LIEDERABEND LIVESTREAM KAMMERKONZERT - PROGRAMM - Lara Venghaus, Sopran
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Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold, Carl Lappe: Der Einsame Und spinnet stille, webt und lächelt hold, Und hängt dann sein schimmerndes Schleyertuch Wenn meine Grillen schwirren, Ringsum an Geräth und Wänden aus. Bei Nacht, am spät erwärmten Herd, Ist gar ein stiller, lieber Besuch, Dann sitz‘ ich, mit vergnügtem Sinn, Macht mir gar keine Unruh‘ im Haus‘. Vertraulich zu der Flamme hin, Will er bleiben, so hat er Ort, So leicht, so unbeschwert. Freut‘s ihn nimmer, so geht er fort. Ein trautes, stilles Stündchen Ich sitze dann stumm im Fenster gern‘, Bleibt man noch gern am Feuer wach. Und schaue hinauf in Gewölk‘ und Stern. Man schürt, wenn sich die Lohe senkt, Denke zurück, ach! weit, gar weit, Die Funken auf, und sinnt und denkt: In eine schöne, verschwund‘ne Zeit. Nun abermal ein Tag! Denk‘ an Sie, an das Glück der Minne, Seufze still‘, und sinne und sinne. - Was Liebes oder Leides Sein Lauf für uns daher gebracht, Es geht noch einmal durch den Sinn; Der Kreuzzug Allein das Böse wirft man hin. Es störe nicht die Nacht. Ein Münich steht in seiner Zell‘ Am Fenstergitter grau, Zu einem frohen Traume Viel Rittersleut‘ in Waffen hell, Bereitet man gemach sich zu. Die reiten durch die Au‘. Wenn sorgelos ein holdes Bild Mit sanfter Lust die Seele füllt, Sie singen Lieder frommer Art Ergiebt man sich der Ruh. In schönem, ernstem Chor, Inmitten fliegt, von Seide zart, O wie ich mir gefalle Die Kreuzesfahn‘ empor. In meiner stillen Ländlichkeit! Was in dem Schwarm der lauten Welt Sie steigen an dem Seegestad‘ Das irre Herz gefesselt hält, Das hohe Schiff hinan. Giebt nicht Zufriedenheit. Es läuft hinweg auf grünem Pfad, Ist bald nur wie ein Schwan. Zirpt immer, liebe Heimchen, In meiner Klause eng und klein. Der Münich steht am Fenster noch, Ich duld‘ euch gern: ihr stört mich nicht. Schaut ihnen nach hinaus: Wenn euer Lied das Schweigen bricht, »Ich bin, wie ihr, ein Pilger doch Bin ich nicht ganz allein. Und bleib‘ ich gleich zu Haus‘. Des Lebens Fahrt durch Wellen trug Im Abendrot Und heißen Wüstensand, Es ist ja auch ein Kreuzeszug O wie schön ist deine Welt, In das gelobte Land.« Vater, wenn sie golden strahlet! Wenn dein Glanz herniederfällt, Und den Staub mit Schimmer malet;
Wenn das Roth, das in der Wolke blinkt, Felix Ludwig Julius Dahn In mein stilles Fenster sinkt! Du meines Herzens Krönelein, Könnt‘ ich klagen, könnt‘ ich zagen? Du bist von lautrem Golde: Irre seyn an dir und mir? Wenn andere daneben sein, Nein, ich will im Busen tragen Dann bist du noch viel holde. Deinen Himmel schon allhier. Und dies Herz, eh‘ es zusammenbricht, Die andern tun so gern gescheit, Trinkt noch Gluth und schlürft noch Licht. Du bist gar sanft und stille; Daß jedes Herz sich dein erfreut, Dein Glück ist‘s, nicht dein Wille. John Henry Mackay: Morgen Die andern suchen Lieb‘ und Gunst Und morgen wird die Sonne wieder scheinen, Mit tausend falschen Worten, Und auf dem Wege, den ich gehen werde, Du ohne Mund- und Augenkunst, Wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen Bist wert an allen Orten. Inmitten dieser sonnenatmenden Erde . . . Du bist als wie die Ros‘ im Wald: Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen, Sie weiß nichts von ihrer Blüte, Werden wir still und langsam niedersteigen, Doch jedem, der vorüberwallt, Stumm werden wir uns in die Augen schauen, Erfreut sie das Gemüte. Und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen . . . Hermann von Gilm zu Rosenegg: Zueignung Hermann von Gilm zu Rosenegg: Die Nacht Ja, du weißt es, theure Seele, Aus dem Walde tritt die Nacht, Daß ich fern von dir mich quäle, Aus den Bäumen schleicht sie leise, Liebe macht die Herzen krank, Schaut sich um im weiten Kreise, Habe Dank. Nun gib Acht! Einst hielt ich, der Freiheit Zecher, Alle Lichter dieser Welt, Hoch den Amethisten-Becher Alle Blumen, alle Farben Und du segnetest den Trank, Löscht sie aus und stiehlt die Garben Habe Dank. Weg vom Feld. Und beschworst darin die Bösen, Alles nimmt sie, was nur hold, Bis ich, was ich nie gewesen, Nimmt das Silber weg des Stromes, Heilig, heilig ans Herz dir sank, Nimmt vom Kupferdach des Domes Habe Dank. Weg das Gold. Ausgeplündert steht der Strauch: Rücke näher, Seel‘ an Seele, O die Nacht, mir bangt, sie stehle Dich mir auch.
Giuseppe Caravoglia: Non è ver `S ist nicht wahr Ho la veste e i pensier Meine Kleider und meine Gedanken Color del cielo; Sind von der Farbe des Himmels, Non è ver? Ist’s nicht wahr? Vedi, anco gli occhi: Und sieh, auch die Augen: Quando assiso a te vicin, Als ich einstens bei dir saß Usciamo! Ecco l‘April! Hinaus, hinaus, April ist da! Ti parlai ben mio d‘amor, Und dir meine Lieb gestand, Ti ricordi angel divin Weißt du noch, mein Engel du, Palpitaro i nostri cor! Klopft’ im Busen uns das Herz. Antonio Ghislanzoni: Storiella d‘amore Kleine Liebesgeschichte No, non è ver! Nein, s’ ist nicht wahr! Noi leggevamo insieme Wir lasen einst zusammen Tu dicesti, ti sovvien? Du erklärtest, weißt du’s noch, Un giorno per diletto So einfach zum Vergnügen Per la vita io t‘amerò. Dich lieb ich mein Leben lang, Una gentile istoria Ein traurig schön Geschichtchen Ma mentisti in degna appien Doch du logst, bar jeder Scheu, Piena di mesti amor Voll Wehmut und voll Lieb. Non fu il cor che tel dettò Nicht dein Herz war’s, das da sprach. E senz‘alcun sospetto Und gänzlich unbefangen Ella sedeami a lato Saß sie an meiner Seite, Ruggero Leoncavallo: Mattinata Sul libro avventurato Ganz tief ins Buch versunken Intenta il guardo e il cor. Die Blicke und das Herz. L‘Aurora, di bianco vestita, Aurora in weißem Gewande Già l‘uscio dischiude al gran sol, Macht auf schon der Sonne das Tor, L‘onda dè suoi capelli Die Woge ihres Haares Di già con le rose sue dita Und kost mit den rosigen Fingern Il volto a me lambia Übers Gesicht mir strich, Carezza de‘ fiori lo stuol! Der Blumen gefälligen Flor. Eco alla voce mia, Und meine Stimme hallte Eco faceano i suoi sospir. In ihren Seufzern nach. Commosso da un fremito arcano Von heimlichem Beben berühret Intorno il creato già par, Erscheint auch die Schöpfung ringsum; Gli occhi dal libro alzando Den Blick vom Buch erhebend E tu non ti desti, ed invano Nur du, du erwachst nicht, vergebens Nel suo celeste viso, Sah ich in einem Lächeln Mi sto qui dolente a cantar: Sing kläglich ich meinen Gesang. Io vidi in un sorriso In ihrem himmlischen Antlitz Riflesso il mio desir. Sich spiegeln mein Begier. Metti anche tu la veste bianca Leg du auch dein weißes Gewand an, e schiudi l‘uscio al tuo cantor! Mach auf deinem Sänger das Tor! La bella mano al core Die schöne Hand ans Herze Ove non sei la luce manca, Wo du nicht bist, fehlt mir die Sonne, strinsi di gioia ansante... Drückt ich, vor Freude bebend, Ove tu sei nasce l‘amor! Doch kommst du, so kommt auch Amor. Né più leggemmo avante... Wir lasen nicht mehr weiter, E cadde il libro al suol. Zu Boden fiel das Buch. Anna Emilia Vivanti: Aprile April Un lungo, ardente bacio In langen, heißen Küssen Congiunse i labbri aneli, Verschmolzen unsre Lippen, Lascia i tuoi vecchi libri Leg fort deine alten Bücher E ad ignorati cieli In ungeahnte Himmel E dammi un bacio, Und gib einen Kuss mir, L‘alme spiegaro il vol. Schwang unsre Seel sich auf. Spalanca le finestre: Und öffne die Fenster: Ecco l‘April! April ist gekommen! Renato Fucini: L‘Uccelino Das Vöglein Che odore di viole! Welch ein Duft von Veilchen! Che cinguettio di rondini! Wie die Schwalben zwitschern! E l‘uccellino canta sulla fronda: Singt auf dem Zweige ein Vögelein: Usciamo al sole! Lass uns an die Sonne gehn! Dormi tranquillo, boccuccia d‘amore: Schlafe, du herziges Knäbelein, Piegala giù quella testina bionda, Neig her dein blondes Köpfchen fein, Della tua mamma posala sul cuore. Leg’s an das Herze der Mutter dein.
E l‘uccellino canta su quel ramo: Weiter singt’s Vöglein auf seinem Triebe: Luigi Illica: Canto d‘anime Tante cosine belle imparerai, Viel schöne Dinge wirst du erleben, Ma se vorrai conoscer quant‘io t‘amo, Doch willst du wissen, wie ich dich liebe, Fuggon gli anni gli inganni e le chimere Nessuno al mondo potrà dirlo mai! Kann dir kein Mensch jemals Auskunft geben. Cadon recisi i fiori e le speranze In vane e tormentose disianze E l‘uccellino canta al ciel sereno: Vögelein singt in den Himmel hinein: Svaniscon le mie brevi primavere. Dormi, tesoro mio, qui sul mio seno. Schlaf süß, mein liebes Kindelein. Ma vive e canta ancora forte e solo Nelle notti del cuore un ideale Siccome in alta notte siderale Enrico Panzacchi: Terra e mare Land und Meer Inneggia solitario l‘usignolo. Canta, canta ideal tu solo forte I pioppi, curvati dal vento Es sausen in endloser Reihe E dalle brume audace eleva il vol lassù, rimugghiano in lungo filare. Vom Winde gebeuget die Pappeln. A sfidar l‘oblio l‘odio la morte Seelengesang Dal buio, tra il sonno, li sento Ich hör sie im Schlaf aus dem Dunkel Dove non son tenèbre e tutto è sol! e sogno la voce del mare. Und träum von der Stimme des Meers. Tutto è sol! Tutto è sol! Es fliehen die Jahre, der Trug, die Chimären, Gemäht fallen Blumen und fällt die Hoffnung, E sogno la voce profonda Und höre der mächtigen Rhythmen Vergebliches Bangen, eitles Begehren, dai placidi ritmi possenti; Geruhiges, dunkles Getöne; Mein kurzes Frühjahr seh ich zerrinnen. mi guardan, specchiate dall‘onda, Die blinkenden Sterne des Himmels Doch lebt und erklingt in des Herzens Nächten le stelle del cielo fulgenti. Sehn auf aus dem Spiegel der Wellen. Allein und kräftig mir ein Ideal Gleich wie in des Dunkels Unendlichkeiten Ma il vento piu‘ forte tempesta Doch wilder braust durch die Reihen Einsam der Nachtigall Lobsang ertönt. de‘ pioppi nel lungo filare. Der Pappeln nun heftiges Stürmen So sing, Ideal, singe nur weiter Dal sonno giocondo mi desta... Und reißt mich aus heiterem Schlummer... Und erheb aus dem Nebel dich kühn zum Flug, Lontana è la voce del mare! Fern, fern ist die Stimme des Meers. Den Hass, das Vergessen, den Tod zu bezwingen, Dort, wo kein Dunkel ist, alles nur Licht. Giuseppe Panzani: Morire? Sterben? Morire? E chi la sa qual è la vita? Sterben? Und wer weiß denn, worin das Leben besteht? Questa che s‘apre luminosa e schietta, Ist es das, welches lichtvoll und deutlich ai fascini, agli amori, alle speranze, Sich öffnet dem Zauber, der Liebe, der Hoffnung o quella che in rinunce s‘è assopita? Oder jenes, das im Verzichten verdämmert? È la semplicità timida e queta Ists die schüchterne, stille Einfachkeit, che si tramanda come ammonimento, Die als Mahnung an uns herantritt, come un segreto di virtù segreta Gleich als das Geheimnis einer geheimen Tugend, perché ognuno raggiunga la sua meta, Welche jeden an sein Ziel geleitet? o non piuttosto il vivo balenare Oder nicht doch eher das lebhafte Aufleuchten di sogni nuovi sovra sogni stanchi, Neuer Träume über müden Träumen e la pace travolta e l‘inesausta Und die verscheuchte Ruhe und der unerschöpfte fede d‘avere per desiderare? Glaube, dass etwas zu wünschen übrig blieb? Ecco io non lo so. Ma voi che siete Nun, ich weiß es nicht. Aber ihr, die ihr all‘altra sponda sulla riva immensa Am anderen Ufer seid, auf dem unermesslichen Gestade, ove fiorisce il fiore della vita, Wo die Blüte des Lebens blüht, son certo lo saprete. Ihr, das weiß ich, werdet es wissen.
Carl Gottfried von Leitner: Vor meiner Wiege Das also, das ist der enge Schrein, PROGRAMM Da lag ich einstens als Kind darein? Da lag ich gebrechlich, hilflos und stumm, Und zog nur zum Weinen die Lippen krumm. Ich konnte nichts fassen mit Händchen zart, Und war doch gebunden nach Schelmenart; Ich hatte Füßchen, und lag doch wie lahm, Bis Mutter an ihre Brust mich nahm. Franz Schubert Vor meiner Wiege D 927 Dann lachte ich saugend zu ihr empor, (1797-1828) Der Winterabend D 938 Sie sang mir von Rosen und Engeln vor. Der Kreuzzug D 932 Sie sang und sie wiegte mich singend in Ruh‘, Und küßte mir liebend die Augen zu. Der Einsame D 800 Im Abendrot D 799 Sie spannte aus Seide gar dämmerig grün, Ein kühliges Zelt hoch über mich hin; Richard Strauss Morgen Wann find ich nun wieder solch friedlich Gemach? (1864-1949) Die Nacht Vielleicht, wenn das grüne Gras mein Dach. Du meines Herzens Krönelein O Mutter! lieb Mutter, bleib‘ lange noch hier; Zueignung Wer sänge dann tröstlich von Engeln mir? Wer küßte mir liebend die Augen zu Tito Mattei Non è ver Zur langen, zur letzten und tiefesten Ruh‘? (1839-1914) Der Winterabend Ruggero Leoncavallo Mattinata (1857-1919) Aprile Es ist so still und heimlich um mich, Die Sonn‘ ist unter, der Tag entwich. Giacomo Puccini Storiella d‘amore Wie schnell nun heran der Abend graut! - Mir ist es recht, sonst ist mir‘s zu laut. (1858-1924) E l‘uccellino Jetzt aber ist‘s ruhig, es hämmert kein Schmied, Terra e mare Kein Klempner, das Volk verlief, und ist müd; Canto d‘anime Und selbst, daß nicht raßle der Wagen Lauf, Morire? Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf. Wie thut mir so wohl der selige Frieden! Da sitz‘ ich im Dunkel, ganz abgeschieden, So ganz für mich; - nur der Mondenschein Lara Venghaus, Sopran Kommt leise zu mir in‘s Gemach . Michael Hoyer, Klavier Er kennt mich schon, und läßt mich schweigen,
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