LOHNGLEICHHEIT Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit? - Unterrichtseinheit Sek l - Hans-Böckler-Stiftung
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LOHNGLEICHHEIT Unterrichtseinheit · Sek l Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit? M1 Der kleine Unterschied Kai Kühne A1 Beschreibe die Karikatur M1 und erkläre ihre Aussage. Seite 1
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT M2 Der Gender Pay Gap Grafik A Durchschnittliche Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern Deutschland, in Euro 25 22,78 21,70 19,87 20,71 20 18,46 18,81 19,63 17,90 18,62 17,33 15,44 16,26 14,62 15,18 15 13,91 14,25 10 Frauen 5 Männer 0 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Statistisches Bundesamt, WSI-GenderDatenPortal 2020 Grafik B Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen 2018 Bruttostundenverdienst Gründe für den Verdienstunterschied in Euro in Prozent * 2,7 Bildung und Berufserfahrung Verdienst- 4,37 unterschied 9,8 Beschäftigungsumfang 29,3 Beruf und Branche Führungs- und Qualifikationsanspruch 21,70 Sonstige Faktoren 17,33 30,7 unerklärter Rest 6,2 21,1 Männer Frauen * R undungsbedingt weicht die Summe der Prozentzahlen von 100 ab. Statistisches Bundesamt 2020 Der Gender Pay Gap (geschlechtsbezogene Einkommenslücke) beschreibt den Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen von Frauen und Männern. Er wird in Prozent angegeben. Er ist ein kom- plexer Maßstab für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Ge- sellschaft. Für den Gender Pay Gap sind zahlreiche Faktoren verantwort- A2 a] Werte die Grafik M2a aus und beschreibe, lich, zum Beispiel, dass Frauen häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten, wie sich der Verdienstunterschied zwischen Frauen oft in Berufen arbeiten, die geringer entlohnt werden, öfter und länger und Männern von 2006 bis 2020 entwickelt hat. in Elternzeit gehen und seltener Vorgesetzte sind. Allerdings bleibt auch Setze die Aussage der Grafik in Beziehung zur beim Vergleich der Löhne von Frauen und Männern mit gleichen Merkma- Karikatur M1. len (z. B. gleiche Ausbildung, gleiche Berufserfahrung, gleiche Arbeits- b] Werte die Grafik M2b aus. Erkläre in deinen zeit usw.) ein Unterschied in der durchschnittlichen Bezahlung bestehen eigenen Worten, was mit dem Begriff „Gender Pay („unerklärter Rest“). Gap“ gemeint ist. Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 2
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT M3 A3 a] Interpretiere die K arikatur M3. b] Überlege, was die Frau in der Karikatur antworten könnte. Male eine Sprech- blase in die Karikatur und schreibe die Antwort hinein. Thomas Plaßmann M4 Geschlechterbilder prägen Berufswahl Weiblich waren 2019 von den Azubis bei den … Kraftfahrzeug- medizinischen zahnmedizinischen Elektronikern Industriemechanikern Bürokaufleuten mechatronikern Fachangestellten Fachangestellten 2,3% 4,0% 6,3% 72,4% 97,3% 97,7% Statistisches Bundesamt, Februar 2021 A4 a] Beschreibe die Grafik M4. Erläutere den Titel der Grafik „Geschlechterbilder prägen Berufswahl“. b] Führt eine Umfrage innerhalb eurer Klasse durch: Welche Berufswünsche habt ihr und eure Mit- schüler und Mitschülerinnen? Gibt es Vorlieben der Mädchen und der Jungen? Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 3
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT M5 In Frauenberufen wird weniger bezahlt M6 Wer leistet unbezahlte Arbeit? 1 Die Schere in der Bezahlung von „typischen Frau 1 […] Eine neue Studie […] zeigt, dass an den Werk enberufen“ im Vergleich mit „typischen Männer tagen Männer und Frauen, die in Paarbeziehungen berufen“ geht weiter auseinander. Das ergab eine sind, mit um die 11 Stunden pro Tag ungefähr gleich Studie der Universität Duisburg-Essen und der ge viel Zeit für Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung und 5 werkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. 5 Hausarbeit aufbringen. Dabei verbringen Männer Während Technik- und IT-Beschäftigte pro Stun und Frauen statistisch gesehen diese Zeit sehr unter de knapp zwischen 26 und 28 Euro verdienen, erhiel schiedlich: Männer verbringen mehr als 8 Stunden ten Altenpflegerinnen im Schnitt 14,42 Euro. Laut mit Erwerbstätigkeit, Frauen dagegen wenig mehr als Studie sind aber die Anforderungen und Belastungen 5 Stunden. Frauen dagegen verbringen knapp 6 Stun 10 zwischen diesen Berufen gleich.* In der Studie wer 10 den mit Kinderbetreuung, Waschen, Kochen, Put den bei dem Vergleich der Berufsgruppen nicht nur zen und Besorgungen, wogegen Männer nur knapp fachliche Kompetenzen berücksichtigt, sondern auch 3 Stunden dafür aufbringen. Dies klingt erst einmal die persönliche und soziale Verantwortung für andere fair, denn beide Partner scheinen sich bezahlte und Menschen. „Auch psychisch-soziale Arbeitsanforde unbezahlte Arbeit zu ungefähr gleicher Zeit an Werk 15 rungen sind in die Bewertung mit eingeflossen“, er 15 tagen zu teilen. klärte Sarah Lillemeier vom Institut der Arbeit und Ganz anders sieht das Bild dafür an Sonntagen Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. aus: Frauen verbringen fast 6 Stunden für all diese be „Wir können […] erstmals statistisch nachweisen, zahlten und unbezahlten Tätigkeiten, Männer dage dass weibliche Erwerbsarbeit von systematischer Ab gen nur wenig mehr als 4 Stunden. In anderen Wor 20 wertung betroffen ist.“ Auch bei Grundschullehre 20 ten: Während Männer sich an arbeitsfreien Tagen rinnen und Erzieherinnen sei die Anforderung und mehr Freizeit gönnen, sind noch immer ihre Partne Belastung genauso hoch wie zum Beispiel bei den In rinnen für den größten Teil der Kindererziehung und genieuren, die aber deutlich höhere Gehälter bezie vor allem der Hausarbeit verantwortlich. (Aber im hen. Die einzigen männlich dominierten Berufe, die merhin verbringen Männer mehr Zeit mit Reparatu 25 verglichen mit gleichwertigen Frauenberufen gerin 25 ren und Gartenarbeit, also meist Tätigkeiten, die zeit ger entlohnt würden, sind laut Studie Kraftfahrzeug lich flexibler sind.) führer sowie Lkw- und Busfahrer. Dies sind alles statistische Durchschnitte über Paa re hinweg, also auch solche ohne Kinder oder mit äl Frank Polke, In Frauenberufen wird weniger bezahlt, Westfälische teren Kindern, die weniger Betreuung benötigen. Be Nachrichten, 13.3.2018 30 sonders groß werden die Unterschiede in der Zeit, die Mütter und Väter für Kinderbetreuung und Hausar beit aufbringen, wenn sie Kinder zwischen null und sechs Jahren haben. Denn diese Mütter verbringen A5 a] Lest den Text M5 und findet weitere knapp 12 Stunden ihrer Zeit an einem Sonntag mit Beispiele zu technischen bzw. sozialen Berufen. 35 Kindererziehung und Hausarbeit, die Väter dagegen Recherchiert unter www.lohnspiegel.de/html/ge lediglich 8 Stunden. Kurzum, Väter kompensieren haltscheck.php, wie viel man in diesen Berufen an den Wochenenden nur wenig der Zeit, die sie an durchschnittlich verdient. den Werktagen weniger für Kinder und Haushalt auf b] Häufig hört man, dass die Lohnlücke vor allem bringen. Die typische Arbeitsteilung der Wochentage daher kommt, dass Frauen die falschen Berufe 40 setzt sich auch am Wochenende fort. wählen. Diskutiere die Frage, ob Frauen selbst Ein weiteres ernüchterndes Resultat ist, dass Män schuld sind, wenn sie durchschnittlich weniger ner heute im Vergleich zu 1992 nur unwesentlich verdienen als Männer. Beziehe dabei auch die mehr Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit an Grafik M2b mit ein. Werktagen aufbringen. Sie haben also ihre bis dahin 45 übliche Zeitaufteilung zwischen Beruf und Familie beibehalten. Dagegen sind es die Frauen, vor allem Mütter, für die sich dramatische Veränderungen erge ben haben. Denn die Beschäftigungsquote von Frau en hat sich über diesen Zeitraum von 60 Prozent auf 50 80 Prozent erhöht. Somit verbringen Frauen heute deutlich mehr Zeit mit bezahlter Arbeit und weniger Zeit mit Kinderbetreuung und Hausarbeit als noch 1992. * Anmerkung der Böckler-Schule-Redaktion: Beispielsweise haben das Berufsbild einer Fortsetzung S. 5 Altenpflegerin und das eines Computer- technikers ein gleiches Anforderungsni- veau in Bezug auf Stress, Arbeitsbelas- tung und Verantwortung. Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 4
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT Aber auch wenn deutlich mehr Frauen heute berufs von Zeit und Einkommen zwischen Männern und 55 tätig sind, so arbeiten sie häufig in Teilzeit, um Fami 80 Frauen hat in den vergangenen drei Jahrzehnten ab lie und Beruf vereinbaren zu können. Und auch wenn genommen. Aber dieser Prozess geht sehr langsam sich die Ungleichheit in der Zeitaufteilung zwischen vonstatten, die Unterschiede bleiben groß und vor al Männern und Frauen in Paarbeziehungen etwas an lem sind es die Frauen, von denen erwartet wird, dass geglichen hat, so bleiben die Unterschiede massiv, mit sie sich anpassen. Was sie auch tun. 60 vielen Nachteilen für Frauen. 85 Sicherlich sind soziale Normen und Werte ein Mit einem viel höheren Anteil von unbezahlter wichtiger Grund für diese Unterschiede zwischen Arbeit und einem geringeren Anteil bezahlter Ar Männern und Frauen. Und diese lassen sich nun ein beit bedeutet dieses Ungleichgewicht, dass Frauen mal nur langsam verändern. Aber auch die Politik eine schlechtere Altersabsicherung haben und we ist nicht unschuldig, denn sie legt vor allem Frauen 65 niger Vorsorge betreiben können. Die Unterschiede 90 weiterhin hohe Hürden in den Weg, vom Ehegatten in der Zeitaufteilung zwischen bezahlter und unbe splitting, über ein noch immer nicht ausreichendes zahlter Arbeit ist nicht irrelevant, wie manche Kriti Angebot an guter Kinderbetreuung und Familienin ker behaupten, da viele Ehen geschieden werden und frastruktur, bis hin zu fehlenden Anreizen für Män es dann vor allem Frauen sind, die eine geringe Absi ner sich stärker in der Kinderbetreuung einzubringen 70 cherung haben, schlechtere Berufschancen und meist 95 (beispielsweise über mehrere Partnermonate beim El weiterhin den größten Teil der Verantwortung für die terngeld für Väter). […] Kinder übernehmen. Da ist es nicht überraschend, dass Frauen und vor allem Alleinerziehende beson Marcel Fratzscher, Der Internationale Frauentag ist ein Männertag, ders stark von Armut betroffen sind und schlechter ZEIT Online, 8.3.2019, www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/gender-ca- re-gap-frauen-hausarbeit-sonntage-feiertage-studie 75 gegen Risiken im privaten und beruflichen Leben ab gesichert sind. Man kann diesen Entwicklungen etwas Positives abringen, denn die Ungleichheit in der Verteilung M7 Frauen übernehmen mehr Sorgearbeit Auf die Frage, wer in der Coronakrise den größeren Teil der anfallenden Kinderbertreuung übernimmt, sagen… Frauen Männer ich selbst mein/e Partner/in beide gleich 7% 27% 34% 7% 66% 59% Quelle: Kohlrausch, Hövermann 2020, in: Böckler Impuls 1/2021 A6 Beschreibe anhand von M6 und M7 das Pro- blem der unbezahlten Arbeit. Erkläre, inwieweit Frauen dadurch Nachteile erfahren. Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 5
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT M8 Girls‘ Day und Boys‘ Day IL 22. APR 2021 Das Projekt „Girls‘ Day – Mädchen-Zukunfts Das Projekt „Boys’ Day – Jungen-Zukunftstag“ tag“ soll dazu beitragen, die Berufschancen von gibt Jungen die Möglichkeit, Berufe kennen Mädchen in zukunftsträchtigen Berufsfeldern, zulernen, in denen Männer immer noch un in denen sie bisher unterrepräsentiert sind, terrepräsentiert sind, vor allem Berufe aus dem d. h. insbesondere in (informations-)techno sozialen, erzieherischen und pflegerischen Be logischen und naturwissenschaftlichen Berei reich. Durch jungenspezifische Schnupper chen sowie in handwerklichen Berufen auszu praktika, aber auch Workshops, werden neue bauen, um ihre Arbeitsmarkt-, Karriere- sowie Zukunftsoptionen in der Berufs- und Lebens Verdienstchancen zu verbessern. Der Girls‘ Day planung eröffnet sowie Sozialkompetenzen ge- findet einmal jährlich, zumeist im April, als stärkt. Das Teilprojekt „Neue Wege für Jungs“ eintägiges Schnupperpraktikum oder Work thematisiert auf einer praxisorientierten und shop statt. wissenschaftlichen Ebene die Überwindung der Barrieren im Berufswahlverhalten von Jun gen, die eng verknüpft sind mit der Reflexion der zugrunde liegenden männlichen Rollenvor stellungen. Der Boys‘ Day findet ebenfalls ein Bundesamt für Familie und zivilgesellschaft- mal jährlich, zumeist im April, als eintägiges liche Aufgaben, Girls‘ Day und Boys‘ Day, Schnupperpraktikum oder Workshop statt. www.bafza.de/aufgaben/girlsday-und-boys- day.html (abgerufen am 15.3.2018) M9 Soziale Anerkennung durch Berufs- wahl? 1 Selbst wenn ein Beruf ihren Tätigkeitsinteressen ent spricht, neigen viele Jugendliche dazu, ihn bei ihrer Berufswahl fallenzulassen, wenn er ihnen nicht ge nügend soziale Anerkennung zu vermitteln scheint. 5 Darüber hinaus können ungünstige Rahmenbedin gungen während der Ausbildung oder ungünstige Arbeitsbedingungen weitere Gründe dafür sein, ei nen als interessant wahrgenommenen Beruf gleich wohl auszuschließen. Das ist das zentrale Ergebnis 10 einer Studie, die im Forschungsprojekt „Bildungso rientierungen“ des Bundesinstituts für Berufsbildung ehrenberg-bilder / fotolia (BIBB) entstand. Die Ergebnisse beruhen auf einer schriftlichen Befragung von Schülerinnen und Schü lern neunter und zehnter Klassen allgemeinbildender 15 Schulen in Nordrhein-Westfalen. Anlass für die Studie war das Problem vieler jun ger Menschen, am Ende des Jahres ohne Ausbildungs platz dazustehen, obwohl die Zahl der unbesetzt blei benden Ausbildungsplätze von Jahr zu Jahr steigt. 20 Angebote der Berufsorientierung, die auf eine Aus weitung des Berufswahlspektrums zielen, waren bis her nur bedingt erfolgreich. Viele Jugendliche klam mern Berufe mit Besetzungsproblemen einfach aus, 25 zum Beispiel in der Gastronomie und in Teilen des Handwerks oder in der Pflege. Kzenon / fotolia Fortsetzung S. 7 Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 6
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT Daher fragt die BIBB-Studie weniger danach, was Ju M10 Was tun? gendliche motiviert, einen bestimmten Beruf zu er greifen (sogenannte „Attraktionsfaktoren“). Vielmehr Elke Hannack ist stellvertretende 30 interessiert, warum Berufe nicht gewählt werden. Da Bundesvorsitzende des Deutschen bei deutet sich an, dass die Nichtwahl von Berufen Gewerkschaftsbundes (DGB) und offenbar anderen Logiken als die Wahl eines Berufes u. a. zuständig für Frauen und folgt. Als besonders relevanter Faktor, der den Aus Gleichstellungspolitik – Böckler schluss eines Berufs aus dem Feld möglicher Berufs Schule hat mit ihr über den Gen 35 optionen bewirkt („Aversionsfaktor“), erweist sich der Pay Gap gesprochen: die Erwartung einer mangelnden sozialen Passung: Wenn Jugendliche meinen, in ihrem sozialen Um Böckler Schule: Der Gender feld, insbesondere bei ihren Eltern und im Freundes Pay Gap liegt in Deutschland kreis, mit einem bestimmten Beruf nicht gut anzu bei 18 Prozent. Das ist im euro- 40 kommen, beziehen sie diesen Beruf nicht mehr in päischen Vergleich sehr hoher ihre Berufswahl ein – und zwar auch dann, wenn die Wert. Was macht Deutschland falsch? Elke Hannack Tätigkeiten des Berufes mit ihren eigenen beruflichen Interessen übereinstimmen. Neben fehlender sozialer Passung und als ungünstig Elke Hannack: Es wird immer noch zu wenig getan, 45 wahrgenommenen Rahmenbedingungen während der um die Lohnlücke zu schließen. Im Jahr 2017 wurde Ausbildung und Arbeit – darunter Verdienst- und Auf beispielsweise das Entgelttransparenzgesetz vom stiegsmöglichkeiten – gibt es noch weitere Gründe da Bundestag verabschiedet – doch schon der Name des für, dass Jugendliche Berufe links liegen lassen: wenn Gesetzes verrät das Problem: Es geht vorrangig um Transparenz. Ziel einer gesetzlichen Regelung muss etwa mit Schwierigkeiten gerechnet wird, einen Aus aber sein, die Entgeltdiskriminierung in Betrieben 50 bildungsplatz zu finden; oder wenn es an der Sicherheit und Dienststellen sicher zu erkennen und konsequent fehlt, wirklich gut einschätzen zu können, was einen in zu beseitigen. Wir brauchen also den nächsten einem Beruf erwartet. (…) Schritt. Der Gesetzgeber sollte nachbessern und die Unternehmen verpflichten, ihre Entgeltssysteme Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB), Warum Berufe nicht ge- zu überprüfen und wo nötig Abhilfe zu leisten. Nur wählt werden, Pressemitteilung vom 26.03.2021, www.bibb.de so schaffen wir es, die Lohnlücke auf betrieblicher Ebene tatsächlich zu verringern. Welche Maßnahmen sind aktuell am wichtigsten, um die Lohnlücke zu beseitigen? Frauendominierte Berufe gehören einfach besser bezahlt. Diese Tätigkeiten werden immer noch nicht genauso geschätzt, wie die von Männern. Kranken- und Altenpflegerinnen, aber auch Erzieherinnen verdienen einen höheren Lohn, als sie derzeit bekom- men. Die Corona-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig die Arbeit der vielen Frauen in diesen Be- reichen für eine funktionierende Gesellschaft ist. Es ist höchste Zeit, die „Systemrelevanz“ dieser Berufe endlich anzuerkennen – auch durch Tarifabschlüsse, mit denen die Gewerkschaften und Arbeitgeber gute Löhne für die Beschäftigten aushandeln. Auch hier ist der Gesetzgeber gefordert, indem er es ermög- licht, dass Tarifverträge für alle Beschäftigten einer Branche gelten können. Tarifverträge regeln weit mehr als die Bezahlung. Damit können auch die Ar- beitsbedingungen dieser Berufe verbessert werden. Mehr Personal und eine bessere Bezahlung – dann A7 a] Beschreibe die Projekte Girls‘ und Boys‘ wären wir auch in puncto Lohnlücke einen Schritt Day und nenne Gründe, warum die Projekte durch- weiter. geführt werden. Welche Erfahrungen hast du da- mit selbst vielleicht schon einmal gemacht? b] Erkläre, was laut des Textes M9 die Gründe Fortsetzung S. 8 sind, warum Jugendliche bestimmte Berufe nicht wählen. Greife dazu auch auf eure Ergebnisse aus M4 und A4b zurück. Diskutiert gemeinsam, was dazu beitragen könnte, diesen Zustand zu ändern. Hans-Böckler-Stiftung · boeckler-schule.de Seite 7
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT Bisher hat es mit der besseren Aufteilung der unbe- zahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern kaum A8 a] Erläutert (arbeitsteilig) die in M10 genann- funktioniert. Die Erfahrungen in der Corona-Krise ten Maßnahmen und Forderungen, die ergriffen zeigen, dass sich Ungleichheiten sogar verfestigt werden können, um die Lohnlücke zu schließen. haben. Was muss passieren? Wählt zwei Forderungen bzw. Maßnahmen aus, die ihr als besonders dringlich erachtet. Begründet eure Auswahl. Wir können den Familien natürlich nicht vorschrei- b] Stellt euch vor, ihr seid 10 bis 20 Jahre älter als ben, wie sie ihren Alltag organisieren sollen. Aber die jetzt und habt Kinder. Wie sollte eurer Meinung Politik kann Anreize setzen, damit Männer zu Hause mehr mit anpacken. Die sogenannte Sorgearbeit, also nach die Arbeitsteilung innerhalb der Familie Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen und die (bezahlte und unbezahlte Arbeit) aussehen? Arbeit im Haushalt müssen besser zwischen Müttern und Vätern aufgeteilt werden. Deshalb brauchen wir auch bessere Möglichkeiten für Beschäftigte, ihre Arbeitszeiten mitzubestimmen. Auch ein Recht auf Homeoffice kann dazu beitragen, Beruf und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut zu kriegen. Richti- gerweise wird viel über die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche diskutiert. Genauso im Blick müssen wir aber die Situation der Mütter haben: Wie stemmen sie die plötzliche Mehrbelastung durch Homeschooling, Kinderbetreuung und zusätzliche Hausarbeit, die mit der Schließung von Kitas und Schulen einhergeht? Denn meist sind es die Mütter, die diese Aufgaben erledigen. Wir müssen ganz deut- lich machen: Die Pandemie ist Ausnahmezustand. Das Ziel einer eigenständigen Existenzsicherung für Frauen und Männer und einer gleichberechtigten Verteilung der Sorgearbeit auf beide Geschlechter wird konsequent weiter verfolgt! Passiert dies nicht, droht ein gleichstellungspolitischer Rollback. Frauen gehen dann wieder weniger einer Erwerbsarbeit nach – mit langfristigen Folgen für ihren Verdienst, ihre Aufstiegschancen und für ihre Rente. Stand: 15.03.2021 ERKLÄRUNGEN Lohn oder Gehalt ist das durch einen Arbeitgebervereinigungen ausgehan- zwischen der Entlohnung der Frauen Arbeitsvertrag festgelegte Geld, das delt wird, die Höhe des Entgelts. und der Entlohnung der Männer. Der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- Vom Bruttolohn werden die Steuern Begriff kommt aus dem Englischen: mer regelmäßig für die Ausübung ih- (Lohnsteuer und Kirchensteuer) und Gender = Geschlecht; Pay = Bezah- rer Tätigkeiten vom Arbeitgeber oder die Beiträge für die Sozialversiche- lung; Gap = Lücke. Der englische Be- der Arbeitgeberin bekommen. Man rung (Kranken-, Renten-, Pflege- und griff „gender“ bezeichnet anders als spricht auch von Entgelt. In sehr vie- Arbeitslosenversicherung) abgezo- das Wort „sex“ das soziale oder kul- len Branchen regelt ein Tarifvertrag, gen. Übrig bleibt der Nettolohn. turelle, also das von der Gesellschaft der von den Gewerkschaften und den Der Gender Pay Gap ist der Abstand geformte Geschlecht.
Unterrichtseinheit · LOHNGLEICHHEIT Didaktisch-methodischer Kommentar Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit? Mädchen und junge Frauen sind heute in der Regel erfolgreicher in der Schule als Jungen und junge Männer. Auch ist ihnen Erwerbstätigkeit in der Lebensplanung mittlerweile genauso wichtig wie jungen Männern. Dass Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt sind und im Schnitt 19 Prozent weniger Lohn als Männer bekommen, ist für Schülerinnen und Schüler daher nur schwer verständlich. Nicht zuletzt zieht ein geringerer Verdienst auch weitere Konsequenzen nach sich, z.B. für die Entscheidung, wer in der Familie Arbeitszeit reduziert, wenn Kinder da sind, oder für die spätere Rentenhöhe. Wie kommt es zu einer Lohnlücke von aktuell 19 Prozent? Sind Frauen möglicherweise selbst daran schuld, weil sie die falschen Berufe ergreifen oder sich häufig zu einer Teilzeitbeschäftigung entschließen? Was kann man unternehmen, damit sich die Lohnlücke schließt? Diese Fragen sollen im Laufe der Unter- richtseinheit beantwortet werden. Die Gleichstellung von Frauen und Männern – auch in der Arbeits- welt – ist darüber hinaus ein Standardthema der politischen Bildung und wird in nahezu allen Lehr- plänen der Sekundarstufe I gefordert. • Die Karikatur „Der kleine Unterschied“ M1 dient als Einstieg in die Thematik. • D ie Materialien M2 bzw. auf S. 2 erklären den Begriff „Gender Pay Gap“ und veranschaulichen auf Basis aktueller Studien, was mit ihm gemeint ist. • Die Karikatur M3 problematisiert die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern bei der Bezahlung. • In M4 bis M6 werden ausgewählte Gründe der Lohnlücke näher erläutert: M4 thematisiert die unterschiedliche Berufswahl von jungen Frauen und Männern, M5 die unterschiedliche Bezahlung in „typischen Frauen- bzw. typischen Männerberufen“. • M 6 gehen dem Phänomen nach, dass Frauen mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer und welche Konsequenzen dies für die Situation von Frauen hat. Inwiefern die aktuelle Coronakrise zu einer Verfestigung dieser Rollen beiträgt wird anhand von M7 thematisiert. • D ie in M8 dargestellte Girls‘ bzw. Boys‘ Days dienen als Beispiele für Aktionen gegen die Lohnlücke (vgl. dazu M4 und M5). Sofern die Lernenden bereits an einem dieser Aktionstage teilgenommen haben, kann damit an ihre unmittelbare Erfahrungswelt angeknüpft werden. Ihre eigenen Berufs präferenzen und deren Hintergründe können die Lernenden anhand von M9 und A7b reflektieren. • D as Interview mit Elke Hannack in M10 zeigt einige Maßnahmen auf, wie der Lohnlücke entgegen- gewirkt werden kann. Anhand von A8b können die Lernenden darüber diskutieren, wie sie sich ihre eigene Lebensplanung in Bezug auf ihre Berufswahl und deren Auswirkungen auf Verdienst und evtl. Familienzeit vorstellen. www.boeckler-schule.de Herausgeberin: Hans-Böckler-Stiftung, Georg-Glock-Str. 18, 40474 Düsseldorf Kontakt: Anke Thiel, Tel. 0211-7778-151, Anke-Thiel@boeckler.de Autorin: Anke Thiel; Stand 3/2021
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