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Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=4019172300142
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Wie können Sie die Bildkarten einsetzen? 3 Methoden für das Einzelsetting 4 Methoden für Gruppensettings 13 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Nachwort 23 Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in Bildrechte 23 1 elektronische Systeme. Dieses Kartenset ist erhältlich als: Autor 32 GTIN 4019172300142 Print 1. Auflage 2020 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz · Weinheim Basel Werderstraße 10, 69469 Weinheim Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Julia Zubcic Umschlaggestaltung: Victoria Larson Umschlagabbildung: © gettyimages, desifoto Herstellung und Satz: Victoria Larson Druck und Bindung: ER-AY Printing LLC, Istanbul Printed in Turkey Weitere Informationen zu unseren Autoren und Titeln finden Sie unter: www.beltz.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Vorwort immer wieder den Kern des Anliegens, das Problem hinter dem Problem oder den nötigen Perspektivwechsel für die Manch einem Klienten, Patienten oder Teilnehmer1 fällt es in Entwicklung von Lösungen berühren. Sie beinhalten jeweils Beratungskontexten schwer, sein Anliegen klar zu beschrei- einen Text- und einen Bildimpuls. Die Aphorismen versuchen ben, das Problem offen zu benennen oder seinen derzeitigen auf pointierte Weise eine Haltung zu beschreiben, die man Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dies kann damit zusam- einnehmen oder auch ablehnen kann. Sie wollen Denk- und menhängen, wie viel Vertrauen er bereits in die Beraterin Diskussionsanstoß zugleich sein. oder in das Setting gefasst hat. Oftmals ist es jedoch keine Das Thema »Veränderung« stellt die semantische Klam- bloße Frage des Vertrauens oder der Beziehungsgestaltung, mer des Kartensets dar. Die meisten Aphorismen referieren sondern eine Frage des Zugangs. Besonders verkopften Klien- auf Veränderungsprozesse und plädieren für eine ressour- 2 ten gelingt der Wechsel in einen Modus, in dem man neben cen- und lösungsorientierte Haltung. Sie wollen ermutigen, den kognitiven auch die affektiven Aspekte beleuchtet, nicht sich selbst in Krisen-, Übergangs- oder Veränderungssituati- immer leicht. Da kann es sehr dankenswert sein, wenn man onen als handlungsfähigen Akteur wahrzunehmen und sich mithilfe einer Karte einen niederschwelligen Zugang findet aus einer etwaigen Problemtrance zu befreien. und die Worte oder Bilder für sich sprechen lassen kann. Auch können die Karten Anstoß sein, um unbewusste An- In den nächsten Kapiteln wird beschrieben, wie Sie die Kar- teile leichter zutage zu fördern und damit erst bearbeitbar ten einsetzen können. Hierbei werden zwanzig konkrete, in zu machen. Viele Klientinnen (und auch Beraterinnen!) kann der Beratungspraxis erprobte Methoden für einen abwechs- Vor wor t es außerdem in ungeklärten, angespannten oder heiklen Mo- lungsreichen, zielgerichteten und der Situation angemesse- menten entlasten, eine Karte vor sich auf dem Tisch liegen zu nen Einsatz der Karten vorgeschlagen. Bedenken Sie jedoch: haben, auf die man mit dem eigenen Blickverhalten und der Keine Methode erfüllt einen Selbstzweck, sondern dient dem Körpersprache referieren kann. Sie schafft einen willkom- Beratungsprozess! Weichen Sie also jederzeit von einer Me- menen Fixpunkt, welcher aus der Dyade eine Triade macht thode ab, wenn es Ihnen sinnvoll erscheint. und damit das konfrontative Potenzial, welches in jedem Ein- zelsetting steckt, zu reduzieren vermag. 1 Nachfolgend werden Maskulinum und Femininum wechsel- Die vorliegenden Karten sind im Laufe vieler Jahre der weise verwendet, damit sich jede Leserin und jeder Leser an- Beratungstätigkeit entstanden und greifen Themen auf, die gesprochen fühlt.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Wie können Sie die Bildkarten Die Karten sind in drei Kategorien unterteilt: In der ersten Rubrik geht es um Werte. Die dazugehörigen Karten unter- einsetzen? stützen insbesondere bei der Reflexion eigener Haltungen und Wertevorstellungen und helfen dabei, intra- oder inter- Die Karten lassen sich auf vielfältige Weise (nicht nur) in personale Konflikt- oder Krisensituationen ursächlich auf die Beratungskontexten nutzen. Sind Sie Coach, Supervisorin, darin miteinander konfligierenden Werte zurückzuführen. Systemischer Berater, Therapeutin oder arbeiten Sie auf In der zweiten Rubrik werden ungewohnte Blickwinkel ähnliche Weise mit Einzelpersonen an privaten oder berufli- eingenommen, um beim Perspektivwechsel zu helfen. chen Themen, so können Sie die Karten zum Einstieg in eine In der dritten Rubrik geht es schließlich um Impulse und Sitzung, als Gesprächsanlass, als Intervention, zum Ziehen Ermutigungen zur Veränderung. eines Fazits oder zur Vorsatzbildung am Ende einer Sitzung 3 verwenden. Im nachfolgenden Kapitel finden Sie zehn Me- thodenbeispiele für einen solchen Einsatz. Wie können Sie die Bildkarten einsetzen? Arbeiten Sie im Beratungssetting mit Gruppen, Teams oder Abteilungen zusammen oder sind Sie Trainer, Seminar- leiterin oder Fortbildungsmoderator, so finden Sie auch im Gruppenkontext zahlreiche Verwendung für die Karten. Da- für werden Ihnen ebenfalls zehn Methoden vorgestellt. Bedenken Sie hierbei, dass manch eine Methode aus dem Einzelsetting auch im Gruppenkontext eingesetzt werden kann (und umgekehrt). Und auch wenn eine Methode mal nicht »funktionieren« sollte (was auch immer das im Bera- tungskontext heißen mag), so lässt sich dies doch nahezu immer als Gelegenheit nutzen, um mit den Klientinnen oder Teilnehmern das erfolgreiche Scheitern zu üben!
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Methoden für das Einzelsetting Nun fragen Sie, was die Klientin mit der Karte verbindet oder darunter versteht und warum sie sich für sie entschie- den hat. 1) Gesprächseinstieg Tipps: Vorbereitung: Um sich auf eine gemeinsame Ebene zu bringen, ist es Legen Sie die Karten auf dem Boden oder auf einer großen hilfreich, wenn Sie sich ebenfalls hinstellen, während Tischfläche aus, sodass Ihre Klientin sie bereits bei Eintritt Ihre Klientin steht und sich nach den Karten umschaut. in den Raum sieht und vielleicht neugierig wird. Bleiben Sie jedoch im Hintergrund. Überlegen Sie, ob Sie die Karten aus einer einzelnen Versuchen Sie in dieser Phase nicht zu sprechen, da Kom- 4 Rubrik nehmen möchten oder gemischt aus mehreren. Be- munikation Aufmerksamkeit bindet und ggf. sogar sozia- grenzen Sie in jedem Falle die Anzahl der Karten, um Ihre len Druck erzeugt. Klientin nicht zu überfrachten. Wenn Ihre Klientin sehr lange für die Auswahl einer Kar- te benötigen sollte, können Sie ermutigende Worte wäh- Ablauf: len, etwa: Wenn Sie zwischen zwei Karten schwanken, dann Methoden für das Einzelsetting Laden Sie Ihre Klientin dazu ein, sich in Ruhe umzuschauen dürfen Sie sich jetzt einfach für eine der beiden entscheiden. (gerne auch im Stehen oder Gehen) und die Karten auf sich Vertrauen Sie bei der Wahl Ihrer Intuition. Es gibt keine fal- wirken zu lassen. Geben Sie ihr eine Leitfrage mit, damit sie sche Entscheidung. Oder: Wenn Sie noch nicht fündig geworden eine bessere Orientierung erhält, wonach sie eine Karte aus- sind, erleichtern Sie sich selbst die Auswahl, indem Sie sich zu- wählen soll. Diese Leitfrage könnte zum Beispiel lauten: Wel- gestehen, dass es nicht die hundertprozentig perfekte Karte sein ches Bild passt heute am besten zu meiner Stimmung? oder: Wel- muss. Begnügen Sie sich vielleicht mit 80 Prozent. Oder: Wenn cher Leitspruch passt heute am besten zu meinen Gedanken? Sie keine passende Karte finden: Welche wäre denn die für Sie Bitten Sie sie, sich eine Karte vom Boden oder vom Tisch unpassendste? zu nehmen, und setzen Sie sich beide wieder, sobald die Kar- te ausgewählt wurde.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 2) Commitment dieser Karte legitimiert er Sie zugleich, ihn in gegebenen Momenten daran zu erinnern. Vorbereitung: Legen Sie die Karten in mehreren Reihen auf einem Tisch Tipps: oder einer anderen ebenen Fläche aus. Reduzieren Sie sie Die erste Karte betrifft Sie beide, die zweite Karte insbe- am besten auf eine Rubrik bzw. maximal 24 Stück, damit es sondere Sie als Berater und die dritte Ihren Klienten. Hän- nicht unüberschaubar wird. gen Sie die Karten auf oder legen Sie sie gut sichtbar wäh- rend Ihrer Sitzungen aus und positionieren Sie sie dabei Ablauf: so, dass die Zugehörigkeit (ich – du – wir) kenntlich wird. Bitten Sie Ihren Klienten, sich einen ersten Überblick zu ver- Lassen Sie jede ausgewählte Karte vom Klienten erläutern, schaffen. Geben Sie ihm hierfür 3-5 Min. Zeit. damit deutlich wird, was er jeweils damit meint. An- 5 Bitten Sie ihn nun, eine Karte auszuwählen, welche ge- sonsten haben Sie womöglich zwei sehr unterschiedliche wissermaßen das Credo Ihrer Zusammenarbeit werden soll. Lesarten, so dass Sie sich nicht auf ein gemeinsames Ver- Welchem Leitmotto sollen Sie beide in Ihren Sitzungen besonders ständnis berufen können. Rechnung tragen (= gemeinsamer Auftrag)? Sie können ggf. den ersten Schritt auslassen oder nur Methoden für das Einzelsetting den ersten Schritt durchführen und die Schritte 2 und 3 Nachdem diese Karte ausgewählt wurde, bitten Sie Ihren Kli- weglassen. Evtl. können Sie auch noch einen vierten und enten nun, sich eine zweite Karte auszusuchen, die er als fünften Schritt ergänzen, in dem Sie selbst eine Karte für explizite Bitte an Sie als Berater richtet. Was sollen Sie in Ih- Ihren Klienten (= Fremdauftrag 2) und eine Karte für sich rer beratenden, supervidierenden oder therapeutischen Rolle aus- als Berater (= Selbstauftrag 2) auswählen. drücklich einhalten oder beachten (= Fremdauftrag)? Reflektieren Sie am Ende der ersten Session und immer wieder nach ein paar weiteren Sitzungen, wo Sie mit Ih- Im dritten Schritt soll der Klient nun noch eine Karte aus- ren Karten stehen. Nutzen Sie sie also, um gemeinsam auf wählen, welche ihm selbst in seiner Rolle als Beratungsneh- eine Metaebene zu wechseln. mer oberstes Leitmotiv für die gemeinsamen Sitzungen sein soll. Was nimmt sich der Klient selbst vor (= Selbstauftrag)? Mit
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 3) Wertereflexion deutsamer, noch handlungsleitender, noch unabdingbarer ist? War dieser Wert schon immer wichtig? Oder seit wann Vorbereitung: spielt er eine solch große Rolle? Was geschieht, wenn dieser Wählen Sie ca. 12-20 Karten aus. Halten Sie einen Stift und Wert missachtet wird? Und was, wenn er Berücksichtigung drei kleine Zettel (z. B. Klebezettel) bereit. findet? Verlangt die Klientin sich selbst diesen Wert in glei- chem Maße ab wie ihren Mitmenschen? Oder macht sie hier- Ablauf: bei Unterschiede? Bitten Sie die Klientin, sich die Karten unter folgender Frage- Nutzen Sie diese oder weitere Fragen, um der Klientin bei stellung anzuschauen: Mit welchen drei Leitprinzipien kann ich der eigenen Wertereflexion zu helfen. Übertragen Sie die mich besonders gut identifizieren? Werte immer wieder gemeinsam auf Alltagssituationen der 6 Sie soll nun die Karten durchblättern und einige auswäh- Klientin oder auf das Beratungsanliegen. len. Dies dürfen im ersten Schritt auch mehr als drei Karten sein. Im darauffolgenden Schritt soll sie jedoch die ausge- Tipps: wählten Karten auf drei reduzieren (es dürfen auch weniger, Bedenken Sie – hier wie sonst auch in der Beratung –, dass aber nicht mehr sein). es nicht um eine Bewertung der Klientenaussagen geht. Methoden für das Einzelsetting Nun soll sich die Klientin zu den ausgewählten Karten ei- Werte erfüllen einen Selbstzweck und sollten konsequent nen jeweiligen Wert überlegen, der dort für sie sichtbar wird, unbewertet bleiben dürfen. und diesen auf jeweils einen Zettel schreiben. (In Bezug auf Wenn Ihre Klientin keine Ideen findet, ihren drei Karten die vorliegenden Karten kann dies z. B. Kreativität, Zuver- jeweilige Werte zuzuordnen, geben Sie ihr ein analoges sicht, Mut usw. sein.) Beispiel zu einer vierten Karte, die sie nicht ausgewählt Ergründen Sie anschließend fragengeleitet, welche Wer- hat, und benennen Sie exemplarisch weitere Werte, da- te Ihre Klientin auf den Karten identifiziert hat, warum sie mit sie eine Vorstellung erhält, was mit dem abstrakten sie ausgewählt hat, was sie ihr bedeuten, wo sie im Alltag Begriff »Wert« alles gemeint sein darf. oder Beruf zum Tragen kommen etc. Sind die drei Werte mit- Achten Sie darauf, dass die Werte neutral bis positiv for- einander verwandt? Oder gar identisch? Schließen sie sich muliert werden (statt »kein Dogmatismus« etwa »Weltof- womöglich in manchen Lebenslagen gegenseitig aus? Gibt fenheit« oder »Flexibilität im Denken«). es einen übergeordneten Wert, der für die Klientin noch be-
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 4) Rollenreflexion Tipps: Manche Klienten haben ein ausgeprägtes Vollständig- Vorbereitung: keitsbedürfnis. Ihnen fällt es womöglich sehr schwer, die Legen Sie alle Karten weitläufig auf dem Boden aus. anderen Karten, die sie noch nicht anschauen konnten, unbeachtet links liegen zu lassen. Vermitteln Sie ihnen Ablauf: die notwendige Gelassenheit, dass es nicht auf die eine Ihr Klient läuft durch den Raum und »scannt« die Karten in Karte ankommt, sondern auf den Reflexionsprozess, der Bezug auf die Frage: Welche »Slogans« sind für meine berufliche hierdurch angestoßen werden soll (und der grundsätzlich Rolle am wichtigsten? auch ohne Karten stattfinden könnte). Es geht nicht darum, alle Karten in Gänze durchzulesen, Halten Sie ein bis zwei leere Papierblätter im Kartenfor- sondern den Blick schweifen zu lassen und Karten vom Bo- mat bereit. Vielleicht fällt Ihrem Klienten ja ganz spontan 7 den aufzunehmen, die zur Leitfrage passen. Sobald der Klient ein eigener Leitspruch ein. sechs Karten auf der Hand hat, bitten Sie ihn, wieder Platz Reflektieren Sie evtl. gemeinsam, welche Kompetenzen zu nehmen. benötigt werden, um einen Leitspruch in konkrete Hand- Methoden für das Einzelsetting lung überführen zu können. So lässt sich ein Stärken- Nun soll er erläutern, welche Karten er aus welchen Gründen Schwächen-Profil abbilden, welches eng verzahnt ist mit ausgewählt hat. Haken Sie nach, ob es bestimmte Situationen der Haltung Ihres Klienten. gibt, an die er gerade denkt. Und wenn dies eher Negativbei- spiele sind: Bitten Sie ihn, auch an positive Beispiele zu den- ken (zur Not aus früheren beruflichen oder anderen, nicht- 5) Identifizierung unbewusster Anteile beruflichen Kontexten). Lassen Sie ihn die Karten in zwei Stapel aufteilen: Stapel Vorbereitung: A für diejenigen Leitsätze, denen er aus seiner Sicht in der Legen Sie 12-20 Karten wie ein Memospiel verdeckt und als Regel folgt, und Stapel B für die Sätze, die er noch mehr be- Schachbrettmuster auf einem Tisch aus. Treffen Sie in Abwe- herzigen könnte. Nutzen Sie die nun vorliegenden Stapel, um senheit des Klienten ggf. bereits eine zielgerichtete Voraus- gemeinsam in die Tiefe zu gehen. wahl der Karten, wenn Sie schon eine Ahnung haben, welche Anteile der Klient erfolgreich verdrängt.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Ablauf: Nutzen Sie am besten die Kraft des Humors, um es Ihrem Stellen Sie Ihrem Klienten folgende Frage: Welche Karten spre- Klienten leichter zu machen, von »seinen« Karten abzulas- chen Sie an und mit welchen Karten können Sie wenig anfangen? sen – etwa: Wer loslässt, hat die Hände frei! Mit dieser Fragestellung soll der Klient nach und nach Wenn Ihr Klient mit allen Karten etwas anfangen konnte (und gerne auch etwas kreuz und quer) eine Karte aufdecken. und alle aufgedeckt hat, erläutern Sie die eigentlich ange- Spricht sie ihn an (ohne dass er dies bereits begründen muss), dachte Methode, machen Sie reinen Tisch und entfernen so lässt er sie aufgedeckt. Spricht sie ihn weniger an, so dreht Sie konsequent alle Karten und fragen Sie Ihren Klienten er sie wieder auf die verdeckte Seite zurück. Dabei gibt es anschließend, was ihm der leere Tisch nun über ihn ver- keine Begrenzung, wie viele Karten dies jeweils sein sollen. rät. 8 Nachdem auf diese Weise alle Karten inspiziert wurden, bit- ten Sie Ihren Klienten, alle aufgedeckten Karten auf die Hand 6) Entwicklung neuer Denk- und zu nehmen – um sie dann zur Seite zu legen. Verhaltensmuster Die übrigen noch ausliegenden Karten werden aufge- deckt. Mit diesen wird nun gearbeitet. Vorbereitung: Methoden für das Einzelsetting Stellen Sie verschiedene Fragen, die auf die unbewussten Halten Sie etwa die Hälfte der Karten im Hintergrund bereit. Anteile oder die leisen Stimmen des inneren Teams abzielen: Legen Sie sie noch nicht aus. Was »sagen« Ihnen die vorliegenden Karten? Gibt es versteckte Bot- schaften? Eine zweite Lesart? Spüren Sie Widerstand gegen einzel- Ablauf: ne Karten? Woher rührt er? Was können Sie von der Karte lernen, Bitten Sie Ihre Klientin an eine konkrete Situation zu den- wenn Sie Ihren Widerstand einmal beiseitelegen? usw. ken, in der sie mit ihrer eigenen Reaktion unzufrieden war. Lassen Sie sich die Szene und vor allem die dadurch ausgelös- Tipps: ten Gedanken und Gefühle möglichst genau beschreiben. Er- Gehen Sie im Tempo Ihres Klienten vor. Die Tatsache, dass gründen Sie außerdem, wie genau Ihre Klientin nach außen die seinerseits ausgewählten Karten einfach aussortiert reagiert hat. Was konnte der Gegenüber (oder ein fiktiver Be- werden, kann für manche bereits eine Kränkung bedeu- obachter) in diesem Augenblick sehen und hören? ten und Ärger oder Unsicherheit hervorrufen.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Geben Sie Ihrer Klientin nun den Kartenstapel in die Hand Wenn es ihr schwer fällt, alternative Reaktionsweisen und bitten Sie sie, sich zu überlegen, was ihr womöglich in zu entwickeln, so können Sie ihr eine Idee schenken und der Situation geholfen hätte, um anders zu reagieren: Welcher selbst eine Alternativreaktion kreieren. Dies braucht es Leitspruch hätte Sie darin unterstützen können, sich in diesem Mo- manchmal, damit unsere Klienten mutiger werden, ihre ment anders zu verhalten, als Sie es letztlich getan haben? Denkstrukturen zu überwinden. Spielen Sie das Szenario im Kopf (oder im gestalttherapeu- tischen Sinne »in echt«) durch. Welche alternative Reaktion 7) Kopfstandmethode wäre erfolgt? Bleiben Sie am Ball: Welche weiteren Reaktionen wären Vorbereitung: noch denkbar gewesen? Legen Sie ca. 12-15 Karten auf einen großen Tisch. Sie sollten 9 untereinander gelegt werden, also eine Spalte bilden. Wäh- Lassen Sie die Klientin nach mindestens drei oder vier Hand- len Sie hierfür solche Karten aus, die eine Lebensweisheit lungsalternativen auswählen, was sich für sie in diesem Mo- beinhalten (und nicht solche, die als Frage oder reines Wort- ment am stimmigsten anfühlt. Ermutigen Sie sie, in einer spiel angelegt sind). Methoden für das Einzelsetting vergleichbaren künftigen Situation auf die neue Weise re- Unter- oder oberhalb der Kartenspalte können Sie mit agieren zu dürfen. kleinen Zettelchen (z. B. Klebezetteln) eine Skala als horizon- tale Linie einrichten. Die Skala sollte von 0-10 gehen. Tipps: Geben Sie Ihrer Klientin zu bedenken, dass eine »ande- Ablauf: re« Reaktion nicht zwingend eine »bessere« sein muss, Geben Sie Ihrem Klienten Zeit, sich einen Überblick zu ver- sondern dass es darauf ankommt, eingeschliffene Muster schaffen. Fordern Sie ihn anschließend auf, die Karten auf und Automatismen zu überwinden und mehr Flexibilität der Skala zu verschieben. 0 bedeutet, ich bin nicht einver- in das eigene Verhaltensrepertoire zu bringen. standen mit der Kernaussage der Karte bzw. sie passt über- Lassen Sie die Klientin ggf. ein Foto von der Karte machen, haupt nicht zu mir. 10 bedeutet, ich kann mich vollends mit damit sie sich daran auch im Nachgang an die Sitzung im- der Aussage identifizieren. mer wieder mal erinnern kann.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Lassen Sie Ihren Klienten diese Phase schweigend durch- Lassen Sie konkrete Situationen schildern, damit der Kar- führen. Er soll sich ganz und gar einlassen und nicht in ei- tenspruch anschlussfähig wird. Dies können reale oder nen Erklär- oder Rechtfertigungsmodus abdriften. fingierte Situationen sein. Nachdem alle Karten skaliert wurden, nehmen Sie die drei Karten mit dem niedrigsten Wert in den Fokus. Stellen Sie 8) Konfliktklärung Fragen: Was müsste geschehen, damit die Karte auf der Skala wei- ter nach oben wandert? In welchen Situationen würden Sie ihr zu- Vorbereitung: stimmen? Welcher Punkt stört Sie an dem Ausspruch? Was würden Halten Sie das Kartenset sowie zwei kleine Zettel und einen Sie anders formulieren, damit die Karte besser zu Ihnen passt? Stift bereit. 10 Tipps: Ablauf: Wir verharren oft in unseren vertrauten Denkstrukturen Lassen Sie sich den Konflikt der Klientin beschreiben. Han- und Bewertungsmustern. Dadurch nehmen wir deutlich delt es sich um einen inter- oder einen intrapersonellen Kon- Methoden für das Einzelsetting mehr Informationen wahr und auf, die unseren Struktu- flikt? Sind die konfligierenden Parteien also verschiedene ren entsprechen und unsere Muster bestätigen. Je fester Personen oder verschiedene Stimmen innerhalb der Klientin? wir in diesem Denken verhaftet sind, desto schwerer fällt Erläutern Sie die Annahme, dass hinter jedem Verhalten es uns, eine Situation aus einer anderen Perspektive zu und jeder Reaktion ein Bedürfnis steckt, das erfüllt werden betrachten, sie anders zu bewerten als sonst üblich und möchte. Lassen Sie die Klientin nach den beiden zentralen somit vielleicht in einem ganz neuen Licht zu sehen. Die- Bedürfnissen suchen, die im Konflikt miteinander duellie- se Methode soll als Übung verstanden werden, auch mit ren, und lassen Sie sie anschließend auf Zettel schreiben. denjenigen Aspekten achtsam umzugehen, die einem zu- Gibt es eine Nicht-Übereinstimmung der beiden Bedürf- nächst innere Widerstände bereiten. Dies kann den eige- nisse? Sind sie konträr? Oder schließen sie einander gar nicht nen Horizont weiten und zu mehr Gelassenheit führen. aus und sind sogar eher komplementär? Geben Sie ggf. ein eigenes Beispiel, bei dem Sie eine Situ- Wie könnte eine Lösung aussehen, damit beide Bedürfnis- ation neu bewertet haben, und beschreiben Sie, was das se befriedet werden? mit Ihnen gemacht hat.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Geben Sie Ihrer Klientin nun das Kartenset und lassen Sie sie lauf der Methode, sondern agieren Sie frei und spontan. die Karten durchforsten. Die Leitfrage lautet: Welche Aussage Nur so fühlt sich Ihre Klientin angenommen. trifft am stärksten auf den Konflikt zu? Wird sie fündig, können Sie hiermit weiterarbeiten. Bleibt sie ratlos, verändern Sie die Leitfrage: Welche Aussage hat das 9) Ankerkarte größte Potenzial zur Problemlösung? Die Aussagen betreffen vorrangig Haltungen. Ergründen Vorbereitung: Sie daher anschließend mit Ihrer Klientin, wie aus der Hal- Halten Sie einen überschaubaren Schwung an Karten bereit. tung ein Verhalten erwachsen kann und wie dieses aussehen Es sollten nicht mehr als 25 Stück sein. müsste. Ablauf: 11 Tipps: Im Beratungsprozess tauchen immer wieder Aha-Momente, Konflikte sind emotional aufgeladen. Ebenso die Ausein- Erkenntnisse und Ideen auf, die so zentraler Natur sind, dass andersetzung mit ihnen. Dadurch wird der Blick für die sie bewahrt und konserviert werden sollten. Denn sobald der Methoden für das Einzelsetting Lösung oftmals eingeengt. Die Karten beschreiben nicht Klient den Beratungskontext verlassen hat, wird er wieder den Konflikt, sondern einen möglichen Ausstieg aus ihm. gepackt vom reißenden Strom des Alltags. Dabei werden vie- Dies kann manch einer Klientin abwegig oder zu schnell le Ergebnisse, die in der Beratung aufgekommen sind, wo- erscheinen, wenn sie sich in ihrer Kränkung oder Verlet- möglich mitgerissen und gehen gleich wieder unter. Bieten zung noch nicht gesehen fühlt. Achten Sie daher auf das Sie daher immer wieder Ankerpunkte an. Diese können aus richtige Tempo, wenn Sie von der Problemdimensionie- gemalten Bildern, geschriebenen Worten oder Sätzen (z. B. rung zur Lösungsorientierung übergehen. Erlaubnissätzen) sowie aus konkreten Gegenständen beste- Denken Sie daran, dass Ihre Klientin über eine Lösung des hen. Ebenso funktionieren die Karten. Manchmal ist es eher Problems verfügt – nicht Sie. Helfen Sie ihr daher, sich da- das Bild, manchmal mehr der Satz, welcher als Anker fun- nach auf die Suche zu machen. Hierbei ist es immer wie- giert. der erforderlich, von der geplanten Route abzuweichen. Immer wenn Ihr Klient an einen solchen Erkenntnis- Klammern Sie sich also nicht an einen prototypischen Ab- punkt gelangt, fragen Sie ihn danach, ob er einen Anker set- zen möchte. Bieten Sie ihm die o.g. Optionen an. Falls er sich
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel für die Karten entscheidet, so lassen Sie ihn aus dem Stapel 10) Persönliches Fazit auswählen, was aus seiner Sicht am besten passt. Diese An- kerkarte kann er bis zur nächsten Sitzung mitnehmen und Vorbereitung: irgendwo zuhause oder am Arbeitsplatz gut sichtbar platzie- Verteilen Sie die Karten als dekoratives Element im Raum. ren, um dann beim nächsten Mal zu beschreiben, was damit Dabei können Sie sie hinlegen (z. B. auf dem Boden), hinstel- geschehen ist. len (z. B. angelehnt an Wände, Bücher, Blumenvasen) oder aufhängen (z. B. mit Klammern an aufgespannten Wäsche- Tipps: leinen oder Seilen, die über Kopfhöhe quer durch den Raum Wenn Sie die Karten vielfältig einsetzen oder die nächste gehen). Sitzung in weiter Ferne liegt und Sie die Ankerkarte daher 12 nicht aus der Hand geben möchten, können Sie Ihrem Kli- Ablauf: enten auch vorschlagen, dass er sich mit dem Handy ein In der letzten Beratungssitzung geht es auch um den Ab- Foto davon macht und es zuhause ausdruckt oder Sie es schluss. Fast immer geht der Prozess für die Klientin auch abfotografieren/einscannen und ihm zumailen. nach der Beratung noch weiter. Dennoch ist ein Meilenstein Lassen Sie Ihren Klienten direkt vor Ort entscheiden, wo erreicht und die Arbeit an und mit den Themen sollte gewür- Methoden für das Einzelsetting er die Ankerkarte aufhängen oder hinstellen möchte. So digt werden. Daher können Sie in den letzten 15-20 Minuten reduzieren Sie seine etwaige Hemmschwelle, das Vorha- Ihrer Sitzung auf die Karten verweisen, welche die Klientin ben auch in die Tat umzusetzen, und erhöhen zugleich ohnehin bereits die ganze Zeit gesehen hat. die Verbindlichkeit darüber, da Sie eine gemeinsame Ver- Leiten Sie ein, dass die Klientin nun eine Karte auswählen einbarung getroffen haben. darf, die ihres Erachtens am besten zum Prozess der zurück- Greifen Sie die Karte zu Beginn der nächsten Sitzung auf. liegenden Wochen oder Monate passt. Hierbei soll sie nicht Fragen Sie nach, wo sich die Karte befunden hat, wie oft nur die Sitzungen einbeziehen, sondern auch die Zeiten zwi- der Klient sie beachtet hat und ob es Entwicklungen gab, schen den Sitzungen, in denen erfahrungsgemäß ja am meis- die er mit der Karte in Verbindung bringt. Fragen Sie au- ten in Bewegung gerät. ßerdem, ob der Anker noch gesetzt bleiben soll oder Sie Sobald sie eine Karte ausgewählt hat, geben Sie Ihrer Kli- ihn einholen und weiterfahren können. entin Gelegenheit, ihre Wahl zu erläutern und ein persönli- ches Fazit zu ziehen.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Tipps: Methoden für Gruppensettings Weisen Sie zu Beginn der Sitzung darauf hin, dass die Kar- ten gegen Ende zum Einsatz kommen werden. So kann 11) Eisbrecher die Klientin schon mal zwischendurch einen Blick auf die Karten riskieren und sie weiß Bescheid, dass es später ex- Vorbereitung: plizit darum gehen wird. Legen Sie die Karten je nach räumlicher Möglichkeit quer Es geht nicht darum, dass Sie sich ein Lob bei der Klientin gestreut aus, sodass Ihre Teilnehmenden an verschiedenen abholen. Bitten Sie sie daher ausdrücklich darum, bei Ich- Plätzen darauf aufmerksam werden (am eigenen Sitzplatz, Botschaften zu bleiben und für sich zu resümieren, was am Getränketisch, am Büchertisch, an den Stehtischen, falls sie aus der Arbeit für sich hat ziehen können. Sie mit einem Stehkaffee beginnen, o. Ä.). Sie können auch beide eine Karte auswählen, sodass auch 13 Sie aus Sicht des Beraters beschreiben, wie Sie den ge- Ablauf: meinsamen Prozess erlebt haben. Dies kann Ihre Klientin Die Karten dienen in diesem Falle lediglich einem Eisbrecher entlasten und ihr außerdem eine gewinnbringende Au- oder Blickfang. Folglich thematisieren Sie sie gar nicht näher, Methoden für Gruppensettings ßenperspektive eröffnen oder einen zusätzlichen Impuls sobald Sie mit der Veranstaltung begonnen haben. Vertrauen bereitstellen. Sie darauf, dass die Karten innere Gedankenprozesse ansto- Sie können noch einen Schritt weitergehen und Ihre Kli- ßen oder dazu beitragen, dass die Vorabgespräche zwischen entin darum bitten, abschließend einen Vorsatz aus der den Teilnehmenden auf die eine oder andere Karte gerichtet Karte abzuleiten (vgl. hierzu auch Methode Nr. 20). Sie soll sein werden. diesen Vorsatz, Hinweis oder Gedankenanstoß schriftlich ausformulieren (als vollständiger Satz, positiv formuliert, Tipps: als Aktivkonstruktion und in der Ich-Form) – so erhält er Falls Sie doch das Bedürfnis haben sollten, die Karten zu eine konkretere Gestalt und eine höhere innere Verbind- kommentieren, oder explizit danach gefragt werden, so lichkeit. weisen Sie doch einfach darauf hin, dass Sie sich anstel- le von dekorativen Blumen für diese bunten Karten ent- schieden haben. Oder erläutern Sie, dass die Karten die
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel konstruktive Haltung der Gruppe positiv stimulieren wol- 12) Kennenlernen len. Ordnen Sie die Karten etwas schräg und nicht allzu akku- Vorbereitung: rat an, das lockert die Szenerie optisch auf und deutet an, Wählen Sie etwas mehr Karten als Teilnehmende (= TN) aus dass es sich nicht um eine strikte Methode handelt und (z. B. TN-Zahl plus 5). Bei kleineren Gruppen sollten Sie je- ein informeller Austausch darüber erwünscht ist. doch mindestens 15 Karten auslegen. Verteilen Sie sie mög- Natürlich können Sie jederzeit im Laufe der Veranstal- lichst auf mehrere Tische. Dies können die Tische sein, an tung auf die Karten referieren, wenn es Ihnen sinnvoll er- denen Ihre TN sitzen, oder Tische am Rand des Raumes. scheint. Sie können sie auch spontan einbinden, wenn es zum Beispiel darum geht, ein gemeinsames Commitment Ablauf: 14 zu finden (vgl. Methode Nr. 14) oder sich untereinander Nach dem Einstieg in die Sitzung oder das Seminar leiten besser kennenzulernen (z. B. Nr. 12). Sie eine alternative Kennenlernvariante ein. Hierfür bitten Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, dann bilden Sie Sie Ihre TN aufzustehen und sich zunächst einen Überblick doch mit einer dünnen Schnur über Kopfhöhe ein Netz. über die vorhandenen Karten zu verschaffen. Wenn eine Kar- Dies geht immer dann besonders leicht, wenn es mehre- te entdeckt wird, die einen TN besonders anspringt oder an- Methoden für Gruppensettings re Balken im Raum gibt (dann die Schnur einfach 2x um spricht (sei es aufgrund des Bildmotivs oder des Leitspruchs), den Balken wickeln) oder Haken an der Decke oder Wand so darf er sie an sich nehmen und zu seinem Sitzplatz zu- hängen. Bringen Sie ein paar Wäscheklammern mit und rückkehren. Sobald alle TN wieder sitzen, nehmen Sie sich befestigen Sie die Karten damit an den Schnüren. Sie kön- selbst auch noch eine Karte von den verbliebenen. nen immer zwei Karten miteinander an dem Seil befesti- gen (je mit der Vorderseite nach außen) und die Teilneh- Moderieren Sie die nächste Phase an. Ein TN, der beginnen menden können von beiden Seiten aus lesen. mag, beginnt, indem er sich kurz vorstellt und erläutert, wa- rum er genau diese Karte gewählt hat. Danach gibt er entwe- der an den linken oder die rechte Nachbarin weiter. Von nun an steht die Reihenfolge fest (im oder gegen den Uhrzeiger- sinn) und jeder TN kommt an die Reihe.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Zum Schluss stellen Sie Ihre Karte vor und erläutern, was 13) Erwartungsabfrage sie mit Ihnen und mit der Veranstaltung zu tun hat. Nutzen Sie die Gelegenheit für eine geschmeidige Überleitung in die Vorbereitung: nächste Phase. Legen Sie alle Karten aus. Tipps: Ablauf: Legen Sie die Karten an verschiedenen Stellen im Raum Erwartungsabfragen bleiben oftmals auf der inhaltlichen aus. Je mehr Fläche Sie hierfür nutzen, desto weniger ste- Ebene. Dabei entscheidet über den Erfolg einer Veranstaltung hen sich die TN bei der Sichtung und Auswahl gegenseitig sehr viel mehr als nur der Inhalt. Mithilfe der Karten können im Weg. Sie auch die methodische und die sozial-gruppendynamische Manchmal hat ein TN einem anderen dessen favorisierte Ebene in die Erwartungsabfrage einbeziehen. 15 Karte bereits weggeschnappt. In diesem Falle lassen Sie Fragen Sie die TN: Welchen Leitsatz sollten wir Ihres Erachtens gerne auch »Doppelbesetzungen« zu, da manche TN sonst unbedingt berücksichtigen? Lassen Sie sie umhergehen und eine ins Kind-Ich gehen und bockig werden. Karte auswählen. Schränken Sie die Zeit zum Sichten und Methoden für Gruppensettings Sie werden feststellen, dass es den Teilnehmenden deut- Auswählen ein, damit deutlich wird, dass es nicht darum lich leichter fällt, auf eine Karte zu referieren, anstatt sich geht, sich alle Karten anzuschauen. frei in der Runde vorzustellen. Außerdem erfährt man viel mehr Persönliches, als wenn man eine klassische Vor- Nachdem jeder TN fündig geworden ist und alle wieder Platz stellungsrunde mit »Name, Alter, Beruf« o. Ä. durchfüh- genommen haben, fragen Sie nach einer Freiwilligen, die mit ren würde. Und auch Teilnehmende, die sich untereinan- ihrer Karte beginnt. Gehen Sie im sogenannten »Popcorn- der bereits gut kennen (z. B. in einer Teamsupervision), Verfahren« vor, d. h. dass sich die TN in einer scheinbar will- erfahren so durchaus noch etwas Neues voneinander. kürlichen Reihenfolge zu Wort melden und »aufpoppen«. Ein Entscheidungskriterium hierfür kann sein, dass der eigene Wortbeitrag ganz gut an den vorherigen anknüpft. Sobald alle TN an der Reihe waren, sollten selbstverständ- lich auch Sie noch ergänzen, welchen Leitsatz Sie als hilf- reich für die Zusammenarbeit erachten.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Tipps: hängen Sie sie mit Kreppklebeband an verschiedene Ecken Es kann sein, dass einzelne TN bereits im Vorfeld sehr des Raumes (jeweils leicht über Kopfhöhe). genau wissen, was sie sich von der Gruppe wünschen bzw. erhoffen. Und dann kann es passieren, dass keine passen- Ablauf: de Karte für sie dabei ist. Legen Sie also ggf. auch ein bis Diese Methode knüpft an der vorher beschriebenen an, geht zwei Blankokarten im selben Format und einen Filzstift jedoch einen Schritt weiter. Sie können sie also miteinander aus, damit die betreffenden TN ihre Erwartungshaltung kombinieren, wenn Sie es verbindlicher haben möchten. selbst ausformulieren und aufschreiben können. Die TN schauen sich im Raum um und lesen alle Karten Die TN können ihre Karte bis zum Ende der Sitzung an durch. Auf Ihr Kommando sollen sie sich nun einer Karte ihrem Platz behalten, um abschließend zu resümieren, zuordnen, die ihnen am wichtigsten für eine erfolgreiche 16 ob und inwieweit ihre eingangs formulierte Erwartungs- Zusammenarbeit erscheint. Die TN gehen in die jeweilige haltung erfüllt wurde und woran sie dies im Einzelnen Kartenecke und es zeichnet sich eine Mehrheitsbildung ab. festmachen. Hieraus lassen sich auch Wünsche für die Interviewen Sie einige TN in den jeweiligen Ecken, warum künftige Zusammenarbeit, Vorsätze oder Regeln ableiten, sie sich so positioniert haben und was sie unter dem Leit- Methoden für Gruppensettings die dann am besten schriftlich von Ihnen festgehalten spruch verstehen. werden sollten, damit sie nicht direkt wieder in Verges- Anhand der »Grüppchenbildung« können Sie nun den senheit geraten und mit einer höheren Verbindlichkeit oder die obersten Leitlinien definieren. Hängen Sie die Karte einhergehen. nach vorne, damit sie für den weiteren Prozess präsent bleibt und Sie ggf. bei Nicht-Einhaltung intervenieren und auf die Karte verweisen können. 14) Arbeitsvereinbarung Tipps: Vorbereitung: Wenn der Raum zu klein ist oder die Wände nicht beklebt Wählen Sie Karten aus, die wertvolle Aspekte für eine er- werden können/dürfen, so können sie die Karten alterna- folgreiche Zusammenarbeit umfassen. Dies sollten etwa 6-12 tiv auch an einer Stellwand aufreihen oder auf einem Karten sein. Legen Sie diese Karten auf dem Boden aus oder Tisch auslegen. Fügen Sie jeder Karte einen Klebezettel bei und bitten Sie die TN, mit einem Stift einen Punkt
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel oder ein Kreuz auf den Zettel zu setzen – je nachdem, für Ablauf: welche Karte sie sich entscheiden. Fächern Sie die Karten auf. Die Rückseite zeigt nach oben. Sie können auch zwei Kreuze gestatten, die entweder auf Lassen Sie Ihre TN jeweils eine Karte ziehen. Bitten Sie sie eine besonders wichtige Karte oder auf zwei verschiedene dann, sich in Zweierpaaren, Dreier- oder Vierer-Gruppen zu- Karten verteilt werden dürfen. So bildet sich womöglich sammenzufinden, und geben Sie das entsprechende Kriteri- ein noch eindeutigeres Bild ab, welchem Grundsatz die um vor. Folgende Kriterien sind möglich: Mehrheit der Gruppe beipflichtet und welchen sie zu ih- rer eigenen Maxime erheben will. Zweierpaare Dreiergruppen Vierergruppen Sichern Sie ab, dass sich jeder TN an diese Maxime zu hal- Gebirge Bäume Menschen ten versuchen wird, indem sie den Blick durch die Runde streifen lassen und von jedem ein Kopfnicken einfordern. Felsen Gebäude Holz 17 Holen Sie sich gleichzeitig die Legitimation der Gruppe Kreise Tiere Meer ein, dass Sie in Ihrer Funktion darauf verweisen dürfen, wenn die Maxime nicht eingehalten wird. Methoden für Gruppensettings Überlegen Sie ggf. gemeinsam (falls der Leitspruch zu abs- Tipps: trakt zu sein scheint), woran sich konkret feststellen lässt, Kleingruppen sind oftmals konkreter und schneller, wenn sich die Gruppe (nicht) dran hält. wenn es darum geht, Ergebnisse zu erzielen. Bei man- chen Themen lässt sich auch gut arbeitsteilig vorgehen. Hier können Sie in Ihre Veranstaltung eine Gruppenar- 15) Gruppenbildung beitsphase einbauen. Die Empfehlung für eine wirklich kooperative und effiziente Gruppengröße liegt bei zwei Vorbereitung: bis vier Personen. Überprüfen Sie, wie viele TN Sie haben werden, und überle- Manche TN haben ein Problem damit, wenn sie bei der gen Sie sich, wie groß die Gruppen sein sollen, mit denen Sie Gruppeneinteilung bevormundet werden und nicht mit arbeiten möchten. ihren »Lieblingskollegen« arbeiten dürfen. Durch die Kar- Wählen Sie dann die Karten nach ihrem Bildmotiv aus. ten steht allerdings nicht so sehr das Zufallsprinzip im Vordergrund, sondern mehr die Neugierde, welche Karte
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel man denn »erwischt« hat und mit wem man denn in ei- Ablauf: ner Gruppe landen wird. Insofern erhöht das didaktische Die Methode entspricht im weitesten der Methode Nr. 12, fin- Ablenkungsmanöver »Karten ziehen« die Akzeptanz von det hier aber nicht im Plenum, sondern innerhalb der Klein- Zufallsgruppen. gruppen statt. Die TN nehmen ihre Karte zur Hand (Variante Rechnen Sie vorher unbedingt durch, ob es auch wirklich 1) oder suchen sich aus den ausliegenden Karten eine für sie aufgeht. Alternativ können Sie auch mit den dominieren- passende aus (Variante 2). den Farben auf den Karten arbeiten oder Sie nutzen der Eine zuvor nominierte Person je Gruppe beginnt (z. B. die- Einfachheit halber die Kartennummern zur Gruppenbil- jenige Person, die zuletzt Geburtstag hatte). Sie stellt sich den dung. Die Karten können für eine anschließende Ken- anderen vor und beschreibt, was die Karte mit ihr zu tun hat, nenlernphase oder Kontaktaktivität in der Kleingruppe was sie ihr »sagt« und warum sie sie ausgewählt hat. Danach 18 genutzt werden (s. nächste Methode). geht es im Uhrzeigersinn weiter, bis alle Gruppenmitglieder zu Wort gekommen sind. 16) Kontaktaktivität Tipps: Methoden für Gruppensettings Achten Sie darauf, dass in dieser Phase wirklich jedes Vorbereitung: Gruppenmitglied an die Reihe kommt. Bei besonders ge- Am besten haben Sie bereits im Vorfeld Gruppentische einge- sprächigen Gruppen können Sie die Redezeit je Person be- richtet, damit die Gruppen gut zusammenarbeiten und sich grenzen und bspw. nach je einer oder anderthalb Minuten aufeinander beziehen können. Des Weiteren haben Sie für ein Signal geben (am besten ein akustisches via Klangstab die Arbeitsphase Kleingruppen gebildet (Zweier- bis Vierer- oder Klangschale), damit die Gruppe Bescheid weiß, dass teams) – entweder mithilfe der Karten (Variante 1, s. vorheri- nun die nächste Person an der Reihe ist. ge Methodenbeschreibung) oder auf andere Weise (Variante Sie können auch eine übergeordnete Leitfrage mit in diese 2, z. B. als Neigungsgruppen, Themengruppen o. Ä.). Bei Vari- Gruppenphase hineingeben, etwa: Was haben wir gemein- ante 1 verfügt bereits jedes Gruppenmitglied über eine Karte. sam? oder: Wie wollen wir vor dem Hintergrund unserer Karten Bei Variante 2 legen Sie ca. 8-10 Karten je Gruppe in die Mitte zusammenarbeiten? Die TN können auf Basis dessen eine des jeweiligen Gruppentisches. Art Slogan oder Motto entwickeln, der bzw. das sie als Gruppe leiten soll (vgl. hierzu auch die nächste Methode).
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Eine solche Kontaktaktivität ist etwas anders gelagert als alle mit der Wahl einverstanden und zufrieden sein. Falls eine klassische Kennenlernmethode. Denn hierbei spielt es zu keiner Einigung kommen sollte, können zur Not auch es keine Rolle, ob sich die TN untereinander bereits ken- zwei Karten ausgewählt werden. nen oder nicht. Eine Kontaktaktivität soll sie miteinander Im nächsten Schritt überlegen sie sich ein Bild, welches in Kontakt bringen, damit sie sich anschließend besser ihr gemeinsames Verständnis des Leitspruchs zum Ausdruck aufeinander und auf den gemeinsamen Gruppenprozess bringt. Dieses Bild bringen sie – gemeinsam! – auf den Papier- einlassen können. Dies lohnt immer dann, wenn die an- bogen. Wichtig ist hierbei, dass alle Gruppenmitglieder auch schließende Phase besonders lange dauern soll oder wenn tatsächlich aktiv mitgestalten. sie besonders wichtig ist. Abschließend stellt jedes Team sein Bild aus und erläutert ggf. kurz, was zu sehen ist und welche gemeinsame Idee da- hinter steckt. 19 17) Identitätsbildung Tipps: Vorbereitung: Wenn Sie nicht so viel Zeit für diese Phase anberaumen Methoden für Gruppensettings Wenn Kleingruppen über einen längeren Zeitraum zusam- wollen oder können, so können Sie alternativ auch einen menarbeiten, kann es die gruppendynamischen Prozesse be- Teamnamen anstelle eines Gruppenbildes entwickeln las- günstigen und beschleunigen, wenn die Gruppenmitglieder sen. eine gemeinsame Identität entwickeln. Getreu dem Motto: Wenn Sie die Idee weiterführen möchten, können Sie die Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – und eine Grup- Teams nun darum bitten, sich konkret zu überlegen, wie pe ist noch längst kein Team. sie ihrem Bild oder Teamnamen gerecht werden. Hieraus Verteilen Sie hierfür einen Schwung Karten an die jewei- soll eine Art Commitment oder Teamvertrag entstehen ligen Gruppentische und legen Sie z. B. einen DIN A3-Bogen und in schriftlicher Form festgehalten werden. und Filz- oder Buntstifte aus. Nach Beendigung der Gruppenarbeit lohnt sich ein Blick zurück: Haben wir uns an unsere Arbeitsvereinbarung Ablauf: gehalten? Was hat gut funktioniert und wo sind Schwie- Die Gruppenmitglieder haben nun die Aufgabe, sich gemein- rigkeiten aufgetreten? sam eine der vorliegenden Karten auszusuchen. Es müssen
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 18) Aufgabenverteilung Tipps: Geben Sie ein Beispiel für eine solche Aufgabe, damit Vorbereitung: sich die TN etwas Genaueres darunter vorstellen können. Verantwortung für den gemeinsamen Prozess im Seminar Etwa: »Wir können Vergangenes nicht umkehren. Doch wir kön- oder in der Teamberatung tragen nicht alleine Sie als lei- nen Künftiges gestalten.« Ich biete mich an, besonders darauf zu tende Person, sondern in mindestens gleichem Maße auch achten, dass wir unseren Blick stets nach vorne richten und nicht die Teilnehmenden. Damit dies jedoch auch deutlich wird, zu lang in mühsamen Retrospektiven verharren. Wenn mir über kann es sehr sinnvoll sein, konkrete Verantwortungsberei- eine längere Phase eine solche Rückwärtsgewandtheit begegnen che zu benennen und zu verteilen. Dies kann ein »Zeitwart« sollte, weise ich uns als Gruppe freundlich darauf hin. sein, der Ihnen nonverbale Hinweise gibt, wenn eine Pau- Sie können die Aufgabenverteilung sowohl für die Klein- 20 se ansteht, oder ein »Energizer«, der nach einer Pause eine gruppenarbeit (Variante 1) als auch für gemeinsame kurze Aktivierungsübung anmoderiert. Ebenso können Sie Plenumsphasen vornehmen (Variante 2). Für Variante 2 auch Rollen für Kleingruppenphasen vergeben, damit jede müssen nicht zwangsläufig alle TN eine solche Zusatz- Gruppe maximal selbstbestimmt und eigenverantwortlich aufgabe zugeteilt bekommen, da es sonst eine sehr un- Methoden für Gruppensettings zu Werke gehen kann. Solche Rollenaufgaben können jedoch terbrechungsreiche Veranstaltung werden könnte und die nicht nur die Arbeitsorganisation betreffen, sondern auch Gruppenkommunikation weitgehend auf der Metaebene die Kommunikationsregeln, das soziale Miteinander oder die abläuft. Hier droht die Gefahr, dass man inhaltlich nicht inhaltliche Arbeit. sehr weit kommt. Daher ist es immer auch eine Frage der Verteilen Sie im Raum die Karten, sodass alle TN sie gut Verhältnismäßigkeit. In größeren Gruppen können Sie al- sehen und frei begehen können. ternativ vorschlagen, dass Ihre TN je eine Karte auswäh- len, mit der sie einen selbst- ODER einen gruppenbezo- Ablauf: genen Auftrag verbinden. Selbstbezogen könnte in Bezug Jeder TN erhält den Auftrag, sich umzuschauen und eine auf das obige Beispiel bedeuten, dass man bei sich selbst Karte auszuwählen, mit der er oder sie eine konkrete Aufga- auf eine Lösungsorientierung achtet. be für sich verbindet. Sobald alle TN eine Karte gewählt und mit zu ihrem Platz genommen haben, stellt reihum jeder TN seine Karte und die damit verbundene Aufgabe vor.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 19) Gruppenreflexion Tipps: Es ist kein Problem, wenn mehrere Personen hinter einer Vorbereitung: Karte stehen. Im Gegenteil spricht dies womöglich für ein Einer längeren Zusammenarbeit gebührt ein angemesse- ähnliches Gruppenerleben. Bitten Sie dennoch jeden TN ner Abschluss. Wenn dann noch Erkenntnisse für künftige um eine Rückmeldung, da die Beweggründe für die Kar- Teamkontexte dabei abfallen, umso besser. Daher lohnt sich tenauswahl durchaus sehr verschieden sein können. die Zeitinvestition in eine gemeinsame Gruppenreflexion. Wenn Sie die Gruppenreflexion nicht als summative Aus- Verteilen Sie hierfür die Bildkarten auf dem Boden und ord- wertung, sondern als formative Zwischenbilanz betrach- nen Sie sie kreisförmig an. Schaffen Sie ggf. Platz im Raum, ten, können Sie nach der ersten Runde noch eine zweite damit die Teilnehmenden außen um den Kreis herumgehen Fokusfrage stellen: Welchen Grundsatz haben wir bislang zu und sich die Karten anschauen können. Je nach TN-Zahl so- wenig berücksichtigt? 21 wie aus Platz- und Zeitgründen sollten Sie sicherlich zuvor Wieder sollen sich die TN auf Ihr Signal positionieren und eine Vorauswahl getroffen haben und vielleicht 15 bis max. wieder drehen Sie eine Rückmelderunde. Hieraus lassen 25 Karten auslegen. sich Schlussfolgerungen zur Verbesserung der weiteren Methoden für Gruppensettings Zusammenarbeit ableiten, die die Teilnehmenden als Ablauf: Wünsche oder Bitten an die Gruppe formulieren sollten. Laden Sie die TN ein, sich die Karten in Ruhe anzuschauen. Wenn es der Platz im Raum partout nicht zulässt, die Kar- Die Fokusfrage hierfür lautet: Welchen Grundsatz haben wir aus ten auf beschriebene Weise auszulegen, können Sie sie meiner Sicht besonders beherzigt? evtl. mit Kreppband an die Wände hängen. Nachdem alle TN einmal ringsum gegangen sind und ge- lesen haben, treten sie nach außen und geben den Innenbe- reich des Kreises wieder frei. Auf ein Kommando sollen sie 20) Handlungsplanung sich nun positionieren und hinter die Karte stellen, die sie zur Beantwortung der o. g. Frage ausgewählt haben. Machen Vorbereitung: Sie anschließend eine Blitzrunde, in der jede Teilnehmerin Wenn die Ergebnisse der Sitzung oder des Seminars erfolg- benennt, warum sie diesen Leitspruch besonders erfüllt sieht reich in den (beruflichen oder privaten) Alltag transferiert und woran sie dies im Einzelnen festmacht. werden sollen, so müssen sie nachhaltig verankert werden.
Leseprobe aus Sawatzki, 75 Bildkarten Veränderungsprozesse, GTIN 4019172300142 © 2020 Beltz in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel Dies kann durch eine konkrete schriftliche Vorsatzbildung und andererseits wird deutlich, wie vielfältig und verschie- – angelehnt an den Leitspruch einer Bildkarte – unterstützt den die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus einem werden. Vorsätze sind jedoch bekanntermaßen willkomme- solchen gemeinsamen Beratungs- oder Seminarprozess sein ne Gelegenheiten, sich in Inkonsequenz zu üben. Daher soll- können und dürfen. ten Sie einen Schritt weiter gehen und die Teilnehmenden zu einer konkreten Handlungsplanung auffordern. Tipps: Legen Sie auch hierfür wieder einige der Bildkarten aus Geben Sie ein Beispiel für eine solche Handlungsplanung, (z. B. auf Tischen oder auf dem Fußboden) und stellen Sie damit den Teilnehmenden der Grad der Konkretheit und ggf. Schreibutensilien bereit, sofern die TN keine dabeihaben Verbindlichkeit deutlich wird. sollten. Führen Sie hierfür ggf. auch unterstützende Selbstma- 22 nagement-Tools wie die SMART- oder ZWERG-Formel o. Ä. Ablauf: ein. Die TN stehen auf und lesen sich die Karten unter folgender Lassen Sie Ihre TN den Vorsatz/Handlungsplan zunächst Fragestellung durch: Welchen Leitspruch nehme ich für mich per- vorschreiben und dann ein weiteres Mal mit der anderen Methoden für Gruppensettings sönlich mit? Hand aufschreiben. Dies ist eine Achtsamkeitsübung, Sobald sie fündig geworden sind, nehmen sie die Karte an durch die sich der Satz tiefer verankert. sich und kehren an ihren Platz zurück. Sollten mehrere TN Weisen Sie darauf hin, dass die vorgelesenen Sätze un- die gleiche Karte angesteuert haben, setzen sie sich mit ihren kommentiert und unbewertet im Raum stehen bleiben Schreibunterlagen vorübergehend zusammen. dürfen. Nun erhält jeder TN in einer fünf- bis achtminütigen Ein- zelarbeitsphase die Gelegenheit, zu dem ausgewählten Leit- spruch einen konkreten, handlungsorientierten Vorsatz zu formulieren und niederzuschreiben. Anschließend liest jede Teilnehmerin ihren Satz im Ple- num vor und veröffentlicht ihn damit gewissermaßen. Hier- durch soll einerseits dessen Verbindlichkeit erhöht werden
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