Lessons Learned an der DIU - S. Richter - Qucosa.Journals
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Lessons Learned 1, 1&2 (2021) Submitted: 28.05.2021 Accepted: 09.06.2021 DOI: https://doi.org/10.25369/ll.v1i1/2.15 ISSN: 2749-1293 (Print); 2749-1307 (Online) Lessons Learned an der DIU S. Richter Digital Managerin der DIU Dresden International University Abstract Es ist notwendig, ein Umdenken im Bereich der Bildung zu erreichen - nicht zuletzt aufgrund der permanenten und schnellen Veränderungen, die durch Technologie möglich geworden sind. Die Digitalisierung ist dabei nur ein Teilstück, welches die Anpassungen zum einen begünstigt, zum anderen aber auch erfordert. Wissen ist jederzeit abrufbar. Zu jedem Thema findet man Infor- mationen im Internet. Deshalb ist es zum einen wichtig, Kompetenzen zu entwickeln im Umgang mit der Vielfalt der Daten, aber auch zu erkennen, dass das reine Lehren von Wissen nicht mehr zeitgemäß ist und unsere Kinder und Jugendlichen nicht auf das vorbereitet, womit sie in ihrem Arbeitsleben konfrontiert sein werden. Die Erlangung von Kompetenzen wie Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken und Kollaboration (4 K) rückt in den Vordergrund und löst reinen Wissenserwerb ab. Wie können wir nun mit Hilfe von Tools und Methoden ein neues Zeitalter der Bildung zumindest einmal einläuten? Wie können wir erreichen, dass Digitalität als Unter- stützung und nicht als in der Pandemie notwendiges aber vorübergehendes Übel betrachtet wird? Welche Ideen haben wir für hybride Lernsettings entwickelt? Wir haben seit März 2020 sehr viel lernen dürfen und einiges ausprobiert und möchten unsere Learnings im folgenden Bericht teilen. It is essential to rethink in the field of education - not least because of the permanent and rapid changes that have become possible through technology. Digitalisation is only one part of this, which on the one hand favours the adjustments, but on the other hand also requires them. Knowledge can be accessed at any time. Information on every topic can be found on the internet. Therefore, it is important to develop competences in dealing with the diversity of data, but also to recognise that the mere teaching of knowledge is no longer up-to-date and does not prepare our children and young people for what they will be confronted with in their working lives. The acquisition of competences such as communication, creativity, critical thinking and collaboration (4Cs) move to the front and replace pure knowledge acquisition. Therefore, the question arises, how we can use tools and methods to usher in a new age of education. How can we achieve that digitality is seen as a support and not as a necessary but temporary evil in the pandemic? What ideas have we developed for hybrid learning settings? Since March 2020, we have been able to learn a lot and try out a few things and would like to share our learnings in the following report. *Corresponding author: sandra.richter@di-uni.de Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.15-1
S. Richter / Lessons Learned an der DIU 1. Unsere Ausgangssituation Die folgende Tabelle zeigt, was damit gemeint ist: Die Ausgangssituation an der DIU ist etwas an- ders als an der Technischen Universität Dres- den, da wir als private Universität mit freien Weg von Hin zu Dozent:innen arbeiten, die häufig nur einen Wissen Kompetenz Kurs pro Studiengang mit etwa 20 Unterrichts- Vermitteln & Belehren Herausfinden einheiten oder weniger durchführen. Der fol- Analog Digital & hybrid gende Erfahrungsbericht setzt sich deshalb all- Starren Strukturen Verknüpften und flexib- gemein mit unseren Learnings im Hinblick auf len Bildungskontexten digitales bzw. hybrides Lernen auseinander Lernen im Gleichtakt Individuellem Lernen und zeigt eins mehr als deutlich: Nur eine Platt- Einzelkämpfertum Zusammenarbeit form zur Verfügung zu stellen, um dort Präsen- tationen digital vortragen zu lassen, genügt bei (Fremd-)Steuerung Selbstorganisation und Mitbestimmung weitem nicht. Eindimensionalität Mehrperspektivität und Virtuell ist die Gefahr noch größer, abgelenkt Vernetzung zu werden, wenn die Lehrveranstaltung nicht Lehrkraftzentrierung Lernendenzentrierung interessant genug ist. Da man eben sowieso am PC sitzt, kann man auch schnell die ankom- Feststehenden Ergebnis- Ergebnisoffenheit sen mende Mail bearbeiten oder sich um sein Twitter-Profil kümmern. Mit einem Klick sind Vorgegebener Bedeutung Persönlichem Sinn die Teilnehmenden dabei oder eben wieder Lehrenden Lernenden weg. Das heißt, dass es wichtig ist, spannende Tab. 1: Bildung der Zukunft [1] Formate zu kreieren, die möglichst interaktiv sind, um die Teilnehmenden mitzunehmen. Doch wie können wir das erreichen? Deshalb sprechen wir gern von einer Lernreise und nicht von einer Vorlesung. In den folgenden Abschnitten haben wir einige unserer Gedanken und Ideen zusammengetra- In der Diskussion geht es aber nicht mehr nur gen, jedoch lernen wir immer wieder Neues um digital, hybrid oder analog, es geht darum, dazu. Deshalb ist aus unserer Sicht der erste wie Bildung sowohl im schulischen als auch Schritt im Hinblick auf ein Umdenken im Bil- hochschulischen Kontext aussehen soll. dungsbereich, dass sich Lehrkräfte ebenfalls als Für uns steht fest, dass es eine individuellere Lernende verstehen und in den gemeinsamen Betreuung der Studierenden braucht und dass offenen und vertrauensvollen Austausch kom- kollaborative Projekte und selbstgesteuertes men, um Wissen zu teilen, gemeinsam Lernkon- Lernen zielführender sind als das stete Ein- zepte zu erarbeiten und das bisherige Einzel- trichtern von Wissen, welches die Studieren- kämpfer:innendasein aufzugeben. den nach der Prüfung direkt wieder vergessen. Die DIU bietet hierfür regelmäßig den DIUTalk Um in der heutigen schnelllebigen Zeit die an, hat eine LinkedIn-Community ins Leben ge- Probleme von morgen lösen zu können, rufen. Darüber hinaus geben wir unser Wissen braucht es ein Umdenken im Bildungsbereich in kostenfreien Workshops an interessierte Do- und auch ein neues Rollenverständnis. Studie- zierende weiter. rende erhalten mehr Verantwortung für das Erreichen von Lernzielen, Lehrkräfte werden Unser Motto: Wissen teilen ist Kultur! zu Lernbegleiter:innen. Im Methodenbuch für digitalen Unterricht [1] findet sich folgendes Zitat: „Eine Bildung, um Probleme zu lösen, die wir aktuell noch gar nicht kennen.“ Abb. 1: Logo des Workshopformats der DIU 1/2.15-2 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
S. Richter / Lessons Learned an der DIU 2. Future Skills – die 4 K Es ist hilfreich, mit Warm-up-Übungen zu star- ten, damit sich alle in lockerer Runde kennen- Besonderes Augenmerk im schulischen als lernen können. Hierfür gibt es zahlreiche auch hochschulischen Kontext sollte auf die 4 Ideensammlungen im Internet z.B. auch unter K - Kritisches Denken, Kreativität, Kollabora- http://tscheck.in/ oder https://internet tion und Kommunikation – gelegt werden. Wie quatsch.de/. erreichen wir, dass unsere Studierenden sich Methodisch empfehlen wir „Impromptu Net- kritisch mit Themen auseinandersetzen, krea- working“ aus dem Liberating-Structures-Werk- tive Lösungsansätze kreieren, sich vernetzen, zeugkoffer. Beim „Impromptu Networking“ um gemeinsam Herausforderungen zu meis- werden alle Teilnehmenden bestenfalls zufäl- tern und klar und wertschätzend kommunizie- lig und automatisch in Zweiergruppen zusam- ren, um überhaupt mit Anderen kollaborieren mengebracht, um vier Minuten lang zu einer zu können? beliebigen Einstiegsfrage, die durchaus zu- Das Verwenden eines digitalen Tools führt nächst ganz unabhängig vom Lernfeld sein nicht zwangsläufig zu einem spannenden darf, ins Gespräch zu kommen. Es gibt drei Lernszenario. Allein die Digitalisierung ist also Runden, also drei Fragen. Die Gruppenzusam- nicht ausreichend, um die längst notwendige mensetzung wird dreimal neu verteilt, so dass Veränderung im Bereich Bildung zu bewirken. sich möglichst viele Teilnehmende bereits be- Vielmehr bedingt die Digitalisierung, dass wir gegnet sind. Die Beschreibungen aller Libera- in der Bildung neue Wege einschlagen müs- ting Structures sind unter https://libera sen, um Kompetenzen zu erlangen, die für uns tingstructures.de/ zu finden. Diese 33 Mikro- und unsere Studierenden in der heutigen und strukturen helfen, ganz gezielt an Herausfor- zukünftigen Welt nützlich und sinnvoll sind. derungen zu arbeiten und zu gewährleisten, Nicht das Sammeln von Zertifikaten und Ab- dass jede:r einbezogen wird. schlüssen oder das Horten von Wissen sind Auch das Einbinden von Live-Umfrage-Tools das Ziel, sondern die Lernreise als solche und wie Mentimeter https://www.mentime das tiefe Verständnis für das Lernthema durch ter.com/ oder https://invote.de/ kann nützlich die intensive Auseinandersetzung damit, so sein, um einen möglichst lockeren Einstieg zu dass Lernende in der Lage sind, konkrete Fra- finden und ein gutes Kennenlernen zu ermög- gestellungen zu verstehen und Probleme zu lö- lichen. Persönliche Fragen z.B. nach dem Lieb- sen und Andere gezielt um Unterstützung zu lingsurlaubsland sind sinnvoll, bevor ins Fach- bitten. liche übergegangen wird. So finden die Studie- In den nachfolgenden Abschnitten zeigen wir renden leichter Anknüpfungspunkte und kön- einige Methoden, Tipps und Hinweise, wie nen durch Gemeinsamkeiten Vertrauen zuei- „New Learning“ aus unserer Sicht gelingen nander aufbauen. Unsere Überzeugung ist, kann und wie Digitalität uns dabei unterstützt. dass eine gute Bindung auch online entstehen kann, wenn man Raum lässt für ein vertrau- 3. Ice-Breaker und Warm-up ensvolles und fröhliches Miteinander. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man zu Trifft man auf eine neue Studiengruppe aus- viele Spiele spielt und das Lernen darüber ver- schließlich im digitalen Umfeld, gehen einige gisst. Eine gute Planung der Eisbrecherphase Informationen verloren, die man im persönli- ist unerlässlich. Das gilt im analogen, hybriden chen Umgang miteinander automatisch wahr- und digitalen Lernraum gleichermaßen. Wenn nimmt. Es ist demnach erschwert, eine Person bestimmte Tools und Methoden genutzt wer- virtuell kennenzulernen, weil Bezugspunkte den sollen, ist genügend Zeit einzuplanen fehlen und natürlich auch die gemeinsam ver- diese in Ruhe einzuführen und zu erläutern. brachten Pausen, in denen man sich aus- Das ist nicht zu unterschätzen, denn nur wenn tauscht. alle die Anwendung beherrschen, kann die Zu- Doch es ist nicht unmöglich, auch im virtuellen sammenarbeit auch gut funktionieren. Raum Nähe aufzubauen und sich kennenzuler- Regeln für Online-Veranstaltungen können nen. Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.15-3
S. Richter / Lessons Learned an der DIU ebenfalls sehr hilfreich sei. Die DIU hat folgen- echte Bewegung in die Lernveranstaltung hin- den Online-Knigge entwickelt, der für Meetings einbringen und der ein oder andere fröhliche zur Anwendung kommt, aber durchaus auch in Lacher wird auch zu vernehmen sein. Lernveranstaltungen gelten kann: Eine wunderbare Methode aus dem Improvi- sationstheater ist, dass die Teilnehmenden nacheinander ihren Namen sagen und dazu eine Geste vollführen. die auch dazu dient, sich die Namen der Anderen zu merken. Solche spielerischen Ansätze bereits in die Icebreaker-Phase zu planen, ist aus unserer Sicht ein doppelter Gewinn. 4. Aktivierung der Teilnehmenden Bei analogen Veranstaltungen spricht man da- von, dass die Aufmerksamkeit nach 20 Minu- ten nachlässt. In Online-Veranstaltungen ist dies laut Andrea Heitmann in einem Ihrer Abb. 2: Online-Knigge der DIU Workshops zu Digitaler Rhetorik bereits nach 7 Minuten der Fall. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Interaktio- 3. Kameras an nen in die Lernveranstaltung einzubauen. Dies In unserem Online-Knigge ist auch das Thema bedeutet nicht, dass man permanent Spiele o- „Kamera“ verankert. der aufwendige Umfragen einbetten soll. Auch Wenn alle Teilnehmenden ihre Kameras aus- kurze Rückfragen, kleinere Abstimmungen o.ä. geschaltet lassen, ist es schwer für Dozierende, genügen, um die Aufmerksamkeit zu erhalten eine Bindung aufzubauen und Feedback zu be- oder zurückzugewinnen. Die meisten Online- kommen. Man hat das Gefühl, gegen eine stille Plattformen bieten mit Live-Reaktionen eine schwarze Wand zu reden und verfällt ins Mo- gute Möglichkeit, auch zwischendurch Feed- nologisieren. Oft genügt es, die Teilnehmen- back zu geben oder einzuholen. Ein Chatstorm den zu bitten, ihre Kamera anzuschalten. Dies ist ebenfalls eine wunderbare Option. Es wird sollte nicht vorwurfsvoll formuliert sein, son- eine Frage gestellt, die Teilnehmenden bekom- dern eher mit einem freundlichen Hinweis, men kurz Zeit, ihre Antwort im Chat zu formu- dass man sich sehr freuen würde, die Teilneh- lieren, klicken aber erst alle auf Kommando menden auch zu sehen. Sollte dies wider Er- zeitgleich auf Absenden. So vermeidet man, warten nicht dazu führen, dass zumindest der dass Ideen kopiert werden. Großteil sich zeigt, gibt es einige Tipps. Nichtsdestotrotz finden spielerische Ansätze Es helfen vor allem spielerische Übungen, die mit Challenge-Charakter bei den Studierenden das Kamerabild einbeziehen, z.B. kann der Do- sehr viel Anklang. Hier gibt es viele Tools wie zierende Ja-/Nein-Fragen stellen und wer mit Ja beispielsweise https://kahoot.it/, die man ein- antwortet, schaltet die Kamera ein und wer mit setzen kann, um zwischendurch ein Live-Quiz Nein antwortet, lässt diese zunächst aus. So zu generieren. Der spielerische Charakter kann direkt zu Beginn bereits abgefragt wer- sollte dennoch immer mit einer kritischen Aus- den, welche Themen für die Teilnehmenden einandersetzung der gestellten Frage einher- besonders interessant oder unbedingt nach- gehen, wenn man ein Quiz nicht nur zum Spaß, zuholen sind und zusätzlich nutzen die Teil- sondern tatsächlich als lernunterstützende nehmenden nun die Kamera. Ein weiteres Methode einfließen lassen möchte. Spiel für den Einstieg ist es, Gegenstände in die Hier einige weitere Beispiele: Kamera zu halten und alle Teilnehmenden zu https://jeopardylabs.com/, Montagsmaler un- bitten, nun einen ähnlichen Gegenstand zu su- ter https://skribbl.io/ oder chen und ebenfalls zu zeigen. Dies kann sogar https://stadtlandfluss.cool/. 1/2.15-4 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
S. Richter / Lessons Learned an der DIU Gerade letzteres kann durch die Option, ei- Whiteboards sind wichtig, um genau wie im gene Kategorien einzubeziehen, für Spaß sor- analogen Umfeld festzuhalten, was die Teil- gen. Kreativität wird freigesetzt und Schnellig- nehmenden aus der Gruppenarbeit mitneh- keit belohnt. men. Digitale Whiteboards erzielen eine aus unserer Sicht besonders positive Dynamik, da die vie- len Möglichkeiten die Kreativität anregen. Ein gut durchdachter Aufbau des Boards und eine geduldige Einführung in die Anwendung sind essenziell, um die Freude am Mitmachen aller Beteiligten zu gewährleisten. Wir sind über- zeugt, dass ein digitales Whiteboard eine her- vorragende Basis für Lernreisen sein kann und die 4 K (Kommunikation, Kreativität, Kollabora- tion und kritisches Denken) mit Hilfe von Boards gefördert werden können. Abb. 3: Kategorien für Stadt-Land-Fluss digital 6. Lernreisen auf dem Whiteboard 5. Arbeit in Kleingruppen Mit digitalen Whiteboards können Lernreisen für Lernveranstaltungen gestaltet werden, in Kleingruppenarbeit zwischendurch ist ein denen die Inhalte und Präsentationen der Do- wichtiges Mittel, um die Studierenden in den zierenden, passende Videos, Podcasts oder Austausch zu bringen, der sonst eher am Kaf- Bücher bzw. Arbeitsflächen mit konkreten Fra- feeautomaten stattfindet. Dies ist also nicht gestellungen im Board verankert werden. So unbedingt nur didaktisch hilfreich. Dennoch wird den Studierenden ermöglicht, jederzeit sollte gut überlegt sein, ob sich die jeweilige selbständig zu lernen, da die synchronen und Fragestellung für Gruppenarbeiten eignet. Es asynchronen Lernphasen mit Hilfe eines digi- ist außerdem wichtig, dass man klar kommuni- talen Whiteboards geschickt verbunden wer- ziert, welche Art und Weise der Dokumenta- den können. tion gewünscht ist und wann man wieder zum Hauptraum zurückkehren soll. Die meisten Um zusammenzuarbeiten, wird ein Link zum Plattformen bieten zwar die Möglichkeit, die Whiteboard generiert, der allen Teilnehmen- Breakout-Rooms automatisch zu schließen, so den z.B. über die Chatfunktion des Videokon- dass alle Teilnehmenden direkt zurück zur Ver- ferenz-Tools zugesandt wird. Die Teilnehmen- anstaltung gelangen, aber eine Zeitvorgabe den können mit diesem Link entweder ano- und bestenfalls auch ein Hinweis zwischen- nym oder mit Namen auf das Board gelangen durch mit der verbleibenden Zeit, helfen den und dieses bearbeiten. Studierenden, die gemeinsame Arbeit zu Digitale Whiteboards verfügen über zahlreiche strukturieren. Funktionalitäten, die man selbst gut kennen Durch Gruppenarbeiten soll erreicht werden, sollte. Obwohl die von der DIU genutzten Tools dass sich alle Beteiligten mit ihren Ideen und Miro und Mural grundsätzlich intuitiv aufge- ihrem Wissen einbringen können. Dies ist bei baut sind, ist es ratsam, sich vorab intensiv mit den Liberating Structures Zweck aller Metho- dem gewählten Tool zu befassen und besten- den. Die Gruppenzusammensetzung ändert falls allen Teilnehmenden vorab ein Erklärvi- sich je nach Methode und Ziel bzw. Fragestel- deo zukommen zu lassen, damit in der Lern- lung. veranstaltung nicht zu viel Zeit für Erläuterun- gen verloren geht. Erfahrungsgemäß ist die Zur Unterstützung und für die Dokumentation erste Anwendung dennoch immer mit vielen der Ergebnisse sind digitale Whiteboards oder Rückfragen zur Nutzung verbunden. Das ist bei Pinnwände nicht mehr wegzudenken. Tools der Konzeptionierung einzuplanen. wie Mural, Miro oder Padlet oder aber auch die jeweils in den Lernplattformen integrierten Vor allem bei aufwändigen Layouts mit vielen Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.15-5
S. Richter / Lessons Learned an der DIU verschiedenen Bausteinen empfehlen wir, das Studierende und Lehrende können meist von Board zunächst z.B. über einen geteilten Bild- kostenfreien Education-Lizenzen profitieren. schirm zu zeigen und zu erklären, bevor der Link veröffentlicht wird. 7. Selbstorganisiert asynchron lernen Digitale Whiteboards können je nach Thema gestaltet werden. Der Kreativität sind kaum „Gebt den Lernenden ihr Lernen zurück.“ Grenzen gesetzt. Es ist ratsam, eine Agenda o- (K. Pape, Geschäftsführer der Corporate Lear- der einen Übersichtsplan an den Anfang zu ning Community, Slogan in seinem LinkedIn- stellen und von dort aus zu den betreffenden Profil) Übungen, Aufgaben, Informationen, Empfeh- Ein Teil der Wissensvermittlung sollte asyn- lungen etc. im Board zu verlinken, so dass es chron stattfinden z.B. über Lernvideos, die sich Nutzer:innen möglichst einfach haben, sich auf die Studierenden selbständig anschauen kön- dem Board zurechtzufinden. Ein Test vorab ist nen. Es ist dabei hilfreich, eine Fragestellung sinnvoll, damit sichergestellt ist, dass alles fi- zum Video mitzugeben, die dann wiederum xiert ist, was zur Struktur des Boards gehört Platz in der synchronen Lehrveranstaltung fin- und die Verlinkungen im Board funktionieren. det und zum Austausch untereinander führt. Sind viele Teilnehmende auf dem Board kann Dieses Blended-Learning-Prinzip verzahnt es sonst durchaus chaotisch werden. quasi selbstorganisiertes Lernen mit Gemein- Alle Whiteboard-Tools bieten zahlreiche vorge- samlernzeit. Dabei ist zunächst völlig unerheb- fertigte Templates an, die die Gestaltung einer lich, ob dies digital oder analog geschieht. Die Lernreise vereinfachen können. Die Areas und Digitalisierung erhöht im Grunde nur die Viel- Templates können gespeichert werden, des- falt der Aufbereitung der Lerninhalte. halb empfehlen wir, gleichbleibende Basisin- Da es unterschiedliche Lerntypen gibt, ist es halte zu speichern und dann immer wieder zu sinnvoll, Informationen nicht nur als Kopie aus verwenden. So spart man wertvolle Zeit und einem Buch, sondern eben auch audiovisuell erreicht einen hohen Wiedererkennungsef- als Video oder auditiv als Podcast zur Verfü- fekt. gung zu stellen. Wir haben in unseren Templates immer eine Damit einhergehend: Es ist nicht zielführend, Area für Feedback, Fragen und Empfehlungen ganztägige Lehrveranstaltungen synchron di- vorgesehen, so dass das Miteinander geför- gital durchzuführen. Das Flipped-Classroom- dert wird und auch wir uns und unsere Work- Prinzip ist eine weitaus sinnvollere Methode shops weiterentwickeln können. und ermöglicht, dass Studierende selbstorga- nisiert lernen können und dennoch immer wieder gemeinsam mit den Dozierenden und Mitstudierenden das Erlernte austauschen und auch auf den Prüfstand stellen können. Im Austausch mit berufsbegleitenden Studie- renden der DIU wurde dennoch klar kommu- niziert, dass fest geplante Lernzeit notwendig Abb. 4: Ausschnitt aus dem DIU-Teammeeting- ist, um neben dem Beruf Platz für Lernen zu Template (Mural) schaffen und auch einzuhalten. Hier greift das Prinzip der regelmäßigen gemeinsamen Lern- veranstaltungen. In WOL- (Working out loud) oder auch in lernOS-Zirkeln wird ein einstündi- ges wöchentliches Treffen des Zirkels verein- bart, um sich zu motivieren, auszutauschen und Impulse zu geben. Der Zirkel trifft und un- terstützt sich 12 Wochen lang regelmäßig. Mit- hilfe von Leitfäden mit kleinen Übungen wird Abb. 5: Lernreise vereinfacht auf einem Miro- ein klarer Rahmen für die Treffen gesetzt. Den Board Rest der Woche investiert jedes Zirkelmitglied 1/2.15-6 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
S. Richter / Lessons Learned an der DIU so viel Zeit und Energie in die Erreichung des 9. Hybride Szenarien persönlichen Ziels, wie es möchte. Speziell zu hybridem Lernen haben wir uns Aufgrund des Erfolgs dieser Zirkel hat sich da- viele Gedanken gemacht, da dies zukünftig an raus ein siebenwöchiger Learning-out-loud- der DIU an der Tagesordnung stehen wird. Zyklus entwickelt, den man für seine Lernreise adaptieren kann. Mit hybridem Lernen ist ein synchrones Set- ting gemeint, in welchem einige Personen ana- Wir sind überzeugt, dass Lehrende zukünftig log im Seminarraum sind, andere sich digital zu Lernbegleiter:innen werden, die motivieren, zuschalten. unterstützen, zuhören sowie Impulse und ei- nen Rahmen für das Lernerlebnis ihrer Studie- Durch die Digitalisierung von Lernveranstal- renden geben. Ähnlich wie in den erwähnten tungen möchten einige Studierende und Do- Zirkel-Methoden führen die Lernbegleiter:in- zierende, die vormals eine lange Anreise ein- nen die Studierenden immer wieder regelmä- planen mussten, gern im digitalen Raum blei- ßig zusammen und regen den Austausch an ben. Auch im Krankheitsfalle ist das zeitweise und korrigieren wenn notwendig die Richtung Zuschalten und zumindest Zuhören eine gute der Lernreise. So bekommen Studierende die Option für Studierende. Andere Teilnehmende Freiheit, selbständig ihre Ziele, Inhalte und Me- freuen sich sehr darauf, sich persönlich im Se- thoden zu formulieren und ihre Lernprozesse minarraum sehen und austauschen zu kön- zu erarbeiten. nen. Für beide Gruppierungen möchten wir ein angenehmes und gehaltvolles Setting bieten. 8. Nutzung von MS-Teams Gute hybride Formate sollten so gestaltet sein, dass alle Teilnehmenden – ob sie nun vor Ort An der DIU wird hauptsächlich Office365, ins- sind oder sich digital zuschalten – gleicherma- besondere MS-Teams, für Lernveranstaltun- ßen ins Unterrichtsgeschehen einzubeziehen gen verwendet. Hier sind viele hilfreiche Apps sind. Aus unserer Sicht führt hier kein Weg da- bereits integriert, die es den Dozierenden er- ran vorbei, digitale Hilfsmittel und Tools in das möglichen, die Lernveranstaltung interaktiv zu ursprünglich rein analoge Geschehen einzu- gestalten und selbstorganisiertes Lernen au- betten. Hierfür ist es ratsam, dass die Studie- ßerhalb der eigentlichen Lernveranstaltung zu renden vor Ort ebenfalls über ein Endgerät fördern. Die Studierenden und Dozierenden verfügen, mit welchem z.B. Live-Umfragen di- erhalten eine kostenfreie Education-Lizenz. gital durchgeführt werden können. Meist ge- Mit MS-Teams lassen sich Besprechungen pla- nügt ein Smartphone. Bei Gruppenarbeiten, in nen mit einer Kalenderfunktion, die mit Out- denen digitale und analoge Teilnehmende ge- look synchronisiert ist. In einem Team werden mischt werden sollen, ist es notwendig, dass die jeweiligen Studierenden und Dozierenden jede Gruppe zumindest ein Notebook oder hinzugefügt und können dort vielfältige Funk- Tablet (mit Kamera und Mikrofon) zur Verfü- tionen wie OneNote für Notizen, einen Aufga- gung hat. Statt der Tafel kann ein Tablet mit benplaner oder ein Umfragetool zum Menü Stift verwendet werden, so dass sowohl die hinzufügen. Es können Beiträge für alle veröf- Teilnehmenden vor Ort als auch die digital zu- fentlicht werden, aber es gibt auch die Mög- geschalteten Studierenden sehen können, was lichkeit, den Chat mit einer oder mehreren Per- geschrieben oder gezeichnet wird. Dieses Um- sonen zu nutzen. Dateien können ausge- denken und die daraus resultierende Neukon- tauscht und auch zeitgleich gemeinsam bear- zeptionierung des Lerngeschehens sind zu- beitet werden – z.B. Word-Dokumente, Excel- nächst aufwändig, aber notwendig. Tabellen oder Power-Point-Präsentationen. Von jeder Stelle in MS-Teams heraus können Literatur Besprechungen (Videoanrufe) gestartet wer- den, um Fragen persönlich zu klären. [1] Adam, Björn; Holle, Judith; Köpnick, Franziska: Das Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, einmal Methodenbuch für digitalen Unterricht. Dein Praxis- begleiter für gute digitale Lernräume, 1. Auflage, Lü- nicht erreichbar zu sein und eine passende neburg 2021 Statusmeldung zu hinterlegen. Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.15-7
S. Richter / Lessons Learned an der DIU Links zu Tools und Methoden: Überblick http://tscheck.in/ https://internetquatsch.de/ https://liberatingstructures.de/ https://www.mentimeter.com/ https://invote.de/ https://kahoot.it/ https://jeopardylabs.com/ https://skribbl.io/ https://stadtlandfluss.cool/ https://www.mural.co/ https://miro.com/ https://de.padlet.com/ https://cogneon.github.io/lernos/ https://workingoutloud.com/ https://learningoutloud.de/ https://www.microsoft.com/de-de/microsoft-teams 1/2.15-8 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
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