Kritische Einordnung des Szenariorahmenentwurfs- Die richtigen Weichenstellungen für das Gelingen der Energiewende setzen - Netzausbau.de
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Kritische Einordnung des Szenariorahmenentwurfs – Die richtigen Weichenstellungen für das Gelingen der Energiewende setzen Dr. Matthias Stark, BEE Leiter Erneuerbare Energiesysteme Florian Widdel, BEE Referent für Digitalisierung, Sektorenkopplung und Energienetze
Vom NEP 2021 zum NEP 2023 • Die im Szenariorahmenentwurf der ÜNB getroffenen Annahmen stellen in einigen Bereichen Verbesserungen gegenüber den Annahmen im NEP 21 dar. In anderen Bereichen ist die Entwicklung hingegen negativ. • Problematisch: Annahmen zur Nachfrageseite basieren größtenteils auf lediglich zwei Studien: LFS und KNDE. • In den herangezogenen Studien fehlen häufig wichtige Aspekte der Umsetzbarkeit (u.a. Betriebswirtschaftlichkeit, Stoffströme, usw.). • Im Folgenden: Konzentration auf die wichtigsten Aspekte und Einordnung der Kritik in die Erkenntnisse der BEE- Strommarktdesignstudie 2
Fluktuierende EE-Stromerzeugung Photovoltaik • Neue Annahmen stellen eindeutige Verbesserung gegenüber NEP 21 – Zahlen dar • Regionalisierung: PV-Ausbauannahmen in manchen Regionen wenig ambitioniert • Wichtig: Nutzung des wesentliches Vorteils der EE: Lastnahe dezentrale Erzeugung BEE-Strommarktdesignstudie zeigt bei ähnlichem Netzausbau wie NEP ca. 25 – 35% mehr EE-Integration Wind Onshore / Offshore • Neue Annahmen stellen eindeutige Verbesserung gegenüber NEP 21 – Zahlen dar • Offshore: Ist es realistisch bis 2030 30 GW an Offshore anzuschließen? • Onshore: ist einfacher zu realisieren, Annahmen am unteren Rand der Annahmen vieler Studien (Ariadne, BEE) • Flächenausweisung: Es sind mindestens 2 % erforderlich Szenariorahmenentwurf NEP 23 Strommarktdesignstudie Bestand NEP 21 Reformszenario 2020 B 2040 A 2037 B 2037 C 2037 A 2045 B/C 2045 2030 2040 2050 Wind Offshore (GW) 7,8 40 40,8 44,3 45,3 63,3 70,8 20 40 57 Wind Onshore (GW) 54,4 89 100 115 130 125 150 95 147 195 PV (GW) 53,7 126 260 280 320 325 395 205 349 449 3
Die Rolle der Biomasse im Stromsystem Biomasse • Angenommener Rückbau der Biomasse-Kapazitäten ist nicht nachvollziehbar • Durch stärkere Flexibilisierung (Überbauung) können Biomasseanlagen entscheidend zur Stabilisierung des Stromsystems und zur Versorgungssicherheit beitragen • Es geht hierbei nicht um eine Erhöhung der Stromproduktion. Auch der Biomasseverbrauch wird gleichgehalten • Die Flexibilisierung des Biomasse-Parks steigert auch das Potential der EE-Bereitstellung von Systemdienstleistungen zur Abschaltung von fossilen Kraftwerken • Ein Herunterfahren der Biomasse-Kapazität bringt u.U. die Notwendigkeit eines gleich hohen Ausbaus an Gaskraftwerkskapazität mit sich • Hohe Dringlichkeit der Abschaltung von Bioenergie suggeriert, Umstellung der Gaskraftwerke auf H2 hingegen nicht näher definiert Bestand NEP 21 Szenariorahmenentwurf Strommarktdesignstudie Reformszenario 2020 B 2040 A 2037 B 2037 C 2037 A 2045 B/C 2045 2030 2040 2050 Biomasse (TWh) 26 24 15 15 15 6 6 50 50 50 Wasserkraft (GW) 5,3 5,6 5,3 5,3 5,3 5,3 5,3 5,3 5,3 5,3 4
Bereitstellung von Flexibilität I Wärmepumpen: • Neue Annahmen stellen eindeutige Verbesserung gegenüber NEP 21 – Zahlen dar PtH (Fernwärme / Industrie): • PtH bietet die Option als günstige und schnell steuerbare Flexibilität regional eingesetzt zu werden. • Bei richtiger Förderung können bspw. eine KWK-Anlagenflexibilisierung über Elektrodenkessel und Windwärmesysteme bereits bis 2030 stark ausgebaut werden Annahmen aus BEE-Sicht zu gering PV-Speicher: • Annahmen sehr optimistisch: • PV-Heimspeicher-Quote soll bis 2035 auf 100% steigen • Speicherkapazität ggü. installierter Anlagenleistung Bestand NEP 21 Szenariorahmenentwurf Strommarktdesignstudie Reformszenario B 2040 A 2037 B 2037 C 2037 A 2045 B/C 2045 2030 2040 2050 Wärmepumpen (Haushalte / GHD) (Mio.) 1,1 6,5 7 9 11 12 16 7 16 Power to Heat (Fernwärme / Industrie) (GW) 0,8 7 5 10 10 7 14 25 30 38 Power to Gas (GW) 0,1 10,5 16 18 20 36 40 5 44 99 PV-Speicher (GW) 1,3 14,9 53,7 59,4 70,8 76,6 97,8 18,7 30,7 39,1 5
Bereitstellung von Flexibilität II Elektrolyse / Wasserstoff • Annahmen zur Elektrolyse insgesamt zu gering, insb. in 2045 / 2050 • Verhältnis Onsite- / Offsite-Elektrolyse • Bei der Herstellung grünen Wasserstoffs sollten alle heimischen Potentiale genutzt werden Interkonnektorenleistung • Hoher Ausbau der Interkonnektorenleistung angenommen • Die Realisierbarkeit einer massiven Erhöhung ist fraglich • Der Ausbau sollte zudem nicht zu Lasten eines Ausbaus der inländischen Flexibilitäten / EE-Kapazitäten gehen ansonsten Schaffung von Abhängigkeiten im Zusammenhang mit Versorgungssicherheit / Erreichung Klimaziele Rolle von Gaskraftwerken • Durch einen unnötig starken Ausbau würde es zu einer Verdrängung grünen Stroms kommen • Bei gleichbleibendem Einsatz, aber stärkerer Überbauung der Bioenergie (inkl. teilweisem Anschluss an Gasspeicher) ist es möglich, im Jahr 2050 fast vollständig auf den Einsatz zusätzlicher H2-Gasturbinen (und hierfür benötigter Infrastruktur) zu verzichten Reformszenario der BEE-Strommarktdesignstudie 6
Warum bedarf es einer Strommarktdesignstudie? Viele der heutigen großen Studien zur Energiewende sind volkswirtschaftlich optimiert, betrachten aber den betriebswirtschaftlichen Rahmen der Flexibilitäten bzw. Erneuerbaren Energien hierzu kaum bzw. gar nicht. 7
Aufbau der BEE Strommarktdesignstudie Basisszenario Reformszenario Rahmen Rahmen Fortschreibung des aktuellen Anpassung des regulatorischen regulatorischen Rahmens Maßnahmen Rahmens mit den Maßnahmen Ziel Ziel Erkennen von fehlenden Nachweis der Effekte der wirtschaftlichen Flexibilitäten getroffenen Maßnahmen auf die und Ableitung von Maßnahmen Ergebnisse Sensitivitätsbetrachtungen Ziel • Annahme einer leicht geringeren Flexibilitätsleistung (-15%) auf die Studienergebnisse aufgrund natürlicher Effekte • Untersuchung externer Effekt (Begrenzung der Elektrolyseleistung in Deutschland auf 50 GW) auf die Studienergebnisse 8
Pfade zur Energiewende Beispiel: BMWi Langfristszenarien Unterschiedliche Pfade der Energiewende bedingen Ausbau Erneuerbare Energien in Bedarf an Flexibilitäten Deutschland unterschiedliche Rahmen. Pfad: Klimazielerreichung über externe Pfade: • EE-Ausbau in Deutschland begrenzt • hoher Stromnettoimport gering hoch gering hoch • überdurchschnittlicher Netzausbau zum Ausland (Grenzkuppelstellen) • geringer wirtschaftlicher Rahmen für Erreichung der Klimaziele Flexibilitäten in Deutschland Netzausbau Netto Stromtransfer Fazit • Es besteht eine starke Abhängigkeit von anderen Staaten zur Erreichung der eigenen Grenzkuppel Importe Exporte Klimaziele und der Versorgungssicherheit. Nationales stellen Übertragungsnetz Netzausbau im externen und internen Pfad ähnlich 9
Pfade zur Energiewende Beispiel: BEE Strommarktdesign Unterschiedliche Pfade der Energiewende bedingen Ausbau Erneuerbare Energien in Bedarf an Flexibilitäten Deutschland unterschiedliche Rahmen. Pfad: Klimazielerreichung über interne Pfade • EE-Ausbau in Deutschland hoch gering • Netzausbau stärker im Inland gering hoch hoch • Stromnettoexport • hoher wirtschaftlicher Rahmen für Flexibilitäten in Deutschland Erreichung der Klimaziele Netzausbau Netto Stromtransfer Fazit • Reduktion Importabhängigkeit • hohes heimisches Wirtschaftspotential • hoher Bedarf an Flexibilitäten in Deutschland Exporte Grenzkuppel Nationales Importe (Elektrolyseure, Speicher, PtH, usw.) stellen Übertragungsnetz Netzausbau im externen und internen Pfad ähnlich 10
Zentrale Ergebnisse der BEE Strommarktdesignstudie aus Netzsicht Die BEE-Strommarktdesignstudie belegt die national umsetzbare Energiewende mit Steigerung der Wertschöpfung in Deutschland. 11
Exogene und Endogene Flexibilitätsleistungen Basisszenario Reformszenario Aufgrund der Modellexogen Vorgabe der stärkeren Flexibilisierung der Bioenergie* im Reformszenario kann der Bedarf an zusätzlichen H2-Gasturbinen im Reformszenario auf 0,1 GW reduziert werden. Beide Szenarien sind geprägt durch ein hohes aktivierbares Flexibilitätspotential. Im Bereich der Elektrolyse können fast 100 GW bis 2050 betriebswirtschaftlich entstehen und den H2-Bedarf somit vollkommen heimisch decken. * Hierbei bleibt die erzeugte Jahresenergiemenge der Bioenergie auf gleichem Niveau. 12
Steuerbare Leistung für die Versorgungssicherheit Kontext zu anderen Studien • Verglichen z.B. mit den Langfristszenarien des BMWI (TN Strom) kommen beide Studien auf ungefähr die gleiche benötigte steuerbare Leistung. • Der wesentliche Unterschied ist, dass innerhalb der BEE Strommarktdesignstudie die sinnvolle Einbeziehung von Bioenergie und Batteriespeicher zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit realisiert wird. H2-Gaskraftwerke werden im Reformszenario potentiell nicht benötigt 13
Netzausbau und Integration Erneuerbarer Energien im Vergleich zu anderen Studien Vergleich 2030 mit dem Netzentwicklungsplan Vergleich 2050 mit dem BMWI Langfristszenario BEE Studie BEE Studie • Deutlich mehr EE (+25 bis 35%) • Deutlich mehr EE (+214 GW) • Geringere Grenzkuppelstellen (-54 GW) Netzausbau ist in ähnlicher • Deutlich mehr Elektrolyseure (+62 GW) Größenordnung wie im Netzentwicklungsplan 2019 notwendig. Netzausbau ist in ähnlicher Größenordnung wie im BMWi Langfristszenario TN Strom notwendig. Die BEE-Strommarktdesignstudie zeigt eine bessere Integrationsfähigkeit Erneuerbarer Energien. Dies unterstreicht den aus Akzeptanzsicht sinnvollen Einsatz verbrauchsnaher dezentraler Erneuerbarer Energien. 14
Netzbetriebskosten im Vergleich Vergleich der aktuellen Kosten aus 2020 mit den Netzbetriebskosten des Jahres 2030 • Verglichen mit den heutigen Kosten für die Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen aus dem Jahr 2020 können in beiden Szenarien zwischen 72% bis 82% eingespart werden. Vergleich Basisszenario vs. Reformszenario im Jahr 2050 • Im Jahr 2050 liegen im Reformszenario die Netzbetriebskosten um 32% niedriger als im Basisszenario Keine Elektrolyseure in Süddeutschland. Erweiterung der Freiheitsgrade in der Netzbetriebsführung (u.a. Einbindung von Verbrauchern). o Vermeidung ansonsten vergleichsmäßig teurer Veränderung der Einspeisung durch Erzeugungsanlagen. o Gleichzeitige Erhöhung der Nutzbarkeit Erneuerbarer Energieeinspeisung. Die positiven Effekte des Reformszenarios unterstreichen den volkswirtschaftlichen Nutzen der getroffenen Maßnahmen. 15
Besondere Herausforderungen bei gleichzeitigen Schalthandlungen Herausforderung gleichzeitiger Schalthandlungen • Im Falle von marktgetriebenen gleichzeitigen Schalthandlungen (u.a. über den §51 EEG 2021) kommt es zu Herausforderungen im Stromnetz. Hintergrund • Während der Markt nur in einer ¼ stündlichen Bilanz den Ausgleich zwischen Einspeisung und Ausspeisung sicherstellt, muss dies im Netzbetrieb im sekündlichen Rahmen geschehen. • Somit kann es trotz marktlich ausgeglichener Situation zu starken Netzproblemen kommen. • Bereits ein kurzzeitiger Netto-Leistungsabfall von Der §51 EEG 2021 verursacht somit nicht nur 6 GW könnte zu massiven Netzproblemen bis hin betriebswirtschaftliche, sondern auch potentiell zu frequenzabhängigen Lastabwürfen führen. netzkritische Probleme. 16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. German Renewable Energy Federation EUREF-Campus 16 10829 Berlin Tel 030 27581700 Fax 030 27581 7020 E-Mail info@bee-ev.de www.bee-ev.de
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