MESSUNG DES SOZIOÖKONOMISCHEN STATUS IN DER KIGGS-STUDIE
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Leitthema Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:762–770 T. Lampert · S. Müters · H. Stolzenberg · L. E. Kroll · KiGGS Study Group DOI 10.1007/s00103-014-1974-8 Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Messung des sozioökonomischen Status in der KiGGS-Studie Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1) Eine Vielzahl nationaler und internatio senen gewährleisten und Aussagen über Anschließend werden exemplarisch Er naler Studien weist darauf hin, dass der gesundheitspolitisch relevante zeitliche gebnisse zum Zusammenhang zwischen sozioökonomische Status der Familie Entwicklungen und Trends ermöglichen dem sozioökonomischen Status und dem einen erheblichen Einfluss auf die gesund wird [13]. In diesem Zusammenhang wur allgemeinen Gesundheitszustand der heitliche Entwicklung von Kindern und de die Operationalisierung des sozioöko Kinder und Jugendlichen berichtet, wo Jugendlichen hat [1–6]. Mit den Daten nomischen Status einer kritischen Über bei neben dem SES-Index auch eine Be der Basiserhebung der Studie zur Ge prüfung unterzogen und unter Berück trachtung anhand der Einzelindikatoren sundheit von Kindern und Jugendlichen sichtigung der Herausforderungen, die erfolgt, die Aussagen über die relative Be in Deutschland (KiGGS-Basiserhebung), sich an das Gesundheitsmonitoring stel deutung der Bildung und der beruflichen die in den Jahren 2003 bis 2006 erhoben len, weiterentwickelt. Neben der Analyse Stellung der Eltern sowie der Einkom wurden, konnte beispielsweise gezeigt zeitlicher Entwicklungen und Trends sind menssituation des Haushaltes ermöglicht. werden, dass Kinder und Jugendliche aus als Herausforderungen insbesondere die In der abschließenden Diskussion werden sozioökonomisch benachteiligten Eltern internationale Vergleichbarkeit der Daten die Änderungen gegenüber der bisherigen häusern häufiger einen schlechten allge sowie der Politik- und Praxistransfer der Operationalisierung und die daraus resul meinen Gesundheitszustand aufweisen, Ergebnisse zu nennen. Die Umsetzung tierenden Vorteile erörtert sowie die Aus vermehrt psychische und Verhaltensauf der überarbeiteten Operationalisierung sagekraft und die Verwendungsmöglich fälligkeiten zeigen sowie zu einem größe erfolgte zunächst in den auf Erwachsene keiten des SES-Index beurteilt. ren Anteil keinen Sport treiben, sich un bezogenen Komponenten des Gesund gesund ernähren und übergewichtig oder heitsmonitorings, d. h. der Studie „Ge Datengrundlage und sogar adipös sind [7–9]. sundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) statistische Analyse Der sozioökonomische Status wurde [14] und der „Studie zur Gesundheit Er in der KiGGS-Basiserhebung anhand ei wachsener in Deutschland“ (DEGS1) [15]. KiGGS ist Bestandteil des Gesundheits nes Index erfasst, der auf Angaben der El Für die Folgebefragung der Studie zur Ge monitorings des RKI und derzeit als kom tern zu ihrem Bildungsniveau, zu ihrer be sundheit von Kindern und Jugendlichen binierte Querschnitt- und Kohortenstu ruflichen Stellung sowie zum Haushalts in Deutschland (KiGGS Welle 1) wird die realisiert. Ziele, Konzept und Design nettoeinkommen basiert [10, 11]. Als Re nun eine entsprechende Anpassung vor von KiGGS sind an anderer Stelle aus ferenz diente dabei ein auf Winkler und genommen und damit eine einheitliche führlich beschrieben [16–18]. Für den Stolzenberg zurückgehender Operationa Operationalisierung des sozioökonomi Altersbereich 0 bis 17 Jahre soll KiGGS lisierungsvorschlag, der ursprünglich für schen Status in allen 3 Komponenten des wiederholt bundesweit erhobene Prä den Bundes-Gesundheitssurvey 1998 ent Gesundheitsmonitorings sichergestellt. valenzdaten zur gesundheitlichen Situ wickelt wurde und auch in den im Zeit Ziel dieses Beitrages ist es, die für ation der in Deutschland lebenden Kin raum 2003 bis 2006 durchgeführten te KiGGS Welle 1 überarbeitete Operatio der und Jugendlichen liefern. Die KiGGS- lefonischen Gesundheitssurveys des Ro nalisierung des sozioökonomischen Sta Basiserhebung (2003–2006) umfasste Be bert Koch-Instituts (RKI) in vergleichba tus detailliert zu beschreiben. Dabei wird fragungen, Untersuchungen und Labor rer Weise ungesetzt wurde (WSI-Schicht zunächst darauf eingegangen, wie die ein analysen, KiGGS Welle 1 (2009–2012) index) [12]. bezogenen Variablen erhoben und wie Befragungen in Form von Telefoninter In den letzten Jahren wurde am RKI sie für die Indexbildung aufbereitet wur views. An der KiGGS-Basiserhebung ein Gesundheitsmonitoring etabliert, das den. Außerdem werden die Berechnung künftig eine regelmäßige Verfügbarkeit des Index des sozioökonomischen Sta Die KiGGS Study Group: Die Abteilung Epide- von Daten zur gesundheitlichen Situation tus (SES) und die Abgrenzung der sozio miologie und Gesundheitsmonitoring im Robert von Kindern, Jugendlichen und Erwach ökonomischen Statusgruppen dargestellt. Koch-Institut. 762 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014
war eine Querschnittstichprobe von ins wurden entsprechend einer von der Welt ten Status. Die Berechnung erfolgt im Fall gesamt 17.641 Probanden im Alter von gesundheitsorganisation empfohlenen von abhängigen Merkmalen mit mehr als 0 bis 17 Jahren bei einer Response von Formulierung [19] gefragt: „Wie würden 2 Kategorien – wie dem fünfstufig erfass 66,6 % beteiligt. Die Einzuladenden wur Sie den Gesundheitszustand Ihres Kindes ten allgemeinen Gesundheitszustand – den in einer geschichteten Zufallsstich im Allgemeinen beschreiben?“ (Antwort anhand Regressionsmodellen für Zähl probe von 167 Orten Deutschlands zufäl kategorien: „sehr gut“, „gut“, „mittelmä daten (Poisson-Regressionsmodelle), die lig aus den Melderegistern gezogen [16]. ßig“, „schlecht“, „sehr schlecht“). Einbezo den gesamten Variationsbereich des Out Die Stichprobe von KiGGS Welle 1 be gen wurden alle Kinder und Jugendlichen comes berücksichtigen. Der SES-Indika stand zum einen aus einer neuen Quer im Alter von 3 bis 17 Jahren (n = 11.014). tor wird dazu auf den Variationsbereich 0 schnittstichprobe 0- bis 6-Jähriger, die Neben Prävalenzen werden Odds Rati bis 1 rekodiert. Die neuen Werte spiegeln wiederum zufällig aus den Melderegis os (OR) für einen mittelmäßigen bis sehr jeweils den Anteil der Fälle mit einem ge tern der ursprünglichen 167 Studienor schlechten allgemeinen Gesundheitszu ringeren SES wider. Bei mehrfach besetz te gezogen wurden. Zum anderen wur stand berichtet. Die Odds Ratios wur ten Zellen im Fall kategorialer SES-Indi den die ehemaligen Teilnehmenden der den mit binär logistischen Regressions katoren wird der mittlere Anteil von Fäl KiGGS-Basiserhebung, die inzwischen 6 analysen berechnet. Sie sind als Chancen len mit niedrigerem SES eingesetzt. bis 24 Jahre alt waren und als geschlos verhältnisse zu interpretieren und brin Alle Analysen wurden mit einem Ge sene Kohorte weitergeführt werden, zur gen zum Ausdruck, um welchen Fak wichtungsfaktor durchgeführt, der Ab Befragung eingeladen. Die Telefoninter tor die Chance für einen mittelmäßigen weichungen der Stichprobe von der Be views wurden durch geschultes Studien bis sehr schlechten allgemeinen Gesund völkerungsstruktur (Stand 31.12.2010) personal im RKI durchgeführt. Zum An heitszustand in der niedrigen bzw. mitt hinsichtlich Alter, Geschlecht, Region, rufmanagement und zur Datenerfassung leren gegenüber der hohen Statusgruppe, Staatsangehörigkeit, Gemeindetyp und wurde das Softwareprodukt Voxco Ver die als Referenzkategorie definiert wurde, Bildungsstand des Haushaltsvorstan sion 5.4.4.5 (Voxco Inc., Montréal QC, erhöht ist. Um nicht von der Chance auf des (Mikrozensus 2009) korrigiert. Fer Kanada) eingesetzt. Vor Beginn der Stu einen schlechten allgemeinen Gesund ner wurde für die ehemaligen Teilneh die lagen positive Voten der Ethikkom heitszustand sprechen zu müssen, wird merinnen und Teilnehmer der KiGGS- mission der Charité-Universitätsmedizin der Begriff des Risikos verwendet und Basiserhebung die unterschiedliche Wie Berlin und des Bundesbeauftragten für damit eine begriffliche Ungenauigkeit in derteilnahmebereitschaft mittels Gewich den Datenschutz vor, eine Befragung er Kauf genommen. tung nach relevanten Merkmalen aus der folgte nur nach Information und schrift Zum Vergleich der relativen Bedeu KiGGS-Basiserhebung ausgeglichen. Für licher Einverständniserklärung der Sor tung der 3 Einzelindikatoren des SES für die Berechnung der Trendanalysen wur geberechtigten Minderjähriger oder der den allgemeinen Gesundheitszustand den auch die Daten der Basiserhebung volljährigen Probanden selbst. Insgesamt wird der Relative Index auf Inequality bezüglich der oben genannten Merkmale nahmen 12.368 Kinder und Jugendliche (RII) verwendet [20, 21]. Es handelt sich neu gewichtet und auf den Bevölkerungs (6093 Mädchen, 6275 Jungen) in dem um eine international gebräuchliche, mo stand zum 31.12.2010 altersstandardi für den Querschnitt relevanten Alters dellbasiert geschätzte Maßzahl für das siert. Details der Methodik von KiGGS bereich von 0 bis 17 Jahren teil, darunter Ausmaß gesundheitlicher Ungleichhei Welle 1 sind an anderer Stelle ausführlich 4455 Ersteingeladene (Response 38,8 %) ten [22]. Odds Ratios sind der allgemei beschrieben [23]. und 7913 Wiedereingeladene (Response ne Standard für die Analyse des Ausma Um sowohl die Gewichtung als auch 72,9 %). ßes gesundheitlicher Ungleichheit, haben die Korrelation der Teilnehmenden in Für die Operationalisierung des sozio aber den Nachteil, dass sie durch die Wahl nerhalb einer Gemeinde zu berücksichti ökonomischen Status wurden Angaben der Grenzwerte und die Zellbesetzung der gen, wurden die Konfidenzintervalle und der Eltern zu ihrer Schulbildung und be verglichenen Kategorien beeinflusst wer p-Werte mit Verfahren für komplexe ruflichen Qualifikation, zu ihrer berufli den. Der RII hingegen wird nicht durch Stichproben berechnet. Gruppenunter chen Stellung und beruflichen Tätigkeit, unterschiedliche Zellbesetzungen in den schiede wurden mit dem nach Rao-Scott zu ihrem Erwerbsstatus, zum Haushalts Teildimensionen beeinflusst. Er eignet über die F-Verteilung korrigierten Chi- nettoeinkommen, zur Haushaltszusam sich dadurch besonders für den Vergleich Quadrat-Test für komplexe Stichpro mensetzung und zum Wohnort berück der relativen Bedeutung der Einzelindi ben auf Signifikanz geprüft. Unterschie sichtigt. katoren des SES, die unterschiedlich dif de werden als statistisch signifikant ange Die Analysen zum Zusammenhang ferenziert sind und sich nicht in Variab sehen, wenn sich die Konfidenzinterval zwischen dem sozioökonomischen Sta len mit der gleichen Anzahl von gleich le nicht überschneiden bzw. die Irrtums tus und dem allgemeinen Gesundheits stark besetzten Kategorien (beispielswei wahrscheinlichkeit (p) einen Wert kleiner zustand der Kinder und Jugendlichen ba se Quintile) rekodieren lassen. Der RII als 0,05 annimmt. Alle Analysen wurden sieren auf der Einschätzung der Eltern beschreibt die Differenz im allgemeinen mit dem Statistikprogramm Stata 12.1 SE zum Gesundheitszustand ihrer Kinder, Gesundheitszustand zwischen der Per durchgeführt. da die Selbsteinschätzung nur von den 11- son mit dem – gemessen am jeweiligen bis 17-Jährigen erhoben wurde. Die Eltern SES-Indikator – niedrigsten und höchs Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014 | 763
Zusammenfassung · Abstract Operationalisierung der Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:762–770 DOI 10.1007/s00103-014-1974-8 statusbildenden Merkmale © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 T. Lampert · S. Müters · H. Stolzenberg · L. E. Kroll · KiGGS Study Group Bei der Überarbeitung der Operationa lisierung des sozioökonomischen Sta Messung des sozioökonomischen Status in der tus wurde die grundlegende Konzeption KiGGS-Studie. Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1) des bislang verwendeten WSI-Schichtin Zusammenfassung dex aus der KiGGS-Basiserhebung bei Der Beitrag beschreibt die Messung des so- Koch-Instituts, d. h. der Studie „Gesundheit in behalten [10, 11]. Auch der überarbeitete zioökonomischen Status (SES) in der ersten Deutschland aktuell“ (GEDA) und der „Studie SES-Index basiert auf den 3 Statusdimen Folgebefragung der KiGGS-Studie (KiGGS zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ sionen Bildung, Beruf und Einkommen, Welle 1), die in den Jahren 2009 bis 2012 (DEGS1), umgesetzt wurden, sollen die Ana- die aus den Angaben der Eltern generiert durchgeführt wurde. Verwendet wird ein lyse zeitlicher Entwicklungen und Trends er- mehrdimensionaler Index, der als Punktsum- möglichen, die internationale Vergleichbar- werden. Sie gehen gleichwertig in den als menscore auf Basis von Angaben der Eltern keit der Daten gewährleisten und den Politik- Punktsummenscore berechneten Index zu ihrer Schulbildung und beruflichen Qua- und Praxistransfer der Ergebnisse unterstüt- ein. Im Unterschied zur Operationalisie lifikation, zu ihrer beruflichen Stellung und zen. Um die Verwendung des überarbeiteten rung in den Studien GEDA und DEGS zum Netto-Äquivalenzeinkommen berech- Instrumentes zu demonstrieren, werden ex- werden in der KiGGS-Studie alle Merk net wird. Gegenüber dem Vorgehen in der emplarisch Ergebnisse der KiGGS Welle 1 zum male als Haushaltsmerkmale operationa KiGGS-Basiserhebung wurden einige Ände- Zusammenhang zwischen dem soziökonomi- rungen vorgenommen, wie z. B. die Bevor- schen Status und dem allgemeinen Gesund- lisiert. Dazu werden die Einzeldimensio zugung metrischer statt ordinaler Skalie- heitszustand von 3- bis 17-jährigen Kindern nen Bildung und Beruf für beide Eltern rung, die Verwendung internationaler Kri- und Jugendlichen berichtet. getrennt erhoben und anschließend nach terien bei der Kategorisierung der Variab- dem in . Tab. 1 dargestellten Schema mit len und der Zuweisung von Punktwerten so- Schlüsselwörter Punktwerten versehen. Anschließend wie die verteilungsbasierte Abgrenzung der Sozioökonomischer Status · Soziale Statusgruppen. Diese Änderungen, die mitt- Ungleichheit · Gesundheitliche Ungleichheit · wird dem Haushalt das Maximum der El lerweile auch in den anderen Komponen- Gesundheitssurvey · Gesundheitsmonitoring ternangaben zugewiesen. In jeder Dimen ten des Gesundheitsmonitorings des Robert sion werden mindestens 1 und höchstens 7 Punkte vergeben, dabei sind auch Zwi schenabstufungen möglich. Die Abstän Measurement of socioeconomic status in the de in den Punktwerten spiegeln Differen KiGGS study. First follow-up (KiGGS Wave 1) zen im Hinblick auf externe Kriterien wi Abstract der. Es kann von einer metrischen Skalie This article describes the measurement of so- es facilitate the analysis of temporal develop- rung der Einzeldimensionen ausgegangen cioeconomic status in the first follow-up of ments and trends, ensure international com- werden. the KiGGS study (KiGGS Wave 1) conducted parability of the data, and support the trans- Zur Klassifikation der Bildungsab from 2009 to 2012. A multidimensional index fer of the results into politics and practice. In schlüsse als Haushaltsmerkmal wur score was used. The score is the sum of three order to demonstrate the application of the den Gruppen auf Basis der internationa metric components: Education and Occupa- revised instrument, we report on exempla- tional Qualification, Occupational Status, and ry results of KiGGS Wave 1 regarding the rela- len Klassifikation „Comparative Analyses Net Income. Compared with the approach tionship between socioeconomic status and of Social Mobility in Industrial Nations“ in the KiGGS baseline study, some modifica- the general health status of children and ado- (CASMIN) verwendet [24]. Die Klassi tions were made in accordance with changes lescents aged 3–17 years. fikation unterscheidet 9 Bildungsgrup in the other components of the health-mon- pen, die sich anhand von Kombinationen itoring program at the Robert Koch Institute, Keywords i.e., the German Health Update (GEDA) and Socioeconomic status · Social inequality · aus schulischen und berufsqualifizieren Health inequality · Health survey · Health the German Health Interview and Examina- den Abschlüssen ergeben. Die auf den Be tion Survey for Adults (DEGS1). These chang- monitoring reich 1 bis 7 standardisierten Punktwerte spiegeln dabei die Löhne wider, die Per sonen mit entsprechenden Abschlüssen Punktwerten diente der International Beim Einkommen wurde im Einklang in Deutschland durchschnittlich erzie Socio-Economic-Index of Occupational mit den Vorgaben der Armuts- und len. Für jeden Haushalt wurde das Maxi Status (ISEI) nach Ganzeboom und Trei Reichtumsberichterstattung der Bundes mum der verfügbaren Elternangaben zu mann [25]. Der ISEI-Index bezieht sich regierung und den Empfehlungen für die gewiesen. auf berufliche Tätigkeiten, die nach der Berichterstattung zum sozialen Zusam Um den Berufsstatus zu erfassen, wur Berufsklassifikation ISCO-88COM ko menhalt in Europa das bedarfsgewichtete den der Berufsstatus der Befragungsper diert sind. Die Punktwerte mit dem Va Haushaltsnettoeinkommen (Netto-Äqui son und der Berufsstatus des Hauptver riationsbereich von 1 bis 7 wurden auf Ba valenzeinkommen) als Indikator verwen dieners im Haushalt verglichen und der sis der GEDA-Studie 2009 generiert [14]. det [26, 27]. Fehlende Werte beim Haus höhere Wert dem Haushalt zugewiesen. Es wurde das Maximum der Elternanga haltsnettoeinkommen wurden durch ein Als Kriterium für die Zuweisung von ben zugewiesen. Regressionsmodell imputiert [14]. Bei 764 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014
Tab. 1 Berechnungsgrundlage für den SES-Index in KiGGS Welle 1 Punkte Höchste schulische und berufliche Qualifikation Höchster Berufsstatus der Eltern Netto-Äquivalenzeinkom- der Eltern men der Eltern 1,0–1,9 Kein schulischer und Landwirt: 10 ha und mehr (1,0) ≤ 664 EUR (1,0) kein beruflicher Abschluss (1a: 1,0) Landwirt o. n. A. (1,0) 665–787 EUR (1,5) Hauptschulabschluss und Landwirt: unter 10 ha (1,1) kein beruflicher Abschluss (1b: 1,7) Ungelernte Arbeiter (1,3) Angelernte Arbeiter (1,8) Arbeiter o. n. A. (1,9) 2,0–2,9 Realschulabschluss oder POS Abschluss und Vorarbeiter, Kolonnenführer (2,0) 788–897 EUR (2,0) kein beruflicher Abschluss (2b: 2,8) Gelernte oder Facharbeiter (2,1) 898–999 EUR (2,5) Meister, Polier, Brigadier (2,4) Angestellte mit ausführender Tätigkeit (2,4) Mithelfende Familienangehörige (2,4) Sonstiges o. n. A. (2,9) Beamte im einfachen Dienst (2,9) 3,0–3,9 Kein schulischer Abschluss oder Hauptschulab- Selbstständige: keine Mitarbeiter (3,5) 1000–1095 EUR (3,0) schluss und Ausbildung/Lehre/Fachschule (1c: 3,0) Angestellte mit qualifizierter Tätigkeit (3,6) 1096–1190 EUR (3,5) Realschulabschluss, POS und Ausbildung/Lehre/ Selbstständige: 1 bis 4 Mitarbeiter (3,6) Fachschule (2a: 3,6) Angestellte o. n. A. (3,7) FH-Reife, Abitur, EOS und Selbstständig im Handel, Gewerbe etc. (3,9) kein beruflicher Abschluss (2c-gen: 3.7) 4,0–4,9 FH-Reife, Abitur, EOS und Ausbildung/Lehre/Fach- Selbstständige oder Freiberufler o. n. A. (4,0) 1191–1293 EUR (4,0) schule (2c-voc: 4,8) Beamte im mittleren Dienst (4,1) 1294–1400 EUR (4,5) Angestellte mit verantwortlicher Tätigkeit (4,2) Selbstständige: 5 oder mehr Mitarbeiter (4,2) Selbstständige: PGH-Mitglied (4,2) Angestellte mit umfassender Führungstätigkeit (4,7) 5,0–5,9 Kategorie nicht besetzt Beamte o. n. A. (5,0) 1401–1524 EUR (5,0) Beamte im gehobenen Dienst (5,2) 1525–1667 EUR (5,5) Freiberufler: keine Mitarbeiter (5,8) 6,0–7,0 FH-Reife, Abitur, EOS und Akademiker im freien Beruf (6,2) 1668–1938 EUR (6,0) Bachelor, Diplom FH (3a: 6,1) Beamte im höheren Dienst (6,4) 1939–2381 EUR (6,5) FH-Reife, Abitur, EOS und Freiberufler: 1 bis 4 Mitarbeiter (6,8) ≥ 2382 EUR (7,0) Master/Magister/Diplom, Promotion (3b: 7.0) Freiberufler: 5 oder mehr Mitarbeiter (7,0) POS Polytechnische Oberschule, EOS Erweiterte Oberschule, FH Fachhochschule, PGH Produktionsgenossenschaften des Handwerks, o. n. A. ohne nähere Angabe Zu den Kriterien bei der Punktwertevergabe vgl. [14] kategorialen Einkommensangaben wur Berechnung des ge der Kinder mit Blick auf den sozialen den die Befragten analog zum Mikrozen mehrdimensionalen Status der Haushalte, in denen sie leben, sus auf das entsprechende Einkommens SES-Index und Abgrenzung wider. Dazu wird eine verteilungsbasier intervall verteilt [28]. Für die Ermitt von Statusgruppen te Abgrenzung in 5 gleich stark besetzte lung der Punktwerte wurde ausgehend Gruppen (Quintile) vorgeschlagen, wobei vom Netto-Äquivalenzeinkommen eine Der überarbeitete SES-Index wird als die 3 mittleren Gruppen (2. bis 4. Quin verteilungsbasierte Abgrenzung von 13 Punktsummenscore auf Basis der in den til) zusammengefasst werden. Diese drei gleich großen Gruppen vorgenommen, Einzeldimensionen Bildung, Berufsstatus stufige Skala (niedriger, mittlerer und ho sodass der Abstand zwischen den Ein und Einkommen zugewiesenen Punkt her SES) ermöglicht einen Vergleich zwi kommensgruppen jeweils einem Punkt werte berechnet. Er ist als Haushalts schen den – gemessen an der Kumulation wert von 0,5 entspricht. Dazu wurden die merkmal operationalisiert, Kinder aus von Bildungsabschlüssen, Berufsstatus Angaben zum Alter der Eltern, ihrer Bil demselben Haushalt bekommen folglich und Einkommen – 20 % der Kinder und dung und ihrem Berufsstatus sowie regio den gleichen Wert zugewiesen. Da die Jugendlichen, die in sozioökonomisch be nalstatistische Informationen des Statisti 3 Subskalen mit dem gleichen Gewicht in nachteiligten bzw. begünstigten Verhält schen Bundesamtes zum mittleren Haus die Berechnung eingehen, kann der SES- nissen aufwachsen, mit einer breit defi haltsnettoeinkommen der Wohnregion Index Werte zwischen 3,0 und 21,0 an nierten Mitte, die 60 % der Kinder und der Befragten verwendet. nehmen. Der SES-Index kann in Analy Jugendlichen umfasst. Die Kategorien, sen als metrische Variable eingehen, oder Grenzwerte und der zugehörige Anteil es kann eine Kategorisierung in mehre von Teilnehmerinnen und Teilnehmern re Statusgruppen vorgenommen werden. in KiGGS Welle 1 sind in . Tab. 2 darge Die Gruppen spiegeln dann die Rangfol Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014 | 765
Leitthema Tab. 2 Sozioökonomischer Status der Familien in KiGGS Welle 1 (n = 12.292) heitszustand haben, trifft dies in der Grup Bezeichnung Quintil des SES Niedrigster Wert Höchster Wert Anteil gewichtet pe der 11- bis 13-Jährigen auf 6,7 % (5,3– der Kategorie (%) 8,4) und in der Gruppe der 14- bis 17-Jäh „Niedrig“ 1. Quintil 3,0 8,4 20,2 rigen auf 8,6 % (7,2–10,2) zu. Dieser An „Mittel“ 2. Quintil 8,5 10,5 19,7 stieg im Übergang vom Kindes- zum Ju 3. Quintil 10,6 12,6 19,8 gendalter ist gleichermaßen bei Mädchen 4. Quintil 12,7 15,4 20,2 und Jungen zu beobachten (. Abb. 2). „Hoch“ 5. Quintil 15,5 21,0 20,1 Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Sta tus weisen häufiger einen mittelmäßigen Tab. 3 Korrelationskoeffizienten für den Zusammenhang zwischen dem SES-Index (Gesamt- bis sehr schlechten allgemeinen Gesund score) und den Teildimensionen Bildung, Beruf und Einkommen (Subscores) in KiGGS Welle 1 heitszustand auf. In der Altersgruppe der (n = 12.292) und KiGGS-Basiserhebung (n = 17.080) 3- bis 10-Jährigen gilt dies für 9,6 % (6,4– Korrelationskoeffizienten (1) (2) (3) (4) (5) (6) 14,3) der Kinder aus der niedrigen Sta KiGGS Welle 1 tusgruppe, während es in der mittleren (1) SES-Gesamtscore 1,00 und hohen Statusgruppe lediglich 4,5 % (2) SES-Quintile 0,96 1,00 (3,7–5,5) bzw. 2,2 % (1,5–3,2) sind. Ähn (3) SES-Gruppen 0,89 0,89 1,00 lich ausgeprägte Unterschiede sind bei (4) SES-Subscore Bildung 0,84 0,79 0,76 1,00 den 11- bis 17-Jährigen mit 11,5 % (8,8– (5) SES-Subscore Beruf 0,79 0,74 0,71 0,58 1,00 14,9) in der niedrigen, 7,2% (6,0–8,7) in (6) SES-Subscore Einkommen 0,85 0,84 0,75 0,50 0,51 1,00 der mittleren und 4,6 % (3,4–6,2) in der KiGGS-Basiserhebung hohen Statusgruppe festzustellen. Die (1) SES-Gesamtscore 1,00 statusspezifischen Unterschiede fallen (2) SES-Quintile 0,96 1,00 bei Mädchen und Jungen in beiden be (3) SES-Gruppen 0,89 0,89 1,00 trachteten Altersgruppen ähnlich stark (4) WSI-Schichtindex 0,92 0,88 0,82 1,00 aus (. Abb. 3). (5) WSI-Schichten 0,85 0,84 0,77 0,92 1,00 Bei statistischer Kontrolle für Alter, Geschlecht und Wohnregion in einem bi när logistischen Regressionsmodell ergibt stellt. Der Anteil an fehlenden Werten be Ergebnisse zum sich für 3- bis 17-jährige Kinder und Ju trägt 0,9 %. Zusammenhang zwischen gendliche aus Familien mit niedrigem so In . Tab. 3 ist die Korrelation des SES- dem sozioökonomischen zioökonomischem Status ein im Verhält Index mit den Teildimensionen sowie die Status und der Einschätzung nis zu den Gleichaltrigen aus Familien mit Korrelation des Index mit der früheren der Eltern zum allgemeinen hohem sozioökonomischem Status um et- Operationalisierung nach Winkler und Gesundheitszustand ihrer Kinder wa das Dreieinhalbfache erhöhte Risiko Stolzenberg [14] in der KiGGS-Basiser für einen mittelmäßigen bis sehr schlech hebung dargestellt [11]. Die Indexwerte Nach Einschätzung ihrer Eltern ha ten allgemeinen Gesundheitszustand. Für korrelieren in KiGGS Welle 1 mit r = 0,79 ben 51,7 % (95 %-KI: 49,9–53,4) der 3- Kinder und Jugendliche aus der mittle bis r = 0,85 mit den Einzelindikatoren. Im bis 17-jährigen Kinder und Jugendli ren Statusgruppe ist dieses Risiko um das Vergleich zu den für Erwachsene berich chen einen sehr guten und weitere 42,0 % Doppelte gegenüber der sozial besserge teten Korrelationen zwischen dem Index (40,4–43,6) einen guten allgemeinen Ge stellten Referenzgruppe erhöht (. Tab. 4). und dessen Teildimensionen bewegen sundheitszustand. 5,6 % (5,0–6,7) der Eine nach Alter und Geschlecht diffe sich die Werte in einer vergleichbaren Kinder und Jugendlichen weisen einen renzierte Betrachtung deutet bei Mädchen Größenordnung [14]. Für die Einschät mittelmäßigen und lediglich 0,6 % (0,4– wie Jungen sowohl im Kindes- als auch im zung der neuen Operationalisierung des 0,9) und 0,1 % (0,1–0,3) einen schlech Jugendalter auf Unterschiede im allgemei SES ist es von Bedeutung, den Index im ten bzw. sehr schlechten Gesundheitszu nen Gesundheitszustand zuungunsten Vergleich mit der früheren Operationa stand auf. Dabei sind keine bedeutsamen der niedrigen im Vergleich zur hohen Sta lisierung des Sozialstatus für die KiGGS- Unterschiede zwischen Mädchen und tusgruppe hin. Statistisch absichern lassen Basiserhebung zu vergleichen. Zwischen Jungen festzustellen (. Abb. 1). sich diese Unterschiede sowohl bei 3- bis beiden Operationalisierungen zeigt sich Der Anteil der Kinder und Jugendli 10-jährigen als auch bei 11- bis 17-jährigen auf Basis der Daten der Basiserhebung chen mit einem nur mittelmäßigen bis Mädchen und Jungen. Bei Mädchen sind eine Korrelation von r = 0,92 zwischen sehr schlechten Gesundheitszustand zudem in beiden Altersgruppen statis den Indexscores sowie r = 0,77 zwischen nimmt im Altersgang zu. Während 5,1 % tisch signifikante Unterschiede zwischen den kategorialen Indexwerten. (4,0–6,6) der 3- bis 6-Jährigen und 4,8 % der mittleren und hohen Statusgruppe zu (3,6–6,4) der 7- bis 10-Jährigen einen mit erkennen (. Tab. 4). telmäßigen bis sehr schlechten Gesund 766 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014
Schlecht Schlecht 0,7% (0,4-1,1) Sehr schlecht 0,5% (0,3-1,0) Sehr schlecht Mittelmäßig Mittelmäßig 0,2% (0,1-0,4) 0,1% (0,0-0,4) 5,7% (4,9-6,7) 5,5% (4,6-6,6) Sehr gut Sehr gut Gut 52,4% (50,0-54,9) Gut 50,9% (48,9-52,9) 41,0% (38,9-43,2) 42,9% (41,0-44,9) Abb. 1 9 Allgemeiner Ge- sundheitszustand von 3- Mädchen Jungen bis 17-jährigen Mädchen und Jungen (n = 10.961) Modellen ist der Einfluss der elterlichen 20 Bildung nicht mehr statistisch bedeutsam, Mädchen Jungen während die Effekte des Berufsstatus der Eltern und der Einkommenssituation der 15 Familie signifikant bleiben. Diskussion Prozent 10 9,2 Das Gesundheitsmonitoring des RKI 8,0 macht regelmäßig Daten zur gesundheit 7,3 lichen Situation von Kindern, Jugend 6,1 lichen und Erwachsenen für die epide 5,3 5,0 5,3 5 4,3 miologische Forschung und die Gesund heitsberichterstattung verfügbar. Analy sen zum Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und dem Ge 0 sundheitszustand, dem Gesundheitsver 3-6 Jahre 7-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre Alter halten sowie der Gesundheitsversorgung stellen dabei einen Schwerpunkt dar. Um Abb. 2 8 Allgemeiner Gesundheitszustand („mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“) nach Alter und Ge- den Anforderungen an ein Gesundheits schlecht (n = 10.961) monitoring gerecht werden zu können, wurde der bislang in den Gesundheitssur veys des RKI verwendete WSI-Schichtin Auch die Ergebnisse des Poisson-Re höhter Punktwert in Bezug auf den konti dex einer kritischen Überprüfung unter gressionsmodells, das sich auf den SES-In nuierlich einbezogenen allgemeinen Ge zogen und weiterentwickelt. Zu diesen dex unter Berücksichtigung des gesamten sundheitszustand. Betrachtet man die sta Anforderungen zählen vor allem die Ana Skalenumfangs bezieht, weist auf einen si tusbildenden Merkmale Bildung der El lyse zeitlicher Entwicklungen und Trends, gnifikanten Einfluss des sozioökonomi tern, Berufsstatus der Eltern und Netto- die internationale Vergleichbarkeit der schen Status auf den allgemeinen Gesund Äquivalenzeinkommen des Haushaltes Daten sowie der Politik- und Praxistrans heitszustand der Kinder und Jugendlichen separat, dann erweisen sich diese allesamt fer der Ergebnisse. hin (. Tab. 5). Bei statistischer Kontrolle als bedeutsam für die Erklärung der Va Der überarbeitete Index, der als Index für Alter, Geschlecht und Wohnregion er rianz im allgemeinen Gesundheitszustand des sozioökonomischen Status, kurz SES- gibt sich für Kinder und Jugendliche aus der Kinder und Jugendlichen. Bei gleich Index, bezeichnet wird, basiert wie der der niedrigen Statusgruppe ein im Ver zeitiger Betrachtung der Einzelindikato WSI-Schichtindex auf Angaben zu den gleich zu den Gleichaltrigen aus der ho ren bleiben alle 3 Faktoren statistisch be berufsnahen Dimensionen Bildung, Beruf hen Statusgruppe um den Faktor 1,23 er deutsam. In den geschlechtsspezifischen und Einkommen. Die wichtigsten Unter Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014 | 767
Leitthema 25 die jeweils 20 % der Bevölkerung mit der Niedrig Mittel Hoch größten sozioökonomischen Benachteili gung mit den 20 % der Bevölkerung mit 20 der größten sozioökonomischen Begüns tigung verglichen werden, und zwar un abhängig vom jeweiligen allgemeinen 15 Wohlstandsniveau. 12,8 Die vorgestellten empirischen Ergeb Prozent 12,2 10,4 nisse für den allgemeinen Gesundheitszu 10 stand veranschaulichen, dass der überar 6,9 7,9 beitete SES-Index sehr gut diskriminiert. 6,5 Sowohl das Muster als auch die Stärke der 5,1 4,7 5 4,0 4,5 Zusammenhänge stimmen mit den in 2,1 2,3 anderen Studien berichteten Ergebnissen überein. Auch die alters- und geschlechts 0 spezifischen Variationen der Zusammen 3-10 Jahre 11-17 Jahre 3-10 Jahre 11-17 Jahre hänge stehen im Einklang mit vergleich Mädchen Jungen baren Forschungsergebnissen, z. B. denen der Studie „Health Behaviour in School- Abb. 3 8 Allgemeiner Gesundheitszustand („mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“) nach sozioökonomi- schem Status und Alter (n = 10.346) aged Children“ (HBSC) [4, 29]. Ein mehrdimensionaler SES-Index ist geeignet, um das Ausmaß und die Ent schiede gegenüber dem bisherigen Vor tionaler und internationaler Ebene ausge wicklung der gesundheitlichen Ungleich gehen bestehen in der Operationalisie sprochenen Empfehlung Rechnung getra heit zu beschreiben. Ebenso kann er in rung der statusbildenden Merkmale und gen, bei Aussagen zur Einkommenssitua epidemiologischen Studien z. B. zur Er in der Abgrenzung der Statusgruppen auf tion des Haushaltes auch die Haushalts mittlung von Risikoprofilen für bestimm Basis des als Punktsummenscore ermit größe und die Haushaltszusammenset te Erkrankungen herangezogen werden, telten Index. Während nach dem Ope zung zu berücksichtigen [26]. und zwar sowohl als eigenständige Ein rationalisierungsvorschlag von Winkler Ein weiterer Vorteil des überarbeiteten flussgröße als auch zur Confounder-Kon und Stolzenberg die Ausgangsvariablen SES-Index ist in der verteilungsbasierten trolle [14, 15]. Zu berücksichtigen ist al Bildung, Beruf und Einkommen in ordi Abgrenzung der Statusgruppen zu sehen. lerdings, dass der Aussagekraft der mit nale Skalen überführt werden, erfolgt für Für das Gesundheitsmonitoring wird einem mehrdimensionalen Index erziel den überarbeiteten Index eine metrische ausgehend von einer Quintilbildung ein ten Ergebnisse Grenzen gesetzt sind. Dies Skalierung. Dadurch ergibt sich ein Infor dreistufiges Konzept vorgeschlagen, wo wird besonders deutlich, wenn nach Er mationsgewinn, der mit Vorteilen bei der bei die niedrige und die hohe Statusgrup klärungszusammenhängen für die beob Berechnung des SES-Index und der ver pe jeweils 20 % (1. bzw. 5. Quintil) und die achteten sozioökonomischen Unterschie teilungsbasierten Abgrenzung von Status mittlere Statusgruppe 60 % der Bevölke de im Gesundheitszustand gefragt wird gruppen verbunden ist. Bei der Kategori rung umfassen. Denkbar sind aber eben oder konkrete Zielgruppen für Interven sierung der Variablen und der Zuweisung so, je nach Fragestellung und Erkenntnis tionen identifiziert werden sollen. Analy von Punktwerten zu den einzelnen Kate interesse, eine Betrachtung von 5 Status sen mit den Einzelindikatoren Bildung, gorien wurde auf international bewährte gruppen (1. bis 5. Quintil) oder Betrach Beruf und Einkommen, wie sie auch in Instrumente und Kriterien zurückgegrif tungen anhand anderer Einteilungen, wie diesem Beitrag vorgenommen wurden, fen, um die Vergleichbarkeit mit Untersu z. B. Terzilen oder Quartilen. Durch die sind hier aufschlussreicher, da sie eher chungen in anderen Ländern zu erhöhen. verteilungsbasierte Abgrenzung von Sta Rückschlüsse auf die Bedeutung von z. B. Für die Bildung wurde die CASMIN-Klas tusgruppen wird das zugrunde liegende materiellen Lebensbedingungen, sozia sifikation herangezogen, die auf Angaben Konzept relativer sozialer und gesund len Teilhabechancen oder gesundheitsre zur Schulbildung und beruflichen Qua heitlicher Ungleichheit unterstrichen, levanten Einstellungen und Verhaltens lifikation basiert und für internationa das davon ausgeht, dass die Zugehörig weisen erlauben [27, 30]. Häufig wird es le Vergleiche entwickelt wurde [24]. Die keit zu den sozioökonomisch am schlech aber darüber hinaus vertiefender Analy Kategorisierung der Angaben zum Beruf testen bzw. am besten gestellten Gruppen sen zur sozialen Lage bzw. Lebenslage der bezieht sich auf den ISEI-Index als einem auch dann für die Gesundheit relevant Kinder und Jugendlichen unter Berück der wichtigsten internationalen Maße zur ist, wenn sich der allgemeine Wohlstand sichtigung weiterer, durch den sozioöko Bestimmung des beruflichen Status [25]. vergrößert und die allgemeinen Lebens nomischen Status nicht direkt erfasster Durch die Einbeziehung des Netto-Äqui bedingungen verbessern. Für die Analy Merkmale, wie z. B. Erwerbstatus der El valenzeinkommens anstelle des Haus se zeitlicher Entwicklungen und Trends tern, Familienkomposition oder Migra haltsnettoeinkommens wurde der auf na bedeutet dies, dass zu jedem Zeitpunkt tionshintergrund der Familie, bedürfen. 768 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 7 · 2014
Tab. 4 Einfluss des sozioökonomischen Status (SES) auf den allgemeinen Gesundheitszu- Einhaltung ethischer Richtlinien stand („mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“) von 3- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen. Er- gebnisse binär logistischer Regressionen bei Kontrolle für Alter und Wohnregion, im Gesamt- Interessenkonflikt. T. Lampert, S. Müters, H. Stolzenberg und L. E. Kroll geben an, dass kein modell zusätzlich für Geschlecht (OR mit 95 %-KI und p-Wert, n = 10.346) Interessenkonflikt besteht. SES Finanzierung der Studie. Die Studie wurde mit Niedrig Mittel Hoch Mitteln des Robert Koch-Instituts und des Bundes- OR (95-KI) p-Wert OR (95-KI) p-Wert ministeriums für Gesundheit finanziert. Mädchen 3 bis 10 Jahre 3,62 (1,44–9,08) 0,01 2,53 (1,36–4,72) 0,00 Ref. Literatur 11 bis 17 Jahre 2,99 (1,59–5,63) 0,00 1,76 (1,04–2,99) 0,04 Ref. 1. West P (1997) Health inequalities in the early ye- Gesamt 3,40 (2,00–5,77) 0,00 2,12 (1,45–3,08) 0,00 Ref. ars. Is there equalization in youth? 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Beruf 1,22 (1,15–1,30) 0,00 1,11 (1,03–1,20) 0,01 Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesund- heitsschutz 52:905–918 Einkommen 1,21 (1,14–1,29) 0,00 1,11 (1,03–1,19) 0,00 9. Lampert T (2011) Soziale Ungleichheit und Ge- Gesamt sundheit im Kindes- und Jugendalter. Pädiatrie up2date 6:117–142 SES-Gesamtscore 1,23 (1,18–1,29) 0,00 10. Lampert T, Schenk L, Stolzenberg H (2002) Kon- Bildung 1,19 (1,13–1,25) 0,00 1,07 (1,00–1,14) 0,04 zeptualisierung und Operationalisierung sozialer Beruf 1,21 (1,15–1,26) 0,00 1,11 (1,04–1,18) 0,00 Ungleichheit im Kinder- und Jugendgesundheits- survey. Gesundheitswesen 64:48–52 Einkommen 1,20 (1,15–1,25) 0,00 1,10 (1,04–1,16) 0,00 11. Lange M, Kamtsiuris P, Lange C et al (2007) Mes- sung soziodemographischer Merkmale im Kinder- Ebenso ist der Blick auf die Kontexte zu und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) und ihre Korrespondenzadresse Bedeutung am Beispiel der Einschätzung des all- richten, in denen sich das Leben der Her gemeinen Gesundheitszustands. 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