder- und Jugendarbeit um ein schwieriges Ausbalancieren ihrer verschiedenen Rollen. Und der Weg Ausgabensteigerung von individuellen Hilfen“, die zulas- zu einem flächendeckend gut funktionierenden, qualitativ ten von Akteuren wie der Kinder- und Jugendarbeit gehen hochwertigen Ganztag ist noch weit: „[Es] ergeben sich im können. Bei der Gesetzesnovelle sei auch versäumt wor- Ganztag, egal wo er räumlich verortet ist, Spannungsfelder den, der häufigen, rechtswidrigen Praxis einen Riegel vor- zuschieben, Kinder- und Jugendarbeit als „freiwillige Leis- tung“ zu behandeln. Es hätte der Klarstellung bedurft, „KOOPERATIONEN SIND NUR dass sie „in einem angemessenen Umfang und mit klaren DANN SINNVOLL, WENN SICH BEIDE Qualitätsmerkmalen […] zur Verfügung zu stellen ist.“ 27 PARTNER MIT IHREN SPEZIFISCHEN POTENZIALEN UND DAMIT AUCH In der Corona-Krise schien die Kinder- und Jugendar- beit fast gänzlich vom politischen Radar verschwunden: EIGENHEITEN EINBRINGEN KÖNNEN.“ Lange Zeit wurden Kinder und Jugendliche auf ihre Rolle Deutscher Bundesjugendring31 8 Deutsche Telekom Stiftung April 2021
KINDER- UND JUGENDARBEIT Bedienkompetenzen oder Datenschutzfragen genauso Kooperation in Zahlen wenig zum selbstverständlichen Repertoire wie Wissen um die Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien. Darüber hinaus Zwischen 2002 und 2018 ist die Zahl der Ganztags- fehlt es an einem grundlegenden Verständnis für eine schulen in Deutschland von 5.396 auf 21.048 gestiegen. Kultur der Digitalität, also dass junge Menschen sich selbst- 77 Prozent von ihnen arbeiten für die Gestaltung des verständlich in verschränkten digital-analogen Lern- und Ganztagsbetriebs mit externen Kooperationspartnern Lebensräumen bewegen. Das pädagogische Handeln muss zusammen. Oder aus Sicht der offenen Kinder- und darauf ausgerichtet sein. Dies gilt für die Aus-, Fort- und Jugendarbeit: Jedes dritte Jugendzentrum kooperiert mit Weiterbildung von Pädagogen. Zudem mangelt es in vielen Schulen im Rahmen der Nachmittagsbetreuung.32 Einrichtungen an einer ausreichenden digitalen Ausstat- tung. Diese und weitere solcher Herausforderungen hat die Expertenjury von „Ich kann was!“ in gemeinsamen Forde- rungen34 benannt, die auch in die abschließenden Empfeh- zwischen schulischen und außerschulischen Partnern und lungen dieses Whitepapers eingeflossen sind. ihren jeweiligen Selbstverständnissen und Anforderungen. Auch dort, wo Kinder bereits ganztags betreut werden, Umso ernüchternder, dass die Kinder- und Jugendarbeit werden die Angebote den Ansprüchen an eine bestmög- auch hier nicht als Bildungsort auf der politischen Agenda liche Beteiligung, Persönlichkeitsentfaltung und Förderung ist – wie etwa zu merken bei der „Initiative Digitale Bildung“ von Kindern nicht durchgängig gerecht.“33 der Bundesregierung. Deren Ziel: „die Kompetenzentwick- lung in einer digital geprägten Welt zu fördern“. Handlungs- Fachkräfte ohne digitale Grundbildung, Einrichtungen felder wie „Ausstattung von Lernorten“ oder „Kompetenzen ohne technische Ausstattung: Aus eigenen Projekten wie von Lehrenden“ richten sich vor allem auf formale Bildungs- „GestaltBar“ ( bit.ly/gestaltbar-beispiel) und „Ich kann einrichtungen. Ein systematischer Blick auf außerschuli- was!“ ( bit.ly/ikw-beispiel) weiß die Telekom-Stiftung, sche Lernorte, ihre Potenziale und Bedarfe in Sachen Digi- dass Pädagogen in der Kinder- und Jugendarbeit das krea- talisierung und Bildung fehlt offenbar.35 tive Potenzial digitaler Medien schon heute nutzen – und das in hoher Qualität. Zugleich wird hier sichtbar, dass die Kinder- und Jugendarbeit beim Thema Medienbildung und „DAS BUNDESJUGENDKURATORIUM SIEHT DIE in der Nutzung digitaler Möglichkeiten noch großen Unter- DRINGENDE NOTWENDIGKEIT, EINEN DIGITALPAKT stützungsbedarf hat: So müssen die Einrichtungen etwa KINDER- UND JUGENDHILFE ZWISCHEN BUND UND zur Durchführung vieler „Ich kann was!“-Projekte externe Pädagogen verpflichten. Dies dürfte in fehlenden Kapa- LÄNDERN EINZURICHTEN UND DIE KINDER- UND zitäten begründet sein, aber auch in mangelndem Know- JUGENDHILFE MIT EINER EIGENSTÄNDIGEN DIGITAL- how in den Einrichtungen selbst. Denn Medienbildung oder STRATEGIE IN DER GESAMTEN BREITE [...] FÜR DAS eine digitale Grundbildung sind heute noch längst kein DIGITALE ZEITALTER WEITERZUENTWICKELN.“ fester Bestandteil der Aus- und Fortbildung pädagogischer Fachkräfte in der Kinder- und Jugendarbeit. So gehören Bundesjugendkuratorium, 202136 Digitale Medien eröffnen neue Bildungschancen Aber nicht automatisch und für alle glei- ressourcenreichen Netzwerken praktiziert. persönliche Erfolgserlebnisse und berufliche chermaßen. Studien zeigen, dass gerade Auch die Bildungspotenziale digitaler Medien Perspektiven bringen. Mit Blick auf die sich sozial benachteiligte Kinder und Jugend- kommen vor allem denjenigen zugute, die ändernden Anforderungen auf dem Arbeits- liche im Umgang mit digitalen Medien mehr anschlussfähige Voraussetzungen mitbringen markt nimmt die OECD an, dass außerhalb Unterstützung brauchen, um nicht abge- und Nutzungsweisen an den Tag legen, die des formalen Bildungssystems erworbene hängt zu werden.37 Soziale Ungleichheiten eine hohe Passung zu gesellschaftlich aner- Kompetenzen im Bereich Informations- und reproduzieren sich auch hier: „Zwar nutzen kannten Formen von Bildung haben.“38 Dabei Kommunikationstechnik sogar einen nied- viele Menschen digitale Medien, wirkmäch- können gerade digitale Medien Chancen rigeren Bildungsabschluss kompensieren tige Beteiligung wird jedoch insbesondere eröffnen und ihre kreative Nutzung bildungs- könnten.39 von Personen mit höherer Bildung und benachteiligten Kindern und Jugendlichen Deutsche Telekom Stiftung April 2021 9
Was zu tun ist – Empfehlungen Die Kinder- und Jugendarbeit steht als Bildungsakteur „DAMIT SCHULE UND vor zahlreichen Herausforderungen. Was sie braucht, JUGENDARBEIT ERFOLGREICH um diesen begegnen zu können, ist nachfolgend zusammengestellt. ZUSAMMENARBEITEN KÖNNEN, MÜSSEN ALLE BETEILIGTEN DIE UNTERSCHIEDLICHEN ROLLEN – UND DAMIT STÄRKEN – BEIDER PARTNER Die Kinder- und Jugendarbeit braucht … WAHREN UND NUTZEN. FATAL WÄRE ES, DIE KINDER- UND JUGENDARBEIT ZUM ‚VERLÄNGERTEN ARM‘ EINER … eine gesicherte, solide Finanzierung – für TRADITIONELL ARBEITENDEN genug qualifiziertes Personal in fester Anstel- SCHULE MACHEN ZU WOLLEN.“ lung und ein ausreichendes, verlässlich verfüg- Norbert Hocke, Vorsitzender der Expertenjury von bares Angebot. Dies ist auch bei schlechterer „Ich kann was!“, einem Projekt der Telekom-Stiftung öffentlicher Kassenlage, besonders nach der Corona-Krise, zu gewährleisten. Hier müssen Kommunen, Länder und der Bund im Rahmen ihrer Zuständigkeiten eine verlässliche Grund- finanzierung sicherstellen. … Unterstützung für die Kooperation mit Schulen – damit die Kinder- und Jugendarbeit ihre spezifischen Kompetenzen erfolgreich … eine zukunftssichernde Aus-, Fort- und in den Ganztag einbringen kann. Dazu sind Weiterbildung – zeitgemäßer und mehr: Neue klare Vorgaben von Ländern und Kommunen professionelle Anforderungen, wie sie die nötig, die alle beteiligten Partner in eine konti- Digitalisierung stellt, machen grundsätzliche nuierliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe inhaltliche Neujustierungen in der Qualifizie- bringen. rung notwendig. Steigender Fachkräftebe- darf, auch durch den schulischen Ganztag, erfordert einen Ausbau der Kapazitäten in der … mehr öffentliche Anerkennung – nicht Ausbildung. nur finanziell, sondern auch ideell. Auch und gerade in Krisen wie der Corona-Pandemie darf die Kinder- und Jugendarbeit nicht aus … Unterstützung durch einen Digitalpakt dem Blick geraten. Dazu sind eine stärkere für die Kinder- und Jugendhilfe. Hier sind der und wertschätzende Sichtbarmachung ihrer Bund und die Länder gefordert, eine wirksame Leistungen sowie eine gesellschaftlich wahr- Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und nehmbare, kontinuierliche Unterstützung gemeinsam mit den Kommunen umzusetzen. durch alle politischen Ebenen nötig. Hierzu Die zentralen Bestandteile dieser Digitalisie- zählt auch die Anerkennung des großen ehren- rungsstrategie sollten eine zeitgemäße digitale amtlichen Engagements in der Kinder- und Ausstattung sowie eine passende Aus-, Fort- Jugendarbeit. und Weiterbildung im Sinne einer Kultur der Digitalität sein. 10 Deutsche Telekom Stiftung April 2021
KINDER- UND JUGENDARBEIT Endnoten 1 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2021: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Angebote der Jugendarbeit 2019. 2 Erfasst werden hierbei allerdings nur öffentlich geförderte Angebote von öffentlichen oder anerkannten freien Trägern. Angebote, die keine öffentliche Förderung erhalten, wie es auf zahlreiche private Initiativen zutrifft, finden sich in der Statistik leider nicht. So zeichnet die amtliche Statistik ein unvollständiges, aber das bislang bestmögliche quantifizierbare Bild der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland. 3 Bundesjugendkuratorium, 2017: Kinder- und Jugendarbeit stärken. Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums, Seite 1. https://www.bundesjugendkurato- rium.de/stellungnahmen. 4 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 2017: 15. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen in der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, Seite 366. 5 Vgl. hierzu und im Folgenden Baumbast, Stephanie/Hofmann-van de Poll, Frederike/Lüders, Christian, 2014: Non-formale und informelle Lernprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit und ihre Nachweise. 6 Ebenda, Seite 30. 7 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 2017: 15. Kinder- und Jugendbericht, Seite 382. 8 Pluto, Liane/van Santen, Eric, 2018: Jugendarbeit als non-formale Bildung in Deutschland – bewährte Tradition unter neuen Bedingungen, Seite 129 f. In: Deutsch-Französisches Jugendwerk/Deutsches Jugendinstitut/Institut national de la jeunesse et de l’éducation populaire, 2018: Non-formale Bildung: Chance oder Herausforderung für die Jugendarbeit? Erkenntnisse einer deutsch-französischen Fachtagung. 9 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.), 2018: Bildung in Deutschland 2018 kompakt, Seite 18. 10 Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2019: Lebenslagen in Deutschland. Der Fünfte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Seite 231; Statistisches Bundesamt, 2019: Statistisches Jahrbuch 2019, Seite 31; eigene Berechnungen. 11 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2020. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung in einer digitali- sierten Welt, Seite 144. 12 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), 2020: Berufsbildungsbericht 2020, Seite 71. 13 Bundesjugendkuratorium/Sachverständigenkommission für den 11. Kinder- und Jugendbericht/Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe, 2002: Bildung ist mehr als Schule. Leipziger Thesen zur aktuellen bildungspolitischen Debatte. 14 Deutscher Bundesjugendring, 2012: Jugendverbände machen Bildung – und noch viel mehr. Position 86, Seite 1. 15 Bundesjugendkuratorium/Sachverständigenkommission für den 11. Kinder- und Jugendbericht/Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe, 2002: Bildung ist mehr als Schule, Seite 1. 16 Deutsche Telekom Stiftung, 2017: Die offene Kinder- und Jugendarbeit als Bildungsakteur. Eine repräsentative Befragung von 300 Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, ergänzt um Interviews mit Schulvertretern. 17 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2019. 18 Statistisches Bundesamt, 2020: Statistiken der Kinder- und Jugendarbeit 2018. Einrichtungen und tätige Personen, Seite 54; Jens Pothmann, 2020: Leichte Beschäftigungszunahmen – das schwankende Personalgefüge der Kinder- und Jugendarbeit, Seite 17. In: Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfesta tistik, 2020: Kommentierte Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik; eigene Berechnungen. 19 Autorengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik, 2018: Kinder- und Jugendhilfereport 2018. Eine kennzahlenbasierte Analyse, Seite 111. 20 Seckinger, Mike/Pluto, Liane/Peucker, Christian/van Santen, Eric, 2016: Ergebnisse der Erhebung bei Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kurzzusammenfassung, Seite 14 f. 21 Ebenda, Seite 15. 22 Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, 2018: Dem wachsenden Fachkräftebedarf richtig begegnen! Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Personalentwicklung mit verantwortungsvollem Weitblick, Seite 3. 23 Vorläufiges Ist, vergleiche Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2019: Bildungsfinanzbericht 2020, Seite 67. 24 Deutsche Telekom Stiftung, 2017: Die offene Kinder- und Jugendarbeit als Bildungsakteur. Eine repräsentative Befragung von 300 Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, ergänzt um Interviews mit Schulvertretern. Zusammenfassung. 25 Seckinger, Mike u. a., 2016: Ergebnisse der Erhebung bei Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kurzzusammenfassung, Seite 15. 26 Ebenda. 27 Bundesarbeitsgemeinschaft Offener Kinder- und Jugendeinrichtungen e. V., 2020: Stellungnahme der BAG OKJE e. V. zum Referentenentwurf des Gesetzes zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen. 28 Vgl. u. a. die Stellungnahme des Bundesnetzwerks Kinder- und Jugendarbeit, 2020 oder Gunda Voigts, 2020: Vom „Jugend vergessen“ zum „Jugend ermöglichen“: Bewegungs-, Beteiligungs- und Freiräume für junge Menschen in Corona-Zeiten. In: Forum Kinder- und Jugendsport, Ausgabe 2/2020, Seite 93ff. 29 Zu den engagierten und kreativen Aktivitäten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit während der Lockdown-Phase 2020 vgl. etwa Gunda Voigts, 2020: Erste Ergebnisse einer empirischen Befragung von Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg in geschlossenen Zeiten. Zusammengefasst und kommentiert in: Gunda Voigts, 2020: Gestalten in Krisenzeiten: Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Corona-Pandemie. In: Offene Jugendarbeit, Ausgabe 04/2020, Seite 4ff. 30 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 2017: 15. Kinder- und Jugendbericht, Seite 400. 31 Deutscher Bundesjugendring, 2012: Jugendverbände machen Bildung – und noch vieles mehr. Position 86, Seite 3. 32 Siehe Kultusministerkonferenz, 2020: Bericht über die allgemein bildenden Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland. 2002 bis 2004, Seite 9, und Allgemeinbildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland – Statistik 2014 bis 2018, Seite 9; DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation u. a., 2019: Ganztagsschule 2017/2018. Deskriptive Befunde einer bundesweiten Befra- gung. Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen, StEG, S. 31, Seckinger u. a., 2016: Ergebnisse der Erhebung bei Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugend- arbeit. Kurzzusammenfassung, Seite 26. 33 Bundesjugendkuratorium, 2019: Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter. Zwischenruf des Bundesjugendkuratoriums, Seite 3. 34 Expertenjury „Ich kann was!“, 2019: Offene Kinder- und Jugendarbeit: Eigenständiger Bildungsakteur. 35 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2021: Initiative Digitale Bildung. 36 Bundesjugendkuratorium, 2021: Digitalität von Kindheit und Jugend. DigitalPakt Kinder- und Jugendhilfe. Zwischenruf des Bundesjugendkuratoriums. 37 Vgl. OECD, 2015: Students, Computers and Learning: Making the Connection, PISA, OECD Publishing; Deutsche Telekom Stiftung, 2015: Total digital? Wie Jugendliche Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien erwerben. Ergebnisse des Vertiefungsmoduls zur ICIL-Studie 2013. 38 Bundesjugendkuratorium, 2016: Digitale Medien. Ambivalente Entwicklungen und neue Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums, Seite 31 f. 39 OECD, 2016: Bildung auf einen Blick 2016, Seite 112. 40 Europäische Kommission, 2018: Developing digital youth work. Deutsche Telekom Stiftung April 2021 11
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