Lessons Learned an der DIU - S. Richter - Qucosa.Journals

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Lessons Learned an der DIU - S. Richter - Qucosa.Journals
Lessons Learned 1, 1&2 (2021)
Submitted: 28.05.2021
Accepted: 09.06.2021
DOI: https://doi.org/10.25369/ll.v1i1/2.15
ISSN: 2749-1293 (Print); 2749-1307 (Online)

                                       Lessons Learned an der DIU

                                                             S. Richter
       Digital Managerin der DIU Dresden International University

        Abstract
        Es ist notwendig, ein Umdenken im Bereich der Bildung zu erreichen - nicht zuletzt aufgrund der
        permanenten und schnellen Veränderungen, die durch Technologie möglich geworden sind. Die
        Digitalisierung ist dabei nur ein Teilstück, welches die Anpassungen zum einen begünstigt, zum
        anderen aber auch erfordert. Wissen ist jederzeit abrufbar. Zu jedem Thema findet man Infor-
        mationen im Internet. Deshalb ist es zum einen wichtig, Kompetenzen zu entwickeln im Umgang
        mit der Vielfalt der Daten, aber auch zu erkennen, dass das reine Lehren von Wissen nicht mehr
        zeitgemäß ist und unsere Kinder und Jugendlichen nicht auf das vorbereitet, womit sie in ihrem
        Arbeitsleben konfrontiert sein werden. Die Erlangung von Kompetenzen wie Kommunikation,
        Kreativität, kritisches Denken und Kollaboration (4 K) rückt in den Vordergrund und löst reinen
        Wissenserwerb ab. Wie können wir nun mit Hilfe von Tools und Methoden ein neues Zeitalter
        der Bildung zumindest einmal einläuten? Wie können wir erreichen, dass Digitalität als Unter-
        stützung und nicht als in der Pandemie notwendiges aber vorübergehendes Übel betrachtet
        wird? Welche Ideen haben wir für hybride Lernsettings entwickelt? Wir haben seit März 2020
        sehr viel lernen dürfen und einiges ausprobiert und möchten unsere Learnings im folgenden
        Bericht teilen.

        It is essential to rethink in the field of education - not least because of the permanent and rapid
        changes that have become possible through technology. Digitalisation is only one part of this,
        which on the one hand favours the adjustments, but on the other hand also requires them.
        Knowledge can be accessed at any time. Information on every topic can be found on the internet.
        Therefore, it is important to develop competences in dealing with the diversity of data, but also
        to recognise that the mere teaching of knowledge is no longer up-to-date and does not prepare
        our children and young people for what they will be confronted with in their working lives. The
        acquisition of competences such as communication, creativity, critical thinking and collaboration
        (4Cs) move to the front and replace pure knowledge acquisition. Therefore, the question arises,
        how we can use tools and methods to usher in a new age of education. How can we achieve that
        digitality is seen as a support and not as a necessary but temporary evil in the pandemic? What
        ideas have we developed for hybrid learning settings? Since March 2020, we have been able to
        learn a lot and try out a few things and would like to share our learnings in the following report.

        *Corresponding author: sandra.richter@di-uni.de

       Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2                                               1/2.15-1
Lessons Learned an der DIU - S. Richter - Qucosa.Journals
S. Richter / Lessons Learned an der DIU

 1. Unsere Ausgangssituation                          Die folgende Tabelle zeigt, was damit gemeint
                                                      ist:
Die Ausgangssituation an der DIU ist etwas an-
ders als an der Technischen Universität Dres-
den, da wir als private Universität mit freien         Weg von                           Hin zu
Dozent:innen arbeiten, die häufig nur einen            Wissen                            Kompetenz
Kurs pro Studiengang mit etwa 20 Unterrichts-          Vermitteln & Belehren             Herausfinden
einheiten oder weniger durchführen. Der fol-           Analog                            Digital & hybrid
gende Erfahrungsbericht setzt sich deshalb all-        Starren Strukturen                Verknüpften und flexib-
gemein mit unseren Learnings im Hinblick auf                                             len Bildungskontexten
digitales bzw. hybrides Lernen auseinander
                                                       Lernen im Gleichtakt              Individuellem Lernen
und zeigt eins mehr als deutlich: Nur eine Platt-
                                                       Einzelkämpfertum                  Zusammenarbeit
form zur Verfügung zu stellen, um dort Präsen-
tationen digital vortragen zu lassen, genügt bei       (Fremd-)Steuerung                 Selbstorganisation und
                                                                                         Mitbestimmung
weitem nicht.
                                                       Eindimensionalität                Mehrperspektivität und
Virtuell ist die Gefahr noch größer, abgelenkt
                                                                                         Vernetzung
zu werden, wenn die Lehrveranstaltung nicht
                                                       Lehrkraftzentrierung              Lernendenzentrierung
interessant genug ist. Da man eben sowieso
am PC sitzt, kann man auch schnell die ankom-          Feststehenden Ergebnis-           Ergebnisoffenheit
                                                       sen
mende Mail bearbeiten oder sich um sein
Twitter-Profil kümmern. Mit einem Klick sind           Vorgegebener Bedeutung            Persönlichem Sinn
die Teilnehmenden dabei oder eben wieder               Lehrenden                         Lernenden
weg. Das heißt, dass es wichtig ist, spannende         Tab. 1: Bildung der Zukunft [1]
Formate zu kreieren, die möglichst interaktiv
sind, um die Teilnehmenden mitzunehmen.
                                                       Doch wie können wir das erreichen?
Deshalb sprechen wir gern von einer Lernreise
und nicht von einer Vorlesung.                         In den folgenden Abschnitten haben wir einige
                                                       unserer Gedanken und Ideen zusammengetra-
In der Diskussion geht es aber nicht mehr nur
                                                       gen, jedoch lernen wir immer wieder Neues
um digital, hybrid oder analog, es geht darum,
                                                       dazu. Deshalb ist aus unserer Sicht der erste
wie Bildung sowohl im schulischen als auch
                                                       Schritt im Hinblick auf ein Umdenken im Bil-
hochschulischen Kontext aussehen soll.
                                                       dungsbereich, dass sich Lehrkräfte ebenfalls als
Für uns steht fest, dass es eine individuellere        Lernende verstehen und in den gemeinsamen
Betreuung der Studierenden braucht und dass            offenen und vertrauensvollen Austausch kom-
kollaborative Projekte und selbstgesteuertes           men, um Wissen zu teilen, gemeinsam Lernkon-
Lernen zielführender sind als das stete Ein-           zepte zu erarbeiten und das bisherige Einzel-
trichtern von Wissen, welches die Studieren-           kämpfer:innendasein aufzugeben.
den nach der Prüfung direkt wieder vergessen.
                                                       Die DIU bietet hierfür regelmäßig den DIUTalk
Um in der heutigen schnelllebigen Zeit die
                                                       an, hat eine LinkedIn-Community ins Leben ge-
Probleme von morgen lösen zu können,
                                                       rufen. Darüber hinaus geben wir unser Wissen
braucht es ein Umdenken im Bildungsbereich
                                                       in kostenfreien Workshops an interessierte Do-
und auch ein neues Rollenverständnis. Studie-
                                                       zierende weiter.
rende erhalten mehr Verantwortung für das
Erreichen von Lernzielen, Lehrkräfte werden            Unser Motto: Wissen teilen ist Kultur!
zu Lernbegleiter:innen.
Im Methodenbuch für digitalen Unterricht
[1] findet sich folgendes Zitat:
„Eine Bildung, um Probleme zu lösen, die wir
aktuell noch gar nicht kennen.“                         Abb. 1: Logo des Workshopformats der DIU

1/2.15-2                                                    Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
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S. Richter / Lessons Learned an der DIU

 2. Future Skills – die 4 K                              Es ist hilfreich, mit Warm-up-Übungen zu star-
                                                         ten, damit sich alle in lockerer Runde kennen-
Besonderes Augenmerk im schulischen als                  lernen können. Hierfür gibt es zahlreiche
auch hochschulischen Kontext sollte auf die 4            Ideensammlungen im Internet z.B. auch unter
K - Kritisches Denken, Kreativität, Kollabora-           http://tscheck.in/      oder     https://internet
tion und Kommunikation – gelegt werden. Wie              quatsch.de/.
erreichen wir, dass unsere Studierenden sich
                                                         Methodisch empfehlen wir „Impromptu Net-
kritisch mit Themen auseinandersetzen, krea-
                                                         working“ aus dem Liberating-Structures-Werk-
tive Lösungsansätze kreieren, sich vernetzen,
                                                         zeugkoffer. Beim „Impromptu Networking“
um gemeinsam Herausforderungen zu meis-
                                                         werden alle Teilnehmenden bestenfalls zufäl-
tern und klar und wertschätzend kommunizie-
                                                         lig und automatisch in Zweiergruppen zusam-
ren, um überhaupt mit Anderen kollaborieren
                                                         mengebracht, um vier Minuten lang zu einer
zu können?
                                                         beliebigen Einstiegsfrage, die durchaus zu-
Das Verwenden eines digitalen Tools führt                nächst ganz unabhängig vom Lernfeld sein
nicht zwangsläufig zu einem spannenden                   darf, ins Gespräch zu kommen. Es gibt drei
Lernszenario. Allein die Digitalisierung ist also        Runden, also drei Fragen. Die Gruppenzusam-
nicht ausreichend, um die längst notwendige              mensetzung wird dreimal neu verteilt, so dass
Veränderung im Bereich Bildung zu bewirken.              sich möglichst viele Teilnehmende bereits be-
Vielmehr bedingt die Digitalisierung, dass wir           gegnet sind. Die Beschreibungen aller Libera-
in der Bildung neue Wege einschlagen müs-                ting Structures sind unter https://libera
sen, um Kompetenzen zu erlangen, die für uns             tingstructures.de/ zu finden. Diese 33 Mikro-
und unsere Studierenden in der heutigen und              strukturen helfen, ganz gezielt an Herausfor-
zukünftigen Welt nützlich und sinnvoll sind.             derungen zu arbeiten und zu gewährleisten,
Nicht das Sammeln von Zertifikaten und Ab-               dass jede:r einbezogen wird.
schlüssen oder das Horten von Wissen sind
                                                         Auch das Einbinden von Live-Umfrage-Tools
das Ziel, sondern die Lernreise als solche und
                                                         wie      Mentimeter      https://www.mentime
das tiefe Verständnis für das Lernthema durch
                                                         ter.com/ oder https://invote.de/ kann nützlich
die intensive Auseinandersetzung damit, so
                                                         sein, um einen möglichst lockeren Einstieg zu
dass Lernende in der Lage sind, konkrete Fra-
                                                         finden und ein gutes Kennenlernen zu ermög-
gestellungen zu verstehen und Probleme zu lö-
                                                         lichen. Persönliche Fragen z.B. nach dem Lieb-
sen und Andere gezielt um Unterstützung zu
                                                         lingsurlaubsland sind sinnvoll, bevor ins Fach-
bitten.
                                                         liche übergegangen wird. So finden die Studie-
In den nachfolgenden Abschnitten zeigen wir              renden leichter Anknüpfungspunkte und kön-
einige Methoden, Tipps und Hinweise, wie                 nen durch Gemeinsamkeiten Vertrauen zuei-
„New Learning“ aus unserer Sicht gelingen                nander aufbauen. Unsere Überzeugung ist,
kann und wie Digitalität uns dabei unterstützt.          dass eine gute Bindung auch online entstehen
                                                         kann, wenn man Raum lässt für ein vertrau-
 3. Ice-Breaker und Warm-up                              ensvolles und fröhliches Miteinander.
                                                         Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man zu
Trifft man auf eine neue Studiengruppe aus-
                                                         viele Spiele spielt und das Lernen darüber ver-
schließlich im digitalen Umfeld, gehen einige
                                                         gisst. Eine gute Planung der Eisbrecherphase
Informationen verloren, die man im persönli-
                                                         ist unerlässlich. Das gilt im analogen, hybriden
chen Umgang miteinander automatisch wahr-
                                                         und digitalen Lernraum gleichermaßen. Wenn
nimmt. Es ist demnach erschwert, eine Person
                                                         bestimmte Tools und Methoden genutzt wer-
virtuell kennenzulernen, weil Bezugspunkte
                                                         den sollen, ist genügend Zeit einzuplanen
fehlen und natürlich auch die gemeinsam ver-
                                                         diese in Ruhe einzuführen und zu erläutern.
brachten Pausen, in denen man sich aus-
                                                         Das ist nicht zu unterschätzen, denn nur wenn
tauscht.
                                                         alle die Anwendung beherrschen, kann die Zu-
Doch es ist nicht unmöglich, auch im virtuellen          sammenarbeit auch gut funktionieren.
Raum Nähe aufzubauen und sich kennenzuler-
                                                         Regeln für Online-Veranstaltungen können
nen.

Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2                                                    1/2.15-3
S. Richter / Lessons Learned an der DIU

ebenfalls sehr hilfreich sei. Die DIU hat folgen-      echte Bewegung in die Lernveranstaltung hin-
den Online-Knigge entwickelt, der für Meetings         einbringen und der ein oder andere fröhliche
zur Anwendung kommt, aber durchaus auch in             Lacher wird auch zu vernehmen sein.
Lernveranstaltungen gelten kann:                       Eine wunderbare Methode aus dem Improvi-
                                                       sationstheater ist, dass die Teilnehmenden
                                                       nacheinander ihren Namen sagen und dazu
                                                       eine Geste vollführen. die auch dazu dient, sich
                                                       die Namen der Anderen zu merken.
                                                       Solche spielerischen Ansätze bereits in die
                                                       Icebreaker-Phase zu planen, ist aus unserer
                                                       Sicht ein doppelter Gewinn.

                                                        4. Aktivierung der Teilnehmenden

                                                       Bei analogen Veranstaltungen spricht man da-
                                                       von, dass die Aufmerksamkeit nach 20 Minu-
                                                       ten nachlässt. In Online-Veranstaltungen ist
                                                       dies laut Andrea Heitmann in einem Ihrer
 Abb. 2: Online-Knigge der DIU                         Workshops zu Digitaler Rhetorik bereits nach 7
                                                       Minuten der Fall.
                                                       Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Interaktio-
 3. Kameras an
                                                       nen in die Lernveranstaltung einzubauen. Dies
In unserem Online-Knigge ist auch das Thema            bedeutet nicht, dass man permanent Spiele o-
„Kamera“ verankert.                                    der aufwendige Umfragen einbetten soll. Auch
Wenn alle Teilnehmenden ihre Kameras aus-              kurze Rückfragen, kleinere Abstimmungen o.ä.
geschaltet lassen, ist es schwer für Dozierende,       genügen, um die Aufmerksamkeit zu erhalten
eine Bindung aufzubauen und Feedback zu be-            oder zurückzugewinnen. Die meisten Online-
kommen. Man hat das Gefühl, gegen eine stille          Plattformen bieten mit Live-Reaktionen eine
schwarze Wand zu reden und verfällt ins Mo-            gute Möglichkeit, auch zwischendurch Feed-
nologisieren. Oft genügt es, die Teilnehmen-           back zu geben oder einzuholen. Ein Chatstorm
den zu bitten, ihre Kamera anzuschalten. Dies          ist ebenfalls eine wunderbare Option. Es wird
sollte nicht vorwurfsvoll formuliert sein, son-        eine Frage gestellt, die Teilnehmenden bekom-
dern eher mit einem freundlichen Hinweis,              men kurz Zeit, ihre Antwort im Chat zu formu-
dass man sich sehr freuen würde, die Teilneh-          lieren, klicken aber erst alle auf Kommando
menden auch zu sehen. Sollte dies wider Er-            zeitgleich auf Absenden. So vermeidet man,
warten nicht dazu führen, dass zumindest der           dass Ideen kopiert werden.
Großteil sich zeigt, gibt es einige Tipps.             Nichtsdestotrotz finden spielerische Ansätze
Es helfen vor allem spielerische Übungen, die          mit Challenge-Charakter bei den Studierenden
das Kamerabild einbeziehen, z.B. kann der Do-          sehr viel Anklang. Hier gibt es viele Tools wie
zierende Ja-/Nein-Fragen stellen und wer mit Ja        beispielsweise https://kahoot.it/, die man ein-
antwortet, schaltet die Kamera ein und wer mit         setzen kann, um zwischendurch ein Live-Quiz
Nein antwortet, lässt diese zunächst aus. So           zu generieren. Der spielerische Charakter
kann direkt zu Beginn bereits abgefragt wer-           sollte dennoch immer mit einer kritischen Aus-
den, welche Themen für die Teilnehmenden               einandersetzung der gestellten Frage einher-
besonders interessant oder unbedingt nach-             gehen, wenn man ein Quiz nicht nur zum Spaß,
zuholen sind und zusätzlich nutzen die Teil-           sondern tatsächlich als lernunterstützende
nehmenden nun die Kamera. Ein weiteres                 Methode einfließen lassen möchte.
Spiel für den Einstieg ist es, Gegenstände in die      Hier einige weitere Beispiele:
Kamera zu halten und alle Teilnehmenden zu             https://jeopardylabs.com/, Montagsmaler un-
bitten, nun einen ähnlichen Gegenstand zu su-          ter https://skribbl.io/ oder
chen und ebenfalls zu zeigen. Dies kann sogar          https://stadtlandfluss.cool/.

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S. Richter / Lessons Learned an der DIU

Gerade letzteres kann durch die Option, ei-                Whiteboards sind wichtig, um genau wie im
gene Kategorien einzubeziehen, für Spaß sor-               analogen Umfeld festzuhalten, was die Teil-
gen. Kreativität wird freigesetzt und Schnellig-           nehmenden aus der Gruppenarbeit mitneh-
keit belohnt.                                              men.
                                                           Digitale Whiteboards erzielen eine aus unserer
                                                           Sicht besonders positive Dynamik, da die vie-
                                                           len Möglichkeiten die Kreativität anregen. Ein
                                                           gut durchdachter Aufbau des Boards und eine
                                                           geduldige Einführung in die Anwendung sind
                                                           essenziell, um die Freude am Mitmachen aller
                                                           Beteiligten zu gewährleisten. Wir sind über-
                                                           zeugt, dass ein digitales Whiteboard eine her-
                                                           vorragende Basis für Lernreisen sein kann und
                                                           die 4 K (Kommunikation, Kreativität, Kollabora-
                                                           tion und kritisches Denken) mit Hilfe von
                                                           Boards gefördert werden können.
 Abb. 3: Kategorien für Stadt-Land-Fluss digital
                                                            6. Lernreisen auf dem Whiteboard
 5. Arbeit in Kleingruppen                                 Mit digitalen Whiteboards können Lernreisen
                                                           für Lernveranstaltungen gestaltet werden, in
Kleingruppenarbeit zwischendurch ist ein
                                                           denen die Inhalte und Präsentationen der Do-
wichtiges Mittel, um die Studierenden in den
                                                           zierenden, passende Videos, Podcasts oder
Austausch zu bringen, der sonst eher am Kaf-
                                                           Bücher bzw. Arbeitsflächen mit konkreten Fra-
feeautomaten stattfindet. Dies ist also nicht
                                                           gestellungen im Board verankert werden. So
unbedingt nur didaktisch hilfreich. Dennoch
                                                           wird den Studierenden ermöglicht, jederzeit
sollte gut überlegt sein, ob sich die jeweilige
                                                           selbständig zu lernen, da die synchronen und
Fragestellung für Gruppenarbeiten eignet. Es
                                                           asynchronen Lernphasen mit Hilfe eines digi-
ist außerdem wichtig, dass man klar kommuni-
                                                           talen Whiteboards geschickt verbunden wer-
ziert, welche Art und Weise der Dokumenta-
                                                           den können.
tion gewünscht ist und wann man wieder zum
Hauptraum zurückkehren soll. Die meisten                   Um zusammenzuarbeiten, wird ein Link zum
Plattformen bieten zwar die Möglichkeit, die               Whiteboard generiert, der allen Teilnehmen-
Breakout-Rooms automatisch zu schließen, so                den z.B. über die Chatfunktion des Videokon-
dass alle Teilnehmenden direkt zurück zur Ver-             ferenz-Tools zugesandt wird. Die Teilnehmen-
anstaltung gelangen, aber eine Zeitvorgabe                 den können mit diesem Link entweder ano-
und bestenfalls auch ein Hinweis zwischen-                 nym oder mit Namen auf das Board gelangen
durch mit der verbleibenden Zeit, helfen den               und dieses bearbeiten.
Studierenden, die gemeinsame Arbeit zu                     Digitale Whiteboards verfügen über zahlreiche
strukturieren.                                             Funktionalitäten, die man selbst gut kennen
Durch Gruppenarbeiten soll erreicht werden,                sollte. Obwohl die von der DIU genutzten Tools
dass sich alle Beteiligten mit ihren Ideen und             Miro und Mural grundsätzlich intuitiv aufge-
ihrem Wissen einbringen können. Dies ist bei               baut sind, ist es ratsam, sich vorab intensiv mit
den Liberating Structures Zweck aller Metho-               dem gewählten Tool zu befassen und besten-
den. Die Gruppenzusammensetzung ändert                     falls allen Teilnehmenden vorab ein Erklärvi-
sich je nach Methode und Ziel bzw. Fragestel-              deo zukommen zu lassen, damit in der Lern-
lung.                                                      veranstaltung nicht zu viel Zeit für Erläuterun-
                                                           gen verloren geht. Erfahrungsgemäß ist die
Zur Unterstützung und für die Dokumentation
                                                           erste Anwendung dennoch immer mit vielen
der Ergebnisse sind digitale Whiteboards oder
                                                           Rückfragen zur Nutzung verbunden. Das ist bei
Pinnwände nicht mehr wegzudenken. Tools
                                                           der Konzeptionierung einzuplanen.
wie Mural, Miro oder Padlet oder aber auch die
jeweils in den Lernplattformen integrierten                Vor allem bei aufwändigen Layouts mit vielen

Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2                                                      1/2.15-5
S. Richter / Lessons Learned an der DIU

verschiedenen Bausteinen empfehlen wir, das              Studierende und Lehrende können meist von
Board zunächst z.B. über einen geteilten Bild-           kostenfreien Education-Lizenzen profitieren.
schirm zu zeigen und zu erklären, bevor der
Link veröffentlicht wird.
                                                          7. Selbstorganisiert asynchron lernen
Digitale Whiteboards können je nach Thema
gestaltet werden. Der Kreativität sind kaum              „Gebt den Lernenden ihr Lernen zurück.“
Grenzen gesetzt. Es ist ratsam, eine Agenda o-           (K. Pape, Geschäftsführer der Corporate Lear-
der einen Übersichtsplan an den Anfang zu                ning Community, Slogan in seinem LinkedIn-
stellen und von dort aus zu den betreffenden             Profil)
Übungen, Aufgaben, Informationen, Empfeh-                Ein Teil der Wissensvermittlung sollte asyn-
lungen etc. im Board zu verlinken, so dass es            chron stattfinden z.B. über Lernvideos, die sich
Nutzer:innen möglichst einfach haben, sich auf           die Studierenden selbständig anschauen kön-
dem Board zurechtzufinden. Ein Test vorab ist            nen. Es ist dabei hilfreich, eine Fragestellung
sinnvoll, damit sichergestellt ist, dass alles fi-       zum Video mitzugeben, die dann wiederum
xiert ist, was zur Struktur des Boards gehört            Platz in der synchronen Lehrveranstaltung fin-
und die Verlinkungen im Board funktionieren.             det und zum Austausch untereinander führt.
Sind viele Teilnehmende auf dem Board kann               Dieses Blended-Learning-Prinzip verzahnt
es sonst durchaus chaotisch werden.                      quasi selbstorganisiertes Lernen mit Gemein-
Alle Whiteboard-Tools bieten zahlreiche vorge-           samlernzeit. Dabei ist zunächst völlig unerheb-
fertigte Templates an, die die Gestaltung einer          lich, ob dies digital oder analog geschieht. Die
Lernreise vereinfachen können. Die Areas und             Digitalisierung erhöht im Grunde nur die Viel-
Templates können gespeichert werden, des-                falt der Aufbereitung der Lerninhalte.
halb empfehlen wir, gleichbleibende Basisin-             Da es unterschiedliche Lerntypen gibt, ist es
halte zu speichern und dann immer wieder zu              sinnvoll, Informationen nicht nur als Kopie aus
verwenden. So spart man wertvolle Zeit und               einem Buch, sondern eben auch audiovisuell
erreicht einen hohen Wiedererkennungsef-                 als Video oder auditiv als Podcast zur Verfü-
fekt.                                                    gung zu stellen.
Wir haben in unseren Templates immer eine                Damit einhergehend: Es ist nicht zielführend,
Area für Feedback, Fragen und Empfehlungen               ganztägige Lehrveranstaltungen synchron di-
vorgesehen, so dass das Miteinander geför-               gital durchzuführen. Das Flipped-Classroom-
dert wird und auch wir uns und unsere Work-              Prinzip ist eine weitaus sinnvollere Methode
shops weiterentwickeln können.                           und ermöglicht, dass Studierende selbstorga-
                                                         nisiert lernen können und dennoch immer
                                                         wieder gemeinsam mit den Dozierenden und
                                                         Mitstudierenden das Erlernte austauschen
                                                         und auch auf den Prüfstand stellen können.
                                                         Im Austausch mit berufsbegleitenden Studie-
                                                         renden der DIU wurde dennoch klar kommu-
                                                         niziert, dass fest geplante Lernzeit notwendig
 Abb. 4: Ausschnitt aus dem DIU-Teammeeting-             ist, um neben dem Beruf Platz für Lernen zu
 Template (Mural)                                        schaffen und auch einzuhalten. Hier greift das
                                                         Prinzip der regelmäßigen gemeinsamen Lern-
                                                         veranstaltungen. In WOL- (Working out loud)
                                                         oder auch in lernOS-Zirkeln wird ein einstündi-
                                                         ges wöchentliches Treffen des Zirkels verein-
                                                         bart, um sich zu motivieren, auszutauschen
                                                         und Impulse zu geben. Der Zirkel trifft und un-
                                                         terstützt sich 12 Wochen lang regelmäßig. Mit-
                                                         hilfe von Leitfäden mit kleinen Übungen wird
  Abb. 5: Lernreise vereinfacht auf einem Miro-          ein klarer Rahmen für die Treffen gesetzt. Den
  Board
                                                         Rest der Woche investiert jedes Zirkelmitglied

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S. Richter / Lessons Learned an der DIU

so viel Zeit und Energie in die Erreichung des            9. Hybride Szenarien
persönlichen Ziels, wie es möchte.
                                                         Speziell zu hybridem Lernen haben wir uns
Aufgrund des Erfolgs dieser Zirkel hat sich da-
                                                         viele Gedanken gemacht, da dies zukünftig an
raus ein siebenwöchiger Learning-out-loud-
                                                         der DIU an der Tagesordnung stehen wird.
Zyklus entwickelt, den man für seine Lernreise
adaptieren kann.                                         Mit hybridem Lernen ist ein synchrones Set-
                                                         ting gemeint, in welchem einige Personen ana-
Wir sind überzeugt, dass Lehrende zukünftig
                                                         log im Seminarraum sind, andere sich digital
zu Lernbegleiter:innen werden, die motivieren,
                                                         zuschalten.
unterstützen, zuhören sowie Impulse und ei-
nen Rahmen für das Lernerlebnis ihrer Studie-            Durch die Digitalisierung von Lernveranstal-
renden geben. Ähnlich wie in den erwähnten               tungen möchten einige Studierende und Do-
Zirkel-Methoden führen die Lernbegleiter:in-             zierende, die vormals eine lange Anreise ein-
nen die Studierenden immer wieder regelmä-               planen mussten, gern im digitalen Raum blei-
ßig zusammen und regen den Austausch an                  ben. Auch im Krankheitsfalle ist das zeitweise
und korrigieren wenn notwendig die Richtung              Zuschalten und zumindest Zuhören eine gute
der Lernreise. So bekommen Studierende die               Option für Studierende. Andere Teilnehmende
Freiheit, selbständig ihre Ziele, Inhalte und Me-        freuen sich sehr darauf, sich persönlich im Se-
thoden zu formulieren und ihre Lernprozesse              minarraum sehen und austauschen zu kön-
zu erarbeiten.                                           nen. Für beide Gruppierungen möchten wir ein
                                                         angenehmes und gehaltvolles Setting bieten.
 8. Nutzung von MS-Teams                                 Gute hybride Formate sollten so gestaltet sein,
                                                         dass alle Teilnehmenden – ob sie nun vor Ort
An der DIU wird hauptsächlich Office365, ins-
                                                         sind oder sich digital zuschalten – gleicherma-
besondere MS-Teams, für Lernveranstaltun-
                                                         ßen ins Unterrichtsgeschehen einzubeziehen
gen verwendet. Hier sind viele hilfreiche Apps
                                                         sind. Aus unserer Sicht führt hier kein Weg da-
bereits integriert, die es den Dozierenden er-
                                                         ran vorbei, digitale Hilfsmittel und Tools in das
möglichen, die Lernveranstaltung interaktiv zu
                                                         ursprünglich rein analoge Geschehen einzu-
gestalten und selbstorganisiertes Lernen au-
                                                         betten. Hierfür ist es ratsam, dass die Studie-
ßerhalb der eigentlichen Lernveranstaltung zu
                                                         renden vor Ort ebenfalls über ein Endgerät
fördern. Die Studierenden und Dozierenden
                                                         verfügen, mit welchem z.B. Live-Umfragen di-
erhalten eine kostenfreie Education-Lizenz.
                                                         gital durchgeführt werden können. Meist ge-
Mit MS-Teams lassen sich Besprechungen pla-              nügt ein Smartphone. Bei Gruppenarbeiten, in
nen mit einer Kalenderfunktion, die mit Out-             denen digitale und analoge Teilnehmende ge-
look synchronisiert ist. In einem Team werden            mischt werden sollen, ist es notwendig, dass
die jeweiligen Studierenden und Dozierenden              jede Gruppe zumindest ein Notebook oder
hinzugefügt und können dort vielfältige Funk-            Tablet (mit Kamera und Mikrofon) zur Verfü-
tionen wie OneNote für Notizen, einen Aufga-             gung hat. Statt der Tafel kann ein Tablet mit
benplaner oder ein Umfragetool zum Menü                  Stift verwendet werden, so dass sowohl die
hinzufügen. Es können Beiträge für alle veröf-           Teilnehmenden vor Ort als auch die digital zu-
fentlicht werden, aber es gibt auch die Mög-             geschalteten Studierenden sehen können, was
lichkeit, den Chat mit einer oder mehreren Per-          geschrieben oder gezeichnet wird. Dieses Um-
sonen zu nutzen. Dateien können ausge-                   denken und die daraus resultierende Neukon-
tauscht und auch zeitgleich gemeinsam bear-              zeptionierung des Lerngeschehens sind zu-
beitet werden – z.B. Word-Dokumente, Excel-              nächst aufwändig, aber notwendig.
Tabellen oder Power-Point-Präsentationen.
Von jeder Stelle in MS-Teams heraus können                Literatur
Besprechungen (Videoanrufe) gestartet wer-
den, um Fragen persönlich zu klären.                     [1]   Adam, Björn; Holle, Judith; Köpnick, Franziska: Das
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, einmal                 Methodenbuch für digitalen Unterricht. Dein Praxis-
                                                               begleiter für gute digitale Lernräume, 1. Auflage, Lü-
nicht erreichbar zu sein und eine passende
                                                               neburg 2021
Statusmeldung zu hinterlegen.

Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2                                                             1/2.15-7
S. Richter / Lessons Learned an der DIU

 Links zu Tools und Methoden: Überblick

http://tscheck.in/
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https://www.microsoft.com/de-de/microsoft-teams

1/2.15-8                                                        Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
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