Knackiges Projekt - Häubi AG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
12 Umbauen BETRIEBSERWEITERUNG. Wo Zweifel drauf steht, steckt Qualität drin. Das gilt auch für den Erweiterungsbau des Schweizer Chips-Produzenten am Produktionsstandort in Spreitenbach AG. Die Qualität der Schreinerarbeiten spricht auf jeden Fall für sich – ohne Zweifel. Knackiges Projekt
SCHREINERZEITUNG NUMMER 13 25. März 2021 Umbauen 13 Die bestehende Produktionshalle (l.) wurde mit Anbauten erweitert und um zwei Etagen aufgestockt. Bild: Philipp Funke Der Empfang (r.) befindet sich im Anbau auf der Südseite der Produktionshalle. Bild: Philipp Funke Es war Anfang der 50er-Jahre als Hans Meier, ein Cousin von Heinrich Zweifel senior, auf einem Bauernhof im beschaulichen Dörf- chen Katzenrüti bei Rümlang ZH in einer riesigen Feldküchen-Pfanne die ersten Kar- toffel-Chips frittierte. 1958 wurde die Mar- ke Zweifel lanciert. Bald darauf wurden die Chips, mit einer Flotte von zehn unver- kennbaren, orangen VW-Bussen schweiz- weit als Frisch-Service vertrieben. Heute Die Umsetzung des geschwungenen kann die Zweifel Pomy-Chips AG, welche Empfangskorpusses stets in Familienbesitz geblieben ist, auf erforderte diverse eine über 60-jährige Erfolgsgeschichte zu- Konstruktionsschritte. rückblicken. 1970 wurde das Werk in Sprei- tenbach AG eröffnet – ein Bekenntnis zum Standort Schweiz. Die Ortstreue wurde auf besondere Weise belohnt: Im Jahr 2015 wur- de die Kesselstrasse, an welcher sich die Pro- duktionsstätte befindet, in Zweifelstrasse umbenannt. Neues Kapitel der Geschichte Ende 2019 wurde mit einem Erweiterungs- bau ein neues Kapitel der Firmengeschich- te aufgeschlagen. Unter der Leitung der ZSB Architekten aus Oensingen SO ist rund um Gefragt war die bestehende Produktionshalle ein mo- neben Flexibilität dernes Büro- und Dienstleistungsgebäude auch aufwendige entstanden. Vereint sind unter seinem Dach Handarbeit. Bilder: Häubi AG
14 Umbauen Bilder: Philipp Funke neben der Produktion ein moderner Emp- den. Deshalb setzten die ZSB Architekten Baechler. Damit spricht er die Ästhetik der fangsbereich, diverse Büroräumlichkeiten, bei der Aufstockung des Gebäudes auf eine homogenen und porenlosen Oberfläche so- Garderoben, ein Personalrestaurant sowie Fachwerktragstruktur. Entstanden ist auf wie insbesondere die Funktionalität und eine Genusswerkstatt, in welcher Besucher dem Niveau der beiden ganzflächigen Ober- Belastbarkeit des Mineralwerkstoffes an. die Welt von Zweifel mit allen Sinnen erle- geschosse eine Glasfassade mit einer Trag- Für diese spezielle Empfangstheke war Co- ben können. struktur aus Stahlfachwerken. Diese stehen rian besonders geeignet, da es sich durch in harmonischer Kombination mit der Holz- thermische Verarbeitungsverfahren naht- Besonderes Baukonzept fassade des Erweiterungsbaus. und fugenlos in nahezu jede beliebige Form Das neue Gebäude beruht auf einem beson- bringen und sich sehr gut mit anderen deren Konzept, da es rund um die bestehen- Schwungvoller Empfang Materialien kombinieren lässt. Allerdings de Produktionshalle geplant wurde. So ent- Auch auf den Innenausbau wurde viel Wert müssen für solche Verformungsprozesse stand im Erdgeschoss und einem über we- gelegt. Aufgrund des grossen Auftragsvolu- Negative angefertigt werden, was unter nige Stufen erreichbaren Zwischengeschoss mens sowie der knappen Zeitspanne bis Umständen sehr aufwendig ist. Für die Ver- jeweils ein Anbau auf der Nord- und der zur Montage habe man die Schreinerarbei- formung ist ein spezieller Backofen oder Südseite der bestehenden Halle, während ten in Themenbereiche aufgesplittet und eine Furnierpresse notwendig, welche sich sich die oberen beiden Geschosse über die an unterschiedliche Betriebe vergeben, er- auf 160° Celsius erhitzen lässt. «Es braucht gesamte Gebäudefläche erstrecken. klärt Architektin und Projektleiterin Ste- ein grosses Know-how, um zu verhindern, Die Produktionshalle sollte nicht mit Trag- phanie Born. «Eines der Glanzstücke ist die dass sich der Corian im Erhitzungsprozess strukturen des Neubaus durchstossen wer- Empfangstheke in ihrer freien Form», fin- zu stark verformt und im Abkühlungspro- det sie. Deren Ausgestaltung ist in einer Zu- zess Risse entstehen», sagt Baechler. sammenarbeit mit dem Innenarchitekten Z W E I F E L P O M Y- C H I P S A G Roland Schaad von Objekt 13 in Bern ent- Jährlich werden am Produktionsstand- standen und soll mit ihrer geschwungenen ort Spreitenbach AG über 20 000 Ton- Form die Assoziation zu einem Kartoffel- nen Kartoffeln von rund 250 Schweizer chips wecken. Bauern zu Chips verarbeitet. Das Salz Produziert wurde die Theke von der Häubi stammt aus der Saline in Bex VD. Die AG in Lyss BE. «Wir haben anhand der Ide- Marke Zweifel umfasst gut 70 Chips- enskizze eine saubere 3D-CAD-Zeichnung und Snacksorten. Die Abfälle der Kar- erstellt, sodass wir die Grundformen toffeln werden als Tierfutter verwendet schnell und präzise auf der 5-Achs-CNC vor- oder in Biogas umgewandelt. Das Werk fertigen konnten», erklärt Geschäftsführer in Spreitenbach verfügt über eine eigene Marcel Baechler. Das aus Dreischichtplat- Kläranlage, aus der Biogas und schliess- ten konstruierte Grundgerüst wurde mit Die Garderoben der Mitarbeitenden fügen lich Strom gewonnen wird. MH 12 mm dicken Corianplatten in der Farbe sich mir ihren warmen → www.zweifel.ch «Glacier White» verkleidet. «Corian eignet Brauntönen in das sich perfekt für solche Anwendungen», sagt Gesamtkonzept ein.
SCHREINERZEITUNG NUMMER 13 25. März 2021 Umbauen 15 Sitznischen (l.) und Besprechungsräume sind feste Bestand- teile des offenen Bürokonzepts. So erklärt es sich auch, dass der Zeitauf- wand der Corianverformung und der Bank- arbeit inklusive des Zusammenbaus 314 Ar- beitsstunden betrug, während für die Avor 75 Stunden gebraucht wurden und für die Ergänzt wird die CNC-Programmierung 41 Stunden. Mittelzone des Bürobereichs durch Teeküchen, Offene Büroräume Garderoben und Der Innenausbau des zweiten Obergeschos- Fokusboxen (r.). Bild: Philipp Funke ses wurde von der H&T Raumdesign AG in Aarau realisiert. Seitens der Bauherrschaft bestand der Wunsch nach einem Open Space Büro, also einem offenen Raum ohne feste Trennwände. Dies unter anderem auch, um die dank der Glasfassade günstige Lichtsitua tion optimal auszunutzen. «Die Schwierigkeit lag darin, das Gleichge- wicht zu finden zwischen Offenheit und Privatsphäre», sagt Innenarchitekt Roland Schaad. So wird das Bürogeschoss durch die filigranen Fachwerke gestützt und durch Akustikelemente sowie Vorhänge gegliedert. Die in Eiche furnierten Die Arbeitsplätze sind entlang der Glasfas- Postfächer beim sade angeordnet. Die Mittelzone ist geprägt Büroeingang erinnern von Besprechungsräumen mit Glaswänden, an eine Bienenwabe. Bild: H & T Raumdesign AG Sitz- und Kaffeenischen sowie diversen klei- neren Besprechungszonen, sogenannten Fo- kusboxen. Die Verkleidungen und die Trenn- für die nötige Privatsphäre. Die Sitznischen welche im ersten Stock untergebracht sind. wände zwischen den jeweiligen Elementen wurden mit farblich auf den warmen Ei- «Wir haben bewusst auf ein angenehmes wurden in furnierter und geölter Eiche aus- chenton abgestimmten Stoffen überzogen. und unaufdringliches Design gesetzt», er- geführt. Bei den Besprechungsräumen sor- Die Teeküchen und Wandverkleidungen, klärt Roland Schaad. Mit der Wahl der Far- gen VSG-Verglasungen mit natur eloxierten wie jene bei den wabenartig angeordneten ben und der Materialien habe er versucht, Profilen für die gewünschte Transparenz Postfächern aus Eiche sind aus Formex die Identität des Unternehmens zu unter- sowie vertikale Holzlamellen und Vorhänge Fenix gefertigt. Die Aussenecken der Post- streichen. «Zweifel steht für Natürlichkeit fächer sind auf Gehrung verleimt und mit und Bodenständigkeit, da wäre es falsch ge- einer Schattenfuge in die Wandverkleidung wesen, auf Hochglanzmöbel zu setzen», fin- integriert. det er. Und einen Innenausbau in der typi- Zu den Herausforderungen zählte für Chris- schen, orangen Unternehmensfarbe hätte tian Horlacher, Abteilungsleiter Innenaus- er als schwierig empfunden. bau von H & T Raumdesign, dass sämtliche Der Innenausbau in warmen Erdtönen soll Ecklösungen des Bürobereiches auf Geh- einerseits für ein Wohlfühlklima sorgen rung konstruiert waren und teilweise erst und andererseits daran erinnern, dass hier auf der Baustelle verleimt werden konnten. mit der Kartoffel ein Naturprodukt verar- Dies bedingte auch beim Transport eine beitet wird. Die Garderoben für die knapp grosse Sorgfalt. 150 Mitarbeitenden nehmen das Konzept mit der Kombination aus Eichenholz und Geerdete Atmosphäre den dezent beleuchteten Sitznischen in Das Konzept der warmen Farben und Mate- einem erdig-matten Braunton auf. Die Gar- rialien zieht sich durch das gesamte Gebäu- deroben stellte die Johann Ernst AG aus de, bis hin zu den Personal-Garderoben, Killwangen AG her. Bild: Philipp Funke
16 Umbauen SCHREINERZEITUNG NUMMER 13 25. März 2021 Glasschiebetüren (l.) bilden einen harmonischen Übergang zum Personalrestaurant. Bild: H & T Raumdesign AG Bild: Philipp Funke Das Personalrestaurant wurde von der Schrei- Überstände wurden die verleimten Fugen Gefertigt wurde die Schiebewand von der nerei Küffer in Pieterlen BE umgesetzt. Der auf der Oberseite der Sitznischen überfur- entsprechenden Abteilung der H & T Raum- Essraum ist mit rechteckigen Tischen aus niert, damit diese unter dem Lack nicht design AG. Diese lieferte ausserdem eine Eiche und dunklem Kunstharz sowie run- zeichnen. Die Rundung unter dem Sitzbe- schalldämmende Schiebewand mit weiss den Tischen in weissem Kunstharz be- reich wurde hinterschrägt, um eine Fuss- beschichteter Oberfläche zum flexiblen Un- stückt. Blickfang sind die drei runden Sitz- freiheit zu gewährleisten. terteilen der Sitzungszimmer. nischen mit harmonisch abgestimmten Die Sitznischen wurden im Betrieb zusam- Flexibilität ist eines der Markenzeichen in Grautönen von Lackierung und Polster. Die mengebaut, um die exakten Masse für die der Geschichte von Zweifel und dies seit je- Konstruktion der runden Sitznischen war Polsterung erfassen zu können. Dies führ- nem denkwürdigen Tag, an dem in der Feld- laut Projektleiter Michael Meister eine ech- te zu einer erschwerten Anlieferung. Die küchen-Pfanne die ersten Kartoffel-Chips te Herausforderung. Polster wurden vor Ort montiert. frittiert worden sind. MONIKA HURNI Um die Rundungen zu fertigen, wurde eine Raum für informelle Besprechungen ist auch Unterkonstruktion mit Rippen als Form auf der gegenüberliegenden Seite des Per- → www.haeubi.ch geber erstellt. Diese wurde anschliessend sonalrestaurants vorhanden. Hier kann mit- → www.hta.ch mithilfe eines Spannsets mit vorgängig auf tels schalldämmender Glasschiebewand mit → www.schreinerei-kueffer.ch der CNC-Maschine geschlitzten MDF-Plat- integrierter Tür ein abgetrennter Sitzungs- → www.zsbarchitekten.ch ten umleimt. Nach dem Bündigfräsen der raum geschaffen werden. → www.objekt13.ch Die «Meetingboxen» genannten Sitznischen im Personalrestaurant erforderten eine aufwendige Konstruktion. Bild: Philipp Funke
Sie können auch lesen