Michael Holdsworth Der International Standard Text Code (ISTC): Ein Arbeitsbericht
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Michael Holdsworth Der International Standard Text Code (ISTC): Ein Arbeitsbericht Eine Perspektive für die Vermarktungskette März 2010 Übersetzung zur Verfügung gestellt von der Agentur für Buchmarktstandards www.german-isbn.de http://www.bic.org.uk/files/pdfs/100401%20ISTC%20for%20BIC- BISG%20bic%20Final%20corrected.pdf
2 Inhalt 1. Einführung ........................................................................................................................................3 2. Wie der ISTC funktioniert .................................................................................................................4 3. Nutzer und Nutzen ...........................................................................................................................8 A. Bündelung und Differenzierung für das Suchen und Finden .......................................................8 B. Bündelung für Reporting und Analyse bei Vertrieb und Bibliotheksleihverkehr.........................9 C. Differenzierung und Rechtemanagement....................................................................................9 D. Katalogisierung und Verwaltung von Bibliotheksbeständen .....................................................10 E. Interne Systeme (hauptsächlich Verlage, Autorenagenturen etc.) ...........................................11 4. Bibliographische Funktionalität......................................................................................................11 5. Abgeleitete Werke und Austauschbarkeit......................................................................................15 6. Übersetzungen und Rechte ............................................................................................................19 7. Fremdsprachige Ausgaben .............................................................................................................20 8. Wie viele ISTC-Hierarchieebenen sind sinnvoll? ............................................................................22 9. Praktische Aspekte bei der Einführung des ISTC ............................................................................25 10. Empfehlungen ................................................................................................................................27 Quellen und Hinweise .............................................................................................................................29 ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
3 1. Einführung Der International Standard Text Code (ISTC) ist ein neues Nummerierungs- und Identifizierungs- system für den Buchmarkt. Während Internationale Standardbuchnummern (ISBNs) für jedes einzelne Produktformat in der Vermarktungskette eine eindeutige Identifikation bieten (wobei es sich um physische Produkte wie Hardcovers und Taschenbücher oder um digitale Produkte und Formate wie Hörbücher zum Download, PDF-E-Books etc. handeln kann), kennzeichnet ein ISTC das zugrunde liegende textliche Werk. Im Rahmen des ISTC sind „textliche Werke“ (textual works) genau definiert: Sie sind das Produkt einer kreativen oder intellektuellen Leistung in Form eines Textes (eine singuläre Kombination von Wörtern in einer bestimmten Reihenfolge), der zur Veröffentlichung bestimmt ist. So sind beispielsweise „Hamlet“ und „Stolz und Vorurteil“ textliche Werke und in diesem Kontext völlig abstrakte Einheiten – unabhängig von den physischen oder digitalen Einbänden, Behältnissen, Verpackungen, in denen sie präsentiert werden. Allen Ausgaben und Versionen mit demselben inhaltlichen Kern wird ein eindeutiger ISTC zugeordnet. Durch die Verwendung von ISTCs werden folglich alle Erscheinungsformen (Formate, Manifestationen) der zugrunde liegenden textlichen Werke gekennzeichnet und klassifiziert. Der ISTC ist ein durchdachter und flexibler Standard, aber seine potentiell komplexen Einsatz- möglichkeiten können auf den ersten Blick schwer überschaubar erscheinen. In Bezug auf den möglichen Nutzen von ISTCs für den Buchmarkt gibt es eine Reihe von vielversprechenden Über- legungen. Dieses Papier geht über eine formale Dokumentation des Standards hinaus, um diese Aussagen zu überprüfen. Es erläutert den zugrunde liegenden Kontext und bietet Hintergrund- informationen. Darüber hinaus liefert es Beispiele, um Verlage und sonstige Interessenten bei ihren ersten Schritten mit dem Standard zu unterstützen. Eine erfolgreiche Einführung des ISTC durch den Buchmarkt wird von frühzeitigen gemeinsamen Anstrengungen der Verlage und Registrierungsagenturen abhängen, eine solide Basis für die Verknüpfungen zwischen den zugrunde liegenden kreativen Arbeiten und den veröffentlichten Produkten zu schaffen. Notwendig sind hierfür ein einheitliches Vorgehen, große Genauigkeit und eine konsistente Methodik. Zugleich ermöglichen jedoch freie und flexible Elemente innerhalb der Kodierstruktur eine Wahl zwischen verschiedenen Optionen. Einige der eingebrachten Anforderungen bedürfen noch einer sorgfältigen Prüfung und Validierung. Dieses von Book Industry Communication (BIC) in Großbritannien und von der Book Industry Study Group (BISG) in den USA in Auftrag gegebene Papier soll zu einem besseren Verständnis des ISTC und seines potentiellen Nutzens beitragen. Ein erster Schritt in diese Richtung besteht darin, einfach die Sachverhalte zu nennen, die im Zusammenhang mit dem Standard stehen, um eine Diskussion in Gang zu bringen. Es wird versucht, einige der Fragen zu beantworten, die u.a. von Verlagen im ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
4 Hinblick darauf gestellt wurden, wie die in den Standards festgeschriebenen Regeln am sinnvollsten auszulegen sind und wie sie wirksam eingesetzt werden können. In diesem Papier wird darüber hinaus ein erster Versuch unternommen, eine Perspektive für ein geeignetes zukünftiges Verfahren zu entwickeln (best practice). In erster Linie gehen die Ausführungen jedoch auf das Anliegen von BIC und BISG zurück, die Vermarktungskette zu verbessern. Sie sind praxisbezogen und realitätsnah, und im Interesse des angestrebten produktiven Wandels liegt die Priorität nicht auf Komplexität, sondern auf Verständlichkeit und Einfachheit. 2. Wie der ISTC funktioniert Der ISTC ist ein internationaler ISO-Standard (21047), der im März 2009 veröffentlicht wurde. Der Standard wird, in vergleichbarer Weise wie beim ISBN-System, durch eine neue internationale ISTC- Agentur geregelt, die wiederum Registrierungsagenturen die Lizenz erteilt, die Zuweisung der Identifikatoren zu organisieren. Keine dieser Agenturen verfügt jedoch über eine Gebietsexklusivität. Nielsen Book und Bowker betreiben Registrierungsagenturen in Großbritannien bzw. in den USA. Die MVB betreibt eine ISTC-Registrierungsagentur in Deutschland, und zahlreiche weitere Organisationen in Europa, Asien und Lateinamerika haben ihr Interesse an der Gründung von entsprechenden Agenturen bekundet. Zusätzlich zu dem veröffentlichten ISO-Standard hat die Internationale ISTC-Agentur Doku- mentationsmaterial zur Unterstützung bei der Umsetzung des Standards herausgegeben: ein Benutzerhandbuch und, zusammen mit EDItEUR, eine Spezifikation für eine ONIX for ISTC-Registrie- rung (im Folgenden abgekürzt mit ONIX-for-ISTC). Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von XML-Nachrichten, die von registrierten Nutzern bei elektronischen Anträgen auf die Zuteilung von ISTCs über das Standard Text Registration System (STRS) verwendet werden kann. STRS ist eine neue globale Datenbank, die von allen Registrierungsagenturen gemeinsam genutzt wird. Auch wenn bevorzugt elektronische Anfragen vorgesehen sind, können andere Eingabemethoden für die Nutzer zur Verfügung gestellt werden. ISTCs kennzeichnen die einzelnen Ergebnisse der kreativen, geistigen Leistungen, die sich im Text niederschlagen – „kreative Werke“ wie Prosa, Dichtung, Liedtexte, Drehbücher, Hör- und Bühnentexte. Diese Texte können natürlich auch Illustrationen enthalten; für Werke jedoch, die vorwiegend aus Abbildungen bestehen – wie beispielsweise Bücher mit Fotografien und sehr wenig Text –, kann kein ISTC beantragt werden. Bilderromane, Comics, Cartoons und Mangas sind zugelassen, wobei durch den ISTC in diesen Fällen nur die Textelemente, nicht aber die Bilder gekennzeichnet werden. Autoren, Verlage, Agenturen, Bibliotheken, für die Rechteregistrierung zuständige Organisationen und Verwertungsgesellschaften können ein neues Werk bei jeder der Registrierungsagenturen eintragen lassen. Es ist nur wichtig, dass die Informationen über ein Textwerk von einer sach- kundigen und für diese Aufgabe zuständigen Person bereitgestellt werden. Die gewählte Registrierungsagentur nimmt dann anhand der Beschreibung des Werks einen elektronischen ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
5 Abgleich mit den Daten im STRS-System vor und prüft so, ob der Text schon durch sie oder eine der anderen Registrierungsagenturen eingetragen wurde. Wie bereits erwähnt, werden alle ISTCs in einer globalen Datenbank vorgehalten – dem Standard Text Registration System (STRS). Der ISTC wird dargestellt durch eine Zeichenfolge mit 16 Zeichen, die aus vier durch Bindestrich getrennten Elementen besteht, z.B.: ISTC A02-2010-31F4CB2C-B Das erste und das dritte Element sind „hexadezimal“, so dass die Zahlen 0-9 und die Buchstaben A-F verwendet werden können. Das erste Element kennzeichnet die ausstellende Registrierungsagentur, das zweite das Jahr der Registrierung. Das dritte Element ist der konkrete eindeutige Identifikator für das Werk und das vierte eine Prüfziffer. Dieses hexadezimale Nummerierungssystem ermöglicht die Anmeldung von 4.096 Registrierungsagenturen und 4.294.967.296 einzelnen Werken je Registrierungsagentur pro Jahr. Ein ISTC stellt einen Mechanismus zur Vernetzung einzelner Produkte mit demselben Inhalt bereit (oder, in anderen Fällen, mit verschiedenen Inhalten, die dieselbe Quelle oder denselben Ursprung haben – s. Kapitel 5). Dabei ist es wichtig, festzuhalten, dass der ISTC selbst über keinen Bestandteil verfügt, der den Anmeldenden bezeichnet, und dass keine Komponente irgendeine Form des Eigentums definiert. Ein klassisches Werk, wie beispielsweise „Stolz und Vorurteil“, das in einer beliebigen Anzahl von Formaten und Sprachen von einer beliebigen Zahl von Verlagen veröffentlicht sein kann, kann in der ISTC-Datenbank als genau ein originales schöpferisches Werk registriert sein. Innerhalb der Vermarktungskette der Buchbranche zumindest ist – wie auch im ISTC- Benutzerhandbuch erläutert wird – der Nutzen eines ISTC realisiert, wenn der Code einer textlichen Erscheinungsform zugeordnet ist und damit das konkrete und einzigartige Werk kennzeichnet, auf das diese sich bezieht. Diese Erscheinungsform muss ein Text sein, und es wird sich wahrscheinlich um ein publiziertes Format (wie Hardcover, Taschenbuch, Hörbuch, E-Book) handeln, dem in einigen oder vielen Fällen eine ISBN sowie ein Produktdatensatz (in einigen Fällen ONIX-for-Books) zugewiesen wurden. Folglich besteht das bibliographische Prinzip darin, dass ein ISTC ein Merkmal innerhalb der beschreibenden Produktdaten einer oder mehrerer ISBNs ist. Die ISBNs, die mit demselben ISTC verknüpft sind, sind innerhalb des ISTC-Datensatzes nicht lokalisierbar. Der ISTC ist kein Identifikator in der Vermarktungskette für erwerbbare Produkte. Vielmehr ermöglicht er, wenn er innerhalb von Katalogisierungsumgebungen, Content-Management-Systemen (CMS) oder anderen Buchsuche- programmen und E-Commerce-Plattformen eingesetzt wird, einen präziseren Suchprozess. Statt alle Titel zu kennen, unter denen ein Werk möglicherweise veröffentlicht worden ist, muss der Anwender nur eine Ausgabe des Textes finden und kann während des Rechercheprozesses von dem zugeordneten ISTC ausgehend alle weiteren Ausgaben lokalisieren und miteinander in Verbindung bringen – insbesondere dann, wenn in der Suchanfrage eine Titelangabe verwendet wird. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
6 Entsprechend kann einem kreativen Textwerk mit einem eindeutigen ISTC (z.B. Stephenie Meyer: „Twilight“, dt. „Bis(s) zum Morgengrauen“) eine beliebige Anzahl von textuellen Erscheinungsformen (Formaten) zugeordnet werden, alle jeweils mit ihrer eigenen ISBN. Darüber hinaus sollte der einzelne ISTC für jede der (in diesem Fall zehn) ISBNs, die im Folgenden aufgeschlüsselt werden, ein Bestandteil der ONIX-for-Books-Produktdaten sein. ISBN 1 gebundene Ausgabe ISBN 2 Paperback ISBN 3 Begleitbuch zum Film – Paperback ISBN 4 Großdruck ISBN 5 Bibliotheksausgabe ISBN 6 als PDF herunterladbares E-Book ISBN 7 Kindle E-Book ISBN 8 Sony E-Book ISBN 9 herunterladbares ungekürztes Hörbuch ISBN 10 ungekürztes Hörbuch auf CD Es ist wichtig, festzuhalten, dass all diese Erscheinungsformen sich auf den exakt gleichen Text mit der gleichen Reihenfolge von Wörtern, Zeichen und Leerzeichen beziehen, die lediglich auf unterschiedliche Weise präsentiert werden. Vorausgesetzt, dass die Wörter dieselben sind, ist es im ISTC-Kontext unerheblich, ob ein Käufer möglicherweise eine Audioversion und eine gedruckte gebundene Ausgabe nicht als „gleich“ wahrnimmt oder ob der Autor selbst oder eine andere Person einen Text spricht. Über den ISTC können die zehn Formate einerseits als „die gleiche Sache“ miteinander verknüpft werden, und sie können für die verschiedensten Zwecke in Gruppen zusammengefasst („kollokiert“, gebündelt) werden. Andererseits – und ebenso zweckmäßig – können die Produkte mit Hilfe des ISTC von anderen Erzeugnissen unterschieden werden, die möglicherweise denselben oder einen ähnlichen Titel haben oder Produktbeschreibungen aufweisen, die gleich erscheinen, denen aber nicht dasselbe textliche Werk zugrunde liegt und die folglich einen anderen ISTC haben. An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass die ISTC-Struktur es erlaubt, Manifestationen von Texten mehr als einen ISTC zuzuordnen, wenn diese mehr als ein textliches Werk enthalten. Die ISTC- Regeln schreiben auch vor, dass jedes registrierte Werk entweder als Originalwerk oder als ein davon abgeleitetes bzw. verändertes Werk (derived work) gekennzeichnet werden muss. Innerhalb der ISTC-Metadaten muss sich bei jedem abgeleiteten Werk jeweils ein Hinweis auf den ISTC des entsprechenden Originalwerks und über die Art der Ableitung finden. Bei abgeleiteten Werken ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
7 werden folglich zwei textliche Werke miteinander verknüpft – das abgeleitete Werk und das ursprüngliche Werk; auf diesen Sachverhalt wird im Verlauf dieses Dokuments noch näher eingegangen. Hingewiesen werden muss auch darauf, dass der Nutzen des Einsatzes von ISTCs für die Vermark- tungskette, wie so vieles in der Buchbranche, von präzisen Daten abhängt. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Beschreibung des jeweiligen Produkts als auch in Bezug auf die Metadaten-Ebene (Katalog- daten und weitere Informationen) und die Metadaten im vorgegebenen Buchindustriestandard ONIX-for-Books. Für die volle Ausschöpfung der Vorzüge des ISTC ist eine Bereitstellung aller Produktformate mit präzisen ONIX-for-Books-Metadaten durch die Verlage erforderlich, wobei die Produktmetadaten die entsprechenden ISTCs enthalten müssen. Die neue Version von ONIX-for- Books (V. 3.0) wurde speziell an die Funktionalität der ISTCs angepasst: ISTCs können als wieder- holbare Felder angegeben werden. Ein maximaler Nutzen der ISTCs ist außerdem davon abhängig, dass Verlage und weitere Nutzer des Standards bei der Anfrage zur Registrierung neuer Werke präzise ONIX-for-ISTC-Metadaten zur Verfügung stellen. Manche Registrierungsagenturen bieten möglicherweise andere, technisch weniger anspruchsvolle oder auch nicht-elektronische Mittel für Registrierungsaufträge und das Speichern der zugehörigen Metadaten an. Trotzdem könnte die Abhängigkeit von ONIX-for-Books- und ONIX-for-ISTC-Meldun- gen kleinere Verlage, die noch nicht über die technischen Voraussetzungen für die Verwaltung von ONIX-Daten verfügen, deutlich benachteiligen. Nielsen und Bowker haben zugesagt, ein öffentliches Internetsuchprogramm für einen Zugriff auf die globale STRS-Datenbank zur Verfügung zu stellen. Diese Datenbank wird nur ISTCs enthalten – die Identifikatoren für die einzelnen Werke – sowie die dazugehörigen Metadaten. Kunden aus der Buchbranche, Autoren, Bibliotheken und Buchkäufer werden die Möglichkeit haben, die Datenbank nach dem ISTC eines Werks zu durchsuchen, indem sie beispielsweise Titel oder Autor des Werks als Suchbegriffe eingeben. Wer neue Produkte registrieren bzw. registrieren lassen will, wird prüfen können, ob das der geplanten Veröffentlichung zugrunde liegende Werk bereits registriert ist. Diese Nutzer der STRS-Datenbank werden jedoch keine Möglichkeit haben, nach ISBN-basierten Produktdaten zu suchen. So werden sie beispielsweise bei der Suche nach dem Titel „Twilight“ (s. weiter oben) keine Auflistung aller mit der Publikation verknüpften Produkte (in diesem Fall zehn Formate) erhalten. Die Datenbankeinträge können jedoch durchaus Hinweise auf ISBN-Produkte enthalten. Es werden optionale Felder vorhanden sein, in die Nutzer strukturierte ISBN-Daten laden können; außerdem ist ein zusätzliches Feld für beliebige Angaben vorgesehen. Der Hauptzweck dieser Informationen ist es aber, den Registrierungsagenturen zu ermöglichen, bei der Registrierung neuer Werke zu klären, ob diese nicht bereits registriert sind. Der Metadatensatz, der in der STRS-Datenbank einem ISTC gegenübergestellt wird, wurde auf das absolute Minimum reduziert, das erforderlich ist, um doppelte Registrierungen zu vermeiden. Wäre ein duplikater ISTC-Datensatz erst einmal erzeugt, so wäre es schlicht nicht möglich, alle Hinweise auf ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
8 verlinkte Formate innerhalb derselben Datenbank in diesem Duplikat nachzupflegen und aktuell zu halten. Denn der Nutzer, der das Produkt ursprünglich registriert hat, könnte jederzeit neue Produkte hinzufügen, und andere Nutzer – möglicherweise Agenturen, weitere Verlage oder Lizenzinhaber – könnten weitere Produkte (z.B. Übersetzungen) ergänzen, von denen der ursprünglich registrierende Nutzer keine Kenntnis hatte. Zwar sind auch Mechanismen für die dynamische Korrektur (falls erforderlich), für die Erweiterung der ISTC-Datensätze und die Anlage zusätzlicher Verknüpfungen vorgesehen. Aber letztlich ist, sobald ein Datensatz existiert, niemand der „Eigentümer“ des ISTC, und nichts in dem ISTC-Datensatz impliziert eine „Eigentümerschaft“ oder bestimmte, auf ihn bezogene Rechte. Die Verwaltung der Verknüpfung von einem ISTC zu einer ISBN – und umgekehrt von einer ISBN zu einem ISTC – wird grundsätzlich in der Verantwortung der bibliographischen Dienste, der Lizensierungs- und Verwertungsgesellschaften sowie der Verlage selbst liegen (allerdings auf ihre eigenen Produkte beschränkt). 3. Nutzer und Nutzen Es wird angenommen, dass ISTCs für zahlreiche Zielgruppen innerhalb der Buchbranche potentielle Vorteile bergen: für Autoren, Agenturen und Interessenvertretungen von Autoren; für Verleger und Rechteinhaber; für Wiederverkäufer (Einzelhandel, Großhandel, Auslieferungen); für Bibliotheken und andere Serviceanbieter (Anbieter von bibliographischen und Produktinformationen, Lizenzgeber, für die Rechteregistrierung zuständige Dienste). Die Vorteile können unter den folgenden fünf Punkten zusammengefasst werden, von denen jeder Punkt in den nächsten Abschnitten jeweils im Detail erläutert wird: A. Bündelung und Differenzierung für das Suchen und Finden Als ein Identifikator, der allen Erscheinungsformen (Produkten, Formaten, Ausgaben) zugewiesen wird, denen der gleiche Text zugrunde liegt, ermöglicht es der ISTC, all diese Erscheinungsformen innerhalb eines Suchergebnisses zu einer Gruppe zusammenzufassen (zu kollokieren, zu bündeln; s. das „Twilight“-Beispiel weiter oben). Bei einer Recherche muss ein Nutzer also jeweils nur ein Produkt finden und kann dann in dessen beschreibenden Metadaten den zugewiesenen ISTC ausfindig machen, was ihm ermöglicht, alle anderen Formate zu finden, die dasselbe textliche Werk enthalten – unter Ausschluss solcher Produkte, die gleiche oder ähnliche Beschreibungen haben, deren Texte sich aber voneinander unterscheiden. Zusammenstellungen dieser Art auf der Basis des ISTC ermöglichen auch das Auffinden von anderen Produkten mit identischem Inhalt, die aus den verschiedensten Gründen unterschiedliche beschreibende Produktmetadaten oder sogar einen anderen Titel oder Namen haben können. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
9 B. Bündelung für Reporting und Analyse bei Vertrieb und Bibliotheksleihverkehr Neue Technologien und Möglichkeiten erlauben es Verlagen, ihre Produktinhalte zunehmend vielfältiger zugänglich zu machen: physikalisch (in verschiedenen Taschenbuch-Formaten, in Bibliotheksausgaben, in Großdruckausgaben, als Begleitbuch zum Film); als Hörversion (in einer beliebigen Anzahl von Formaten, zum Download oder auf CD); in digitaler Form (online und offline, für E-Book-Reader und Handys und für eine unbegrenzte Zahl von geräteabhängigen Formaten, mit einer beliebigen Anzahl von Digital Rights Management-Paketen, die die Funktionalität oder den Zugriff einschränken). Im Bibliotheksbereich besteht ein starker Bedarf an aggregierten Daten, die es erleichtern sollen, vielfältige Formate für den Leihverkehr voneinander abzugrenzen. Ebenso dürfte es in diesem Bereich erwünscht sein, dass die jeweiligen Formate bei Leihbestellungen voneinander unter- schieden werden können (dass z.B. zwischen Modellen von tragbaren E-Book-Lesegeräten und Handys differenziert werden kann). Die Zusammenfassung von Daten mit den gleichen zugrunde liegenden Inhalten, die durch ISTCs geleistet werden kann, sollte nicht nur für den Bibliotheks- bereich, sondern auch für Dienste, die Bestsellerlisten für den Handel zusammenstellen, Journalisten und Kommentatoren von Interesse sein. C. Differenzierung und Rechtemanagement In einem zunehmend globaler werdenden Internetmarkt kann es immer häufiger dazu kommen, dass Händler durch die Listung und den Verkauf von Produkten (Ausgaben) in Märkten, in denen der Verkauf nicht zulässig ist, unbeabsichtigt territoriale Rechtsvereinbarungen verletzen. Umfassende ISTC-Registrierungen könnten es Wiederverkäufern im internationalen Markt ermöglichen, die für verschiedene Märkte jeweils lieferbaren Ausgaben eines Werkes zu ermitteln und nur die für einen bestimmten Markt zugelassenen Produkte auszuwählen. Ebenso können ISTCs von Händlerseite zur Identifizierung von Produkten genutzt werden, deren Vertrieb durch Dritte gegen die ihnen von einem vertrauenswürdig erscheinenden Geschäftspartner zugesicherten Exklusivrechte verstößt. ISTC-Registrierungen erlauben eine korrekte Identifizierung von abgeleiteten Werken wie Über- setzungen, die über eine Titelrecherche oder eine Suche nach anderen beschreibenden Daten in der Originalsprache nur schwer auffindbar wären. ISTC-Zusammenstellungen können weitere sich auf Rechte beziehende Aktivitäten unterstützen. Für Rechteregistrierung zuständige Organisationen und für Verwertungsgesellschaften besteht die Notwendigkeit, Produkte zum Zweck der Analyse und der Ausschüttung von Erlösen zu bündeln. Die Aktivitäten der neuen Rechteregistrierungsagenturen, insbesondere BRR (Book Rights Registry) in den USA (wenn etabliert) und ARROW in Europa (Accessible Registries of Rights Information and Orphan Works towards Europeana), werden von besonderer Bedeutung sein. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
10 Rechte bestehen in den Werken, nicht den Erscheinungsformen, und mit Hilfe beider Regist- rierungssysteme (und weiterer, vergleichbarer Rechtemanagement-Systeme) muss identifizierbar sein, ob eine Erscheinungsform eines Werkes weiterhin lieferbar ist. Rechteregistrierungsstellen müssen Gruppierungsalgorithmen entwickeln, um ihre eigenen spezifischen Rechtemanagement- Anforderungen zu erfüllen. Eine wichtige Anforderung wird sich auf die Notwendigkeit beziehen, mit anderen Rechtemanagement-Organisationen und weiteren Organisationen zu kommunizieren. Zweifellos wird es zur Entstehung einer Art von standardisiertem Werkidentifikator kommen, um diesem Bedarf gerecht zu werden. Momentan sind die neuen Rechteregistrierungsagenturen aber noch nicht in der Lage, einzuschätzen, ob der ISTC und dessen Metadatensätze ihren Erfordernissen umfassend entsprechen. D. Katalogisierung und Verwaltung von Bibliotheksbeständen Eine einheitliche Titelkontrolle – ein Verfahren, das die Ermittlung von Produkten (z.B. Büchern) ermöglicht, die im Wesentlichen gleiche Inhalte haben, oder von Neubearbeitungen und verschiedenen Auflagen früherer Veröffentlichungen – war immer schon ein Bestandteil der Katalogpflege in Bibliotheken. Schließlich ist es für Bibliotheken wichtig, auf der Basis der ihnen zur Verfügung stehenden beschreibenden Metadaten Anschaffungen von Werken zu vermeiden, die sich bereits in ihrem Bestand befinden. Dies mag einfache Fälle betreffen, wie eine schon vorhandene gebundene Ausgabe, zu der – möglicherweise bei einem Imprint oder in einem anderen Verlag – eine Taschenbuchausgabe erschienen ist, oder komplexere Fälle wie das Vorhandensein mehrerer digitaler Versionen eines Werkes. Eine einheitliche Titelsteuerung wird in umfassender Form durchgeführt im Rahmen der zentralen Katalogisierung der U.S. Library of Congress, der British Library und weiterer Bibliotheksservice-Anbieter wie dem OCLC. Zwar gibt es eine Reihe von anerkannten Standards innerhalb der Bibliothekslandschaft, doch sind diese im Wesentlichen nachrangig, und die präzise Behandlung von Werken, Erscheinungsformen und Produktversionen auf ihrer Basis ist variabel, gelegentlich uneinheitlich und deshalb oft zwangsläufig subjektiv. Die Bestimmung einer korrekten Werk-/Produkt-Hierarchie, von der Quelle und dem eigentlichen Urheber oder Verleger des Werkes ausgehend, wie es der ISTC mit seinen strikten Regeln und Klassifizierungsstandards vorsieht, wird grundsätzlich immer ein genaueres und verlässlicheres Ergebnis erbringen. Wie mit der Quellenkontrolle müssen sich Bibliotheken mit der Kontrolle des Autorennamens befassen, insbesondere in Fällen, in denen Autoren verbreitete Namen haben oder unter Namens- varianten oder Pseudonymen veröffentlichen. Diese Kontrolle der Autorennamen wird gegenwärtig in Bibliotheken, weitgehend manuell, durch zentrale Katalogisierungsmechanismen (u.a. Library of Congress, s. oben) geleistet. Eine striktere Kontrolle der Werk- und Produktbeziehungen, wie sie durch den ISTC gewährleistet wird, wird zweifellos zu einer Verbesserung der Autorennamen- kontrolle beitragen. Auf längere Sicht ist zu hoffen, dass der ISNI – der International Standard Name Identifier (Entwurf ISO-Standard ISO 27729) – dieser Anforderung durch eine entsprechende Registrierung an der Quelle des Werkes besser gerecht wird. Im ONIX-for-ISTC-Metadatenset ist die Zuweisung eines ISNI für Autoren und Beitragende berücksichtigt. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
11 E. Interne Systeme (hauptsächlich Verlage, Autorenagenturen etc.) Als ein ISO-Standard dient der ISTC vorrangig öffentlichen Interessen, indem er frei zugängliche Recherchen sowie verbesserte Produktinformationen zwischen Handelspartnern im Rahmen der Vermarktungskette ermöglicht. Es ist auch darauf hingewiesen worden, dass der ISTC im Laufe der Zeit darüber hinaus von Nutzen für Verlage sein kann, wann immer im Bereich der internen Finanz- und Verwaltungssysteme ein Bedarf besteht, Produkte zusammenzuführen. Werken mit verschiedenen Erscheinungsformen liegt für Abrechnungszwecke bereits jeweils nur ein Autorenvertrag zugrunde; diese Erscheinungsformen können für die Budgetplanung in einem Einkaufsjournal zusammen aufgelistet werden oder für Verkaufsberichte und -analysen bzw. für die Zahlung von Verkaufsprovisionen miteinander verbunden werden. Auch Verlage müssen für ihre Marketingzwecke im Stande sein, Produktinformationen für den Vertrieb in „titel“basierte (= werkbasierte) Einheiten zu bündeln (zu gruppieren) – sei es für das Titelverzeichnis ihrer Webseite, für Bestellformulare und Schreiben mit Vorabinformationen oder für Broschüren und Print- oder E-Mail-Werbung. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass es Verlage aufgrund der Anforderung, einzelnen handelbaren Produktformaten jeweils verschiedene ISBNs zuweisen zu müssen, mit „aufgeblähten“ Metadaten zu tun haben – wozu in vielen Fällen auch eine deutliche Zunahme von E-Book- und Hörbuch-Formaten beiträgt. Die Notwendigkeit, in ONIX-for-Books auf ISBN-Ebene für jede Erscheinungsform nahezu identische Metadatensets führen zu müssen (wobei ONIX-for-Books derzeit nur auf ISBN-Ebene arbeiten kann), bringt zweifellos eine erhebliche Datenredundanz und -duplikation sowie einen deutlichen Mehraufwand beim Datenmanagement mit sich. Angesichts dieser Probleme nutzen Verlage bereits ihre eigenen Werk- oder Projekt-Identifikatoren, um (mittels Metadaten) Beziehungen zwischen ihren ISBN-Datensätzen herstellen zu können. Einige auf ISTC-Ebene mögliche Anwendungen, entweder auf der Basis des Datenmappings oder direkt anstelle der proprietären Identifikatoren, bieten Chancen für eine höhere Effizienz. Der Einsatz eines gemeinsamen Standards ermöglicht eine einfachere Integration von neuen, selbst- oder fremdentwickelten Systemmodulen in bereits existierende Datenstrukturen. Systeme und Schnitt- stellen werden kompatibel, und Daten können leichter ausgetauscht und wiederverwendet werden. 4. Bibliographische Funktionalität Einige Beispiele und Anwendungsfälle sollen dazu beitragen, im Detail zu erklären, welche Überle- gungen hinter dem ISTC stehen. Den meisten bibliographischen Funden geht eine Recherche über eine Suchmaschine oder auf einer Buchhandelsplattform voraus. Eine bibliographische Recherche mit Hilfe des ISTC bietet den Vorzug, dass die jeweils relevanten Ergebnisse – und nur diese – angezeigt werden. Daher hätte im ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
12 vorherigen Kapitel noch eine sechste Gruppe genannt werden können, für die der ISTC von Nutzen wäre: die der Konsumenten (Leser, Buchkäufer, Forschende, Studierende, Bibliothekare). Die meisten Recherchen starten mit einer Titel- oder Autorensuche, und in vielen Fällen werden im Ergebnis auch all die Produkte angezeigt werden, die für den Suchenden von Interesse sind. Jedoch kann es sein, dass die Inhalte der zu einem Titel und/oder Autor angezeigten Produkte nicht exakt miteinander übereinstimmen (im Falle der Übereinstimmung wären sie austauschbar und nur im Format voneinander unterschieden). Solche Autor-/Titel-Kombinationen könnten auf etwas anderes hinweisen, z.B. auf ein adaptiertes Drehbuch oder einen Textauszug. Es ist auch denkbar, dass sich die Treffer nicht auf das jeweils benötigte oder zugängliche Format beziehen (das abhängig sein kann von einem bestimmten E-Book-Reader oder einem verfügbaren Handy, von der jeweils zugrunde liegenden digitalen Rechteverwaltung oder von territorialen Beschränkungen). Darüber hinaus wird es nicht selten vorkommen, dass sich – beispielsweise im Kontext einer Sammlung von Texten – gleiche Inhalte hinter vollkommen verschiedenen Titeln verbergen, die über eine Volltextsuche nach Titel und Autor nicht gefunden werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist eine Recherche zu „Moby Dick”, die bei Amazon einige Tausend Ergebnisse erbringt (Produkte/Formate in „Bücher“), wobei der Grund für deren Anzeige-Reihenfolge nur Amazon bekannt ist. Sollte man nach dem Roman selbst recherchiert haben, werden einige der Ergebnisse ungefähr dem entsprechen, was man gesucht hat: ISBN 1 Moby-Dick Penguin Popular Classics ISBN 2 Moby-Dick Wordsworth Classics ISBN 3 Moby-Dick Norton Critical Editions ISBN 4 Moby-Dick Oxford World's Classics ISBN 5 Moby-Dick Barnes & Noble Classics ISBN 6 Moby-Dick Dover Giant Thrift Editions ISBN 7 Moby-Dick Penguin Classics Deluxe ISBN 8 Moby-Dick Longman Critical Editions ISBN 9 Moby-Dick Modern Library Classics ISBN 10 Moby-Dick Easy Read Large Print Edition ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
13 Zugleich werden aber auch Ergebnisse erscheinen, die – so wertvoll sie auch sein mögen – nicht ganz dem entsprechen, was man wollte: ISBN 11 Moby-Dick. Cliff's Notes ISBN 12 A Pop-up Moby-Dick ISBN 13 Moby-Dick. Naxos Audiobook ISBN 14 Moby-Dick. Shmoop Study Guide ISBN 15 Moby-Dick The Screenplay ISBN 16 Moby-Dick for the Kindle ISBN 17 Moby-Dick: The Good Parts ISBN 18 Moby-Dick: In Half the Time ISBN 19 Marvel Illustrated Presents Moby-Dick ISBN 20 Classic Comics: Moby-Dick Darüber hinaus wird die Recherche aber auch einige auf „Moby Dick“ bezogene Ergebnisse erbringen, nach denen man überhaupt nicht gesucht hat: ISBN 21 New Essays on Moby-Dick ISBN 22 Melville’s Moby-Dick: An American Nekyia – A Jungian Commentary ISBN 23 In Search of Moby-Dick: The Quest for the White Whale ISBN 24 Two Guys Read Moby-Dick ISBN 25 Moby-Dick or The Catfish – A Trailer Park Classic ISBN 26 Waleship Essex: The True Story of Moby-Dick ISBN 27 Moby-Dick and the Whaling Industry in the Nineteenth Century ISBN 28 Frank Stella’s Moby-Dick: Words and Shape ISBN 29 The Errant Art of Moby-Dick: The Canon, the Cold War and the … ISBN 30 Ungraspable Phantom: Essays on Moby-Dick ISBN 31 Commodore Perry as White Phantom: Moby-Dick in the Context of ... Bei Amazon werden die Ergebnisse natürlich nicht so geordnet aufgelistet sein wie gerade dargestellt, und gewünschte und nicht gewünschte Resultate werden in einer eher zufälligen ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
14 Reihenfolge erscheinen. Darüber hinaus sind in der präsentierten Auswahl Tausende von Suchergebnissen zu „Moby Dick“ noch gar nicht berücksichtigt … Sobald für den reinen Romantext von „Moby Dick” jedoch ein ISTC (nennen wir ihn ISTC A) registriert worden ist, wird dieser ISTC nur noch in den ONIX-for-Books-Daten von solchen Produkten enthalten sein, die den kompletten ursprünglichen Text des Werks aufweisen (bei dem angeführten Beispiel überwiegend Produkte aus der ersten Liste). Damit einhergehend könnten sich in der Folge Möglichkeiten für eine gezielte erweiterte Suche ergeben, die es erlaubt, die angezeigte Auswahl auf die Produkte zu begrenzen, die den ISTC A enthalten. Grundsätzlich gilt es beim Einsatz von ISTCs zu bedenken, dass der größte Wert des Systems in seiner Genauigkeit besteht, die in den meisten Fällen dadurch gewährleistet sein wird, dass die Registrierung – durch einen Autor, eine Autorenagentur oder einen Verlag – an der Quelle des Werkes vorgenommen wurde. Amazon (wie oben erläutert), weitere Händler und die Bibliotheksdienstleister haben ausgeklügelte Techniken entwickelt, um die Bündelung von Formaten sowie eine einheitliche Titelkontrolle zu ermöglichen. Google Books hingegen bietet weiterhin die herkömmliche Volltext- und Meta- datensuche an. Suchergebnisse zu dem Begriff „Moby Dick“ erscheinen dort ebenso undifferenziert und zufällig sortiert wie bei Amazon. Die von Bibliotheksdienstleistern und bibliographischen Diensten angebotenen Hilfen basieren überwiegend auf einem herkömmlichen ISBN-gestützten Produktkatalog, wobei nur selten eine umfassende Zusammenstellung nach Werk oder „Titel“ möglich ist. In einem Abschnitt des ISTC-Benutzerhandbuchs wird im Detail der Prozess beschrieben, über den Registrierungsanfragen für das Standard Text Registration System (STRS) mit den Datensätzen von bereits registrierten Werken verglichen werden, um festzustellen, ob ein neuer ISTC zugewiesen werden muss. Im Rahmen dieses Prozesses werden diverse Vergleichstests im Hinblick auf Elemente wie Titel, Autor etc. durchgeführt, um die Anzahl der exakt übereinstimmenden und der ähnlichen Datensätze zu ermitteln. Die Registrierungsagenturen Bowker und Nielsen Book bieten zusätzlich auch umfassende bibliographische Dienste auf der Grundlage von ISBN-basierten Datensätzen an, die sie von Verlagen erhalten. Sie sind in der Lage, daraus für Gruppen von Titeln ISTC-Registrierungssätze zu erzeugen, indem sie ISTC-spezifische Metadaten manuell ergänzen und die im STRS-System zur Verfügung stehenden Vergleichsmethoden anwenden. Sowohl Bowker als auch Nielsen beteiligen sich aktiv an Pilotprojekten mit Verlagen, die das Ziel haben, Anforderungen und Voraussetzungen für Arbeits- abläufe beim Einsatz von ISTCs zu prüfen. So wurden ISTCs probehalber bereits einer Reihe von Titeln dieser Verlage wie auch einigen lizenzfreien Werken zugewiesen. Diese Bemühungen tragen ganz wesentlich zur weiteren Entwicklung der STRS-Datenbank bei. Bowker hat auch die Absicht bekundet, bei einigen Verkaufstiteln von US-Verlagen ISTCs im Voraus festzulegen. Über die damit verbundene Verwendung von proprietären Titel-Verknüpfungs-Algorithmen soll die automatisierte Erstellung von ONIX-for-ISTC-Metadaten aus ONIX-for-Books-Dateien erprobt werden. Noch sehr viel zusätzliche manuelle Arbeit ist im Hinblick auf die Datenbereinigung und auf fehlende Felder erforderlich. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
15 Es ist auch wahrscheinlich, dass sich die Rechteorganisationen und die neuen Rechteregister – und das möglicherweise in sehr bedeutendem Umfang – mit der systematischen Registrierung von ISTCs für Backlist-Titel und verwaiste Werke befassen werden. Wenn die erwähnten Projektarbeiten auch zweifellos notwendig und sinnvoll sind, besteht hier dennoch das Risiko einer Gefährdung des grundlegenden Prinzips, dass die Vorteile des ISTC-Systems nur dann voll ausgeschöpft werden können, wenn seine Anwendung durch Hintergrundkenntnisse fundiert ist und vom Urheber oder Verlag gelenkt wird. Sicherlich wird es zu Ungenauigkeiten kommen, und eine Reihe von Verfeinerungen (z.B. im Zusammenhang mit den Beziehungen zwischen Werken, abgeleiteten Werken usw.) werden vielleicht geopfert werden müssen, wenn Werke als „neu“ registriert werden, auch wenn sie möglicherweise abgeleitet sind. Wenn dies aber zu einem wachsenden Interesse der Nutzer – Händler, Rechteregistrierungsdienste, Daten-Lizenznehmer (die potentiellen „Abnehmer“ der ISTCs) – an den Standards führt und dazu beiträgt, dass sie weitere Anwendungsfälle dokumentieren, ist der Preis möglicherweise nicht zu hoch. Die Registrierungsagenturen können jedenfalls ganz richtig von sich behaupten, dass sie bei der Registrierung von Werken bislang mit mindestens ebenso großer Sorgfalt vorgegangen sind, wie dies bei der großen Mehrheit der Verlage im Hinblick auf ihre eigenen Produkt-Metadaten der Fall ist. 5. Abgeleitete Werke und Austauschbarkeit In der Einleitung zu diesem Papier wurde der ISTC als ein ausgereifter und flexibler Standard mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten beschrieben. Die Entwickler des Standards haben den komplexen Hierarchien von Beziehungen zwischen den Werken Rechnung getragen; dabei ist es ihnen wahr- scheinlich gelungen, alle denkbaren Wechselbeziehungen zu berücksichtigen. Eine genaue Überprüfung des gezeigten Beispiels zu „Moby Dick“ (s. Kap. 4) zeigt, dass es drei Kategorien von Ergebnissen gibt. Die erste Kategorie, die sich hauptsächlich in der zuerst auf- geführten Liste von ISBN-Nummern findet, bietet die „richtigen Ergebnisse“ für Recherchen nach Volltextausgaben von „Moby Dick“. Dabei handelt es sich um mehr oder weniger identische Texte mit der gleichen Anzahl und Anordnung von Zeichen, die somit im Hinblick auf den Kern des Werkes, den reinen Romantext, untereinander austauschbar sind. Die zweite Kategorie von Resultaten, die sich vor allem in der an dritter Stelle aufgeführten Liste von ISBN-Nummern findet, enthält eindeutig Fehlangaben. Bei den aufgelisteten Titeln handelt es sich um Bücher, die sich zwar auf den Roman „Moby Dick“ beziehen, die aber nicht den Romantext enthalten. Da dieser Kern des Werkes in den Ergebnissen nicht auftaucht, müssen den Produkten als eigenständigen Werken jeweils eigene, unterschiedliche ISTCs zugeordnet werden. Die ISTC-Struktur ermöglicht keine Bündelung weiterführender oder sich auf den Kerntext beziehender Werke unter einem ISTC, es ist also in diesem Rahmen nicht möglich, alle Texte zu „Moby Dick“ miteinander zu verbinden – außer natürlich über die allen Titeln gemeine Zeichenfolge „Moby Dick“ im Produkttitel. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
16 Eine dritte Kategorie von Resultaten jedoch, die sich hauptsächlich in der angeführten zweiten Liste von ISBN-Nummern findet, kann für Nutzer, die auf der Suche nach einer Textversion von „Moby Dick“ sind, durchaus von Interesse sein. So werden beispielsweise folgende Produkte aufgelistet: ISBN 12 ISTC B A Pop-up Moby-Dick ISBN 15 ISTC C Moby-Dick The Screenplay ISBN 17 ISTC D Moby-Dick: The Good Parts ISBN 18 ISTC E Moby-Dick: In Half the Time ISBN 19 ISTC F Marvel Illustrated Presents Moby-Dick ISBN 20 ISTC G Classic Comics: Moby-Dick In diesen Produkten werden sich zweifellos nicht 1000 Seiten des unverfälschten Melville-Textes finden, sie sind aber dennoch Versionen des Kerntextes, ohne dass sie direkt mit ihm austauschbar wären. Sie sind eindeutig eigenständige kreative Werke mit Anspruch auf jeweils einen eigenen ISTC. Es ist bei der ISTC-Vergabe daher erforderlich, dass jedes registrierte Werk entweder als Originalwerk oder als abgeleitetes Werk gekennzeichnet wird. Innerhalb der ISTC-Metadaten muss sich bei jedem abgeleiteten Werk ein Verweis auf den ISTC des Ursprungstextes finden; darüber hinaus muss die Art der Ableitung genannt werden. Folgende Ableitungstypen sind zulässig: Gekürzt (Abridged) Kommentiert (Annotated) Sammlung (Compilation) Kritisch (Critical) Auszug (Excerpt) Bereinigt (Expurgated) Hinzugefügter oder revidierter Nontext (Nontext added or revised) Neubearbeitet (Revised) Übersetzt (Translated) Adaptiert (Adaptation) Nicht näher bezeichnet (Unspecified) Eine Recherche zu „Moby Dick“ könnte sich demnach auf den Kern des klassischen Textes (ISTC As, s.o.) beschränken oder sich zusätzlich auf abgeleitete Versionen des Werkes (ISTCs B-G) ausdehnen. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
17 Darüber hinaus kann es natürlich für jeden dieser ISTCs (z.B. ISTC C „Moby Dick“ The Screenplay) eine beliebige Anzahl von unterschiedlichen Erscheinungsformen geben – ISBN-basierte Produkte wie Hardcover, Taschenbuch, E-Book etc. Da ISTCs auf textliche Inhalte begrenzt sind, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, im Vorfeld Produkte ohne Text auszusortieren, denen im Buchhandelsbereich (möglicherweise fälschlich) eine ISBN oder eine Artikelnummer zugeordnet wurde. So ergibt sich, wenn man wieder mit „ISTC A“ den zugrunde liegenden Originaltext kennzeichnet, folgendes Bild: ISTC A Meyer: „Twilight“ – das Ursprungswerk, das einen ISTC erhält. 273 Resultate für = Meyer + Twilight unter „Bücher“ bei Amazon Es erscheinen zahlreiche Manifestationen (bei Amazon „Formate“), alle mit demselben ISTC A (s. auch die Abbildung des Suchergebnisses weiter unten): ISBN 1 gebundene Ausgabe ISBN 2 Paperback ISBN 3 Begleitbuch zum Film – Paperback ISBN 4 Großdruck ISBN 5 Bibliotheksausgabe ISBN 6 als PDF herunterladbares E-Book ISBN 7 Kindle E-Book ISBN 8 Sony E-Book ISBN 9 herunterladbares Hörbuch (ungekürzt) ISBN 10 Hörbuch auf CD (ungekürzt) Damit nicht verbundene und nicht abgeleitete Werke werden herausgefiltert, alle jeweils mit vielen ISBNs/Erscheinungsformen: ISTC B Meyer: Eclipse (Twilight Saga 3) ISTC C Meyer: New Moon (Twilight Saga 2) ISTC D Twilight Illustriertes Buch zum Film ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
18 ISTC E Twilight and Philosophy: Vampires and Vegetarians ISTC F Stephenie Meyer: Author of the Twilight Saga Weitere Produkte, von denen einige eine ISBN haben könnten, werden nicht berücksichtigt: Kein ISTC Twilight Film-DVD Kein ISTC Twilight Brettspiel Kein ISTC Twilight Poster Kein ISTC Twilight Bella Swan Spielzeug/Becher/Schlüsselring/Halskette Natürlich wird Amazon in Bezug auf wichtige Titel wie Stephenie Meyers „Twilight“ alle Anstrengungen unternommen haben, eine möglichst vollständige und „einheitliche“ Titelliste zu erstellen, wofür mit ziemlicher Sicherheit eine manuelle Nachbearbeitung des Ergebnisses erforderlich war. Es ist wahrscheinlich, dass die meisten Formate in der folgenden Abbildung genau gleich und untereinander austauschbar sind. Eine durch den Verleger des Titels, Little, Brown, initiierte und verwaltete ISTC-Vergabe würde aber mit Sicherheit eine exaktere Übersicht über die verschiedenen Manifestationen ermöglichen. In diesem Fall würden zumindest einige der aufgelisteten Audioformate wahrscheinlich nicht für eine vollständige und ungekürzte Textversion stehen. Mit Hilfe des ISTC-Systems würde eine gekürzte Hörbuchausgabe einen separaten, abgeleiteten ISTC erhalten, der mit dem ISTC A des Ursprungstextes verbunden ist. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
19 Stephenie Meyer: „Twilight“ bei Amazon am 12. Januar 2010: 6. Übersetzungen und Rechte Wie bereits weiter oben erwähnt, würde eine umfassende ISTC-Registrierung es Wiederverkäufern im internationalen Markt ermöglichen, die für ein Gebiet verfügbaren Ausgaben eines Werks zu ermitteln und nur die für den jeweiligen Markt angebotenen Werke auszuwählen. So könnte ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
20 beispielsweise eine ISTC-Suche nach Produkten mit dem ISTC A: Stephenie Meyer „Twilight“ und dem Format „Taschenbuch“ als Ergebnis zwei Erscheinungsformen mit identischem Inhalt erbringen: ISBN 1 Little, Brown (Megan Tinley) Taschenbuchausgabe USA und Kanada (ISTC A) ISBN 2 Little, Brown (ATOM) Taschenbuchausgabe GB und Europa (ISTC A) Während in diesem Fall über den ISTC zwei Produkte mit demselben Kerntext korrekterweise zusammengeführt wurden, sollten in den ONIX-for-Books-Metadaten der beiden ISBNs jeweils die spezifischen und unterschiedlichen territorialen Einschränkungen der Produkte definiert sein. Auf diese Weise kann ein Händler, der zwei Erscheinungsformen desselben Produkts findet, heraus- finden, welche Version in der jeweiligen Region verkauft werden darf. Um eine solchermaßen verfeinerte Verwendung von ISTCs zu ermöglichen, ist es jedoch ganz wesentlich, dass die jeweiligen territorialen Rechte korrekt in den an die bibliographischen Dienste gelieferten ISBN-basierten ONIX-for-Books-Datensatz eingepflegt wurden, dass die bibliographischen Dienste die Unterscheidung weitergegeben haben und dass der Händler in der Lage ist, diese zu verarbeiten. Es bestehen also eine ganze Reihe von Abhängigkeiten. Es ist darauf hingewiesen worden, dass in künftigen Rechteverhandlungen die lizenzerteilenden Verlage oder Agenturen auf eine Klausel bestehen könnten, die den Lizenznehmer dazu verpflichtet, in all seinen ONIX-for-Books-Daten und anderen bibliographischen Angaben und Mitteilungen – soweit praktizierbar – einen vom Lizenzgeber festgelegten ISTC zu verwenden. Ein alternatives Szenario könnte darin bestehen, dass den Händlern exklusive Rechte von nur einer der beteiligten Parteien (vorausgesetzt, sie ist vertrauenswürdig) zugesichert werden müssen. 7. Fremdsprachige Ausgaben Das ISTC-System unterscheidet sich von einigen anderen – insbesondere im Bibliotheksbereich eingesetzten – Systemen für Werke/Manifestationen dadurch, dass Übersetzungen als abgeleitete Werke von einer Originalquelle bzw. von dem ISTC des ursprünglichen Werks behandelt werden, obwohl der Volltext der Übersetzung (in Bezug auf die verwendeten Zeichen und Leerzeichen) eindeutig nicht identisch oder unmittelbar austauschbar ist. Diese Funktionalität könnte sich als nützlich erweisen, da bei übersetzten Titeln in den meisten Fällen keine eindeutigen Rückschlüsse auf die ursprünglichen Kerntexte möglich sind. Als Beispiel ließe sich wieder die„Twilight“-Reihe heranziehen, bei der die ersten drei Bände der fremdsprachigen Versionen Titel erhalten haben, die ohne Bezug zum Originaltitel sind, die also keine direkten Übersetzungen der englischen Titel darstellen (man beachte z.B. die Wortspiele in der deutschen Übersetzung). In jedem dieser Fälle hat die Übersetzung einen eigenen abgeleiteten ISTC, der aber auf den ISTC der ursprünglichen englischsprachigen Quelle verweist. ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
21 Es ergibt sich folgende Darstellung: ISTC A (1. Band) Twilight englisch ISTC A + ISTC B Fascination französisch ISTC A + ISTC C Bis(s) zum Morgengrauen deutsch ISTC A + ISTC D Crepusculo spanisch ISTC E (2. Band) New Moon englisch ISTC E + ISTC F Tentation französisch ISTC E + ISTC G Bis(s) zur Mittagsstunde deutsch ISTC E + ISTC H Luna Nueva spanisch ISTC I (3. Band) Eclipse englisch ISTC I + ISTC J Hesitation französisch ISTC I + ISTC K Bis(s) zum Abendrot deutsch ISTC I + ISTC L Eclipse spanisch Innerhalb des Systems kann es zu jedem dieser übersetzten, neu abgeleiteten Werke eine beliebige Anzahl von Hardcover-, Taschenbuch- oder E-Book-Ausgaben mit einer beliebigen Anzahl von ISBNs geben. Ebenso können einige dieser Werke bereits weitere Ableitungen (z.B. gekürzte Texte oder Comic-Versionen) mit neuen ISTCs hervorgebracht haben, die wiederum auf die beiden höheren Ebenen – auf die ursprüngliche Übersetzung und das übergeordnete Original – verweisen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Funktionalität des ISTC eine komplexe und robuste Lösung im Hinblick auf ein zukünftig mögliches Metadaten-Umfeld bereitstellt – wobei ein praktischer Nutzen aber derzeit noch in weiter Ferne zu liegen scheint. Nur die Urheber bzw. Verleger solch komplexer Ableitungen wären in der Lage, diese neuen ISTCs zu registrieren, und es lässt sich noch nicht klar sagen, was sie dazu veranlassen könnte, sich entsprechend zu engagieren. Es stellt sich die Frage, ob Urheber bzw. Verlage einen ausreichenden Nutzen darin sehen werden, dass auf die von ihnen publizierten Ursprungswerke verwiesen wird. Grundsätzlich lässt sich einfach sagen, dass sich das ISTC-System bei Bedarf für solche Zwecke anbietet. (Das oben angeführte Beispiel zu „Eclipse“ zeigt zudem, wie es ohne eine ISTC-Identifikation auf- grund der identischen Titel des englischsprachigen Originals und der spanischsprachigen Übersetzung ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
22 von Band 3 der Reihe zu Verwechslungen kommen kann, beispielsweise auf US-Websites, die beide Versionen der Publikation führen.) 8. Wie viele ISTC-Hierarchieebenen sind sinnvoll? In den vorherigen Kapiteln wurde ersichtlich, warum es für Verlage schwierig sein könnte, einzu- schätzen, auf welchen Hierarchieebenen sie ISTCs einsetzen sollten. Es bestehen nicht nur Unsicher- heiten darüber, was bei der ISTC-Registrierung zunächst zu beachten ist, sondern auch über den Grad der Detailliertheit und Komplexität der möglichen Hierarchien. Das Prinzip der zweckbestimmten Detailliertheit (functional granularity) wird bei Diskussionen über Buchmarktstandards und Identifikatoren häufig thematisiert. Grob gesagt geht es dabei darum, dass Objekte nur so weit identifiziert und klassifiziert werden müssen, wie es möglich und zweckmäßig erscheint. Als Beispiel für diese Herangehensweise im Hinblick auf die Behandlung von klassischen Romantexten soll wieder „Moby Dick“ dienen. In mancher Hinsicht erinnert dies an die Debatte in der Zoologie über die zweckmäßigste Form der Klassifizierung von Arten: Zusammenfassen oder Ausdifferenzieren. Die Beispiele in den folgenden Auflistungen sind rein hypothetisch – es geht lediglich darum, die potentielle Komplexität von hierarchischen Strukturen aufzuzeigen. So könnte es beispielsweise die folgenden Volltext-Versionen von „Moby Dick“ geben: ISBN 1 Moby-Dick Penguin Popular Classics ISBN 2 Moby-Dick Wordsworth Classics ISBN 3 Moby-Dick Norton Critical Editions ISBN 4 Moby-Dick Oxford World's Classics ISBN 5 Moby-Dick Barnes & Noble Classics ISBN 6 Moby-Dick Dover Giant Thrift Editions ISBN 7 Moby-Dick Penguin Classics Deluxe ISBN 8 Moby-Dick Longman Critical Editions ISBN 9 Moby-Dick Modern Library Classics ISBN 10 Moby-Dick Easy Read Large Print Edition ISTC: A Work in Progress von Michael Holdsworth. © 2010 Book Industry Study Group and Book Industry Communication
Sie können auch lesen