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Messverfahren zur Ermittlung der Immission im Umfeld von LTE Basisstationen mit Hilfe eines Spektrumanalysators Ing. Andreas Malek TÜV AUSTRIA SERVICES GMBH Dez. 2011 Version 1.0 Seite 1 von 7 10.02.2012
1. Eigenschaften der LTE Luftschnittstelle Für die Luftschnittstelle von LTE wurden unterschiedliche Kanalbandbreiten von 1,4 bis zu 20 MHz in den unterschiedlichsten Frequenzbändern definiert: Bild 1: Frequenzbereiche und Kanalbandbreiten für LTE (Quelle: LTE Resource Guide, Anritsu Company) Version 1.0 Seite 2 von 7 10.02.2012
Die Flexibilität in der Bandbreitennutzung erhält man durch das verwendete OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access) Verfahren. Bei diesem Verfahren werden viele Einzelträger verteilt über die Kanalbandbreite benutzt um Daten zu übertragen. Der Frequenzabstand dieser Einzelträger zueinander beträgt 15 kHz. Bei einer Kanalbandbreite von 20 MHz werden 1200 Einzelträger verwendet, was einer tatsächlich belegten Bandbreite von 18 MHz entspricht. Je 1 MHz werden in diesem Fall als Schutzbänder an der oberen und unteren Kanalgrenze freigehalten. Bild 2: Aufbau eines LTE Signals (Quelle: A1 Telekom) Wie bei allen Mobilfunkstandards werden auch für LTE verschiedene Signalisierungskanäle benötigt. Diese Signalisierungskanäle, die im Wesentlichen aus Synchronisationssignalen und Broadcast Channels (Kanäle mit allgemein gültigen Informationen) bestehen, sind in der Mitte der gesamten LTE-Kanalbandbreite konzentriert. Dies hat den Vorteil, dass der Signalisierungsbereich unabhängig von der verwendeten Kanalbandbreite immer gleich ist und die Endgeräte immer an der gleichen Stelle im Frequenzspektrum die nötigen Informationen vorfinden. Abweichend davon gibt es noch die Referenzsignale, die über die gesamte Kanalbandbreite in einem vordefinierten Raster (auf jedem dritten Einzelträger werden Referenzsymbole übertragen, wobei zeitlich gesehen jedes 7. Symbol ein Referenzsymbol ist) verteilt sind. Durch Mehrwegeausbreitung (Reflexionen) kann die Dämpfung zwischen Basisstation und Endgerät über die Kanalbandbreite sehr unterschiedlich sein. Um das Gesamtsignal aber richtig dekodieren zu können, muss das Endgerät diese Unterschiede (auch selektives Fading genannt) ausgleichen können. Die Information über diese Unterschiede bezieht das Endgerät aus der Auswertung der Referenzsignale. Da diese über die gesamte Kanalbandbreite verteilt mit konstanter Sendeleistung ausgestrahlt werden, kann das Endgerät eine sogenannte Kanalschätzung durchführen und das ursprüngliche, unverzerrt ausgesendete Signal unter Einsatz eines Equalyzers wieder rekonstruieren. Generell kann man aber aus obiger Grafik erkennen, dass es kein Signal gibt, welches ununterbrochen gesendet wird. Version 1.0 Seite 3 von 7 10.02.2012
2. Anforderungen an ein Immissions-Messsystem zur Ermittlung der momentanen Feldverhältnisse Neben Anforderungen die generell für die Messung zur Ermittlung der Immission mit Hilfe von Spektrumanalysatoren gelten, wie - Geeignetes, kalibriertes Messgerät für den betreffenden Frequenzbereich - Für den Frequenzbereich geeignete, kalibrierte Messantenne - Ausreichende Empfindlichkeit - Messung mit RMS Detektor - Drei-achsige Messung mit einem entsprechenden Antennensystem - Möglichkeit der zeitlichen Mittelung über 6 Minuten sind bei der Messung von LTE Signalen noch folgende Anforderungen an das Messsystem zu berücksichtigen: - Hohe Bandbreite zur Messung des gesamten Signals - Ausreichende Dynamik des Messgeräts - Zeitliche Mittelung ist immer nötig 2.1. Bandbreite Zur korrekten Messung muss die gesamte Bandbreite der Aussendung durch das Messgerät erfasst werden. Viele Spektrumanalysatoren stellen unter anderem Auflösungsbandbreiten von 3 MHz und 10 MHz zur Verfügung. Soll beispielsweise ein 5 MHz LTE Kanal gemessen werden, würde mit 3 MHz Auflösungsbandbreite nicht das gesamte Signal gemessen werden. Bei der Wahl von 10 MHz Auflösungsbandbreite können jedoch bereits Signale aus eventuell ebenfalls benutzten Nachbarkanälen das Ergebnis beeinflussen. Theoretisch ist es zwar möglich das Signal mit geringerer Bandbreite zu messen und auf die gesamte Signalbandbreite hochzurechnen. In der Praxis funktioniert dies aber aus zwei Gründen nicht: 1. Die Energie über den LTE Kanal ist nur bei voller Auslastung gleich verteilt 2. Selektives Fading kann das Signal stark verzerren, sodass bei Messung mit geringer Bandbreite sowohl starke Über- als auch Unterbewertungen möglich sind. Die hierbei entstehenden Fehler liegen in der Praxis zwischen -10dB (1/10 der Leistungsflussdichte) und +6dB (Faktor 4). In Extremfällen können die Abweichungen sogar noch größer sein. Generell gilt, je geringer die Messbandbreite gewählt wird, desto höher kann die Messunsicherheit werden. Eine Alternative, die moderne Spektrumanalysatoren bieten, ist das Gesamtsignal mit geringerer Auflösungsbandbreite zu messen und dann über die gesamte Signalbandbreite das Messergebnis zu integrieren, um auf diese Weise den Messwert für das Gesamtsignal zu erhalten. Wichtig ist dabei zu beachten, dass auch tatsächlich über das gesamte Signal integriert wird und nicht etwa die Bildschirmbreite (SPAN) oder die Integrationsbandbreite zu gering gewählt wird. Beispielsweise würde bei einer LTE Kanalbandbreite von 20 MHz mit einer Integrationsbreite von 10 MHz nur die Hälfte des Gesamtsignals erfasst und damit ein Messfehler von -3dB entstehen. 2.2. Dynamik OFDMA Signale haben einen hohen CREST-Faktor. Das bedeutet, dass die Spitzenleistung deutlich höher ist, als die Durchschnittsleistung. Da jedoch bei der Immissionsbewertung die thermischen Effekte zu berücksichtigen sind, ist generell mit dem RMS Detektor zu messen. Da der Spitzenwert deutlich höher ist, als der angezeigte Messwert, kann es bei Ausnutzung des Messbereichs zur Übersteuerung des Messgeräts durch die Spitzenleistung kommen. Während durch Übersteuerung und damit verbundenen Begrenzungseffekten im Spektrumanalysator im Allgemeinen eine Unterbewertung stattfinden würde, kann bei der Messung mit Breitbandsonden durch Übersteuerung über den linearen Messbereich hinaus, aufgrund der Nichtlinearität des Messsystems eine deutliche Überbewertung stattfinden. Da der Spitzenwert beinahe 20dB (Faktor 100) über dem RMS Wert liegen Version 1.0 Seite 4 von 7 10.02.2012
kann, sollte der gemessene Wert immer mindestens 20dB unter dem Messbereichsmaximalwert liegen. 2.3. zeitliche Mittelung Anders als bei GSM und UMTS gibt es kein zeitkonstantes, also dauernd ausgesendetes Signal bei LTE. Es ist daher immer ein Mittelwert über einen gewissen Zeitraum zu bilden, um ein stabiles Messergebnis zu erhalten. Zum Beispiel müsste über 6 Minuten gemittelt werden wenn nach ÖVE/ÖNORM E 8850 gemessen werden soll. 3. Anforderungen an ein Immissions-Messsystem zur Ermittlung der maximal möglichen Feldverhältnisse und Zuordnung von Signalen zu verschiedenen Basisstationen Um Rückschlüsse auf die maximal möglichen Feldverhältnisse am Immissionspunkt zu erlauben, ist die Ermittlung einer konstanten Größe, die von der Auslastung der Basisstation unabhängig ist, nötig. Da es aber kein dauerhaft ausgesendetes Signal gibt, welches im Spektrum auftritt und einfach gemessen werden könnte, ist eine genauere Analyse des Signals nötig. Theoretisch ist es möglich den Signalisierungsbereich in der Kanalmitte zu messen und aus diesem auf das Gesamtsignal unter maximaler Auslastung zurückzuschließen. Dieser Ansatz liefert jedoch in der Praxis aufgrund von selektivem Fading keinen brauchbaren Messwert. Auch hier können, wie schon in 2.1 beschrieben, Messfehler zwischen -10dB (1/10 der Leistungsflussdichte) und +6dB (Faktor 4), bzw. in Extremfällen noch mehr, auftreten. Ebenso ist es möglich, wenn es das Messgerät erlaubt, den Spitzenwert über die gesamte Signalbandbreite zu ermitteln. Dieser ist aber, zwar in deutlich geringerem Ausmaß als der RMS Wert, dennoch abhängig von der Auslastung der Basisstation. Keines dieser beiden Verfahren liefert überdies eine Möglichkeit der Zuordnung des Signals zu bestimmten Basisstationen. In der Praxis werden, bei einem gut ausgebauten Netz, am Immissionspunkt immer mehrere Aussendungen messbar sein. Ohne Zuordnung zur Basisstation und in weitere Folge zur einzelnen Sendeantenne kann immer nur die Summe der Aussendungen betrachtet werden. Einen, in der Praxis brauchbaren, Anhaltspunkt zur Ermittlung der maximal möglichen Feldverhältnisse kann nur die Ermittlung einer konstanten, möglichst über die gesamte Signalbandbreite verteilten Größe liefern. Die einzigen Signale in LTE, welche beide Anforderungen erfüllen, sind die Referenzsignale. Diese sind über den gesamten LTE-Kanal verteilt und werden mit konstanter Leistung abgestrahlt. Durch die Messung aller Referenzsignale über die gesamte LTE- Kanalbandbreite kann eine Größe ermittelt werden, die den Rückschluss auf die maximalen Feldverhältnisse erlaubt. Wichtig ist jedoch, die Sendeleistung der Referenzsymbole zu kennen, da diese von den übrigen Symbolen (Datenverkehr und Synchronisation) abweichen kann. Üblicherweise werden die Referenzsymbole mit höherer Sendeleistung übertragen, damit die Endgeräte ein robusteres Signal zur Kanalschätzung zur Verfügung haben. Ein Messgerät, welches die Messung der Referenzsignale ermöglicht, hat üblicherweise auch die Möglichkeit die Zelldaten (Cell-ID) des Signals zu ermitteln. Damit ist dann auch eine Zuordnung zu einzelnen Basisstationen möglich Version 1.0 Seite 5 von 7 10.02.2012
4. Frequenznutzung durch LTE in Österreich 4.1. 800 MHz Derzeit wird ein Vergabeverfahren für dieses Frequenzband vorbereitet. Im 800 MHz Band stehen 2x30MHz für mobile Breitbanddienste zur Verfügung: 4.2. 2600 MHz Am 18.10.2010 wurde das Vergabeverfahren F4/08 für diesen Frequenzbereich abgeschlossen. Das Frequenzband hat eine Bandbreite von 190 MHz und setzt sich aus 14 gepaarten Frequenzpaketen und 10 ungepaarten Frequenzpaketen zusammen: Version 1.0 Seite 6 von 7 10.02.2012
5. Messverfahren unter Berücksichtigung der besonderen Gegebenheiten in Österreich Aufgrund der Frequenzvergabe und der damit verbundenen benutzten LTE Bandbreiten, sowie der normativen Bestimmungen zur Immissionsmessung (ÖVE/ÖNORM E 8850:2006) in Österreich können folgende Verfahren zusammengefasst werden: 5.1. Messung der Exposition gemäß ÖVE/ÖNORM E 8850:2006 LTE Bandbreite Messbandbreite bzw. Detektor Mittelungszeit / in MHz Integrationsbandbreite Mittelungsverfahren 5 4,5 bis 5 MHz Mittelwert über ein 10 9 bis 10 MHz RMS beliebiges 6 Minuten Zeitintervall 20 18 bis 20 MHz 5.2. Messung der Exposition am Immissionspunkt und Berechnung der Exposition unter Berücksichtigung der Auslastung der zu betrachtenden Zelle, sowie Zuordnung zu dieser LTE Bandbreite Erfassungsbandbreite Zu dekodierende Berechnungsverfahren in MHz Parameter für Maximalauslastung 5 4,5 MHz Summenleistung RS Summenleistung (Leistungsflussdichte) (je Cell-ID) mal 21(*) aller Referenzsymbole dividiert durch den 10 9 MHz (RS) innerhalb der Faktor der höheren Erfassungsbandbreite. RS-Leistung ergibt den Dekodierung der hochgerechneten 20 18 MHz Cell-ID und Zuordnung Immissionswert für der Leistungsanteile maximale Verkehrslast. (*) … der Faktor 21 ergibt sich, da nur auf jedem dritten Einzelträger Referenzsymbole gesendet werden und diese auch nur ein siebentel der Zeit (nach 6 Datensymbolen kommt wieder ein Referenzsymbol). Version 1.0 Seite 7 von 7 10.02.2012
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